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SB_15.501NLP

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2011<br />

Abschlussbericht<br />

DVS-Forschung<br />

Entwicklung und Herstellung<br />

nachbearbeitungsarmer<br />

Schichtsysteme zum<br />

kostengünstigen Korrosionsund<br />

Verschleißschutz mit<br />

Fe-Basis-Feinstpulvern


Entwicklung und Herstellung<br />

nachbearbeitungsarmer<br />

Schichtsysteme zum<br />

kostengünstigen Korrosionsund<br />

Verschleißschutz mit Fe-<br />

Basis-Feinstpulvern<br />

Abschlussbericht zum Forschungsvorhaben<br />

IGF-Nr.: 15.501 N<br />

DVS-Nr.: 02.001<br />

RWTH Aachen University Institut für<br />

Oberflächentechnik im Maschinenbau<br />

Förderhinweis:<br />

Das IGF-Vorhaben Nr.: 15.501 N / DVS-Nr.: 02.001 der Forschungsvereinigung Schweißen und<br />

verwandte Verfahren e.V. des DVS, Aachener Str. 172, 40223 Düsseldorf, wurde über die AiF im<br />

Rahmen des Programms zur Förderung der industriellen Gemeinschaftsforschung (IGF)<br />

vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie aufgrund eines Beschlusses des Deutschen<br />

Bundestages gefördert.


Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek<br />

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen<br />

Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind online abrufbar<br />

unter: http://dnb.dnb.de<br />

© 2011 DVS Media GmbH, Düsseldorf<br />

DVS Forschung Band 157<br />

Bestell-Nr.: 170266<br />

I<strong>SB</strong>N: 978-3-96870-156-1<br />

Kontakt:<br />

Forschungsvereinigung Schweißen<br />

und verwandte Verfahren e.V. des DVS<br />

T +49 211 1591-0<br />

F +49 211 1591-200<br />

forschung@dvs-hg.de<br />

Das Werk ist urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte, auch die der Übersetzung in andere Sprachen, bleiben<br />

vorbehalten. Ohne schriftliche Genehmigung des Verlages sind Vervielfältigungen, Mikroverfilmungen und die<br />

Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen nicht gestattet.


Inhaltsverzeichnis<br />

1 Forschungsthema .........................................................................................................153<br />

2 Wissenschaftlich-technische und wirtschaftliche Problemstellung................................153<br />

2.1 Anlass für den Forschungsantrag.........................................................................153<br />

2.2 Ausgangssituation ................................................................................................154<br />

2.3 Stand der Forschung/Technik...............................................................................154<br />

3 Forschungsziel/Ergebnisse ...........................................................................................155<br />

3.1 Forschungsziel......................................................................................................155<br />

3.2 Erzielte Ergebnisse...............................................................................................155<br />

3.2.1 Herstellung der Schichtsysteme .......................................................................157<br />

3.2.2 Grundcharakterisierung der Schichtsysteme....................................................163<br />

3.2.3 Impactverhalten der Schichtsysteme................................................................164<br />

3.2.4 Verschleißverhalten der Schichtsysteme..........................................................171<br />

3.2.5 Korrosionsverhalten der Schichtsysteme .........................................................176<br />

3.2.6 Benetzungsverhalten der Schichtsysteme........................................................178<br />

3.2.7 Kostenkalkulation..............................................................................................179<br />

3.3 Gegenüberstellung der erzielten Ergebnisse mit den geplanten Zielen,<br />

Vernetzung zu anderen Projekten im Forschungscluster.....................................182<br />

4 Plan zum Ergebnistransfer in die Wirtschaft .................................................................183<br />

4.1 Spezifische Transfermaßnahmen während der Laufzeit des Vorhabens .............184<br />

4.2 Geplante spezifische Transfermaßnahmen nach der Projektlaufzeit ...................185<br />

5 Nutzen und wirtschaftliche Bedeutung der angestrebten Forschungsergebnisse<br />

für KMU.........................................................................................................................186<br />

5.1 Voraussichtliche Nutzung der angestrebten Forschungsergebnisse in KMU.......186<br />

5.2 Voraussichtlicher Beitrag zur Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit der KMU.....186<br />

5.3 Aussagen zur voraussichtlichen industriellen Umsetzung der FuE-<br />

Ergebnisse nach Projektende...............................................................................186<br />

6 Durchführende Forschungsstelle ..................................................................................187<br />

