frohe Weihnachten - Gmünder Tagespost
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GLÜCKWÜNSCHE ZU WEIHNACHTEN Samstag, 24. Dezember 2011 20<br />
Kunstwerke aus Stoff und Wolle<br />
anz unverwechselbar sind<br />
G die textilen Krippenfiguren<br />
von Dore Dietz. Viele Jahrzehnte<br />
lang schuf sie unzählige Menschen<br />
und Tiere und jede einzelne<br />
trägt ihre Handschrift. Im<br />
Museum im Prediger sind sie<br />
jetzt wieder zu sehen.<br />
Gearbeitet hat Dore Dietz über<br />
50 Jahre lang an einem kleinen<br />
Nähtischchen im Haus in der<br />
Straßdorfer Straße in Schwäbisch<br />
Gmünd, gleich neben dem Südbahnhof.<br />
Mit Nadel und Faden,<br />
mit schlichten oder farbenprächtigen<br />
Stoffen und oft selbstgefärbten<br />
Stoffen, mit Wolle und<br />
Leinen schuf sie kleine Kunstwerke.<br />
Und so manche Figur von<br />
Dore Dietz hat eine ganz besondere<br />
Bedeutung für die Künstlerin<br />
sowie ihre Kinder, Enkel und<br />
Urenkel. Da wurde zum Beispiel<br />
die braunkarierte Decke ihres Vaters<br />
als Umhang eines alten Hirten<br />
wiederverwendet. Die Figur<br />
gehört heute noch zur Krippe von<br />
Tochter Ursula.<br />
„Meine allererste Figur, die ich<br />
von meiner Mutter geschenkt<br />
bekam, war ein laufender Hirte“,<br />
erzählt sie. Mit 19 Jahren<br />
verließ sie damals das Elternhaus,<br />
um in Stuttgart eine Ausbildung<br />
zur Kinderkrankenschwester<br />
zu beginnen. Den Hirten<br />
gab ihr die Mutter mit auf<br />
den Weg und viele weitere Figuren<br />
folgten. Jetzt in der Weihnachtszeit<br />
sind sie im Wohnzimmer<br />
aufgebaut und ziehen die<br />
Blicke jeden Besuchers auf sich,<br />
denn Dore Dietz schuf mit der<br />
ihr eigenen Technik ganz außergewöhnliche<br />
Figuren.<br />
Geboren wurde Dore Dietz 1909<br />
als Älteste von sieben Kindern in<br />
Eislingen/Fils. Als sie 11 Jahre alt<br />
war, kam die Pfarrersfamilie Haering<br />
nach Schwäbisch Gmünd.<br />
Zwei Jahre lang besuchte sie die<br />
Fachschule für Edelmetall in<br />
Schwäbisch Gmünd in den Fächer<br />
Modelieren und Zeichnen. Mit 19<br />
Jahren heiratete sie Hans Dietz,<br />
einen Elsässer, der Lehrer in Pfäffingen<br />
bei Tübingen war. Dort<br />
sind die meisten ihrer acht Kinder<br />
geboren. In Pfäffingen hat sie für<br />
ihre Kinder Kasperle gemacht und<br />
schon bald wurde aus einer Prinzessin<br />
eine Maria, allmählich entstand<br />
eine ganze Krippe. Sie hatte<br />
bei der Künstlerin Anna Fehrle<br />
das Weben gelernt und dort ihre<br />
Krippen gesehen, doch sie hatte<br />
nicht die Möglichkeit, die Köpfe<br />
und Hände aus Holz zu schnitzen.<br />
Unverwechselbar und ausdrucksstark sind die<br />
textilen Krippenfiguren von Dore Dietz<br />
Geboren wurde Dore Dietz 1909 als Älteste von sieben Kindern in Eislingen/Fils.<br />
Im fünften Monat<br />
schwanger geflohen<br />
Im Krieg wurde ihr Mann Rektor<br />
in Straßburg und dann Schulrat in<br />
Molsheim im Elsass. Im November<br />
1944 floh sie im fünften Monat<br />
schwanger und mit einem Zweijährigen<br />
an der einen und einem<br />
Koffer an der anderen Hand mit<br />
