25.02.2013 Aufrufe

Dokument/Bild herunterladen - Landrat Günther-Martin Pauli MdL

Dokument/Bild herunterladen - Landrat Günther-Martin Pauli MdL

Dokument/Bild herunterladen - Landrat Günther-Martin Pauli MdL

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

(Renate Rastätter)<br />

Landtag von Baden-Württemberg – 14. Wahlperiode – 10. Sitzung – Donnerstag, 12. Oktober 2006<br />

men zu streichen. Das Hamburger Abkommen regelt detailliert,<br />

wie in einzelnen Bundesländern Schulabschlüsse, Kursbildungen,<br />

Schulformen usw. organisiert sind. Für die Streichung<br />

dieses Abkommens könnten Sie sich einsetzen, damit<br />

nur noch zentrale Vorgaben gemacht werden, die für Gesamtdeutschland<br />

als <strong>Bild</strong>ungsland wichtig sind.<br />

(Beifall bei den Grünen und Abgeordneten der<br />

SPD)<br />

Meine Damen und Herren, die informationelle Selbstbestimmung,<br />

also das Recht, über die eigenen Daten zu verfügen,<br />

ist ein sehr wichtiges verfassungsrechtliches Gut. Das<br />

hat auch das Bundesverfassungsgericht in seinem Volkszählungsurteil<br />

von 1983 festgestellt und dabei angemerkt,<br />

dass Eingriffe in dieses Selbstbestimmungsrecht nur dann<br />

gerechtfertigt sind, wenn ein großes, ein wichtiges öffentliches<br />

Interesse vorliegt.<br />

Es ist aber von großem und wichtigem öffentlichen Interesse,<br />

dass unser <strong>Bild</strong>ungswesen besser und leistungsfähiger<br />

wird und die <strong>Bild</strong>ungschancen von Kindern und Jugendlichen<br />

in den Schulen erhöht werden. Deshalb halten wir<br />

Grünen eine umfassende Datenerhebung für gerechtfertigt<br />

und sinnvoll, die allein diesem Zweck dient.<br />

Mit der groß angelegten PISA-Studie sind wir in die umfassende,<br />

empirische <strong>Bild</strong>ungsforschung eingestiegen. Die bisherigen<br />

Datenerhebungen über die PISA-Studie und andere<br />

Studien, z. B. IGLU, haben lediglich wichtige Momentaufnahmen<br />

geliefert, einen aktuellen Stand abgefragt, z. B. den<br />

Leistungsstand der Schülerinnen und Schüler, die Leistungsstreuung,<br />

abhängig von der sozialen Herkunft. Sie haben<br />

uns aber recht wenige Erkenntnisse geliefert, wo z. B.<br />

die Ursachen der massiven sozialen Ungerechtigkeit in unserem<br />

<strong>Bild</strong>ungswesen liegen. Sie konnten auch keine klaren<br />

Handlungsempfehlungen geben, wie das <strong>Bild</strong>ungswesen<br />

weiterentwickelt werden muss.<br />

Es ist nun das Ziel des bundesweiten <strong>Bild</strong>ungsregisters, hierüber<br />

genauere Informationen zu bekommen, indem auch<br />

eine individuelle Entwicklungsbiografie, ein <strong>Bild</strong>ungsverlauf<br />

der Schüler in Deutschland dokumentiert werden kann.<br />

Das ist ein Beispiel für moderne <strong>Bild</strong>ungspolitik, in der wir<br />

auf der einen Seite selbstständige Schulen mit hoher Eigenverantwortung<br />

haben wollen, in der wir dieses Ergebnis<br />

auch evaluieren wollen und wozu wir sowohl einen Landesbildungsbericht<br />

als auch einen Bundesbildungsbericht brauchen.<br />

Auf der anderen Seite brauchen wir Daten, die dazu<br />

die Grundlage liefern.<br />

Meine Damen und Herren, Sie wissen aber, dass es Jahre<br />

dauern wird, bis aus einer solchen Datenerhebung auch verlässliche<br />

Informationen vorliegen, die dem Zweck der Verbesserung<br />

und genaueren Steuerung des <strong>Bild</strong>ungswesens<br />

dienen. Deshalb ersetzt ein Einstieg in ein solches <strong>Bild</strong>ungsregister<br />

