März 2007 - Dorfablattl
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<strong>Dorfablattl</strong><br />
Nr. 8 - <strong>März</strong> <strong>2007</strong><br />
Elisabeth Troger Eppacher<br />
“Mit 17 Jahren diente ich schon bei einem<br />
älteren Ehepaar, De Gregorio, das in den<br />
Sommerferien bei Hans Kamelger wohnte.<br />
Ich konnte mich sprachlich schon verständigen,<br />
da ich bereits den italienischen Kindergarten<br />
besucht hatte und auch die italienischeV<br />
olksschule. Nach eineinhalb Jahren<br />
wechselte ich den Dienstplatz und zog<br />
zur Herrschaft, bei der die Schwester Dora<br />
als Kindermädchen angestellt war. Als<br />
Hausmädchen durfte ich selbstständig kochen.<br />
Ich bereitete sogar italienische Speisen,<br />
denn ich fand mich auch mit dem italienischen<br />
Kochbuch zurecht.<br />
Am Sonntagnachmittag hatten wir beide<br />
frei: den verbrachten wir mit anderen Südtirolerinnen<br />
und auch mit Südtiroler Burschen,<br />
die in Rom Militärdienst leisteten.<br />
Bei der Engelsburg war unser Treffpunkt<br />
und auch in der “Anima”. Unsere Betreuer,<br />
Mons. Franz Wolf und Happacher Maria<br />
aus Sexten, sorgten für die Unterhaltung.<br />
Wir sangen Heimatlieder, spielten und<br />
tanzten. Sie organisierten auch Ausflüge<br />
und Reisen zu Kunststätten, auch ans<br />
Meer. Die Herrschaft verlangte aber, dass<br />
Zeitzeugen<br />
Von rechts: Stoll-Kamelger Hanni, Mair Rosele (Moarbacher), Troger Liesl (Roder), Niederwolfsgruber<br />
Mariedl<br />
Hanni Stoll - Kamelger dorf und so ungefähr vierzig aus ganz Süd-<br />
tirol. Wir trafen uns jeden Sonntag in der<br />
“Via dell' Anima”, wo uns ein Lokal zurV er-<br />
“Als ich 1952 nach Rom ging, war es nicht fügung stand.<br />
so, dass ich musste, nein, aber man konnte<br />
wir um zehn Uhr abends daheim sind.”<br />
ein paar Lire verdienen. Hier in Südtirol<br />
gab es nur wenige Möglichkeiten. Damals Wir haben uns gut unterhalten, gespielt<br />
war es kaum möglich, dass ein Mädchen ei- und viele Heimatlieder gesungen.<br />
ne Ausbildung machen konnte. Ich jeden- Die Familie kam viele Jahre nach Nieder-<br />
falls ging mit einer Familie mit. Ich sprach dorf, und von den Kindern kommen einige<br />
nur sehr mangelhaft Italienisch, da ich ja noch heute mit den Familien hierher.”<br />
nie eine italienische Schule besucht hatte.<br />
Das änderte sich allerdings sehr schnell.<br />
Ich lernte die Sprache gut, da ich ja nie Frieda Mair<br />
Deutsch sprechen konnte. Ich war vier Jah- Mutschlechner<br />
re in Rom, sprach daher schnell mit römischem<br />
Akzent. Mir gefiel es in Rom recht “Bei Frau Grasser wohnte die Familie<br />
gut, auch wenn ich sehr wenig Freizeit hat- Mocchi Sigmondi als Sommergäste. Ich hate<br />
und mich nie das Heimweh plagte. Im be dort als Hausmädchen gedient. Die<br />
ersten Jahr war ich als Hausmädchen ange- Herrschaftsfrau war eine vornehme Adelistellt,<br />
in den folgenden Jahren als Kinder- ge. Bei ihrer Abreise 1949 hat sie mich als<br />
mädchen. Dadurch lernte ich Rom sehr Kindermädchen mit nach Rom genommen<br />
gut kennen, da ich immer mit den Kindern und sehr gut behandelt. Einmal wöchentunterwegs<br />
war. Der Lohn war aber immer lich hatte ich einen freien Nachmittag,<br />
noch sehr niedrig und die Freizeit knapp. und einmal monatlich durfte ich zur Tan-<br />
Wir durften nur sonntags vier Stunden te, die in Rom verheiratet war. Da traf ich<br />
weg und mussten um Punkt acht Uhr zu mich mit anderen Südtirolerinnen, die<br />
Hause sein. auch in Rom bedienstet waren. In einem Lokal<br />
bei der Engelsburg und in der “Anima”<br />
Ich lernte aber auch kochen und möchte war unser Treffpunkt. Zum Ausgehen mussvon<br />
rechts: Stoll-Kamelger Hanni, Mair (Moardiese Zeit nicht missen. Wir waren zeit- te ich von der Herrschaft immer die Erbach)<br />
Rosina, Troger (Roder) Liesl<br />
weise sechs bis acht Mädchen aus Nieder- laubnis haben. Und wenn ich Besuch be-<br />
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