KEFB-LAG_JB_2010_11 - Erzbistum Köln
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Ungefähr zeitgleich nahm die Leiterin eines städtischen Familienzentrums<br />
Kontakt zur Katholischen Familienbildung auf. Dies war ihr<br />
Problem: Für das kommende Kindergartenjahr war zehn türkischen<br />
Kindern ein Platz in der Kindertagesstätte zugesagt worden. Die Anmeldung<br />
der Kinder war, im Beisein der Mütter, über die Väter erfolgt,<br />
die sich zwar begrenzt, aber ausreichend gut auf Deutsch verständigen<br />
konnten. In der Folge waren jedoch die Mütter für den Kindergartenbesuch<br />
zuständig. Es handelte sich hier ausnahmslos um Frauen völlig<br />
ohne oder mit nur rudimentären deutschen Sprachkenntnissen, die<br />
sehr zurückhaltend auftraten und den Kontakt mit den (zukünftigen)<br />
Erzieherinnen weitgehend mieden. Die Leiterin war daran interessiert,<br />
den Kindern einen guten Einstieg in die Kita zu ermöglichen, eine<br />
Vertrauensbeziehung zu den Müttern aufzubauen, ihnen die Abläufe in<br />
der Kita verständlich zu machen und sie zu einer Zusammenarbeit zu<br />
ermutigen. In dieser Einrichtung wurde als Pilotprojekt ein zweisprachiger<br />
„kleiner Kindergarten“ etabliert. Unter der Leitung einer hauptamtlichen<br />
Mit arbeiterin der Kita und einer türkischsprachigen Honorarkraft<br />
trafen sich über zehn Wochen die Mütter und ihre Kinder zum<br />
gemeinsamen Spielen, Lernen und Erzählen. Mütter und Kinder lernten<br />
so Räumlichkeiten, Personal und typische Abläufe in der Kita kennen.<br />
Die Kurs sprache war bewusst Deutsch, die türkischsprachige Kollegin<br />
konnte aber jederzeit vermittelnd eingreifen, wenn die Mütter Unverständnis<br />
signalisierten. Dieses Modul hat sich so bewährt, dass es<br />
inzwischen in dieser sowie einer weiteren Einrichtung als Standard<br />
etabliert wurde. Je nach Anmeldesituation wird dieses Angebot auch<br />
für weitere Sprachen eingerichtet.<br />
Im Laufe des Prozesses zeichnete sich ab, dass aller Niederschwelligkeit<br />
zum Trotze viele Familien in strukturschwachen Stadtteilen nicht<br />
erreicht wurden. Wie sich in Einzelgesprächen herausstellte, scheuten<br />
viele Frauen davor zurück, sich verbindlich festzulegen und über einen<br />
längeren Zeitraum eine Gruppe zu besuchen. Die Idee der interkulturellen<br />
Müttercafés wurde geboren. Das erste interkulturelle Müttercafé<br />
unter der Federführung der Katholischen Familienbildung <strong>Köln</strong> wurde<br />
in dichter Zusammenarbeit mit dem Lehrkörper und dem Interkulturellen<br />
Dienst in einer Realschule im <strong>Köln</strong>er Süden eingerichtet. Um der<br />
Multinationalität der Schule Rechnung zu tragen, wurde das Café in<br />
seiner Anfangszeit von drei Fachkräften aus drei unterschiedlichen<br />
Sprachräumen geleitet. Dieses personalintensive Vorgehen war nur durch<br />
die Hinzuziehung von Praktikantinnen möglich. Es bedurfte eines<br />
langen Atems, bis sich das Café im Stadtteil etablierte. Inzwischen ist es<br />
17 JAHRBUCH <strong>2010</strong> / 20<strong>11</strong> <strong>LAG</strong> <strong>KEFB</strong><br />
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