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Dr. Fritz Fenzl Autor im Gespräch mit Dr. Wolfgang Habermeyer ...

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in Santiago de Compostela. Aber auch das weiß man nicht genau. Ebenso<br />

wenig weiß man, woher denn diese Muschel kommt. Ich habe alles<br />

versucht in dieser Richtung. Es gibt Legenden, dass er ins Meer geworfen<br />

worden sei und dann be<strong>im</strong> Heraussteigen <strong>mit</strong> Muscheln übersät gewesen<br />

war. Man weiß auch, dass die Tempelritter, die Ritter vom Heiligen Grab,<br />

diese Muschel als Erkennungszeichen genützt haben. Es begegnet einem<br />

also auf dem Jakobsweg ständig diese Muschel. Aber sie lässt sich nun<br />

einmal nicht genau deuten. Ich glaube, das ist auch gar nicht notwendig.<br />

Wichtig ist hingegen die Tatsache, dass die Leute dort hingehen und<br />

wirklich etwas erfahren. Das heißt, es findet eine Transformation statt und<br />

das Leben dieser Menschen ändert sich: Jeder, der diesen Weg gegangen<br />

ist – es genügt meiner Meinung nach auch, wichtige Stationen dieses<br />

Wegs zu besuchen –, sagt hinterher, <strong>mit</strong> ihm sei etwas seitdem passiert.<br />

Das ist genau diese Jakobsenergie, um die es hier geht.<br />

<strong>Habermeyer</strong>: Ihnen geht es also nicht so sehr darum, dass man gezwungenermaßen<br />

wirklich gehen muss. Stattdessen geht es Ihnen um diese Orte.<br />

<strong>Fenzl</strong>: Ja, mir geht es mehr um die Orte. Ich bin auch Strecken dieses Wegs<br />

gegangen, ich bin nicht den gesamten Weg gegangen. Ich kenne natürlich<br />

auch Leute, die das gemacht haben. Ich habe vor, dass ich das, wenn ich<br />

60 Jahre alt bin und den Lehrerberuf irgendwann ganz <strong>mit</strong> dem<br />

Schreiberberuf tauschen werde, selbst auch mache. Mir geht es ja in<br />

anderen Büchern auch vor allem um magische Orte, um Kraftorte, um<br />

heilige Stätten oder Thingplätze. Ich habe dabei eben festgestellt, dass<br />

gerade der Jakobsweg – nicht nur der in Spanien <strong>mit</strong> den berühmten Orten<br />

wie Pamplona usw., sondern auch dieses Zubringersystem in ganz Europa,<br />

wovon der bayerische Jakobsweg ein Teil ist – eine Aneinanderreihung von<br />

Kraftorten ist. Ich habe dafür das Wort "Perlenschnur" gebraucht.<br />

<strong>Habermeyer</strong>: Sie beschreiben also den bayerischen Jakobsweg, einen der<br />

Zubringerwege zum großen Jakobsweg: Der bayerische Jakobsweg geht<br />

von Passau bis Lindau. Er führt von Passaus zunächst einmal ins Rottal,<br />

macht dann eine kleine Biege nach München und geht übers Allgäu runter<br />

nach Lindau. Ist dieser Weg angelehnt an die tatsächlich früher praktizierten<br />

Pilgerwege? Oder ist das eher von Ihnen ein Vorschlag, wie man sich auf<br />

diesem Weg an Jakob entlang bewegen könnte?<br />

<strong>Fenzl</strong>: Dieser bayerische Jakobsweg – mich wundert es, dass noch nichts darüber<br />

veröffentlicht worden ist – ist, wie ich <strong>im</strong> Kirchenarchiv sehen konnte, bereits<br />

sehr alt. Das ist einer der Zubringer, ein Teilzubringer. Denn von Passau<br />

aus ging es natürlich weiter in den Osten und von Lindau aus geht es<br />

natürlich auch noch weiter bis zu den Pyrenäen nach Spanien. Dieser Weg<br />

ist also altbekannt und ein Teil dieses Weges ist ja inzwischen auch schon<br />

eingeweiht, nämlich der Teil von München ausgehend am westlichen Ufer<br />

des Ammersees entlang, also durch Inning, Schondorf und weiter bis zum<br />

Schatzberg. Dort findet man eben auch überall auf diesem Weg jene<br />

blauen Plaketten <strong>mit</strong> elf Jakobsfingern drauf. Das ist sozusagen eine<br />

stilisierte Muschel. Der Wanderer weiß dann: Wenn die Muschel nach<br />

rechts zeigt, dann geht es nach rechts, wenn sie nach unten zeigt, dann<br />

geht es geradeaus usw. Teile dieses Wegs sind vom ehemaligen<br />

Benediktiner-Abt Odilo Lechner eingeweiht worden in Feiern, die <strong>im</strong> letzten<br />

und vorletzten Sommer stattgefunden haben.<br />

<strong>Habermeyer</strong>: Ihnen geht es also eher um die einzelnen Orte, um die einzelnen Kirchen<br />

und Kapellen, die auf diesem Weg anzutreffen sind und in denen man<br />

<strong>im</strong>mer wieder auf den heiligen Jakob stößt. Beschreiben Sie doch mal<br />

einen dieser Orte wie z. B. Fürstenzell oder einen anderen Ort, der Ihnen<br />

gerade einfällt: Was ist an diesen Orten das Prägnante und warum hat das<br />

etwas <strong>mit</strong> diesem Jakobsweg zu tun? Was ist an diesen Orten für Sie das<br />

Interessante?

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