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Auflösung des schnellen Schaltens bei Patch-Clamp Untersuchungen

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Analyse von Strom-Spannungskurven<br />

und Markov-Schalten <strong>des</strong> K + -Kanals in Chara in Hinblick<br />

auf die Beteiligung <strong>schnellen</strong> <strong>Schaltens</strong> <strong>bei</strong>m anomalen<br />

Molfraktionseffekt in Anwesenheit von Tl +<br />

Diplomar<strong>bei</strong>t der<br />

Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät der<br />

Christian-Albrechts-Universität zu Kiel<br />

vorgelegt von<br />

Afshin Farokhi<br />

Kiel, im Januar 1998


Inhaltsverzeichnis<br />

1.Einleitung ............................................................................................................................ 1<br />

2. Biologische Grundlagen und <strong>Patch</strong>-<strong>Clamp</strong>-Technik ..................................................... 3<br />

2.1. Biologische Grundlagen ......................................................................................... 3<br />

2.1.1. Biologische Membran ................................................................................ 3<br />

2.1.2. Membran-Transport-Klassifizierung ......................................................... 4<br />

2.1.3. Kanäle und Carrier ..................................................................................... 4<br />

2.1.4. Chara corallina .......................................................................................... 4<br />

2.1.5. Aufbau eines Membranproteins ................................................................. 5<br />

2.2. Die <strong>Patch</strong>-<strong>Clamp</strong>-Technik ...................................................................................... 6<br />

2.2.2. <strong>Patch</strong>konfigurationen ................................................................................. 6<br />

3. Der anomale Molfraktionseffekt ...................................................................................... 8<br />

3.1. Bisherige Meßergebnisse ........................................................................................ 8<br />

3.1.1. Ergebnisse von Hagiwara ........................................................................... 8<br />

3,1.2. Ergebnisse von Draber ............................................................................... 9<br />

3.1.3. Ergebnisse von Albertsen ......................................................................... 10<br />

3.1.3. Ergebnisse von Keunecke ........................................................................ 11<br />

4. Modelle für die Beschreibung der Transport-vorgänge in Membrankanälen .......... 14<br />

4.1. Markov-Modelle ................................................................................................... 14<br />

4.2. Multi-Ion-Single-File-Modell ............................................................................... 15<br />

4.3. Das enzymkinetische lazy-state-Modell ............................................................... 17<br />

4.4. Wechselwirkungsmodell von Wu ......................................................................... 18<br />

5. Veränderung <strong>des</strong> Schaltverhaltens <strong>bei</strong>m Block durch Metallionen ........................... 20<br />

5.1. Veränderung der Leitfähigkeit durch schnelles Schalten ..................................... 20<br />

5.2. Reduzierte scheinbare Leitfähigkeit <strong>bei</strong> der Cs + -Blockade <strong>des</strong> K + -Kanals .......... 22<br />

5.3. Der Na + -Effekt <strong>bei</strong>m K + -Kanal und der Nachweis <strong>des</strong><br />

<strong>schnellen</strong> <strong>Schaltens</strong> in Chara ................................................ 23<br />

6. Experimenteller Aufbau und Methoden ....................................................................... 27<br />

6.1. Der Aufbau ........................................................................................................... 27<br />

6.2. Meßkammer .......................................................................................................... 28<br />

6.3. Bear<strong>bei</strong>ten und Ziehen der Pipetten ..................................................................... 29<br />

i


6.4. Erd- und Pipettenelektrode ................................................................................... 29<br />

6.5. Der <strong>Patch</strong>-<strong>Clamp</strong> Verstärker ................................................................................ 30<br />

6.6. Das <strong>Patch</strong>en .......................................................................................................... 31<br />

6.7. Die Kühlung ......................................................................................................... 32<br />

6.8. Temperaturmessung und Probleme durch die Kühlung ....................................... 32<br />

6.9. Auswerteprogramm .............................................................................................. 33<br />

6.9.1. Bestimmung von Kanalzahl, Niveaus und Standardabweichung ............ 33<br />

6.9.2. Die Rekonstruktion der Zeitreihe mit dem Hinkley-Detektor ................ 34<br />

7. Meßergebnisse ................................................................................................................. 37<br />

7.1. Strom-Spannungskurven ...................................................................................... 37<br />

7.1.1. Bestimmung der Einzelkanalströme ........................................................ 37<br />

7.1.2. Aufstellung von Strom-Spannungskurven ............................................... 39<br />

7.1.3. Der anomale Molfraktionseffekt im scheinbaren Einzelkanalstrom ................. 39<br />

7.2. Motivation zur Untersuchung <strong>des</strong> Zusammenhangs zwischen<br />

schnellem Schalten und scheinbarem Einzelkanalstrom ............................ 42<br />

7.3. Verweildauerhistogramme ................................................................................... 43<br />

7.3.1. Analyseprogramme .................................................................................. 43<br />

7.3.2. Auswahl eines geeigneten Markov-Modells für den K + -Kanal in Chara 45<br />

7.3.3. Der Vergleich von COC- und<br />

OOCCC-Modelle ...................................................... 47<br />

7.3.4. Betrachtung der Fitergebnisse <strong>bei</strong> den verschiedenen Modellen ............ 50<br />

7.3.5. Analyse auf der Basis <strong>des</strong> Modells SOGCZ ................. 51<br />

7.3.5.1. Änderung der Ratenkonstanten <strong>bei</strong><br />

unterschiedlichen Temperaturen ............................................ 51<br />

7.3.5.2. Änderung der Ratenkonstanten unter Einfluß von Tl + ............... 57<br />

7.3.5.2.1. Mittelung im Burstbereich ............................................. 57<br />

7.3.6. Betrachtung der Besetzungswahrscheinlichkeiten der einzelnen<br />

Zustände im blockierten und unblockierten Kanal ..................... 64<br />

7.3.6.1. Definition der Besetzungswahrscheinlichkeit ........................... 64<br />

7.3.6.2. Besetzungswahrscheinlichkeiten im reduzierten Modell .......... 64<br />

7.3.7. Auswirkungen <strong>des</strong> <strong>schnellen</strong> <strong>Schaltens</strong> auf die<br />

Reduzierung <strong>des</strong> Einzelkanalstroms .......................................... 67<br />

7.3.8. Die Anwendbarkeit <strong>des</strong> Mittelungsmodells ........................................... 68<br />

7.3.9. Untersuchung der Offenwahrscheinlichkeiten ....................................... 71<br />

7.3.10. Kontrolle der Ratenkonstanten der Zeitreihe aus<br />

dem Target-Fit mit der Methode <strong>des</strong> direkten Fits der Zeitreihe<br />

mit einem Hidden-Markov-Modell (HMM-Fit) .............................................. 75<br />

8. Fazit und Ausblick ....................................................................................................... 77<br />

9. Zusammmenfassung .................................................................................................... 79<br />

Literaturverzeichnis ......................................................................................................... 81<br />

Danksagung ....................................................................................................................... 86<br />

Erklärung .......................................................................................................................... 87<br />

ii


1 Einleitung<br />

Der Transport von Ionen in pflanzlichen und tierischen Zellen ist ein interessanter und<br />

wichtiger Bestandteil <strong>des</strong> Stoffwechsels. Unterschiedliche physikalische Mechanismen und<br />

Modelle sind entwickelt worden, um den Transport durch Ionenkanäle zu erklären. Zur<br />

Überprüfung der Modelle können unterschiedliche Effekte, Phänomene und Eigenschaften <strong>des</strong><br />

Kanalverhaltens benutzt werden. Die Leistungsfähigkeit eines Modells zeigt sich darin,<br />

inwieweit es die beobachteten Effekte erklären kann.<br />

Der anomale Molfraktionseffekt (AMFE) ist einer dieser Effekte: In einer Mischung von<br />

unterschiedlichen Ionen (z.B. K + und Tl + ) ist die Leitfähigkeit in der Mischlösung kleiner als<br />

in den reinen Lösungen. Der anomale Molfraktionseffekt wurde für K + - und Tl + -Ionen zum<br />

ersten Mal von Hagiwara et al. 1977 an den Eizellen eines Fisches entdeckt. Dieser Effekt<br />

konnte durch das Multi-Ion-Single-File-Pore-Modell (Hille und Schwarz, 1978) quantitativ<br />

beschrieben werden. Der Kanal hat in diesem Modell in seinem Inneren mehrere<br />

Bindungsstellen. Die Ionen können durch Platzwechsel durch den Kanal springen, aber sich<br />

nicht aneinander vor<strong>bei</strong>bewegen. Das Modell sagt <strong>bei</strong> einem bestimmten Mischungsbereich<br />

zweier permeierender Ionensorten ein Minimum der Leitfähigkeit, d.h. den anomalen<br />

Molfraktionseffekt, voraus.<br />

Schultze (1990) fand heraus, daß das Hille-Schwarz-Modell den anomalen<br />

Molfraktionseffekt nur in einem Spannungsbereich von ca. 30 mV erklären kann. Dies steht<br />

im Gegensatz zu den experimentellen Daten von Draber (1990; Draber et al., 1991). Sie stellte<br />

fest, daß der Effekt für alle Spannungen beobachtet werden kann. Als Konkurrenz zum Hille-<br />

Schwarz-Modell schlugen Draber et al. (1991) ein enzymkinetisches Modell mit „lazy-state“<br />

vor. Damit wurde der AMFE durch ein Gating-Modell erklärt, <strong>bei</strong> dem schnelles Schalten<br />

(Gating, Wechseln von aktiven zu inaktiven Zuständen) den Stromfluß unterbricht und die<br />

Mittelung im Filter der Aufzeichnungsanlage zu einem reduzierten scheinbaren<br />

Einzelkanalstrom führt.<br />

Draber (1990) konnte mit der damaligen Technologie dieses hypothetische schnelle<br />

Schalten <strong>bei</strong> einer Abtastrate von 5 kHz nicht nachweisen. Albertsen (1992) baute eine sehr<br />

viel schnellere Datenerfassungsanlage, die Aufnahmeraten von 200 kHz ermöglichte. Die<br />

hiermit aufgenommenen Daten zeigen ein sehr hohes Rauschen. Die Analyse dieser Daten<br />

erforderte neue Methoden. Durch die Entwicklung eines neuen Sprungdetektors (Hinkley-<br />

Detektor 8.Ordnung, Schultze und Draber, 1993) war man in der Lage, auch <strong>bei</strong> schlechtem<br />

Signal/Rauschverhältnis die rauschfreie Originalzeitreihe <strong>des</strong> Kanals zu rekonstruieren. Mit<br />

diesen neuen Werkzeugen zeigte Draber (1994, Draber und Hansen 1994), daß der Block<br />

durch Cs + auf das Gating und nicht auf den Einzelkanalstrom wirkt.<br />

Stimuliert durch diesen Erfolg griffen Albertsen (1994) und später Keunecke (1995) die<br />

Suche nach dem <strong>schnellen</strong> Schalten <strong>bei</strong>m AMFE wieder auf. Sie fanden aber nur indirekte<br />

Hinweise auf das hypothetische schnelle Schalten im AMFE.<br />

Keunecke (1995) versuchte <strong>des</strong>halb als Alternative noch einmal eine Erklärung mit einem<br />

Permeationsmodell, das direkt auf den Einzelkanalstrom wirkt. Sie wandte das Wu-Modell


Kapitel 1: Einleitung<br />

(1991, 1992) auf ihre Daten von Chara an, um den anomalen Molfraktionseffekt zu erklären.<br />

Ähnlich wie das Hille-Schwarz-Modell (1978) war die Ion-Ion Ion-Wasser Wechselwirkung<br />

von Wu (1991, 1992) nur in der Lage, für einen begrenzten Spannungsbereich den Effekt zu<br />

erzeugen.<br />

Inzwischen entwickelte Blunck (1996) zwei neue Zugänge zur Untersuchung schneller<br />

Schaltvorgänge. Er benutzte die Abkühlung auf 7°C als eine Möglichkeit, das Schalten <strong>des</strong><br />

durch Na + blockierten K + -Kanals zu verlangsamen. Da<strong>bei</strong> entdeckte er, daß der Unterschied<br />

zwischen den Einzelkanalströmen <strong>des</strong> blockierten und unblockierten Kanals verschwand und<br />

führte das darauf zurück, daß jetzt die zeitliche <strong>Auflösung</strong> reichen würde. Außerdem ar<strong>bei</strong>tete<br />

er das Analyse-Programm von Kijima und Kijima (1987b) so um, daß mit einem Target-Fit<br />

die Ratenkonstanten <strong>des</strong> zugehörigen Markov-Modells auch aus Mehrkanalaufzeichnungen<br />

gewonnen werden konnten. Kirst (1997) schuf dann eine sehr bequem zu handhabende<br />

Windows-Version dieses Verfahrens und erweiterte die Anzahl der zulässigen Markov-<br />

Zustände <strong>des</strong> Einzelkanals auf 5.<br />

Nachdem diese neuen Werkzeuge bereitgestellt worden waren, schien es sinnvoll, das alte<br />

Problem <strong>des</strong> AMFE wieder aufzugreifen. Das Ziel dieser Ar<strong>bei</strong>t ist, durch hohe Abtastraten und<br />

Temperaturreduzierungen den Nachweis <strong>des</strong> <strong>schnellen</strong> <strong>Schaltens</strong> <strong>bei</strong>m anomalen<br />

Molfraktionseffekt mit Tl + -Ionen zu erbringen. Es soll gezeigt werden, daß der Tl + -Block nur<br />

eine scheinbare Reduzierung <strong>des</strong> Stroms <strong>des</strong> Kaliumkanals verursacht. Es werden die<br />

Experimente, Methoden und die unterschiedlichen Analyseverfahren beschrieben, mit deren<br />

Hilfe das schnelle Schalten aufgelöst werden soll.<br />

Hinter dieser Ar<strong>bei</strong>t steht auch der Wunsch, die Hypothese zu stützen, daß die<br />

unterschiedlichen Metallionen alle über denselben Mechanismus wirken (an der gleichen<br />

Bindungsstelle angreifen), aber aufgrund ihrer unterschiedlichen chemischen Natur verschiedene<br />

Effekte verursachen. Für den Cs + - und Na + -Block wurde diskutiert, ob <strong>bei</strong>de Ionen an der<br />

Bindungsstelle für Ca 2+ angreifen. Wenn jetzt für Tl + auch der Nachweis gelänge, daß der<br />

AMFE auf schnellem Schalten beruht, wäre das dritte Ion in diese Hypothese eingereiht.<br />

2


2 Biologische Grundlagen und <strong>Patch</strong>-<strong>Clamp</strong>-<br />

Technik<br />

2.1 Biologische Grundlagen<br />

2.1.1 Biologische Membran<br />

Die Zelle ist die kleinste noch selbständig lebensfähige Einheit. Alle Organismen<br />

bestehen entweder aus einer einzigen, mehreren oder vielen Zellen. Die eukaryotische Zelle<br />

<strong>bei</strong>nhaltet unterschiedliche Zellorganellen. Zu den Zellorganellen gehören der Zellkern, die<br />

Chloroplasten, Vakuolen und u.a. auch die Mitochondrien. Sie alle sind in das Cytoplasma<br />

eingebettet. Wichtigstes Strukturelement sind Membranen aus Lipiden, die nicht nur<br />

Protoplasten nach außen abgrenzen, sondern auch die Zellorganellen im Protoplasten<br />

umschließen. Zellkern, Plastiden und Mitochondrien sind vom Cytoplasma durch eine<br />

Doppelmembran abgegrenzt, die aus zwei Elementarmembranen besteht. Damit wird die<br />

Regel erfüllt, daß auf der einen Seite der Membran eine cytoplasmatische, auf der anderen<br />

eine lumenale (nicht lebende) Phase ist. Bei pflanzlichen Zellen nennt man die äußere<br />

Zellwand Plasmalemma. Die innere Membran, die die zentrale Vakuole vom Cytoplasma<br />

abgrenzt, Tonoplast. Bei tierischen Zellen fehlt im Gegensatz zu den pflanzlichen Zellen eine<br />

Zellulose-Zellwand und die Vakuole.<br />

Transportstudien finden fast ausschließlich am Plasmalemma und am Tonoplasten statt. Diese<br />

bestehen wie alle Membranen aus einer Doppellipidschicht. Zwischen die Lipidmolekülen<br />

sind verschiedene Transportmoleküle eingelagert, mit deren Hilfe der Stoffaustausch über die<br />

Membran stattfindet (Fig. 2.1).<br />

Fig. 2.1: Schema einer biologischen Membran.


Kapitel 2: Biologische Grundlagen und <strong>Patch</strong>-<strong>Clamp</strong>-Technik<br />

2.1.2 Membran-Transport-Klassifizierung<br />

Ionentransportprozesse können in verschiedene Gruppen eingeteilt werden, die sich durch die<br />

Energiequellen für den Transport unterscheiden.<br />

a) Passiver Transporter: Er ermöglicht den Transport von Ionen entlang eines Gradienten.<br />

Die Triebkraft ist die Potentialdifferenz plus der Nernstspannung <strong>des</strong> Ions.<br />

b) Pumpen: Sie können unter Aufwendung chemisch gespeicherter Energie Ionen gegen<br />

Konzentrations- oder Potentialgradienten transportieren. Bei der Hydrolyse von ATP in ADP<br />

wird eine Energie pro Molekül von ca. 450 meV frei, die für den Transport durch die<br />

Membran benutzt wird (Hansen et al., 1981; Bowman und Bowman, 1986; Serranno, 1988).<br />

c) Cotransporter: Sie transportieren eine Ionenart passiv durch die Membran, und die<br />

gewonnene Energie wird für den Transport anderer Ionen verwendet. Der Transport <strong>bei</strong>der<br />

Ionenarten in die gleiche Richtung wird als Symport bezeichnet, in entgegengesetzter<br />

Richtung als Antiport (Sanders et al., 1984). Der Gradient für das antreibende Ion wird<br />

meistens durch Pumpen erzeugt.<br />

2.1.3 Kanäle und Carrier<br />

Neben der Klassifizierung nach der Energieversorgung gibt es eine nach dem<br />

Mechanismus. Hier gibt es zwei Modelle für die Beschreibung der Transportmoleküle: Kanal<br />

und Carrier.<br />

Kanäle können als wassergefüllte Poren betrachtet werden, die die Lipiddoppelschicht<br />

überbrücken (Fig. 2.1). Ihre Transportrate beträgt etwa 10 7 (Moleküle oder Ionen) pro<br />

Sekunde (Läuger, 1980). Der Kanal kann sich öffnen und schließen, was mit Hilfe der <strong>Patch</strong>-<br />

<strong>Clamp</strong>-Technik beobachtet werden kann (Abschnitt 2.2).<br />

Carrier sind lipidlösliche Moleküle, die sich innerhalb der Membran frei bewegen und die<br />

Ionen im Huckepackprinzip von einer Seite der Membran auf die andere schleusen. Sie<br />

erreichen Transportraten von 10 2 bis 10 4 Molekülen oder Ionen pro Sekunde (Läuger, 1980).<br />

Carrier sind auf molekularer Ebene noch nicht als intrinsische Membranproteine<br />

gefunden worden. Deshalb werden viele Transporter, die früher als Carrier bezeichnet<br />

wurden, heutzutage als Kanäle betrachtet. Carrier sind bisher nur <strong>bei</strong> biologischen<br />

Kampfstoffen wie Valinomycin, die Pilze gegen Bakterien verwenden, nachgewiesen worden<br />

(Mueller und Rudin, 1967).<br />

2.1.4 Chara corallina<br />

Chara corallina ist eine Süßwasseralge aus der<br />

Familie der Characeen. Sie besteht aus Axialzellen<br />

und Internodialzellen (Fig. 2.2). Die<br />

Internodialzellen, die eine Länge bis zu 10 cm und<br />

einen Durchmesser bis zu 1.2 mm haben, sind für<br />

die elektrophysiologische Untersuchung von<br />

Bedeutung. Die Internodialzelle besteht<br />

hauptsächtlich aus der Vakuole, die vom<br />

Tonoplasten begrenzt ist.<br />

Aus Chara lassen sich sehr leicht<br />

Protoplasmatropfen isolieren. Sie bilden sich am<br />

4<br />

Fig.2.2: Chara corallina.


