S3-Leitlinie Reizdarmsyndrom: Definition, Pathophysiologie ... - DGVS
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256<br />
<strong>Leitlinie</strong><br />
Kommentar<br />
Bei Patienten mit chronischer Diarrhö lässt sich in der Mehrzahl<br />
der Fälle eine identifizierbare und therapierbare zugrunde<br />
liegende Störung nachweisen (vgl. auch Kommentar zu Statement<br />
3-1-3) [303].<br />
Statement 3-1-13<br />
Die Diagnostik soll individuell unter Einbeziehung endoskopischer,<br />
bildgebender, funktionsdiagnostischer und ggf. weiterer Verfahren<br />
erweitert werden, um wichtige differenzialdiagnostische<br />
Krankheitsbilder (●▶ Tab. 3-1) auszuschließen, die typische Reizdarmsymptome<br />
verursachen können und die nicht bereits durch<br />
die Basisdiagnostik erfasst wurden.<br />
[Evidenzgrad B, Empfehlungsstärke ↑↑, starker Konsens]<br />
Kommentar<br />
Das Programm der weiterführenden, insbesondere der apparativen<br />
Diagnostik sollte an die individuell auszuschließenden<br />
Differenzialdiagnosen angepasst werden (z. B. [282 –285, 290,<br />
303] (vgl. auch Kommentar zu Statement 3-1-3). Kriterien<br />
können u.a. sein: Alter des Patienten, Intensität und Muster<br />
der hauptsächlichen Beschwerden, Symptomdauer und Symptomdynamik.<br />
Zum Spektrum der erweiterten Diagnostik zählt<br />
auch eine psychologische Evaluation (siehe auch Kapitel 4 und<br />
Kapitel 6).<br />
Statement 3-1-14<br />
Tests zum Nachweis sog. „Disease Marker“ (Biomarker) als positive<br />
Diagnosekriterien des <strong>Reizdarmsyndrom</strong>s sollten aufgrund<br />
derzeit unzureichender Evidenzlage nicht eingesetzt werden.<br />
[Evidenzgrad D, Empfehlungsstärke ↓, starker Konsens]<br />
Kommentar<br />
Der sichere positive Nachweis eines RDS mittels spezifischer<br />
„Disease Marker“ ist derzeit nicht grundsätzlich möglich und<br />
kann in der Routinediagnostik derzeit nicht empfohlen werden.<br />
Allerdings wurde in den vergangenen Jahren eine Reihe<br />
von unterschiedlichen Veränderungen bei RDS-Patienten nachgewiesen,<br />
von denen einige möglicherweise in der Zukunft<br />
auch als diagnostische Unterstützung herangezogen werden<br />
könnten (vgl. Kapitel 2 und ●▶ Tab. 2-1).<br />
Wichtige Beispiele sind:<br />
▶ Viszerale Hypersensitivität: Diese kann mittels computergesteuerter<br />
Barostat-Messung bei einer Untergruppe der Patienten<br />
nachgewiesen werden und weist dann auf ein RDS hin<br />
[150, 304]. Umgekehrt hat das Fehlen einer viszeralen Hypersensitivität<br />
aber einen nur mäßigen Ausschlusswert für das<br />
RDS [144]. Die Barostat-Methode ist derzeit nicht für die klinische<br />
Routine etabliert, auch wenn sie in Einzelfällen hilfreich<br />
sein kann.<br />
▶ Blut-Biomarker: Ein in den USA zugelassener Blut-Screening-<br />
Test für das RDS („Prometheus ® IBS diagnostics“) testet eine<br />
Konstellation aus insgesamt 10 „RDS-Blut-Biomarkern“ und<br />
kann damit angeblich die Diagnose „<strong>Reizdarmsyndrom</strong> “ in<br />
Zusammenschau mit den übrigen klinischen Parametern sichern.<br />
Der praktische Wert dieses Testes kann derzeit (noch)<br />
nicht eindeutig beurteilt werden, denn die hierzu publizierte<br />
Evidenz ist unzureichend [305].<br />
Layer P et al. <strong>S3</strong>-<strong>Leitlinie</strong> zur <strong>Definition</strong>,… Z Gastroenterol 2011; 49: 237 –293<br />
▶ Genetische Analysen: Neue experimentelle Micro-Array-Studien<br />
deuten darauf hin, dass sich beim RDS Veränderungen im<br />
Gen-Expressionsmuster z. B. des mukosalen Immunsystems<br />
finden. Inwieweit diese Veränderungen in Abgrenzung zu anderen<br />
gastrointestinalen Erkrankungen spezifisch für das<br />
<strong>Reizdarmsyndrom</strong> sind, muss noch genauer validiert werden.<br />
Möglicherweise bietet diese neuartige Technik jedoch irgendwann<br />
die Möglichkeit, die Diagnose „<strong>Reizdarmsyndrom</strong>“ anhand<br />
von Mukosa-Biopsien direkt zu stellen [306].<br />
Statement 3-1-15<br />
Bei anamnestischen Hinweisen auf eine Nahrungsmittelunverträglichkeit<br />
sollte eine probatorische, gezielte Eliminationsdiät erfolgen<br />
(Empfehlungsstärke ↑). Die Untersuchung von IgG-Titern auf Nahrungsmittelallergene<br />
sollte nicht erfolgen (Empfehlungsstärke ↓).<br />
[Evidenzgrad D, Konsens]<br />
Kommentar<br />
Unspezifische Unverträglichkeiten gegenüber bestimmten Nahrungsmitteln<br />
sind bei Patienten mit RDS häufig; ihre gezielte<br />
Meidung kann zum Wegfall oder zur erheblichen Besserung<br />
von Symptomen führen. Die klinische Signifikanz der Bestimmung<br />
von Serum-IgG-Titern zur Detektion etwaiger Nahrungsmittelallergene<br />
ist demgegenüber ungesichert [288, 307 –310].<br />
Statement 3-1-16<br />
Die Bestimmung quantitativer Parameter der Stuhlflora (z.B<br />
„Darm-Ökogramm“) soll nicht erfolgen.<br />
[Evidenzgrad D, Empfehlungsstärke ↓↓, Konsens]<br />
Kommentar<br />
Die humane Kolon-Flora besteht zu > 99% aus Anaerobiern, die<br />
bei einer Routine-Stuhlsammlung nicht verlässlich erfasst werden<br />
können. Es gibt keine Daten, die belegen würden, dass das<br />
Spektrum der in „Darm-Ökogrammen“ identifizierbaren Aerobier<br />
die Symptome des RDS bedingen.<br />
3-2: Diagnostisches Vorgehen bei V. a. RDS bei Kindern (AG 9)<br />
Statement 3-2-1<br />
Nach den Rom-III-Kriterien sollten entzündliche, anatomische und<br />
metabolische Störungen ausgeschlossen werden. Eine Reihe von<br />
Erkrankungen wie Kohlenhydratmalabsorptionen hat phänotypische<br />
Überschneidungen zum RDS.<br />
[Evidenzgrad D, Empfehlungsstärke ↑, starker Konsens]<br />
Kommentar<br />
Aufgrund der Diagnose- und Einschlusskriterien gibt es keine<br />
Studien zum diagnostischen Wert bestimmter Tests [135].<br />
Statement 3-2-2<br />
Die Basisdiagnostik/Erstlinien-Diagnostik soll bei Kindern eine<br />
sorgfältige und eingehende Anamneseerhebung umfassen.<br />
[Evidenzgrad D, Empfehlungsstärke ↑↑, starker Konsens]<br />
Kommentar<br />
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