Nr. 14 (II-2016) - Osnabrücker Wissen
Nr. 14 (II-2016) - Osnabrücker Wissen Wir beantworten Fragen rund um die Osnabrücker Region. Alle drei Monate als Printausgabe. Kostenlos! Und online unter www.osnabruecker-wissen.de
Nr. 14 (II-2016) - Osnabrücker Wissen
Wir beantworten Fragen rund um die Osnabrücker Region. Alle drei Monate als Printausgabe. Kostenlos! Und online unter www.osnabruecker-wissen.de
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<strong>Nr</strong>. <strong>14</strong> · kostenlos · Ausgabe <strong>II</strong> / <strong>2016</strong><br />
www.osnabruecker-wissen.de<br />
15<br />
AUFGEWECKT DURCH STADT UND LANDKREIS<br />
WIRTSCHAFT & TECHNIK<br />
Wie viel Flow hat Osnabrück?<br />
Was<br />
summt<br />
denn da?<br />
KOSTENLOS!<br />
22<br />
HOCHSCHULE & KARRIERE<br />
Angekommen? Geflüchtete in der Region<br />
33<br />
STADT & LANDGESCHICHTEN<br />
Wer starb bei 52°13’27.96“ 7°58’10.65“?<br />
46<br />
SPORT & GESUNDHEIT<br />
Wie gelingt eine rasche Genesung?
IMPRESSUM<br />
Ein Medienprojekt der<br />
EDITORIAL<br />
Medienagentur KreativKompass GmbH<br />
Geschäftsführer: Stephan Buchholz<br />
Im Hamme 7<br />
49205 Hasbergen<br />
Telefon: +49 5405 / 80 83 216<br />
E-Mail: kontakt@kreativkompass.de<br />
Internet: www.kreativkompass.de<br />
- Anzeige -<br />
in Zusammenarbeit mit der<br />
Hochschule Osnabrück<br />
Projektverantwortlich:<br />
Prof. Volker Gehmlich und<br />
Abigail Joseph-Magwood<br />
www.hs-osnabrueck.de<br />
REDAKTION<br />
Chefredakteur:<br />
Dr. Thorsten Stegemann (TS)<br />
Weitere Redaktionsmitglieder<br />
dieser Ausgabe:<br />
Yörn Kreib (YK)<br />
Ebba Ehrnsberger (EE)<br />
Dieter Przygode (DP)<br />
Theresa Möller (TM)<br />
Lea Beisheim (LB)<br />
Lisa Marie Höcker (LMH)<br />
Rebecca Blömer (RB)<br />
Katharina Tasche (KT)<br />
Julia Karrengarn (JK)<br />
Dr. Jessica Stegemann (JS)<br />
Katharina Moormann (KM)<br />
Jonathan Hafkemeyer (JH)<br />
Beiträge der Redaktion (RED)<br />
Gastbeiträge in dieser Ausgabe:<br />
Margret Baumann (MB)<br />
Museum Industriekultur Osnabrück<br />
Marie Meierhofer (MM)<br />
Zoo Osnabrück<br />
Judith Franzen (JF)<br />
Stadt- und Kreisarchäologie Osnabrück<br />
Beatrice le Coutre-Bick (BCB)<br />
Literaturbüro Westniedersachsen / Osnabrück<br />
Lisa Mammitzsch, (LM)<br />
Norbert Niedernostheide (NNi)<br />
Museum am Schölerberg<br />
AUFGEWECKT DURCH STADT UND LANDKREIS<br />
Ein Medienprojekt von:<br />
Mit freundlicher Unterstützung von:<br />
Foto © Paul Stegemann<br />
„Wer seinen Wohlstand vermehren möchte,<br />
der sollte sich an den Bienen ein Beispiel nehmen.<br />
Sie sammeln den Honig,<br />
ohne die Blumen zu zerstören.“<br />
Buddha (563 v. Chr. - 483 v. Chr.)<br />
jetzt im Sommer begegnen wir ihnen auf Schritt und Tritt: Unzählige<br />
Hautflügler bestäuben Kultur- und Wildpflanzen, produzieren fleißig Honig<br />
oder interessieren sich für unsere Obsttorten. Was denken die <strong>Osnabrücker</strong><br />
über Bienen, Wespen und Hornissen, wie oft werden Schädlingsbekämpfer<br />
und Beratungsstellen kontaktiert und was will das „<strong>Osnabrücker</strong> Bienenbündnis“<br />
erreichen? Antworten auf diese und viele andere Fragen gibt es in<br />
unserem Topthema.<br />
Beats, Dance<br />
& Bodyart<br />
27. Juli bis 11. September <strong>2016</strong><br />
Theresia Thomas (TT)<br />
Inhaberin ImmoSenio<br />
Carina Sander (CS),<br />
Schüler-Forschungs-Zentrum Osnabrück<br />
Heiko Schulze<br />
freier Autor (s.S. 29)<br />
Leitung Vermarktung & Mediengestaltung<br />
Stephan Buchholz<br />
Mediengestaltung<br />
Laura Fromm<br />
Projektmanagement & Vermarktung<br />
Igor Hafner<br />
Projektmanagement & Distribution<br />
Sebastian Buchholz<br />
BILDMATERIAL<br />
Jana Lange · www.jana-fotografiert.de<br />
Oliver Schratz · www.blendeneffekte.de<br />
sowie siehe Bildnachweise.<br />
Titelfoto © olgakok, Fotolia.de<br />
MUSEUM<br />
INDUSTRIEKULTUR<br />
OSNABRÜCK<br />
Auf den Seiten 22 / 23 finden Sie die spannenden Ergebnisse eines Forschungsprojekts,<br />
das wir im Sommersemester <strong>2016</strong> mit der Hochschule Osnabrück<br />
durchgeführt haben. Drei Monate lang beschäftigten sich 16 Studierende<br />
intensiv mit der Situation von Flüchtlingen in der Friedensstadt.<br />
Außerdem wollten wir wissen, welcher <strong>Osnabrücker</strong> Kobolde im Keller hat,<br />
wann in unserer Stadt ein (nicht wirklich blaublütiger) König geboren wurde,<br />
wer 300 Kilogramm auf 40 Stundenkilometer beschleunigen kann und wie<br />
hoch der Bueraner Bleistift ist.<br />
Nun wünschen wir Ihnen jede Menge Sonne, schöne Urlaubstage – und<br />
natürlich viel Spaß beim Stöbern, Neuentdecken und Wiederfinden!<br />
Tickets<br />
ab 23 Euro,<br />
Schüler und<br />
Studenten<br />
15 Euro<br />
Die Weltpremiere<br />
im GOP!<br />
DRUCK & PRODUKTION<br />
Levien-Druck GmbH<br />
Eduard-Pestel-Straße 16<br />
49080 Osnabrueck<br />
Telefon: +49 5 41 / 9 59 29-0<br />
Internet: www.levien.de<br />
Dr. Thorsten Stegemann<br />
Chefredakteur<br />
Stephan Buchholz<br />
Herausgeber<br />
www.<br />
REDAKTIONSSCHLUSS:<br />
Juni <strong>2016</strong><br />
COPYRIGHT<br />
Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck, Veröffentlichung im<br />
Internet oder Vervielfältigung auf Datenträgern nur nach<br />
vorheriger schriftlicher Genehmigung der Medienagentur<br />
KreativKompass GmbH. Trotz sorgfältiger Prüfung keine<br />
Gewähr für eventuelle Druckfehler. Unsere Redaktion ist<br />
selbstverständlich bemüht, alle Ansprüche im Bereich der<br />
Urheberrechte (insbesondere der Bildrechte) vor Drucklegung<br />
zu klären und zu berücksichtigen. Sollte uns trotzdem einmal ein<br />
unbeabsichtigter Fehler unterlaufen, wenden Sie sich bitte direkt<br />
an: redaktion@osnabruecker-wissen.de, damit wir schnell eine<br />
einvernehmliche Lösung finden.<br />
Jetzt auch online noch mehr Fragen zur Region entdecken!<br />
Einfach „liken“ und regelmäßig weitere spannende Antworten finden:<br />
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32545 Bad Oeynhausen<br />
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(0 57 31) 74 48-0 und variete.de
GRUSSWORT<br />
TOPTHEMA<br />
Hallo <strong>Wissen</strong>de,<br />
Sie haben die erste Ausgabe<br />
von „<strong>Osnabrücker</strong> <strong>Wissen</strong>“ vor<br />
sich, die (zumindest größtenteils)<br />
im Landkreis Osnabrück<br />
entstanden ist. Seit einigen<br />
Wochen ist die Medienagentur<br />
KreativKompass im Industriegebiet<br />
Gaste angesiedelt. Herzlich<br />
willkommen in Hasbergen!<br />
Ich wünsche zahlreiche kreative<br />
und innovative Momente in unserer<br />
Hüggelgemeinde. Die Entwicklung<br />
des Magazinprojektes<br />
„<strong>Osnabrücker</strong> <strong>Wissen</strong>“ habe ich<br />
in den letzten Jahren intensiv<br />
beobachtet. Auch wenn die<br />
Medienagentur nun im schönen<br />
Landkreis beheimatet ist - durch<br />
Dr. Thorsten Stegemann und<br />
zahlreiche Redakteure bleibt<br />
das <strong>Osnabrücker</strong> Lokalkolorit<br />
erhalten. Somit symbolisiert<br />
das Magazin die Stärken und<br />
Vorzüge einer ganzen Region -<br />
und es ist ja auch sein Anspruch,<br />
Themen aus Stadt und Landkreis<br />
gleichermaßen zu bespielen.<br />
So wie Osnabrück mit dem<br />
Dom, dem Theater, der Maiwoche<br />
und natürlich auch dem<br />
VfL viel <strong>Wissen</strong>swertes zu bieten<br />
hat, so ist auch der Landkreis<br />
reich an Sagen, Geschichten,<br />
Historie, aber auch zukunftsträchtigen<br />
und innovativen<br />
Unternehmen.<br />
In Hasbergen sind wir stolz auf<br />
unsere „Hüggelzwerge“ die die<br />
lange Geschichte des Erzabbaus<br />
im „Hüggel“ symbolisieren,<br />
aber auch auf unsere starken<br />
Mittelständler, die herrliche<br />
Natur, die gute Finanzsituation,<br />
die erstklassigen Krippen und<br />
Kindergärten. Und natürlich<br />
auf Sehenswürdigkeiten wie<br />
den Bödigestein, von dem Sie<br />
später noch lesen werden. Die<br />
Reihe ließe sich fortsetzen -<br />
„<strong>Osnabrücker</strong> <strong>Wissen</strong>“ werden<br />
die Themen vorerst nicht ausgehen!<br />
Ihnen wünsche ich einen<br />
entspannten Lesegenuss und<br />
einen wissensdurstigen Sommer.<br />
Ihr Holger Elixmann<br />
Bürgermeister<br />
Was<br />
summt<br />
denn da?<br />
INHALT<br />
Welche Fragen zur <strong>Osnabrücker</strong> Region<br />
beantworten wir in dieser Ausgabe?<br />
TOPTHEMA<br />
Was summt denn da? 5<br />
WIRTSCHAFT & TECHNIK<br />
Wie werden Holzschuhe gefräst? 10<br />
Wie plant ein Kino sein Programm? 11<br />
Wann wird die Immobilie zur Altersvorsorge? 12<br />
Wird unser Spargel bald von Robotern geerntet? <strong>14</strong><br />
Wie viel Flow hat Osnabrück? 15<br />
HINTER DEN KULISSEN<br />
Was tut sich in der OsnabrückHalle? 16<br />
HOCHSCHULE & KARRIERE<br />
Wer baut die erste intelligente Sonnenliege? 18<br />
Was wächst auf den Höfen Havannas? 20<br />
Wer studiert zweimal? 21<br />
Angekommen? Geflüchtete in Stadt & Landkreis Osnabrück 22<br />
Wo können Schüler forschen, entdecken & staunen? 24<br />
STADT- & LANDGESCHICHTEN<br />
Wohin mit den Toten im mittelalterlichen Osnabrück? 26<br />
Warum ist die Dodesheide keine tote Heide? 28<br />
Welche Geheimnisse verbergen <strong>Osnabrücker</strong> Gärten? 29<br />
MOMENTAUFNAHMEN<br />
Wo baute der Meister von Tübingen? 30<br />
STADT- & LANDGESCHICHTEN<br />
Welcher <strong>Osnabrücker</strong> hat Kobolde im Keller? 32<br />
Wer starb bei 52°13’27.96“ 7°58’10.65“? 33<br />
Welcher König wurde in Osnabrück geboren? 34<br />
Was hat das „La Vie“ mit Buenos Aires zu tun? 36<br />
<strong>Nr</strong>.<br />
<strong>14</strong><br />
AUFGEWECKT DURCH STADT UND LANDKREIS<br />
DIE BESTEN KÖCHE DER REGION<br />
Was kommt ins Finale eines typischen 39<br />
amerikanischen Barbecues?<br />
LEBEN & GESELLSCHAFT<br />
Wann kam der Bundespräsident zum Deutschen Wandertag? 40<br />
Jetzt schlägt's 13 (Teil 2): Lebenshilfe durch Aberglauben? 42<br />
NATUR & UMWELT<br />
Wer bringt 300 kg auf 40 Stundenkilometer? 44<br />
Biber zurück im <strong>Osnabrücker</strong> Land? 45<br />
SPORT & GESUNDHEIT<br />
Wie gelingt eine rasche Genesung? 46<br />
Wieso tanzt Osnabrück aus der Reihe? 48<br />
KUNST & KULTUR<br />
Aufstand in der Gartenlaube? 50<br />
Wie gewinnt man junge Leute für's Theater? 52<br />
„Wie hoch ist der Bueraner Bleistift? 53<br />
FAMILIE & SOZIALES<br />
Wer scannt was? 55<br />
SCHÖNE GRÜSSE & GOLDENES BUCH<br />
Hallo, wie geht‘s? 56<br />
Wer trug sich ins Goldene Buch ein? 56<br />
HANDGEZEICHNET<br />
Wer ist heiß auf Süßes? 57<br />
RÄTSELN & GEWINNEN<br />
Wie viel <strong>Wissen</strong> steckt in Ihnen? 58<br />
Erdhummel © Janina Voskuhl / Insektenhotel © Yörn Kreib / Fahrradexkursion © Stefan Müller / Hintergrund © ivangd, fotolia.de<br />
Böse Wespen als Gegner im Kampf um den Pflaumenkuchen, gute Bienen als<br />
Verbündete im Obstanbau. Hier die sympathische Biene Maja, dort stechende<br />
Monster. Summende Hautflügler - ein Fall für den Naturschutz oder für die<br />
Schädlingsbekämpfung? „<strong>Osnabrücker</strong> <strong>Wissen</strong>“ wollte es genauer wissen.<br />
„Hilfe wir haben Wespen im Haus!“ –<br />
Einige Hundertmal pro Jahr landen<br />
solche Hilferufe bei Wolfgang Marks<br />
und seinen 40 ehrenamtlichen Beraterkollegen<br />
der Naturschutzstiftung<br />
des Landkreises Osnabrück.<br />
Seit 1993 bemüht sich das<br />
kompetente Beraternetz<br />
um Aufklärung über<br />
Wespen, Hornissen,<br />
Hummeln und Bienen.<br />
In den meisten Fällen<br />
reiche es aus, die Anrufer<br />
zu informieren<br />
und zu beruhigen, sagt<br />
Marks. „Die Menschen<br />
kennen die Tiere und<br />
ihre Lebensweise nicht und<br />
deshalb sind sie ihnen unheimlich.“<br />
Wann wurden<br />
Sie gestochen?<br />
In 50 Prozent der Fälle sei eine Ortsbesichtigung<br />
notwendig. Marks führt<br />
seine Gespräche häufig in der Nähe<br />
der Nester – verbunden mit der Frage<br />
„Wann sind Sie eigentlich das letzte<br />
Mal gestochen worden?“. Vielen würde<br />
erst in diesem Moment bewusst, dass<br />
sie sich daran gar nicht mehr erinnern<br />
können. „Dank unserer Öffentlichkeitsarbeit<br />
beginnt das Killerimage<br />
von Hornissen<br />
und Wespen zu<br />
bröckeln“, freut sich<br />
Marks.<br />
Auch wenn in 90 Prozent<br />
der Fälle die Nester<br />
hängen bleiben können,<br />
gibt es natürlich<br />
Situationen, in denen sich<br />
die Mitarbeiter von Marks für<br />
eine Umsiedlung entscheiden. Gründe<br />
seien die räumliche Nähe der Nester<br />
zu den Menschen (z.B. in Jalousienkästen,<br />
Dachfenstern). In ganz seltenen<br />
Fällen müssten Völker aber auch sogar<br />
abgetötet werden.<br />
Wann ist<br />
Hautfluglersaison?<br />
„Hautflügler sind Saisonarbeiter. Im<br />
Zeitraum von Juni bis September<br />
dominieren sie das Tagesgeschäft.<br />
Täglich im Durchschnitt vier Stunden<br />
für Wespen, Hornissen und Bienen.<br />
Die Anrufer (Kunden) kommen über<br />
die Feuerwehr oder über Internet und<br />
Weiterempfehlungen“, beschreibt Tim<br />
Baranowski seine Tätigkeit. Baranowski<br />
ist staatlich geprüfter Schädlingsbekämpfer<br />
und Mitarbeiter im Beraternetzwerk<br />
der Naturschutzstiftung.<br />
Ihm gehe es, betont er mit Nachdruck,<br />
zu allererst um eine seriöse, nicht vom<br />
Angstprinzip dominierte Beratung.<br />
Dabei müsse er allerdings auch manchmal<br />
alle Register ziehen, sagt Baranowski.<br />
„In den meisten Fällen ist die Beratung<br />
aber erfolgreich, d.h. die Kunden<br />
sind beruhigt und belassen das Nest<br />
da wo es ist, z.B. das Wespennest<br />
unter dem Dachgiebel in elf Meter<br />
4<br />
5
TOPTHEMA<br />
TOPTHEMA<br />
6<br />
Höhe ohne Fenster in der Nähe. Ein gutes<br />
Argument ist auch der Hinweis auf die<br />
Lebensweise der Wespen. Als Raubinsekten<br />
machen sie u.a. Jagd auf Mücken. Sind die<br />
Wespen weg, kommen die Mücken wieder.“<br />
Marks weist im Rahmen seiner Beratung<br />
auch immer wieder auf die zeitlich sehr<br />
begrenzte Lebensdauer der Tiere hin. „Entdeckt<br />
wird das Nest in aller Regel erst, wenn<br />
es groß, also fertig ist – und damit ist der<br />
Höhepunkt des jeweiligen Volkes auch schon<br />
überschritten. Wespen werden beispielsweise<br />
nur sechs Wochen alt. Nach dem Nestbau<br />
im Mai/Juni erreichen die Völker im<br />
Juli ihren Höhepunkt und damit<br />
beginnt bereits die Auflösung.“<br />
In den meisten Fällen würden<br />
sich die Betroffenen daraufhin<br />
zum Nestverbleib entschließen.<br />
Wer lasst sich<br />
freiwillig stechen?<br />
Kein Umgang mit Hautflüglern<br />
ohne Stiche, berichten alle, die<br />
sich in irgendeiner Form mit diesen Tieren<br />
befassen. Aber sich freiwillig stechen<br />
lassen? Kaum vorstellbar für die meisten<br />
<strong>Osnabrücker</strong>. Im Artland trifft „<strong>Osnabrücker</strong><br />
<strong>Wissen</strong>“ den Bioland-Imker Fubo Gottwald.<br />
Auch er wird natürlich regelmäßig<br />
von seinen Honigbienen gestochen. „Das<br />
passiert immer mal, wenn ich eine Biene aus<br />
Versehen zu stark drücke.“ Manche Imker<br />
machen allerdings aus der Not eine Tugend,<br />
erzählt er. Sie lassen sich absichtlich stechen,<br />
das sei gut gegen Gicht und Rheuma. So<br />
mancher Hobbyimker aus dem <strong>Osnabrücker</strong><br />
Land bestätigt dies. Er habe dies auch bereits<br />
praktiziert, so Gottwald. Einem verspannten<br />
Nacken rücke er schon mal mit einer<br />
Handvoll Bienen zu Leibe. Nachdem er diese<br />
in sein Hemd gesteckt und sich an der<br />
schmerzenden Stelle habe stechen lassen, sei<br />
eine Schmerzlinderung eingetreten.<br />
Werden Bienen im<br />
Osnabrucker Land satt?<br />
1980 kehrten Fubo und seine Frau<br />
Astrid Gottwald der Großstadt Berlin<br />
den Rücken. Sie wollten aufs Land, dass<br />
sie ausgerechnet in Badbergen landeten,<br />
war purer Zufall. Mit ihrer Imkerei<br />
ohne Chemie und Medikamente trat die<br />
Imkerei Honigsüß 1993 dem Anbauverband<br />
Bioland bei. Als Erwerbsimker<br />
muss Gottwald seinen bis zu 100 Bienenvölkern<br />
natürlich ausreichend Nahrung<br />
bieten. Im Landkreis Osnabrück sei dies<br />
jedoch nicht möglich. „Hier gibt es im<br />
Frühjahr die Rapsblüte, anschließend die<br />
Obstblüte (z.B. die Kirschblüte in Hagen<br />
a.TW.) - und dann ist Schluss. Da blüht<br />
nichts mehr“, betont Gottwald. Er muss seine<br />
Völker deshalb auf Reisen schicken, nach<br />
Brandenburg oder Rheinland-Pfalz. Zum<br />
Teil hätten Honigbienen in der Stadt mittlerweile<br />
ein besseres Nahrungsangebot als auf<br />
dem Land.<br />
Davon profitieren sollen auch die seit<br />
kurzem im Hinterhof des <strong>Osnabrücker</strong><br />
Sterne-Restaurants „La Vie“ summenden<br />
zwei Bienenvölker. Das Bremer Unternehmen<br />
„Bee-Rent“ hat sie dort stationiert.<br />
In der Küche des „La Vie“ wird der erste<br />
Honig der gemieteten Bienen 2017 erwartet.<br />
Warum machen Bienen<br />
uberhaupt Honig?<br />
Was dem Eichhörnchen die eingegrabenen<br />
Nüsse ist den Honigbienen ihr Honig. Ohne<br />
eine ausreichende Menge dieser im Bienen-<br />
Wespe © Naturschutzstiftung des Landkreises Osnabrück e.V. / Niestplätze © Yörn Kreib / Bienenwabe © Magdalena Fröhlich, Bioland e.V.<br />
Hintergrund © ivangd, fotolia.de / Vera staltung Frühblüher © Elisa Riedle / Sandbiene, Weiden-Sandbiene an Weide © Janina Voskuhl / Wespe © Silvia Hahnefeld, fotolia.de<br />
stock produzierten Leckerei kommt kein<br />
Bienenvolk durch den Winter. Wenn der<br />
Imker den Bienen also ihren Wintervorrat<br />
wegnimmt, muss er ihn z.B. durch Zuckerlösung<br />
ersetzen.<br />
Wo fehlt ausreichender<br />
Wohnraum?<br />
Nahrung allein sichert das Überleben<br />
der Hautflügler in der Stadt Osnabrück<br />
jedoch nicht. Verfügbarer Wohnraum muss<br />
vorhanden sein. Und auch der sei in den<br />
letzten Jahren knapp geworden, erzählt<br />
Lisa Beerhues, Leiterin des Lernstandorts<br />
Nackte Mühle in Haste. Früher gab es<br />
überall Totholz in den Gärten, Hauswände<br />
aus Holz, Lehm und Ziegel, die zahlreichen<br />
Insekten Unterschlupf boten. Inzwischen<br />
sind viele Gärten zu ökologischen Notstandsgebieten<br />
geworden und Hauswände<br />
mit einer für Insekten unüberwindbaren<br />
Oberfläche aus Zement, Beton oder anderen<br />
Materialien überzogen.<br />
Fur wen bauten<br />
Schuler ein Hotel?<br />
2012 machten sich deshalb Schüler der <strong>Osnabrücker</strong><br />
Herman-Nohl-Schule im Rahmen<br />
eines Bienenprojektes an den Bau eines<br />
Insektenhotels im Garten der<br />
Nackten Mühle an der Nette.<br />
Im Schutz alter Apfel- und Birnenbäume<br />
steht es dort und<br />
weckt das Interesse der Insekten<br />
und Kinder gleichermaßen. Mit<br />
guter Beobachtungsgabe und kriminalistischem<br />
Spürsinn versuchen sie<br />
unter fachkundiger Begleitung den Bewohnern<br />
des Hotels auf die Schliche zu kommen.<br />
Diese haben in aller Regel ihre Hotelzimmertür<br />
für einen längeren Zeitraum hinter<br />
sich verschlossen. Hummeln, Wildbienen,<br />
Schlupf-, Falten-, Grab- und Wegwespen,<br />
Florfliegen, Ohrwürmer – sie alle greifen<br />
gerne auf den von Menschenhand geschaffenen<br />
Ersatzlebensraum zurück.<br />
Auch dieser muss allerdings immer<br />
mal wieder saniert werden. So<br />
hat ein Sturm im vergangenen<br />
Winter dem Insektenhotel<br />
stark zugesetzt. „Jetzt sind<br />
die Kinder begeistert dabei,<br />
Material zu sammeln, Löcher<br />
mit verschiedensten Durchmessern<br />
in Holzstücke<br />
zu bohren, Schilfbündel<br />
zu binden, um<br />
den Insekten so rasch wie<br />
7
TOPTHEMA<br />
TOPTHEMA<br />
WISSEN KOMPAKT<br />
Hautflügler<br />
Bienen, Hummeln, Wespen und<br />
Hornissen gehören zu den Hautflüglern.<br />
Diese Unterordnung der<br />
Insekten verfügt über ein Legerohr,<br />
das zu einem Wehrstachel<br />