Kapitel 2: Biologische Grundlagen und <strong>Patch</strong>-<strong>Clamp</strong>-Technik<br />

Boden einer Petrischale, wenn man eine Charazelle mit der Schere aufschneidet und das<br />

Cytoplasma ausströmen läßt. Die sich hier<strong>bei</strong> bildenden Tropfen sind von einer<br />

Tonoplastenmembran umgeben (Lühring, 1986).<br />

2.1.5 Aufbau eines Membranproteins<br />

Membrankanäle bestehen aus vier bis sechs Makromolekülen. Sie bilden die Pore in der<br />

Membran und lagern sich so zusammen, daß in der Mitte der Durchgang entsteht (Fig. 2.3b).<br />

Bei spannungsgesteuerten Kaliumkanälen vom „Shaker-Typ“ sind es vier (Mac Kinnon,<br />

1991). Die Makromoleküle bestehen aus sechs Segmenten (α Helices S1-S6), die die<br />

Membran durchsetzen. Die Segmente werden durch lineare Aminosäuresequenzen<br />

miteinander verbunden (Fig. 2.4a). Am bekanntesten sind zwei Funktionseinheiten, der<br />

Selektivitätsfilter und der Spannungssensor.<br />

Für die Selektivität <strong>des</strong> Kanals sind die entscheidenen Segmente die zwei β-sheet (ploops,<br />

pore-loops), die die S5- und S6-Segmente brückenartig miteinander verbinden (Miller,<br />

1991; Catterall, 1992) und in die Pore hineinragen. Die vier P-Loops der Makromoleküle<br />

bilden in der Pore einen Ring mit ihren Bin<strong>des</strong>tellen (Fig.2.3b). Die Unterscheidung zwischen<br />

permeierenden und nicht permeierenden Ionen wird durch diese Bindungsstellen getroffen.<br />

Sie können sehr deutlich unterscheiden zwischen ähnlichen Ionen wie Na + , K + , Tl + und Cs + .<br />

Damit funktioniert der P-Loop als Selektivitätsfilter (Miller, 1991; Jan und Jan, 1992).<br />

Die S4-Helix trägt positive Ladungen und ist für die Spannungsabhängigkeit <strong>des</strong><br />

Transportes zuständig. Die S4-Helix kann sich in der Membran im elektrischen Feld<br />

verschieben. Dadurch wird der Kanal geöffnet oder geschlossen (Miller, 1991; Jan und Jan;<br />

1992).<br />

5


Kapitel 2: Biologische Grundlagen und <strong>Patch</strong>-<strong>Clamp</strong>-Technik<br />

2.2 Die <strong>Patch</strong>-<strong>Clamp</strong>-Technik<br />

6<br />

Fig. 2.3a: Prinzipieller Aufbau eines<br />

Kanalproteins (nach Pongs, 1992).<br />

b: Bildung der Pore aus S5- und S6-<br />

Segmenten. Im Zentrum der Pore liegen<br />

die P-Loops, die die selektive Öffnung<br />

bilden.<br />

Die Technik der <strong>Patch</strong>-<strong>Clamp</strong>-Messungen wurde von Sakman und Neher entwickelt<br />

(Neher und Sakman, 1976). Da<strong>bei</strong> wird der Strom durch eine sehr kleine, wenige µm 2 große<br />

Fläche (patch) der Membran mit nur wenigen Kanälen gemessen, an die eine vorgegebene<br />

Spannung (clamp) angelegt wird. Der gemessene Strom liegt in der Größenordnung einiger<br />

Picoampere (pA). Um einen sehr kleinen Abschnitt der Zellmembran (patch) elektrisch von<br />

seiner Umgebung zu isolieren, muß man eine sehr dichte Verbindung zwischen der<br />

Zellmembran und dem Rand einer Glaspipette schaffen. Die Pipette als Meßelektrode wird<br />

auf die Zelloberfläche aufgesetzt und ein leichter Unterdruck erzeugt, so daß die Membran<br />

etwas in die Pipette hineingezogen wird. Der Abstand zwischen den Lipiden der Membran<br />

und dem Glas ist weniger als 1 nm (Corey und Stevens, 1983). Die Wasserstoffbrücken,<br />

Salzbrücken, Ca + -Brücken und Van der Waals-Kräfte sind verantwortlich für die Dichte <strong>des</strong><br />

Seals (Corey und Stevens, 1983; Ophasi und Webb, 1994). Liegt der Kriechwiderstand<br />

zwischen Glas und Membran im Bereich einiger Gigaohm (um die 10 GΩ), wird diese<br />

Versiegelung als Gigaseal bezeichnet. Nachdem sich ein solches Gigaseal gebildet hat, kann<br />

man für verschiedene Spannungen über der Membran den Strom mit einem <strong>Patch</strong>-<strong>Clamp</strong>-<br />

Verstärker messen (siehe Abschnitt 6.5).<br />

2.2.1 <strong>Patch</strong>konfigurationen<br />

Es gibt vier wichtige Konfigurationen der <strong>Patch</strong>-<strong>Clamp</strong>-Technik (Fig. 2.4):<br />

a) Cell-Attached: Man setzt die Pipette auf die Membran, ohne daß die Verbindung zur<br />

Gesamtzelle abreißt. Der große Vorteil ist, daß während der Messung die Zelle intakt bleibt,<br />

so daß die Funktion <strong>des</strong> Ionenkanals unter physiologischen Bedingungen untersucht werden<br />

kann. Der Nachteil dieser Konfiguration ist, daß die Membranspannung am <strong>Patch</strong> unbekannt<br />

ist, da die Spannung zwischen Zellinnerem und Badlösung in Serie im Meßpfad liegt. Diese<br />

Technik gibt auch keine genaueren Informationen über die Ionenzusammensetzung im Inneren<br />

der intakten Zelle.<br />

b) Excised / Inside-Out: Durch das ruckartige Wegbewegen der Pipette kann, ohne daß<br />

hierdurch die hohe Abdichtung <strong>des</strong> <strong>Patch</strong>es verloren geht, der <strong>Patch</strong> aus der Zelloberfläche<br />

herausgerissen werden. Bei dieser Konfiguration liegt der <strong>Patch</strong> mit der cytosolischen Seite


Kapitel 2: Biologische Grundlagen und <strong>Patch</strong>-<strong>Clamp</strong>-Technik<br />

der Membran (inside) in der Meßlösung (out). Dadurch ist es möglich, die Funktion <strong>des</strong><br />

Ionenkanals unter genau definierten Bedingungen zu untersuchen. Als weiteren Vorteil dieser<br />

Konfiguration erhält man die genaue Kenntnis <strong>des</strong> Membranpotentials sowie die Wählbarkeit<br />

der Lösungen auf <strong>bei</strong>den Seiten der Membran.<br />

c) Whole-Cell: Bei dieser Konfiguration wird die Membran unter der Pipette entweder<br />

durch mechanisches Saugen oder durch einen elektrischen Strom aufgerissen, so daß eine<br />

direkte Verbindung zwischen Pipette und Cytosol geschaffen wird. Bei dieser Methode kann<br />

man den Strom über die gesamten Membran messen. Dies ist der klassischen Technik mit<br />

Einstichelektroden äquivalent und wird angewendet, wenn die Zelle zu klein für die<br />

Einstichelektrodentechnik ist.<br />

d) Excised / Outside-Out: Outside-out ist eine weitere seltene Art <strong>des</strong> excised-patches.<br />

Die Vorgehensweise ist wie <strong>bei</strong>m inside-out, es entsteht aber aus der whole-cell-<br />

Konfiguration. Ob die inside-out- oder die outside-out-Konfiguration gewählt wird, ist<br />

abhängig von dem Wunsch, welche Seite der Membran in Verbindung zur Badlösung<br />

gebracht werden soll.<br />

Fig. 2.4: Die vier unterschiedlichen Konfigurationen der <strong>Patch</strong>-<strong>Clamp</strong>-Technik (Hille, 1992).<br />

7


3 Der anomale Molfraktionseffekt<br />

Unter dem anomalen Molfraktionseffekt (AMFE) versteht man folgen<strong>des</strong> Phänomen: Die<br />

Einzelkanalleitfähigkeit durchläuft als Funktion <strong>des</strong> Verhältnisses der Konzentration von zwei<br />

Ionenarten ein Extremum, wo<strong>bei</strong> die Gesamtkonzentration konstant gehalten wird (Hille,<br />

1992).<br />

3.1 Bisherige Meßergebnisse<br />

Der anomale Molfraktionseffekt wurde sowohl <strong>bei</strong> tierischen als auch <strong>bei</strong> pflanzlichen<br />

Membranen beobachtet. Im folgenden werden die Ergebnisse <strong>des</strong> AMFEs in erster Linie <strong>bei</strong><br />

pflanzlichen Zellen und <strong>bei</strong> einer Mischung von K + und Tl + vorgestellt.<br />

3.1.1 Ergebnisse von Hagiwara<br />

Hagiwara et al. (1977) beobachteten den AMFE an Eizellen <strong>des</strong> Fisches Mediastera<br />

aequalis <strong>bei</strong> externem Lösungswechsel. Die Lösung bestand aus einer Mischung von K + und<br />

Tl + mit einer Gesamtkonzentration von 25 mM. Das Minimum der Abhängigkeit der<br />

Leitfähigkeit von der Konzentration, die sich <strong>bei</strong> verschiedenen Spannungen verschiebt, ist<br />

<strong>bei</strong> der reinen K + -Konzentration dichter als <strong>bei</strong> der Tl + -Konzentration (Fig. 3.1).<br />

Fig. 3.1: Membranleitfähigkeit an Eizellen <strong>des</strong> Fisches Mediastera aequalis in einer Mischlösung von<br />

K + - und Tl + -Ionen. Der Tl + -Anteil im Verhältnis zur Gesamtkonzentration variiert zwischen 0 und 1. Die<br />

Leitfähigkeit geht durch das Minimum (Hagiwara et al., 1977).


Kapitel 3: Der anomale Molfraktionseffekt<br />

Hagiwara erklärte den AMFE mit Hilfe eines Modells mit zwei Bin<strong>des</strong>tellen (Hille und<br />

Schwarz, 1978). Somit wurde der AMFE als Beweis für das Multi-Ion-Porenmodell gesehen.<br />

Die verschiedenen Modelle für die Ionenkanäle werden in Kapitel 4 erklärt.<br />

3.1.2 Ergebnisse von Draber<br />

Draber et al. (1991) untersuchten den AMFE an cytoplasmatischen Tropfen der Alge<br />

Nitella. Draber (1990) ar<strong>bei</strong>tete in der cell-attached Konfiguration und hatte eine Mischung<br />

aus K + und Tl + im Bad und in der Pipette. Die Gesamtkonzentration betrug 150 mM.<br />

Fig 3.2 zeigt die Abhängigkeit <strong>des</strong> Einzelkanalstroms vom Tl + /(Tl + +K + )-Verhältnis.<br />

Draber versuchte zu entscheiden, ob der AMFE auf schnelles Schalten (Gating) oder auf einen<br />

Multi-Ion-Poren-Mechanismus zurückzuführen sei. Ersteres würde für das enzymkinetische<br />

Modell mit „lazy-state“ sprechen und einen Effekt der Öffnungswahrscheinlichkeiten<br />

<strong>bei</strong>nhalten. Bei der von Draber (1990) benutzten Filterfrequenz von 1 kHz konnte das jedoch<br />

nicht entschieden werden.<br />

Fig. 3.2: Der anomale Molfraktionseffekt an den Grünalge Nitella fexilis <strong>bei</strong> Draber (1990).<br />

Dennoch ergaben sich Hinweise auf einen Gating-Mechanismus:<br />

Die Strom-Spannungskurven (Fig. 3.3) zeigen ein „Drehverhalten“. Der Strom der<br />

gemischten Lösung ist in allen Spannungsbereichen unter dem der reinen Lösungen. Dieser<br />

Effekt konnte nicht mit dem Multi-Ion-Porenmodell erklärt werden, weil es den AMFE nur<br />

innerhalb eines begrenzten Spannungsbereiches erklären konnte (Schultze, 1990; Draber et<br />

al., 1991). Draber et al. (1991) versuchte, das Drehverhalten mit Hilfe <strong>des</strong> enzymkinetischen<br />

Modells mit „lazy-state“ (Hansen et al., 1981, 1983) zu beschreiben. Die Hypothese war, daß<br />

der Detektor dem Einzelereignis nicht mehr folgen kann, und die Verminderung der<br />

Leitfähigkeit in der gemischten Lösung auf das Mitteln über unentdecktes schnelles Schalten<br />

zurückzuführen sei. Es ist möglich, daß <strong>bei</strong> einer Filterfrequenz von 1 kHz dieses<br />

hypothetische Schalten nicht beobachtet werden kann.<br />

9


Kapitel 3: Der anomale Molfraktionseffekt<br />

Fig. 3.3: Effekt von Tl + auf die Strom-Spannungskurven (Draber et al., 1991). Die Kreise stellen die<br />

Spannungsabhängigkeit <strong>des</strong> Kaliumkanalstroms ohne Thallium in der Lösung dar. Die Dreiecke zeigen die<br />

Strom-Spannungskurve <strong>bei</strong> einer Tl + -Konzentration von 75 mM. Die Quadrate zeigen die Strom-Spannungskurve<br />

<strong>bei</strong> reiner Tl + -Konzentration. Der Strom der gemischten Lösung ist in allen Spannungsbereichen unter dem der<br />

einzelnen Lösungen.<br />

3.1.3 Ergebnisse von Albertsen<br />

Albertsen (1994) versuchte, das hypothetische schnelle Schalten mit einem höheren<br />

zeitlichen <strong>Auflösung</strong>svermögen zu finden. Er führte <strong>Untersuchungen</strong> an Chara corallina mit<br />

K + /Tl + -Lösungen durch. Die Gesamtkonzentration war wieder 150 mM. Albertsen (1994) maß<br />

an excised-patches und führte einen einseitigen Lösungsaustausch im Bad durch. Die<br />

Filterfrequenz betrug 20 kHz <strong>bei</strong> einer Abtastfrequenz von 100 kHz.<br />

Es trat noch immer eine Reduzierung <strong>des</strong> scheinbaren Einzelkanalsstromes auf. Die<br />

Ergebnisse sind in Fig 3.4 dargestellt. Es wurde für negative Spannung ein Maximum im<br />

Betrag <strong>des</strong> Einzelkanalstoms beobachtet, welches in den anderen <strong>Untersuchungen</strong> (z.B.<br />

Keunecke, 1995) nicht bestätigt werden konnte.<br />

Albertsen beobachtete zusätzlich noch Sublevel. Sublevel sind Unterleitfähigkeitsstufen,<br />

d.h. der Kanal leitet, ohne das volle Stromniveau zu erreichen. Er konnte mit Hilfe <strong>des</strong><br />

Sublevel-Hinkley-Detektors (Draber und Schultze, 1994b) nachweisen, daß es sich nicht um<br />

Einzelkanäle mit unterschiedlichen Leitfähigkeiten, sondern um Sublevel eines Kanals<br />

handelt. Bei Albertsen (1994) stand jedoch nicht der AMFE im Vordergrund, sondern die<br />

Entwicklung eines Verfahrens <strong>des</strong> direkten Fits der Zeitreihe aufgrund von Hidden-Markov-<br />

Modellen (Albertsen und Hansen, 1994). Deshalb sind nur wenige Messungen zum AMFE<br />

durchgeführt worden. Das führte dazu, daß Keunecke (1995) die Untersuchung mit hohem<br />

Zeitauflösungsvermögen wiederholte.<br />

10


Kapitel 3: Der anomale Molfraktionseffekt<br />

Fig. 3.4: AMFE gemessen von Albertsen (1994) an Chara corallina.<br />

3.1.4 Ergebnisse von Keunecke<br />

Keuneckes (1995) Versuchsbedingungen waren denen von Albertsen (1994) ähnlich. Es<br />

wurden an Chara corallina Messungen mit einem einseitigen Lösungsaustausch im Bad<br />

durchgeführt. Dieser Lösungsaustausch wurde mit einer Spülung durchgeführt. Dadurch sind<br />

an einem <strong>Patch</strong> alle Konzentrationen einer Meßreihe durchgemessen worden. Die<br />

Gesamtkonzentration ist wie <strong>bei</strong> Draber (1990) und Albertsen (1994) 150 mM. Die<br />

Filterfrequenz war mit 50 kHz <strong>bei</strong> einer Abtastrate von 200 kHz größer als <strong>bei</strong> Draber (1990)<br />

und Albertsen (1994). Sie wurde so hoch gewählt, um das hypothetische schnelle Schalten zu<br />

erkennen.<br />

Trotz der hohen Zeitauflösung wurde der AMFE wieder im scheinbaren Einzelkanalstrom<br />

gemessen (Fig 3.5A). Das Minimum der Leitfähigkeit lag <strong>bei</strong> 5 bis 10 mM Tl + -Konzentration<br />

und war <strong>bei</strong> höheren Spannungswerten stärker ausgeprägt. Keunecke (1995) fand den AMFE<br />

für positive und negative Spannungen trotz einseitiger Tl + -Gabe. Die Lage der minimalen<br />

Leitfähigkeit war spannungsunabhängig (Fig. 3.5A). Die Strom-Spannungskurve für das Tl + /<br />

K + -Gemisch liegt betragsmäßig sowohl unterhalb der reinen Thallium-Kurve als auch unter<br />

der reinen Kalium-Kurve (Fig. 3.5B). Das Auftreten <strong>bei</strong> positiver und negativer Spannung war<br />

auch das Hauptargument <strong>bei</strong> Draber et al. (1991), um die Erklärung <strong>des</strong> AMFEs durch das<br />

Hille-Schwarz-Modell (1978) zu widerlegen. Damit wurde ebenfalls das Hille-Schwarz-<br />

Modell mit diesen genaueren Messungen widerlegt.<br />

11


Kapitel 3: Der anomale Molfraktionseffekt<br />

Fig 3.5A) Der anomale Molfraktionseffekt an der Grünalge Chara Corallina <strong>bei</strong> verschiedenen<br />

Spannungen (Keunecke, 1995). Thallium wurde im Bereich von 0 bis 150 mM variiert. Die Messungen zeigen<br />

eine Symmetrie bzgl. der Nullinie. Die Lage <strong>des</strong> Minimums bleibt im Bereich von 10 mM Thalliumkonzentration<br />

für verschiedene Spannungen erhalten.<br />

B) Strom-Spannungskurven für verschiedene Thallium-Konzentrationen (0 mM Tl + , 10 mM Tl + , 150<br />

mM Tl + ) (Keunecke, 1995). Der Strom der gemischten Lösung ist in allen Spannungsbereichen unter den<br />

einzelnen Lösungen.<br />

Keunecke (1995) versuchte, für die Klärung <strong>des</strong> AMFEs den Ansatz <strong>des</strong> Wu-Modells zu<br />

verwenden (Abschnitt 4.4). Doch das Wu-Modell konnte die Konzentrationsabhängigkeit nur<br />

für positive Spannungen fitten (Fig. 3.6). Bei positiver Spannung und geringer<br />

Thalliumkonzentration fiel der Einzelkanalstrom und lag wie <strong>bei</strong> den Messungen (Keunecke,<br />

1995) sehr dicht an der reinen Kaliumkonzentration. Das bedeutet, daß <strong>bei</strong> Zugabe von<br />

geringeren Mengen <strong>des</strong> blockierten Ions der Effekt der Stromreduzierung am größten ist. Bei<br />

negativer Spannung stimmten die Fitergebnisse nicht mit den Meßwerten überein (Fig. 3.6).<br />

