KEFB-LAG_JB_2010_11 - Erzbistum Köln

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an die Runde wurden immer persönlicher, die Antworten immer schwieriger. Diese Beobachtung führte zur Veränderung der Ursprungsidee. Der Dialog der Religionen sollte das Ziel der interkulturellen Annäherung an Werte beziehungsweise Wertvorstellungen verfolgen. Ethische Aspekte gelangten in den Vordergrund und verlangten nach tieferliegenden Antworten. Tod und Sterben in den verschiedenen Religionen traten ins Zentrum der gemeinsamen Überlegungen. Dabei ging es weniger um verbindliche Aussagen der Religionen als vielmehr um die eigene Positionierung und Wahrnehmung. Anfragen wurden gestellt nach dem „Richtig“ und dem “Gut“, nach dem eigenen Verhalten, dem, wie es besser hätte sein sollen oder was die einzelnen eher nicht hätten tun sollen. Auch die Themen Versagen und Schuld wurden aufgeworfen, weil das Spüren der eigenen Begrenzung und auch Handlungsunfähigkeit in extremen Situationen als fatal erlebt wurde. Aus diesen Anfragen ergab sich die Denkrichtung: Wie kann der einzelne Mensch ethisch richtig und verantwortlich handeln? Wo liegen die Grenzen der eigenen Verantwortlichkeit und was ist abhängig von persönlich nicht beeinfl ussbaren Rahmenbedingungen? Erschwert wurde diese Auseinandersetzung dadurch, dass viele der anwesenden Frauen sprachliche Verständigungsschwierigkeiten hatten. Den einen musste übersetzt werden, den anderen der inhaltliche Zusammenhang in einfachen, nachvollziehbaren Sprachbildern erläutert werden. Das Ringen um eine allen nachvollziehbare ethische Position erwies sich auf Grund von Herkunft, Nation und Religion als eine echte Kärrneraufgabe. Im Verlauf dieses Kooperationsprojektes wurde angefragt, wie denn eine gemeinsame Werte-Basis aussehen könne. Was macht das Verbindende aus und worin bestehen die Unterschiede? Die Vergewisserung aus dem eigenen Glauben bot eine Denkrichtung; andere waren die Verunsicherungen, gemeinsamen Anfragen, kulturellen Unterschiede und schließlich die sehr unterschiedlichen Traditionen, Denkgebote oder -verbote und persönlich entwickelten Vorstellungen. Das offene Gespräch und das Ringen um gemeinsame Positionen erreichten den Punkt, bei dem muslimische Frauen das Thema Abtreibung aufwarfen. Ich machte die überraschende Feststellung, als Mann katholischer Prägung akzeptierter Gesprächspartner für intime Themen zu sein, die vermutlich nicht einmal in der ehelichen Beziehung aufgeworfen werden konnten und wollten. Die Suche nach angemessenen Einstellungen zu und Antworten auf ganz persönliche Fragen war der wesentliche Grund für die Beteiligung an unserem Gesprächsangebot. Der Dialog der Religionen mündete in der Erarbeitung eines Abgleichs von Werten. So konnte ein gemeinsamer Wertehorizont entwickelt werden, der als Ausgangspunkt für einen sozialen Ausgleich gelten kann. Dieser versteht sich als Beitrag zum sozialen Frieden in der Stadt Dortmund. LUDGER RICKERT Referent für religiös-theologische Bildung Katholische Bildungsstätte für Erwachsenenund Familienbildung Dortmund Propsteihof 10, 44137 Dortmund www.kbs-dortmund.de rickert@kbs-dortmund.de KOOPERATIONSANGEBOTE FÜR FAMILIENZENTREN 46 11_KEFB-LAG_JB_final.indd 46 05.07.11 16:36 ›
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