umgebildet sein kann. Weiteres<br />
charakteristisches Merkmal sind<br />
die Facettenaugen. Während<br />
Honigbienen, Hummeln, Wespen<br />
und Hornissen Staaten bilden,<br />
leben andere Arten (z.B. Solitärbienen)<br />
allein. Für die Imkerei spielt die<br />
Westliche Honigbiene die größte<br />
Rolle.<br />
Bienen- und<br />
Insektenexperten<br />
in Osnabrück<br />
<strong>Osnabrücker</strong> Bienenbündnis,<br />
Fachdienst Naturschutz und<br />
Landschaftsplanung<br />
Frank Bludau · Telefon: 05 41 / 3 23 4 31<br />
bludau@osnabrueck.de<br />
www.osnabrueck.de/gruen<br />
Bioland Imkerei Honigsüß<br />
Fuchs-Bodde-Gottwald / Astrid Gottwald,<br />
Telefon: 0 54 33 / 61 63<br />
info@imkerei-honigsuess.de<br />
www.imkerei-honigsuess.de<br />
Naturschutzstiftung des<br />
Landkreises Osnabrück<br />
Wolfgang Marks · Telefon: 05 41 / 50 <strong>14</strong> 022<br />
marksw@lkos.de · www.lkos.de<br />
Schädlingsbekämpfung<br />
Tim Baranowski · Telefon: 05 41 / 50 61 947<br />
info@baranowski-os.de<br />
www.baranowski-os.de<br />
Nackte Mühle<br />
Lisa Beerhues · Telefon: 05 41 / 61 877<br />
nacktemuehle@lega-s.de · www.lega-s.de<br />
Imkerverein Osnabrück<br />
und Umgebung von 1862 e.V.<br />
www.imkerei-osnabrueckundumgebung.de<br />
Wespe © Silvia Hahnefeld, fotolia.de / Imker in Feld © Budimir Jevtic, fotolia.de / Beraterteam © Naturschutzstiftung des Landkreises Osnabrück e.V. / Hintergrund © ivangd, fotolia.de / Imker links © zukovic<br />
Bienen einzelnd © Alekss, fotolia.de / Wespennetst © Naturschutzstiftung des Landkreises Osnabrück e.V. / Hummel © rcfotostock, fotolia.de<br />
möglich wieder eine Unterkunft zu<br />
bieten,“ berichtet Beerhues.<br />
Was ist in der<br />
Osnabrucker Mischung?<br />
Der Gemüse- und Obstgarten liefert sowohl<br />
den inzwischen vier an der Nackten Mühle<br />
beheimateten Honigbienenvölkern als auch<br />
den zahlreichen anderen Hautflüglern ein<br />
relativ umfangreiches Nahrungsangebot. Dies<br />
ist aber mit Sicherheit noch ausbaufähig. „Wir<br />
probieren in diesem Jahr die <strong>Osnabrücker</strong><br />
Wildblumenmischung aus“, berichtet Beerhues.<br />
Entwickelt wurde diese 28 Krautarten<br />
(keine Gräser) enthaltende Samenmischung<br />
von der Hochschule Osnabrück im Rahmen<br />
des Projekts „ProSaum“. Gesucht wurde nach<br />
Verfahren zur Wiederansiedlung arten- und<br />
blütenreicher Säume und Feldraine mit gebietsheimischem<br />
Wildpflanzensaatgut.<br />
Wer verbundet sich zum<br />
Wohle der Bienen?<br />
Mit der <strong>Osnabrücker</strong> Samenmischung will<br />
das von Hochschule Osnabrück, Imkerverein<br />
Osnabrück, Bund für Umwelt und Naturschutz,<br />
Stadt Osnabrück, <strong>Osnabrücker</strong> Servicebetrieb,<br />
Landwirtschaftskammer Osnabrück<br />
und Gemeinde Wallenhorst gegründete<br />
<strong>Osnabrücker</strong> Bienenbündnis nicht nur der<br />
Honigbiene sondern auch den Wildbienen<br />
bessere Überlebensbedingungen bieten. Denn<br />
neben der Produktion von Honig ist vor allem<br />
das Bestäuben von Kultur- und Wildpflanzen<br />
ein unverzichtbarer Nutzen dieser bedrohten<br />
Tiere. Die ökonomische und ökologische Bedeutung<br />
der Bienen vor Augen hat das Bienenbündnis<br />
anspruchsvolle Ziele formuliert:<br />
Schaffung eines möglichst durchgehenden<br />
Pollen- und Nektarangebots<br />
von März bis<br />
November, Schaffung von<br />
Nisthilfen, Förderung der<br />
Honigbienenhaltung im<br />
Stadtgebiet, Umweltbildung<br />
und Öffentlichkeitsarbeit.<br />
Das Summen der Bienen,<br />
Wespen, Hornissen und Hummeln<br />
wird uns dadurch hoffentlich<br />
auch in Zukunft erhalten bleiben. | YK<br />
Postadresse: Bierstraße 17/18 49074 Osnabrück<br />
Tel. 0541-750 23 40 Fax 0541-20 20 622<br />
zeitseeing@osnanet.de<br />
www.osnabrueck-stadtfuehrungen.d e<br />
Inh. Renate Frankenberg<br />
9
WIRTSCHAFT & TECHNIK<br />
Wie werden Holzschuhe gefräst?<br />
Auch in dieser Ausgabe wirft „<strong>Osnabrücker</strong> <strong>Wissen</strong>“ einen Blick<br />
in das umfangreiche, aber kaum bekannte Depot des Museums<br />
Industriekultur. Im Juni geht es um eine Maschine der Firma Albert<br />
Bernhard Jürgens aus Emsdetten. Sie ist – parallel zum Erscheinen<br />
dieser Ausgabe – seit Juni im Museum Industriekultur zu sehen.<br />
Seit dem 12. oder 13. Jahrhundert gab es<br />
fast in jedem Dorf einen Holzschuhmacher,<br />
der diesen Beruf neben der Landwirtschaft<br />
ausübte (vor allem in den Wintermonaten).<br />
Holzschuhe wurden bis in die 1950er Jahre<br />
überwiegend in der Landwirtschaft und<br />
bei bestimmten Arbeiten wie dem Torfstechen<br />
getragen. Auf den Stahlhütten, in<br />
Gießereien und im Bergbau gehörten sie<br />
zur Berufskleidung, wurden aber zunehmend<br />
von Stahlkappenschuhen verdrängt.<br />
Pro Jahr und Träger wurden etwa zwei<br />
Paar Holzschuhe benötigt. In den 1950er<br />
Jahren kostete ein Paar Holzschuhe zwischen<br />
2,00 - und 3,50 DM. Heute werden<br />
sie in den Niederlanden beim Deichbau als<br />
optimale Sicherheitsschuhe genutzt und<br />
in vielen Regionen zieht man sie bei der<br />
Gartenarbeit an.<br />
Für die Herstellung von Holzschuhen<br />
werden Weichhölzer wie Pappel oder<br />
seltener Ahorn verwendet. Historisch<br />
nutzte man auch teureres Weiden- und<br />
Erlenholz. Die ersten Arbeitsgänge sind,<br />
ob man die Holzschuhe mit Maschinen<br />
oder rein manuell herstellt, gleich. Zuerst<br />
wird der Holzstamm in kurze Stücke geschnitten<br />
und entrindet. Dann geviertelt<br />
und in einen<br />
rechteckigen<br />
Block (Vierkantholz) einer bestimmten<br />
Länge (Schuhgröße) geschnitten. Die<br />
folgende Bearbeitung, seit Mitte der<br />
40er Jahre werden dafür Maschinen<br />
eingesetzt, wurde früher von dem Holzschuhmacher<br />
manuell und mit Spezialwerkzeugen<br />
wie Ziehmesser, Löffelbohrer<br />
und Schabeisen durchgeführt.<br />
Die im Museum Industriekultur Osnabrück<br />
gezeigte Maschine stammt von der<br />
Firma Albert Bernhard Jürgens, die 1921<br />
in Emsdetten mit einem kleinen Handelsunternehmen<br />
für Holzschuhe startet. In<br />
der damaligen Zeit finden Jürgens Holzschuhe<br />
regen Absatz im landwirtschaftlich<br />
geprägten Münsterland. Im Zuge der<br />
Industrialisierung fertigt die Firma dann<br />
Fräs- und Kopiermaschinen, mit denen<br />
die Holzschuhe bis heute mechanisch<br />
hergestellt werden.<br />
Die geschnittenen Vierkanthölzer oder<br />
auch Holzschuhrohlinge werden in die<br />
Kopierfräse gespannt. Der Gleiter aus<br />
Metall tastet die äußere Form von einem<br />
Holzschuhmuster oder Model ab und<br />
steuert den Fräskopf, der gleichzeitig<br />
einen rechten und linken Holzschuh fertigt.<br />
Nach diesem Arbeitsgang auf der Fräse<br />
kann man die Schuhe noch nicht anziehen,<br />
denn der Schuh hat erst die äußere<br />
Form. Auf einer Fräsmaschine, wie sie im<br />
Museum gezeigt wird,<br />
werden die<br />
Schuhrohlinge dann ausgehöhlt.<br />
Erst mit groben und dann mit<br />
feinen Fräsköpfen. Auch für die innere<br />
Form wird ein Model verwendet. Dieses<br />
Model sitzt in der Mitte zwischen den beiden<br />
Holzschuhrohlingen und wird von der<br />
Maschine abgetastet. Die beiden seitlichen<br />
Fräsen bearbeiten das Holz solange bis die<br />
Form mit dem Model in der Mitte übereinstimmt.<br />
Der Holzschuh wird von der Maschine<br />
genommen und der Holzschuhmacher<br />
bringt in Handarbeit die flachen Einspannseiten<br />
oben und unten in die richtige<br />
Holzschuhform und schleift an der<br />
Schleifmaschine alle Ecken und Kanten<br />
ab. Die Holzschuhe werden noch einmal<br />
überprüft, damit am Fuß auch nichts<br />
drückt und gegebenenfalls mit der Hand<br />
fein nachgearbeitet und geschliffen. Zum<br />
Schluss werden noch eine Lederlasche und<br />
ein Riemen an den Holzschuh genagelt<br />
oder getackert. Damit sind ein Paar Holzschuhe<br />
fertig und werden je nach Größe<br />
für circa 15 - 30 Euro verkauft. | MB<br />
Fräsmaschine für die Holzschuhherstellung © Maren Kiupel<br />
Bilder Filmpassage © Jana Lange / Kinorolle © Jag_cz, fotolia.de / Scheinwerfer oben © magdal3na, fotolia.de<br />
Jedes Lichtspielhaus hat seine eigene<br />
Zielgruppe – vom Blockbuster-Multiplex<br />
mit allem, was Hollywood zu bieten hat,<br />
über das spezielle Nischenkino mit Hang zu<br />
farbenfrohen Gesangsspektakeln im Stil<br />
von Bollywood bis zum Filmkunsttheater,<br />
welches sich auf Arbeiten europäischer Filmemacher<br />
spezialisiert hat. Ein Kino, das sich<br />
am Markt als sogenannter „Vollsortimenter“<br />
beweisen will, muss aus dem riesigen<br />
Filmangebot des Marktes den richtigen<br />
Mix an Titeln auswählen. Darüber hinaus<br />
sollten die Startzeiten zu den jeweiligen<br />
Filmen, Besuchern und Altersfreigaben<br />
passen.<br />
„Filme für Kinder und Jugendliche platzieren<br />
wir im Mittags- und Nachmittagsbereich,<br />
der Abend gehört dann den<br />
Hollywood-Blockbustern und einer Auswahl<br />
anspruchsvollerer Filmtitel. Die späten<br />
Vorstellungen erreichen vornehmlich<br />
spezielle Kinogäste mit Titeln, die durch<br />
erhöhten Thrill locken“, erklärt Anja Thies,<br />
geschäftsführende Gesellschafterin der<br />
„Filmpassage“, die Programmplanung in der<br />
Johannisstraße. Trotz sorgfältiger, oft monatelanger<br />
Vorbereitung erreichen selbst erfolgreiche<br />
Kinos<br />
immer nur einen<br />
begrenzten<br />
Kundenkreis.<br />
WIRTSCHAFT & TECHNIK<br />
Wie plant ein Kino<br />
sein Programm?<br />
Ein perfekter Kinoabend muss gut geplant sein und viele Details<br />
werden schon abgestimmt, lange bevor die Kinogäste ihren<br />
Wunschfilm in Leinwandatmosphäre erleben können. Hier<br />
spielt die Programmgestaltung und der richtige Film-Mix eine<br />
wichtige Rolle.<br />
Vollsortimenter setzen deshalb<br />
auf einen ausgewogenen Mix an<br />
Titeln und die Tatsache, dass der<br />
Kinomarkt permanent mit neuen<br />
Filmstarts versorgt wird.<br />
Wer bestimmt, wo<br />
welcher Film wie<br />
lange läuft?<br />
Woche für Woche veröffentlichen die<br />
Verleiher neue Filmproduktionen, die an<br />
den attraktiven Standorten Deutschlands<br />
angeboten werden. Filmverleihe und<br />
Kinos definieren gemeinsam die Rahmenbedingungen<br />
für die Abspielzeit eines Titels.<br />
Zunächst wird die Leihgebühr festgelegt,<br />
welche sich aus den prozentualen Ticketverkäufen<br />
ergibt. Während der finalen<br />
Programmplanung geht es dann um die<br />
Anzahl der Vorstellungen pro Tag, die<br />
Mindestspieldauer in Wochen und ggf. auch<br />
um die Saalgröße und Gesamtkapazität. Da<br />
jedes Kino mit seinen speziellen Zielgruppen,<br />
aber auch der Verleih mit seinem<br />
Produkt, dem Film, das bestmögliche<br />
Angebot erreichen möchte, können hier<br />
Interessenskonflikte entstehen. Von Fall<br />
zu Fall muss dann zwischen den Kinos<br />
und den Filmverleihern (nach)verhandelt<br />
werden, um das bestmögliche Ergebnis<br />
für beide Seiten zu erreichen und am Ende<br />
vor allem der Nachfrage der Kinobesucher<br />
optimal gerecht zu werden. Durch die<br />
moderne Digitalprojektion spielt auch<br />
der Faktor 2D- und/oder 3D-Version eine<br />
wichtige Rolle. Untertitel und verschiedene<br />
Sprachversionen können ebenfalls gebucht<br />
werden, denn digitale Filmkopien enthalten<br />
ein „Gesamtpaket“ mit sämtlichen<br />
Features. Verschiedene „Keys“ (Schlüssel)<br />
geben die Filmvarianten frei, und das<br />
Kino kann diese dann abspielen / nutzen.<br />
Doch auch diese zusätzlichen Optionen<br />
müssen mit dem Filmverleih extra abgerechnet<br />
werden. Das Kino entscheidet daher<br />
immer wieder, welche Filmvarianten es<br />
nutzen und buchen will. „Die vielen<br />
Möglichkeiten sollten jedes Mal geschickt<br />
auf die Vorstellungszeiträume verteilt<br />
werden. Zu große zeitliche Überschneidungen<br />
desselben Titels, auch in verschiedenen<br />
Versionen, vermeiden wir, damit das<br />
Programm für die Besucher überschaubar<br />
bleibt und ihnen die Wahl des Filmtitels<br />
erleichtert wird“, verraten Robin Ehlert und<br />
Volker Feldhaus, die montags immer mit der<br />
Erstellung des sogenannten Filmübersichtsplans<br />
der Filmpassage beschäftigt sind.<br />
In Zeiten der analogen Filmkopie stellte<br />
sich diese Frage übrigens gar nicht. Denn<br />
seinerzeit gab es nur ein Exemplar pro Film<br />
und Kino. Erst wenn die eine Vorstellung<br />
beendet war, konnte eine weitere gestartet<br />
bzw. in einem anderen Kinosaal gespielt<br />
werden. Aus dieser Zeit stammt auch noch<br />
die Regelung, dass sich Spielzeiten einer<br />
Digitalkopie nicht überschneiden dürfen.<br />
Sollte dies doch der Fall sein, muss über den<br />
Filmverleih eine zusätzliche Kopie bestellt<br />
und abgerechnet werden. Tatsächlich werden<br />
aber alle Filmversionen über einen Datenträger<br />
bereitgestellt und für alle Vorstellungen<br />
auf die entsprechenden Kinoserver kopiert.<br />
| RED<br />
Filmpassage<br />
Osnabrück<br />
Filmpassage Osnabrück<br />
Johannisstraße 112 - 113<br />
49074 Osnabrück<br />
Telefon: 0 18 05 / 67 62 27 *<br />
www.filmpassage.de<br />
*(0,<strong>14</strong>€/Min. aus dem deutschen Festnetzt,<br />
Mobilfunk max. 0,42€/Min.)<br />
- Anzeigensonderteil -<br />
10<br />
11
WIRTSCHAFT & TECHNIK<br />
- Anzeigensonderseite -<br />
bekommt, sollte nicht höher sein als<br />
das sogenannte Entgelt für Investitionskosten.<br />
Das ist der Teil des Pflegesatzes, den<br />
Bewohner für die Instandhaltung des<br />
Gebäudes und größere Anschaffungen<br />
zahlen.<br />
„18.000 neue Pflegeheime müssten bis 2050<br />
gebaut werden, um jedem Pflegebedürftigen<br />
einen Platz zu garantieren.“<br />
Handelsblatt, Dr. Tobias Just, 2010<br />
Bei der Auswahl der passenden Pflegeimmobilie<br />
spielen viele Faktoren eine<br />
Rolle. So ist es von großer Bedeutung, dass<br />
die Einrichtung ausschließlich vollstationäre<br />
Pflege anbietet und einen Vertrag<br />
mit dem Sozialamt hat. Sollte das Vermögen<br />
des Bewohners für die Leistungen des<br />
Heims nicht mehr ausreichen, unterstützt<br />
das Sozialamt den Bewohner. Die Miete ist<br />
gewissermaßen von staatlicher Seite<br />
sichergestellt.<br />
Nachdem klassische Produkte wie Kapitallebensversicherungen<br />
oder Sparbücher immer mehr<br />
an Attraktivität verloren haben, nehmen Anleger<br />
zu Recht Immobilien in den Blick. Zu einem der<br />
interessantesten Zukunftsmärkte gehören Pflegeimmobilien. Theresia Thomas hat sich<br />
auf diese Kapitalanlagen spezialisiert und verfügt über eines der größten Angebote an<br />
Pflegeimmobilien in Deutschland. Für „<strong>Osnabrücker</strong> <strong>Wissen</strong>“ analysiert die <strong>Osnabrücker</strong><br />
Expertin die Lage auf dem Kapital- und Wohnungsmarkt.<br />
Es ist schon lange kein Geheimnis mehr: Deutschland altert und<br />
mit dem Alter kommt in vielen Fällen auch die Pflegebedürftigkeit.<br />
Aktuell ist jeder Fünfte bereits über 65 Jahre alt. Immer<br />
seltener besteht die Möglichkeit einer pflegerischen Versorgung<br />
innerhalb der Familie. Schon jetzt fehlen in vielen Bundesländern<br />
Wann wird die Immobilie<br />
zur Altersvorsorge?<br />
Pflegeplätze und somit nimmt die Anzahl der Wartelisten in<br />
den Pflegeeinrichtungen weiter zu. Nach einer Prognose des<br />
Statistischen Bundesamtes aus dem Jahr 2013 wird die Anzahl<br />
der Pflegebedürftigen im Jahr 2020 auf 2,83 Millionen und im<br />
Jahr 2050 auf 4,4 Millionen ansteigen. Die Pflege ist in Deutschland<br />
der letzte große Wachstumsmarkt, was insbesondere<br />
durch den demographischen Wandel zu erklären ist. Da die<br />
Bevölkerung immer älter wird, wächst auch der Bedarf<br />
an Pflegeeinrichtungen in den kommenden Jahren und<br />
Jahrzehnten.<br />
Renditen statt Risiken?<br />
Die Pflegeimmobilie ist eine Geldanlage für jeden, der<br />
an Altersvorsorge oder Kapitalaufbau denkt. Sie vereint<br />
zwei Merkmale, die bei einer Kapitalanlage von großer<br />
Bedeutung sind: Attraktive Renditen und ein vergleichbar<br />
geringes Risiko. Bei der Investition in eine Pflegeimmobilie<br />
sind für den Anleger im Vergleich zu klassischen Immo-<br />
Immobilie © Tiberius Gracchus, fotolia.de / junges Paar © contrastwerkstatt, fotolia.de / älters Paar © WavebreakmediaMicro, fotolia.de / Grafik © Statistisches Bundesamt<br />
bilienanlageformen höhere Renditen zu erzielen.<br />
Es gibt einige nennenswerte Vorteile<br />
einer Pflegeimmobilie im Vergleich zu<br />
einer klassischen Eigentumswohnung:<br />
So muss der Eigentümer sich weder um<br />
die Vermietung oder Instandhaltung seines<br />
Appartements, noch um eine Nebenkostenabrechnung<br />
oder andere administrative<br />
Angelegenheiten kümmern. Dieser<br />
absolut geringe (bis nicht vorhandene)<br />
administrative Aufwand ist meist der<br />
Grund, warum viele junge Menschen,<br />
diese Art der Altersvorsorge für sich<br />
entdecken. Aber nicht nur sie sehen eine<br />
gute Ergänzung zur klassischen Altersvorsorge.<br />
Insbesondere Kunden im mittleren<br />
Alter, die über einige klassische Immobilien<br />
verfügen, möchten endlich nicht mehr<br />
mit den negativen Dingen, die eine<br />
Immobilie durchaus mit sich bringen<br />
kann, konfrontiert werden.<br />
Ganz risikofrei sind Pflegeimmobilien<br />
freilich nicht. Denn auch Betreiber<br />
sind nicht vor Insolvenz gefeit – etwa<br />
wenn zu viele Betten leer bleiben und die<br />
versprochene Miete auf Dauer nicht<br />
erwirtschaftet werden kann. Als Faustregel<br />
für eine solide Kalkulation gilt: Die<br />
Miete, die der Anleger ausbezahlt<br />
Kurzes Erklärvideo<br />
„Das Prinzip Pflegeimmobilie“<br />
Einfach den QR-Code mit dem<br />
Smartphone scannen .<br />
Wodurch zeichnen sich<br />
Pflegeimmobilien aus?<br />
Pflegeimmobilien sind Pflegeappartements<br />
in einer Pflegeeinrichtung, in denen<br />
hilfs- und pflegebedürftige Menschen leben<br />
und 24 Stunden am Tag versorgt werden.<br />
Neben dem klassischen Merkmal wie<br />
Barrierefreiheit werden Pflegeimmobilien<br />
nach neuesten pflegewissenschaftlichen<br />
Kenntnissen gebaut, um den dort lebenden<br />
Bewohnern ein Maximum an Lebensqualität<br />
bieten zu können. Die Pflegeappartements<br />
verfügen über eine moderne und<br />
hochwertige Grundausstattung. Selbstverständlich<br />
können die Bewohner ihre<br />
Appartements selbst einrichten. Die<br />
meisten Pflegeeinrichtungen verfügen<br />
über großzügige und einladende Gemeinschaftsräume,<br />
wie eine Bibliothek oder<br />
einen Clubraum.<br />
„Immobilien? Eine spezielle Form der<br />
Kapitalanlage in 'Betongold' scheint hier<br />
die Bedürfnisse vieler Menschen genau<br />
zu treffen: Rendite und Rentenvorsorge<br />
lassen sich verbinden, wenn man statt<br />
eines Hauses oder einer Eigentumswohnung<br />
einen Anteil an einer Pflegeimmobilie<br />
erwirbt.“<br />
Tagesspiegel 02/2015<br />
So ist neben dem Standort der Immobilie<br />
der Betreiber mit seinem Gesamtkonzept<br />
die Schlüsselfigur zu einem langfristigen<br />
Erfolg einer Kapitalanlage, aber<br />
ebenso auch das Vertragswerk zu jeder<br />
Pflegeimmobilie.<br />
Die Entfernung zum Wohnort des<br />
Anlegers sollte bei der Auswahl der<br />
Pflegeimmobilie keine Rolle spielen. | TT<br />
ImmoSenio<br />
Theresia Thomas<br />
Winkelhausenstraße 8 | 49090 Osnabrück<br />
Fon: 05 41 / 97 05 43 73<br />
theresia.thomas@immosenio.com<br />
www.immosenio.com<br />
Im Alter gut versorgt sein? Jetzt vorsorgen!<br />
12
WIRTSCHAFT & TECHNIK<br />
Wird unser Spargel bald<br />
von Robotern geerntet?<br />
Roboter gehören in jeden guten Science Fiction-<br />
Film. Der rasante technische Fortschritt wirft allerdings<br />
die Frage auf, wie lange es noch dauert, bis<br />
Fiktion zur Realität wird und menschlich aussehende<br />
Roboter auch auf <strong>Osnabrücker</strong> Feldern Spargel<br />