Beim Cs + -Block (Draber und Hansen, 1994) und <strong>bei</strong>m Na + -Block (Blunck, 1996) konnte<br />

unentdecktes schnelles Schalten als Ursache für die scheinbare Reduktion <strong>des</strong><br />

Einzelkanalstromes nachgewiesen werden.<br />

12


Kapitel 3: Der anomale Molfraktionseffekt<br />

Der Hinweis in den Daten von Keunecke (1995) gab den Ausschlag, die Suche zu<br />

intensivieren, ob nicht etwas ähnliches <strong>bei</strong>m AMFE vorliegt.<br />

Fig. 3.6: Kurvenverlauf <strong>des</strong> Wu-Modells für unterschiedliche Spannungen. Für negative Spannungen zeigen<br />

die berechneten Kurven keinen AMFE mehr (Keunecke, 1995).<br />

13


4 Modelle für die Beschreibung der Transportvorgänge<br />

in Membrankanälen<br />

Für die Beschreibung der Funktionsweise von Kanälen werden mathematische und<br />

physikalische Modelle angewendet, die den Mechanismus <strong>des</strong> Transportes der Ionen durch<br />

den Kanal erklären. Eine grundsätzliche Unterscheidung ist die in Gating- und Permeationsmodelle<br />

(Hansen et al., 1997). Permeationsmodelle beschreiben den Transport eines einzelnen<br />

Ions durch den Kanal. Gating-Modelle beschäftigen sich mit der Unterbrechung <strong>des</strong> Stroms<br />

permeierender Ionen durch Übergänge zwischen aktiven und inaktiven Zuständen <strong>des</strong> Kanals.<br />

Hier gilt das besondere Interesse den Modellen, die die mechanische Erklärung <strong>des</strong> AMFEs<br />

zum Ziel haben.<br />

4.1 Markov-Modelle<br />

Markov-Modelle sind formale Gating-Modelle, die das Schaltverhalten der Kanäle durch<br />

Übergänge zwischen diskreten offenen und geschlossenen Zuständen beschreiben. Ziel der<br />

Analyse ist die Ermittlung der Anzahl von „open“ und „closed“ Zuständen, ihre Anordnung<br />

zueinander und der Ratenkonstanten kij (Übergangswahrscheinlichkeit von Zustand i in<br />

Zustand j).<br />

Für eine stochastische Betrachtung der Schaltvorgänge der Kanäle auf der Grundlage<br />

eines Markov-Modells gibt es zwei einfache Voraussetzungen. Eine der Voraussetzungen ist,<br />

daß das System kein Gedächtnis hat. Das bedeutet, daß ein Übergang von einem Zustand in<br />

einen anderen nicht von vorherigen Übergängen abhängt. Die andere Voraussetzung ist, daß<br />

die kij nicht von der Besetzung der Zustände abhängig ist (Linearität <strong>des</strong> Systems, Colquhoun<br />

und Hawkes, 1977).<br />

Das Verhalten dieses Modells wird durch ein System von Differentialgleichungen erster<br />

Ordnung beschrieben, das durch eine Exponentialfunktion gelöst wird.<br />

dP(<br />

t)<br />

= P(<br />

t)<br />

⋅K<br />

dt<br />

P =<br />

(4.1)<br />

Kt<br />

( t)<br />

e<br />

(4.2)<br />

Die Elemente <strong>des</strong> Vektors P(t) sind die Besetzungswahrscheinlichkeiten je<strong>des</strong> einzelnen<br />

Zustan<strong>des</strong>, und die Matrix K bildet sich aus den Ratenkonstanten kij.<br />

Für die Beschreibung der Aufenthaltszeiten in einem Zustand <strong>des</strong> Markov-Modells wird<br />

meistens eine Summe von Exponentialfunktionen benötigt (Colquhoun und Hawkes, 1977).<br />

Wenn mehrere Zeitkonstanten vorkommen, existieren mehrere Zustände, die voneinander<br />

unabhängig sind.


Kapitel 4: Modelle für die Beschreibung der Transportvorgänge in Membrankanälen<br />

Mit Hilfe dieses Markov-Modells können stochastische Betrachtungen über das<br />

Schaltverhalten der Kanäle gemacht werden.<br />

4.2 Multi-Ion-Single-File-Modell<br />

Bei diesem Permeationsmodell wird der Kanal als Pore betrachtet. In dem<br />

Vorläufermodell von Hille (1975) wird von einem Ion ausgegangen, das die Pore durchqueren<br />

darf. Das bedeutet, daß sich nicht mehr als ein Ion im Kanal aufhält. Weil dieses einfache<br />

Modell für die Beschreibung der Eigenarten einiger Messungen nicht ausreichte, wurde das<br />

Multi-Ion-Single-File-Modell von Hille und Schwarz (1978) vorgeschlagen und von anderen<br />

weiter modifiziert (siehe Urban und Hladky, 1979).<br />

Als erstes wird angenommen, daß mehrere Energiebarrieren im Kanal existieren (Fig.<br />

4.1), so daß zwei Ionen sich gleichzeitig im Kanal befinden dürfen (Multi-Ion), aber nicht<br />

einander passieren können (Single-File). Dieses bedeutet, daß die Wahrscheinlichkeit groß ist<br />

daß mehrere Zustände gleichzeitig besetzt sein können. Die Energiebarriere für den Wechsel<br />

von Bindungstelle zu angrenzendem Außenmedium ist höher als die zwischen den <strong>bei</strong>den<br />

Bindungstellen (Fig. 4.1). Die Ionen innerhalb <strong>des</strong> Kanals zeigen eine gegenseitige<br />

Abstoßung.<br />

Fig. 4.1: Energieprofil eines Kaliumkanals im Multi-Ion-Single-File-Modell (Hille und Schwarz, 1978).<br />

Es gibt mehrere Bindungsstellen (in der oberen Fig. 2 bzw. 3 Bindungsstellen), die jeweils von einem Ion besetzt<br />

werden können.<br />

Der AMFE entsteht durch Wechselwirkungen zwischen den besetzten Zuständen.<br />

Wichtig ist, daß das Tl + -Ion für das Eintreten in den Kanal eine kleinere Barriere überwinden<br />

muß. Es wird zum Beispiel angenommen, daß ein K + -Ion eine Bindungsstelle im Kanal<br />

besetzt. Dieses K + -Ion kann für eine längere Zeit dort verweilen, weil die Energiebarriere nach<br />

außen hoch ist. Es bewegt sich erst dann nach außen, wenn ein weiteres Ion in den Kanal<br />

springt und mit dem ersten in eine elektrische Wechselwirkung tritt. Wenn das zweite Ion ein<br />

Tl + -Ion ist, ist es wahrscheinlicher, aus dem Kanal herausgeworfen zu werden, anstatt das K +<br />

nach außen zu drücken. Es gibt einen Transport mit einer Wahrscheinlichkeit unter 50%.<br />

Wenn das zweite Ion ein K + ist, wird die Wahrscheinlichkeit für das erste K + , den Kanal zu<br />

15


Kapitel 4: Modelle für die Beschreibung der Transportvorgänge in Membrankanälen<br />

verlassen, unter symmetrischen Bedingungen 50% sein. Somit tritt mit 50%<br />

Wahrscheinlichkeit Transport auf.<br />

Wenn nur Tl + vorhanden ist, liegt wieder ein symmetrischer Fall wie <strong>bei</strong>m reinen K + vor.<br />

Der Strom kann sogar etwas höher sein, weil die niedrigeren Energiebarrieren eine höhere<br />

Einsprungrate ermöglichen.<br />

Einfach ausgedrückt besagt das Hille-Schwarz-Modell, daß <strong>bei</strong> einer gleichen<br />

Bindungsenergie sich die Ionen leichter verdrängen als <strong>bei</strong> unterschiedlichen<br />

Bindungsenergien. Das ist die Ursache, weshalb <strong>bei</strong> einer Mischung von Ionen in der Lösung<br />

der Strom <strong>des</strong> Kanals abnimmt.<br />

Für das Austreiben eines Ions durch ein zweites gibt es ein bemerkenswertes Experiment<br />

von Baukrowitz und Yellen (1996): Bei Abwesenheit eines zweiten kommt das letzte Ion mit<br />

großer zeitlicher Verzögerung aus dem Kanal.<br />

Ein wichtiges Argument gegen das Multi-Ion-Single-File-Modell brachten Draber et al.<br />

(1991). Sie beobachteten eine symmetrische Drehung der Stromspannungskurven in<br />

Abhängigkeit von der Tl + /K + -Mischung und zeigten, daß das Hille-Schwarz-Modell (1978)<br />

einen verminderten Strom in Mischlösungen nur für einen begrenzten Spannungsbereich<br />

darstellen kann. Draber et al. (1991) schlugen ein enzymkinetisches Gating-Modell (Hansen et<br />

al. 1981, 1983) mit nur einer Energiebarriere, aber einem lazy-state vor.<br />

Fig. 4.2: Das Zustandsmodell <strong>des</strong> Multi-Ion-Single-File-Modells (Draber et al. 1991). Es existieren <strong>bei</strong><br />

dem oberen Modell zwei Bindungsstellen, die jeweils von einem Ion (K + oder Tl + ) besetzt werden. Bei einem<br />

Transportzyklus werden entweder ein (5-4-2-5) oder zwei Ionen (5-4-1-2-5) durch den Kanal transportiert.<br />

16


Kapitel 4: Modelle für die Beschreibung der Transportvorgänge in Membrankanälen<br />

4.3 Das enzymkinetische lazy-state-Modell<br />

In diesem Gating-Modell wird der Kanal als ein großes Molekül, das wie ein Enzym mit<br />

den Ionen reagiert, betrachtet (Läuger, 1980, 1985, Hansen et al., 1981, Eisenberg 1990).<br />

Gating, also Ein- und Ausschalten <strong>des</strong> Transportes, wird durch einen sogenannten lazy-state<br />

(Hansen et al., 1983) eingeführt.<br />

Der lazy-state, den Draber et al. (1991) für den K + -Kanal in Nitella flexilis eingeführt<br />

haben, wird durch eine weitere Bindungsstelle für das Kaliumion kontrolliert (rechte Delle am<br />

Kanalsymbol, z.B. <strong>bei</strong>m Zustand "4" in Fig. 4.3). Wenn das Kaliumion an diese Bindungstelle<br />

bindet (Übergang 4 - 5 in Fig. 4.3), erhöht sich die Selektivität in K + . K + wird weiterhin<br />

transportiert (Zyklus 3 - 8 - 9 - 3 in Fig. 4.3), doch Tl + überführt den Kanal in den lazy-state 7.<br />

Wenn der Kontroll-Zustand nicht besetzt ist (Zustände 1 bis 6 in Fig. 4.3), können Tl + und K +<br />

gleichermaßen transportiert werden.<br />

Nach diesem Modell wird erwartet, daß die Wahrscheinlichkeit für den Durchgang der<br />

Ionen durch den Kanal abnimmt, wenn die Offenwahrscheinlichkeit <strong>des</strong> Kanals in einer<br />

Mischlösung aus K + und Tl + im Verhältnis zu einer reinen Lösung aus K + untersucht wird.<br />

Der Einzelkanalstrom sollte dann unabhängig von der K + /Tl + -Mischung sein. Diese<br />

Eigenschaft <strong>des</strong> Modells wurde jedoch durch die Messungen von Draber et al. (1991) nicht<br />

bestätigt. Zunächst scheint, daß <strong>des</strong>halb dieses Modell nicht richtig sein kann. Doch es besteht<br />

die Möglichkeit, daß die Übergänge 3-7 in Fig. 4.3 so schnell sind, daß sie aufgrund einer<br />

beschränkten zeitlichen <strong>Auflösung</strong> nicht erkannt werden, was auch Inhalt der vorliegenden<br />

Ar<strong>bei</strong>t ist. Dann wäre die gemessene Reduzierung <strong>des</strong> Einzelkanalstromes nur eine<br />

scheinbare, da sie durch die Mittelung im Detektorfilter über einen konstanten, aber schnell<br />

schaltenden Einzelkanal entstanden sein könnte. Dann würde das Modell mit den gemessenen<br />

Daten übereinstimmen.<br />

Fig 4.3: Das enzymkinetische lazy-state-Modell für den AMFE mit den von Draber et al. (1991) ermittelten<br />

Ratenkonstanten für den Transport von K + oder Tl + . Es gibt eine allosterische Bin<strong>des</strong>telle für das K + (Delle am<br />

Kanalschema von Zustand 4). Ist diese Bin<strong>des</strong>telle nicht besetzt, kann sowohl K + als auch Tl + transportiert<br />

werden (4-1-2 bzw. 4-5-6). Bei einer Besetzung der allosterischen Bin<strong>des</strong>telle mit K + und der<br />

Transportbindungstelle mit Tl + geht der Kanal in den Zustand 7 (lazy-state). Tl + kann nicht transportiert werden.<br />

Der K + -Transport geht dagegen im Zyklus 3 - 9 - 8 weiter. Die Ratenkonstanten sind in Einheiten von 10 7 s -1<br />

gegeben.<br />

17


Kapitel 4: Modelle für die Beschreibung der Transportvorgänge in Membrankanälen<br />

4.4 Wechselwirkungsmodell von Wu<br />

Das Wechselwirkungsmodell von Wu (1991, 1992) ist ein Permeationsmodell und geht<br />

von einem Selektivitätsfilter aus, das mit verschiedenen Ionen unterschiedlich wechselwirkt.<br />

Da<strong>bei</strong> gelten für das Modell folgende Voraussetzungen:<br />

Der Selektivitätsfilter liegt in der Pore mit nur einer Bin<strong>des</strong>telle, die aus symmetrisch<br />

geordneten Carbonylgruppen (C und O) besteht (Fig. 4.4). Ein Teil der Wassermoleküle wird<br />

von den Ionen während <strong>des</strong> Eintritts in den Kanal getrennt. Es kann ein weiteres Ion (B) in<br />

den Kanal eintreten, wenn ein Ion (A) an der Bin<strong>des</strong>telle <strong>des</strong> Selektivitätsfilters gebunden ist<br />

(Fig.4.4). Es treten dann zwischen den Ionen die Coulombwechselwirkungen auf. Das zweite<br />

Ion überträgt die kinetische Energie im Stoß auf das gebundene Ion. Nach den Stoßgesetzen<br />

erhält man den Energieübertrag zwischen den Ionen:<br />

m m<br />

= (4.3)<br />

A B<br />

EB c E 2 0 A<br />

( mA<br />

+ mB<br />

)<br />

mA und mB: Massen von Ion (A) und Ion (B)<br />

c = Konstante<br />

EB = Übertragungsenergie zwischen Ion (A) und Ion (B)<br />

E0A = Anfangsenergie von Ion (A)<br />

Bei gleicher Masse ist die übertragene Energie am größten, womit auch die<br />

Wahrscheinlichkeit, daß EB größer als die Bindungsenergie ist, zunimmt. Das gebundene Ion<br />

kann somit aus dem Selektivfilter herausgeschlagen werden. Bei einer großen Abweichung<br />

<strong>des</strong> Verhältnisses der Massen von eins nimmt die Wahrscheinlichkeit zu, daß die<br />

Energiebarriere nicht mehr überwunden werden kann und ein Block entsteht. Das bedeutet,<br />

daß der Stromfluß sehr stark abhängig von den Ionen ist, die miteinander in Wechselwirkung<br />

treten. Bei unterschiedlichen Ionen nimmt somit die Wahrscheinlichkeit <strong>des</strong> Stromflusses ab<br />

im Vergleich zu dem <strong>bei</strong> gleicher Ionenart.<br />

Fig. 4.4: Wechselwirkungsmodell von Wu (nach Wu, 1991)<br />

C: Kohlenstoff der Carbonylgruppe<br />

O: Sauerstoff der Carbonylgruppe<br />

A: Ion, gebunden an den Selektivfilter<br />

B: Ein weiteres Ion gelangt in den Kanal, welches mit Ion A in Wechselwirkung tritt<br />

W: Wassermoleküle, die mit Ion A in Wechselwirkung treten<br />

18


Kapitel 4: Modelle für die Beschreibung der Transportvorgänge in Membrankanälen<br />

Dieser Wirkungsmechanismus ist dem <strong>des</strong> Hille-Schwarz-Modells nicht unähnlich. Auch<br />

dort ist die Verdrängung durch ein zweites Ion für den Transport notwendig. Hier ist es die<br />

Übertragung kinetischer Energie, dort die elektrostatische Abstoßung im Kanal mit zwei<br />

Bindungstellen. Der AMFE entsteht in <strong>bei</strong>den Fällen aus der größen<br />

Verdrängungswahrscheinlichkeit <strong>bei</strong> gleichen Ionen.<br />

Der von Wu (1992) betrachtete Mechanismus ist noch etwas komplizierter als hier dargestellt,<br />

weil die Wechselwirkungen zwischen dem Ion und den Wasserdipolen im Kanal sowie dem<br />

Ion mit dem extern angelegten elektrischen Feld berücksichtigt werden.<br />

Wie gut dieses Modell ist, wurde in der Ar<strong>bei</strong>t von Keunecke (1995) für den anomalen<br />

Molfraktionseffekt untersucht (siehe Abschnitt 3.1.4).<br />

19


5 Veränderung <strong>des</strong> Schaltverhaltens <strong>bei</strong>m Block<br />

durch Metallionen<br />

Bei einer Reduzierung <strong>des</strong> Gesamtstroms unter physiologischen Ruhebedingungen spricht<br />

man vom Blockieren eines Kanals. Es wird zwischen Blockieren von Kanälen durch Kationen<br />

(H + , Alkali und Erdalkali) und durch Proteine (z.B. Kaliotoxin, Margatoxin) (Aiyar et al.,<br />

1995) unterschieden. Die Kationen halten sich zumeist in der cytosolischen und vacuolären<br />

Lösung auf und stehen mit dem transportierten Ion in Konkurrenz. Die blockierten Proteine<br />

binden sich an ein bestimmtes Kanalprotein und blockieren den Kanal. In dieser<br />

Ar<strong>bei</strong>tsgruppe sind bislang die Blockierungen durch die Kationen Cs + , Na + und Tl + untersucht<br />

worden. Hansen et al. (1997) vermuten, daß die unterschiedlichen Effekte durch die<br />

Metallionen alle auf demselben Mechanismus beruhen. Dies ist die Bindung an die gleiche<br />

Stelle im Kanal, wo<strong>bei</strong> die beobachteten Phänomene von der Art <strong>des</strong> blockierenden Ions<br />

abhängen. In allen Fällen wird angenommen, daß dieser Block zu dem im folgenden<br />

beschriebenen <strong>schnellen</strong> Schalten führt.<br />

5.1 Veränderung der Leitfähigkeit durch schnelles Schalten<br />

Fig. 5.1: Darstellung <strong>des</strong> Blocks <strong>bei</strong> unterschiedlichen Blockgeschwindigkeiten (Blunck, 1996).<br />

Permeations- und Gating-Modelle (Hansen et al., 1997) behandeln ganz unterschiedliche<br />

Phänomene. Die Entscheidung, welche Art der Modelle angewendet werden muß, kann<br />

schwierig werden, wenn in der Untersuchung „schnelles Schalten“ (Flickern) auftritt.<br />

Unzureichen<strong>des</strong> <strong>Auflösung</strong>svermögen führt zu Informationsverlust.<br />

In Fig. 5.1 werden Daten mit unterschiedlichen Blockierungsdauern gezeigt. Beim<br />

langsamen Block gibt es keine Änderung <strong>des</strong> Stromniveaus, sondern nur eine Veränderung<br />

der Offenwahrscheinlichkeit im Vergleich zum unblockierten Kanalzustand. Der Verlauf <strong>des</strong><br />

Blocks (Geschlossenzeiten) ist gut erkennbar.


