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Dr. Fritz Fenzl Autor im Gespräch mit Dr. Wolfgang Habermeyer ...

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auch funktioniert".<br />

<strong>Fenzl</strong>: Das Beten funktioniert überall, es funktioniert jedoch besser an Stätten, die<br />

zum Beten geeignet sind und an denen bereits die ganzen Utensilien<br />

vorhanden sind. Aber das ist <strong>im</strong>mer eine Mischform, weil die Kirche und<br />

alles das, was Sie ja auch aus der Volkskunde kennen, <strong>mit</strong> Wundern<br />

arbeitet. Wenn man mal nach Altötting geht und sich den Umgang <strong>mit</strong><br />

diesen Wundern ansieht, dann wird man das bestätigt finden. Denken Sie<br />

nur an all die Prothesen, die dort herumstehen, an die Bilder, die z. T. einen<br />

sehr naiven Glauben ausdrücken. All das wirft natürlich auch <strong>im</strong>mer wieder<br />

die Frage auf: "Warum hat Gott dem einen geholfen und einem anderen<br />

nicht?" In einer Kirche sieht man z. B. ein Bild des brennenden München <strong>im</strong><br />

Bombenhagel. Ein Haus wird nicht getroffen und der Besitzer bedankt sich<br />

dann für dieses Wunder. Da kann man sich dann schon fragen, warum da<br />

genau diese und nicht eine andere Person verschont geblieben ist. Da<strong>mit</strong><br />

kommt man natürlich <strong>mit</strong>ten in die Frage der Theodizee. Die letzte Antwort<br />

darauf kann man nicht geben: Man muss einfach demütig sein und <strong>im</strong>mer<br />

wissen, dass ein Wunder nicht erzwingbar ist. Es gibt auch keine<br />

Wunderärzte: Das wäre dann wirklich wie <strong>im</strong> Märchen der Teufel, dieser<br />

Doktor Allwissend. Denn wenn einer von sich behauptet, er könne auf Abruf<br />

Wunderheilung vollbringen, dann behauptet er da<strong>mit</strong> gleichzeitig, er könne<br />

in den Schöpfungsgedanken von Gott eingreifen. Diese Freiheit oder diese<br />

Allmacht Gottes wäre dann wirklich aufgehoben. Ansonsten ist es aber so,<br />

dass es empirisch nachweisbar ist, dass es Spontanheilungen gibt und<br />

dass sie an ausgewiesenen Kraftorten und Wunderstätten gehäuft<br />

auftreten, an Stätten, die dann übrigens auch von der Kirche sehr anerkannt<br />

sind. Denken Sie nur an Fat<strong>im</strong>a, Lourdes usw., also an all die<br />

weltbekannten und berühmten Marienheiligtümer. Da muss es wirklich<br />

unglaubliche Wunder gegeben haben und <strong>im</strong>mer noch geben, Wunder, die<br />

auch einer strengen Prüfung standhalten.<br />

<strong>Habermeyer</strong>: Aber die Logik – insofern man hier überhaupt <strong>mit</strong> Logik argumentieren kann<br />

– ist ja Folgende: Es kann Wunder geben, aber es ist dafür nicht unbedingt<br />

notwendig, dass man selbst gläubig ist. Denn es sind ja auch schon<br />

Menschen Wunder widerfahren, die nicht gläubig waren. Andersherum ist<br />

es aber auch so, dass selbst dann, wenn man wirklich und aufrichtig sehr<br />

gläubig ist und an solche Orte pilgert oder fährt, das Wunder schlicht und<br />

ergreifend ausbleiben kann.<br />

<strong>Fenzl</strong>: Ja, das ist möglich. Das Wunder ist nicht erzwingbar! Man befindet sich hier<br />

<strong>im</strong>mer auf dem Gebiet des Glaubens. Das ist übrigens mein Lebensziel:<br />

Glauben <strong>im</strong> positiven Sinne weitergeben. Man kann meiner Meinung nach<br />

den Glauben nie <strong>mit</strong> der Logik, <strong>mit</strong> der Verstandesschärfe untermauern:<br />

Das ist vielmehr eine Art von Hingabe. Der eigene Verstand bringt einen<br />

nämlich <strong>im</strong>mer auf andere Dinge und es ist leichter, den Glauben <strong>mit</strong> dem<br />

Verstand zu widerlegen als ihn zu begründen. Das machen wir ja auch<br />

gerade <strong>im</strong> Gymnasium in der K12, denn da geht es um diese großen<br />

Glaubenskritiker wie Freud, Marx, Sartre usw. Das geht alles runter wie Öl:<br />

Der Verstand tut sich sehr leicht, etwas zu widerlegen, was empirisch nicht<br />

beweisbar ist. Der Glaube ist also sozusagen schon so etwas wie ein<br />

Sprung aus dem Fenster. Wenn man jedoch dieses Abenteuer wagt – und<br />

hier sind wir wieder be<strong>im</strong> Jakobsweg – und diesen Weg geht und dabei von<br />

Station zu Station zu Glaubensinhalten angeregt wird, dann passiert etwas<br />

<strong>mit</strong> einem. Ich möchte fast sagen, hier passiert in jedem Fall etwas. Die<br />

Spontanheilung eines körperlichen Leidens ist selten, kommt aber auch<br />

<strong>im</strong>mer wieder vor. Aber es müssen ja nicht so große Dinge sein, sondern es<br />

ist ja auch schon ein Wunder und eine Heilung, wenn man in der inneren<br />

Einstellung wächst oder eine Sucht überwinden oder verzeihen lernen kann<br />

usw. Das sind diese kleinen, aber wichtigen Schritte.<br />

<strong>Habermeyer</strong>: Ist das wirklich alles als Wunder zu bezeichnen? Besteht da nicht die

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