dem Zug nach Schwäbisch<br />
Gmünd. Im Haus ihrer Eltern war<br />
kein Platz, weil diese kurz vorher<br />
eine ausgebombte achtköpfige<br />
Familie aufgenommen hatten.<br />
Deshalb blieben<br />
die Kinder<br />
bei befreundeten<br />
Familien<br />
und sie ging zu<br />
ihrer Schwester<br />
nach Bayern. Im<br />
Frühjahr 1945<br />
kamen alle Kinder<br />
zur Mutter<br />
zurück und kamen<br />
in einer<br />
Hütte ohne<br />
Strom, fließend<br />
Wasser und zu<br />
wenig Holz auf<br />
dem Kalten<br />
Feld unter. Ab<br />
Herbst 1946<br />
wohnten dann<br />
21 Personen der<br />
Familie im Haus<br />
in der Straßdorfer Straße: Eltern,<br />
vier verheiratete Kinder und viele<br />
Enkel. Nach Kriegsende erkrankte<br />
Dore Dietz an Tuberkulose,<br />
war einige Male fort von Zuhause.<br />
Das war die Zeit, in der sie wieder<br />
anfing, Krippenfiguren anzufertigen.<br />
Immer mehr Figuren<br />
entstanden am Nähtischchen in<br />
der Wohnung und immer mehr<br />
Krippen wurden verschenkt - jedes<br />
Kind, jeder Enkel freute sich<br />
darüber. Im Städtischen Museum<br />
Schwäbisch Gmünd konnte Dore<br />
Dietz im Dezember 1977 erstmals<br />
viele ihrer Figuren ausstellen. Das<br />
Maria und Josef bei der Herbergssuche wurde von<br />
Dore Dietz auch eindrucksvoll dargestellt.<br />
Museum erwarb anschließend<br />
eine ihrer Krippen, die in den folgenden<br />
Jahren durch weitere Figuren<br />
ergänzt wurde. Weitere<br />
Ausstellungen in Ludwigsburg,<br />
Häfingen und Bad Tölz folgten,<br />
so dass ihr Sohn Eckhart einmal<br />
dazu bemerkte: „Sie hat immer<br />
nur am Nähtischchen gearbeitet<br />
und schon bald Einzelausstellungen<br />
bekommen“. Eckhart Dietz<br />
war neben seiner jüngsten<br />
Schwester Mechthild, einer Goldund<br />
Silberschmiedin, der einzige<br />
der acht Dietz-Kinder, der in die<br />
künstlerischen Fußstapfen der<br />
Mutter trat. Er ist als freischaffender<br />
Bildhauer in Schwäbisch<br />
Gmünd tätig.<br />
Besondere Ausdruckskraft<br />
mit eigener Technik<br />
Ihre Technik hat Dore Dietz selbst<br />
entwickelt und immer mehr verfeinert.<br />
Ein Drahtgestell gibt der<br />
Figur Halt. Anschließend umwickelte<br />
die Künstlerin sie mit Streifen<br />
von getöntem Trikotstoff.<br />
Auf der Grundform des Kopfes<br />
wurden Stirnwulst, Backen, Nase,<br />
Mund und Kinn aufgenäht, mit<br />
einem sehr dehnbaren Perlonstrumpf<br />
als nächstes das ausgeformte<br />
Gesicht überzogen. Pupillen<br />
und Mund nähte sie farbig<br />
auf den Stoff. Auf einer zweiten<br />
Perlonschicht wurden nur noch<br />
die Konturen aufgestickt. So entstand<br />
eine Hautschicht, die die<br />
Trikotstrukturen durchscheinen<br />
lässt. Lebendig und mit großer<br />
Ausdruckskraft schauen die Figuren<br />
den Betrachter an. Durch den<br />
Figurenaufbau hat sie jeder Figur<br />
eine bestimmte, sehr ausdrucksvolle<br />
Haltung gegeben.<br />
War es am Anfang hauptsächlich<br />
ein Hobby, so entwickelte es sich<br />
recht bald zur Erwerbstätigkeit.<br />
Ihr Ehemann war Lehrer und<br />
durfte nach dem Krieg drei Jahre<br />