Kapitel 5: Veränderung <strong>des</strong> Schaltverhaltens <strong>bei</strong>m Block durch Metallionen<br />

Beim mittleren Block kann das Auftreten von Bursts erkannt werden. Diese sind kurze<br />

Schließungen (Gaps) innerhalb einer Offenperiode. Es kann zu einer Reduzierung <strong>des</strong><br />

gemessenen (scheinbaren) Stromniveaus durch Mittelung im Tiefpaß <strong>des</strong> Meßsystems führen.<br />

Solange das <strong>Auflösung</strong>svermögen <strong>des</strong> Aufnahmesystems noch ausreicht, hat das<br />

Burstverhalten keine Auswirkungen auf die gemessene Größe der Leitfähigkeit <strong>des</strong><br />

Einzelkanals. Es verändert sich nur das Schaltverhalten. Bei Messungen am whole-cell-<strong>Patch</strong><br />

führen die Effekte von Fig. 5.1a und b auf eine flachere Kennlinie und einen geringeren<br />

Sättigungsstrom. Dies wird durch die Ensemblemittelung über die vielen verschiedenen<br />

Kanäle verursacht. Je weniger Kanäle pro Zeiteinheit geöffnet sind, <strong>des</strong>to weniger Ionen<br />

kommen durch und der resultierende Gesamtstrom pro Zeiteinheit nimmt ab.<br />

In Fig. 5.1c schließlich ist das Schalten so schnell, daß auch in der Einzelkanalmessung<br />

eine Stromreduzierung durch zeitliche Mittelung auftritt. Der Effekt in Fig. 5.1c wird durch<br />

Betrachtung der Antwort <strong>des</strong> Verstärkers <strong>bei</strong> Kanalöffnungen mit unterschiedlichen Längen<br />

(Fig. 5.2) illustriert. Die Daten werden in äquidistanten Zeiten abgetastet. Bei langsamen<br />

Ereignissen (links in Fig. 5.2) erreicht der Großteil der Abtastpunkte den korrekten Wert <strong>des</strong><br />

Einzelkanalstroms. Es werden auch die Dauer und die Anzahl der Ereignisse richtig erkannt.<br />

Wenn die Länge eines Ereignisses kürzer wird, nehmen mehr und mehr Abtastpunkte Werte<br />

an, welche tiefer liegen. Bei der Konstruktion <strong>des</strong> Amplitudenhistogramms dieser Daten<br />

werden die Peaks breiter. Man erhält ein sehr viel stärkeres Rauschen. Die<br />

Amplitudenverteilung wird zur Betaverteilung. Es ist möglich, die <strong>schnellen</strong> Ratenkonstanten<br />

aus diesen Betaverteilungen zu bestimmen (Rießner, 1994; FitzHugh, 1983; Yellen, 1984).<br />

Im Falle <strong>des</strong> <strong>schnellen</strong> Flickerns (rechts in Fig. 5.2) genügt die <strong>Auflösung</strong> <strong>des</strong> Detektors<br />

nicht mehr, um das volle Stromniveau zu erreichen. Es erscheint ein scheinbarer<br />

Unterniveaustrom mit einem Wert, der vom Verhältnis der Offen- und Geschlossenzeiten<br />

abhängig ist. Es wird ein scheinbarer Einzelkanalstrom mit einer kleineren Amplitude<br />

erhalten. Permeations- und Gating-Modelle können <strong>bei</strong> dieser <strong>Auflösung</strong> nicht mehr<br />

unterschieden werden. Bei einer nicht ausreichenden <strong>Auflösung</strong> können <strong>bei</strong>de Modelle zu<br />

einer Reduzierung <strong>des</strong> Einzelkanalstroms führen. In dieser Ar<strong>bei</strong>t soll untersucht werden, ob<br />

eine nicht ausreichende <strong>Auflösung</strong> ein Permeationsmechanismus (Wirkung auf den<br />

Einzelkanalstrom) <strong>bei</strong>m AMFE vortäuscht.<br />

Fig. 5.2: Darstellung der Reduzierung <strong>des</strong> Einzelkanalstroms verursacht durch schnelles Schalten. Die<br />

Kreuze sind die Abtastwerte. „f“ kennzeichnet das volle Niveau und „s“ die scheinbare niedere Leitfähigkeit<br />

(Hansen et al., 1997).<br />

21


Kapitel 5: Veränderung <strong>des</strong> Schaltverhaltens <strong>bei</strong>m Block durch Metallionen<br />

5.2 Reduzierte scheinbare Leitfähigkeit <strong>bei</strong> der Cs + -Blockade <strong>des</strong><br />

K + -Kanals<br />

Es gab bis zu den Messungen von Draber (1994) keine Möglichkeit, den <strong>schnellen</strong><br />

Übergang zwischen den leitfähigen und den durch Cs + blockierten Zuständen <strong>des</strong> Kanals<br />

aufzulösen. Ältere <strong>Untersuchungen</strong> <strong>des</strong> Cs + -Blocks maßen die Cs + -bewirkte Reduzierung nur<br />

an gemittelten Strömen (whole-cell-Messungen) und konnten <strong>des</strong>halb die Funktion <strong>des</strong><br />

Blockes nicht darstellen (Tester, 1988). Klieber und Gradmann (1993) benutzten die Theorie<br />

der Betaverteilung (Rießner, 1994; FitzHugh, 1983; Yellen, 1984), um aus der Verzerrung der<br />

Amplitudenhistogramme die nicht aufgelösten kurzen Blockereignisse als Ursache für die<br />

Abnahme <strong>des</strong> Einzelkanalstroms nachzuweisen. Alle diese <strong>Untersuchungen</strong> konnten die<br />

Reduktion <strong>des</strong> Einzelkanalstroms durch schnelles Schalten zwischen dem blockierten und<br />

unblockierten Zustand nicht abschließend beweisen.<br />

Erst <strong>bei</strong> den Messungen von Draber und Hansen (1994) an Chara corallina in der<br />

excised-patch Konfiguration (Abschnitt 2.2.1) wurde der Blockierungseffekt von Cs + im<br />

Einzelkanalstrom von Kalium-Kanälen, welcher zu einer Abnahme <strong>des</strong> Einzelkanalstroms <strong>bei</strong><br />

einer Abtastrate von 5 kHz im negativen Membranspannungsbereich führte, mit einer<br />

Abtastrate von 100 kHz nicht mehr beobachtet (Fig. 5.3). Der Anti-Aliasingfilter wurde auf 20<br />

kHz erhöht, und es wurde auch ein Higher-Order-Hinkley-Detektor (HOHD) als<br />

Sprungdetektor benutzt (Abschnitt 6.9.2, Schultze und Draber, 1993). Weiterhin wurde noch<br />

eine neue missed-events Korrektur eingeführt (Draber und Schultze, 1994a).<br />

Durch die bessere zeitliche <strong>Auflösung</strong> wurde beobachtet, daß der Einzelkanalstrom <strong>bei</strong>m<br />

Cs + -Block nicht abnimmt, sondern <strong>bei</strong> den niederfrequenten Messungen eine scheinbare<br />

Einzelkanalstromreduktion nur durch einen Tiefpaßeffekt <strong>des</strong> Meßsystems vorgetäuscht<br />

wurde. Bei schnellem Abtasten wurde <strong>bei</strong> dem Einzelkanalstrom kein Unterschied zwischen<br />

dem blockierten und unblockierten Kanalzustand beobachtet (Fig. 5.3). Statt<strong>des</strong>sen zeigte sich<br />

die Blockierung in einer Veränderung der meßbaren Ratenkonstanten.<br />

Fig. 5.3: Strom-Spannungskurven erhalten vom K + -Kanal in Chara in Anwesenheit von Cs + . Es wurde<br />

mit Abtastraten von 5 kHz oder 100 kHz gemessen (Draber und Hansen, 1994, Hansen et al. 1997).<br />

Die Spannungsabhängigkeit der Übergangsratenkonstanten in und aus dem blockierten<br />

Zustand konnte mit den folgenden Gleichungen genähert werden.<br />

22


Kapitel 5: Veränderung <strong>des</strong> Schaltverhaltens <strong>bei</strong>m Block durch Metallionen<br />

k<br />

k<br />

gap−open<br />

open−<br />

gap<br />

= 68.<br />

6s<br />

=<br />

−1<br />

[ Cs<br />

−<br />

43900s 1<br />

⎛<br />

] exp ⎜<br />

⎜−<br />

0.<br />

92<br />

⎝<br />

+<br />

[ Cs<br />

+<br />

eV ⎞<br />

⎟<br />

k BT<br />

⎠<br />

⎛ eV ⎞<br />

] exp ⎜<br />

⎜−<br />

0.<br />

17 ⎟<br />

⎝ k BT<br />

⎠<br />

23<br />

(5.1.a)<br />

(5.1.b)<br />

Hier<strong>bei</strong> haben e, V, T und kB ihre normale Bedeutung.<br />

Die Spannungsabhängigkeit eines Blocks wird häufig mit dem Woodhull-Modell (1973)<br />

beschrieben. Die Ionen diffundieren nach diesem Modell in eine wassergefüllte Pore (Kanal),<br />

in der eine Bindungsstelle existiert. Das blockierende Ion springt über eine Energiebarriere in<br />

diese Bindungsstelle hinein. Die Ratenkonstanten für den Bindungsschritt <strong>des</strong> blockierenden<br />

Ions haben eine Spannungsabhängigkeit entsprechend der Boltzmann Statistik. Für das<br />

Verhältnis der Ratenkonstanten für die Hin- und Rückreaktion gilt die folgende Relation:<br />

k ⎛ ⎞<br />

1 eV<br />

∝exp<br />

⎜<br />

⎜−<br />

d ⎟<br />

k2<br />

⎝ kBT<br />

⎠<br />

(5.2)<br />

Da<strong>bei</strong> ist d der Hin- und Rückweg im elektrischen Feld, den das blockierende Ion in der<br />

Pore durchqueren muß. Das Woodhull-Modell (1973) war nicht in der Lage, die starke<br />

Spannungsabhängigkeit für die Ratenkonstanten (d = 0.92 +0.17 > 1) (Formel 5.2) zu<br />

erklären.<br />

Das Multi-Ion-Single-File-Pore Modell von Hille und Schwarz (1978) wäre theoretisch in<br />

der Lage, durch die zwei Bin<strong>des</strong>tellen in der Membran eine höhere Spannungsabhängigkeit zu<br />

erklären, da die Exponenten der Spannungsabhängigkeit gekoppelter Ionen sich addieren.<br />

Draber und Hansen (1994) argumentieren, daß molekulare Daten (De Biasi et al., 1993) eine<br />

maximale Eindringtiefe <strong>des</strong> blockierenden Ions von maximal 20 % zu lassen. Damit fällt die<br />

Voraussetzung für das Woodhull-Modell (1973) und auch die Ergänzung durch das Hille-<br />

Schwarz-Modell (1978) fort.<br />

Weiterhin spricht gegen das Hille-Schwarz-Modell, daß es die von Draber et al. (1991)<br />

gemessene Wirkung <strong>des</strong> AMFEs nicht erklären kann (Abschnitt 3.1.2).<br />

5.3 Der Na + -Effekt <strong>bei</strong>m K + -Kanal und der Nachweis <strong>des</strong><br />

<strong>schnellen</strong> <strong>Schaltens</strong> in Chara<br />

Bertl (1989) untersuchte den Einfluß <strong>des</strong> Natriums auf den Block <strong>des</strong> Kaliumkanals im<br />

Tonoplasten von Chara corallina. Dort betrug die Abtastrate 5 kHz gekoppelt mit einem<br />

Anti-Aliasingfilter von 1 kHz. Wie <strong>bei</strong> Cs + -Ionen tritt <strong>bei</strong> Na + -Ionen in der Lösung <strong>bei</strong><br />

Raumtemperatur eine Reduktion der scheinbaren Einzelkanalleitfähigkeit auf. Die Idee ist wie<br />

<strong>bei</strong> Cs + , daß das unzureichende <strong>Auflösung</strong>svermögen für die scheinbare Reduktion <strong>des</strong><br />

Einzelkanalstroms verantwortlich ist. Der Nachweis im Falle <strong>des</strong> Na + gestaltete sich aber<br />

schwieriger, da trotz der <strong>schnellen</strong> Abtastraten von 200 kHz und einem Anti-Aliasingfilter<br />

von 50 kHz <strong>bei</strong> Blunck (1996) die Reduktion <strong>des</strong> Einzelkanalstroms beobachtet werden<br />

konnte. Weil das Öffnen und Schließen der Kanäle auf einer Konformationsänderung im<br />

Protein beruht, kann man durch Temperatursenkung die Geschwindigkeit der Übergänge<br />

verringern. Dadurch reicht die <strong>Auflösung</strong> aus, und man ist in der Lage, die unterschiedlichen<br />

Zustände miteinander zu vergleichen.


Kapitel 5: Veränderung <strong>des</strong> Schaltverhaltens <strong>bei</strong>m Block durch Metallionen<br />

Blunck (1996) reduzierte die Temperatur im blockierten und unblockierten Zustand und<br />

bestimmte den Einzelkanalstrom. Bei Temperaturverringerung sank der Einzelkanalstrom <strong>des</strong><br />

unblockierten Kanals. Dies war nicht unerwartet, denn es gab schon entsprechende<br />

Messungen von Zanello und Barrantes (1994).<br />

Das Besondere lag im Verhalten der Blockierung <strong>des</strong> Kanals mit Natrium <strong>bei</strong><br />

Temperaturreduzierung. Der Einzelkanalstrom nahm teilweise zu oder veränderte sich sehr<br />

wenig. Bei einer Temperatur von 8 °C konvergierten die Werte der Einzelkanalströme<br />

(Blunck, 1996) <strong>des</strong> blockierten und unblockierten Kanals (Fig. 5.4).<br />

Fig. 5.4: Temperaturabhängigkeit <strong>des</strong> Einzelkanalstroms im blockierten (Quadrate) und unblockierten<br />

(Kreise) Zustand (Blunck, 1996).<br />

Die Konvergenz <strong>des</strong> Einzelkanalstroms <strong>bei</strong> 8 °C war eine Unterstützung für die<br />

Hypothese <strong>des</strong> <strong>schnellen</strong> <strong>Schaltens</strong>. Die <strong>Auflösung</strong> wird durch die Verlangsamung <strong>des</strong><br />

<strong>Schaltens</strong> <strong>bei</strong> tieferer Temperatur besser und der Detektor erreicht das volle Niveau (Fig. 5.2).<br />

Die scheinbare Konstanz <strong>des</strong> Einzelkanalstroms <strong>des</strong> blockierten Kanals entsteht aus der<br />

gegenseitigen Kompensation von besserer Detektierbarkeit und normaler<br />

Leitfähigkeitsabnahme mit der Temperatur.<br />

Blunck (1996) verglich drei unterschiedliche Markov-Modelle, um die Vorgänge in dem<br />

Kanal zu betrachten. Dies geschah mit dem Target-Fit (Abschnitt 7.3.1 und 7.3.2). Die<br />

gewählten Modelle waren:<br />

C⇔O⇔ G<br />

C⇔G⇔ O<br />

O⇔C⇔S Hier<strong>bei</strong> bedeutet: O: langer Offenzustand, S: kurzer Offenzustand C: langer<br />

Geschlossenzustand, G: kurzer Geschlossenzustand.<br />

Bluncks-Hauptinteresse (1996) war das COG-Markov-Modell, da dies in den<br />

früheren Modellierungen (Draber und Hansen, 1994; Bertl et al. 1992a, 1993) der<br />

24


Kapitel 5: Veränderung <strong>des</strong> Schaltverhaltens <strong>bei</strong>m Block durch Metallionen<br />

experimentellen Daten benutzt worden war. Blunck (1996) betrachtete die Ratenkonstanten<br />

<strong>des</strong> gewählten COG-Markov-Modells. In der Tabelle 5.1 wurden diese<br />

Ratenkonstanten <strong>bei</strong> 20 °C und 10 °C miteinander verglichen. Die schnelle Ratenkonstante in<br />

diesem Zustandmodell war kGO.<br />

K + + Na +<br />

K + + Na +<br />

K +<br />

K +<br />

T / °C kCO / Hz kOC / Hz kOG / Hz kGO / Hz<br />

10 50 25 100 1300<br />

20 150 150 370 3300<br />

10 50 15 60 850<br />

20 150 75 100 1350<br />

Tabelle 5.1: Vergleich der Ratenkonstanten <strong>des</strong> COG-Modells für den blockierten und<br />

unblockierten Zustand <strong>bei</strong> 20 °C und 10 °C (Blunck, 1996).<br />

Blunck (1996) konzentrierte sich nur auf die schnelle Ratenkonstante kGO und ist davon<br />

ausgegangen, daß die anderen Übergangskonstanten (kCO, kOC und kOG) keinen Unterschied im<br />

blockierten und unblockierten Zustand zeigen. Die kGO Ratenkonstante <strong>bei</strong> 20 °C<br />

unterscheidet sich sehr deutlich <strong>bei</strong>m blockierten und <strong>bei</strong>m unblockierten Zustand. Diese<br />

Ratenkonstante wird geringer durch Temperatursenkung, und <strong>bei</strong> 10 °C gleichen die Werte<br />

sich für den blockierten und unblockierten Zustand an. Blunck (1996) ging davon aus, daß die<br />

Ratenkonstante kGO im blockierten Zustand verantwortlich für das schnelle Schalten und<br />

somit auch verantwortlich für die nicht ausreichende <strong>Auflösung</strong> der <strong>schnellen</strong> Übergänge <strong>bei</strong><br />

Raumtemperatur ist.<br />

Blunck (1996) benutzte auch ein weiteres Markov-Modell und fand, daß das<br />

OCS-Modell eine bessere Anpassung für die offen Dwell-Time-Histogramme zeigte.<br />

Das Modell COG war außerdem nicht in der Lage, in langsamen Bereichen die<br />

experimentiellen Daten <strong>des</strong> Open-Dwell-Time-Histogramms zu beschreiben. Blunck (1996)<br />

ist davon ausgegangen, daß das COG-Modell die <strong>bei</strong>den Offenzustände mit einer<br />

kleinen Abweichungen zusammenfassen kann. Es deutet sich an, daß im wahren Modell die<br />

<strong>bei</strong>den Offenzustände zwei benachbarte Zustände sind. Die Existenz zweier Offenzustände<br />

stimmten mit den Beobachtungen der Ergebnisse von Tyerman (1992), Laver und Walker<br />

(1991), Laver (1992) und Albertsen (1994) überein. Tyerman (1992) hatte schon das Modell<br />

COOC vorgeschlagen. Albertsen (1994) meinte, daß einer der <strong>bei</strong>den<br />

Offenzustände in einen Sublevel übergeht. Beim <strong>schnellen</strong> Schalten kann durch Summierung<br />

über die <strong>schnellen</strong> Schaltvorgänge <strong>bei</strong> nicht ausreichendem zeitlichen <strong>Auflösung</strong>svermögen<br />

(Fig. 5.2) ein Offenzustand in einen Sublevel übergehen. So kann der Kanal zwischen einem<br />

<strong>schnellen</strong> (GS) und einem langsameren Schaltvorgang (CO) wechseln. Blunck (1996)<br />

hat das folgende Modell vorgeschlagen:<br />

G⇔S<br />

⇔O⇔C<br />

!<br />

C<br />

2<br />

Das OGC-Modell, das von Zanello und Barrantes (1994) vorgeschlagen wurde,<br />

hat <strong>bei</strong> Blunck (1996) zu keinen zufriedenstellenden Ergebnissen geführt. Die theoretische<br />

Kurve hat sich nicht den Meßdaten angepaßt. Es traten negative Ratenkonstanten auf. In den<br />