7 Danksagung ..................................................................................................................187<br />

8 Literaturverzeichnis.......................................................................................................187


Änderungen/Anpassungen gegenüber dem ursprünglichen Arbeitsplan aufgrund von<br />

Anregungen und Empfehlungen vom projektbegleitenden Ausschuss (PA) und in<br />

Übereinstimmung mit dem PA<br />

Aus Sicht der Forschungsstelle kann die Zusammenarbeit mit dem projektbegleitenden Ausschuss<br />

(PA) als äußerst konstruktiv bezeichnet werden. Auf zahlreichen Treffen und Workshops<br />

des projektbegleitenden Ausschusses entstanden viele Anregungen und Ideen. Die<br />

wichtigsten Anregungen, die zum Teil zu Änderungen/Anpassungen des Arbeitsplans<br />

führten, sind im Folgenden aufgelistet:<br />

− Bereits zu Beginn des Projekt (auf dem Kickoff-Meeting in Aachen am 21.02.2008) wurde<br />

seitens des projektbegleitenden Ausschusses angeregt, beim Plasmaspritzen neben<br />

normalen Umgebungsbedingungen (ca. 78 % N 2 , ca. 21 % O 2 , sonstige Gase) auch<br />

andere Atmosphären zu betrachten, bspw. durch eine Spritzstrahlummantelung (Shroud).<br />

− Als Demonstrator wurden seitens des projektbegleitenden Ausschusses Walzen aus der<br />

Druck- und Papierindustrie vorgeschlagen, anstelle von Hydraulikkomponenten. Für das<br />

hier vorliegende Projekt wurde gemeinsam mit dem PA ein Farbduktor ausgewählt.<br />

− Entsprechend der Änderung des Demonstratorbauteils, wurden auch die Tests in<br />

Abstimmung mit dem PA angepasst. So wurde z.B. der Salzsprühnebeltest nach DIN EN<br />

ISO 9227 durch Polarisationsversuche mit Feuchtmitteln ersetzt, da Belastungen, wie sie<br />

im Salzsprühnebeltest herrschen, in einer Druckmaschine nicht auftreten.<br />

− Seitens des PA wurde angeregt, Spritzsysteme zu verwenden, die für Lohnbeschichter<br />

anwendungsrelevant sind, d.h. von KMUs häufig genutzt werden. Aus diesem Grund<br />

wurden folgende drei Spritzsysteme betrachtet: kerosinbetriebenes HVOF, 3-Kathoden-<br />

APS, 1-Kathoden-APS. Das 3-Kathoden-APS-System wurde aufgrund seines Funktionsprinzips<br />

und des damit verbundenen so genannten Cage-Effekts ausgewählt. Dabei kann<br />

theoretisch durch eine Pulverinjektion zwischen die drei Plasmastrahlen eine<br />

Abschirmung der Partikel vor der Umgebungsluft bei einer gleichzeitig gleichmäßigeren<br />

Beschleunigung/Aufheizung der Partikel erreicht werden (vgl. ersten Punkt). Das<br />

1-Kathoden-APS wurde auf Wunsch des PA wegen seiner weiten industriellen<br />

Verbreitung und somit Anwendungsrelevanz eingesetzt.<br />

− Ähnlich wie bei den Beschichtungssystemen, wurde seitens der Mitglieder des PA auch<br />

bei den Werkstoffen die Frage nach der Verfügbarkeit der untersuchten Fe-Basis-Feinstpulver<br />

gestellt. Diesbezüglich wurde daher der Schwerpunkt auf die Verarbeitung von<br />

kommerziell in großen Mengen erhältlichen Fe-Basis-Pulvern gelegt. Durch die enge<br />

Vernetzung mit dem Projekt „Fe-Basis-Feinstpulverlegierung“ (W2) wurde jedoch die<br />

Verarbeitbarkeit der neu hergestellten Werkstoffe (alternatives Verfahren zum Gasverdüsen)<br />

kontinuierlich erforscht und exemplarisch gezeigt.


