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Dokument/Bild herunterladen - Landrat Günther-Martin Pauli MdL

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(<strong>Günther</strong>-<strong>Martin</strong> <strong>Pauli</strong>)<br />

Landtag von Baden-Württemberg – 14. Wahlperiode – 10. Sitzung – Donnerstag, 12. Oktober 2006<br />

Damit eines klar ist: Wir Antragsteller sind für ein duales<br />

Rundfunksystem, wie wir es haben. Wir wollen und brauchen<br />

einen starken öffentlich-rechtlichen Rundfunk, der<br />

auch seine Finanzierung benötigt. Aber die Finanzierung,<br />

an die wir uns in den letzten Jahrzehnten gewöhnt haben, ist<br />

überholt. Sie muss überprüft werden, und deswegen bitte<br />

ich Sie, unseren Antrag zu unterstützen.<br />

Danke schön.<br />

(Beifall bei der CDU und der FDP/DVP – Abg.<br />

Karl-Wilhelm Röhm CDU: Jawohl! Gut!)<br />

Präsident Peter Straub: Das Wort erteile ich Herrn Abg.<br />

Dr. Prewo.<br />

Abg. Dr. Rainer Prewo SPD: Herr Präsident, verehrte Kolleginnen<br />

und Kollegen! Der Sachverhalt ist so klar wie grotesk:<br />

(Abg. Heiderose Berroth FDP/DVP: Wie wahr!)<br />

Es gibt einen Rundfunkstaatsvertrag, den die Ministerpräsidenten<br />

ausgehandelt und alle 16 Landtage ratifiziert haben.<br />

Danach würde am 1. Januar für jeden, der einen internetfähigen<br />

PC hat, die volle Rundfunkgebühr von 17,03 €<br />

fällig werden.<br />

Der Schreiner in seiner Werkstatt, der Metzger in seiner<br />

Metzgerei, der Landwirt, der Maler, der Anwalt, der Arzt<br />

usw., alle Gewerbetreibenden müssten die volle Fernsehgebühr<br />

für einen internetfähigen PC zahlen,<br />

(Abg. <strong>Günther</strong>-<strong>Martin</strong> <strong>Pauli</strong> CDU: Nur die Grundgebühr,<br />

