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Dr. Fritz Fenzl Autor im Gespräch mit Dr. Wolfgang Habermeyer ...

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lodert usw. Als man merkte, dass man <strong>mit</strong> solchen Horrorszenarien etwas<br />

auslösen kann be<strong>im</strong> Publikum, war natürlich der Weg nicht weit, das<br />

Publikum zum Spenden oder zu best<strong>im</strong>mten Handlungen aufzufordern.<br />

Auch die Pilgerbewegung ist ja sehr <strong>mit</strong> dem Ablasswesen verbunden<br />

gewesen. Es hieß: "Gehe dorthin und quäle dich, dann musst du ein paar<br />

Stunden weniger in der Hölle schmoren." Aber das, was ich persönlich<br />

erfahren habe, ist genau das Gegenteil davon: Mystik, Glaubenserfahrung<br />

n<strong>im</strong>mt die Angst. Es ist ein liebender Gott, den ich <strong>im</strong>mer suche und finde<br />

und den ich dem Leser oder Zuhörer weitergeben will. Das ist kein<br />

strafender Gott. Vielleicht ist das genau diese Lücke, die es zu schließen<br />

gilt. Vielleicht geht es auch um einen neuen Glauben, der natürlich auf dem<br />

alten aufbauen wird, denn es ändert sich ja <strong>im</strong>mer alles. Mir geht es<br />

jedenfalls um Mystik, um <strong>mit</strong>telalterlichen Glauben ohne Angst. Sie haben<br />

auch den Darwinismus angesprochen: Das ist natürlich nicht von der Hand<br />

zu weisen, aber das schließt sich ja auch gar nicht aus. Ich bin<br />

selbstverständlich kein Anti-Darwinist. Ich kann aber die<br />

Schöpfungsgeschichte, dieses wunderbare Tagewerk <strong>mit</strong> dem Ruhetag am<br />

Schluss, genauso genießen. Es ist ja auch so, dass die Naturwissenschaft<br />

nicht frei von Mystik ist. Man stößt in der Naturwissenschaft heute in Grenzund<br />

Erfahrungsbereiche vor, wo es meiner Meinung nach schon wieder<br />

schön wird und die Wissenschaftler letzten Endes doch auch nur wieder bei<br />

einer höheren Macht ankommen, weil sie nicht wissen, warum etwas so<br />

und so und nicht anders ist.<br />

<strong>Habermeyer</strong>: Die Frage, wie wir uns in unserem Leben einen Sinn geben können, betrifft<br />

den Gläubigen genauso wie den Nichtgläubigen. Wir müssen hier je einzeln<br />

zu einer Antwort kommen, weil diese Frage nach dem Sinn ganz<br />

un<strong>mit</strong>telbar <strong>mit</strong> der Frage zusammenhängt, wie wir einen friedvollen<br />

Umgang <strong>mit</strong>einander pflegen können, wie wir <strong>mit</strong>einander leben können,<br />

ohne uns aufgrund unserer jeweiligen Interessen den Kopf einzuschlagen.<br />

Mir als Atheist fällt in diesem Zusammenhang <strong>im</strong>mer wieder nur Matthäus<br />

25 ein: "Das, was du dem Geringsten meiner Brüder getan hast, das hast<br />

du mir getan." Mir fällt das deshalb ein, weil das eine Wende in der<br />

Glaubensvorstellung bedeutet: Der zentrale Gedanke auch <strong>im</strong> Glauben ist<br />

seit dem die Frage, wie wir Menschen selbst <strong>mit</strong>einander umgehen. Ich<br />

hoffe, zumindest das bleibt auch in Zukunft bestehen. Leider muss ich mich<br />

hier schon wieder von Ihnen verabschieden. Sie werden es nicht glauben...<br />

<strong>Fenzl</strong>: Ist die Zeit schon rum?<br />

<strong>Habermeyer</strong>: Ja, das ist aber kein Wunder, sondern das ist der ganz normale Verlauf der<br />

Zeit. Wir sind also am Ende unserer Sendung angekommen. Ich bedanke<br />

mich bei Ihnen, dass Sie bei uns <strong>im</strong> Studio waren. Und ich bedanke mich<br />

bei Ihnen, liebe Zuschauerinnen und Zuschauer, für Ihre Aufmerksamkeit<br />

und hoffe Sie bleiben uns gewogen. Bis zum nächsten Alpha-Forum, auf<br />

Wiedersehen.<br />

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