ernten.<br />
Das Deutsche Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz<br />
(DFKI) betreibt seit 2011 eine Außenstelle mit Sitz im InnovationsCentrum<br />
Osnabrück. Prof. Dr. Hertzberg und sein<br />
fünfköpfiges Team befassen sich hier mit der Sensordatenauswertung<br />
um Software zu entwickeln, die Maschinen<br />
autonom und zielgerichtet handeln lassen. Dies bedeutet,<br />
dass sie, im Gegensatz zu automatischen Maschinen, ihre<br />
Umwelt wahrnehmen und auf diese reagieren können.<br />
Die Schwächen der Roboter sind oft die Stärken des Menschen<br />
– das stellt für das Team von Hertzberg momentan<br />
die wohl größte Herausforderung dar. Während wir Menschen<br />
über ein besonderes Feingefühl verfügen und eine sich<br />
ändernde Umgebung schnell wahrnehmen, liegt die Stärke<br />
der Maschine vor allem in deren Kraft. „Roboter sind<br />
bereits gut in der Wahrnehmung von Dingen. Sie erkennen,<br />
wo etwas ist, jedoch nicht, was es ist“, erklärt Prof. Hertzberg.<br />
Genau deshalb haben Roboter, besser gesagt: autonome<br />
Maschinen den Menschen, etwa beim Spargelernten, noch<br />
nicht ersetzt. Denn hier benötigt man Feingefühl, um zum<br />
Beispiel zu erkennen, wie tief der Spargel sitzt. Um das quasi<br />
intuitiv zu erfassen, braucht die Entwicklung wirklich autonomer<br />
Maschinen laut Hertzberg noch viele Jahre.<br />
Und auch auf die menschliche Form müssen Roboter wohl<br />
noch lange warten. „Meistens ist eine menschliche Form<br />
nicht die ideale für Roboter. Auf unebenem Untergrund sind<br />
Beine flexibler, jedoch energie-ineffizienter als zum Beispiel<br />
Rollen. Und warum sollten Roboter nur zwei Beine zum<br />
Gehen und zwei Arme zum Arbeiten haben und nicht acht?“,<br />
fragt Hertzberg. | JK<br />
<strong>2016</strong><br />
Bild Roboter © Prof. Dr. Joachim Hertzberg; Spargel Martin Schlecht © Fotolia.de<br />
Bilder © Stadtteilauto OS GmbH<br />
Wie viel Flow hat Osnabrück?<br />
Dynamisch, spontan, flexibel – das ist flow>k. Doch kaum jemand weiß, wer oder was genau für<br />
den richtigen „flow“ sorgt. Träger dieses Carsharing-Konzepts sind die Stadtwerke Osnabrück<br />
sowie der Verein StattVerkehr e.V. unter dem Namen der gemeinsam gegründeten stadtteilauto<br />
OS GmbH. Ziel ist es, die Mobilität der <strong>Osnabrücker</strong> zu fördern und neben den öffentlichen ein<br />
noch flexibleres, aber emissionsschonendes Verkehrsmittel zu bieten.<br />
Wie funktioniert das<br />
Carsharing-Konzept?<br />
Die flow>k-Fahrzeuge können im definierten<br />
Geschäftsgebiet überall abgestellt werden,<br />
ohne Stationen. Je nach Abstellgebiet<br />
fallen unterschiedliche Kosten dafür an.<br />
Es gibt jeweils eine 0-, 5- und 10-Euro-<br />
Zone innerhalb des Geschäftsgebietes.<br />
Damit ist eine flexible und spontane<br />
Nutzung möglich. Per Smartphone,<br />
Tablet oder PC können verfügbare<br />
flow>k-Autos einfach lokalisiert werden.<br />
Mit einer individuellen Zugangskarte, die<br />
man beim Check-in erhält, wird das Auto<br />
geöffnet. Fixkosten gibt es nicht, die einmalige<br />
Anmeldegebühr beträgt 29 Euro,<br />
dazu kommen variable Kosten von 0,10<br />
Euro pro Minute sowie 0,29 Euro pro<br />
Kilometer, die Spritkosten, Versicherung<br />
und Kfz-Steuer abdecken. Das<br />
Geschäftsgebiet ist in drei Zonen aufgeteilt:<br />
Je nachdem, wo das flow>k<br />
abgestellt wird, fallen entweder keine,<br />
5 Euro oder 10 Euro Abstellgebühren an.<br />
Auch eine Gutschrift dieser Gebühren<br />
ist möglich, wenn das flow>k beispielsweise<br />
von einer 10-Euro-Zone zurück in<br />
die 0-Euro-Zone gefahren wird. Speziell<br />
für Studenten wurde ein Konzept als<br />
Ergänzung zum Semesterticket entwickelt.<br />
Hier entfällt die Anmeldegebühr und die<br />
Öffnung des flow>k funktioniert nach<br />
einer Validierung im AStA auch mit der<br />
Campus Card. Bezahlt wird unkompliziert<br />
per Einzugsermächtigung.<br />
Gibt es eine Alternative<br />
zum flexiblen flow>k?<br />
Neben dem flow>k existiert auch das<br />
stat>k. Beim stationsgebundenen Carsharing<br />
stat>k können Nutzer die Fahrzeuge<br />
fest buchen und an vorgegebenen<br />
Standorten abholen und abstellen.<br />
Außerdem stehen verschiedene Fahrzeuggrößen<br />
zu Verfügung. Die Tarife<br />
unterscheiden sich je nach Viel- oder<br />
Wenigfahrer in der monatlichen Grundgebühr<br />
sowie in den Zeitpreisen per Stunde<br />
der einzelnen Fahrzeugklassen, Tag oder<br />
Woche und pro Kilometer.<br />
Wie hat sich das<br />
Konzept entwickelt?<br />
In den letzten zwei Jahrzehnten wurde die<br />
Carsharing-Idee immer beliebter. Von 10<br />
Nutzern im Jahr 1994 stieg die Nutzerzahl<br />
auf rund 2.000 Nutzer im Jahr <strong>2016</strong>. Etwa<br />
1.250 nutzen sowohl das stat>k als auch<br />
das flow>k Angebot. Auch die Anzahl der<br />
Fahrzeuge stieg deutlich an: Aus anfänglich<br />
einem Auto wurden mittlerweile 54<br />
stat>k- sowie 30 flow>k-Fahrzeuge. | KM<br />
Woher kommt der Name?<br />
Der Name „flow-k“, englisch ausgesprochen<br />
[/flau ka:/], wurde eigens<br />
von einer Werbeagentur entwickelt.<br />
Das „k“ steht stellvertretend<br />
für das Auto als Zentrum des Carsharing.<br />
Da das Auto zeitlich flexibel<br />
und nicht ortsgebunden gemietet<br />
werden kann, ist es freibeweglich<br />
nutzbar. Es erfolgt sozusagen ein<br />
fließender (engl.: „flow“) Übergang<br />
zwischen der Idee, das Auto nutzen<br />
zu wollen und dem tatsächlichen<br />
Fahren des Autos.<br />
<strong>14</strong><br />
15
HINTER DEN KULISSEN<br />
HINTER DEN KULISSEN<br />
WISSEN KOMPAKT<br />
gangslager, das randvoll gefüllt ist. Jedes<br />
Teil wird von den Kollegen des Technik-<br />
Service unter die Lupe genommen und<br />
für die kommende Saison vorbereitet. Alle<br />
Mitarbeiter sind im Einsatz, denn täglich<br />
müssen neue Veranstaltungen geplant und<br />
eingebucht werden. Sie stehen Veranstaltern<br />
und Besuchern in gewohnter Weise<br />
zur Verfügung. Im Ticket-Service können<br />
Kunden montags bis freitags von 09:00 -<br />
<strong>14</strong>:00 Uhr weiterhin Karten kaufen. | RED<br />
Ticket-Service<br />
Telefon: 05 41/3490-24<br />
ticketservice@osnabrueckhalle.de<br />
www.osnabrueckhalle.de<br />
Top Acts<br />
Über 60 Konzerte & Shows sind<br />
bereits im Vorverkauf, täglich<br />
kommen neue hinzu. Hier ein<br />
Auszug der Highlights:<br />
Kaya Yanar | 21.10.<strong>2016</strong><br />
Steffen Henssler | 08.11.<strong>2016</strong><br />
2. OFFLINE electronic<br />
music festival | 25.12.<strong>2016</strong><br />
Einstürzende Neubauten |<br />
18.01.2017<br />
Mirja Boes & Band | 19.02.2017<br />
AnnenMayKantereit | 21.02.2017<br />
Sascha Grammel | 04.04.2017<br />
Elvis Musical | 06.04.2017<br />
Was tut sich in der OsnabrückHalle?<br />
1979 wurde sie eröffnet und fungierte jahrzehntelang als<br />
Veranstaltungsort <strong>Nr</strong>.1 in Osnabrück. Damit das so bleibt und<br />
die Pole-Position noch ausgebaut werden kann, muss die<br />
OsnabrückHalle allerdings umfassend saniert werden.<br />
Derzeit läuft der zweite Bauabschnitt des 20-Millionen-<br />
Euro-Projekts.<br />
Investitionsstaus und veränderte Marktbedingungen<br />
machten eine grundlegende<br />
Sanierung notwendig. Im zweiten Schritt<br />
werden nun seit März <strong>2016</strong> im Erdgeschoss<br />
neue Tagungs-, Catering- und Aufenthaltsräume<br />
im ehemaligen Restaurantund<br />
Küchenbereich errichtet. Im ersten<br />
Obergeschoss bekommen die „alten“-<br />
Tagungsräume, der Niedersachsen-Saal<br />
und das Bistro eine Generalüberholung.<br />
Kellerflächen und Außenfassade werden<br />
ebenfalls auf den neuesten Stand gebracht.<br />
Zusätzlich entstehen Toilettenanlagen und<br />
eine weitere Theke im 1. OG. Schließlich<br />
wird es im Schlossgarten einen zweiten<br />
Eingang zum Haus geben. Derzeit rotieren<br />
in Spitzenzeiten 70 Personen, um den letzten<br />
Sanierungsabschnitt fertigzustellen.<br />
Bis zum Saisonstart am 25. September hat<br />
auch das Hallen-Team noch jede Menge<br />
zu tun. Nachdem die letzte Veranstaltung<br />
vorbei war, trugen die Mitarbeiter<br />
das komplette Mobiliar, gastronomische<br />
Inventar und technische Equipment vom<br />
Keller bis zum Dachgeschoss zusammen.<br />
Der Europa-Saal dient aktuell als Über-<br />
Bilder © <strong>Osnabrücker</strong> Veranstaltungs- und Kongress GmbH<br />
Schönen<br />
Feierabend!<br />
Jeden Donnerstag ab 17.30 Uhr<br />
20% auf alle Getränke.<br />
Immer wieder anders! Unsere Mottos an jedem<br />
ersten Donnerstag im Monat!<br />
07.07.<strong>2016</strong> – EM-Fieber<br />
04.08.<strong>2016</strong> – Barbecue mit Abkühlung<br />
01.09.<strong>2016</strong> – Gin-Tasting<br />
06.10.<strong>2016</strong> – Zwiebelkuchen & Federweißer<br />
arcona LIVING OSNABRÜCK<br />
Neuer Graben 39 · 49074 Osnabrück<br />
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BLAUE STUNDE<br />
16<br />
17
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für kleine und mittlere Unternehmen aus der Region Osnabrück.<br />
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Osnabrück die Messenger-Plattform "TasteAway" für Food<br />
Trucks entwickelt. Über diese Plattform können sich Food Truck<br />
Kunden automatisch über ihr Smartphone, Laptop oder Desktop-<br />
Rechner benachrichtigen lassen, sobald ihre Lieblings-Anbieter<br />
von Street Food in ihrer Nähe Station beziehen. Gleichzeitig<br />
können Food Truck Anbieter ganz einfach die Standorte Ihrer<br />
Gelassen<br />
ist einfach.<br />
Food Trucks anlegen, Termine verwalten und ihre Kunden informieren.<br />
Die Anbieter-/Kunden Demo Version zu TasteAway<br />
finden Sie unter: http://tasteaway.de/ +++ Kompetenzzentrum<br />
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WER BAUT DIE ERSTE<br />
INTELLIGENTE SONNENLIEGE?<br />
WER KENNT DAS NICHT? DIE PERFEKTE POSITION AUF DER LIEGE IST<br />
ENDLICH GEFUNDEN UND MAN FREUT SICH AUF ENTSPANNTE STUNDEN IM<br />
GARTEN. ES DAUERT NICHT LANGE UND SCHON VERSCHWINDET DIE SONNE HINTER<br />
EINER BAUMKRONE. NUN BEGINNT DAS LÄSTIGE RÜCKEN QUER DURCH DEN<br />
GARTEN, IMMER AUF DER JAGD DIE BEGEHRTEN SONNENSTRAHLEN ZU ERHASCHEN. DIESES<br />
PROBLEM ERKANNTE AUCH MARTIN SCHARFE UND ENTWICKELTE IM JAHR 20<strong>14</strong> DIE SELBSTFAHRENDE<br />
LUXUS-GARTENLIEGE SMARTLOUNGER. SIE IST IN DER LAGE, SICH AUTOMATISCH NACH DEM STAND DER<br />
SONNE AUSZURICHTEN ODER IN DEN SCHATTEN ZU FAHREN.<br />
Energie, Science to Business GmbH, Hochschule Osnabrück:<br />
Am 20.09.16 findet das 5. Forum Zukunftsfragen Energie zum<br />
Thema „Energiespeicher und -systeme“ in Osnabrück statt.<br />
Das diesjährige Forum wird vom Kompetenzzentrum Energie<br />
gemeinsam mit der Klimaschutz- und Energieagentur Niedersachsen<br />
(KEAN), einer Einrichtung des Landes Niedersachsen,<br />
veranstaltet. Programm und Anmeldung: www.kompetenzzentrum-energie.de<br />
+++ ICO – Die Gewinner der Prototypenparty<br />
vom 26.05.16 sind die Firma feelSpace GmbH. Die junge Firma<br />
präsentierte einen Navigationsgürtel. Im Zusammenspiel mit<br />
der feelSpace-App signalisiert der Gürtel seinem Träger durch<br />
Vibrationselemente auf diskrete und intuitiv verständliche<br />
Weise die Richtung oder Route zu einem Ziel. Seit kurzem hat<br />
feelSpace eine Crowdfunding-Kampagne auf der Plattform Indiegogo<br />
gestartet, um den Gürtel zur Serienreife weiterentwickeln<br />
zu können. www.feelspace.de und www.prototypenparty.com<br />
+++ Wirtschafts-Senioren Osnabrück e.V. – Die ehemaligen<br />
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Wie funktioniert’s?<br />
Der Smartlounger Cube wird von zwei leistungsstarken,<br />
aber völlig geräuschlosen Elektromotoren angetrieben.<br />
Diese ermöglichen über besonders breite Reifen<br />
eine leise, schonende sowie präzise Bewegung der<br />
Liege auf fast allen Untergründen. Die Liege kann<br />
bequem via App gesteuert werden oder automatisch<br />
dem Sonnenlauf folgen. Der Smartlounger erhält seine<br />
Energie aus einem modernen Lithium-Eisenphosphat-Akku, der<br />
eine Fahrtzeit zwischen 1,5 und 3 Stunden (je nach verbautem<br />
Akku) ermöglicht. Geladen wird der Akku entweder über einen<br />
wasserdichten Steckdosenanschluss oder über einen seitlich ansetzbaren<br />
Solartisch.<br />
den Smartlounger konzipiert. Nach seinem dualen Maschinenbau-<br />
Studium und zweijähriger Berufserfahrung gründete er das<br />
Unternehmen marsch-systems, das fernlenkbare Roboterplattformen<br />
entwickelte. Nach dem erfolgreichen Verkauf aller Rechte<br />
von marsch-systems nutzte er das vorhandene Know-how zur Entwicklung<br />
des ersten Smart Furniture und damit zur Gründung der<br />
TRONOS GmbH. Das Ziel von Tronos ist es, Alltagsgegenstände<br />
durch modernste Technik bewegen zu können. | RED<br />
TRONOS GmbH<br />
Albert-Einstein-Straße 1 | 49076 Osnabrück<br />
Fon: 05 41 / 202 80 150<br />
Bilder © TRONOS GmbH<br />
Führungskräfte und Unternehmer aus der Wirtschaft beraten<br />
ehrenamtlich bei der Unternehmensgründung und Unternehmenssicherung.<br />
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Kontakt<br />
ICO InnovationsCentrum Osnabrück GmbH<br />
Albert-Einstein-Straße 1<br />
49076 Osnabrück<br />
fon +49 541 202 80 - 0<br />
info@innovationscentrum-osnabrueck.de<br />
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Wer steckt dahinter?<br />
Die TRONOS GmbH ist ein junges Unternehmen aus Osnabrück<br />
und hat seinen Sitz im ICO. Geschäftsführer Martin Scharfe hat<br />
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18<br />
19
HOCHSCHULE & KARRIERE<br />
HOCHSCHULE & KARRIERE<br />
Was wächst auf den<br />
Höfen Havannas?<br />
Havanna, die Hauptstadt Kubas, ist bekannt für Rum,<br />
Zigarren und den langjährigen Regierungschef Fidel Castro.<br />
Nach Beginn der Wirtschaftskrise im Jahr 1990 fand jedoch ein<br />
tiefgreifender Wandel statt. Die „Rolling Stones“ sorgten jüngst<br />
für das größte Rockkonzert der kubanischen Geschichte. Aber<br />
auch die Landwirtschaft erlebte einen Umschwung.<br />
Havanna beherbergt zurzeit rund<br />
2.200.000 Einwohner – das sind etwa 1.000<br />
Einwohner pro Hektar. Wenig Anbaufläche<br />
und traditionelle Formen der Landbewirtschaftung<br />
erfordern ein hohes<br />
Maß an Kreativität. Folglich weicht man<br />
auf innerstädtische Freiräume, Dächer<br />
und Höfe aus, um den Eigenbedarf an<br />
Lebensmitteln anzupflanzen.<br />
Neben dem unmittelbaren Anbau betreiben<br />
die Einwohner hier privat oder mit<br />
Hilfe der kubanischen Regierung Weiterbildung<br />
auf Nachbarschaftsebene. Sie<br />
lernen, wie man Regenwasser speichert,<br />
wie man ganzjährig konserviert oder wie<br />
man am besten Avocados anbaut. Das<br />
kann schon mal heiße Diskussionen entfachen.<br />
Eine der vielen Herausforderungen<br />
besteht darin, eine Verknüpfung zwischen<br />
Freizeit- und Bewegungsnutzungen und<br />
der urbanen Landwirtschaft zu schaffen.<br />
Schließlich will niemand auf schöne Grünflächen<br />
in der Stadt verzichten.<br />
Wie funktioniert <strong>Wissen</strong>svermittlung<br />
in der Nachbarschaft?<br />
Dirk Manzke, Professor für Städtebau und<br />
Freiraumplanung, lehrt und forscht an der<br />
Hochschule Osnabrück. Sein Thema ist die<br />
Vernetzung von urbanen Atmosphären,<br />
Stadt und Grün. Stadtnahe und städtische<br />
Landwirtschaft ist darin eine wesentliche<br />
Facette. An Havanna begeistert Manzke<br />
die Leichtigkeit und Vitalität der Menschen,<br />
die schon durch viele Krisen gehen<br />
mussten. „Da sind die Gärten und Höfe<br />
der Stadt schöne Treffpunkte, an denen<br />
man sich mit den Nachbarn auch über<br />
Erfahrungen mit der städtischen Landwirtschaft<br />
austauschen und sich gegen-<br />
seitig neues <strong>Wissen</strong> vermitteln kann“,<br />
berichtet der Stadtforscher.<br />
Im Herbst fliegt Manzke ein weiteres Mal<br />
nach Kuba, um sich von der aktuellen Lage<br />
der krisengezeichneten, aber dennoch<br />
lebensfrohen Stadt ein Bild zu verschaffen.<br />
„Hier ist auch noch einiges für Osnabrück<br />
zu lernen“, meint Manzke, denn der Fokus<br />
seines Besuchs liegt auf der Betrachtung<br />
der unter UNESCO-Schutz stehenden<br />
Altstadt. In der Zukunft sind gemeinsame<br />
Projekte geplant, die einen Austausch von<br />
Studenten aus Havanna und Osnabrück<br />
beinhalten.<br />
Wenn die kubanische Hauptstadt einen<br />
Weg findet, um nachhaltig ausreichend<br />
Nahrungsmittel zu produzieren und die<br />
Arbeitsplätze zu sichern, könnte eine<br />
weitere Krise schon im Vorfeld verhindert<br />
werden. | RB<br />
Bilder Prof. © Rebecca Blömer / Flagge © christophe BOISSON, fotolia.de<br />
Bilder © Jonathan Hafkemeyer / Hochschule Caprivi-Kaserne © Hochscuhle Osnabrück<br />
Wer studiert zweimal?<br />
Es gibt unzählige Möglichkeiten, sich nach dem ersten Studium<br />
weiterzubilden. Die kosten- und zeitintensivste Variante ist aber<br />
sicherlich ein Zweitstudium.<br />
Wenn man nach sechs oder mehr Semestern<br />
die Strapazen des ersten Bachelorstudiengangs<br />
hinter sich gebracht hat,<br />
wünscht sich die innere Stimme nicht<br />
unbedingt eine direkte Wiederholung der<br />
gesamten Prozedur. Trotzdem gibt es einige<br />
Studenten, die diesen Weg beschreiten.<br />
Zwischen drei und fünf Prozent, schätzt Dr.<br />
Carsten Steinert, Professor für Betriebswirtschaftslehre<br />
und Personalmanagement<br />
an der Hochschule Osnabrück. Dieses<br />
„Phänomen“, wie er es nennt, gibt es verstärkt<br />
seit dem Bologna-Prozess 1999.<br />
„Früher war ein Zweitstudium so gut wie<br />
undenkbar“, meint Steinert. „Niemand<br />
wollte sich nach einem mindestens fünfjährigen<br />
Diplom- oder Magisterstudiengang<br />
noch einmal so lange an den Schreibtisch<br />
fesseln lassen.“ Heute ist die akademische<br />
Laufbahn durch kürzere Studienzeiten<br />
deutlich flexibler.<br />
An der <strong>Osnabrücker</strong> Fakultät für Wirtschaft<br />
und Soziales fallen Ivonne Giglewicz<br />
spontan drei Studenten ein, die sich<br />
für ein Zweitstudium entschieden haben.<br />
„Viel mehr könnten es allerdings auch<br />
gar nicht werden“, weiß die Studiengangskoordinatorin.<br />
„Denn das Bewerbungsverfahren<br />
läuft über eine Sonderquote und<br />
Kohorten, in der sich die Interessenten mit<br />
anderen Bewerbergruppen die wenigen<br />
Studienplätze teilen müssen.“<br />
Eine von ihnen ist Henrike Brockmann<br />
(30), Physiotherapeutin und Mutter von<br />
zwei Kindern. Nach ihrer Ausbildung,<br />
einem Physiotherapie-Studium sowie<br />
einiger Zeit Berufserfahrung ist sie nun<br />
wieder Erstsemester im Studiengang<br />
Betriebswirtschaft und Management an<br />
der Hochschule Osnabrück.<br />
Die Gründe für ein Zweitstudium können<br />
vielseitig sein. Mal fordert das<br />
Berufsziel einen weiteren Studienabschluss,<br />
mal streben die Studierenden in<br />
derselben Fachrichtung einen Universitätsabschluss<br />
an. Oft geht es auch um die Verbesserung<br />
der Chancen auf dem Arbeitsmarkt.<br />
„Solange der erste Studiengang abgeschlossen<br />
wurde, ist ein Zweitstudium<br />
überhaupt kein Nachteil<br />
für die Betreffenden “, sagt<br />
Prof. Dr. Carsten Steinert. | JH<br />
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20
HOCHSCHULE & KARRIERE<br />
HOCHSCHULE & KARRIERE<br />
Angekommen? Geflüchtete in Stadt und Landkreis Osnabrück<br />
Im Rahmen einer Projektarbeit beschäftigten sich 16 Studierende der Hochschule Osnabrück<br />
im Sommersemester <strong>2016</strong> mit verschiedenen Fragestellungen zum Thema Ankunft und<br />
Integration der Flüchtlinge in Osnabrück. Dabei wurden auch Verbesserungsvorschläge für die<br />
aktuelle Situation erarbeitet.<br />
Durch Interviews mit Organisationen und<br />
Geflüchteten wurde die allgemeine Zufriedenheit<br />
