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Dr. Fritz Fenzl Autor im Gespräch mit Dr. Wolfgang Habermeyer ...

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sozialdarwinistisch. Ich kann da nur sagen: "Es ist doch alles da in deinem<br />

ganz klassischen christlichen Glauben oder in unserer Literatur wie<br />

meinetwegen in Goethes ‚Faust‘, wo sich das alles bereits auf den ersten<br />

Seiten findet. Warum rennst du also dieser Esoterik hinterher?" Und ich<br />

meine auch, nehmen Sie mich hier bitte ein bisschen als einen<br />

He<strong>im</strong>atliebenden: Ich bin ein Bayer, ein Münchner, und wir haben das doch<br />

alles auch in Bayern. Da kann man spazieren gehen und sich eine Kirche<br />

ansehen: Da ist bereits all das, was einem die Esoterik bietet, längst da. Ich<br />

schaue mir da meinetwegen ein Engerl an und wie das auf seiner Wolke<br />

sitzt und warum es da sitzt usw. und habe meine Erklärungen dafür. Genau<br />

das wollte ich hier genau wie bei den anderen Geschichten auch ver<strong>mit</strong>teln:<br />

Das ist eine Abgrenzung gegenüber der Numerologie, der Sterndeuterei<br />

usw., gegenüber dieser arroganten Haltung, die <strong>mit</strong> "mein Brahna, mein<br />

Schicksal, meine Vorleben usw." verbunden ist. Ich halte es hier wirklich <strong>mit</strong><br />

dem christlichen Modell: Man hat dieses eine Leben und man muss sich in<br />

diesem Leben bewähren. Wir können <strong>im</strong> nächsten Moment tot sein und<br />

dann wird eben geschaut, wie man gelebt hat. "Lebe <strong>im</strong>mer so, als wäre es<br />

deine letzte Minute!" Das heißt: Verhalte dich anständig. Ich gehe nicht<br />

davon aus, dass ich schon mal eine Katze oder ein Tempelritter gewesen<br />

bin. Darum geht es eben auch hier bei dieser Geschichte ums Weiterleben.<br />

Das Kind lebt einfach deshalb weiter, weil das gottgewollt ist.<br />

<strong>Habermeyer</strong>: Ein Teil der Gründe, warum es heutzutage diese Esoterikwelle gibt, liegt ja<br />

auch daran, dass die Kirche – Sie haben das vorhin schon erwähnt – einen<br />

sehr strengen Maßstab anlegt, wenn es um Wunder geht. Das, was man<br />

als Wunder bezeichnet, hängt ja – zumindest in unserer Zivilisation – vor<br />

allem auch davon ab, was die Menschheit an Wissen akkumuliert, also<br />

aufgebaut hat. Während man früher best<strong>im</strong>mte Dinge nicht erklären konnte<br />

und daher die Nähe zum Wunder relativ groß war, gehört die Erklärung<br />

dieser Phänomene heute ganz einfach schon zum Schulwissen. Das<br />

wissen Ihre Kinder in der Schule bereits und kein Mensch würde heute bei<br />

einem solchen Phänomen mehr auf die Idee kommen, dass das <strong>mit</strong> einem<br />

Wunder zusammenhängt. Wenn man heute Kopfweh hat und ein Aspirin<br />

n<strong>im</strong>mt, dann geht in der Regel das Kopfweh weg und das ist kein Wunder –<br />

auch wenn das ab und zu nicht funktioniert. Vor 300 oder 400 Jahren hätte<br />

man bei einer Heilung nach der Einnahme von so ganz kleinen Pillen<br />

womöglich schon noch von einem Wunder gesprochen. Die Kirche, der Sie<br />

angehören, wehrt sich ja oder ist zumindest sehr vorsichtig <strong>mit</strong> dem, was<br />

man als Wunder bezeichnet. Wenn sich die Kirche also wehrt und sagt,<br />

"Nein, das muss alles zuerst ganz nachhaltig untersucht werden, da muss<br />

es eine erste Kommission und eine zweite Kommission geben usw.", dann<br />

ist es doch in dieser Logik quasi ganz normal, dass die Leute sagen: "Das<br />

ist mir alles viel zu kompliziert, da glaube ich doch lieber an etwas anderes,<br />

das mir all diese Dinge einfacher erklärt!" Wenn Sie also diese Wunder so<br />

stark betonen, ist das dann nicht doch eine Form von Ant<strong>im</strong>oderne, die da<br />

<strong>mit</strong> drinhängt? Mit Moderne meine ich hier: Man weiß etwas und deshalb<br />

kann man sich das auch erklären. Deshalb werden die Wunder weniger,<br />

werden eingegrenzter. Sie jedoch sagen, dass es Wunder <strong>im</strong>mer gibt, dass<br />

sie z. T. so gar mehr werden. Ist dann Ihre Haltung nicht in gewisser Weise<br />

ant<strong>im</strong>odern?<br />

<strong>Fenzl</strong>: Ganz bewusst sogar. Ich habe ja von dieser meiner Lebensaufgabe bereits<br />

gesprochen. Ich sehe hier eine Lücke klaffen, auch in dem, was die Kirche<br />

anbietet. Ich sehe ganz deutlich in meinem Bekanntenkreis, bei meinen<br />

Schülern, bei den Menschen, die mich pausenlos anrufen, und bei meinen<br />

zigtausenden von Lesern, dass es da eine klaffende Lücke gibt, die man<br />

möglicherweise doch schließen kann. Die Kirche hat da nämlich etwas<br />

aufgegeben, was es durchaus einmal auch innerhalb der Kirche gegeben<br />

hat, nämlich die Mystik. Es geht mir also darum, den Glauben sinnlich<br />

erfahrbar zu machen. Das ist eine Sache, die mir selbst auch sehr

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