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März 2018 - coolibri Düsseldorf und Wuppertal

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KUNST<br />

G O E T H E - M U S E U M<br />

E S S E N<br />

Wahlverwandtschaften<br />

Was verbindet den Maler <strong>und</strong> Bildhauer Heinz Mack mit dem Dichter <strong>und</strong><br />

Naturforscher Johann Wolfgang von Goethe? In beider Werk ist das Phänomen<br />

der Interaktion von Licht <strong>und</strong> Farbe ein zentrales Element. Eine<br />

Ausstellung im Goethe-Museum stellt die Künstler gegenüber.<br />

Da ist Heinz Mack (*1931), der Avantgardist: Maler <strong>und</strong> Bildhauer, Mitbegründer<br />

der ZERO-Gruppe, mehrfacher documenta-Teilnehmer <strong>und</strong> Lichtkünstler.<br />

Da ist Johann Wolfgang von Goethe (1749–1832), der Klassiker:<br />

berühmtester deutscher Dichter, Gelehrter, Politiker, Zeichner <strong>und</strong> Naturwissenschaftler.<br />

Auf den ersten Blick zwei völlig konträre Persönlichkeiten.<br />

Doch bei genauerem Hinsehen offenbart sich eine überraschende<br />

Schnittmenge – die beständige Faszination beider Protagonisten für Licht<br />

<strong>und</strong> Farbe sowie deren Wechselwirkungen.<br />

„Die Farben sind Taten des Lichts“, befand Goethe in seiner Schrift „Zur<br />

Farbenlehre“. Sie stellt seine umfangreichste Arbeit dar, die er selbst bedeutender<br />

einschätzte als seine Dichtung. Besagtem Zitat ist der Titel einer<br />

repräsentativen Sonderschau entlehnt, die vom 4. <strong>März</strong> bis 27. Mai in<br />

den frisch renovierten Sälen des Goethe-Museums zu sehen ist: „Taten<br />

des Lichts – Mack & Goethe“.<br />

Die gattungsübergreifende Ausstellung setzt erstmals das Œuvre Heinz<br />

Macks in Bezug zur Ideen- <strong>und</strong> Gedankenwelt Goethes. Mit ihm <strong>und</strong> seinen<br />

Schriften hat sich der Künstler stets intensiv auseinandergesetzt. Präsentiert<br />

werden zahlreiche selten oder noch nie gezeigte Werke Macks in Kontrast<br />

zu den optischen Experimenten Goethes. Des Weiteren zeigt die Ausstellung<br />

diverse Exponate aus dem F<strong>und</strong>us des Museums, das mit r<strong>und</strong><br />

50.000 Objekten die größte Goethe-Privatsammlung der Welt beherbergt.<br />

Rare Leihgaben aus Weimar, Dresden <strong>und</strong> Wien ergänzen die Schau.<br />

Die Passion für Farbe <strong>und</strong> Licht ist nicht die einzige Parallele zwischen<br />

Mack <strong>und</strong> Goethe. Ein beiderseitiges Interesse an Morphologie ist erkennbar<br />

sowie an der Kunst des Orients. „Orient <strong>und</strong> Okzident sind nicht mehr<br />

zu trennen.“ Zu Goethes „West-östlicher Divan“, aus dem diese Sentenz<br />

stammt, schuf Heinz Mack übrigens ein „Buch der Bilder“. Gewiss wird<br />

man am Ende beide Künstler mit ganz anderen Augen sehen. bk<br />

Taten des Lichts – Mack & Goethe: 4.3.–27.5, Goethe-Museum,<br />

<strong>Düsseldorf</strong>; goethe-museum.com<br />

Heinz Mack, ohne Titel, 2016, Acryl auf Leinwand, 210 x 223 cm; Copyright: VG Bild-Kunst, Bonn 2017<br />

An Munchs Steg<br />

Vom 16. Februar bis zum 22. April hat das Museum Folkwang in Essen ein<br />

Meisterwerk zu Gast: gezeigt wird das Gemälde „Die Mädchen auf der<br />

Brücke“ von 1927, eine Leihgabe aus dem Munch Museum in Oslo. Präsentiert<br />

wird das Werk zusammen mit drei Gemälden Munchs <strong>und</strong> 28 Arbeiten<br />

auf Papier aus dem Bestand des Museum Folkwang.<br />

Edvard Munch (1863–1944) gehört zu den bekanntesten norwegischen<br />

Malern der Moderne. Seine Lebensfries-Werke, darunter auch „Der Schrei“,<br />

sind Publikumsmagneten <strong>und</strong> weit über die Grenzen der Museen hinaus<br />

Teil eines globalen kulturellen Gedächtnisses. Mit „Die Mädchen auf der<br />

Brücke“ rückt das Museum Folkwang ein Motiv des Malers in den Mittelpunkt,<br />

das zwischen 1901 <strong>und</strong> 1940 in insgesamt zwölf Ölgemälden <strong>und</strong><br />

fünf Grafiken verarbeitet wurde. Das präsentierte Werk wurde im Jahr<br />

1927 angefertigt <strong>und</strong> gehört somit zu einer jüngeren Version dieses Themas.<br />

Gezeigt wird eine Gruppe von Mädchen oder Frauen, die sich auf einem<br />

Steg der Gemeinde Åsgårdstrand versammelt haben. In Åsgårdstrand<br />

ist Ende des 19. Jahrh<strong>und</strong>erts eine Künstlerkolonie entstanden, in der<br />

auch Munch lebte <strong>und</strong> arbeitete. Munchs Arbeiten sind dafür bekannt,<br />

dass sie eine Stimmung unbestimmter Sehnsucht vermitteln, wobei es<br />

dem Betrachter überlassen bleibt, eine Geschichte hinzuzudenken. Das<br />

gilt auch für „Die Mädchen auf der Brücke“, das den Betrachter durch den<br />

auf einen Fluchtpunkt zustrebenden Steg in den Bann zieht. Die Farben<br />

des Bildes lassen zugleich eine heitere <strong>und</strong> düstere Stimmung entstehen:<br />

Die leuchtenden Kleider stehen dem dunklen Baumschatten im Wasser<br />

gegenüber. Zudem kann sich der Betrachter fragen, warum sich die Mädchen<br />

dort versammelt haben, warum eine Figur nach unten zu schauen<br />

scheint, während der Blick der anderen in die Ferne schweift? Verweilen<br />

sie dort nur kurz oder warten sie auf die Ankunft eines Schiffs? Neben<br />

„Die Mädchen auf der Brücke“ zeigt die Ausstellung drei weitere Gemälde<br />

<strong>und</strong> 28 Arbeiten auf Papier. Darunter befinden sich die Farbholzschnitte<br />

„Mondschein“ von 1896 oder „Frauen am Meeresufer“ von 1898. Deutlich<br />

wird, dass Munch bestimmte Motive nicht nur in Bildgruppen über Jahre<br />

hinweg verarbeitet hat, sondern diese auch mit unterschiedlichen Methoden<br />

aufnimmt – wie Malerei <strong>und</strong> Druckgrafik. Stefanie Roenneke;<br />

Meisterwerke zu Gast: Edvard Munch – Sehnsucht <strong>und</strong> Erwartung: Bis<br />

22.4., Museum Folkwang, Essen; museum-folkwang.de. Eintritt frei.<br />

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Foto: Munch Museum

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