25<br />

1


Kapitel 5: Veränderung <strong>des</strong> Schaltverhaltens <strong>bei</strong>m Block durch Metallionen<br />

wenigen Fällen, <strong>bei</strong> denen gute Anpassung erfolgte, war der kurze Geschlossenzustand am<br />

Ende der Kette (GCO).<br />

Der Grund für die obigen widersprüchlichen Ergebnisse wird in dem folgenden Kapitel 7<br />

deutlich: Es ist min<strong>des</strong>tens ein 5-Zustandsmodell notwendig, um den K + -Kanal in Chara zu<br />

beschreiben. Die oben genannten Autoren verfügten aber noch nicht über geeignete Software<br />

um 5-Zustandsmodelle an die Daten zu fitten und mußten <strong>des</strong>halb die genannten<br />

Kompromisse eingehen.<br />

26


6 Experimenteller Aufbau und Methoden<br />

6.1 Der Aufbau<br />

Der Versuchsaufbau wurde bereits von Albertsen (1992), Draber (1994), Blunck (1996)<br />

und Sutter (1996) benutzt. Er steht in einem Faraday-Käfig, da die Messungen sehr<br />

empfindlich gegenüber Störsignalen sind (Fig. 6.1). Ein Charakteristikum der <strong>Patch</strong>-<strong>Clamp</strong>-<br />

Technik ist die extreme Empfindlichkeit <strong>des</strong> Strom-Spannungswandlers, mit <strong>des</strong>sen Hilfe<br />

kleine elektrische Ströme gemessen werden können.<br />

Diese kleinen Signale werden leicht vom elektrischen Hintergrundrauschen überlagert. Es<br />

wird versucht, das Signal-Rausch-Verhältnis zu optimieren. Eine der wesentlichen Störquellen<br />

ist die Einstreuung <strong>des</strong> elektromagnetischen Wechselfel<strong>des</strong> (öffentliches Spannungsnetz).<br />

Diese Störung wird durch den Faraday-Käfig stark reduziert (Fig. 6.1). Die Geräte innerhalb<br />

<strong>des</strong> Käfigs werden mit Gleichstrom (±15 V) betrieben. Die Netzgeräte dafür stehen außerhalb<br />

<strong>des</strong> Käfigs (links in Fig. 6.1). Je<strong>des</strong> einzelne Gerät sowie der gesamte Meßaufbau werden an<br />

einem zentralen Punkt geerdet. Alle Leitungen, die eine Verbindung vom Innenraum zum<br />

Außenraum <strong>des</strong> Faraday-Käfigs haben, werden abgeschirmt, und die dazugehörigen Geräte<br />

geerdet.<br />

Das inverse Mikroskop und der Meßaufbau stehen auf einem luftgelagerten Tisch (Mitte<br />

in Fig. 6.1), um mechanische Erschütterungen von außen (z.B. Schritte oder Schließen von<br />

Türen) abzuschirmen. Sehr niederfrequente Schwingungen dämpft zusätzlich eine extrem<br />

schwere Tischplatte.<br />

Die Meßkammer liegt auf einem Objekttisch, in die gekühlte Flüssigkeit mit Hilfe einer<br />

Pumpe (unten rechts in Fig. 6.1) hineinfließt. Der Objekttisch kann mit einem<br />

Mikromanipulator (Fig. 6.1, Micro Control, Frankreich) in zwei Richtungen (vorwärtsrückwärts,<br />

rechts-links) bewegt werden. Der Pipettenhalter (Fig. 6.1) ist auf einem dreidimensionalen<br />

Manipulator befestigt. Für die grobe Positionierung <strong>des</strong> Pipettenmanipulators<br />

steht noch ein zweidimensionaler Mikromanipulator zur Verfügung, weil für das Aufsetzen<br />

der Pipette auf die Membran der dreidimensionale Manipulator aufgrund seiner hohen<br />

Genauigkeit einen zu engen Einstellbereich hat.<br />

Das Licht zur Kontrolle <strong>des</strong> <strong>Patch</strong>vorgangs wurde von einer Halogenlampe HLX 64634<br />

(Osram) von oben eingestrahlt (oben in Fig. 6.1).


Kapitel 6: Experimenteller Aufbau und Methoden<br />

Fig. 6.1: Meßaufbau.<br />

6.2 Meßkammer<br />

Die Meßkammer besteht aus einem Plexiglasblock (Fig. 6.2) mit einer schmalen Rinne<br />

(Länge 25 mm, Breite 4 mm, Tiefe 3 mm). In der Rinne befinden sich die Lösung und die<br />

Vesikel, die gepatcht werden sollen. Der Boden besteht aus Glas, da die Vesikel an Glas<br />

haften. Durch die Haftung rollen sie <strong>bei</strong>m Andocken der <strong>Patch</strong>elektrode nicht weg. Auf<br />

<strong>bei</strong>den Seiten der Meßkammer gibt es Schlauchanschlüsse, durch die die Lösung hinein- und<br />

hinaus-fließen kann. Die Lösung in der Rinne wird mit einer seitlichen Kammer (GND)<br />

elektrolytisch verbunden. In diese Seitenkammer taucht die Erdelektrode.<br />

Fig. 6.2: Meßkammer.<br />

28


Kapitel 6: Experimenteller Aufbau und Methoden<br />

6.3 Bear<strong>bei</strong>ten und Ziehen der Pipetten<br />

Die <strong>Patch</strong>pipette ist bereits in Fig. 2.4 vorgestellt worden. Für die Durchführung der<br />

Versuche werden als erstes die Pipetten bereitgestellt. Von den 1 m langen Glasröhrchen<br />

(Firma Hilgenberg, Malsfeld) werden ca. 7 cm abgesägt und mit Sigmacot (Sigma,<br />

Deisenhofen) von innen mit einer Spritze beschichtet. Diese Behandlung schirmt die<br />

Oberflächenladung ab. Hierdurch wird auch das Rauschen vermindert (Keunecke, 1995) und<br />

die sogenannte Ω-Bildung (Einkriechen <strong>des</strong> <strong>Patch</strong>es in die Pipette) verhindert, welche die<br />

Lebensdauer eines <strong>Patch</strong>es verringert. Anschließend werden die Glasröhrchen zwei Tage lang<br />

unter dem Abzug getrocknet, damit das nicht gebundene Sigmacot verdampft. Es wird wegen<br />

der Giftigkeit <strong>des</strong> Sigmacots unter dem Abzug mit Handschuhen gear<strong>bei</strong>tet.<br />

Die Pipetten werden am Tag der Versuchsdurchführung mit einem speziellen<br />

Mikroelektrodenziehgerät L/M-3P-A (List, Darmstadt) ausgezogen. Das Glasröhrchen wird in<br />

die Ziehvorrichtung eingespannt und mit einem Gewicht belastet. Die Mitte <strong>des</strong> Röhrchens<br />

umgibt eine Heizspule mit einstellbarem Heizstrom. Durch die Hitze schmilzt das<br />

Glasröhrchen und wird in die Länge gezogen. Der Pipettenziehvorgang besteht aus zwei<br />

Stufen. In der zweiten Stufe wird das Glasröhrchen abgerissen und es entstehen zwei Pipetten<br />

mit einem Öffnungsdurchmesser von etwa 1 µm.<br />

Die Pipetten verschmutzen sehr schnell an der Spitze. An einer verschmutzten Pipette<br />

bilden sich keine Seals. Deshalb wurden sie abgedeckt und in einem staubfreien Gehäuse<br />

aufbewahrt.<br />

Die Pipetten werden anschließend poliert, um durch die dadurch entstandene glattere<br />

Oberfläche eine bessere Haftung zwischen Pipettenspitze und Membran zu erreichen. Dazu<br />

wird die Pipettenspitze vor einem glühenden Draht unter einem Mikroskop angeschmolzen.<br />

Der Draht ist mit Glas beschichtet, damit keine Ionen emittiert werden, die die Pipettenspitze<br />

verschmutzen könnten.<br />

6.4 Erd- und Pipettenelektrode<br />

Für die Herstellung der Erdelektrode (Fig. 6.2) wird zuerst eine Lösung aus 250 mM<br />

KNO3 , 5 mM Ca(NO3)2 und 3% Agar-Agar aufgekocht. Die Elektrodenlösung darf keinen<br />

großen Einfluß auf die Lösung in der Meßkammer haben. Das Agar-Agar unterbindet <strong>des</strong>halb<br />

den Ausfluß der Lösung aus der Erdelektrode. Die gekochte Lösung wird in eine<br />

Pasteurpipette gegeben und abgekühlt. Er wird darauf geachtet, daß sich keine Luftbläschen<br />

bilden, damit durchgehende Leitung gewährleistet ist. Sie wird über Nacht gekühlt, und am<br />

nächsten Tag wird ein chlorierter Silberdraht (Ag/AgCl; ∅=1mm) bis zur Hälfte in die<br />

Pasteurpipette gesetzt. Die Chlorierung führt dazu, daß der Draht nicht polarisierbar wird. Die<br />

<strong>Patch</strong>pipette muß eine elektrische Verbindung von der Membran zum<br />

Stromspannungswandler bilden. Dazu wird sie in der vorderen Hälfte mit einer Salzlösung<br />

(250 mM KCl + 5 mM Ca(Cl)2) gefüllt. In die Salzlösung taucht ein chlorierter Silberdraht als<br />

nicht polarisierbare Elektrode, der mit einem Ende an einen BNC-Stecker gelötet ist. Dieser<br />

kann direkt auf den <strong>Patch</strong>verstärker aufgesteckt werden.<br />

29


Kapitel 6: Experimenteller Aufbau und Methoden<br />

6.5 Der <strong>Patch</strong>-<strong>Clamp</strong> Verstärker<br />

Der <strong>Patch</strong>-<strong>Clamp</strong>-Verstärker besteht aus einem Strom-Spannungswandler, der das<br />

Stromsignal der Pipette mißt und als Spannung ausgibt, und dem Nachverstärker, der das<br />

Signal verstärkt und filtert. Der Strom-Spannungswandler steht stabil und erschütterungsfrei<br />

auf dem Pipettenmanipulator nahe der Meßkammer.<br />

Die Ströme, die die Membran durchfließen, liegen im Bereich einiger Picoampere.<br />

Deshalb muß ein sehr empfindlicher Strom-Spannungskonverter mit hoher Bandbreite benutzt<br />

werden. Eines der Standardgeräte ist der L/M-EPC7 (List, Darmstadt) mit einer Bandbreite<br />

von 100 kHz und <strong>bei</strong> einem Rückkopplungswiderstand Rf von 10 GΩ.<br />

In Fig. 6.3 ist ein vereinfachtes Schaltbild <strong>des</strong> <strong>Patch</strong>verstärkers dargestellt. Der OP regelt<br />

den Unterschied zwischen Upip und Usoll auf Null. Das geschieht so, daß die Differenz der<br />

Eingangsspannungen extrem verstärkt wird. Es entsteht zwischen Punkt 1 und Punkt 2 ein<br />

Spannungsunterschied, so daß durch Rf ein Strom mit einer Spannung von Uf = Rf I fließt.<br />

Dieser Strom fließt in der Pipette und nicht in den OPA (OPA hat einen unendlich hohen<br />

Eingangswiderstand). Der Strom ändert das Potential an Punkt 1 (Upip), bis die<br />

Eingangsspannungen gleich sind. Die Spannung am Punkt 1 ist gleich der Pipetten- bzw.<br />

Membranspannung, da der Spannungsabfall über der Pipette vernachlässigt wird. Die<br />

Abweichung zwischen der Pipettenspannung und der Sollspannung wird ausgeglichen. Die<br />

Spannung über Rf ist proportional zum Strom in der Pipette. Usoll wird vom zweiten<br />

Operationsverstärker abgezogen. Das Signal geht von dort zum Nachverstärker.<br />

Der Stromspannungswandler verursacht Rauschen, das im Allgemeinen aber keine Rolle<br />

spielt, da der entscheidene Beitrag <strong>des</strong> Rauschens durch die Pipette (Keunecke, 1995)<br />

entsteht.<br />

Fig. 6.3: Vereinfachtes Schaltbild eines <strong>Patch</strong>-<strong>Clamp</strong>-Verstärkers.<br />

Das Signal wird vom Verstärker zu einem 8-poliges Besselfilter außerhalb <strong>des</strong> Faraday-<br />

Käfigs weitergeleitet. Es dient als Anti-Aliasingfilter für die Datenerfassung. Der digitale<br />

Besselfilter wird mit einer ±5 V Rechteckspannung getaktet (Albertsen, 1992). Die<br />

Abknickfrequenz ist 1/65 der Taktfrequenz. Sie betrug <strong>bei</strong> dieser Messung 25 kHz. Das<br />

30


Kapitel 6: Experimenteller Aufbau und Methoden<br />

Ausgangssignal <strong>des</strong> Besselfilters wird dann an einen digitalen Signal-Prozessor weitergeleitet<br />

(Dalanco Spry). Dieses Board kann das Signal bis zu 200 kHz abtasten. Es war <strong>bei</strong> den in<br />

dieser Ar<strong>bei</strong>t durchgeführten Messungen auf 100 kHz eingestellt. Durch das 25-kHz Filter<br />

kam es nicht zu einem Verstoß gegen das Abtasttheorem.<br />

Die Daten werden per Knopfdruck durch das Aufnahmeprogramm „Sample“ auf die<br />

Festplatte eines PC’s (486DX66) gespeichert. Es werden <strong>bei</strong> verschiedenen Spannungen<br />

Aufnahmen gemacht. Die Dauer jeder Aufnahme betrug 20 Sekunden. Je länger die Meßzeit<br />

ist, <strong>des</strong>to kleiner ist die Streuung der Dwell-Time Histogramme, aber <strong>des</strong>to kleiner wird die<br />

Wahrscheinlichkeit, daß das Gigaseal überlebt, besonders <strong>bei</strong> hoher Haltespannung. In dem<br />

Aufnahmeprogramm werden die Samplefrequenz, der Dateiname und die Länge <strong>des</strong> Meßfiles<br />

dokumentiert. Nach der Auswertung werden die Files auf eine CD gebrannt.<br />

6.6 Das <strong>Patch</strong>en<br />

Aus einem Anzuchtbecken werden die Algen Chara corallina entnommen, und die<br />

Radialzellen werden von den Internodialzellen entfernt. Die Internodialzellen der Alge werden<br />

dann für die Vorbereitung <strong>des</strong> Versuchs, nachdem sie 10 Minuten getrocknet worden sind,<br />

aufgeschnitten, und der Zellinhalt wird vorsichtig mit zwei Fingern in der Lösung der<br />

Meßkammer ausgedrückt. Es bilden sich Vesikel (Tröpfchen), die am Boden der Rinne der<br />

Meßkammer haften. Je kleiner die Krümmung der Vesikeloberfläche, <strong>des</strong>to größer ist die<br />

Wahrscheinlichkeit einer Bildung <strong>des</strong> Gigaseals. Da die Vesikel einen Durchmesser um die 50<br />

µm haben, wird ein invertieren<strong>des</strong> Mikroskop (Zeiss ID02) mit einem Objektiv von 5×, 10×<br />

und 20× benutzt.<br />

Danach wird die Pipette auf den Halter gesteckt und in die Lösung getaucht. Mit dem<br />

Mund wird über einen seitlich angebrachten Schlauch ein Überdruck erzeugt. Durch diesen<br />

Überdruck wird der Schmutz an der Oberfläche weggeblasen, so daß die Pipettenspitze <strong>bei</strong>m<br />

Durchfahren der Lösung nicht durch herumschwimmende Tropfentrümmer verunreinigt wird.<br />

Bei eingetauchter Pipette wird der Offsetstrom im EPC7-Verstärker (Abschnitt 6.5) auf Null<br />

kompensiert. Dann folgt das Anlegen einer Rechteckspannung für die Kontrolle <strong>des</strong><br />

Sealvorganges. Der von ihr erzeugte Strom wird kleiner, wenn das Seal die Pipette<br />

verschließt. Die Pipette wird mit Hilfe <strong>des</strong> Mikromanipulators in die Nähe <strong>des</strong> Vesikels<br />

gebracht. Die Pipette wird schräg bis senkrecht von oben auf das Vesikel zu bewegt. Es wird<br />

kurz vor Berührung der Membran ein leichter Unterdruck erzeugt, so daß das Vesikel an die<br />

Pipette herangezogen wird. Am Oszillographen wird beobachtet, daß <strong>bei</strong> Sealbildung der<br />

rechteckige Pipettenstrom zusammenschrumpft. Bei einem hieraus ermittelten Widerstand im<br />

Giga-Ohm-Bereich ist die Verbindung zwischen dem Glasrand der Pipettenöffnung und der<br />

Membran fest. Man spricht von einem Gigaseal. Die Pipette wird dann ruckartig<br />

zurückbewegt und es bildet sich ein „excised <strong>Patch</strong>“. Das am Pipettenmund klebende<br />

Membranstück (<strong>Patch</strong>) wird aus der Zelle herausgerissen (Abschnitt 2.2.1). Danach wird der<br />

<strong>Patch</strong> dicht unter die Oberfläche gebracht und somit das Rauschen reduziert (Keunecke,<br />

1995). Der kapazitive Rauschstrom fließt hauptsächlich durch die Kapazität der benutzten<br />

Pipettenwand. Somit ist das Rauschen sehr stark von der Eintauchtiefe <strong>des</strong> <strong>Patch</strong>es abhängig.<br />

Das Rauschen nimmt <strong>bei</strong> einer Eintauchtiefe von 20 µm um den Faktor 2.2 ± 0.5 ab<br />

(Keunecke, 1995). Dann wird die Aufnahme durch den Rechner außerhalb <strong>des</strong> Faraday-Käfigs<br />

über eine Fernbedienung von innen gestartet. Vorher wird noch die Empfindlichkeit <strong>des</strong><br />

Verstärkers auf 100 mV/pA erhöht.<br />

31


Kapitel 6: Experimenteller Aufbau und Methoden<br />

Die Abfolge der Messung war meist so, daß zuerst die Messung <strong>bei</strong> Raumtemperatur<br />

durchgeführt, dann die Platte gekühlt und schließlich nach zwanzig Minuten die Messung <strong>bei</strong><br />

7°C durchgeführt wurde.<br />

6.7 Die Kühlung<br />

Die Kühlung spielt eine tragende Rolle in dieser Ar<strong>bei</strong>t, da versucht werden soll, <strong>bei</strong><br />

tiefen Temperaturen die hypothetischen Schaltprozesse so weit zu verlangsamen, daß sie einer<br />

direkten Beobachtung zugänglich werden.<br />

Der Tauchkühler und die Pumpe für den Kühlkreislauf (Fig. 6.1) wird während der<br />

Messung nicht in Betrieb genommen und führt dadurch nicht zu Störungen. Um die Messung<br />

auch <strong>bei</strong> tieferer Temperatur durchzuführen, wird vorausgesetzt, daß die Badlösung schnell<br />

abgekühlt wird, die Temperaturschwankung gering gehalten wird und keine zusätzlichen<br />

Störungen entstehen. Diese Voraussetzungen lassen sich am einfachsten durch die direkte<br />

Abkühlung <strong>des</strong> Objekttisches erfüllen. Die Kühldauer betrug 20 min. Dadurch wurde der<br />

Wunsch nach einer <strong>schnellen</strong> Kühlung nicht ganz erfüllt, aber die meisten Seals hatten eine<br />

Lebensdauer von mehr als 30 min. Der entscheidende Vorteil war jedoch, daß der Seal nicht<br />

unter mechanischer Belastung stand. Die Methode <strong>des</strong> Lösungsaustauschkreislaufs mit der<br />

Mikropumpe zur Kühlung der Lösung (Blunck, 1996) hatte den großen Nachteil, daß der Seal<br />

sehr häufig durch die mechanische Belastung <strong>bei</strong>m Lösungsaustausch zusammenbrach. Im<br />