mit der Flüchtlingsarbeit<br />
in Stadt und Land<br />
Osnabrück untersucht. In<br />
vielen Lebensbereichen<br />
bewerteten die befragten<br />
Geflüchteten die Angebote<br />
als sehr gut, hier fielen vor<br />
allem die Sektoren Sport<br />
und Bildung auf. Dies bestätigte<br />
sich auch in Interviews<br />
mit verschiedenen<br />
Bildungseinrichtungen in<br />
Stadt und Landkreis Osnabrück.<br />
Für Geflüchtete werden<br />
Sprachlernklassen angeboten,<br />
um später am Regelunterricht<br />
teilnehmen<br />
können. Zudem bieten die<br />
Schulen auch kulturelle<br />
Programme, an denen Geflüchtete<br />
teilnehmen und<br />
Kontakte knüpfen können.<br />
Auch Sportangebote bieten<br />
eine gute Plattform für Integration, da im<br />
Gegensatz zu vielen anderen Bereichen<br />
22<br />
des Alltags die Sprache hier keine große<br />
Barriere darstellt. Um als Geflüchteter in<br />
Deutschland einer Arbeit nachgehen zu<br />
dürfen, muss entweder sein Asylantrag<br />
angenommen worden sein - oder der Asylantrag<br />
wurde vor drei Monaten gestellt,<br />
aber noch nicht bewilligt.<br />
Grafiken © Lisa Marie Höcker / Gruppenbild © Privat / Flüchtlinge auf Landkarte © Traumbild, fotolia.de<br />
Herausforderung oder Chance<br />
für den Arbeitsmarkt?<br />
Perspektive ist ein Wort, von dem für<br />
viele Geflüchtete die Zukunft abhängt.<br />
Niemand weiß, wann und ob sie in ihr<br />
Heimatland zurückkehren können oder<br />
aber müssen. Die Integration in den<br />
Arbeitsmarkt stellt für sie und auch<br />
für die Region Osnabrück eine große<br />
Herausforderung dar. „Die Sprache, eine<br />
sichere Aufenthaltsdauer sowie ein nachgewiesenes<br />
Herkunftsland sind in den Unternehmen<br />
für die Einstellung von Flüchtlingen<br />
von großer Bedeutung“, erklärt<br />
Sonja Splittstößer von der Industrie- und<br />
Handelskammer Osnabrück - Emsland -<br />
Grafschaft Bentheim.<br />
Durch spezifische Maßnahmen wie beispielsweise<br />
PerF (Perspektive für Flüchtlinge)<br />
versucht die Bundesagentur für<br />
Arbeit zudem, Geflüchteten die Integration<br />
in den Arbeitsmarkt zu erleichtern,<br />
indem berufsbezogene Sprachkenntnisse<br />
und Praktika vermittelt werden. Außerdem<br />
solle Geflüchteten dadurch das duale<br />
Ausbildungssystem näher<br />
gebracht werden. 38 Geflüchtete<br />
haben 2015 eine<br />
Ausbildung in der Region<br />
Osnabrück begonnen und<br />
sich somit erfolgreich in den<br />
Arbeitsmarkt integrieren<br />
können.<br />
Durch Gasthörerprogramme<br />
und Sprachkurse beteiligen<br />
sich auch die Hochschule<br />
und Universität Osnabrück<br />
an der Integration. Sie ermöglichen<br />
Geflüchteten,<br />
Vorlesungen kostenfrei zu<br />
besuchen und unterstützen<br />
sie bei einer gezielten Bewerbung<br />
und auch in anderen Fragen rund<br />
um das Studium. 75% (ca.1.650) der Geflüchteten<br />
in Osnabrück sind arbeitsfähig,<br />
doch auf Grund<br />
der zuvor genannten<br />
Faktoren<br />
konnten<br />
im ersten<br />
Quartal <strong>2016</strong><br />
lediglich <strong>14</strong><br />
Flüchtlinge in<br />
den Arbeitsmarkt<br />
integriert<br />
werden.<br />
Innerhalb<br />
der nächsten<br />
fünf Jahre rechnet man aber damit,<br />
dass sich bereits 40% in den<br />
Arbeitsmarkt integrieren können, langfristig<br />
sogar 70%. Durch gezielte Maßnahmen<br />
der Bundesagentur für Arbeit,<br />
der Hochschule und Universität<br />
Osnabrück sowie der IHK wird die Herausforderung<br />
Integration zu einer Chance für<br />
Unternehmen und Wirtschaft.<br />
Was kann verbessert werden?<br />
Während der Recherche wurde außerdem<br />
deutlich, dass in einigen<br />
Bereichen noch deutliches Verbesserungspotential<br />
besteht. Sowohl<br />
Organisationen als auch Flüchtlinge<br />
kritisierten die unzureichende Koordination<br />
und Kommunikation zwischen den<br />
Beteiligten, die oft zu Doppelstrukturen<br />
und Unklarheiten führt.<br />
Es wurden verschiedene Verbesserungsvorschläge<br />
erarbeitet – von der Bildung<br />
einer zentralen Anlaufstelle bis zur Einrichtung<br />
eines Übersetzungsbüros. Die<br />
Studierenden entwickelten überdies das<br />
Grundkonzept für eine Website, auf der<br />
Geflüchtete sich über die bestehenden<br />
Angebote informieren und austauschen,<br />
Helfer für ehrenamtliche Mithilfe<br />
werben und Organisationen sich für<br />
gemeinsame Projekte zusammenschließen<br />
können. Eine solche Koordinierungsinstanz<br />
würde die Koordination zwischen<br />
den verschiedenen Organisationen, die<br />
Verteilung von Ehrenamtlichen und Dolmetschern<br />
und die Aufklärung der Bürger<br />
verbessern. | RED<br />
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23
HOCHSCHULE & KARRIERE<br />
Ausbildung zum/zur<br />
MEDIEN GESTALTER/IN<br />
Wo können Schüler<br />
forschen, entdecken & staunen?<br />
Robotics, Mobilität, Chemie, Metallwerkstatt, Programmieren, Jugend forscht, Technik für Kids:<br />
Die Liste der Angebote des Schüler-Forschungs-Zentrums (SFZ) Osnabrück ist lang. Gemeinsam<br />
haben alle Angebote, dass sich Schülerinnen und Schüler freiwillig in ihrer Freizeit treffen,<br />
um mit anderen an neuen Themen und Ideen zu arbeiten.<br />
Eigenbau der Schüler/-Innen vom Kurs<br />
Mobilität mit dem Infento-Baukastensystem<br />
Durch die angebotenen Kurse soll das Interesse<br />
an den sogenannten MINT-Themen, das<br />
heißt an Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften<br />
und Technik, frühzeitig<br />
geweckt und gefördert werden. Die<br />
Angebote des SFZ sind dabei offen<br />
für Schülerinnen und Schüler jeglicher<br />
Klassenstufen und Schulformen.<br />
Gegründet wurde das SFZ Osnabrück<br />
im Jahr 2008, um den Schülerinnen<br />
und Schülern im Landkreis<br />
und der Stadt Osnabrück durch<br />
die Angebote eine breitere Perspektive<br />
in Bezug auf die spätere<br />
Berufswahl oder die Wahl des<br />
Studienfachs zu ermöglichen.<br />
Die Schülerinnen und Schüler<br />
lernen im SFZ aber viel mehr als<br />
das reine Fachwissen. Durch die Arbeit im<br />
Team werden besonders die sozialen und<br />
kommunikativen Fähigkeiten gefördert. Die<br />
Kinder und Jugendlichen arbeiten selbstständig<br />
im Team, verfolgen eigene Ziele und<br />
Der Chemie-Kurs des Schüler-Forschungs-Zentrums Osnabrück<br />
organisieren sich selber, mit der Unterstützung<br />
durch die für das SFZ tätigen Lehrerinnen<br />
und Lehrer. Das SFZ arbeitet mit der<br />
Hochschule Osnabrück, der Universität<br />
Osnabrück, verschiedenen Schulen in<br />
der Stadt und im Landkreis Osnabrück,<br />
sowie Praxispartnern zusammen. So<br />
werden mit den Schülerinnen und<br />
Schülern auch kleine Exkursionen zu<br />
Unternehmen in der Region unternommen.<br />
Die Schülerinnen und<br />
Schüler sehen hier, wie ihre kleinen<br />
Experimente in der Industrie in<br />
großem Maßstab umgesetzt<br />
werden und erfahren zugleich<br />
etwas über verschiedene Berufe.<br />
Die meisten Angebote des SFZ<br />
sind regelmäßig und finden in<br />
der Schulzeit jede Woche statt. So haben<br />
die Schülerinnen und Schüler jede Woche<br />
„Training“, ähnlich wie beim Fußballverein<br />
oder beim Spielen eines Instrumentes. Dabei<br />
gleicht kein Angebot dem anderen:<br />
Eigenbau der Schüler / Rasberry PI / Roboter © Klaus Brinkmann / Schüler-/Innen arbeiten an Roboter © Danuta Prasse<br />
Lego Fahrzeug © SFZ Osnabrück / Schülerinnen Chemie Kurs © Carina Sander / Kolben © tarasov_vl, fotolia.de<br />
/ gedankenblase © links Danuta Prasse / Gedankenblase mitte © SFZ Osnabrück / Gedankenblase rechts © Carina Sander<br />
Arbeit mit dem Raspberry Pi beim Programmieren-Workshop<br />
Während Robotics und Mobilität eher wettbewerbsorientiert<br />
sind, geht es in der Chemie<br />
und beim Programmieren um das Lernen und<br />
Forschen. Die Schülerinnen und Schüler bringen<br />
eigene Ideen ein und entwickeln sich zu<br />
kleinen Experten, eben zu echten Jungforscherinnen<br />
und Jungforschern. | CS<br />
VERANSTALTUNGS-<br />
KAUFMANN/-FRAU<br />
KAUFMANN/-FRAU<br />
FÜR MARKETING-<br />
KOMMUNIKATION<br />
SPORT- UND FITNESS-<br />
KAUFMANN/-FRAU<br />
MEDIEN- UND<br />
EVENT-ASSISTENT/IN<br />
KOMM.AKADEMIE GmbH<br />
Im Nahner Feld 1<br />
49082 Osnabrück<br />
Tel. 0541 582990-200<br />
komm@komm-akademie.de<br />
AUSBILDUNGSSTART<br />
01.09.<strong>2016</strong><br />
JETZT BEWERBEN!<br />
Informationen unter:<br />
komm-akademie.de<br />
Bei einem Robotics-Workshop gebauter Roboter<br />
24<br />
25<br />
komm-akademie.de
STADT- & LANDGESCHICHTEN<br />
STADT- & LANDGESCHICHTEN<br />
Gemauertes Kopfnischengrab, gefunden bei<br />
Ausgrabungen 1993 am <strong>Osnabrücker</strong> Dom<br />
Baumsargbestattungen am Dom,<br />
die Sargreste sind noch erkennbar<br />
Glasperlen schmückten ein<br />
Frauengrab am Schölerberg<br />
Wohin mit den Toten<br />
im mittelalterlichen Osnabrück?<br />
Die Auseinandersetzung und der Umgang mit dem Thema Tod waren im Mittelalter allgegenwärtig.<br />
Der Gedanke des „memento mori“ (lat.: „Gedenke des Todes“) führte den Menschen bewusst die<br />
Vergänglichkeit der eigenen Existenz vor Augen. Der Tod galt unwiderruflich für Jedermann, egal<br />
welcher sozialen Gesellschaftsschicht der Sterbende angehörte. Die Furcht vor dem Jüngsten<br />
Gericht und der Glaube an die Wiederauferstehung waren fest im Alltag verankert.<br />
Die Beisetzung der Toten möglichst nahe an<br />
den Kirchen, die das Zentrum eines mittelalterlichen<br />
Dorfes oder einer Stadt bildeten,<br />
war daher von hoher Bedeutung. Angesichts<br />
eines Kirchenneubaus, auch bei Klostergründungen,<br />
war es üblich, einen „Kirchhof“<br />
anzulegen. Dort wurde allerdings nicht<br />
nur bestattet. Sie waren Versammlungsorte<br />
des öffentlichen Lebens und dienten ebenfalls<br />
als Marktplätze. Dieser Umgang war<br />
keineswegs unsensibel, da den Toten auf<br />
diese Weise ein Platz inmitten der Lebenden<br />
erhalten bleiben sollte.<br />
Wie wandelte sich<br />
das Totenbrauchtum?<br />
Bei Ausgrabungen an der Turm- und<br />
Lohstraße wurde das Skelett einer etwa<br />
sechzigjährigen Frau freigelegt. Ihre<br />
Hände sind, wie im Hochmittelalter<br />
üblich, im Beckenbereich gefaltet.<br />
Unter dem Einfluss der einsetzenden christlichen<br />
Missionierung im 8. Jahrhundert<br />
wandelte sich das Totenbrauchtum gravierend.<br />
Waren die Gräber zuvor noch in Nord-<br />
Süd-Richtung angelegt, besaßen sie fortan<br />
eine ost-westliche Ausrichtung, mit Blick der<br />
Toten in Richtung der aufgehenden Sonne.<br />
Sächsische Begräbnisse waren, anders als<br />
christliche Gräber, noch mit zahlreichen Beigaben<br />
ausgestattet. Schmuckstücke, Waffen<br />
und Werkzeuge lassen Rückschlüsse auf die<br />
gesellschaftliche Stellung der Verstorbenen<br />
zu. Die Abkehr von diesen Sitten war ein<br />
Bilder © Stadt- und Kreisarchäologie Osnabrück / Schädel © fakegraphic / Ausgrabung mit Pinsel © lufeethebear, fotolia.de<br />
schleichender Prozess, an althergebrachten<br />
Traditionen wurde längere Zeit festgehalten.<br />
Ein Bespiel für diese Übergangsphase ist das<br />
sächsische Gräberfeld am Schölerberg, das<br />
in die Zeit um 700 datiert. Neben eindeutig<br />
christlich geprägten Fundstücken wurden<br />
auch heidnische Beigaben gefunden. Dies<br />
zeigt, dass die Sachsen im Alltag noch an<br />
einigen heidnischen Glaubensvorstellungen<br />
und Riten festhielten. Typisch für die karolingisch-sächsische<br />
Zeit war das Begräbnis<br />
in ausgehöhlten Baumstammhälften.<br />
Mehr als 100 solcher<br />
Baumsargbestattungen<br />
entdeckten Archäologen<br />
an der Nordseite des <strong>Osnabrücker</strong><br />
Doms. Domhof<br />
und Große Domsfreiheit<br />
dienten in weiten Teilen<br />
bis in die Neuzeit hinein als<br />
Friedhof. Das Gräberfeld<br />
gehörte zur ersten Missionskirche<br />
aus den 780er Jahren.<br />
1984/85 wurde der Marktplatz,<br />
während seiner Sanierung, umfassend<br />
archäologisch untersucht. Neben der<br />
Entstehung und Entwicklung der Marktgebäude<br />
konnte auch dort ein Baumsargfriedhof<br />
aus der Zeit um 850 nachgewiesen<br />
werden. Ab dem 10. Jahrhundert wurden<br />
die Baumsärge durch kastenförmige Konstruktionen<br />
aus Holzbohlen oder Steinplatten<br />
ersetzt. Es entstanden sogenannte Kopfnischengräber,<br />
die ebenfalls am <strong>Osnabrücker</strong><br />
Dom, an der Marienkirche und auch an der<br />
Johanniskirche freigelegt wurden.<br />
Die Friedhöfe im Mittelalter waren restlos<br />
überfüllt. So kam es nicht selten vor, dass<br />
man die Toten etwas chaotisch, teils ohne<br />
Rücksicht auf ältere Gräber, beerdigte. Erst<br />
im Verlauf des 19. Jahrhunderts wurden die<br />
Friedhöfe an den Stadtrand verlagert, einerseits<br />
aus hygienischen Gründen, andererseits<br />
um das Problem der beengten Bestattungsverhältnisse<br />
zu lösen.<br />
Was verraten DNA Proben<br />
aus dem Mittelalter?<br />
Bei christlichen Bestattungen kann neben<br />
der Sargform auch die Armhaltung der Verstorbenen<br />
für eine chronologische Einordnung<br />
wichtig sein. Im Frühmittelalter lagen<br />
die Arme noch parallel am Körper, im Hochmittelalter<br />
waren die Hände im<br />
Becken gefaltet und später auf<br />
dem Unterleib positioniert.<br />
Mit dem Bau der „Altstadtgarage“<br />
und dem „Haus der<br />
Kirche“ ab 2002 ergaben<br />
sich hervorragende Möglichkeiten,<br />
gut erhaltene<br />
Spuren aus der Umgebung<br />
von Markt und Marienkirche<br />
zu ergründen. Bei den<br />
Ausgrabungen stieß man auch<br />
auf einen kleinen Friedhof. Auf<br />
dem nur knapp 21 m² großen Bereich<br />
endeckten Archäologen Überreste mehrerer<br />
Gräber, von denen 46 bis 59 Individuen anthropologisch<br />
untersucht wurden. Die Anzahl<br />
ist umso erstaunlicher, bedenkt man den<br />
äußerst eng begrenzten Raum. Wann dieser<br />
Friedhof entstand und wer die Bestatteten<br />
waren, kann heute niemand genau sagen.<br />
Einzig ihr Geschlecht und ungefähres Alter<br />
lassen sich bestimmen. Äußere Auffälligkeiten<br />
an den Knochen weisen auf Krankheiten,<br />
Verletzungen oder starke Beanspruchungen<br />
hin. Sie geben auch<br />
Auskunft über Ernährung,<br />
Gesundheitszustand<br />
und medizinische<br />
Versorgung<br />
im Mittelalter. Mittels DNA-Proben lassen<br />
sich Verwandtschaftsverhältnisse unter den<br />
geborgenen Skeletten erkennen. Durch eine<br />
Isotopenanalyse finden Anthropologen heraus,<br />
ob der Mensch ursprünglich aus unserer<br />
Region stammte oder zuwanderte. Kleinste<br />
Reste im Zahnstein geben Aufschluss über<br />
Ernährungsgewohnheiten. Lediglich diese<br />
Basisdaten machen natürlich noch keinen<br />
Menschen aus. Auf die Frage zu ihrer Persönlichkeit,<br />
wie sie arbeiteten und fühlten,<br />
darauf können die Knochen allein keine<br />
Antwort geben. Welches Leben mögen die<br />
Verstorbenen wohl geführt haben? | JF<br />
Spannende Präsentation<br />
Die Ausstellung „drunter & drüber.<br />
Unter dem Parkhaus das Mittelalter“<br />
beleuchtet erstmals die abwechslungsreiche<br />
Geschichte<br />
rund um das Grundstück hinter der<br />
Kirche St. Marien. Auf dem ehemaligen<br />
Friedhofsgelände können Besucher<br />
in die bewegte <strong>Osnabrücker</strong><br />
Lebenswelt des 13. / <strong>14</strong>. Jahrhunderts<br />
eintauchen.<br />
Die Präsentation ist ein gemeinsames<br />
Projekt der Stadt- und Kreisarchäologie,<br />
des Historischen<br />
Seminars der Universität Osnabrück<br />
und der Stiftung St. Marien -<br />
mit freundlicher Unterstützung<br />
durch die Kirchengemeinde St.<br />
Marien.<br />
19. Juni – 25. September <strong>2016</strong>,<br />
Kirche St. Marien / Osnabrück<br />
www.marien-osnabrueck.de<br />
26<br />
27
Orte in Stadt und Land (7)<br />
Warum ist die Dodesheide keine tote Heide?<br />
Schon im Jahre 1512 tauchte der Name Dodesheide im geschichtlichen Ortsverzeichnis des<br />
Fürstbistums Osnabrück auf. Bis heute gibt es zwar mehrere interessante Deutungsvorschläge,<br />
aber bei genauerer Betrachtung ergeben sich fast überall Widersprüche.<br />
Wo liegt eigentlich<br />
die Dodesheide?<br />
Selbst deren Bewohner tun sich schwer<br />
mit der Abgrenzung zu den umgebenden<br />
Stadtteilen. Das liegt auch daran, dass die<br />
Dodesheide erst nach dem Zweiten Weltkrieg<br />
ein eigenständiger Stadtteil Osnabrücks<br />
wurde. Vorher gehörte sie, ebenso<br />
wie Teile von Gartlage, Sonnenhügel und<br />
Widukindland zum Schinkel. Seit der<br />
Gebietsreform von 1972 wird die Dodesheide<br />
im Norden von der Vehrter Landstraße<br />
begrenzt, im Süden von der Bahnlinie<br />
nach Bremen, im Osten von Belm und<br />
im Westen von der Landwehr, einer vorgelagerten<br />
Stadtbefestigung.<br />
Sie bestand aus Wällen, die mit dichtem<br />
Dornengestrüpp bewachsen und Gräben,<br />
die in den Niederungen mit Wasser<br />
gefüllt waren. Heute wird die Landwehr<br />
von hohen Bäumen gesäumt und gilt als<br />
grüner Finger der Stadt Osnabrück.<br />
Woher kommt nun der<br />
Name dieses Stadtteils?<br />
Das Grundwort „heide“ wird im Niederhochdeutschen<br />
als ein mit Strauchwerk<br />
und Dornen bewachsenes Land bezeichnet.<br />
Das Bestimmungswort „dod(es)“ zeigt<br />
an, dass es sich hier um eine Genitivform<br />
handelt, die durch -es- markiert wird.<br />
2004 machte sich eine Klasse der Grundschule<br />
in der Dodesheide auf die Suche<br />
nach dem Ursprung<br />
des Namens. Am<br />
Ende präsentierten<br />
28<br />
die Schüler stolz ihr<br />
Ergebnis. Dodesheide<br />
stamme von<br />
„tote Heide“. Die<br />
Stadtteilhistorikerin<br />
Anni Wächter<br />
hielt das für einen<br />
Trugschluss. Mit<br />
dem Hinweis auf<br />
eine Chronik leitete<br />
sie den Namen<br />
von Bischof Dodo ab. Beide Theorien<br />
halten wissenschaftlichen Nachprüfungen<br />
aber nicht stand.<br />
Die Vermutung, dass Dodesheide mit „tote<br />
Heide“ gleichgesetzt werden könne, lässt<br />
sich schon grammatikalisch widerlegen.<br />
Das Adjektiv -tot-, -dod- steht hier im Dativ.<br />
Ein Zusammenschieben der Worte<br />
-to der doden heide- würde folglich<br />
„Dodenheide“ ergeben. Die Vermutung,<br />
dass Bischof Dodo der<br />
Namenspatron gewesen wäre, ist auch<br />
nicht stimmig, denn in diesem Zusammenhang<br />
müsste es ebenfalls Dodenheide<br />
heißen.<br />
Was noch übrig bleibt ist der Gedanke,<br />
dass die Dodesheide auf einen anderen<br />
Personennamen zurückgeht. Für plausibel<br />
hält die Göttinger Ortsnamenforscherin<br />
Dr. Kirstin Casemir, dass ein gewisser Dod<br />
oder Dodi der Namenspatron sein könnte.<br />
Mit der Genitivform „Dodesheide“ wäre<br />
der Name schlüssig.<br />
Bemerkenswert ist, dass wir denselben<br />
Personennamen auch im nahen Düstrup<br />
finden, das früher als Dodesthorpe bezeichnet<br />
wurde. Vielleicht war es ja ein<br />
Ritter, nach dem sowohl die Dodesheide als<br />
auch Dodesthorpe benannt waren. Schade<br />
ist nur, dass keine historische Figur bekannt<br />
ist, die exakt in dieses Muster passt. | EE<br />
Wie jede karikaturistische Überzeichnung<br />
trifft diese Beschreibung sicher lage, die mit ihrer Pracht vor allem Macht<br />
Sophie anno 1677 als barocke Gartenan-<br />
WAGNERS ANSCHÜBE<br />
einen wahren Kern. In Wahrheit präsen- und Reichtum präsentieren sollte. Nicht<br />
tiert sich die <strong>Osnabrücker</strong> Park- und wenige Adelige des <strong>Osnabrücker</strong> Umlands<br />
nahmen sich den Schlossgarten als<br />
die Hügelchen sind mit allen Sorten des chen. (…) Kurz, Ihr gutes Gärtchen, liebe Großmama,<br />
gleicht jetzt einer bezauberten Insel,<br />
Gartenwelt jedoch in einer Vielfalt, deren<br />
schönsten Gesträuches bedeckt, und auf unsern<br />
Wiesen sind keine Blumen, Betrachtung die sich sich nichtlohnt.<br />
worauf man alles findet, was man Vorbild nicht darauf ihrer eigenen Vorzeige-Flächen.<br />
