SKIP - Das Kinomagazin, Ausgabe März 2012
SKIP - Das Kinomagazin, Ausgabe März 2012 - SKIP 2.0: Hier findest du SKIP - Das Kinomagazin zum online Durchblättern. Deine Lieblingskinozeitschrift als Print-Magazin gibts natürlich auch - ab sofort gratis in deinem Kino, bei Thalia und in den Bank Aust
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▶lFilm<br />
Politischer Aufbruch und fi lmischer<br />
Umbruch: Wenn das sowjetische Kino in<br />
der Tauwetter-Periode seine fi lmische<br />
Wiedergeburt feiert, dann schaut das<br />
Österreichische Filmmuseum genau hin.<br />
Eine Schau mit Meisterwerken von<br />
ANDREJ TARKOWSKIJ, MICHAIL<br />
KALATOSOW, MICHAIL ROMM u.v.m.<br />
Tauwetter<br />
Aufbrüche im<br />
sowjetischen Kino 1957 – 67<br />
Dobro poschalowat ili Postoronnim ... Iwanowo detstwo<br />
WENN ES IM WINTER irgendwann<br />
beginnt, matschig zu werden, sich die<br />
Schnee- und Eismassen langsam aber stetig<br />
verflüchtigen und der dicke Rollkragenpullover<br />
endlich wieder einmal im Kasten bleiben<br />
darf, spricht man allgemein von Tauwetter –<br />
und meint damit auch im übertragenen Sinn<br />
immer eine Zwischenphase der Veränderung<br />
und des Aufbruchs, bevor etwas Neues entstehen<br />
kann. <strong>Das</strong> sowjetische Tauwetter – so<br />
wird eine bedeutende historische Periode in<br />
den Ländern der UdSSR bezeichnet – begann<br />
mit dem Tod von Diktator Josef Stalin<br />
im Jahre 1953 und war Auslöser für eine kulturelle<br />
Auflockerung und Neuorientierung.<br />
Die neue Freiheit nutzte Schriftsteller Ilja<br />
Ehrenburg ein Jahr später für seine namensgebende<br />
Erzählung Tauwetter, Tauwetter welches damit<br />
zum Synonym für das neue Bewusstsein in<br />
der sowjetischen Kunst wurde.<br />
Im Kino zeigte sich das Tauwetter nicht nur in<br />
den jungen und wütenden Filmen namhafter<br />
Rebellen wie Andrej Tarkowskij oder Andrej<br />
Kontschalowskij, die als Jugendliche den<br />
Krieg überlebt hatten, sondern auch in revolutionären<br />
Werken sowjetischer Altmeister<br />
Andrej Rubljow<br />
wie Michail Romm oder Michail Kalatosow,<br />
deren filmische Karrieren bereits in der<br />
Stummfilmzeit begonnen hatten.<br />
Die von Olaf Müller kuratierte Schau des<br />
Österreichischen Filmmuseums bringt das<br />
Tauwetter-Kino mit dem Eröffnungsfilm Letjat<br />
schurawli (1957) von Kalatosow perfekt<br />
auf den Punkt: Der Film wurde 1958 bei den<br />
Filmfestspielen von Cannes nicht nur mit der<br />
Goldenen Palme prämiert, sondern porträtiert<br />
das Seelenleben seiner geschundenen Protagonisten<br />
mit einer einzigartigen Eleganz und<br />
Letjat schurawli<br />
9 dnej<br />
odnogo goda<br />
Vielfältigkeit. Krieg und seine Auswirkungen<br />
sind wiederkehrende Themen in der Filmschau:<br />
Während Grigorij Tschuchraj in Ballada<br />
o o o soldate soldate soldate (1959) den Tod eines einfachen<br />
Soldaten porträtiert, lässt Larissa Schepitko<br />
die weibliche Protagonistin in Krylja Krylja Krylja (1966)<br />
sehnsüchtig an ihre Zeit als jugendliche<br />
Kampfpilotin zurückdenken. In diesem Zusammenhang<br />
erscheint auch Tarkowskijs<br />
Langfilmdebüt Iwanowo Iwanowo Iwanowo detstwo detstwo detstwo (1962) als<br />
elementarer Kern der Filmbewegung: Krieg<br />
als religiöse und kathartische Erfahrung durch<br />
die Augen eines Buben, der durch ihn zum<br />
Waisen wurde. Die Tauwetter-Periode endete<br />
politisch mit der Entmachtung Chruschtschows<br />
und dem Beginn politischer Repressalien.<br />
Diesen Freigeist sollte das sowjetische<br />
Kino in der Folge nie wieder erlangen. DR<br />
▶l 08 03 <strong>2012</strong> – 11 04 <strong>2012</strong><br />
TAUWETTER. AUFBRÜCHE IM SOWJETISCHEN KINO<br />
1957 – 67. <strong>Das</strong> Österreichische Filmmuseum zeigt<br />
erstmals eine umfassende Retrospektive des sowjetischen<br />
Tauwetter-Kinos. Die Schau wurde vom Filmkritiker<br />
Olaf Möller kuratiert, der auch Einführungen zu<br />
einigen Filmen halten wird. <strong>Das</strong> komplette Programm<br />
mit allen Terminen gibts auf www.filmmuseum.at<br />
<strong>SKIP</strong> MÄRZ 101