Gegensatz zu Bluncks Kühlplatte war die Meßkammer (Abschnitt 6.2) nicht nur auf der Platte<br />

montiert, sondern wurde von der Platte auf allen Seiten eingeschlossen Der Objekttisch war<br />

während der gesamten Meßdauer auf die tiefe Temperatur gekühlt. So war die Meßtemperatur<br />

während der gesamten Aufnahme einer Zeitreihe konstant.<br />

6.8 Temperaturmessung und Probleme durch die Kühlung<br />

Die Temperatur wurde mit einem NTC-Thermometer gemessen. Der größte Vorteil<br />

dieses Thermometers war, daß es eine kleine Spitze hatte und somit in die schmale Rinne der<br />

Meßkammer paßte. Es zeigte die Temperatur mit einer Abweichung von ±0.5 °C.<br />

Da sich nur der Objekttisch abkühlte und die Umgebung <strong>des</strong> Meßaufbaus sich weiterhin<br />

in Raumtemperatur befand, traten folgende Probleme auf: An Teilen der Meßapparatur,<br />

besonders der Meßkammer und an der Erdelektrode kondensierte Wasser. Es entstanden<br />

dadurch Kriechströme an der Meßkammer und Erdelektrode zu den Metallteilen <strong>des</strong> Aufbaus<br />

oder <strong>des</strong> Drahtanschlusses. Die Offsetspannung änderte sich und konnte nicht mehr<br />

kompensiert werden. Durch das Kondenswasser am Objektiv konnte weder die Spitze der<br />

Pipette beobachtet werden, noch konnte man die Bewegung der Pipette an die Oberfläche der<br />

Lösung kontrollieren.<br />

Die Meßkammer und ein Teil <strong>des</strong> Objekttisches wurden <strong>des</strong>halb mit Siliconöl<br />

eingerieben. Dies ergab eine sehr gute Isolation der Meßkammer. Außerdem wurden<br />

Exsikkationsperlen in Teebeuteln rund um die Meßkammer gelegt, damit nur getrocknete Luft<br />

die Meßkammer erreicht. Diese Trockenperlen wurden ein- bis zweimal am Tag ausgetauscht<br />

und verloren ihre Feuchtigkeit in einem Trockenofen (100 °C, 6 h) wieder.<br />

32


Kapitel 6: Experimenteller Aufbau und Methoden<br />

6.9 Auswerteprogramm<br />

In Fig. 6.4 ist eine Zeitreihe der Grünalge Chara corallina mit Tl + -haltiger Lösung <strong>bei</strong><br />

Raumtemperatur dargestellt. Die Zeitreihe ist <strong>bei</strong> einer Haltespannung von -80 mV<br />

aufgenommen worden. Es werden drei unterschiedliche Niveaus erkannt. Das obere Niveau<br />

ist das Nullniveau, <strong>bei</strong> dem alle Kanäle geschlossen sind. Diese Zeitreihe besteht aus zwei<br />

gleichartigen Kanälen mit je einem Einzelkanalstrom von -3.3 pA. Das Rauschen beträgt ± 1.2<br />

pA. Auf der linken Seite von Fig. 6.4 ist das Schalten der <strong>bei</strong>den Kanäle deutlich erkennbar,<br />

und auf der rechten Seite von Fig. 6.4 wird festgestellt, daß die Kanäle für eine längere Zeit<br />

geschlossen bleiben. Diese Phasen, in denen der Kanal hauptsächlich geschlossen ist, werden<br />

in vielen Zeitreihen beobachtet. Diese langen geschlossenen Zustände werden dann durch<br />

kurze Offenereignisse unterbrochen (die ersten <strong>bei</strong>den Offenereignisse von der rechten Seite<br />

der Fig. 6.4).<br />

Die <strong>schnellen</strong> Ereignisse (Bursts) werden besonders deutlich, wenn <strong>bei</strong>de Kanäle offen<br />

sind. Es wird sichtbar, daß besonders <strong>bei</strong> zwei offenen Kanälen der Offenzustand durch<br />

schnelle Folgen von sehr kurzen Geschlossenzustände (Gaps) <strong>des</strong> einen Kanals unterbrochen<br />

werden. Einige Burst sind teilweise nicht gut erkennbar und die Gaps erreichen die Nullinie<br />

nicht mehr. Dies wird in gewissen Bereichen von Fig. 6.4 erkannt. Dieses Verhalten deutet auf<br />

ein schnelles Schalten hin, in dem die Offenereignisse nur für eine kurze Zeit existieren.<br />

Wie man solche Zeitreihen behandelt und weiter auswertet, wird im folgenden Abschnitt<br />

und im Kapitel 7 erläutert.<br />

Fig. 6.4: Ein typischer Zeitverlauf <strong>des</strong> Einzelkanalstromes in einer gemischten Lösung aus K + - und Tl + -<br />

Ionen <strong>bei</strong> Raumtemperatur und Vhold = -80 mV. Die Gesamtkonzentration ist 250 mM (230 mM KNO3 +20 mM<br />

TlNO3). Der Einzelkanalstrom ist mit 100 kHz abgetastet und mit 25 kHz gefiltert. Die hellen Linien sind<br />

Cursoreinstellungen.<br />

6.9.1 Bestimmung von Kanalzahl, Niveaus und Standardabweichung<br />

Für die Auswertung der Zeitreihe (Fig. 6.4) wird das Programm „day“ (Kirst, 1996)<br />

benutzt. Es werden zuerst die Stromniveaus und das Rauschen bestimmt. Das Programm<br />

bietet zwei Möglichkeiten, die Einzelkanalstromniveaus zu ermitteln. Erstens besteht die<br />

Möglichkeit, daß die gesamte oder nur ein Abschnitt der Zeitreihe betrachtet wird. Es wird ein<br />

Abschnitt gewählt, in dem das Schalten gut erkennbar ist (Fig. 6.4). Die Niveaus werden nun<br />

mit dem Cursor von Hand eingestellt. Danach wird die Zeitreihe als Amplitudenhistogramm<br />

dargestellt und das Rauschen bestimmt (Fig 7.3). Im Amplitudenhistogramm können die<br />

33


Kapitel 6: Experimenteller Aufbau und Methoden<br />

Niveaus auch mit einem Simplex nachgefittet werden. Hierzu muß die Anzahl der Kanäle<br />

bekannt sein, und es besteht die Möglichkeit, daß sich der Fit <strong>bei</strong> schlechten Startwerten<br />

verläuft. Daher wird die erste Methode (Fit-by-eye) vorgezogen, und dann im<br />

Amplitudenhistogramm mit diesen Startwerten und mit dem Simplex (entwickelt von Nedler<br />

und Mead, 1965; als Programm dargestellt von Caceci und Cacheris, 1984) verifiziert. Die<br />

Nachkorrektur durch das Fitten ist zumeist sehr gering. Nachdem die Niveaus, ihre Anzahl<br />

und die Standardabweichung bestimmt worden sind, wird die Zeitreihe durch den Hinkley-<br />

Detektor ausgewertet (Abschnitt 6.9.2). Das ergibt die idealisierte Zeitreihe, die für die<br />

Erstellung der Verweildauerhistogramme benötigt wird (Fig. 7.6, 7.7 und 7.8).<br />

6.9.2 Die Rekonstruktion der Zeitreihe mit dem Hinkley-Detektor<br />

Um die biophysikalischen Mechanismen <strong>des</strong> Schaltverhaltens eines Kanals mit Markov-<br />

Modellen (Abschnitt 4.1) beschreiben zu können, muß mit Hilfe eines Algorithmus aus der<br />

verrauschten Zeitreihe <strong>des</strong> Stroms durch die Membran (Fig. 6.4) eine ideale Zeitreihe (ohne<br />

Rauschen) möglichst fehlerfrei rekonstruiert werden.<br />

Der am häufigsten verwendete Algorithmus ist ein Tiefpaßfilter mit nachfolgendem<br />

Schwellenwertdetektor, der für die Detektion eines Sprunges auf die halbe Sprunghöhe<br />

eingestellt ist. Schultze und Draber (1993) führten den Hinkley-Detektor erster und höherer<br />

Ordnung mit einem besseren <strong>Auflösung</strong>svermögen in die <strong>Patch</strong>-<strong>Clamp</strong>-Analyse ein. Dies ist<br />

für diese Ar<strong>bei</strong>t eine entscheidende Voraussetzung, um den Nachweis der <strong>schnellen</strong><br />

Schaltvorgänge <strong>bei</strong>m anomalen Molfraktionseffekt (Kapitel 3) mit Thallium im Kaliumkanal<br />

zu erbringen. Somit wird der Hinkley-Detektor für diese Ar<strong>bei</strong>t benutzt (Fig. 6.4).<br />

Der Hinkley-Detektor benötigt wie alle anderen Detektoren für die Detektion eines<br />

Sprunges zwischen zwei Niveaus die Anzahl und die Lage der Stromniveaus. Diese werden<br />

mit Hilfe <strong>des</strong> Programms „day“ entweder aus dem Amplitudenhistogramm oder direkt durch<br />

die visuelle Inspektion der Zeitreihe (Abschnitt 6.9.1) festgelegt. Der Algorithmus <strong>des</strong><br />

Hinkley-Detektors funktioniert so, daß aus den Meßpunkten der Zeitreihe zt ein Testwert gt<br />

berechnet wird, der aus der Summe der vorherigen Testwerte g(t-1) und der Differenz <strong>des</strong><br />

Meßwertes vom Absprungsniveau et sowie dem Mittelwert p der Niveaus i und j entsteht und<br />

schließlich diesen Testwert mit einer Schranke λ vergleicht (Schwellenwertdetektor) (Fig.<br />

6.4). Bei negativen Testwerten wird er gleich Null gesetzt. Dadurch werden alle<br />

vorhergehenden Werte nicht mehr berücksichtigt. Der Detektor bleibt immer „wach“ und es<br />

treten keine unnötigen Verzögerungen der Sprungdetektion auf.<br />

± ⎧ ± gt<br />

−1<br />

+ ( ± et<br />

− p)<br />

gt<br />

= max⎨<br />

⎩0<br />

mit<br />

g0 = 0<br />

p = (µ1 - µ0) / 2<br />

µ0: Absprungsniveau<br />

µ1: Zielniveau<br />

et = zt - µ0<br />

± Sprung nach oben (+) bzw nach unten (-)<br />

34<br />

(6.1)


Kapitel 6: Experimenteller Aufbau und Methoden<br />

Ohne Rauschen gilt vor dem Sprung zt = µ0 (et = 0). Daraus folgt, daß gt = 0. Nach einem<br />

Sprung ist z1 = µ1 , und gt steigt linear mit einer Steigung von (µ1 - µ0) / 2 an. Die Schranke λ<br />

wird <strong>bei</strong> einer Zeitauflösung tres erreicht, und es gilt dann:<br />

µ 1 −µ<br />

0 λ=<br />

tres<br />

(6.2)<br />

2<br />

λ bestimmt die Empfindlichkeit <strong>des</strong> Detektors, und alle Ereignisse, die länger als tres sind,<br />

werden detektiert.<br />

Fig. 6.4: Erkennung eines Sprunges aus einer verrauschten Zeitreihe zt (+) mit Hilfe <strong>des</strong><br />

Hinkley- Detektors. Wenn der Testwert die Schwelle λ erreicht (2), wird ein Sprung detektiert. Nach<br />

dem Sprung wird die Sprungzeit auf den letzten Wert, an dem der Testwert Null betrug, festgelegt. Die<br />

gestrichelte Linie ist die ideale Zeitreihe. Die Wahl µ0 + µ1 = 0 ist keine Voraussetzung <strong>des</strong><br />

Algorithmus.<br />

Bei falscher Wahl der <strong>Auflösung</strong> kann der Detektor die Änderung <strong>des</strong> Testwertes, die<br />

durch das Rauschen verursacht wurde, fälschlich als ein Ereignis interpretieren (false alarms).<br />

Bei einer Anpassung von λ an das Signal-Rausch-Verhältnis (SNR) wurde gezeigt, daß der<br />

Fehler (false alarms) für<br />

T<br />

tres = colorconst<br />

(6.3)<br />

SNR<br />

colorconst: Eine Konstante, die von der Farbe <strong>des</strong> Rauschens abhängig ist (weiß: 22,<br />

blau: 32).<br />

unter der Schranke 1:10 -4 bleibt (Schultze und Draber, 1993).<br />

Der Sprungzeitpunkt ist der letzte Zeitpunkt, an dem gt = 0 ist. Nach dem Sprung wird der<br />

Testwert wieder auf Null gesetzt und der Detektor wird für die nächsten Sprünge eingestellt.<br />

35


Kapitel 6: Experimenteller Aufbau und Methoden<br />

Bei einem Niveau, in dem Sprünge nach oben und nach unten möglich sind, werden zwei<br />

parallel laufende Detektoren, die gleichzeitig nach oben und nach unten schauen, benötigt.<br />

Beim Higher-Order-Hinkley-Detektor wird anstelle der einfachen Ordnung <strong>des</strong><br />

Algorithmus eine höhere Ordnung benutzt. Diese unterdrückt die hochfrequenten<br />

Rauschanteile stärker als <strong>bei</strong> der ersten Ordnung <strong>des</strong> Algorithmus. Der Testwert der höheren<br />

Ordnung läßt sich berechnen als:<br />

g<br />

( i)<br />

t<br />

( i)<br />

( i−1)<br />

( 1)<br />

⎧gt −1+<br />

Tgt<br />

fürg<br />

t ≥0<br />

= ⎨<br />

⎩0<br />

sonst<br />

36<br />

(6.4)<br />

g t<br />

i :: Der Testwert i-ter Ordnung.<br />

Bei einer Überschreitung <strong>des</strong> Testwertes g i über die Schranke λ wird ein Sprung erkannt.<br />

Die Testwerte werden alle wie <strong>bei</strong>m Hinkley-Detektor erster Ordnung gleich Null gesetzt,<br />

wenn g i < 0 ist. Das Prinzip <strong>des</strong> Higher-Order-Hinkley-Detektors entspricht dem <strong>des</strong><br />

ursprünglichen Hinkley-Detektors.<br />

Diese Auswertung wird für alle Membranspannungsbereiche ausgeführt. Nur die<br />

Spannungswerte von ±20 mV wurden wegen <strong>des</strong> schlechten Signal-Rausch-Verhältnisses<br />

nicht für die Verweildauerhistogramme benutzt. Für die Strom-Spannungskurven sind aber<br />

alle Daten verwendet worden. Die genauere Auswertung der Stromniveaus und die Dwell-<br />

Time-Histogramme werden in dem folgenden Kapitel beschrieben.


7 Meßergebnisse<br />

7.1 Strom-Spannungskurven<br />

7.1.1 Bestimmung der Einzelkanalströme<br />

Die <strong>Untersuchungen</strong> wurden am Plasmatropfen der Süßwasseralge Chara corallina<br />

(Abschnitt 2.1.4) unter ähnlichen Bedingungen durchgeführt wie in den <strong>Untersuchungen</strong> von<br />

Keunecke (1995) und Albertsen (1994). Dies bezieht sich insbesondere auf den<br />

Lösungsaustausch auf nur einer Seite der Membran.<br />

Die Messungen fanden <strong>bei</strong> Raumtemperatur oder <strong>bei</strong> 7°C statt, wie im folgenden<br />

angegeben. Für die Lösungen im Bad und in der Pipette wurde eine Gesamtkonzentration von<br />

250 mM statt 150 mM wie <strong>bei</strong> Albertsen (1994) und Keunecke (1995) benutzt. Die höheren<br />

Salzkonzentrationen führten auf höhere Einzelkanalströme und damit auf ein besseres Signal-<br />

Rauschverhältnis.<br />

Die Zusammensetzung der Tl + -freien Lösung war <strong>bei</strong> den folgenden Messungen<br />

250 mM KNO3 + 5 mM Ca(NO3 )2 .<br />

In der Tl + -haltigen Lösung war die Zusammensetzung so, daß das Verhältnis von<br />

Thallium zu Kalium dem Minimum der Leitfähigkeit in den Messungen von Keunecke (1995)<br />

entsprach. Das ergab eine Zusammensetzung von<br />

230 mM KNO3 + 20 mM TlNO3 + 5 mM Ca(NO3 )2 .<br />

Ein Unterschied gegenüber den Messungen von Keunecke (1995) bestand darin, daß für<br />

den Lösungsaustausch nicht gespült wurde. Der Seal brach sehr häufig durch die mechanische<br />

Belastung <strong>bei</strong>m Lösungsaustausch. Das setzte voraus, daß Messungen mit verschiedenen<br />

Badlösungen an verschiedenen Seals durchgeführt werden mußten. Dies erhöht die statistische<br />

Schwankung allerdings nicht allzu sehr, weil die Einzelkanalströme sehr reproduzierbar sind.<br />

Die Aufnahme der Daten und die Durchführung der Versuche folgte dem in Abschnitt 6.5<br />

und 6.9 dargestellten Protokoll. Die Abknickfrequenz <strong>des</strong> Anti-Aliasingfilters lag <strong>bei</strong> 25 kHz.<br />

Sie war um den Faktor zwei kleiner als <strong>bei</strong> Keunecke (1995).<br />

Fig.7.1 stellt gemessene Zeitreihen für je eine Aufzeichnung in reiner K + -Lösung<br />

(Fig.7.1.A) und in K + /Tl + -Mischung dar (Fig.7.1.B). Es handelt sich um einen <strong>Patch</strong> mit zwei<br />

Kanälen. Gut zu erkennen ist die Höhe der Sprünge von einem Niveau zum anderen. Die<br />

Sprunghöhe ergibt den Einzelkanalstrom.