auch in jenen kleinen Tälerchen Der durch befinden. zahlreiche Es suchet, und Publikationen<br />
von dem, was man darauf suchet,<br />
hat dieses meinem Manne bekannte zwar vieles Autor gekostet,<br />
indem er einige tausend Fuder Sand, Stei-<br />
bringen Sie uns doch bitte etwas weißen Kohl<br />
Heiko nichts Schulze findet. (…) ist Wenn den Sie aber Wussten kommen: so Sie, dass Justus Möser<br />
Geheimnissen der <strong>Osnabrücker</strong> Gärten (1720-1794) ein süffisanter Kritiker<br />
ne und Lehm auf das Kohlstück bringen lassen aus der Stadt mit; denn wir haben hier keinen<br />
müssen, um so etwas Schönes in einem daraus jüngst zu ma-<br />
erschienenen Platz mehr dafür. Buch (…)“ auf 20<br />
den Grund gegangen. Für „<strong>Osnabrücker</strong><br />
<strong>Wissen</strong>“ beantwortet er die spannendsten<br />
Fragen.<br />
Wagners Anschübe<br />
Wussten Sie, dass die Flächen vor den<br />
alten Stadtmauern Osnabrücks als<br />
V<br />
erste Gemeinschaftsgärten dienten? Gemüse mehr zu finden war.<br />
on geradezu pionierhafter Bedeutung für terschiedliche Flächen jenseits der Stadtmauern<br />
bis durch 1843, vielfältige durfte Anpflanzungen zu nutzen<br />
die gärtnerische Gestaltung Jahrhundertelang, Osnabrücks<br />
wurde das Engagement niemand des bereits sein zuvor Haus erwähnten<br />
Senators Gerhard bauen. Friedrich Dafür Wagner teilten bis Dabei zu war acht der Laischaf-<br />
Kaufmann hauptberuflich „Gartenvater“ ei-<br />
besitzt?<br />
und außerhalb diese Praxis der als Wälle vorbildlich Wussten zu propagieren. Sie, dass Osnabrück einen<br />
(1769-1846). Nicht weit hinter den alten Stadtmauern,<br />
direkt vor der Anhöhe des Bürger-<br />
betrieb seit 1805 im eigenen Haus in der<br />
gentlich auf das Tuchgewerbe spezialisiert und<br />
ten die Flächen ringsum unter sich auf Senator Gerhard Friedrich Wagner<br />
parks, gehörte dem Senator und ein bewirtschafteten prächtiger eigener<br />
Garten. Das Gartenwesen waltung entwickelte vorwiegend handlung. als Da Viehweiden,<br />
er Hausbesitzer des war, ersten gehörten Parks „für alle“, des Bürger-<br />
Krahnstraße sie in 30 Selbstver-<br />
eine recht gut (1769-1846) gehende Stoff-<br />
war nicht nur der „Erfinder“<br />
sich zeitlebens zu seiner großen Feld- und Leidenschaft. nicht zuletzt ihm mit – wie Gartenflächen.<br />
anderen Gebäude-Eigentümern<br />
parks. Getragen von der Idee, möglichst<br />
viele Menschen mit gesundem<br />
Immer wieder war Wagner darum bemüht, un-<br />
auch – Anteile an der Herrenteichslaischaft.<br />
DER SCHLOSSGARTEN<br />
Lange Jahre fungierte er als deren Vorsteher<br />
Wussten<br />
und<br />
Sie,<br />
prägte<br />
dass<br />
die Aktivitäten.<br />
der heutige<br />
bereits Schlossgarten aufgrund seines zu Amtes immerhin darum bemüht, 2.000 Obstbäume setzen, die<br />
Als Obst Sprecher zu war ernähren, er ließ er am Klushügel<br />
Der Schlossgarten<br />
deren Flächen im Sinne von Nutzgärten, Feldoder<br />
Forstflächen gedeihlich zu nutzen.<br />
Das barocke Schloss und der angegliederte<br />
Schlossgarten dienten einst als fürst-<br />
Beginn ein ummauertes<br />
jedermann kostenlos abernten durfte.<br />
bischöfliche Residenz von Ernst August I.<br />
Areal für die<br />
(1629-1698), der das Fürstbistum Osnabrück<br />
seit 1662 als erster protestantischer Landesherr<br />
regierte. Sein imposantes Quartier<br />
GÄRTEN FÜR ALLE Obstbäume herrschaftliche<br />
bewohnte<br />
er mit seiner Familie von 1673 bis<br />
für alle Wussten Sie, dass der erste deutsche<br />
1680, wonach das Gebäude in der Folgezeit<br />
Wie Elite kein war? zweiter <strong>Osnabrücker</strong> Schrebergarten seiner Zeit erkannte<br />
für<br />
eine Form von Spielplatzentwidmung<br />
Bedeutung, die und Kindesenteig-<br />
nur noch als Nebenresidenz diente.<br />
Gärten<br />
Der<br />
alle: der erste<br />
Parks Senator protestantische<br />
Fürstbinung<br />
war?<br />
als die grüne hohe<br />
Die Gemeinsamkeiten Begegnungsräume<br />
sind unverkennbar: in der weiteren Zukunft der Obstbaum haben<br />
Die Schlossgärten von Osnabrück (1691, Abbildung<br />
links) 29 und Herrenhausen (1708, Ausschnitt,<br />
Abbildung unten) sollte. Wagner war der erste, der dessen Pflanzung<br />
systematisch Ernst August in Angriff I. nahm. Denn Entwickelt der erste nach dem Leipziger<br />
30 in zeitgenössischen Ansichten<br />
(das <strong>Osnabrücker</strong> Motiv wurde zu diesem Zweck<br />
gedreht).<br />
Zwei große Park-Anlagen schof möchten wir an her auch als „Lustgärten“ bezeichnet, allein<br />
dieser Stelle im Rahmen eines gesonderten<br />
Kapitels beleuchten. schuf Vorweg: Auch chen Geschichte als etwas Besonderes. Darum<br />
schon aufgrund ihrer besonders traditionsrei-<br />
hatte sich den die edlen neue Park Disziplin der Mediziner „Obstbaumkunde“<br />
bereits seit der zweiten Hälfte des 18.<br />
Schreber genannte Garten war<br />
Schlossgarten und Bürgerpark reihen sich sei uns nachgesehen, dass die folgenden Ausführungen<br />
bewusst ausführlich gehalten sind.<br />
zweifellos in die Vielfalt städtischer Gärten ein.<br />
Gleichwohl gelten beide Areale, nebst zuweilen frü-<br />
„Chefplanerin“<br />
Gattin Lehrer namens Gesell damit begann, mit den<br />
noch eine Art Kinderspielplatz. Als ein<br />
Jahrhundert. Sie war von solchen aufgeklärten<br />
Fürsten deutscher Einzelstaaten entwickelt<br />
worden, die nicht nur die Funktion Kindern des Obstbaums<br />
zur Ernährung, sondern übernahmen auch dessen noch vor 1870 schnell<br />
erste Pflanzungen vorzunehmen,<br />
Senator Gerhard Friedrich Wagner (1769-1846) wirtschaftlichen Nutzen erkannt hatten. Wag-<br />
Bilder © Ebba Ehrnsberger<br />
Herrenhäuser Schloss © Gemeidegut / restliche Bilder © Stadt Osnabrück<br />
Raum zum Rasten oder Spielen: üppige Rasenflächen mit schattigen Bäumen<br />
22<br />
16<br />
der damals trendigen englischen<br />
Landschaftsgärten war?<br />
Unter dem Pseudonym „Anglomonia<br />
Domen“ spottete er anno 1778 im<br />
Text „Das englische Gärtchen“ über ein<br />
opulent umgestaltetes Anwesen, in dem<br />
viel Landschaft, aber kein Obst oder<br />
STADT- & LANDGESCHICHTEN<br />
Welche Geheimnisse verbergen<br />
<strong>Osnabrücker</strong> Gärten?<br />
Exakt ausgemessene Grasteppiche, glatt geschnittene<br />
Hecken, symmetrisch angeordnete Zierblumen – und<br />
dazwischen aufdringlich grinsende Gartenzwerge: So oder ähnlich stellen sich kritische<br />
Zeitgenossen Osnabrücks Mustergarten vor.<br />
Jahrzehnte später – man schrieb das Jahr 1875<br />
– schließlich doch daran ging, die alten Visionen<br />
Senator Wagners zu verwirklichen.<br />
Es geschah dann zu Ostern 1876, als der<br />
neue „Bürgerpark“ das Licht der Welt erblickte.<br />
Seither übernahm die Stadt Osnabrück mit ihren<br />
Stadtgärtnern die Pflege und auch Neugestaltung<br />
der Gartenanlagen. Diese blieben<br />
im Grunde bis heute in ihren Wesenszügen unverändert.<br />
Seit 1998 kann der Besucher zusätzlich<br />
das „Wagner-Tor“ am Eingang des Bürger-<br />
die sich im Rahmen der Pflege des Bürgerparks<br />
unverändert in einer Art historischen Verpflichtung<br />
sieht.<br />
Ein Park mit Unterwelt<br />
Die Beschaulichkeit der gewachsenen Parklandschaft,<br />
die Besucher im Bürgerpark erleben,<br />
täuscht ein wenig. Denn viel wichtiger als<br />
die Oberfläche des Gertrudenberges war lange<br />
Zeit sein Inneres. Bereits im Mittelalter wurde<br />
hier für die Bauten der Stadt jener Kalk ab-<br />
parks (Ecke Senator-Wagner-Weg und gebaut, der, angereichert mit Wasser, die andernorts<br />
in Steinbrüchen der Umgebung ge-<br />
Wittkop straße) durchschreiten, das seinerzeit<br />
in Fleißarbeit von den Auszubildenden des wonnenen Bruchsteine zusammen hielt.<br />
städtischen Grünflächenamtes errichtet worden<br />
ist. Bedeutende Mittel dazu (weitere Maßhielt<br />
das Innenleben eine neue Funktion: Die<br />
Nachdem kein Kalk mehr abgebaut wurde, ernahmen<br />
schlossen sich immer wieder an) wurden<br />
von der Herrenteichslaischaft gespendet, derem als begehrte Bierkeller. Diese und<br />
tief eingeschlagenen Stollen dienten unter an-<br />
wei-<br />
33<br />
Gartenvater Gerhard Friedrich Wagner<br />
(oberer Kreis)<br />
Der ummauerte (mittlerer Kreis) und der<br />
heutige (rechter Kreis) Schlossgarten<br />
die Eltern die Regie: Die Kleingärtnervereine<br />
erlebten ihre Geburtsstunde.<br />
Wussten Sie, dass <strong>Osnabrücker</strong><br />
Kleingärtner ihre ersten Parzellen russischen<br />
Kriegsgefangenen verdanken?<br />
Im Jahre 1916 richteten die ehemaligen<br />
zaristischen Soldaten unter strenger<br />
militärischer Bewachung das Kern-Areal<br />
des heutigen Vereins „Deutsche Scholle“<br />
her, weshalb die Gärten noch lange Zeit im<br />
Volksmund „Russengärten“ hießen.<br />
Wussten Sie, dass es in Osnabrück<br />
nicht nur Parks, Privat- und Kleingärten<br />
gibt, sondern auch immer mehr<br />
Gemeinschafts- und Themengärten?<br />
Das Spektrum reicht von begehbaren<br />
Künstler- über ökologische und religiöse<br />
Lerngärten bis hin zum Friedensgarten.<br />
Kurzum: Es lohnt sich, im wahrsten<br />
Sinne des Wortes einmal häufiger „über<br />
den Gartenzaun“ zu blicken. | RED<br />
Gartengeschichte<br />
zum Nachlesen<br />
In Heiko Schulzes farbig illustriertem<br />
Buch „<strong>Osnabrücker</strong> Gärten. Geschichte(n)<br />
und Informationen. Kleingärten<br />
– Themengärten - Gemeinschaftsgärten<br />
– Lustgärten – Künstlergärten“ werden<br />
noch viele weitere Gartengeheimnisse<br />
gelüftet. Es ist für 4 €uro im <strong>Osnabrücker</strong><br />
Buchhandel, in den <strong>Osnabrücker</strong><br />
Museen, bei der Tourismus-Information<br />
sowie im <strong>Osnabrücker</strong> Kulturhaus<br />
(Marienstraße 5/6) erhältlich.<br />
29
MOMENTAUFNAHMEN<br />
Wo baute der Meister von Tübingen?<br />
Ende des 15. Jahrhunderts brannte das Wohn- und Wirtschaftsgebäude<br />
der Schelenburg nieder, nur der mächtige Wohnturm blieb von den<br />
Flammen verschont. Hausherr Sweder von Schele beauftragte den aus<br />
Süddeutschland stammenden Jörg Unkair mit der Neugestaltung der<br />
Anlage. Der Architekt errichtete zwischen 1530 und 32 eines der frühesten<br />
und eindrucksvollsten Bauwerke der sogenannten Weserrenaissance<br />
und ging als „Meister von Tübingen“ in die Geschichte ein. Schließlich<br />
verdankt nicht nur die Schelenburg Jörg Unkair ihr unverwechselbares<br />
Aussehen. Er zeichnete auch für den Bau der Schlösser Neuhaus, Stadthagen,<br />
Petershagen oder Detmold verantwortlich. | TS<br />
Foto © Blendeneffekte.de, Oliver Schratz<br />
31
Welcher <strong>Osnabrücker</strong><br />
hat Kobolde im Keller?<br />
Menschen horten allerlei Dinge, doch eines der wohl außergewöhnlichsten<br />
Sammelobjekte findet sich bei Matthias Werner in Osnabrück:<br />
Der Staubsauger. Im Keller seiner Oma hat Werner sich ein kleines<br />
Privatmuseum eingerichtet, in dem er 350 Staubsauger (unter anderem auch das Vorwerkmodell<br />
,,Kobold“) und Haushaltsgeräte ausstellt.<br />
Die Ausstellung wechselt regelmäßig, damit<br />
auch die ca. 350 Geräte, die er auf dem<br />
Dachboden lagert, von den Besuchern<br />
bestaunt werden können. Schon als Kind<br />
war der Staubsauger eines seiner Lieblingsspielzeuge.<br />
Als Matthias Werner dann den<br />
ersten eigenen geschenkt bekam, begann<br />
seine Sammelleidenschaft.<br />
In dem kleinen Museum finden sich<br />
Geräte verschiedener Herstellermarken<br />
aus den Jahren 1910 bis 1980, besonders<br />
interessant sind die noch<br />
handbetriebenen Exponate<br />
aus den<br />
10er und 20ern,<br />
denn erst 1927<br />
wurde der<br />
Staubsauger<br />
elektrisch.<br />
Außerdem<br />
gibt es im<br />
Museum eine<br />
funktionsfähige<br />
Küche aus den<br />
32<br />
70ern mit alten Küchengeräten und einen<br />
separaten Waschraum mit alter Waschmaschine.<br />
Ein Lieblingsteil hat der hauptberufliche<br />
Raumausstatter nicht - jedoch<br />
eine Vorliebe für die 50er Jahre. Auch sein<br />
Privatauto stammt aus diesem Jahrzehnt.<br />
Jeder der ausgestellten Staubsauger ist<br />
voll funktionsfähig, denn bevor ein Teil<br />
ins Museum kommt, wird es gesäubert,<br />
poliert und - falls notwendig - aufbereitet<br />
und restauriert. Viele der Geräte sind<br />
Geschenke, einen Großteil der Ausstellung<br />
hat er aber selbst gekauft. Da stellt sich die<br />
Frage, warum man so viel Zeit, Mühe und<br />
Geld in ein Museum steckt, für das man<br />
keinen Eintritt nimmt.<br />
„Ich möchte die faszinierende Technik<br />
erhalten, denn selbst die Herstellerfirmen<br />
besitzen kaum noch antike Geräte aus den<br />
letzten 100 Jahren“, erklärt Werner. Zu<br />
den Besuchern des privaten Staubsaugermuseums<br />
zählen nicht nur Kollegen aus<br />
der Sammlerszene. Ob jung oder alt, Frau<br />
oder Mann, die Besucher in seinem Museum<br />
sind bunt gemischt. Auch Kinder,<br />
die Werners Leidenschaft und Faszination<br />
für Staubsauger teilen, waren schon zu<br />
Besuch. | LB<br />
Museum ohne<br />
Öffnungszeiten?<br />
Wer das Staubsaugermuseum<br />
besuchen möchte, sollte sich vorher<br />
bei Matthias Werner anmelden,<br />
denn Öffnungszeiten gibt es<br />
nicht.<br />
Auf seiner Facebook-Seite<br />
berichtet er regelmäßig über<br />
das Museum und postet Bilder<br />
interessanter Geräte. Es lohnt<br />
sich also, mal einen Blick darauf zu<br />
werfen.<br />
facebook.com/staubsaugermuseum.osnabruck<br />
Bilder © Lea Beisheim / Staubsauger © Ro, fotolia.de<br />
Bilder Stein © Thorsten Stegemann / Bild Bödige © Museum am Schölerberg<br />
Wer starb bei 52°13’27.96“ 7°58’10.65“?<br />
Als der 1859 in Papenburg geborene Nikolaus H. Bödige vor 90 Jahren auf<br />
dem Hüggel umherstreifte, war GPS-Technology noch reinste Utopie. Der<br />
Hobbygeologe, der seit 1897 als Mathematiklehrer am Carolinum ist Osnabrück tätig<br />
war, orientierte sich in den Wäldern von Hasbergen auf ganz klassische Weise.<br />
Neben Wanderbüchern und Schriften<br />
zur Heimatkunde und Denkmalpflege<br />
veröffentlichte er 1906 auch die kurze<br />
Abhandlung: „Hüggel und Silberberg:<br />
Ein historisch-geologischer Beitrag zur<br />
Landeskunde von Osnabrück“. Am 16.<br />
Oktober 1926 erlitt er auf einer seiner<br />
Wanderungen an der oben genannten<br />
Stelle einen Herzschlag. Im darauffolgenden<br />
Jahr errichtete der Verschönerungs-<br />
und Wanderverein von 1835 e. V.<br />
Osnabrück einen Gedenkstein an der<br />
Stelle, an der Bödige starb. Der<br />
Hüggel-Forscher war zu diesem<br />
Zeitpunkt so bekannt, dass die schlichte<br />
Inschrift „Bödige † 16.10.1926“ genügte.<br />
Osnabrück von oben entdecken!<br />
Eine Zeitreise der besonderen Art.<br />
www.swo.de/stadtrundfahrten<br />
Zu seinem 80. Todestag brachte der Kultur-<br />
und Verkehrsverein Hasbergen e.V.<br />
zusätzlich eine Platte an, die seitdem über<br />
das Wirken von Bödige Auskunft gibt.<br />
Heute ist der Bödigestein auch<br />
ganz ohne Smartphone und Co. für<br />
Wanderer leicht zu finden. Vom Parkplatz<br />
„Am Steinbrink“ geht es zunächst ca. 300<br />
m ziemlich steil bergauf und schon ist er<br />
auf einer kleinen Lichtung zu sehen. Von<br />
dort lohnt es sich auf dem Hünenweg noch<br />
ein Stück auf ebenerer Strecke weiterzulaufen<br />
bis zur „Schönen Aussicht“.<br />
Denn dort ist die Aussicht wirklich<br />
spektakulär! | JS<br />
Nikolaus H. Bödige<br />
Lektüretipp<br />
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ihm<br />
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Juni 1<br />
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de. Seine<br />
folgt dem Weg, „… den wir in unserer Überschrift als ,Friesenweg<br />
Er bildet die Ergänzung der im <strong>Osnabrücker</strong> Wanderbuch,Ausgabe<br />
und 13 aufgeführten Wanderwege …“. 31 Auch der Schlusssatz des B<br />
verklausulierter Anspruch verstanden werden, dass der weitere Aus<br />
ges eigentlich von <strong>Osnabrücker</strong> Seite erfolgen sollte. „Mit Herzlake<br />
serer Seite das Tor des Hümmlings erreicht, und es ist Sache der ö<br />
weiteren Ausbau des Friesenweges zu fördern, damit die weitergele<br />
302<br />
Jetzt auch online buchen!<br />
Prof. Dr. Nikolaus Bödige (1859–1926)<br />
(Foto: Museum am Schölerberg, Osnabrück)<br />
Josef Grave: Vom Friesenweg<br />
zum Hünenweg – Ein Hauptwanderweg<br />
im Wandel der Zeit.<br />
In: Emsland-Jahrbuch 2009,<br />
S. 291-322.<br />
Online unter:<br />
www.emslaendischerheimatbund.de
STADT- & LANDGESCHICHTEN<br />
WELCHER KÖNIG WURDE IN OSNABRÜCK GEBOREN?<br />
21. Oktober 1870: Mitten in der Nacht ist das Geschrei<br />
eines Babys am <strong>Osnabrücker</strong> Güterbahnhof zu hören.<br />
Friederike Krone bringt hier ihr viertes Kind zur Welt. Aus Carl<br />
Krone junior wird später der „König des deutschen Circus“.<br />
Entdecken Sie neue Wohn(t)räume!<br />
Carl Krone mit Frau Ida und Elefanten<br />
Carl Krone kam als zweiter Sohn der<br />
Familie Krone in einem Schaustellerwagon<br />
zur Welt. Die Menagerie zog am<br />
nächsten Tag weiter nach Münster, doch<br />
in seinem Pass stand der Geburtstort<br />
Osnabrück. Carl Krone sen. leitete damals<br />
die „Menagerie Continental“, die<br />
Carl Krone jun. nach dem Tod seines<br />
Vaters am 1. Februar 1900 übernahm.<br />
Durch den Ankauf neuer Tiere und deren<br />
Dressurausbildung wuchs die Menagerie<br />
fortlaufend. 1902 änderte Carl Krone<br />
den Namen „Menagerie Continental“<br />
in „Menagerie Charles“ – nach der „vornehmeren“<br />
französischen Version seines<br />
Vornamens. 1905 wurde daraus der<br />
„Circus Charles“ und acht Jahre später<br />
dann der „Circus Krone“.<br />
„Wir werden uns hier ansiedeln, einen<br />
festen Zirkus bauen für den Winter, im<br />
Sommer können wir rei-sen“, sagte Carl<br />
Krone zu Beginn des Jahres 1919 in München.<br />
Gesagt, getan. Am 10. Mai 1919<br />
eröffnete er das erste feste Stammhaus<br />
auf dem Münchener Marsfeld, welches<br />
durch den Ersten Weltkrieg vollkommen<br />
zerstört worden war. Trotz der widrigen<br />
Umständen begründete Krone hier ein<br />
Unternehmen der Superlative. 1928 weihte<br />
er ein Zelt für 10.000 Besucher ein und<br />
präsentierte ihnen eine Schau mit über<br />
650 Tieren. Die 27 Elefanten führte Carl<br />
Krone persönlich vor. Heute steht auf dem<br />
Marsfeld der dritte Krone-Bau, in dem<br />
der Circus seine Wintervorstellungen<br />
abhält. Nur in der Sommerzeit geht er auf<br />
Tournee.<br />
Im Alter von 72 Jahren verstarb Carl<br />
Krone in Salzburg. Er wurde auf dem<br />
Münchener Waldfriedhof im Familienmausoleum<br />
beigesetzt. Der Erfolg seines<br />
Unternehmens hält bis heute an. Es wird<br />
mittlerweile in dritter Generation geführt<br />
- Christel Sembach-Krone, die<br />
Enkelin von Carl Krone junior, leitet den<br />
größten Circus in ganz Europa. | TM<br />
Weitere Infos unter:<br />
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STADT- & LANDGESCHICHTEN<br />
Postkarte mit dem Motiv des Schiffes MS<br />
Madrid, mit dem Carl Meyer nach<br />
Argentinien gereist ist<br />
... argentinische Rindersteaks, könnte man meinen. Aber nein - es geht um Carl Meyer und<br />
seine deutsch-jüdische Familie. Mitte der 1930er Jahre bewohnten Carl und Clara Meyer mit ihren<br />
Töchtern Helga und Inge kurzzeitig eine Wohnung im Dachgeschoss des Hauses Krahnstraße 1/2<br />
in Osnabrück, in eben jenem Haus, das heute das Gourmet-Restaurant „La Vie“ beherbergt. Carl<br />
Meyer und seine Familie wanderten ebenso wie die Familie seiner Schwester Ida, die mit Ernst Voss<br />
aus Bramsche verheiratet war, später nach Argentinien aus. Ihre bewegten Geschichten werden in<br />
einem neuen Buch dokumentiert.<br />
Carl Meyer, der aus Badbergen stammte,<br />
arbeitete als kaufmännischer Angestellter<br />
bei der renommierten Wild-, Geflügelund<br />
Delikatessengroßhandlung „Julius<br />
