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THEATER<br />
W U P P E R T A L<br />
Antikörper<br />
Männer machen nichts als Ärger. Wäre das Leben<br />
als Frau mit einer Sexpuppe als Partner<br />
nicht viel leichter <strong>und</strong> selbstbestimmter? Ganz<br />
so einfach ist die Sache leider nicht. Das <strong>Wuppertal</strong>er<br />
Theater am Engelsgarten zeigt Anne<br />
Leppers preisgekröntes Stück „Mädchen in<br />
Not“.<br />
Die Sehnsucht nach dem privaten Glück treibt<br />
oft seltsame Blüten. Baby (Julia Reznik) ist attraktiv,<br />
wohlhabend, hat einen Mann <strong>und</strong> einen<br />
Liebhaber, aber das genügt ihr nicht. Sie hat die<br />
Schnauze voll vom Patriarchat <strong>und</strong> sozialen Normen,<br />
nach denen Gatte, Haus <strong>und</strong> Kinder das<br />
einzig wahre Lebensmodell darstellen. Was also<br />
tun? Statt eines Kerls aus Fleisch <strong>und</strong> Blut<br />
muss eine Sexpuppe her, die fügsam ist <strong>und</strong><br />
keine Widerworte gibt, <strong>und</strong>, ach was, warum<br />
nicht gleich zwei, mit denen man so schön nach<br />
Italien reisen könnte.<br />
Dummerweise lassen sich die beiden echten<br />
Männer nur ungern ersetzen <strong>und</strong> schleichen<br />
sich als Puppen verkleidet zurück in Babys Leben.<br />
Zu allem Überfluss möchte auch Babys<br />
Fre<strong>und</strong>in Dolly (Lena Vogt), Typ hässliches Entlein<br />
<strong>und</strong> von der Männerwelt ignoriert, ein Stück<br />
vom Kuchen abhaben<br />
<strong>und</strong> bändelt mit den Puppen<br />
an. Logische Folge:<br />
ein typischer Zickenkrieg.<br />
Und dann ist da noch die<br />
ominöse „Gesellschaft<br />
der Fre<strong>und</strong>e des Verbrechens“,<br />
der jegliche Aufmüpfigkeit<br />
ein Dorn im<br />
Auge ist <strong>und</strong> die unangepasstes<br />
Verhalten krass<br />
sanktioniert: „Vergewaltigen,<br />
erschießen, ausweisen!“,<br />
lautet ihre Parole.<br />
Urkomisch <strong>und</strong><br />
bitterböse<br />
Für „Mädchen in Not“ erhielt<br />
Anne Lepper im letzten<br />
Jahr den mit 15 000<br />
„Mädchen in Not“ in <strong>Wuppertal</strong><br />
Euro dotierten Mülheimer Dramatikerpreis, eine<br />
der begehrtesten Auszeichnungen in der<br />
deutschsprachigen Theaterszene. 2016 wurde<br />
das Stück am Nationaltheater Mannheim uraufgeführt.<br />
Am 29. <strong>März</strong> feiert es im Theater am<br />
Engelsgarten in <strong>Wuppertal</strong> Premiere; Regie<br />
führt Peter Wallgramm. „Mädchen in Not“ ist ein<br />
urkomisches <strong>und</strong> zugleich bitterböses Schauspiel.<br />
Wie in allen Stücken Leppers geht es auch<br />
hier um die Suche nach dem richtigen Leben im<br />
falschen, um die Auflehnung des Einzelnen gegen<br />
äußere Zwänge, um Wünsche, deren Verwirklichung<br />
beharrlich scheitert: an einer Gesellschaft,<br />
die Selbstoptimierung <strong>und</strong> Individualität<br />
zum Maß aller Dinge erhebt <strong>und</strong> doch kein<br />
Anderssein toleriert. bk<br />
Mädchen in Not: 29.3., 7.+8., 12.+13.,<br />
28.+29.4, 25.5., Theater am Engelsgarten,<br />
<strong>Wuppertal</strong>;schauspiel-wuppertal.de<br />
Foto: Uwe Schinkel<br />
13 x TANZ &<br />
PERFORMANCE<br />
SANAA-GEBÄUDE /<br />
FO LKWANG UNIVERSITAT DER KÜNSTE<br />
PACT ZOLLVEREIN<br />
14.—18. 03. <strong>2018</strong><br />
MUSIKTHEATER IM REVIER GELSENKIRCHEN<br />
TICKETS: 0201.812 22 00<br />
WWW.TANZPLATTFORM<strong>2018</strong>.DE<br />
AALTO-THEATER ESSEN<br />
WELT ERBE ZOLLVEREIN<br />
Förderer: Beauftragte der B<strong>und</strong>esregierung für Kultur <strong>und</strong> Medien, Ministerium für Kultur <strong>und</strong> Wissens chaft des Landes Nord rhein-Westfalen, Stadt Essen, Regional verband Ruhr,<br />
Kunststiftung NRW, Kulturstiftung Essen, Gut für Essen — Stiftung der Sparkasse Essen Kooperationspartner: Stiftung Zollverein, Theater <strong>und</strong> Philharmonie Essen, Musikt heater im Revier<br />
Gelsenkirchen, Folkwang Universität der Künste, Kultur Ruhr GmbH Medien- <strong>und</strong> Kulturpartner: <strong>coolibri</strong>, K.West — Magazin für Kunst, Kultur, Gesellschaft, tanz — Zeitschrift für Ballett,<br />
Tanz <strong>und</strong> Performance, WDR 3 Partner: Goethe-Institut, Internationales Theaterinstitut — Zentrum Deutschland (ITI)<br />
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Photo ©: MIF, 2017