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GROSSSTADTVÖGEL<br />
Judith Weißenborn<br />
31<br />
Dramaturgin am<br />
Jungen Schauspiel<br />
<strong>Düsseldorf</strong><br />
„Es gibt nichts, was man<br />
nicht mit einer Rolle<br />
Gaffa-Tape hinbekäme.“<br />
Foto: Christof Wolff<br />
Wie läuft’s in der Stadt?<br />
Stetig im Wandel. Ich bin gebürtige <strong>Düsseldorf</strong>erin <strong>und</strong> nach meinem Studium<br />
<strong>und</strong> ersten Jobs wieder in der Stadt gelandet. Im Stadtbild hat sich<br />
einiges verändert. Orte sind teuren Neubauten gewichen, Subkultur wurde<br />
aus der Stadtmitte verdrängt. Sie hat sich aber neue Plätze gesucht, wie<br />
auf dem Gelände der Alten Farbwerke in Flingern. Dort haben Cafés, Theatermacher<br />
<strong>und</strong> Musiker ein neues Zuhause gef<strong>und</strong>en. Oder in Rath findet<br />
man im Foyer des Jungen Schauspiels das Café Eden. Bei Konzerten, Kleidertauschbörsen<br />
oder Theatervorstellungen treffen hier Menschen aus<br />
der ganzen Welt aufeinander. Solche Begegnungsorte machen die Stadt<br />
für mich spannend.<br />
Läuft bei dir?<br />
Ich hatte vor einem Monat Premiere mit dem Kinder-Stück „Der kleine<br />
Angsthase“. Die Vorstellungen sind super lebendig, die Kinder diskutieren<br />
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darüber was sie sehen, beziehen Haltung <strong>und</strong> teilen sie lautstark mit. Besonders<br />
schön finde ich, wenn sie an Stellen lachen, die die Erwachsenen<br />
nicht verstehen <strong>und</strong> umgekehrt. Hier entsteht Reibung. Deswegen lausche<br />
ich auch gerne nach den Vorstellungen im Foyer, wie sich die Kinder mit ihren<br />
Omas, Opas oder Eltern angeregt über Ängste, Angstmacher <strong>und</strong> Diskokugeln<br />
unterhalten. Dann denke ich mir: Theater macht echt Sinn. Wann<br />
kommen schon verschiedene Generationen so offen ins Gespräch darüber,<br />
was sie bewegt?<br />
Was fehlt zum Lauf deines Lebens?<br />
Im Theater habe ich gelernt: Es gibt nichts, was man nicht auch mit einer<br />
Rolle Gaffa-Klebeband hinbekäme.<br />
dhaus.de/junges-schauspiel