1 Forschungsthema<br />

Entwicklung und Herstellung nachbearbeitungsarmer Schichtsysteme zum kostengünstigen<br />

Korrosions- und Verschleißschutz mit Fe-Basis-Feinstpulvern<br />

2 Wissenschaftlich-technische und wirtschaftliche Problemstellung<br />

Zu Beginn wird in diesem Kapitel 2 zunächst auf den Anlass für den Forschungsantrag zum<br />

oben genannten Forschungsthema sowie die herrschende Ausgangssituation eingegangen.<br />

Anschließend wird der Stand der Forschung/Technik betrachtet.<br />

2.1 Anlass für den Forschungsantrag<br />

Die vergleichsweise hohen und zum Teil stark fluktuierenden Werkstoffpreise typischer<br />

Korrosions- und Verschleißschutzschichten wie etwa WC/Co, Cr 3 C 2 /NiCr oder NiCrBSi<br />

können zu erhöhten Beschichtungskosten führen. Daneben spielen auch Umwelt- und<br />

gesundheitliche Aspekte eine große Rolle, unter welchen einige für den Korrosions- und<br />

Verschleißschutz eingesetzten Werkstoffe und Werkstoffkombinationen kritisch sein können<br />

[Zim08]. Eisenbasierte Werkstoffe stellen unter wirtschaftlichen und gesundheitlichen<br />

Gesichtspunkten eine sehr gute Alternative zu den konventionellen Metallmatrix-<br />

Verbundwerkstoffen (z.B. Karbide in metallischer Matrix) bzw. Ni-Basis-Werkstoffen dar,<br />

wenn sie einen vergleichbaren und zuverlässigen Schutz bieten können. Fe-Basis-<br />

Werkstoffe/-Schichten werden zwar schon seit Jahrzehnten eingesetzt, jedoch waren sie<br />

bisher anderen Legierungssystemen (bspw. Ni-Basis) hinsichtlich Verschleiß-/Korrosionseigenschaften<br />

unterlegen. Durch Weiter-/Neuentwicklungen von Beschichtungs- und Werkstoffsystemen<br />

sind eisenbasierte Werkstoffe wieder konkurrenzfähig geworden und stellen<br />

eine ökonomische und ökologische Alternative zu teuren Legierungen dar [Sch09]. Diese<br />

Aspekte spiegeln sich auch in den Ergebnissen einer DVS/GTS-Umfrage [DVS07] zu den<br />

Potentialen des Thermischen Spritzens wider, in der dieser Thematik von Seiten der<br />

Industrie großes Interesse bescheinigt wurde.<br />

Neben den Werkstoff- und Beschichtungskosten ist ein großer Anteil an den Gesamtkosten<br />

die Nach-/Endbearbeitung der Bauteile. Beschichtungen mit Feinstpulvern stellen eine sehr<br />

viel versprechende Lösung dieser Problematik dar. Mit ihnen sind dünne dichte Schichten<br />

mit hohen Oberflächengüten erreichbar (endkonturnah) [Til08], die die Kosten für die Nachbearbeitung<br />

senken können [Bob10b]. Abhängig vom konkreten Belastungsfall kann auch<br />

eine Steigerung der Verschleißbeständigkeit beobachtet werden [Pic06]. Die aktuellen Entwicklungen<br />

im Bereich der Thermischen Spritztechnik in Richtung hoher kinetischer Energien<br />

bei vergleichsweise moderaten Partikeltemperaturen begünstigen den Einsatz solcher sehr<br />

feinen Pulver zusätzlich.<br />

Im Rahmen dieses Projekts sollten mikrostrukturierte Feinstpulver auf Eisenbasis als wirtschaftliche<br />

(im Vergleich zu kostenintensiven Ni- oder Co-Basis-Werkstoffen) und umweltbzw.<br />

gesundheitsverträglichere (im Vergleich zu hoch Cr- oder Ni-haltigen Werkstoffen)<br />

Alternative exemplarisch am Beispiel der Beschichtung eines Farbduktors aus der Druckmaschine<br />

erforscht werden. Die entwickelten Methoden und Werkstoffe sind auch auf andere<br />

Branchen wie etwa den allgemeinen Maschinenbau, den Anlagenbau oder die Automobilindustrie<br />

transferierbar.


