SKIP - Das Kinomagazin, Ausgabe März 2012
SKIP - Das Kinomagazin, Ausgabe März 2012 - SKIP 2.0: Hier findest du SKIP - Das Kinomagazin zum online Durchblättern. Deine Lieblingskinozeitschrift als Print-Magazin gibts natürlich auch - ab sofort gratis in deinem Kino, bei Thalia und in den Bank Aust
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▶l Film<br />
Sarahs<br />
Schlüssel<br />
Journalistin Julie (Kristin scott thomas) kommt einem Drama auf die Spur, das sich<br />
in den 40er-Jahren just in ihrer neuen Pariser Wohnung abgespielt hat: packendes Zeitgeschichtsdrama<br />
um das Verbrechen der schweigenden mitwisserschaft am Judenmord.<br />
Es passiErtE mitten in Paris: im<br />
morgengrauen des 16. Juli 1942 verhafteten<br />
französische Polizisten – keine deutschen<br />
Schergen! – in der ganzen Stadt jüdische<br />
familien in einer beispiellosen razzia. insgesamt<br />
13.000 menschen wurden in das<br />
Vélodrome d’hiver gesperrt, eine Sporthalle<br />
mit radrennbahn, tagelang, unter unerträglichen<br />
Bedingungen, bis sie weiter in ein<br />
transitlager außerhalb der Stadt und dann in<br />
Konzentrationslager transportiert wurden.<br />
Die kleine Sarah (mélusine mayance) ist<br />
zehn Jahre alt, als die Polizei an der tür<br />
klopft. in fliegender hast überredet sie ihren<br />
kleinen Bruder, sich hinter der tapetentür im<br />
Wandschrank zu verstecken und auf keinen<br />
fall einen laut von sich zu geben, sie sei<br />
auch gleich wieder da. Sarah sperrt ab,<br />
steckt den Schlüssel ein, und wird mit ihren<br />
092 sKip märz<br />
Eltern weggezerrt, in das grauenvolle rund<br />
des Velodroms. Sie weiß, sie muss ihren Bruder<br />
rauslassen, der verdurstet sonst, verhungert,<br />
erstickt, kaum auszudenken. an den<br />
Wachen führt jedoch kein Weg vorbei. im<br />
transitlager erst, getrennt von ihren Eltern,<br />
mit schwerem Keuchhusten, aber irgendwie<br />
lebendig, schafft sie es, zu entkommen. Sie<br />
muss dringend nach Paris, einen kleinen Buben<br />
hinter einer tapetentür retten. Doch<br />
ohne hilfe wird sie das niemals schaffen.<br />
Paris, in der Gegenwart. Julie (Kristin Scott<br />
thomas) ist amerikanische Journalistin, und<br />
will demnächst ihren französischen mann heiraten.<br />
Gemeinsam plant man, in die Wohnung<br />
zu ziehen, die seit 1942 im Besitz der familie<br />
ist. Ganz plötzlich wurde das apartment damals<br />
frei. Julie schreibt an einer großen reportage<br />
zum Jahrestag der razzia des Win-<br />
Julie (Kristin Scott<br />
Thomas) ist einem<br />
entsetzlichen<br />
Geheimnis auf der<br />
Spur: Just aus der<br />
Wohnung, in der<br />
seit Jahrzehnten die<br />
Familie ihres<br />
Mannes lebt, ist<br />
1942 ein kleines<br />
jüdisches Mädchen<br />
verschleppt worden.<br />
tervelodroms, und ist erschüttert, wie wenig<br />
die Pariser über das Unrecht wissen, das in ihrer<br />
mitte geschehen ist, und an dem sie durch<br />
Wegschauen oder durch bewusste Kollaboration<br />
mitschuldig sind. Noch größer wird Julies<br />
Entsetzen, als sie bei ihrer recherche auf die<br />
Geschichte der kleinen Sarah stößt: Sie wurde<br />
1942 in genau jener Wohnung verhaftet, die<br />
Julie soeben mit ihrem Zukünftigen renoviert.<br />
Und von Sarahs kleinem Bruder ist in den<br />
aufzeichnungen nirgendwo die rede …<br />
Sarahs Schlüssel, Gilles Paquet-Brenners Verfilmung<br />
des gleichnamigen Bestsellerromans<br />
von tatiana De rosnay, erzählt eine fiktive Geschichte<br />
– und doch gelingt es, das wahre<br />
Grauen von damals zu veranschaulichen, ohne<br />
es zu trivialisieren. Ein stilsicherer, feinfühliger<br />
und dabei zutiefst berührender film über ein<br />
unfassbares Verbrechen. mm<br />
▶l 09 03 <strong>2012</strong><br />
Drama. ot: EllE S’aPPElait Sarah. frankreich<br />
2010. Länge: 104 min. regie: Gilles Paquet-Brenner.<br />
Buch: Gilles Paquet-Brenner, Serge Joncour nach<br />
dem roman von tatiana De rosnay. Kamera:<br />
Pascal ridao. Schnitt: hervé Schneid. muSiK:<br />
max richter. ProDuKtion: Stéphane marsil.<br />
DarSteLLer: Kristin Scott thomas, mélusine<br />
mayance, Niels arestrup, frédéric Pierrot, michel<br />
Duchaussoy, Dominique frot, Natasha mashkevich,<br />
Gisèle Casadesus, aidan Quinn. VerLeih: Polyfilm.