Herr Kollege!)<br />

obwohl sie verpflichtet sind, zum Beispiel ihre Steuererklärung<br />

online abzusenden. Deswegen ist der Proteststurm völlig<br />

verständlich.<br />

Daher haben wir vor der Sommerpause, Herr Kollege <strong>Pauli</strong>,<br />

diese Sache aufgegriffen, die Landesregierung gefragt, wie<br />

sie mit diesem Schildbürgerstreich umgehen wolle, und daraufhin<br />

auch eine Antwort bekommen. Dass das Gebührenrecht<br />

solche Blüten treiben kann, können die Bürgerinnen<br />

und Bürger natürlich nicht verstehen. So kann es auch nicht<br />

gehen. Die Bürgerinnen und Bürger fragen: Seid ihr noch<br />

recht bei Trost?<br />

(Beifall bei der SPD)<br />

Wenn man Gebühren erhöht und hohe Gebühren verlangt,<br />

ärgern sich die Leute, akzeptieren es aber vielleicht, wenn<br />

man es erklärt. Aber wenn eine Gebühr von Anfang an<br />

schlicht und einfach keine Basis hat und ungerecht ist, dann<br />

ist das unerträglich. Da kommt es gar nicht auf die Höhe an.<br />

(Abg. Dr. Ulrich Noll FDP/DVP: Sprechen Sie<br />

auch für Frau Kipfer? – Zuruf des Abg. <strong>Günther</strong>-<br />

<strong>Martin</strong> <strong>Pauli</strong> CDU)<br />

– Ich spreche für die SPD-Fraktion, Herr Kollege Noll.<br />

(Abg. Reinhold Gall SPD: Einschließlich Frau<br />

Kipfer!)<br />

Da nützt es auch nichts, die GEZ in Schutz nehmen zu wollen,<br />

indem man Rechtsgutachten heranzieht. Herr Minister<br />

Stächele hat ja vorgetragen, dass dieses „Gerätejunktim“<br />

besteht: Wer ein empfangsfähiges Gerät hat, muss eben<br />

zahlen, egal, ob er es nutzt oder nicht. Wenn man eine solche<br />

dogmatische Position mit der Rechtsfolge einer Gebührenpflicht<br />

verbindet, dann bringt man die Position selber in<br />

Gefahr. Der öffentlich-rechtliche Rundfunk – den wir unterstützen<br />

und vor einer solchen Gefahr schützen wollen –<br />

bringt sich damit selber in Gefahr und richtet damit einen<br />

Eigenflurschaden an. Am Ende würde der Schuss nach hinten<br />

losgehen.<br />

Für eine Mistgabel braucht man keinen Waffenschein.<br />

(Abg. Karl-Wilhelm Röhm CDU: Kommt darauf<br />

an, was man damit vorhat!)<br />

– Nein, nein. Für eine Mistgabel brauchen Sie keinen Waffenschein,<br />

egal, was Sie damit vorhaben. In untypischen Situationen<br />

können Sie die Mistgabel als Waffe benutzen.<br />

Und in untypischen Situationen kann der Mittelständler, der<br />

Handwerker seinen internetfähigen PC auch einmal zum<br />

Fernsehen oder was weiß ich benutzen, wenn es technisch<br />

möglich ist.<br />

(Abg. Karl-Wilhelm Röhm CDU: Ja!)<br />

Aber das ist eine untypische Situation, und deswegen darf<br />

man daran keine Gebührenpflicht knüpfen.<br />

(Beifall bei der SPD)<br />

Zu unserem Antrag hat die Landesregierung eine relativ<br />

hilflose Stellungnahme abgegeben; das muss man leider sagen.<br />

Die Stellungnahme, Herr Minister, lautete im Grunde<br />

genommen: „Ihr habt an sich recht. Aber wir können jetzt<br />

nichts machen. Das Moratorium, das gesetzlich festgeschrieben<br />

ist, läuft am 31. Dezember aus. Wir können eines<br />

machen: Wir können – mit viel Fantasie – diese Regelung<br />

so auslegen, dass statt der Rundfunkgebühr insgesamt nur<br />

die Grundgebühr, also die Hörfunkgebühr, erhoben wird.“<br />

Das ist zwar auch nicht die reine Lehre, aber de facto ist es<br />

dann nicht mehr sehr ungerecht, weil der Mittelständler in<br />

seiner Werkstatt normalerweise zwar nicht fernsieht, aber<br />

dort ein Radio oder ein Autoradio hat. Das reicht ja wegen<br />

der Zweitgerätebefreiung bereits aus.<br />

(Zuruf der Abg. Heiderose Berroth FDP/DVP)<br />

Das wäre eine salomonische Kompromisslösung. Damit<br />

könnten die allermeisten Leute leben. Aber das Beste wäre,<br />

man würde das Moratorium verlängern und würde dann im<br />

Sinne – –<br />

(Abg. Dr. Ulrich Noll FDP/DVP: Sehr gut! – Beifall<br />

bei Abgeordneten der SPD und der FDP/DVP)<br />

Herr Minister Stächele, bitte erklären Sie Ihrer Fraktion und<br />

der FDP/DVP-Fraktion, warum Sie in Ihrer Stellungnahme<br />

schreiben, dass das nicht möglich ist. Sie sagen: „Es ist<br />

nicht erforderlich, und es ist auch nicht möglich.“ Ich kann<br />

das wörtlich aus der Drucksache 14/296 zitieren; da haben<br />

Sie das erklärt. Das muss nicht ich erklären, das hat der Minister<br />

erklärt, und ich nehme an, er versteht etwas davon.<br />

(Zurufe von der SPD, u. a. Abg. Reinhold Gall:<br />

Wir werden sehen!)<br />

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