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Dokument/Bild herunterladen - Landrat Günther-Martin Pauli MdL

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(Minister Helmut Rau)<br />

Landtag von Baden-Württemberg – 14. Wahlperiode – 10. Sitzung – Donnerstag, 12. Oktober 2006<br />

irgendeiner Form missbraucht werden. Wir wollen keinen<br />

gläsernen Schüler,<br />

(Beifall des Abg. Dr. Ulrich Noll FDP/DVP)<br />

aber was wir brauchen, ist die gläserne Schule.<br />

Vielen Dank.<br />

(Beifall bei der CDU)<br />

Präsident Peter Straub: Das Wort erteile ich Herrn Abg.<br />

Kluck.<br />

Abg. Hagen Kluck FDP/DVP: Herr Präsident, vielen Dank<br />

für die Verschnaufpause. – Sehr geehrte Kolleginnen und<br />

Kollegen! Was die 187. Amtschefkonferenz der Kultusministerkonferenz<br />

vorhat, wäre, wenn dieser Vorschlag umgesetzt<br />

würde, die größte Datensammlung in der jüngeren Geschichte<br />

unserer Republik.<br />

(Beifall bei Abgeordneten der FDP/DVP)<br />

Wir wissen ja: Wenn man einmal anfängt, Daten zu sammeln,<br />

beginnt man damit immer früher und hört auch immer<br />

später auf, sodass die Datensammlung immer weiter fortgesetzt<br />

werden wird.<br />

Wir müssen uns einmal klarmachen, dass damit die gesamte<br />

<strong>Bild</strong>ungskarriere eines Menschen registriert wird. Der Hinweis<br />

auf die Anonymisierung ist richtig, und ich bin dem<br />

Kultusminister sehr dankbar dafür, dass er hier noch einmal<br />

klargestellt hat, er wolle keinen gläsernen Schüler. Wenn<br />

dies auch eingehalten wird, hat diese Debatte wirklich einen<br />

Sinn. Aber es wird die gesamte <strong>Bild</strong>ungskarriere eines Schülers<br />

registriert – von der Schulform über eventuelles Sitzenbleiben<br />

bis hin zu den späteren Entwicklungen.<br />

Der Letzte, der mich nach meinem Schulzeugnis gefragt<br />

hat, war der damalige Chefredakteur der „Stuttgarter Nachrichten“,<br />

Rudolph Bernhard. Er hat gesagt: „Wir stellen Sie<br />

gern ein. Aber in unseren Unterlagen fehlt noch Ihr letztes<br />

Schulzeugnis.“ Daraufhin habe ich gesagt: „Wenn Sie mir<br />

Ihr Zeugnis zeigen, können Sie auch meines sehen.“<br />

(Heiterkeit bei der FDP/DVP – Abg. Dr. Ulrich<br />

Noll FDP/DVP: Damit war das erledigt!)<br />

Er hat mich trotzdem eingestellt, und wir haben sehr gut zusammengearbeitet;<br />

denn er wollte mir sein Zeugnis auch<br />

nicht zeigen.<br />

(Beifall bei der FDP/DVP – Zuruf des Abg. Jürgen<br />

Walter GRÜNE)<br />

Wir müssen uns einmal vorstellen, was der Aufbau einer so<br />

riesigen Sammlung – im Endausbau würde sie ungefähr 12<br />

Millionen Datensätze umfassen – für einen Aufwand und<br />

für Kosten verursachen würde. Es wäre viel besser, wenn<br />

man dieses Geld und die Kraft, diese Energie, die dahintersteckt,<br />

in die <strong>Bild</strong>ung an sich investieren würde.<br />

Jetzt muss ich noch einmal einige Sätze zu dem sagen, was<br />

die Kolleginnen und Kollegen hier gemeint haben.<br />

Frau Kollegin Krueger, Sie sagten, der Rückschluss auf das<br />

Individuum solle nicht möglich sein. Ja, das ist so vorgese-<br />

hen. Nur: Denken Sie an die Mautdebatte, an die Erhebung<br />

der Mautdaten. Es gibt schnell sehr gewichtige Argumente<br />

dafür,<br />

(Abg. Dr. Ulrich Noll FDP/DVP: Dass man es<br />

doch tut!)<br />

dass man die Daten eben doch entschlüsselt und auf sie zurückgreift.<br />

(Zurufe von der CDU)<br />

Herr Kollege Zeller, Sie sind im Ablenken ja noch besser<br />

als ich. Sie haben sich zu dem Thema überhaupt nicht geäußert,<br />

sondern Sie haben wieder einiges völlig verdreht.<br />

(Zuruf des Abg. Norbert Zeller SPD)<br />

Sie haben beispielsweise gesagt: Die Ablehnung der Verankerung<br />

der Ganztagsschule im Schulgesetz durch die FDP/<br />

DVP bedeute mehr Bürokratie. Da verstehe ich die Welt<br />

nicht mehr. Nein, das bedeutet weniger Bürokratie, denn<br />

wir wollen ganz viele Ganztagsschulen, aber ganz wenige<br />

gesetzliche Verankerungen.<br />

(Beifall bei der FDP/DVP – Abg. Reinhold Gall<br />

SPD: Das ist nicht mehr Bürokratie, sondern mehr<br />

<strong>Bild</strong>ung!)<br />

Frau Kollegin Rastätter, Sie sagen, das Ganze diene dazu,<br />

das <strong>Bild</strong>ungswesen besser und leistungsfähiger zu machen.<br />

Das geht aber doch nicht mit Daten. Es geht vielmehr nur in<br />

der Weise, dass man sich mehr anstrengt. In unserem Land<br />

wird da sehr viel getan. Dafür sind wir den Lehrerinnen und<br />

Lehrern sowie den Schulleitungen sehr dankbar.<br />

(Abg. Karl-Wilhelm Röhm CDU: Gern geschehen!)<br />

Aber in anderen Ländern sollte man mehr Anstrengungen<br />

unternehmen, und zwar an der bildungspolitischen Front<br />

und nicht an irgendwelchen grünen Tischen und vor Computern.<br />

(Beifall bei der FDP/DVP)<br />

Jetzt zitiere ich mit Erlaubnis des Präsidenten noch ein paar<br />

Zeugen.<br />

Der niedersächsische Kultusminister Bernd Busemann –<br />

kein FDP-Mann – hält es nicht für sinnvoll, alle Schüler zu<br />

„codieren“. Er sieht darin keinen Gewinn und hat aus Datenschutzgründen<br />

große Bedenken dagegen.<br />

Der Bundesbeauftragte für den Datenschutz – auch kein<br />

FDPler – hält es mit Blick auf das Urteil des Bundesverfassungsgerichts<br />

für problematisch, mit Individualdaten auf<br />

Verwaltungsabläufe einzuwirken.<br />

Der sächsische Datenschutzbeauftragte – wieder kein<br />

FDPler –:<br />

(Abg. Helmut Walter Rüeck CDU: Ihr seid ja nirgendwo<br />

vertreten!)<br />

Das ganze Vorhaben lässt jeden Ansatz einer Überlegung<br />

zur rechtlichen Zulässigkeit vermissen.<br />

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