2.2 Ausgangssituation<br />

Im Bereich des Verschleiß- und Korrosionsschutzes wird heute industriell eine Vielzahl an<br />

Schichtsystemen erfolgreich eingesetzt. Dazu gehören unter anderem galvanische Beschichtungen<br />

(etwa galvanisches Hartchrom) und thermisch gespritzte Schichtsysteme (Metalllegierungen,<br />

Metallmatrix-Verbundwerkstoffe, Keramiken) [z.B. Bol06, Bol08, Wan06]. Dabei<br />

haben beide Technologien je nach Anwendungsfall sowohl ihre Vor- als auch ihre Nachteile.<br />

Im Bereich der Thermischen Spritztechnik mit ihrem enorm großen Werkstoff- und Verfahrensportfolio<br />

besteht ein hohes Potential zur weiteren Verbesserung der Schichtsysteme.<br />

Vor allem thermisch gespritzten Fe-Basis-Werkstoffen wird ein hohes Potential unter<br />

ökonomischer und ökologischer Hinsicht zugesprochen [DVS07]. Dies liegt zum einen an<br />

neuentwickelten Fe-Basis-Werkstoffen [Sch09], zum anderen an den bereits erwähnten<br />

Weiterentwicklungen der thermischen Beschichtungssysteme. Vor dem Beschichten werden<br />

die Bauteile im Allgemeinen durch Korundstrahlen aufgeraut und aktiviert sowie mit Alkohol<br />

von Fettrückständen gereinigt. Im Anschluss an den Beschichtungsprozess folgt (zumeist)<br />

eine mechanische Nach-/Endbearbeitung mittels Zerspanens und/oder Schleifens, da die<br />

Beschichtungen im as-sprayed-Zustand die Anforderungen bestimmter Applikationen an<br />

Maßgenauigkeit und Oberflächenrauheit nicht erfüllen können. Dies ist bspw. bei dem in<br />

diesem Projekt als Demonstratorbauteil betrachteten Farbduktor der Fall (vgl. Kapitel 3.2.1).<br />

Aus diesem Grunde müssen Spritzschichten mit einem zusätzlichen Übermaß gespritzt<br />

werden, das u.a. stark von der verwendeten Pulverfraktionierung beeinflusst wird. Bei feinen<br />

Pulvern (etwa -15+5 µm) kann dieses Übermaß, bedingt durch niedrigere Oberflächenrauigkeiten,<br />

geringer gewählt werden als z.B. bei Pulvern mit einer Fraktionierung von<br />

-53+20 µm. Dieser zusätzliche Beschichtungsaufwand wirkt sich zusammen mit der<br />

notwendigen Nachbearbeitung negativ auf die wirtschaftliche Prozesseffizienz aus. Einen<br />

Sonderfall im Bezug auf die Prozesskette stellen eingeschmolzene Beschichtungen dar.<br />

Diese Beschichtungen werden nach dem Spritzprozess in einem zusätzlichen Prozessschritt<br />

eingeschmolzen und zeichnen sich durch außergewöhnlich hohe Haftzugfestigkeiten,<br />

geringe und geschlossene Porosität sowie eine deutlich reduzierte Oberflächenrauheit aus<br />

und eignen sich besonders gut für den Korrosionsschutz. Für diese Beschichtungen kommen<br />

in der Regel selbstfließende Legierungen auf Ni-Basis zum Einsatz. Zusätzlich werden<br />

selbstfließende Legierungen auf Co-Basis verwendet. Der Einsatz dieser Beschichtungen<br />

wird jedoch durch die erforderliche Wärmebehandlung (ca. 900-1000 °C) des Bauteils nach<br />

dem Beschichten eingeschränkt.<br />

2.3 Stand der Forschung/Technik<br />

In den vergangenen 20 Jahren nahm der Anteil des Hochgeschwindigkeitsflammspritzens<br />

(HVOF) bei der Herstellung von Verschleiß- und Korrosionsschutzschichten stetig zu. HVOFgespritzte<br />

Beschichtungen zeichnen sich durch hohe Haftzugfestigkeiten, geringe<br />

Porositäten und geringe Oxidverunreinigungen aus. Heutige HVOF-Beschichtungen mit<br />

konventionellen Pulverfraktionen (z.B. -53+20 µm) weisen in der Regel Oberflächenrauigkeiten<br />

zwischen 3 µm und 6 µm (Ra) auf. Mittels Plasmaspritzens können hoch<br />

schmelzende Werkstoffe verarbeitet werden. Bei diesem Verfahren gibt es eine Entwicklung<br />

hin zu Mehrelektrodensystemen (z.B. 3-Kathoden-APS TriplexPro-200, Sulzer Metco,<br />

Hattersheim, Deutschland). Diese ermöglichen im Vergleich zu den 1-Elektrodenpaar-<br />

Systemen einen stabileren Beschichtungsprozess mit höheren Partikelgeschwindigkeiten.

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