lang wegen Parteizugehörigkeit<br />
den Beruf nicht ausüben. „Jeden<br />
Tag hat meine Mutter konsequent<br />
nach einem festen Plan an<br />
ihren Krippenfiguren gearbeitet,<br />
bis es abends dunkel wurde“, erzählt<br />
die Tochter. Vieles wurde<br />
gesammelt, weggeworfen wurde<br />
im Dietzschen Haushalt kein Kleidungstück:<br />
Alte Unterwäsche<br />
zum Beispiel konnte bestens verwertet<br />
werden und so manches<br />
Tier bekam einen ganz besonderen<br />
„Pelz“. „Mein Ochse hat zum<br />
Beispiel den Pullover meines Bru-<br />
Viele ihrer Krippen sind jetzt in der Weihnachtszeit ausgestellt, wie im<br />
Prediger oder in der Kapelle der Stauferklinik.<br />
ders an“, lacht sie. Jedes Schäfchen<br />
sieht anders aus, mit ausdrucksvollem<br />
Kopf und einzeln<br />
aufgenähten Ringellöckchen.<br />
„Die Enkel haben immer gerne<br />
mit den Schäfchen gespielt“,<br />
weiß ihre Tochter. Mit der Zeit<br />
wurden die Figuren immer größer<br />
und dadurch konnten sie<br />
noch ausdrucksvoller gestaltet<br />
werden. Was immer wieder ins<br />
Auge fällt, sind die farbenprächtigen<br />
Stoffe, die die Figuren einhüllen<br />
und ihnen den besonderen<br />
Stil geben. Handgewebte<br />
Stoffe aus dem Jemen oder Indien<br />
brachte ihre Tochter von einer<br />
Reise mit, die daheim für die<br />
Bekleidung der Figuren Verwendung<br />
fanden.<br />
Sehr beeindruckt war Dore Dietz<br />
auch vom Aussehen der Menschen<br />
in Nordafrika. Von dort<br />
brachte ihre Tochter Mechthild<br />
Roth ihr Schmuck oder indigogefärbte<br />
Stoffe der Tuareg und der<br />
Schwiegersohn Hans Roth eindrucksvolle<br />
Fotos mit. Viele ihrer<br />
Figuren haben deshalb eine besondere<br />
Ausdruckskraft durch die<br />
großen, mandelförmigen Augen<br />
und die schwarzen Haare. Sie verleihen<br />
der Dietz-Krippe einen<br />
morgenländischen Charakter, der<br />
sie von anderen Krippen unterscheidet.<br />
Bis kurz vor dem<br />
Tod gearbeitet<br />
In diesem Jahr ist die Krippe wieder<br />
im Museum im Prediger ausgestellt<br />
und viele Leute freuen<br />
sich, dass sie wieder da ist. Auch in<br />
der Kapelle der Stauferklinik ist<br />
eine Krippe in der Weihnachtszeit<br />
zu bewundern und in vielen<br />
Wohnzimmern der großen Verwandtschaft<br />
freuen sich jetzt wieder<br />
Groß und Klein an den ausdrucksstarken<br />
Figuren und Tieren<br />
- von Maria und Josef über die<br />
Schäfchen bis zum Ochsen mit<br />
dem einstigen Pullover als Fell.<br />
Bereits mit 49 Jahren wurde Dore<br />
Dietz Witwe und ihre Tochter<br />
kann sich noch gut erinnern, was<br />
ihre Mutter oft sagte: „Ich hatte<br />
20 Jahre lang eine gute Kindheit,<br />
30 Jahre eine glückliche Ehe und<br />
40 Jahre war ich Witwe.“ Bis kurz<br />
vor ihrem Tod im Jahr 1998 hat<br />
die Künstlerin an ihren Figuren<br />
gearbeitet: Besichtigt werden<br />
kann die Dietz-Krippe im Museum<br />
im Prediger bis 8. Januar<br />
2012. Ute Betz<br />
Der kleine Junge mit dem farbenprächtigen Gewand war eine der<br />
ersten Figuren, die Ursula Dietz von ihrer Mutter bekam.<br />
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