Kapitel 7: Meßergebnisse<br />

[A]<br />

[B]<br />

Fig.7.1.A-B:. Direktaufzeichnung <strong>des</strong> Zeitverlaufes <strong>des</strong> Stromes durch den <strong>Patch</strong>. Der Vergleich der<br />

Meßreihen in (A) 250 mM K + und (B) 230 mM K + / 20 mM Tl + zeigt einen niedrigeren Einzelkanalstrom <strong>bei</strong><br />

Raumtemperatur und Vhold = -80 mV in der gemischten Lösung (Gesamtlänge ca. 2.5 s).<br />

Zur exakteren Bestimmung der Einzelkanalströme wird die gemessene Zeitreihe mit dem<br />

Auswertungsprogramm „day“ betrachtet. Das Programm bietet zwei Möglichkeiten, die Größe<br />

<strong>des</strong> Einzelkanalstroms zu bestimmen: Zum einen, in dem interaktive Hilfslinien durch die<br />

Stufen in der Originalzeitreihe gelegt werden (Fit-by-Eye, Fig. 7.2) und zum anderen durch<br />

Anfitten der Amplitudenhistogramme (Fig. 7.3, Abschnitt 6.7).<br />

Bei den vorliegenden Messungen wird der Einzelkanalstrom hauptsächlich direkt aus der<br />

Zeitreihe bestimmt, weil die optische Kontrolle <strong>bei</strong> diesem Verfahren eine bessere Schätzung<br />

<strong>des</strong> Einzelkanalstromes ermöglicht, denn es können mit dem Cursor Bereiche ausgewählt<br />

werden, in denen die Nullinie und die einzelnen Stromniveaus gut erkennbar sind (Fig.7.2).<br />

Fig.7.2: Hilfslinien in der Zeitreihe zur Bestimmung der Einzelkanalströme. Es ist ein Abschnitt einer<br />

Zeitreihe von Chara im blockierten Kanalzustand mit einer Länge von 1 s. Das Nullniveau ist die obere Linie <strong>bei</strong><br />

einem Abstand der Hilfslinien von 3.2 pA, mit einem Rauschen von 1.5 pA.<br />

Doch auch das Amplitudenhistogramm (Abschnitt 7.6) wird betrachtet. Zum einen zur<br />

Kontrolle der nach Fig. 7.2 bestimmten Einzelkanalströme, zum anderen insbesondere, um die<br />

Standardabweichung <strong>des</strong> Stromes (Breite der Linien in Fig. 7.2) zu bestimmen. Sie wird für<br />

die spätere Auswertung der kinetischen Eigenschaften benötigt (Hinkley-Detektor, Abschnitt<br />

2.2.2). Zur Ermittlung von Einzelkanalstrom und Standardabweichung kann das<br />

Amplitudenhistogramm mit einer Summe von Gaußhügeln interaktiv oder mit Hilfe eines<br />

Simplexalgorithmus (Nedler und Mead, 1965; Caceci und Cacheris, 1984) genähert werden.<br />

38


Kapitel 7: Meßergebnisse<br />

Fig.7.3: Gefittetes Amplitudenhistogramm für die Zeitreihe in Fig.7.2.<br />

7.1.2 Aufstellung von Strom-Spannungskurven<br />

Die obige Auswertung wird für Messungen <strong>bei</strong> verschiedenen Spannungen durchgeführt<br />

und liefert damit die Spannungsabhängkeit der Einzelkanalströme zum Aufstellen einer<br />

Strom-Spannungskurve (Fig.7.4). Die in Fig.7.4 dargestellten Einzelkanalströme werden aus<br />

jeweils drei bis zehn Meßreihen gemittelt. Das Vorzeichen <strong>des</strong> elektrischen Stroms wird wie<br />

folgt definiert (Bertl et al., 1992b): Ein positiver Strom fließt von Cytoplasma zur Vakuolen-<br />

Seite <strong>des</strong> Tonoplasten.<br />

7.1.3 Der anomale Molfraktionseffekt im scheinbaren Einzelkanalstrom<br />

Fig. 7.4.A zeigt den anomalen Molfraktionseffekt <strong>bei</strong> negativen Membranspannungen:<br />

Bei Raumtemperatur nimmt durch die Hinzugabe von Thallium der gemessene (scheinbare)<br />

Einzelkanalstrom ab.<br />

I / pA<br />

8<br />

6<br />

4<br />

2<br />

0<br />

-2<br />

-4<br />

[A]<br />

K + Raumtemperatur<br />

K + +Tl + Raumtemperatur<br />

-6<br />

-120 -80 -40 0 40 80 120<br />

U / mV<br />

39


Kapitel 7: Meßergebnisse<br />

I / pA<br />

6<br />

4<br />

2<br />

0<br />

-2<br />

[B]<br />

K + +TL + tiefe Temp eratur<br />

K + tiefe Temp eratur<br />

-4<br />

-120 -80 -40 0 40 80 120<br />

U / mV<br />

Fig 7.4. A: Effekt von Tl + auf die IV-Kurven <strong>bei</strong> Raumtemperatur. Die Quadrate stellen die<br />

Spannungsabhängigkeit <strong>des</strong> Kaliumkanalstroms ohne Thallium (250 mM KNO3) in der Lösung dar.<br />

Die Kreise zeigen die Strom-Spannungskurve <strong>bei</strong> einer Tl + -Konzentration von 20 mM (230 mM<br />

KNO3 und 20 mM TlNO3).<br />

B: Konvergenz der Strom-Spannungskurven der <strong>bei</strong>den Lösungen mit und ohne Tl + -<br />

Konzentration <strong>bei</strong> einer Temperatur von 7 °C.<br />

Das Ergebnis von Fig. 7.4A war bereits aus den Vorläuferar<strong>bei</strong>ten Draber et al. (1991),<br />

Albertsen (1994) und Keunecke (1995) bekannt, wo<strong>bei</strong> allerdings unterschiedliche Ergebnisse<br />

im positiven Spannungsbereich auftraten. Dies wird am Ende dieses Abschnitts besprochen.<br />

Diese Ar<strong>bei</strong>ten endeten damit, daß nicht eindeutig nachgewiesen werden konnte, ob der<br />

anomale Molfraktionseffekt nun auf den Permeationschritt für das einzelne Ion entsprechend<br />

den Modellen von Hille-Schwarz (1978) oder Wu (1992) wirkt, oder über schnelles Schalten.<br />

Wie im Kapitel 3 besprochen ist das Problem hier<strong>bei</strong>, daß ein Nichtnachweis <strong>des</strong> <strong>schnellen</strong><br />

<strong>Schaltens</strong> nicht den Schluß auf die Nichtexistenz zuläßt, weil das Schalten schneller als die<br />

Nachweisgrenze der jeweiligen Messung sein könnte.<br />

Die Meßergebnisse von Draber et al. (1991) wurden so interpretiert, daß die Abtastrate<br />

von 5 kHz nicht groß genug war, um das schnelle Schalten auflösen zu können. Es folgten die<br />

Messungen von Albertsen (1994) und Keunecke (1995) mit einer größeren Abtastrate von 200<br />

kHz. Aber auch <strong>bei</strong> diesen Messungen trat der AMFE im scheinbaren (gemessenen)<br />

Einzelkanalstrom auf.<br />

Eine Möglichkeit, Schaltprozesse zu verlangsamen, besteht in einer Verringerung der<br />

Temperatur. So wurde versucht, mit Hilfe der Abkühlung den Nachweis für die Beteiligung<br />

unentdeckten <strong>schnellen</strong> <strong>Schaltens</strong> zu erbringen. Diese Methode hatte bereits Erfolg <strong>bei</strong>m<br />

Nachweis <strong>des</strong> <strong>schnellen</strong> <strong>Schaltens</strong> <strong>bei</strong>m Na + -Block <strong>des</strong> K + -Kanals in Chara (Blunck, 1996;<br />

Hansen et al., 1997). Aus diesem Grund wurden Messungen <strong>bei</strong> 7 °C durchgeführt.<br />

Fig. 7.4B zeigt, daß durch Temperatursenkung der Einzelkanalstrom <strong>bei</strong> reinem Kalium<br />

sowohl für positive als auch für negative Spannungen sinkt. Dieses stimmt mit den<br />

Messungen von Blunck (1996) sowie von Zanello und Barrantes (1994) überein und<br />

entspricht der Erwartung, daß alle Prozesse mit höherer Temperatur schneller verlaufen.<br />

Bei den Messungen in der Lösung mit Tl + verringert sich der Strom auch mit der<br />

Temperatursenkung - nur mit dem Unterschied, daß die Stromänderung kleiner ist als <strong>bei</strong><br />

reinem Kalium. Fig. 7.4.B zeigt, daß die Strom-Spannungskurven mit und ohne Tl + <strong>bei</strong><br />

geringer Temperatur zusammenfallen.<br />

40


Kapitel 7: Meßergebnisse<br />

Dieses Verhalten würde <strong>bei</strong> Blunck (1996) als ein Hinweis auf die Mitwirkung <strong>schnellen</strong><br />

<strong>Schaltens</strong> <strong>bei</strong> der Entstehung <strong>des</strong> AMFE betrachtet. Wie in Kapitel 5 erklärt wurde, ist die<br />

Argumentation dort, daß die Wirkung <strong>des</strong> Anti-Aliasingfilters zu einem kleineren gemessenen<br />

Stromniveaus führt, wenn der Kanal schnell öffnet und schließt. Dem Ausgang <strong>des</strong> Filters<br />

gelingt es nicht, das volle Niveau zu erreichen, bevor der Kanal seinen Zustand ändert. Diese<br />

so gemessene Reduzierung <strong>des</strong> Einzelkanalstroms ist dadurch nur eine scheinbare und ihr<br />

Auftreten ist eine Frage der zeitlichen <strong>Auflösung</strong>.<br />

Die Temperaturabhängigkeit <strong>des</strong> gemessenen (scheinbaren) Einzelkanalstromes in<br />

Gegenwart von Tl + wird somit durch zwei gegenläufige Effekte bestimmt: Die bessere<br />

<strong>Auflösung</strong> <strong>bei</strong> Temperaturreduzierung kann dazu führen, daß die schaltbedingte Reduzierung<br />

<strong>des</strong> Einzelkanalstroms zum Teil aufgehoben wird, während die Temperatur selbst wie in den<br />

Messungen mit reinem K + den wahren Einzelkanalstrom senkt. So kann es vorkommen, daß<br />

sich der scheinbare Einzelkanalstrom mit der Temperatursenkung weniger ändert. Es folgt,<br />

daß sich die Strom-Spannungskurven mit und ohne Tl + <strong>bei</strong> tiefen Temperaturen nicht mehr<br />

unterscheiden, wie Fig. 7.4.B zeigt. Ob diese Erklärung zutrifft, wird in den folgenden<br />

kinetischen Analysen überprüft.<br />

Die Ergebnisse <strong>bei</strong> Raumtemperatur stimmen mit den Messungen von Keunecke (1995)<br />

nur zum Teil überein. Im Gegensatz zu Fig. 7.4.A beobachtete Keunecke (1995) eine<br />

symmetrische Änderung <strong>des</strong> Einzelkanalstroms für positive und negative<br />

Membranspannungen. Dies wurde auch in den Messungen von Draber et al. (1991)<br />

beobachtet.<br />

Der symmetrische Effekt trat in den Meßreihen dieser Ar<strong>bei</strong>t nur auf, wenn ein<br />

Lösungsaustausch mit Thallium und Kalium auf <strong>bei</strong>den Seiten der Membran vorgenommen<br />

wird. Dann wurde eine Reduzierung der Einzelkanalleitfähigkeit auch für positive Spannung<br />

gemessen (eine einzelne Messung, Fig. 7.5).<br />

Die AMFE-Kurven sind <strong>bei</strong> einseitiger Tl + -Zugabe somit antisymmetrisch bezüglich der<br />

angelegten Spannung. Der Effekt tritt dann auf, wenn der Strom das Tl + -Ion in den Kanal<br />

zieht.<br />

I / pA<br />

8<br />

6<br />

4<br />

2<br />

0<br />

-2<br />

-4<br />

K + sym m etrische Lösung<br />

K + +Tl + in der Badlösung<br />

K + +Tl + sym m etrische Lösung<br />

a le drei <strong>bei</strong> Raum tem peratur<br />

-6<br />

-120 -80 -40 0 40 80 120<br />

U / mV<br />

Fig 7.5: Effekt von Tl + auf die IV-Kurven <strong>bei</strong> Raumtemperatur in einer symmetrischen 230 mM KNO3 +<br />

20 mM TlNO3 + 5 mM Ca(NO3 )2 Lösung. Symmetrische Tl + -Gabe (x) bewirkt, daß die Stromwerte auch für<br />

positive Spannung abnehmen, im Gegensatz zum einseitigen Lösungsaustausch (Kreise).<br />

41


Kapitel 7: Meßergebnisse<br />

7.2 Motivation zur Untersuchung <strong>des</strong> Zusammenhangs zwischen<br />

schnellem Schalten und scheinbarem Einzelkanalstrom<br />

Fig. 7.4B enthält einen Hinweis, daß normalerweise (<strong>bei</strong> Raumtemperatur) schnelles<br />

Schalten Ursache für die scheinbare Reduktion <strong>des</strong> Einzelkanalstromes ist. Im folgenden soll<br />

untersucht werden, ob diese Aussage durch eine Analyse der <strong>schnellen</strong> Übergangsraten <strong>des</strong><br />

zum Kanal gehörenden Markovmodells bestätigt werden kann.<br />

Im Falle <strong>des</strong> Cs + -Blockes haben Draber und Hansen (1994) gezeigt, daß die Reduktion<br />

der scheinbaren Einzelkanalströme, die <strong>bei</strong> 5 kHz-Abtastrrate gemessen wurden, einen<br />

Mittelungseffekt im Anti-Aliasing Filter über schnelles Schalten zurückgeführt werden konnte<br />

(Fig. 5.2, rechte Seite).<br />

Bevor die Frage aufgegriffen wird, ob hier im Falle <strong>des</strong> AMFEs ein ähnlicher Effekt<br />

vorliegt, soll der Zusammenhang zwischen Übergangsraten und scheinbarem<br />

Einzelkanalstrom anhand eines einfachen Markovmodells OC (Abschnitt 4.1) und eines<br />

einzelnen Kanals dargestellt werden. Dies ermöglicht eine bessere Veranschaulichung der<br />

wesentlichen Mechanismen als die später folgende Analyse für das erheblich kompliziertere<br />

Modell <strong>des</strong> vorliegenden Kanals.<br />

Sei pj( ∞ ) die Wahrscheinlichkeit, daß sich der Kanal im Zustand j im Steady-State<br />

aufhält, und kij sei die Übergangsrate zwischen dem i-ten und j-ten Zustand. Als Steady-State<br />

wird der Zustand bezeichnet, in dem der Kanal sich in einem stationären Zustand befindet.<br />

Das bedeutet, daß der Kanalstrom im zeitlichen Mittel konstant ist. Das Prinzip der<br />

Mikroreversibilität besagt, daß jeder Reaktionsschritt im zeitlichen Mittel in <strong>bei</strong>de Richtungen<br />

gleich häufig durchlaufen wird (Hinfluß = Rückfluß). So gilt für das Modell OC im<br />

Steady-State die folgende Gleichung:<br />

C<br />

p ( ∞ ) k = p ( ∞)<br />

k<br />

(7.1)<br />

O<br />

O<br />

OC<br />

C<br />

CO<br />

42<br />

CO<br />

pO( ∞)<br />

kCO<br />

⇒<br />

=<br />

p ( ∞)<br />

+ p ( ∞)<br />

k + k<br />

OC<br />

(7.2)<br />

Der scheinbare Einzelkanalstrom ergibt sich durch den Mittelungsprozeß <strong>des</strong> Meßfilters<br />

über die schnell umschaltenden Offen- und Geschlossenzeiten (Zustand O und C) <strong>des</strong> Kanals.<br />

Damit ist der Strom proportional zur relativen Offenwahrscheinlichkeit:<br />

pO( ∞)<br />

⇒i<br />

∝<br />

(7.3)<br />

p ( ∞)<br />

+ p ( ∞)<br />

C<br />

O<br />

Die Gleichungen (7.2) und (7.3) liefern die Beziehung zwischen den Übergangsraten und<br />

dem mittleren Strom. Sie lautet:<br />

k<br />

CO ⇒ i∝<br />

(7.4)<br />

kCO<br />

+ kOC<br />

Formel (7.4) stellt einen direkten Zusammenhang zwischen den Übergangsraten und dem<br />

Stromniveau <strong>bei</strong> dem Zustandsmodell OC und einem Einzelkanal im Falle unentdeckten<br />

<strong>schnellen</strong> <strong>Schaltens</strong> her.


Kapitel 7: Meßergebnisse<br />

Reale Messungen haben aber mehr als einen Kanal und meistens mehr Zustände als das<br />

OC Modell. Dies gestaltet die kinetische Untersuchung eines realen Kanals sehr<br />

schwierig.<br />

Um zu überprüfen, ob der Mechanismus von Draber und Hansen (1994) auch hier zutrifft,<br />

wird zuerst versucht, mit Hilfe der Dwell-Time-Histogramme (Abschnitt 7.3) das richtige<br />

Markov-Modell zu finden. Prinzipiell ist dieses Problem nicht eindeutig (Kienker, 1989).<br />

Allerdings genügt es für die Fragestellung hier, eine korrekte kinetische Beschreibung zu<br />

gewinnen. Es ist für die Berechnung <strong>des</strong> mittleren Stromes nicht notwendig, das "wahre"<br />

Modell aus einer Klasse kinetisch äquivalenter Modelle zu bestimmen.<br />

Die erste Information über die Anzahl der Zustände <strong>des</strong> Modells gewinnt man aus der<br />

Anzahl der Zeitkonstanten, die notwendig für den Fit der Dwell-Time-Histogramme sind. Die<br />

entsprechenden Diagramme ergeben so die Anzahl der Offen- und Geschlossenzustände.<br />

Danach werden die Ratenkonstanten ermittelt und die in verschiedenen Badlösungen<br />

erhaltenen Werte miteinander verglichen. Daraus gewinnt man die in obigen Gleichungen<br />

wichtigen Besetzungswahrscheinlichkeiten je<strong>des</strong> einzelnen Zustands. Ausgehend von der<br />

Betrachtung der Übergangsraten und Besetzungswahrscheinlichkeiten wird ein Teilsystem <strong>des</strong><br />

Markov-Modells ausgewählt, das verantwortlich für das schnelle Schalten ist. Für dieses<br />

Teilmodell werden wieder die Besetzungswahrscheinlichkeiten bestimmt. Mit Hilfe einer<br />

ähnlichen Beziehung kann dann wie in Formel 7.3 der scheinbare (gemittelte)<br />

Einzelkanalstrom abgeschätzt werden. Mit dieser Abschätzung wird versucht, die Hypothese<br />

<strong>des</strong> <strong>schnellen</strong> <strong>Schaltens</strong> für die scheinbaren Stromreduzierungen zu untermauern.<br />

7.3 Verweildauerhistogramme<br />

7.3.1 Analyseprogramme<br />

Im obigen Abschnitt wurde der Weg skizziert, um aus der kinetischen Analyse die<br />

Hypothese der Einzelkanalstromreduzierung durch schnelles Schalten zu verifizieren. Hierzu<br />

muß das Zeitverhalten <strong>des</strong> Kanals mathematisch beschrieben werden. Im Abschnitt 4.1 sind<br />

die für diesen Zweck benutzten Markov-Prozesse dargestellt.<br />

Das Schaltverhalten wird mit Hilfe der Ratenkonstanten der Übergänge zwischen den<br />

Zuständen <strong>des</strong> Kanals direkt beschrieben. Im Rahmen dieser Ar<strong>bei</strong>t interessiert die Änderung<br />

der Ratenkonstanten <strong>bei</strong> den unterschiedlichen Lösungen und Temperaturen.<br />

Es gibt zwei Möglichkeiten, die Ratenkonstanten zu bestimmen. Die erste Methode ist<br />

der direkte Fit der Zeitreihe mit einem Hidden-Markov-Modell (HMM-Fit). Das Attribut<br />

„Hidden“ bekommt ein Markov-Modell, wenn mehrere kinetisch verschiedene Zustände zur<br />

gleichen elektrischen Leitfähigkeit führen (mehrere O- oder C-Zustände) und/oder das<br />

Ausgangssignal durch Rauschen gestört ist. Bei<strong>des</strong> trifft hier zu.<br />

Beim direkten Zeitreihenfit wird ausgehend vom Zustand <strong>des</strong> Kanals zum Zeitpunkt nT<br />

die Wahrscheinlichkeit <strong>des</strong> Zustan<strong>des</strong> zum Zeitpunkt (n+1)T mit einem 1-Schritt<br />

Prädiktionsalgorithmus geschätzt und mit dem gemessenen Strom verglichen (Horn und<br />

Lange 1983; Fredkin und Rice, 1992; Albertsen und Hansen, 1994; Klein et al., 1997). Die<br />

Ratenkonstanten <strong>des</strong> verwendeten Modells werden so lange mit einem Simplex Algorithmus<br />

(Nedler und Mead, 1965; Caceci und Cacheris, 1984) variiert, bis das Maximum der<br />

Likelihood für die gemessene Zeitreihe erreicht ist.<br />

Der Nachteil dieser Analyse ist wie <strong>bei</strong> allen Verfahren, daß das Modell bekannt sein<br />

muß, so daß verschiedene Modelle sequentiell getestet werden müssen, um das mit der<br />

maximalen Maximum-Likelihood auszuwählen. Daraus ergibt sich das Hauptproblem: der<br />

43


Kapitel 7: Meßergebnisse<br />

Zeitbedarf, der zwischen 30 min bis 100h pro 10-s Meßreihe liegen kann (Albertsen, 1994;<br />

Albertsen und Hansen, 1994). Der Vorteil ist, daß zur Berechnung der Maximum-Likelihood-<br />