Cantor“, deren Produktionsstätte in Eversburg<br />
an der heutigen Atterstraße lag,<br />
während sich das Verkaufsgeschäft in der<br />
Hasestraße befand.<br />
1924 wurde Carl Meyer auf Betreiben des<br />
„Lieber Erwin! Damit Du siehst, womit ich<br />
fahre, sende Dir diese Karte. Dein Onkel Carl“<br />
(Dr. Erwin H. Voss, Buenos Aires)<br />
Was hat das „La Vie“ mit Buenos Aires zu tun?<br />
Fabrikanten Fritz Frömbling sen. aus dem<br />
<strong>Osnabrücker</strong> Turnverein (dem Vorläufer<br />
des heutigen OSC) herausgedrängt, weil er<br />
Jude war. Carl Meyer hatte maßgeblichen<br />
Anteil daran, dass unmittelbar danach ein<br />
Jüdischer Sportverein gegründet wurde.<br />
Wegen seiner Verdienste um den Verein<br />
wurde er zum Ehrenvorsitzenden ernannt.<br />
Als langjährigem Gaujugendvorsitzenden<br />
für den Bezirk Osnabrück wurde<br />
ihm sogar vom Westdeutschen<br />
Spielverband die goldene Ehrennadel<br />
überreicht und das, obwohl<br />
„er hier unter starken<br />
antisemitischen Anfeindungen<br />
zu leiden hatte“, wie das „Israelitische<br />
Familienblatt“ im Juni<br />
1932 berichtete. Nach der Machtübergabe<br />
an Hitlers NSDAP<br />
bekamen auch die Kinder der<br />
Familie Meyer, die zu dieser Zeit<br />
noch in einer städtischen Wohnung<br />
in der Artilleriestraße<br />
wohnte, hautnah zu spüren, was<br />
es bedeutete, Jude zu sein. Sie<br />
mussten die evangelische Schule<br />
Carl Meyer und seine Frau Carla<br />
in Eversburg verlassen und besuchten fortan<br />
die jüdische Schule neben der Synagoge<br />
an der Rolandsmauer. Helga und Inge<br />
Meyer kamen nicht mehr zum Spielen auf<br />
die Straße. Die Familie Meyer musste auch<br />
die städtische Wohnung in der Artilleriestraße<br />
räumen und zog in die Krahnstraße<br />
1/2. Das Haus gehörte damals Otto David,<br />
der ebenfalls Jude war und im Erdgeschoss<br />
das Manufakturwarengeschäft „Samson<br />
David“ führte.<br />
Beim Boykott jüdischer Geschäfte im<br />
April 1933 standen<br />
SA-Posten vor dem<br />
Eingang und fotografierten<br />
Kunden, die<br />
den Laden betreten<br />
wollten. Ein Schild<br />
verkündete: „Wer<br />
beim Juden kauft,<br />
wird öffentlich gebrandmarkt.“<br />
Auch<br />
vor dem Eingang<br />
zum Geschäft von<br />
Julius Cantor standen<br />
SA-Posten.<br />
Buchcover © Verlag Hentrich & Hentrich, Berlin / Carl, Clara und Inge Meyer in Basavilbaso/ Carl Meyer und Frau © Raul Reinberg, Israel /<br />
Restaurant (2012) „La Vie“ © Dieter Przygode, Bramsche / Postkarte, Fahrschein © Dr. Erwin H. Voss, Buenos Aires<br />
Von Bramsche<br />
nach Buenos Aires<br />
Die Umstände der Emigration<br />
nach Argentinien sind in dem kürzlich<br />
erschienen Buch „Von Bramsche<br />
nach Buenos Aires“ ebenso<br />
beschrieben wie der weitere<br />
Lebensweg in Argentinien und<br />
das Schicksal von Familienangehörigen,<br />
die sich nicht mehr retten<br />
konnten. Im Jahre 2011 besuchte<br />
der Autor den Neffen von Carl<br />
Meyer, Dr. Erwin Voss, in Argentinien.<br />
Die dabei gewonnenen<br />
Eindrücke finden als eine Art<br />
Reisetagebuch in dem Buch ihren<br />
Niederschlag.<br />
Im Dezember letzten Jahres war<br />
der inzwischen 86-jährige Dr. Voss<br />
zusammen mit seiner Frau Hebe<br />
bei der emotionalen Buchpräsenttion<br />
im Tuchmachermuseum<br />
seiner Heimatstadt Bramsche<br />
dabei. Bei einem Rundgang durch<br />
Osnabrück stand er auch vor dem<br />
„La Vie“. Leider fehlte die Zeit, um<br />
einen Blick in das Gebäude zu<br />
werfen, in dem sein Onkel Carl vor<br />
fast 80 Jahren gelebt hatte.<br />
Das Buch „Von Bramsche nach<br />
Buenos Aires – Auf den Spuren<br />
der jüdischen Familie Voss“ ist im<br />
Verlag Hentrich & Hentrich<br />
erschienen und für 19,90 EUR im<br />
Buchhandel erhältlich.<br />
Wo<br />
fanden<br />
jüdische Familien<br />
eine neue Heimat?<br />
Julius Cantor, der als gebrochener Mann<br />
aus der sogenannten Schutzhaft zurückkehrte,<br />
sah für sich und seine Familie keine<br />
Zukunft mehr in seiner Heimatstadt. Er<br />
verkaufte sein Geschäft und wanderte<br />
1935 nach Palästina aus. Ein Jahr später<br />
entschied sich auch die Familie Meyer, ihr<br />
Heimatland zu verlassen. Die Wahl fiel<br />
auf Argentinien, das bereit war, jüdische<br />
Flüchtlinge aufzunehmen – außerdem<br />
wurde Buenos Aires als Stadt mit europäischen<br />
Flair in den jüdischen Gazetten<br />
gepriesen. Carl Meyer reiste im Dezember<br />
1936 allein nach Argentinien. Frau und<br />
Kinder fuhren zusammen mit der Familie<br />
seiner Schwester Ida im September 1937<br />
mit dem Schiff von Hamburg nach Buenos<br />
Aires. In einer jüdischen Kolonie in Basavilbaso<br />
über 300 km nördlich von Buenos<br />
Aires lebten die Familien Meyer und Voss<br />
zunächst mehrere Jahre von der Landwirtschaft,<br />
was äußerst beschwerlich war. Mitte<br />
der 1940er Jahre siedelten sie sich in Buenos<br />
Aires an. Carl Meyer starb am 23. Mai<br />
1956 und wurde auf dem jüdischen Friedhof<br />
La Tablada bestattet. Seine Töchter<br />
heirateten und zogen später in den neu<br />
entstandenen Staat Israel. Ebenso seine<br />
Witwe. | DP<br />
Restaurant "La Vie"<br />
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Fotos © Geschmackskomplizen / Steakmeisterei Osnabrück<br />
Was kommt ins Finale eines typischen amerikanischen Barbecues?<br />
In der Rubrik „Die besten Köche der Region“ verraten <strong>Osnabrücker</strong> Profi-<br />
Köche ihre persönlichen Lieblingsrezepte, regionale Geheimtipps sowie ihr<br />
reichhaltiges Expertenwissen. Tobias Neumann ist Koch, Gastgeber und<br />
Geschmackskomplize. Bekannt durch sein mittlerweile in verschiedenen einschlägigen<br />
Restaurantführern bedachtes „Fricke Blöcks“ im Katharinenviertel<br />
ist der kreative Kopf mit ständig neuen Ideen und Projekten ein fester Bestandteil<br />
der <strong>Osnabrücker</strong> Genussbranche.<br />
In seiner vor zwei Jahren am Heger Tor<br />
eröffneten „Steakmeisterei“ lebt er die<br />
amerikanische Barbecue-Kultur in norddeutscher<br />
Interpretation und zeigt in beiden<br />
Häusern seine Liebe zur heimischen Region:<br />
Fast ausschließlich Produkte aus Osnabrück<br />
und dem näheren Umland kommen zum<br />
Einsatz und auf die Teller. Getreu seinem<br />
Motto „Machen ist wie wollen, nur krasser!“<br />
lädt der 31-Jährige alle Leserinnen und Leser<br />
zum Kochen eines seiner Lieblingsrezepte<br />
ein. Für alle, die ein Pulled Beef Sandwich<br />
lieber einmal direkt in der Steakmeisterei<br />
probieren möchten, hat Neumann unserer<br />
Redaktion drei Gutscheine (inkl. frischen<br />
Pale Ale vom Fass) dagelassen, die wir beim<br />
Gewinnspiel (auf Seite 58) verlosen. | RED<br />
Einkaufsliste (für 4 Personen)<br />
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Weiderindern (z.B. Nacken, Hohe Rippe, o.ä.)<br />
Marinade<br />
2 Knoblauchzehen<br />
1 EL Senf<br />
1 TL Tomatenmark<br />
3 EL Apfelessig<br />
2 EL Zuckerrübensirup<br />
1 TL Flüssiges Hickory<br />
Rauchsalz von<br />
King of Salt<br />
Gewürzmischung<br />
1 TL Salz<br />
1 TL Brauner Zucker<br />
1 TL Paprikapulver<br />
1 TL Pimentkörner<br />
1 TL Senfkörner<br />
1 TL Schwarze<br />
Pfefferkörner<br />
Für das Finish<br />
4 Burger-Brötchen<br />
vom Lieblingsbäcker,<br />
Alternativ Fladenbrot,<br />
Baguette, Chiabatta<br />
oder was das Herz so<br />
begehrt<br />
Römersalat,<br />
geriebenen Apfel<br />
Barbecue-Sauce nach<br />
Belieben, am besten<br />
selbst gemacht<br />
Equipment<br />
Smoker, z.B. Monolith<br />
Kerntemperaturfühler<br />
Holzkohle, Räucherholz<br />
oder -pallets<br />
Zubereitung „Pulled Pork“<br />
Das Finale eines amerikanischen Barbecues<br />
Knoblauch schälen, fein schneiden, mit Senf,<br />
Tomatenmark, Apfelessig, Zuckerrübensirup<br />
u. dem flüssigen Rauchsalz verrühren.<br />
Das Fleisch von groben Sehnen befreien und<br />
mit der Marinade einreiben. (Lassen Sie das<br />
Fett ruhig dran: Es dient als Geschmacksträger<br />
und brät beim Garen ohnehin zu einem<br />
großen Teil aus!) Das Fleisch für ca. 24 Std. im<br />
Kühlschrank marinieren.<br />
Für die Gewürzmischung die ganzen Pfeffer-<br />
Piment- und Senfkörner in einer Pfanne leicht<br />
anrösten, in einem Mörser zerstoßen und mit<br />
dem Salz, Zucker und Paprikapulver vermengen.<br />
Das marinierte Fleisch mit der Gewürzmischung<br />
bestreuen, fest in Folie einwickeln<br />
und weitere 24 Std. marinieren.<br />
Den Smoker auf ca. 120°C aufheizen. Das<br />
Fleisch mit dem Kernthermometer spicken<br />
und in den Smoker geben. Stets die Umgebungstemperatur<br />
konstant halten, ggf.<br />
regelmäßig Brennmaterial nachgeben. Die<br />
gesamte Grilldauer richtet sich nach vielen<br />
Faktoren: Größe und Volumen des Fleischstücks,<br />
Temperaturkonstanz, etc. und dürfte<br />
bei dieser Größe ca. 5-6 Stunden betragen.<br />
Fertig ist das Stück, wenn die Kerntemperatur<br />
ca. 95°C erreicht hat.<br />
Das auserkorene Brötchen entsprechend<br />
vorbereiten, leicht anrösten und etwas<br />
Römersalat sowie den geriebenen Apfel<br />
drauf geben. Das Fleisch nach etwa 45 min<br />
Ruhezeit mit 2 Gabeln in seine einzelnen<br />
Fasern zerreißen (pullen) und nach Belieben<br />
mit etwas Barbecue-Sauce vermengen.<br />
Geben Sie nun die gewünschte Portion des<br />
fertigen, wahrscheinlich perfekten Pulled<br />
Beef zwischen Ihr Brötchen und genießen Sie<br />
es zum Beispiel mit einem würzigen Pale Ale<br />
oder einem Cidre!<br />
39
Wann kam der Bundespräsident<br />
zum Deutschen Wandertag?<br />
Mit ihren Bundespräsidenten hätten sie Glück gehabt, meinten die Deutschen - bis zu den vorzeitig<br />
zurückgetretenen Staatsoberhäuptern Köhler und Wulff. Dabei sorgte schon einer ihrer Vorgänger<br />
für viel Aufregung und kontroverse Diskussionen. Im August 1962 reiste Heinrich Lübke nach<br />
Osnabrück, um am Deutschen Wandertrag teilzunehmen. Das Staatsoberhaupt wurde mit Blumen<br />
und Volksliedern begrüßt, doch im Verlauf des Besuchs kam es zu einigen Missstimmungen.<br />
40<br />
Wer war Lübke?<br />
Der 1894 im sauerländischen Enkhausen<br />
geborene Vermessungsingenieur kam<br />
1932 als Mitglied der Zentrumspartei<br />
in den Preußischen Landtag. Nach der<br />
Machtergreifung der Nationalsozialisten<br />
wurde er festgenommen, saß 20 Monate<br />
in Untersuchungshaft und hielt sich<br />
anschließend mit Gelegenheitsarbeiten<br />
über Wasser. Doch 1939 wendete sich<br />
das Blatt. Lübke wurde Bauleiter beim<br />
Architektur- und Ingenieurbüro Walter<br />
Schlempp und später Mitglied im sogenannten<br />
„Jägerstab“, der die Flugzeugproduktion<br />
in unterirdische Fabriken<br />
verlagern sollte. In dieser Funktion war<br />
er auch für den Einsatz von Zwangsarbeitern<br />
und KZ-Häftlingen verantwortlich.<br />
Nach Kriegsende trat Lübke in<br />
die CDU ein, wurde Landwirtschaftsminister<br />
in Nordrhein-Westfalen, dann<br />
Bundestagsabgeordneter und Bundesminister<br />
und 1959 schließlich der zweite<br />
Präsident der noch jungen Republik.<br />
Mitte der 60er Jahre holte ihn die Vergangenheit<br />
ein. Albert Norden, Mitglied im<br />
Nationalen Verteidigungsrat der DDR,<br />
präsentierte in Ost-Berlin Dokumente,<br />
die Lübke als „KZ-Baumeister“ bloßstellen<br />
sollten. Während diese Vorwürfe<br />
zum Teil der Wahrheit entsprachen,<br />
waren andere aus der Luft gegriffen. Dass<br />
Lübke die englische Königin mit dem<br />
Hinweis „equal goes it loose“ (für „Gleich<br />
geht es los!“) irritiert haben soll, erfand<br />
ein Redakteur des „Spiegel“ – und auch<br />
der vermeintliche Begrüßungssatz beim<br />
Staatsbesuch in Liberia („Sehr geehrte<br />
Damen und Herren, liebe Neger“)<br />
ist nicht belegt. 1969 beendete Heinrich<br />
Lübke seine zweite Amtszeit zehn<br />
Wochen vor dem regulären Termin. Sein<br />
Nachfolger wurde Gustav Heinemann<br />
(SPD). Lübke starb am 6. April 1972 in<br />
Bonn.<br />
Wer fehlte auf<br />
der Illoshöhe?<br />
Vom 2. bis 6. August 1962 fand<br />
in Osnabrück der 63. Deutsche<br />
Wandertag statt. Als Bundespräsident<br />
Heinrich Lübke<br />
und seine Frau Wilhelmine<br />
am Vormittag des 5. in den<br />
<strong>Osnabrücker</strong> Hauptbahnhof<br />
einfuhren, hatten sich<br />
zahlreiche Menschen<br />
versammelt, um<br />
das Staatsoberhaupt zu begrüßen. Die<br />
Stimmung war offenbar gut, wusste die<br />
örtliche Tageszeitung doch von rauschendem<br />
Beifall und begeisterten Vätern zu<br />
berichten, die „Dr. Lübke“ ihre Kinder<br />
über die Absperrung entgegenstreckten.<br />
Nach einem Aufenthalt im Hotel Hohenzollern<br />
nahm der Bundespräsident an<br />
der Hauptkundgebung des Verbandes<br />
deutscher Gebirgs- und Wandervereine<br />
teil. Auf der Illoshöhe plädierte er (rund<br />
zwei Jahrzehnte vor der Gründung der<br />
Grünen) für die Wiederentdeckung der<br />
Natur in einer technisierten Welt: „Wir<br />
wollen, dass der Mensch wieder natürlicher<br />
denkt, natürlicher handelt und damit<br />
auch natürlich lebt!“. Die Wanderer sollten<br />
aber auch einen politischen Auftrag<br />
erfüllen und zur Stärkung<br />
eines lebendigen Heimatgefühls<br />
beitragen.<br />
Gerade die <strong>Osnabrücker</strong><br />
hatten nach Einschätzung des<br />
Bundespräsidenten erheblichen<br />
Nachholbedarf in Sachen<br />
patriotischer Gesinnung.<br />
Lübke vermisste in<br />
der Stadt Flaggen<br />
und Deutschland-<br />
Bilder Präsidenten © Wikipedia / Wanderer oben © YariKl, fotolia.de /<br />
Wanderschuhe © Werner Fellner, fotolia.de<br />
„Lübke war sicherlich kein Kriegsverbrecher.<br />
Vor dem Hintergrund seiner Tätigkeit<br />
in Peenemünde und im Jägerstab<br />
erscheint der spätere Bundespräsident<br />
aber als einer der vielen vermeintlich<br />
technokratischen Ingenieure und Verwaltungsfachleute,<br />
die ihre Kenntnisse in<br />
den Dienst des Systems gestellt und dabei<br />
die dehnbare Trennlinie zwischen Mitwisser-<br />
und Mittäterschaft überschritten<br />
haben, ohne selbst überzeugte Nationalsozialisten<br />
gewesen zu sein.“<br />
Jens-Christian Wagner,<br />
Historiker und Geschäftsführer der<br />
Stiftung niedersächsische Gedenkstätten<br />
fahnen und ärgerte sich über die vielen<br />
leeren Plätze auf der Illoshöhe. Dabei war<br />
das Interesse seiner Gastgeber noch viel<br />
geringer als es den Anschein hatte, denn<br />
von den 10.000 Zuhörern gehörten rund<br />
5.000 zu den nach Osnabrück gereisten<br />
Wanderfreunden.<br />
Der Kommentator des „Tageblatts“ war<br />
offenbar dergleichen Ansicht. Die Schmückung<br />
der Martinistraße, auf der nur alle<br />
hundert Meter ein einsames Fähnchen<br />
gebaumelt habe, sei „nahezu beschämend“<br />
gewesen. „Fast noch beschämender aber<br />
empfanden wir, dass eine große Zahl von<br />
<strong>Osnabrücker</strong>n die Illoshöhe verließ, bevor<br />
das Deutschlandlied erklungen war.“<br />
Auch beim Empfang im Friedenssaal des<br />
Rathauses war die mangelnde Anteilnahme<br />
noch einmal Thema. Heinrich Lübke<br />
trug sich mit seiner Gattin trotzdem in<br />
das Goldene Buch ein (s. S. 56). Anschließend<br />
wurde die Schatzkammer besichtigt.<br />
Um 19.00 Uhr verließ ein Zug den Hauptbahnhof<br />
Richtung Hamm – der nicht<br />
ganz störungsfreie Besuch des Bundespräsidenten<br />
war beendet. | TS<br />
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Wandernde<br />
Bundespräsidenten nach<br />
Heinrich Lübke<br />
1985 fand der nächste Deutsche<br />
Wandertag in der Region statt<br />
– ebenfalls in Anwesenheit des<br />
Bundespräsidenten. Richard von<br />
Weizsäcker verlieh dem 1883 gegründeten<br />
Heimat- und Verschönerungsverein<br />
Buer in Melle bei dieser<br />
Gelegenheit die Eichendorff-<br />
Plakette für „besondere Verdienste<br />
um die Pflege und Förderung des<br />
Wanderns, des Heimatgedankens<br />
und des Umweltbewusstseins“.<br />
2011 machte der Wandertag<br />
in Melle Station. Der Bundespräsident<br />
war erneut vor Ort und<br />
warb als Schirmherr der Veranstaltung<br />
für mehr Bewegung.<br />
„Gerade Kindern und Jugendlichen,<br />
die in der Stadt aufwachsen,<br />
die viel vor dem Computer sitzen<br />
und kaum noch ihren Bewegungsdrang<br />
ausleben bzw. ausleben<br />
können, tut Wandern gut“, meinte<br />
Christian Wulff.<br />
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Lebenshilfe durch<br />
Aberglauben?<br />
Wir leben in einer hochkomplexen Welt, sind ständig umgeben von Phänomenen, die wir nicht<br />
vollständig verstehen. Schicksalsschläge ereilen uns scheinbar aus dem Nichts. Aberglaube<br />
verspricht nicht nur Halt, sondern auch Erklärung für das Unerwartete. In Ausgabe 13 haben wir<br />
uns mit der Präsenz dieser Zahl im <strong>Osnabrücker</strong> Leben beschäftigt. Im zweiten Teil steht das<br />
Phänomen Aberglaube im Mittelpunkt.<br />
Wo könnte etwas<br />
dran sein?<br />
Eigentlich gilt Aberglaube<br />
als überholt, meint<br />
Jürgen Schare, Weltanschauungsbeauftragter<br />
der Evangelisch-lutherischen<br />
Landeskirche<br />
Hannover. „Dennoch<br />
glauben viele Menschen<br />
an seine Wirksamkeit.<br />
Dabei ist man<br />
nicht immer konsequent:<br />
Wünschelruten<br />
sind in Ordnung, das<br />
Lesen aus der Hand<br />
Jetzt schlägt's 13 (Teil 2)<br />
wird abgelehnt“, erzählt Schare gegenüber<br />
„<strong>Osnabrücker</strong> <strong>Wissen</strong>“. Manche sind<br />
überzeugt, es könnte doch etwas dran<br />
sein.<br />
Ludger Plogmann, beim Bistum Osnabrück<br />
für den Bereich Sekten und Weltanschauungen<br />
zuständig, unterscheidet<br />
Aberglauben im engeren und im weiteren<br />
Sinne. „Im engeren Sinn geht es um den<br />
richtigen oder den rechten Glauben. In<br />
diesem Sinn wird heute jedoch nicht mehr<br />
von Aberglaube gesprochen, sondern vielmehr<br />
von unterschiedlichen Glaubenskonzepten.“<br />
Aus christlicher Sicht verlange<br />
christlicher Glaube eine klare Entscheidung<br />
für Gott. Andere, fremde Glaubensinhalte<br />
seien ausgeschlossen. „Insofern<br />
spielt die Frage nach dem Aberglauben für<br />
Religion auch heute noch eine Rolle: Nämlich<br />
als Abgrenzungs- und Definitionsaufgabe“,<br />
betont Plogmann. Im weiteren<br />
Sinn gehe es um Fragen des „Volksaberglaubens“<br />
- z. B. die Zahl 13.<br />
Die 13: Glücksoder<br />
Unglückszahl?<br />
Sabine Meyer vom Erzähltheater<br />
Osnabrück erklärt, warum die 13 vielfach<br />
als Unglückszahl angesehen wird.<br />
„Die Zahl 13 bricht die 12 (= das volle<br />
Dutzend) – von 12 auf 13 geschieht der<br />
Bruch des Glücks zum Unglück.<br />
Sabine Meyer © Max Ciolek / Traumfänger © ruslan1117, fotolia / Tasse © sek1111, fotolia / Pendel © weseetheworld, fotolia / Portait Kuhl und Schnare © Privat / Kartenlegerin © Kzenon, fotolia.de<br />
12 gilt als Glückszahl (12 Monate, ein Tag<br />
besteht aus 2 x 12 Stunden, 12 Sternzeichen).<br />
An der Zahl 13 werde aber auch<br />
deutlich, wie zufällig diese Orientierungen<br />
oft sind, betont Plogmann. „Gilt die 13 in<br />
der westlichen Kultur als Unglückszahl,<br />
so ist sie in der jüdischen Kultur und<br />
auch in östlichen Ländern wie Japan eine<br />
Glückszahl.“<br />
Wo wurzelt der Aberglaube?<br />
„Ursprünglich ist damit eine von der offiziellen<br />
Dogmatik der Kirche abweichende<br />
Glaubensform gemeint. In der Psychologie<br />
werden irrationale, also rational nicht<br />
begründbare, Überzeugungen darunter<br />
verstanden (von vielen naturwissenschaftlich<br />
orientierten Psychologen, z.B. auch<br />
das von C.G. Jung untersuchte kollektive<br />
Unbewusste)“, erläutert Prof. Dr. Julius<br />
Kuhl, Psychologe an der Universität<br />
Osnabrück. Die Wurzeln des Aberglaubens<br />
verortet er auf einer Ebene des Unbewussten.<br />
„Sie enthält eine dem Bewusstsein<br />
nicht zugängliche Form von Erfahrungswissen.<br />
Die elementare Form<br />
des intuitiven Erfahrungswissens ist<br />
