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Dr. Fritz Fenzl Autor im Gespräch mit Dr. Wolfgang Habermeyer ...

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einen Zug nicht erwischt, der dann verunglückt usw. Diese Art von Glück ist<br />

das Glück <strong>im</strong> Sinne von "noch einmal davongekommen". Es gibt daneben<br />

ja noch viele andere Glücksbegriffe. Der blödeste Glücksbegriff meint den<br />

Lottogewinn und der schönste Glücksbegriff die innere Zufriedenheit. Und<br />

genau in diese Richtung würde ich nun gerne gehen, wenn wir über<br />

Wunder reden. Hier geht es also sehr in Richtung Glück. Es ist vielleicht<br />

sogar eine gewisse Überheblichkeit dabei, wenn man sagt, "Ich bin jetzt<br />

beschützt worden, während die anderen, die unter dieser Mauer liegen,<br />

schlichtweg platt sind". Nein, diese Geschichte geht ja weiter. Darüber habe<br />

ich jedoch nicht mehr geschrieben: Dieses Kind, das diesen Mauersturz<br />

überlebt hat, lebt heute noch. Sie ist eine erwachsene Frau, die auch wieder<br />

sehr viel Gutes tut und <strong>mit</strong> Pater Frumentius sehr vertraut gewesen ist.<br />

Darum ist er überhaupt zu dieser Geschichte gekommen. Wenn man ihr<br />

Leben nach diesem Vorfall betrachtet und sieht, was sie alles hat tun<br />

können aufgrund dieses Überlebens, dann kommt man dem Wunder schon<br />

näher. Denn sie lebt einfach den Menschen dienend und sie lebt, so viel ich<br />

weiß, bis heute. Es gibt jedenfalls verschiedene Arten von Glück und ich<br />

würde so einen Vorfall nun auch nicht unbedingt ein Wunder nennen. Das<br />

ist mehr eine sehr anschauliche und bilderreiche Geschichte. Mir ist es bei<br />

der Auswahl aus diesen vielen Geschichten oder Wundern, die der Pater<br />

Frumentius in seinem Archiv hatte, um diejenigen Geschichten <strong>mit</strong> starkem<br />

Symbolwert gegangen, sodass sich der Leser diese Bilder <strong>im</strong>aginieren,<br />

visualisieren kann. Jeder kann sich vorstellen, wie das damals zugegangen<br />

ist. Da stand nur noch die Fassadenwand, ansonsten war das Haus eine<br />

völlige Ruine. Die ausgesparten Fenster lassen diese Fassade fast wie<br />

einen Totenschädel erscheinen. Wenn diese Wand dann umfällt, das Auto<br />

platt gedrückt ist und nur das Kind in all dem Staub überlebt, dann schien<br />

mir das ein wunderbares Bild zu sein: die Symbolik der Fenster, die Öffnung<br />

zum Jenseits usw.<br />

<strong>Habermeyer</strong>: Ich habe auch deswegen danach gefragt, weil Sie sich in Ihren Büchern<br />

auch doch recht eindeutig gegen die in der heutigen Zeit ja ganz massiv<br />

vorhandene Esoterikbewegung abgrenzen.<br />

<strong>Fenzl</strong>: Ja, das versuche ich.<br />

<strong>Habermeyer</strong>: Bei diesem Beispiel könnte man ja als Esoteriker hergehen und sagen:<br />

"Selbstverständlich musste dieses Kind überleben, man muss sich ja nur<br />

mal ansehen, zu welcher Stunde dieses Kind auf die Welt gekommen ist.<br />

Denn da standen der Jupiter und der Mars in diesem und jenem Haus usw.<br />

Aus diesem Grund ist vollkommen klar, dass dem Kind nichts passieren<br />

konnte." Ich frage also, wie man von diesem spezifischen Ereignis - es<br />

passiert etwas ganz Konkretes und jemand hat dabei großes Glück – in<br />

Ihrem Fall zum christlichen Glauben kommt, zu einem Glauben, der das<br />

sozusagen aufhebt und in dem diese Geschichte und die Menschen<br />

geborgen sind, oder eben zu einer dieser esoterischen Überzeugungen,<br />

gemäß der jemand beispielsweise sagen kann, dass man das als<br />

Sterndeuter sogar hat voraussagen bzw. vorausberechnen können. Denn<br />

es gibt in diesen Fällen ja <strong>im</strong>mer diesen Übergang zwischen dem, was real<br />

und sichtbar ist, und dem, was an Gedankengebäuden und weiteren<br />

Überlegungen da<strong>mit</strong> verbunden wird. Wie können Sie sich denn z. B. gegen<br />

so eine esoterische Erklärung eines solchen Phänomens abgrenzen?<br />

<strong>Fenzl</strong>: Ich freue mich wirklich sehr, dass Sie sagen, ich würde mich gegen die<br />

Esoterik abgrenzen. Denn das tue ich tatsächlich. Ich sehe hier für mein<br />

Schreiben wirklich eine Lebensaufgabe. Denn neben dieser Freude am<br />

Schreiben habe ich schon auch eine "message", eine Botschaft. Meine<br />

Botschaft wäre: "Was suchst du denn eigentlich in diesem Supermarkt der<br />

Esoterik und kunterbunten Mischungen?" Denn da wird man ja z. T. auch<br />

sehr ausgenützt oder auf Ideologien gebracht, die man zunächst einmal gar<br />

nicht durchschauen kann. Und oft sind diese Ideologien auch sehr

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