Dokument/Bild herunterladen - Landrat Günther-Martin Pauli MdL
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(Hans Georg Junginger)<br />
Landtag von Baden-Württemberg – 14. Wahlperiode – 10. Sitzung – Donnerstag, 12. Oktober 2006<br />
– Trotzdem, das ist meine Zusatzfrage: Kann der, der das<br />
für richtig hält, das auch mit einzelnen Vorschriften eines<br />
geschlossenen Systems so machen?<br />
Ich stelle auch die Frage, was denn nun sonst zur Novellierung<br />
ansteht, weil nicht erkennbar ist, dass wir schon seit<br />
Jahr und Tag eine Novellierung des Polizeigesetzes verlangt<br />
hätten. Das hätte ich heute auch gern gehört, weil wir<br />
im Innenausschuss noch einmal ganz konkret abzuwägen<br />
haben, welche Änderungen sinnvoll sind, um die notwendige<br />
Klarstellung unter Beachtung der Vorgaben des Bundesverfassungsgerichts<br />
vorzunehmen.<br />
Für unsere Fraktion kann ich sagen: Die Grundsätze einer<br />
entsprechenden Klarstellung tragen wir uneingeschränkt<br />
mit. Einzelheiten werden wir im Innenausschuss besprechen<br />
müssen. Aber ich finde es verdienstvoll, dass man aus dem<br />
Verfassungsgerichtsurteil zeitnah Konsequenzen gezogen<br />
hat, die uns miteinander über diese spannenden und schwierigen<br />
Fragen nachdenken lassen.<br />
Besten Dank.<br />
(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des Abg.<br />
Karl Zimmermann CDU – Abg. Karl Zimmermann<br />
CDU: Ich habe nur geklatscht, weil sein Beitrag zu<br />
Ende war!)<br />
Stellv. Präsident Wolfgang Drexler: Das Wort erhält<br />
Herr Kollege Kluck von der FDP/DVP.<br />
Abg. Hagen Kluck FDP/DVP: Herr Präsident, meine Damen<br />
und Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen von der<br />
Fraktion GRÜNE, ich muss Sie jetzt gleich einmal ein bisschen<br />
enttäuschen: Die FDP/DVP-Fraktion wird Ihrem Gesetzentwurf<br />
bei den weiteren Beratungen wahrscheinlich<br />
nicht zustimmen können.<br />
(Heiterkeit – Abg. Hans Georg Junginger SPD:<br />
Wahrscheinlich? Warum „wahrscheinlich“? – Weitere<br />
Zurufe – Unruhe)<br />
– Einmal Jamaika reicht ja erst einmal. – Ich möchte aber<br />
noch einmal betonen, dass wir die Zielsetzung Ihres Gesetzentwurfs<br />
natürlich teilen. Aber wir müssen eben prüfen, ob<br />
all die Dinge, die Sie da nicht systemimmanent vorschlagen,<br />
machbar sind. Wir verlassen uns lieber darauf, dass<br />
uns die Koalitionsfraktionen oder die Landesregierung dann<br />
einen sachgerechteren Novellierungsvorschlag machen.<br />
(Abg. Karl Zimmermann CDU: Das müssen Sie einer<br />
Rasterprüfung unterziehen! – Weitere Zurufe)<br />
Wie Sie wissen und wie Sie alle sich erinnern können, haben<br />
die Liberalen schon bei der Einfügung der Rasterfahndung<br />
in das Polizeigesetz ein wenig Bauchweh verspürt.<br />
Das ist für uns als Rechtsstaats- und Bürgerrechtspartei logisch.<br />
Immerhin wurden im Zuge dieser Rasterfahndung in<br />
unserem Land – das muss man sich einmal vorstellen – 1,8<br />
Millionen Datensätze in Meldeämtern, Sozialkassen, <strong>Bild</strong>ungseinrichtungen,<br />
Fahrerlaubnisbehörden, bei Arbeitgebern<br />
und aus dem Ausländerzentralregister erhoben. Genützt<br />
hat es nichts.<br />
(Abg. Thomas Oelmayer GRÜNE: Jetzt machen<br />
Sie trotzdem so weiter!)<br />
Bekanntlich – der Kollege hat es schon gesagt – kam man<br />
damit keinem Terroristen auf die Spur.<br />
Das Bundesverfassungsgericht hat diese Rasterfahndung<br />
nun dankenswerterweise eingeschränkt.<br />
(Zuruf des Abg. Thomas Oelmayer GRÜNE – Gegenruf<br />
des Abg. Hans Heinz CDU: Keine Ahnung,<br />
Herr Oelmayer! – Glocke des Präsidenten)<br />
– Könnt ihr eure Privatgespräche vielleicht nach draußen<br />
verlegen? Jetzt rede ich!<br />
(Zurufe und Unruhe – Abg. Dieter Kleinmann<br />
FDP/DVP: Sehr gut! – Beifall des Abg. Dieter<br />
Kleinmann FDP/DVP)<br />
Die FDP/DVP teilt die Meinung des Datenschutzbeauftragten<br />
Peter Zimmermann zu dieser Entscheidung. Ich zitiere<br />
mit Erlaubnis des Präsidenten:<br />
Das Bundesverfassungsgericht hat in bemerkenswerter<br />
Weise die elementaren Funktionsbedingungen unseres<br />
freiheitlichen demokratischen Gemeinwesens, nämlich<br />
die Selbstbestimmung seiner Bürger und die Einhaltung<br />
der Regeln des Rechtsstaats, herausgestellt. Es<br />
hat daran erinnert, dass der Staat sich auch im Umgang<br />
mit seinen Gegnern an die allgemein geltenden<br />
Grundsätze halten müsse und gerade hieraus seine<br />
Kraft erwachse. Für die Sicherheitsbehörden sind die<br />
Grenzen für Vorfeldermittlungen ohne konkreten Anlass<br />
deutlich aufgezeigt worden.<br />
(Abg. Karl Zimmermann CDU: Punkt!)<br />
Dem muss man nicht mehr viel hinzufügen. Wir Liberalen<br />
sind für einen wehrhaften Staat; wir sind für eine kompromisslose<br />
Abwehr von Terror, für unnachgiebige Verfolgung<br />
von Gewalttätern, für konsequente Aufklärung und für umfassende<br />
Prävention.<br />
(Zuruf von den Grünen: Wow! – Abg. Stephan<br />
Braun SPD: Das hast du abgelesen! Jetzt sag mal,<br />
was das heißt! Werde mal konkret!)<br />
All dies hat mit rechtsstaatlichen Mitteln zu erfolgen. Wenn<br />
der Rechtsstaat seine eigenen Grundsätze missachtet, macht<br />
er sich unglaubwürdig. Wir erwarten deshalb von der Landesregierung,<br />
dass sie dem Parlament einen Entwurf zur Änderung<br />
des Polizeigesetzes vorlegen wird, der diesen<br />
Grundsatz beachtet. In Artikel 23 der Landesverfassung<br />
steht, dass Baden-Württemberg ein republikanischer, demokratischer<br />
und sozialer Rechtsstaat ist.<br />
(Abg. Stephan Braun SPD: Das ist auch nicht neu!)<br />
Das wird unser Land auch bleiben, solange Liberale in diesem<br />
Hause Sitz und Stimme haben.<br />
(Beifall bei der FDP/DVP – Oh-Rufe von der SPD<br />
und den Grünen)<br />
Stellv. Präsident Wolfgang Drexler: Das Wort für die Landesregierung<br />
hat Herr Innenminister Rech.<br />
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