Sabine Meyer, Erzähltheater Osnabrück<br />
stark handlungsgebunden, d.h. sie<br />
entsteht durch intuitives Verhalten.<br />
Die intuitive Verhaltenssteuerung<br />
ist zwar nicht<br />
oder nur in engen Grenzen<br />
rational erklärbar<br />
- z.B. intuitive Bewegungssteuerung<br />
beim Paartanz auf<br />
einer dicht besetzten Tanzfläche.<br />
Aber sie ist trotzdem eine<br />
gute Basis für Ahnungen, die uns<br />
zuweilen wie Aberglaube vorkommen.“<br />
Wobei hilft<br />
Aberglaube heute?<br />
„Aberglauben macht eine komplizierte<br />
Welt einfacher. Der Aberglaube suggeriert<br />
uns, wir könnten mit magischen<br />
Mitteln und Methoden Einfluss nehmen<br />
auf das, was mit uns geschieht“, sagt Jürgen<br />
Schare. „Wir erleben immer wieder,<br />
dass das Leben sich nicht berechnen lässt.<br />
Trotz guter Planung geht etwas schief.<br />
Darum möchten wir Sicherheit, möchten<br />
Einfluss nehmen auf das, was mit uns<br />
passiert. Und wir möchten wissen,<br />
warum uns etwas passiert, wer schuld<br />
daran ist.“<br />
Ähnlich sieht das auch Plogmann: „Wir<br />
wissen, dass z.B. an den Mythen um<br />
Freitag den 13. eigentlich nichts dran ist.<br />
Aber es geht darum, unsere Ängste zu beseitigen<br />
oder einzudämmen. Oft stehen<br />
diese Formeln oder Handlungen dann in<br />
einem magischen Zusammenhang. Tue<br />
ich dies, dann passiert das, vermeide ich<br />
dies, passiert das und das andere nicht.<br />
Dabei wird einem die Entscheidungsgewalt<br />
vielfach abgenommen. Es sind<br />
die Sterne, der Zufall, die Energie<br />
oder ähnliche Dinge, die über<br />
unser Leben bestimmen. Aberglaube<br />
kann also im Extremfall<br />
zu einem System der Unfreiheit<br />
werden.“<br />
Welche Möglichkeiten<br />
kann Aberglaube bieten?<br />
Aberglaube kann das Sicherheitsbedürfnis<br />
der Menschen befriedigen,<br />
meint auch Kuhl. „Er kann aber auch<br />
den Geist öffnen, für Dinge, die wir nicht<br />
sofort erklären können: Ahnungen,<br />
Intuitionen ernst nehmen, muss nicht<br />
bedeuten in irrationalen Fundamentalismus<br />
abzugleiten, obwohl das eines der<br />
Risiken ist: Es kann auch öffnen für eine<br />
innere Weite, die den Möglichkeitsraum<br />
der Fantasie erschließt. Der rationale<br />
Verstand, am besten verbunden mit der<br />
rationalen Form der Intuition, kann dann<br />
immer noch einsteigen und abwägen,<br />
bewerten, entscheiden, was von den<br />
Ahnungen und Ideen einer Realitätsprüfung<br />
ausgesetzt wird und was nicht.“<br />
| YK<br />
Bringen Scherben wirklich Glück?<br />
Schützen Traumfänger wirklich vor Albträumen?<br />
42<br />
43
NATUR & UMWELT<br />
Wer bringt 300 kg auf 40 Stundenkilometer?<br />
Wer im Zoo Osnabrück unterwegs ist, darf die zweimal täglich stattfindende Seelöwenfütterung<br />
nicht verpassen – für große wie kleine Zoobesucher ist sie ein absolutes Highlight.<br />
Die vier im <strong>Osnabrücker</strong> Zoo lebenden Seelöwen Enrico, Donna, Sana und Bella, allesamt<br />
Kalifornische Seelöwen, gleiten pfeilschnell durch das Wasser, springen vom Beckenrand und<br />
lassen ihr charakteristisches Bellen hören. Seelöwen gehören zur Familie der Ohrenrobben. Wer genau hinschaut,<br />
kann die seitlich am schlanken Kopf sitzenden Ohrmuscheln erkennen. Damit beim Tauchen kein Wasser<br />
eindringt, können sie diese durch einen besonderen Muskel verschließen.<br />
Geschichte(n) aus dem<br />
NATUR & UMWELT<br />
Kalifornische Seelöwen haben einen langen,<br />
schlanken Körper und auch der Kopf<br />
mit ausgeprägter Schnauze ist eher länglich.<br />
Erwachsene Männchen haben einen<br />
Stirnhöcker, sodass der Kopf wesentlich<br />
größer wirkt als der der Weibchen. Generell<br />
unterscheiden sich Männchen und<br />
Weibchen in Größe und Gewicht voneinander:<br />
Während die Bullen eine Körpergröße<br />
von bis zu 2,50 Meter erreichen<br />
und bis zu 300 Kilogramm schwer werden<br />
können, werden die Kühe nur bis zu<br />
1,80 Meter groß und bringen bis zu 100<br />
Kilogramm auf die Waage. Trotz ihres<br />
massiven Körpergewichts sind Seelöwen<br />
schnelle und gewandte Schwimmer: Unter<br />
Wasser erreichen sie Geschwindigkeiten<br />
von bis zu 40 Stundenkilometer. Diese<br />
Schnelligkeit verdanken sie ihrem torpedoartigen<br />
Körperbau sowie ihren Flossen.<br />
Aber nicht nur im Wasser kann sich der<br />
kalifornische Seelöwe gut fortbewegen.<br />
An Land schiebt er die Hinterflossen unter<br />
den Körper und kommt so voran – sogar<br />
beim Klettern. Dabei hilft ihm auch sein<br />
ausgeprägter Gleichgewichtssinn.<br />
Was viele nicht wissen: Seelöwen tragen<br />
ein Fell. Nass glänzt es schwarz, deswegen<br />
sind die Haare nicht sofort zu erkennen.<br />
Eigentlich ist das Fell der Kalifonischen<br />
Seelöwen braun, die Kühe<br />
44<br />
sind heller als die Bullen. Das Fell ist sehr<br />
dicht: Pro Quadratzentimeter kommen bis<br />
zu 50.000 Haare zusammen. Im Vergleich<br />
dazu hat ein durchschnittlicher Europäer<br />
nur 226 Haare pro Quadratzentimeter auf<br />
dem Kopf.<br />
Blind auf Beutezug?<br />
Anders als Wale und Delfine orientieren<br />
sich Seelöwen nicht über Echoortung, sondern<br />
nutzen zunächst ihr Sehvermögen.<br />
Unter Wasser können sie sogar noch besser<br />
sehen als darüber. Je tiefer sie jedoch abtauchen<br />
– bis zu 100 Meter – und je dunkler<br />
die Umgebung wird, desto mehr müssen<br />
sie sich auf ihre sensiblen Barthaare<br />
verlassen. Damit können sie selbst kleinste<br />
Wasserbewegungen wahrnehmen. So sind<br />
sie in der Lage, sich zu orientieren und zu<br />
jagen, auch wenn sie nicht sehen können.<br />
Ihre Beutezüge unter Wasser können bis<br />
zu 15 Minuten am Stück dauern, so lange<br />
kann ein Seelöwe tauchen. Auf dem täglichen<br />
Speiseplan der Raubtiere stehen neben<br />
Fischen aller Art auch Muscheln und<br />
Krebse. Davon fressen die Weibchen zwischen<br />
5 bis 6 Kilogramm, die Männchen<br />
sogar die dreifache Menge: bis zu 15 Kilogramm<br />
am Tag.<br />
Wie bekommt man bis zu<br />
25 Frauen unter einen Hut?<br />
Kalifornische Seelöwen sind gesellige<br />
Tiere, die in lockeren Verbänden<br />
in den Gewässern entlang der mexikanischen,<br />
kalifornischen und nordamerikanischen<br />
Küste leben. Zwar verbringen sie<br />
die meiste Zeit im nassen Element, aber<br />
Paarung, Geburt und Aufzucht der Jungen<br />
finden an Land statt.<br />
Dafür treffen sich zuerst die Bullen an den<br />
Paarungsplätzen und erkämpfen dort ihr<br />
Revier. Ein Seelöwen-Harem kann aus bis<br />
zu 25 Weibchen bestehen.<br />
Wer im Zoo Osnabrück zur Fütterungszeit<br />
am Seelöwen-Becken vorbeischaut, kann<br />
das regelmäßige „Targettraining“ von<br />
Enrico, Bella, Sana und Donna live miterleben.<br />
Auf freiwilliger Basis findet das<br />
medizinische Training statt: Die Seelöwen<br />
lernen zum Beispiel stillzuhalten oder ihr<br />
Maul zu öffnen, damit Tierpfleger oder<br />
Tierarzt sie untersuchen können. Auch<br />
medizinische Maßnahmen wie die Blutentnahme<br />
werden geübt. Zur Belohnung<br />
gibt es dann Hering oder Makrele. Für die<br />
Seelöwen ist das Training eine nette Abwechslung.<br />
Dank der guten Versorgung<br />
werden Seelöwen in Zoos über 33 Jahre alt,<br />
in der Wildbahn nur zwischen 25 und 31<br />
Jahre. | MM<br />
Hintergrund © Rainer Fuhrmann, Fotolia.de / Bild angenagter Stamm, Biber in Fotofalle © Biologische Station Haseniederung /<br />
Biber Präparat © Museum am Schölerberg<br />
Biber zurück im <strong>Osnabrücker</strong> Land?<br />
Mit einer Körperlänge von bis zu 130 cm ist der Biber das größte Nagetier Europas. Seit etwa 150<br />
Jahren galt er in Deutschland als ausgerottet. Die Gründe hierfür liegen vor allem in der gezielten<br />
Jagd und der europaweiten Zerstörung seines natürlichen Lebensraumes.<br />
Seine Verfolgung gründete unter anderem<br />
in der Gewinnung von „Bibergeil“<br />
(Sekret für Parfümherstellung) und<br />
Biberfell. Außerdem galt er als<br />
Nahrungskonkurrent und war in früheren<br />
Zeiten eine begehrte Fastenspeise.<br />
Heute ist der Biber wieder in allen Bundesländern<br />
heimisch. Diese Tatsache<br />
wurde vor allem durch<br />
gezieltes Aussetzen<br />
und direkte<br />
Wanderbewegungen<br />
der<br />
Tiere selbst<br />
erreicht. So<br />
wurden speziell<br />
in Niedersachsen<br />
im<br />
Oktober 1990 im Rahmen eines<br />
Projektes der Universität Osnabrück die<br />
ersten Biber an der Hase, in der Nähe<br />
von Haselünne, wieder angesiedelt.<br />
Dieser anfängliche Bestand hat sich im<br />
Laufe der letzten 20 Jahre von ursprünglich<br />
8 ausgesetzten Tieren auf nunmehr<br />
fast 200 Tiere ausgeweitet. Die Anwesenheit<br />
dieser vor allem nachtaktiven Nager<br />
nachzuweisen ist kein ganz so leichtes<br />
Unterfangen. So kann man frische Fraßspuren<br />
an Bäumen nur während einer<br />
kurzen Zeit im Jahr sehen. Diese stammen<br />
fast ausschließlich von jungen Bibern. Bei<br />
Bibern ist es üblich, dass sich die Jungtiere<br />
etwa ab dem 3. Lebensjahr von ihrer<br />
Familie trennen und sich ein eigenes<br />
Revier suchen. Sie errichten an den<br />
Uferbereichen von Gewässern ihre<br />
„Biberburgen“, deren Eingänge stets<br />
unterhalb der Wasseroberfläche liegen. Um<br />
weitere Nachweise für die Anwesenheit von<br />
Bibern zu erhalten, werden sogenannte<br />
Fotofallen an geeigneten Standorten<br />
installiert. Mithilfe dieser Einrichtung<br />
Museum am Schölerberg<br />
Natur & Umwelt -<br />
Planetarium -<br />
Umweltbildungszentrum<br />
Klaus-Strick-Weg 10<br />
49082 Osnabrück<br />
Telefon: 0541 56003-0<br />
Öffnungszeiten:<br />
Montag: geschlossen · Dienstag: 9 bis 20 Uhr<br />
Mittwoch bis Freitag: 9 bis 18 Uhr<br />
Samstag: <strong>14</strong> bis 18 Uhr · Sonntag: 10 bis 18 Uhr<br />
www.museum-am-schoelerberg.de<br />
konnte 2015 der erste Biber im nördlichen<br />
Landkreis Osnabrück gesichtet<br />
werden. Nicht immer sind die Beweise so<br />
eindeutig. So kann es in manchen<br />
Fällen zu Verwechslungen zwischen<br />
Biber und Biberratte, auch Nutria<br />
genannt, kommen. | LM - NNi<br />
WISSEN KOMPAKT<br />
Der Biber ist zurück<br />
Immer mehr Wildtiere erobern sich<br />
ihren ursprünglichen Lebensraum<br />
in Deutschland wieder zurück. Aus<br />
diesem Grund zeigt das Museum<br />
am Schölerberg ein Präparat des<br />
Europäischen Bibers. Es stammt<br />
von einem in Brandenburg bei einem<br />
Verkehrsunfall verunglückten Tier.<br />
Die Biber-Vitrine ist von Juni bis August<br />
im Museum am Schölerberg zu sehen.<br />
45
SPORT & GESUNDHEIT<br />
- Anzeigensonderseite -<br />
Wie gelingt eine rasche Genesung?<br />
Patienten, denen künstliche Knie- und Hüftgelenke eingesetzt werden, müssen<br />
nach ihrer Operation bisweilen mit langwierigen Heilungsprozessen rechnen.<br />
Das „Rapid Recovery“ Programm, das seit knapp zwei Jahren in der Abteilung<br />
für Unfallchirurgie und Orthopädie des Klinikums Osnabrück erprobt wird, mit<br />
dem Ziel einer schnelleren Rückkehr in den Alltag - durch die Mithilfe der<br />
Patienten, die selbst zu einer raschen Genesung (rapid recovery) beitragen!<br />
„Bestmögliche Resultate<br />
sind nur gemeinsam mit<br />
den Patienten möglich“, erläutert<br />
der „Rapid Recovery“-<br />
Beauftragte des Klinikums,<br />
Dr. Erik Scheuer. „Wir streben<br />
eine Rundumversorgung durch<br />
ein interdisziplinäres Behandlungsteam<br />
und einen genau festgelegten<br />
Behandlungsablauf an.<br />
Dabei beginnt die aktive Einbindung<br />
des Patienten schon vor<br />
der Operation in der Patientenschule.“<br />
Was lernt man in<br />
der Patientenschule?<br />
Hier werden Knie- und Hüftgelenkersatzpatienten<br />
bereits eine<br />
Woche vor der Operation auf das<br />
vorbereitet, was sie im Klinikum<br />
erwartet. Sie erfahren an einem<br />
einzigen Informationstag, welche<br />
Untersuchungen auf sie zukommen,<br />
wann sie wieder mobilisiert<br />
werden und wie sie selbst einen<br />
entscheidenden Beitrag leisten<br />
können, um nach der Operation<br />
schnell wieder in den gewohnten<br />
Alltag zurückzukehren.<br />
Bilder © Klinikum Osnabrück / Senioren © Robert Kneschke, fotolia.de / Gelenk © Stasique, fotolia.de / Hüftschmerz © twinsterphoto / Gesundes Ehepaar © Robert Kneschke<br />
Die Betreuung auf einer speziell dafür<br />
eingerichteten Station, annähernd<br />
gleichzeitig operiert zu werden und gemeinsam<br />
im Therapieraum zu trainieren,<br />
fördert den Erfahrungsaustausch<br />
und die Motivation. „Jeder weiß wie<br />
besorgt Patienten vor der Operation<br />
sind. Mit der Patientenschule möchten<br />
wir sie bestmöglich vorbereiten“, sagt<br />
Dr. Erik Scheuer. In der Patientenschule<br />
sind aber auch Vertrauenspersonen<br />
herzlich willkommen. Sie können ihre<br />
Freunde und/oder Verwandten bei allen<br />
Untersuchungen begleiten, sie motivieren<br />
und in vielerlei Hinsicht unterstützen.<br />
„Wenn der Patient, wie beim ´Rapid<br />
Recovery´-Programm, im Mittelpunkt<br />
steht, haben alle Beteiligten einen spürbaren<br />
Nutzen davon“, bilanziert Prof.<br />
Martin Engelhardt, Chefarzt der Klinik<br />
für Orthopädie und Unfall- und Handchirurgie.<br />
Wer plant den Tag<br />
der Entlassung vor der<br />
Aufnahme ins Krankenhaus?<br />
Eine enge Abstimmung zwischen<br />
allen an der Behandlung Beteiligten<br />
des Klinikums des Klinikums und den<br />
niedergelassenen orthopädischen Ärzten<br />
und Reha-Zentren trägt wesentlich zum<br />
Behandlungserfolg bei. Das „Rapid<br />
Recovery“-Programm koordiniert deshalb<br />
sämtliche Abläufe von der Patientenschule<br />
über Voruntersuchungen und<br />
Operation bis hin zur rehabilitativen<br />
Weiterbehandlung. So wird die Entlassung<br />
und die damit verbundene weitere<br />
Anbindung in der Anschlussheilbehandlung<br />
bereits vor der Aufnahme ins<br />
Klinikum geplant!<br />
Was ermöglicht Patienten<br />
eine höhere Lebensqualität?<br />
Die bestmögliche Versorgung wird<br />
durch verbesserte medizinische Behandlungsmethoden<br />
sichergestellt und<br />
die kontinuierliche Weiterentwicklung<br />
der Behandlung gewährleistet am Ende,<br />
dass die einzelnen Behandlungsschritte<br />
aller beteiligten Fachgruppen auf die<br />
Bedürfnisse der Patienten abgestimmt<br />
und transparent werden.<br />
„Es ist unser Ziel, den Patienten<br />
durch unsere Eingriffe eine höhere<br />
Lebensqualität zu ermöglichen“,<br />
betont Prof. Engelhardt. „Durch das<br />
´Rapid Recovery´-Prgramm, die<br />
schonenden Operationstechniken und<br />
unseren ausgeprägten Spezialisierungsgrad<br />
können wir unsere Patienten optimal<br />
behandeln und sind stets auf dem<br />
neuesten Stand.“ | RED<br />
WISSEN KOMPAKT<br />
Wie aktiviert „Rapid Recovery“<br />
nach der Operation?<br />
Nach der Operation sollen die<br />
Patienten schnell zum Aufstehen<br />
motiviert und das neue Gelenk so<br />
früh wie möglich bewegt werden.<br />
Sofern die Schmerzen des Patienten<br />
ein solches Vorgehen zulassen.<br />
Wenn keine Komplikationen auftreten,<br />
führt die frühzeitige Mobilisation<br />
und Beübung dazu, dass<br />
die Patienten rasch wieder in ihr<br />
gewohntes Leben zurückzukehren<br />
können.<br />
Weitere Infos unter:<br />
www.rapid-recovery.de<br />
Klinikum Osnabrück GmbH<br />
Am Finkenhügel 1 · 49076 Osnabrück<br />
Telefon: : 0541 405 0 · Fax: 0541 405 4997<br />
E-Mail: info@klinikum-os.de<br />
www.klinikum-os.de<br />
46 47
SPORT & GESUNDHEIT<br />
SUMMER-SPECIAL:<br />
Fünf, sechs, sieben, acht. Step rechts, Step links. 24 Tänzer fiebern ihrem Auftritt entgegen. Sie<br />
haben lange geübt. Kaum ertönt die Musik, werden alle Energien frei. Jede Bewegung sitzt, die<br />
Hip-Hop-Choreographie passt. Mehrere Hundert Augenpaare in der Sporthalle von Arnsberg<br />
verfolgen das Geschehen. Jeder einzelne Zuschauer merkt: Hier wird Freude pur versprüht.<br />
Axel Kreutzer ist mitten unter den Tänzern.<br />
Er führt seine Tanzpartnerin im<br />
Rollstuhl auf eine neue Position. Wieder<br />
und wieder. So wie die Choreographie<br />
es will. Kreutzers Freude ist groß. Denn<br />
erneut sieht er sich bestätigt: Inklusion<br />
funktioniert – und sie wird durch Tanzen<br />
gefördert, so wie bei dieser integrativen<br />
Deutschen Meisterschaft „Para“ im Sauerland.<br />
Kreutzer ist 2. Vorsitzender der<br />
„Patsy & Michael Hull Foundation“. Die<br />
Stiftung aus Osnabrück engagiert sich seit<br />
mehr als zehn Jahren für Inklusion durch<br />
Tanz und Bewegung. Dr. Axel Kreutzer,<br />
seine Vorstandskollegin Patsy Hull, Foundation-Mitarbeiter<br />
Florian Grätz sowie<br />
mehrere Tänzern erklärten „<strong>Osnabrücker</strong><br />
<strong>Wissen</strong>“ Projekte und Ziele der Stiftung.<br />
48<br />
Die Profi-Tänzer Patsy und Michael Hull<br />
begegneten Menschen mit Behinderungen<br />
schon als Kinder, denn ihre Eltern<br />
setzten sich bereits für diese ein. Für das<br />
Geschwisterpaar war der Umgang ganz<br />
selbstverständlich. Folgerichtig riefen sie<br />
2003 einen Förderverein ins Leben, der<br />
Tanzen und Behinderung zusammenbrachte<br />
und später in eine Stiftung umgewandelt<br />
wurde.<br />
"Es ist etwas Großes entstanden. Wir<br />
haben mehrere Musicals, in denen<br />
Menschen mit und ohne Handicap<br />
mitgewirkt haben, aufgeführt. Von<br />
Mal zu Mal wurde die Resonanz<br />
größer, bei Tänzern wie beim<br />
Publikum."<br />
Schon der Trainingsalltag ist etwas Besonderes.<br />
Behinderte und nicht-behinderte<br />
Tänzer trainieren gemeinsam. Bei den<br />
Sportlern mit Handicap werden ebenfalls<br />
keine Unterschiede gemacht, Art und<br />
Grad der Behinderung spielen keine Rolle.<br />
"Alle sind gleich."<br />
Natürlich stechen Projekte wie das 2015-er<br />
Musical „Grand Hotel Vegas“, Deutschlands<br />
größtes Inklusionsmusical, hervor.<br />
11.000 Besucher sahen es in zehn deutschen<br />
Städten - überall wurden örtliche<br />
Tanzschulen in die Aufführungen eingebunden.<br />
Doch nicht nur die Publikumsresonanz<br />
ist beachtlich. Das Geschehen<br />
hinter der Bühne beeindruckend ebenso.<br />
Hier herrscht großer Teamgeist und unbedingter<br />
Erfolgswille. Jede Herausforderung<br />
wird in Angriff genommen.<br />
Bilder Bühne © Patsy & Michael Hull Foundation<br />
"Es war total anstrengend, aber ich<br />
will beim nächsten Musical auf jeden<br />
Fall wieder dabei sein."<br />
Vor einem Musical findet ein Casting statt.<br />
Hier kann jeder mitmachen, dessen Herz<br />
fürs Tanzen schlägt. An den Musical-Proben<br />
in der Tanzschule von Patsy und Michael<br />
Hull nehmen im Schnitt 100 Tänzer<br />
teil. Rund zwei Jahre wird geplant und<br />
hauptsächlich an den Wochenenden akribisch<br />
geübt.<br />
Zu den Besonderheiten zählt auch der methodische<br />
Ansatz von Patsy Hull. Sie arbeitet<br />
nach dem sogenannten Tandem-Modell:<br />
Jeweils ein Mensch mit Handicap und<br />
einer ohne Behinderung unterstützen sich<br />
im Teamwork bei ihren jeweiligen Rollen.<br />
Dabei sind viele Freundschaften entstanden.<br />
„Jedes Training ist ein Spagat zwischen<br />
Überforderung und Unterforderung“, sagt<br />
Kreutzer. Patsy Hull hat deshalb für jeden<br />
Tänzer einen individuellen Trainingsplan<br />
erarbeitet. Natürlich gibt es auch immer<br />
wieder Aussetzer. Bei Menschen mit<br />
geistiger Behinderung völlig normal. Die<br />
Trainerin sagt dazu: „Wir haben das dann<br />
nicht groß thematisiert. Im Laufe der Zeit<br />
haben die Selbstdisziplin und die Atmosphäre<br />
in der Gruppe dazu geführt, dass<br />
die Zahl solcher Vorfälle geringer wurde.“<br />
"Sie lernen voneinander."<br />
Das Projekt soll international werden.<br />
Denn der Anspruch von Inklusion kennt<br />
keine Grenzen. Beim inklusiven Tanzen<br />
geht es um Persönlichkeitsentwicklung –<br />
sowohl bei Menschen mit als auch ohne<br />