auf keinen Fall sofortiges und aktives Handeln.<br />

(Beifall bei Abgeordneten der Grünen)<br />

Deshalb muss das, was wir wissen, konsequent umgesetzt<br />

werden. Wir wissen z. B., dass Schulsozialarbeit wirkt. Wir<br />

wissen, dass wir Ganztagsschulen mit gutem pädagogischen<br />

Personal brauchen. Wir wissen, dass Sprachförderung für<br />

Migrantenkinder weit in die Sekundarstufe I hineinreichen<br />

sollte. All das wissen wir. Das muss sofort getan werden<br />

und darf nicht mit der Bemerkung, wir hätten nicht die erforderlichen<br />

Daten, auf die lange Bank geschoben werden.<br />

Zweitens: Klar ist natürlich auch, dass ein solches <strong>Bild</strong>ungsregister<br />

datenschutzrechtlich absolut wasserfest ausgestaltet<br />

werden muss. Es darf absolut keinen Missbrauch<br />

dieser Daten geben. Das muss mit dem Datenschutz eindeutig<br />

einvernehmlich geregelt werden. Sonst kann das in dieser<br />

Form nicht umgesetzt werden. In diesem Bereich haben<br />

die Kultusminister ihre Hausaufgaben bisher noch nicht gemacht.<br />

Ich bedanke mich für das Zuhören.<br />

(Beifall bei den Grünen und des Abg. Karl-Wilhelm<br />

Röhm CDU)<br />

Präsident Peter Straub: Das Wort hat jetzt der Minister<br />

für Kultus, Jugend und Sport Helmut Rau.<br />

Minister für Kultus, Jugend und Sport Helmut Rau:<br />

Herr Präsident, liebe Kolleginnen und Kollegen! Frau Kollegin<br />

Arnold hat als Grund für diese Debatte unter anderem<br />

das grundsätzliche Misstrauen der FDP gegenüber der Kultusministerkonferenz<br />

der Länder angegeben.<br />

(Abg. Karl-Wilhelm Röhm CDU: Hört, hört!)<br />

Dann, liebe Frau Arnold, müssten Sie die ganze Wahrheit<br />

über die Position der FDP zu diesem Punkt sagen. Die FDP<br />

auf Bundesebene will nicht nur die KMK abschaffen, sondern<br />

auch die Zuständigkeit der Länder für die <strong>Bild</strong>ungspolitik.<br />

Das können Sie einem Landtag nicht zumuten.<br />

(Beifall bei der CDU und der SPD sowie Abgeordneten<br />

der Grünen – Abg. Karl-Wilhelm Röhm<br />

CDU: Das werden wir nicht zulassen! – Abg. Dr.<br />

Birgit Arnold FDP/DVP schüttelt den Kopf. – Abg.<br />

Heiderose Berroth FDP/DVP: Das stimmt nicht!<br />

Das ist eine Einzelposition!)<br />

Deswegen gehen wir natürlich diesen Weg, so mit der<br />

KMK umzugehen, auch nicht mit.<br />

Jetzt zu dem Thema, das Sie hier auf die Tagesordnung gesetzt<br />

haben. Die „Zeit“ nennt <strong>Bild</strong>ungspolitik ohne belastbare<br />

wissenschaftliche Untersuchungen einen „Blindflug“.<br />

Was wir aber in diesem Bereich haben, sind Stichtagsuntersuchungen<br />

oder für mich ärgerliche Datensammlungen<br />

wie „Education at a Glance 2006“,<br />

(Abg. Karl-Wilhelm Röhm CDU: So ist es!)<br />

denen aber leider hohe Bedeutung zugemessen wird. Ich<br />

messe PISA auch eine hohe Bedeutung bei; „Education at a<br />

Glance 2006“ verfälscht die Realitäten<br />

(Abg. Karl-Wilhelm Röhm CDU: So ist es!)<br />

der Ergebnisse der <strong>Bild</strong>ungspolitik in Baden-Württemberg<br />

und in Deutschland. Deswegen möchte ich nicht weiter von<br />

solchen Erhebungen abhängig sein.<br />

387

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!