Gemeindebrief (April 2012) - Ev. St.-Viti-Gemeinde Heeslingen
Gemeindebrief (April 2012) - Ev. St.-Viti-Gemeinde Heeslingen
Gemeindebrief (April 2012) - Ev. St.-Viti-Gemeinde Heeslingen
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Sonne; Du, meine Seele, singe; Ein<br />
Lämmlein geht und trägt die Schuld;<br />
Fröhlich soll mein Herze springen;<br />
Gib dich zufrieden und sei stille; Ich<br />
singe dir mit Herz und Mund; Ich<br />
steh an deiner Krippen hier; Nun<br />
danket all' und bringet Ehr'; Nun<br />
ruhen alle Wälder; O Haupt voll<br />
Blut und Wunden oder Wie soll ich<br />
dich empfangen?. Johann Sebastian<br />
Bach hat einige seiner Lieder in sein<br />
Weihnachtsoratorium und in seine<br />
Matthäuspassion aufgenommen.<br />
Wie hat dieser Mann gelebt, der uns<br />
so ein wunderbares Vermächtnis<br />
hinterlassen hat?<br />
Am 12. März 1607 wurde er in<br />
Gräfenhainichen in Sachsen als Sohn<br />
eines Landwirts und Bürgermeisters<br />
geboren. Schon mit 12 Jahren<br />
verlor er seinen Vater und mit 14<br />
seine Mutter. Dennoch war es ihm<br />
möglich, die Schule zu besuchen<br />
und Grundkenntnisse in Latein und<br />
im Chorgesang zu erwerben. Zum<br />
Glück erkrankte er nicht an der<br />
grassierenden Pest, die einen Großteil<br />
der Schüler dahin raffte. 1627<br />
zog er nach Wittenberg, um hier<br />
sein <strong>St</strong>udium aufzunehmen. Um sich<br />
den Unterhalt zu verdienen, arbeitete<br />
er als Hauslehrer beim Archidiakon<br />
der Wittenberger <strong>St</strong>adtkirche<br />
und lebte auch in dessen Haus. 1643<br />
beendete er seine <strong>St</strong>udien und ging<br />
nach Berlin. Die dortige Bevölkerung<br />
war von 12.000 Menschen zu<br />
Kriegsbeginn auf 5.000 bei Kriegsende<br />
geschrumpft. Neben dem tatsäch-<br />
Jahr der Kirchenmusik<br />
lichen Kriegsgeschehen hatten die<br />
Pest, die Pocken und die Ruhr das<br />
Ihre dazu beigetragen. Beim Kammergerichtsrat<br />
Andreas Berthold,<br />
seinem zukünftigen Schwiegervater,<br />
fand er erneut eine Anstellung als<br />
Hauslehrer. 1655 heiratete er Anna<br />
Maria Berthold. 1657 bis 1667 war<br />
er in der Berliner Nikolaikirche als<br />
Pfarrer tätig. Das ist deshalb solch<br />
ein interessantes Zusammentreffen,<br />
weil hier seit 1622 Johann Crüger<br />
als Kantor tätig war. Dieser hatte<br />
1640 erstmalig ein Gesangbüchlein<br />
herausgebracht. Als er es 1647<br />
erneut auflegte, steuerte Gerhardt<br />
schon 18 Lieder bei. Dies steigerte<br />
sich bis zur fünften Auflage auf 82<br />
Beiträge.<br />
In seiner Familie musste er - wie<br />
schon erwähnt - viel Leid ertragen,<br />
denn die erste Tochter starb bereits<br />
ein halbes Jahr nach der Geburt<br />
und auch drei weitere Kinder starben<br />
früh. Nur Paul Friedrich sollte<br />
seine Eltern überleben.<br />
Im beruflichen Leben hatte Gerhardt<br />
die kirchlichen Irrungen und<br />
Wirrungen seiner Zeit zu tragen:<br />
Als er in Berlin das Pfarramt inne<br />
hatte, gab es große Auseinandersetzungen<br />
zwischen dem Kurfürsten<br />
und den lutherischen Theologen.<br />
Hierbei ging es um wesentliche<br />
lutherische Grundgedanken, die<br />
viele Theologen nicht konsequent<br />
umgesetzt sahen. Paul Gerhardts<br />
Beharrlichkeit führte 1667 zum<br />
Verlust seiner Pfarrstelle. 1668 starb<br />
19