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Sonderthema Bildung<br />

Familie ist „Hauptkonstrukteur“ der Bildung<br />

Professor Fthenakis spricht vor der Katholischen Elternschaft Deutschlands<br />

Auf dem Bundeskongress<br />

der Katholischen Elternschaft<br />

Deutschlands (KED)<br />

hat der Entwicklungspsychologe<br />

und Anthropologe<br />

an der Freien Universität<br />

Bozen und Bildungsberater<br />

der hessischen Landesregierung,<br />

Prof. DDr. Wassilios<br />

Fthenakis, einen Grundsatzvortrag<br />

zur frühkindlichen<br />

Bildung gehalten.<br />

von Martin J. Wilde<br />

Ausgangspunkt seines Vortrags<br />

war die Feststellung, dass<br />

das deutsche Bildungssystem<br />

wenig effizient sei und seine<br />

Verlierer die Kinder aus sozial<br />

schwachen Familien sind. In<br />

der modernen Wissensgesellschaft,<br />

in der Informationen<br />

einerseits weltweit elektronisch<br />

zugänglich sind und andererseits<br />

schnell veralten,<br />

komme es weniger auf Wissensvermittlung<br />

als vielmehr<br />

auf die Vermittlung von Lernfähigkeit<br />

an. „Die Grundlagen<br />

dieser Lernfähigkeit werden<br />

bei Kindern in den ersten fünf<br />

Jahren, spätestens aber bis<br />

zum achten Lebensjahr gelegt,<br />

– oder eben auch nicht“, so<br />

Fthenakis.<br />

Primat der Familie<br />

Das grundgesetzlich verankerte<br />

Primat der Erziehung in<br />

der Familie vor jeder Bildungsinstitution<br />

finde seine<br />

entwicklungswissenschaftliche<br />

Rechtfertigung in der<br />

Tatsache, dass alle Lebensräume<br />

des Kindes „Lernräume“<br />

sind, so der Entwicklungspsychologe.<br />

Die Familie und nicht<br />

die Bildungsinstitution sei daher<br />

der „Hauptkonstrukteur<br />

des Bildungsprozesses“. Er<br />

betonte, dass für ihn das Kindeswohl<br />

an erster Stelle stehe,<br />

und dass dieses die aktuelle<br />

Bildungsdiskussion bestimmen<br />

müsse. Fthenakis wandte<br />

sich ausdrücklich dagegen, die<br />

Bildungsdebatte vornehmlich<br />

aus der Fragestellung nach der<br />

Vereinbarkeit von Familie und<br />

Beruf zu führen. „Das sind<br />

sachfremde Erwägungen, die<br />

natürlich eine gesellschaftspolitische<br />

Berechtigung haben,<br />

aber zunächst einmal<br />

nichts mit der Frage zu tun haben,<br />

was dem Kindeswohl und<br />

Eine christliche Schule für Zwenkau<br />

<strong>BKU</strong>-Mitglied Wagner engagiert sich im Bildungsbereich<br />

Die Gründung einer christlichen<br />

Grundschule ist das<br />

Ziel eines Vereins im sächsichen<br />

Zwenkau. Mit dabei<br />

ist der Vorsitzende der DiözesangruppeLeipzig,Alexander<br />

Wagner.<br />

Der ökumenische Verein<br />

Lebenswelt Schule hat sich<br />

vor knapp zwei Jahren gegründet<br />

und arbeitet seither daran,<br />

die Schule zu gründen. Wie<br />

die Kirchenzeitung „Tag des<br />

Eine Revolution für Elternmitwirkung fordert Prof. DDr. Wassilios Fthenakis.<br />

Foto: Katholische Elternschaft Deutschlands<br />

Herrn“ berichtet, sollen die<br />

Kinder in altersgemischten<br />

Gruppen ganztags nach dem<br />

reformpädagogischen Montessori-Konzept<br />

unterrichtet<br />

werden. Die Gruppe hofft, den<br />

Unterricht bereits in diesem<br />

September aufnehmen zu können<br />

– vorläufig in einem Gemeindehaus.<br />

„Als Christen müssen wir<br />

darauf achten, dass es uns<br />

weiterhin gibt“, sagte Wagner<br />

der Kirchenzeitung. Der Ka-<br />

tholik und Vereinsvorsitzende<br />

wünscht sich für seinen Sohn,<br />

der im nächsten Jahr eingeschult<br />

wird, eine Schule, in der<br />

christliche Werte gelebt werden.<br />

Gleichzeitig solle die<br />

Schule aber auch offen sein für<br />

Kinder aus nichtchristlichen<br />

Elternhäusern. Durch den<br />

Standort im Gemeindezentrum<br />

hofft er, dass die Kinder<br />

einen „ganz anderen Bezug<br />

zur Kirche bekommen“.<br />

www.lebenswelt-schule.de<br />

seiner Persönlichkeitsentfaltung<br />

am meisten dient.“<br />

Revolution für<br />

Elternmitwirkung<br />

Mit Blick auf die Bildungsinstitutionen,<br />

die Fthenakis als<br />

„Co-Konstrukteure“ im Bildungsprozess<br />

bezeichnete, forderte<br />

er eine „Revolution für<br />

Elternmitwirkung“: „Familie<br />

und Bildungsinstitutionen<br />

müssen in Zukunft viel stärker<br />

miteinander in Kooperation<br />

treten, und die Fachkräfte in<br />

den Institutionen müssen die<br />

Familie viel stärker einbeziehen.“<br />

Der Bildungsexperte<br />

sprach sich auch für eine vermehrte<br />

Zusammenarbeit zwischen<br />

Kindergärten und<br />

Grundschule sowie zwischen<br />

Grundschule und weiterführender<br />

Schule aus.<br />

Phasenübergreifende<br />

Bildungspläne<br />

In diesem Sinne plädierte<br />

Fthenakis für Bildungspläne<br />

vom ersten bis zum 14. Lebensjahr.<br />

Er bezeichnete es als<br />

großen Fortschritt, dass es nun<br />

einen allgemeinen Konsens<br />

gebe, auch die vorschulischen<br />

Institutionen als Bildungseinrichtungen<br />

zu verstehen und<br />

nicht nur als Betreuungsanstalten<br />

zu betrachten. Dementsprechend<br />

müsse es fundierte<br />

Bildungspläne geben, an denen<br />

sich die Bildungseinrichtungen<br />

orientieren könnten.<br />

„Das bedeutet eine Aufwertung<br />

dieser Einrichtungen und<br />

ihrer unterbezahlten Fachkräfte,<br />

die längst überfällig war.“<br />

Entscheidend sei dabei, die<br />

Kompetenzen aller Beteiligten<br />

zu stärken, diese Bildungsplände<br />

individualisiert und<br />

differenziert – entsprechend<br />

den Bedürfnissen des einzelnen<br />

Kindes – anzuwenden. ■<br />

<strong>BKU</strong>-Journal 2_07 13

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