Behinderung.<br />
"Es ist ein Lernen fürs Leben."<br />
Das Selbstwertgefühl soll gesteigert werden.<br />
In den Schulen, sagt Kreutzer, komme<br />
das oft zu kurz. Ein großes Ziel ist zudem,<br />
dass die Menschen voneinander lernen,<br />
dass sie sich so, wie sie sind, annehmen<br />
und akzeptieren. Das dient auch dem Miteinander<br />
im ganz normalen Alltag oder im<br />
Berufsleben. | KT<br />
Osnabrück<br />
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Aufstand in der<br />
Gartenlaube?<br />
Vergessene Bücher (2): Eugenie Marlitts<br />
Roman „Reichsgräfin Gisela“<br />
Im weißen Schloss gehen die Lichter aus. Der einstige Schlossherr,<br />
der seinem Schurkenleben selbst ein vorzeitiges Ende gesetzt<br />
hat, liegt tot in den Buketten, und die junge Reichsgräfin<br />
Gisela, die den Nachstellungen des Bösewichts gerade noch entkommen<br />
ist, eilt zum nächstgelegenen Pfarrhaus, um sich hier<br />
endgültig zu dekontaminieren.<br />
Kurze Zeit später wird sie an die Brust<br />
ihres Geliebten sinken, der die morsche<br />
Adelsgesellschaft in ihre Grenzen gewiesen<br />
und eindrucksvoll demonstriert hat,<br />
dass Schönheit, Reichtum und moralische<br />
Integrität mittlerweile vornehmlich<br />
im aufstrebenden Bürgertum beheimatet<br />
sind.<br />
Eugenie Marlitt, die sagenhafte Bestsellerautorin,<br />
die von <strong>Wissen</strong>schaft und<br />
Feuilleton mit Vorliebe unter dem Stichwort<br />
„Trivialliteratur“ oder gleich als „saccharinsüße<br />
Kitschtante“ abgeheftet wird,<br />
hat selbst durchaus ambitionierte Vorstellungen<br />
von dem Wert und der Wirkung<br />
ihrer Arbeit. Jedenfalls in pädagogischer<br />
Hinsicht, die für sie entscheidender ist als<br />
die Frage der ästhetischen Qualität. Auch<br />
wenn der Kollege Theodor Fontane „Personen“<br />
wie Eugenie Marlitt „gar nicht als<br />
Schriftsteller gelten“ lassen will, spiegeln<br />
ihre Romane die großen gesellschaftlichen<br />
Verwerfungen, die Deutschland in<br />
der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts<br />
erschüttern: den unaufhaltsamen Vormarsch<br />
der Industrialisierung, die Auseinandersetzungen<br />
zwischen Adel und<br />
Bürgertum, den Glaubwürdigkeitsverlust<br />
von Klerus und Militär und selbstredend<br />
die Emanzipationsbestrebungen<br />
des weiblichen Geschlechts.<br />
Eugenie Marlitt serviert diese komplexen<br />
Themen kleidsam und wohldosiert, und<br />
das Publikum<br />
dankt ihr das Bemühen<br />
um ein<br />
übersichtliches<br />
Weltbild mit<br />
anhänglicher<br />
Liebe und wachsender<br />
Begeisterung.<br />
„Goldelse“<br />
(1866), „Das Geheimnis der alten Mamsell“<br />
(1867), „Das Heideprinzeßchen“<br />
(1871), „Im Hause des Kommerzienrats“<br />
(1877) oder „Die Frau mit den Karfunkelsteinen“<br />
(1885) tragen maßgeblich dazu<br />
bei, dass die Familienzeitschrift „Die<br />
Gartenlaube“ ihre Abonnentenzahl in 20<br />
Jahren vervierfachen kann und um 1885<br />
schließlich die stolze Zahl von 375.000 regelmäßigen<br />
Lesern erreicht.<br />
Die Autorin und ihre Werke sind schließlich<br />
so populär, dass mit ihnen allerorten<br />
Grüße und Nachrichten dekoriert werden:<br />
Allein die von Prof. Dr. S. Giesbrecht angelegte<br />
Sammlung historischer Bildpostkarten<br />
der Universität Osnabrück enthält ein<br />
rundes Dutzend Marlitt-Motive.<br />
Wer verdreht Arbeitern die Köpfe?<br />
Der 1869 erschienene Roman „Reichsgräfin<br />
Gisela“ kann infolge der vielen moralisierenden<br />
Betrachtungen heute sicher nicht<br />
mehr als ungetrübtes Lektürevergnügen<br />
durchgehen. Der dokumentarische Wert<br />
ist dagegen beträchtlich. Denn gerade<br />
wenn die Marlitt holpert und ihre zwischen<br />
überraschendem Esprit und belangloser<br />
Schablone hin- und herwechselnden<br />
Naturbeschreibungen oder Charakterporträts<br />
unterbricht, wird es historisch interessant.<br />
Wie in einem Brennglanz formulieren<br />
sich hier die Machtansprüche<br />
des aufstrebenden Bürgertums, aber auch<br />
fremdenfeindliche Ressentiments und<br />
Rollenklischees, die Deutschland noch<br />
lange zu schaffen machen werden.<br />
Freilich überwiegt der progressive Eindruck.<br />
Klagen über das „waffengesegnete<br />
Jahrhundert“ wechseln mit eindringlichen<br />
Forderungen nach religiöser Toleranz, die<br />
manche Zeitgenossen als offene Provokation<br />
empfinden. In der Allgemeinen Deutschen<br />
Biographie weiß Franz Brümmer zu<br />
berichten, „dass in erzkatholischen Ländern<br />
die Dichtung nach ultramontaner<br />
Anschauung förmlich umgemodelt und<br />
dadurch verballhornisirt“ wird.<br />
Marlitt, Titelseite "Gartenlaube" © wikimedia / Bildpostkarte © Universität Osnabrück / Sammlung Prof. Dr. S. Giesbrecht<br />
Aber die Marlitt schreckt auch vor einer virtuellen<br />
Umgestaltung der Gesellschaft nicht zurück. In<br />
„Reichsgräfin Gisela“ werden den Arbeitern mit<br />
materiellen Leistungen und Bildungsprogrammen<br />
„dergestalt die Köpfe verdreht, dass sie buchstäblich<br />
nicht mehr wissen, was unten und oben ist.“<br />
Wie rächte sich die DDR<br />
an einer bürgerlichen Autorin?<br />
Solche revoluzzerhaften Untertöne sind umso bemerkenswerter,<br />
als die 1825 in Arnstadt geborene<br />
Friederike Henriette Christiane Eugenie John von<br />
klein auf gelernt hat, wie die Gewichte im vordemokratischen<br />
Zusammenleben verteilt werden.<br />
Immerhin verdankt die Kaufmannstochter der<br />
Fürstin Mathilde von Schwarzburg-Sondershausen<br />
nicht nur ihre Ausbildung zur Sängerin, sondern<br />
– nachdem sie die Opernkarriere wegen<br />
eines Gehörleidens aufgeben muss - auch die Anstellung<br />
als hochherrschaftliche Vorleserin und<br />
Gesellschaftsdame. Erst als sich die Fürstin diese<br />
Annehmlichkeit aufgrund eigener finanzieller<br />
Probleme versagen muss, beginnt die Marlitt ihre<br />
seinerzeit beispiellose Karriere, die ihr neben dem<br />
hohen Bekanntheitsgrad so viel Geld beschert,<br />
dass sie sich in ihrer Geburtsstadt die „Villa Marlittsheim“<br />
errichten lassen kann. Die Krönung des<br />
persönlichen Lebensglücks bleibt ihr<br />
gleichwohl versagt. Denn die literarische<br />
Wedding-Planerin wird selbst nie heiraten und<br />
muss die letzten Jahre, an schwerer Arthritis leidend,<br />
im Rollstuhl, verbringen. Sie stirbt 1887 und<br />
sorgt noch posthum für ideologische Auseinandersetzungen.<br />
Den Kulturpolitkern der DDR geht<br />
ihr Klassenbewusstsein nicht weit genug, so dass<br />
ihr Denkmal in Arnstadt 1951 entfernt wird.<br />
Doch zu guter Letzt überlebt die Idee der Gartenlaube<br />
auch noch die Heilsversprechen des real<br />
existierenden Sozialismus. Seit 1992 erinnert der<br />
Gedenkstein nun wieder an „DIE“ Marlitt. | TS<br />
Titelseite der „Gartenlaube“ aus dem Jahr 1869,<br />
in dem "Reichsgräfin Gisela" erschien.<br />
Historische Bildpostkarte der Universität<br />
Osnabrück. Sie zeigt als Motiv eine Szene<br />
aus Marlitts Roman „Im Hause des<br />
Kommerzienrats“.<br />
WISSEN KOMPAKT<br />
Marlitt lesen<br />
Die BestselIer von einst verschwanden<br />
im Laufe der Jahrzehnte aus<br />
den Buchläden. Mittlerweile gibt es<br />
Marlitts Romane wieder in Buchform<br />
oder als (mitunter sogar kostenlose)<br />
eBooks - allerdings oft in stark verkürzten<br />
Fassungen.<br />
Die Universitätsbibliothek Osnabrück<br />
hat mehrere Marlitt-Titel im<br />
Programm, unter anderem auch<br />
„Reichsgräfin Gisela“ in einer Ausgabe<br />
von 1870. Der Text steht als<br />
pdf-Dokument zur Verfügung.<br />
Interessenten erhalten im Web unter<br />
www.nationallizenzen.de einen<br />
kostenlosen Zugriff auf die Datei.<br />
Eugenie Marlitt<br />
50 51
,<br />
KUNST & KULTUR<br />
Wie hoch ist der<br />
Bueraner Bleistift?<br />
KUNST & KULTUR<br />
Wie gewinnt man junge Leute für's Theater?<br />
Um die Lücke zwischen jungen und älteren Theaterbesuchern zu verkleinern, hat sich das<br />
Theater Osnabrück in Kooperation mit Hochschule und Universität ein neues Projekt einfallen<br />
lassen. Seit Anfang des Jahres gibt es die Theaterflatrate, die es Studenten ermöglicht,<br />
nach Vorzeigen ihres Ausweises ein kostenloses Ticket für ein Stück ihrer Wahl zu erhalten.<br />
Gegen Vorlage des Studentenausweises können sich Studierende frühestens zwei Tage vor der<br />
gewünschten Vorstellung eine Eintrittskarte an der Theaterkasse abholen.<br />
„Das Angebot wird von den Studenten<br />
gut angenommen. Besonders beliebt sind<br />
die Sparten Tanz- und Musiktheater", sagt<br />
Nadine Brandhorst, Referentin für Marketing<br />
und Öffentlichkeitsarbeit. Seit Beginn<br />
der Aktion haben sich rund 300 Studenten<br />
eine Karte an der Theaterkasse abgeholt.<br />
Doch die Rekrutierung neuer Theaterinteressenten<br />
beginnt viel früher. Seit zehn<br />
Jahren gibt es das Kinder- und Jugendtheater<br />
OSKAR am <strong>Osnabrücker</strong> Theater.<br />
Zwei Schauspieler und eine Schauspielerin<br />
bieten ein abwechslungsreiches und altersgerechtes<br />
Programm. OSKAR gibt pro<br />
Jahr nicht nur an die 200 Vorstellungen<br />
in den Theaterräumen – das Projekt funktioniert<br />
auch mobil. Die Produktionen<br />
werden an Schulen, Kindergärten und öffentlichen<br />
Plätzen aufgeführt, sodass möglichst<br />
viele junge Leute erreicht werden.<br />
Aus Sicht des Theaters steht nicht nur die<br />
Unterhaltung von Schülern und Studenten<br />
im Vordergrund, sondern der Bildungsauftrag.<br />
Die Stücke sollen zur Reflektion<br />
und zum Nachdenken anregen.<br />
Aber im <strong>Osnabrücker</strong> Theater können<br />
junge Menschen nicht nur zuschauen. Das<br />
Angebot „Hautnah“ bietet ihnen die Möglichkeit,<br />
hinter die Kulissen zu blicken<br />
oder Proben zu beobachten. Bei Amateur-Theatergruppen<br />
sowie Workshops<br />
kann man selbst ein Teil des Theaterstücks<br />
werden. | LMH<br />
Kinder- und Jugendtheater OSKAR<br />
Theaterstück "My Fair Lady"<br />
Schon vor gut 1.000 Jahren soll in Buer eine Holzkirche gestanden<br />
haben, die später durch ein steinernes Gotteshaus ersetzt wurde.<br />
Von 1852 bis 55 errichtete der <strong>Osnabrücker</strong> Stadtbaumeister<br />
Wilhelm Richard hier eine neuromanische Kirchenburg, die dem<br />
Stadtteil von Melle ein weithin sichtbares Wahrzeichen bescherte.<br />
Den 56 Meter hohen Turm, der die historische Kirchhofsburg<br />
und das „<strong>Osnabrücker</strong> Tor“ überragt, taufte der Volksmund<br />
„Bueraner Bleistift“. Er ist allerdings nicht die einzige Sehenswürdigkeit<br />
der evangelischen St. Martinikirche. Der Innenraum,<br />
der rund 1.000 Besuchern Platz bietet, wird durch<br />
zahlreiche Rundbögen geprägt, mit denen Wilhelm<br />
Richard auch viele Bauten in Osnabrück, etwa das<br />
Königliche Realgymnasium an der Lotter<br />
Straße (heute Altstädter Grundschule),<br />
schmückte.<br />
Neben dem schlichten, aber eindrucksvollen<br />
Altarraum und<br />
einer sieben Meter hohen<br />
Kanzel findet sich in der<br />
Martinikirche eine rund<br />
500 Jahre alte, holzgeschnitzte<br />
Christusfigur,<br />
die aus der Werkstatt<br />
des „<strong>Osnabrücker</strong><br />
Meisters“ stammt.<br />
| TS<br />
Theaterstück: My Fair Lady -<br />
Szene aus dem Musical "My Fair Lady"<br />
52<br />
53
FAMILIE & SOZIALES<br />
Der Kinder- und<br />
Jugendbuchtipp wird<br />
präsentiert vom<br />
WER SCANNT WAS?<br />
Für kleine Entdecker<br />
Im Stadtwerke Wimmelbuch streifen Amelie, Paul und ihre<br />
Freunde durch Osnabrück. Das Buch ist erhältlich im<br />
Servicezentrum am Nikolaiort 3/4 und im Mobilitätszentrum<br />
am Neumarkt 10. Kaufpreis: 12 Euro. Davon gehen 2 Euro<br />
Spende an soziale Projekte für Kinder in Osnabrück.<br />
Bild Autor © Fischer-Verlag, Fadi Arouri / Bild oben © sakkmesterke, fotolia.de<br />
Eigentlich hat sich Martin Schäuble als Sachbuchautor zum Thema<br />
Nahostkonflikt einen Namen gemacht. Nun widmet er sich als<br />
Robert M. Sonntag in seinem packenden Science-Fiction-Thriller für<br />
junge Leser einem anderen brisanten und hochaktuellen Thema.<br />
Im Jahr 2035 ist die Welt komplett papierlos<br />
– alles ist digitalisiert und dank der Datenbrille<br />
Mobril für alle zugänglich. Rob, ein<br />
junger Mann, arbeitet gemeinsam mit seinem<br />
Freund Jojo als Scanner für einen Megakonzern:<br />
Er ist ständig auf der Suche nach<br />
Lesern von Büchern, die er ihnen für viel<br />
Geld abkauft. Jedes Buch soll eingescannt<br />
werden, bevor es endgültig vernichtet wird.<br />
Sein Auftraggeber, ein Ultranetz-Konzern,<br />
hat es sich nach eigener Aussage zur Aufgabe<br />
gemacht, kostenlos alle jemals erschienenen<br />
Bücher für jedermann zur Verfügung zu<br />
stellen. Doch die Wirklichkeit sieht anders<br />
aus.<br />
Rob stößt eines Tages auf eine verbotene<br />
Organisation aus arbeitslosen Autoren,<br />
Buchhändlern und Journalisten. Kurz<br />
darauf wird er als Top-Terrorist auf allen<br />
TV-Kanälen gesucht. Plötzlich ist er im<br />
Kampf um Monopolisierung und Macht der<br />
Staatsfeind Nummer eins …<br />
Die ideenreiche Zukunftsvision „Die<br />
Scanner“ ist spannender Thriller und<br />
Plädoyer für einen kritischen Umgang<br />
mit der Abhängigkeit vom Internet und<br />
den Mega-Medienkonzernen zugleich.<br />
Das gedruckte Buch wird hier zum<br />
Träger von Werten aus einer Zeit, in der<br />
das Leben noch nicht technisch kontrollierbar<br />
war. Unterhaltsamer Nervenkitzel<br />
und ein überaus lesenswerter Roman<br />
über Freundschaft in Zeiten globaler<br />
Digitalisierung. | BCB<br />
WISSEN KOMPAKT<br />
Der Autor: Robert M. Sonntag<br />
… alias Martin Schäuble arbeitete<br />
als Journalist, bevor er in Berlin,<br />
Israel und in den Palästinensergebieten<br />
Politikwissenschaften studierte<br />
und in Politik promovierte.<br />
Als Sachbuchautor beschäftigt er<br />
sich vor allem mit dem Spannungsfeld<br />
Politik, Kultur und Religion. Die<br />
auf seinen Recherchen in Krisengebieten<br />
gemachten Erfahrungen<br />
verarbeitet er auch als Romanautor.<br />
Sein im Fischer Verlag erschienener<br />
Roman „Die Scanner“ wurde 2013<br />
mit dem Preis des Wirtschaftsclubs<br />
(Stuttgart) ausgezeichnet.<br />
Der Autor: Robert M. Sonntag<br />
Neue Lesereihe:<br />
„LIT4U – JUGENDLICHE BEGEGNEN<br />
AUTORINNEN UND AUTOREN“<br />
Zum Auftakt der neuen Lesereihe,<br />
die das Literaturbüro Westniedersachsen<br />
gemeinsam mit der Stadtbibliothek<br />
Osnabrück im Herbst <strong>2016</strong><br />
startet, liest Martin Schäuble am<br />
24. Oktober für Schülerinnen und<br />
Schüler des Graf-Stauffenberg-Gymnasiums<br />
Osnabrück aus seinem Roman<br />
„Die Scanner“. Bei dieser Veranstaltung<br />
haben die jungen Lesefans Gelegenheit,<br />
mit dem Autor ins Gespräch<br />
zu kommen. Drei weitere Lesungen mit<br />
aktuellen Jugendbuchautorinnen und<br />
-autoren runden die neue Literaturwoche<br />
für junge Menschen ab.<br />
Weitere Infos:<br />
Literaturbüro Westniedersachsen<br />
Am Ledenhof 3-5 · 49074 Osnabrück<br />
Telefon: 0541 28692<br />
E-Mail: litos-info@gmx.de<br />
www.osnabrueck.de/kultur/literatur/<br />
literaturbuero-westniedersachsen.html<br />
www.stadtwerke-osnabrueck.de/wimmelbuch<br />
55
SCHÖNE GRÜSSE & GOLDENES BUCH<br />
Wer trug sich ins<br />
Goldene Buch ein?<br />
Teil <strong>14</strong>: Heinrich Lübke<br />
Postkarte: Privatarchiv<br />
Hallo, wie geht‘s?“<br />
"<br />
GRÜSSE AUS DER REGION!<br />
1877 bohrte man auf dem Gelände des Meller Schützenhofes<br />
nach Sole und wurde in 360 Fuß Tiefe fündig. Nur ein Jahr<br />
später eröffnete die „Brunnengesellschaft zur Wilhelmsquelle<br />
Leimkuhl & Co.“ ein Badehaus, das schon in den ersten<br />
sechs Monaten über 3.000 Anwendungen verabreichte. Jahrzehntelang<br />
kamen Besucher und Einheimische ins „Solbad<br />
Melle“, um sich (laut zeitgenössischen Prospekten „auf ärztliche<br />
Empfehlung“!) bei Rheumatismus, Gicht, Hämorrhoiden,<br />
Tuberkulose und vielen anderen Leiden behandeln zu lassen.<br />
Diese Postkarte ging 1953 - mit den besten Grüßen und dem<br />
Versprechen, bald einen Brief folgen zu lassen - an Fräulein<br />
König aus Neuenkirchen bei Otterndorf. Ihre Vorderseite<br />
zeigt nicht nur das historische Badehaus (oben links), sondern<br />
auch drei Ansichten des Kurparks, das Rathaus und den<br />
Marktplatz, die Plettenbergerstraße und die St. Matthäus-<br />
Kirche. Natürlich darf auch die Diedrichsburg nicht fehlen.<br />
Heute ist das Solbad Geschichte. „Der Spagat zwischen Kurort<br />
und Gewerbestadt konnte auf Dauer nicht gehalten werden,<br />
wenngleich man sich noch lange an den Solbad-Begriff klammerte“,<br />
erklärt Uwe Plaß, Vorsitzender des Heimatvereins<br />
Melle. Der letzte Kurdirektor amtierte bis 1986, 2011 wurde<br />
das alte Kurmittelhaus verkauft. | TS<br />
Archivfoto © Kurt Löckmann, Presse- und Informationsamt Stadt Osnabrück | Unterschriftenbild © Stadt Osnabrück | Postkarte: Privatarchiv<br />
Karikatur © Olaf Thielsch<br />
Wer ist heiß auf Süßes?<br />
HANDGEZEICHNET<br />
Wespe ist nicht gleich Wespe. Nur die Arbeiterinnen der beiden häufigsten Arten, Deutsche Wespe und<br />
Gewöhnliche Wespe, stürzen sich mit Vorliebe auf Zuckerhaltiges. Unsere Redaktion wünscht allen<br />
Leserinnen und Lesern einen harmonischen und sonnigen Sommer!<br />
Nachdem sich Heinrich Lübke am 5. August 1962 einen Tag lang<br />
über die mangelnde Euphorie der <strong>Osnabrücker</strong> für den Deutschen<br />
Wandertag und das fehlende Interesse an seiner Person geärgert<br />
hatte (Seite 40/41) verewigte sich der Bundespräsident am frühen<br />
Abend im Goldenen Buch der Stadt. Auch hier wies Lübke noch einmal<br />
darauf hin, dass ein Wandertag und der Besuch des Bundespräsidenten<br />
nicht nur den Oberbürgermeister und den Stadtrat<br />
zu begeistern hätten. Gleichwohl kam es anschließend zu einem<br />
freundlichen Gespräch mit den Gästen, zu denen unter anderem der<br />
niedersächsische Kultusminister, der Regierungspräsident sowie<br />
Landesuperintendent und Generalvikar gehörten. Mit Heinrich<br />
Lübke unterschrieb auch seine Frau Wilhelmine. | TS<br />
Dr. Heinrich Lübke, Bundespräsident, Ehefrau Wilhelmine,<br />
5. August 1962<br />
GEFAHR AUF SEE PIRATEN IN DER ANTIKE<br />
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2<br />
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einer Stadt<br />
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Einsendeschluss: 31. August <strong>2016</strong><br />
Die Gewinner werden benachrichtigt. Sollten<br />
mehr richtige Antworten eingehen als Preise<br />
zur Verfügung stehen, entscheidet das Los.<br />
Das Redaktionsteam wünscht viel Erfolg!<br />
Der Rechtsweg ist ausgeschlossen, keine Auszahlung der Preise in bar.<br />
Mitarbeiter und Angehörige der teilnehmenden Unternehmen sind<br />
von der Verlosung ausgeschlossen.<br />
AUFGEWECKT DURCH STADT UND LANDKREIS<br />
Einleitungswort<br />
für<br />
Begründungen<br />
Bezeichnung<br />
kleinwüchsige<br />
Fabelwesen<br />
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von unangenehmen<br />
Situationen<br />
Nachname<br />
des<br />
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Circus"<br />
bedrückendes<br />
Gefühl<br />
durch ein<br />
Problem<br />
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Mischwesen<br />
Wurfschlinge<br />
Die Gewinner werden von uns benachrichtigt. Bitte Kontaktdaten nicht vergessen ...<br />
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 <strong>14</strong><br />
13<br />
5<br />
9<br />
10<br />
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einer Biene<br />
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Redaktions- und Anzeigenschluss:<br />
12. August <strong>2016</strong><br />
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Telefon: 05405/8083216<br />
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