Funktion die Originalstromwerte aus der gemessenen Zeitreihe entnommen werden. Dadurch<br />

können die <strong>schnellen</strong> Ratenkonstanten genauer bestimmt werden, weil die Fehler eines<br />

Sprungdetektors (Hinkley-Detektor, Abschnitt 6.9.2) umgangen werden. Dies löst das<br />

Problem der missed-events (Draber und Schulze, 1994) weit besser. Doch wegen <strong>des</strong> hohen<br />

Zeitaufwands <strong>bei</strong>m Fitten wurde dieses Analyseverfahren nur zu Kontrollzwecken<br />

angewendet.<br />

Der Vorteil der Vermeidung eines Sprungdetektors geht <strong>bei</strong> der zweiten Methode, der<br />

Auswertung von Dwell-Time-Histogrammen mit dem Target-Fit (Kijima und Kijima, 1987b;<br />

Blunck, 1996; Kirst, 1997), verloren. Die Dwell-Time-Histogramme geben die<br />

Wahrscheinlichkeitsverteilungen der Aufenthaltszeiten in den verschiedenen Stromniveaus<br />

wieder. Um diese Dwell-Time-Histogramme zu erhalten, muß die gemessene Zeitreihe einen<br />

Sprungdetektor (Hinkley-Detektor achter Ordnung, Abschnitt 6.9.2, Schultze und Draber,<br />

1993) durchlaufen. Der Sprungdetektor stellt die rauschfreie, rekonstruierte Zeitreihe her. Ein<br />

Buchhalterprogramm <strong>des</strong> Hinkley-Detektors stellt die Anzahl der gefundenen Verweildauern<br />

pro Stromniveau zu Histogrammen zusammen.<br />

Das Dwell-Time-Histogramm gibt an, wie häufig die Verweilzeit zwischen t und t+ ∆t<br />

auftrat. Die Dwell-Time-Histogramme, die der Sprungdetektor ausgibt, sind in 500 “bins“<br />

(Abszissenbereiche ∆ t ) eingeteilt. Die Größe eines Bins ist 40 µs. Um die statistischen<br />

Abweichungen im Bereich der längeren Meßereignisse zu reduzieren, werden die Daten in<br />

exponentiell wachsenden Zeitintervallen gemittelt. Die Anzahl der Bins reduziert sich auf 50.<br />

Die Bin-Weite, die der Hinkley-Detektor benutzt, um die Dewll-Time-Histogramme zu<br />

erstellen, war wie oben erwähnt 40 µs. Dies ist aber nicht der kleinste Abszissenwert im<br />

Histogramm. Nach Colquhoun et al. (1996) bewirken die missed-events, daß die Dwell-Time-<br />

Histogramme mit einer Funktion t n exp(-t / τ) gefittet werden müssen. Dadurch erhält man<br />

einen ansteigenden Teil in den Dwell-Time-Histogrammen. Colqhoun et al. (1996) haben<br />

gezeigt, daß man das τ gut bestimmen kann, wenn man die ersten 2-3 Werte am ansteigenden<br />

Ast fortläßt. Deshalb beginnen die Dwell-Time-Histogramme <strong>bei</strong> 80 oder 120 µs. Dies gibt<br />

einen groben Anhaltspunkt für den Bereich, in dem die Zeitkonstanten noch einigermaßen gut<br />

bestimmt werden können.<br />

Der Sprungdetektor ist das kritische Element in dieser Analyse. Allerdings steht mit dem<br />

von Schultze und Draber (1993) entwickelten Hinkley-Detektor höherer Ordnung im<br />

Programm „day“ der zur Zeit beste Detektor zur Verfügung. Sein Vorteil ist die Anpassung<br />

der Detektorschwelle an das Rauschen. Hierzu bestimmt man durch den bereits erwähnten Fit<br />

(Abschnitt 7.1.1) der Amplitudenhistogramme die Streuung der Stromwerte pro Niveau. Die<br />

Analyse der Histogramme wird ungenau, wenn nicht genügend Daten zur Verfügung stehen.<br />

Einige der Meßreihen werden zum Schluß mit dem direkten Zeitreihen-Fit (HMM-Fit)<br />

analysiert. Die Übergangsratenkonstanten werden somit mit zwei unterschiedlichen Methoden<br />

bestimmt. Zur Analyse der großen Datenmengen kommt eine relativ schnelle, aber nicht sehr<br />

genaue Methode zum Einsatz, und dann eine langsame, aber genauere Methode für bestimmte<br />

ausgewählte Daten. Die langsame Methode liefert damit eine Abschätzung für die<br />

Genauigkeit der mit der <strong>schnellen</strong> Methode bestimmten Ratenkonstanten.<br />

44


Kapitel 7: Meßergebnisse<br />

7.3.2 Auswahl eines geeigneten Markov-Modells für den K + -Kanal in<br />

Chara<br />

Beide oben beschriebenen Auswertungsverfahren richten sich direkt auf die<br />

Übergangsraten kij im Markov-Modell <strong>des</strong> Kanals. Die wichtigste Frage ist da<strong>bei</strong> die Auswahl<br />

<strong>des</strong> „richtigen“ Modells. Um zu sehen, welche vorgegebenen Markov-Modelle mit den<br />

gemessenen Daten übereinstimmen, wird der Menüpunkt „5-state-model“ im<br />

Auswerteprogramm „day“ (Kirst, 1996) aufgerufen. Dieses ermöglicht die Wahl von<br />

Modellen mit maximal 5 Zuständen und den anschließenden Fit der Dwell-Time-<br />

Histogramme auf der Basis dieses Modells. Folgende Modelle wurden auf ihre Eignung<br />

untersucht (Figur. 7.6):<br />

C1 ⇔ O ⇔ C2<br />

O ⇔ C1 ⇔ C2 ⇔ C3<br />

O1 ⇔ O2 ⇔ C1 ⇔ C2 ⇔ C3<br />

O1 ⇔ O2 ⇔ C1 ⇔ C2<br />

O1 ⇔ C1 ⇔ C2 ⇔ C3<br />

!<br />

O2<br />

C1 ⇔ O1 ⇔ C2 ⇔ O2 ⇔ C3<br />

Fig. 7.6: Mögliche Modelle für den Kalium-Kanal in Chara corallina. O bezeichnet einen Zustand, <strong>bei</strong><br />

dem der Ionenkanal offen ist. C sind die Geschlossenzustände. Die Pfeile repräsentieren die Übergänge zwischen<br />

zwei Zuständen. Jedem Übergang wird eine Übergangsrate für die Hin- und Rückreaktion zugeordnet.<br />

Das Modell, welches die experimentellen Daten am besten annäherte und somit genauer<br />

betrachtet wurde, ist das Modell OOCCC. Dieses Ergebnis ergab sich aus den<br />

folgenden <strong>Untersuchungen</strong>:<br />

Die Modelltestung geschah sowohl an K + -Daten als auch an K + /Tl + -Daten. Hierfür<br />

wurden aus den Zeitreihen nach Fig. 7.1 die Dwell-Time-Histogramme erstellt. Dies<br />

geschieht, wie in Abschnitt 7.3.2 beschrieben, dadurch, daß mit einem Sprungdetektor (siehe<br />

Abschnitt 6.9.2) die Verweilzeiten in den einzelnen Stromniveaus bestimmt und von einem<br />

Buchhalterprogramm in Dwell-Time-Histogrammen zusammengestellt werden.<br />

Blunck (1996) modifizierte die Theorie der Auswertung von Dwell-Time-Histogrammen<br />

von Kijima und Kijima (1987a,b) derart, daß eine Mehrkanalanalyse einfach wurde. Hier<strong>bei</strong><br />

werden die Dwell-Time-Histogramme mit Summen von e-Funktionen gefittet, wie es aus der<br />

Theorie der Markov-Prozesse folgt (Abschnitt 4.1).<br />

∑<br />

y ( t)<br />

a exp( −t<br />

/ τ )<br />

(7.5)<br />

= i<br />

i<br />

45<br />

i


Kapitel 7: Meßergebnisse<br />

Während in der Literatur allgemein die Zeitkonstanten i τ und die Amplitudenfaktoren ai das<br />

Ende der Analyse darstellen, geht der Target-Fit weiter. Das Ziel der Analysen sind die<br />

Ratenkonstanten kij. Deshalb läuft das Fitprogramm so ab, daß für ein festes Modell die kij<br />

unter der Lenkung eines Simplexalgorithmus (Nedler und Mead, 1965; Caceci und Cacheris,<br />

1984) geraten und ai und i τ daraus berechnet werden. Die ai und τ i werden im Fitprogramm<br />

mit den folgenden Gleichungen aus den Ratenkonstanten berechnet.<br />

( m)<br />

i<br />

( , ) ( , ) ( )<br />

( ) ( ) . m<br />

mi<br />

T mi<br />

T<br />

v = v K<br />

τ (7.6.a)<br />

a<br />

( m)<br />

i<br />

=<br />

( m)<br />

( m,<br />

i)<br />

∑Rr( ∞)<br />

vr<br />

. ( ∑∑<br />

2Sm 2 ( m)<br />

κ rs)<br />

/ ftr<br />

(7.6.b)<br />

r∈Lr∈L s∉L<br />

m m m<br />

( m)<br />

∑Rr( ∞)<br />

. ∑<br />

( m)<br />

f = 2<br />

κ κ<br />

tr<br />

r∈LS∉L m m<br />

rs<br />

sr<br />

46<br />

(7.6.c)<br />

m Die Anzahl der offenen Kanäle.<br />

Rr<br />

Aufenthaltswahrscheinlichkeiten für den Makrokanal. Ein Makrokanal ist ein<br />

Ensemble von Einzelkanälen, die dann wie ein einziger Kanal mit vielen<br />

Zuständen behandelt wird.<br />

( m )<br />

Rr Zustände Rr von einem Zustand Ym .<br />

Ym Alle kinetisch unterschiedlichen Zustände Rr mit derselben Leitfähigkeit<br />

(gleiche Anzahl von offenen Kanälen) werden in einem Zustand Ym<br />

zusammengefaßt.<br />

Lm Die Menge der Indizes r, die zum Zustand Ym gehören.<br />

Rr( ∞ ) Besetzungswahrscheinlichkeit im stationären Zustand.<br />

κ rs Ratenkonstanten <strong>des</strong> Makrokanals. Sie stehen mit den Ratenkonstanten <strong>des</strong><br />

Einzelkanals wie folgt im Beziehung:<br />

K (m)<br />

v (i)<br />

κ = b . k<br />

(7.7.a)<br />

B<br />

∑<br />

s=<br />

1<br />

s≠r<br />

rs<br />

( r )<br />

i<br />

Q<br />

ij<br />

Q<br />

∑∑<br />

( r )<br />

−κ<br />

= κ = b . k<br />

(7.7.b)<br />

rr<br />

rs<br />

i=<br />

1 j=<br />

1<br />

j≠i<br />

Die Matrix der Ratenkonstanten <strong>des</strong> Makrokanals.<br />

v (i) sind die Eigenvektoren zur reduzierten Ratenmatrix <strong>des</strong> absorbierenden<br />

Makrokanalmodells zum Stromniveau m (Gleichung 7.6.a). Der hochgestellte<br />

Index (i) numeriert die verschiedenen Eigenvektoren durch.<br />

Sm Normierungsfaktor.<br />

( m )<br />

f tr Die mittlere Übergangswahrscheinlichkeit für den Makrokanal. Sie wird aus<br />

der Gleichung 7.6.c erhalten.<br />

b (r) ( r ) ( r ) ( r)<br />

( r )<br />

=( b1 ,..., b , b + 1 ,..., b ) Vektor der Besetzungszahlen für die Zustände im<br />

L<br />

L<br />

i<br />

ij<br />

Q<br />

Makrozustand mit b r ( ) ( r ) ( r)<br />

( r )<br />

1 , ... , bL Offenzustände, bL<br />

+1 , ... , bQ Geschlossenzustände.


Kapitel 7: Meßergebnisse<br />

Die Eigenwertgleichung 7.6.a wurde aus einer Differentialgleichung für einen<br />

Makrokanal (eine ähnliche Formel wie die Gleichung 4.1) erhalten.<br />

Der Target-Fit hat mehrere Vorteile gegenüber dem allgemeinen Zeitkonstantenfit. Die<br />

Berechnung der Ratenkonstanten aus den Zeitkonstanten und Amplitudenfaktoren ist sehr<br />

kompliziert und mitunter ungenau, auch wenn neuerdings Jackson (1997) einen neuen<br />

Algorithmus dafür vorgeschlagen hat. Noch wichtiger ist, daß die Dwell-Time-Verteilung für<br />

alle Niveaus in einer Mehrkanalaufzeichnung gleichzeitig gefittet werden müssen. Besonders<br />

wichtig für die Genauigkeit ist dies, wenn der vermutete Effekt <strong>des</strong> <strong>schnellen</strong> <strong>Schaltens</strong> durch<br />

eine einzelne Ratenkonstante verursacht wird.<br />

Die zugehörigen Fitroutinen sind im Programm „Day“ eingebaut (Kirst, 1997).<br />

7.3.3 Der Vergleich von COC- und OOCCC-<br />

Modell<br />

Das erste Modell hat historische Gründe. Eigentlich könnte das COC-Modell von<br />

vornherein ausgeschlossen werden. Doch das Modell COC wurde von Blunck (1996)<br />

zum Nachweis <strong>des</strong> <strong>schnellen</strong> <strong>Schaltens</strong> <strong>bei</strong>m Na + -Block <strong>des</strong> K + -Kanals in Chara gewählt.<br />

Hier<strong>bei</strong> wurde von nur einem offenen Zustand ausgegangen. Die Verweilzeit in ihm wird<br />

durch Übergänge in zwei geschlossene Zustände unterbrochen. Nach den Ergebnissen von<br />

Blunck (1996) ist der Kanal in dem einen Zustand über einen längeren Zeitraum geschlossen,<br />

während die Geschlossen-Erreignisse <strong>des</strong> zweiten Zustan<strong>des</strong> durch sehr kurze Öffnungen<br />

unterbrochen werden.<br />

Der Ausschluß dieses Modells ergibt sich aus der Regel, daß die Anzahl der Offenzustände<br />

gleich der Anzahl der τ ’s in dem Offen-Dwell-Time-Histogramm und die Anzahl der<br />

Geschlossen-Zustände gleich der τ ’s in dem Geschlossen-Dwell-Time-Histogramm ist. Da<br />

<strong>bei</strong> dem Offen-Dwell-Time-Histogramm der Fit der Exponentialfunktion zwei Zeitkonstanten<br />

benötigt, sollte ein Modell mit zwei Geschlossenzuständen ausgewählt werden.<br />

Die Folge der zu geringen Zustandszahl ist, daß die theoretischen Kurven nicht<br />

ausreichend an die Meßdaten angepaßt werden konnten (Fig 7.7A-B-C). Die Ergebnisse<br />

weichen besonders <strong>bei</strong> Fits mit einem Offenzustand und Fits mit zwei Offenzuständen sehr<br />

stark von den Meßdaten ab.<br />

Bei dem OOCCC-Modell sind die Zustände ebenfalls in einer Reihe. Der<br />

Unterschied ist, daß es insgesamt fünf statt der vorherigen drei Zustände gibt (zwei offene und<br />

drei geschlossene Zustände) und die Übergänge auch innerhalb der offenen und der<br />

geschlossenen Zustände liegen können. Der Übergang zwischen geschlossenem und offenem<br />

Zustand ist sehr schnell, was eine Grundvoraussetzung für das schnelle Schalten ist (die<br />

Ratenkonstanten werden im Abschnitt 7.3.5 noch genauer betrachtet).<br />

Das entscheidende Argument ist aber, daß die theoretische Kurve am besten an die<br />

Meßdaten angepaßt werden konnte (Fig 7.8A-B-C). Es wird beobachtet, daß die Meßdaten<br />

von der Fitfunktion eine deutlich geringere Abweichung haben als <strong>bei</strong> dem COC-<br />

Modell. Deshalb kommt das Modell COC für die weitere Untersuchung der<br />

Ratenkonstanten nicht mehr in Frage.<br />

47


Kapitel 7: Meßergebnisse<br />

Number of events<br />

60<br />

30<br />

Level 0 sublevel 0 jump up + down<br />

0<br />

10 100 1000 10000<br />

Time / µs<br />

Fig. 7.7A:<br />

Level 1 sublevel 0 jump up + down<br />

Number of events<br />

40<br />

20<br />

48<br />

Dwell- time histogram<br />

Fit<br />

Dwell- time histogram<br />

Fit<br />

0<br />

10 100 1000 10000<br />

Time / µs<br />

Fig. 7.7B:<br />

Level 2 sublevel 0 jump up + down<br />

Number of events<br />

6<br />

3<br />

Dwell- time histogram<br />

Fit<br />

0<br />

10 100 1000 10000<br />

Time / µs<br />

Fig 7.7C:<br />

Fig 7.7A-B-C: Ergebnisse <strong>des</strong> Targets-Fits für das Modell COC. Es sind die Dwell-Time-<br />

Histogramme aus einer Messung mit zwei Einzelkanälen dargestellt. Die Messungen wurden in reinem Kalium<br />

<strong>bei</strong> Raumtemperatur und Vhold =-60 mV durchgeführt.


Kapitel 7: Meßergebnisse<br />

Number of events<br />

60<br />

30<br />

Level 0 sublevel 0 jump up + down<br />

0<br />

10 100 1000 10000<br />

Time / µs<br />

Fig. 7.8.A:<br />

Level 1 sublevel 0 jump up + down<br />

Number of events<br />

40<br />

20<br />

49<br />

Dwell- time histogram<br />

Fit<br />

Dwell- time histogram<br />

Fit<br />

0<br />

10 100 1000 10000<br />

Time / µs<br />

Fig.7.8B:<br />

Number of events<br />

6<br />

3<br />

Level 2 sublevel 0 jump up + down<br />

Dwell- time histogram<br />

Fit<br />

0<br />

10 100 1000 10000<br />

Time / µs<br />

Fig.7.8C:<br />

Fig. 7.8A-B-C: Ergebnisse <strong>des</strong> Targets-Fits für das Modell OOCCC. Es sind die Dwell-<br />

Time-Histogramme mit zwei Einzelkanälen dargestellt. Die Messungen wurden für reines Kalium <strong>bei</strong><br />

Raumtemperatur und Vhold =-60 mV durchgeführt (Gleiche Daten wie in Fig. 7.7).


Kapitel 7: Meßergebnisse<br />

7.3.4 Betrachtung der Fitergebnisse <strong>bei</strong> den verschiedenen Modellen<br />

Für die weitere Untersuchung werden Modelle mit zwei offenen und min<strong>des</strong>tens zwei<br />

geschlossenen Zuständen gewählt, denn die Anzahl der zur Anpassung notwendigen<br />

Zeitkonstanten läßt Rückschlüsse auf die Anzahl der offenen und geschlossenen Zustände zu.<br />

Für den offenen Zustand werden zwei Zeitkonstanten benötigt. Daraus folgt, daß es zwei<br />

offene Zustände gibt. Der geschlossene Zustand verlangt für das Fitten eine Summe von drei<br />

Exponentialfunktionen. Dies ergibt schließlich die Existenz von drei geschlossenen Zuständen<br />

für den Kanal. Das kleinste Modell würde laut dieser Beobachtung ein 5-Zustandsmodell sein.<br />

Zum Test verschiedener Modelle mit 2 Offen- und 3 Geschlossenzuständen werden die<br />

Fits der gemessenen Dwell-Time-Histogramme miteinander verglichen. Es wird beobachtet,<br />

daß sich das OOCCC-Modell am besten an die Meßdaten anpassen läßt<br />

(Fig.7.8). Alle anderen Modelle haben besonders große Abweichungen <strong>bei</strong> mehreren<br />

Offenzuständen (Fig.7.9A-B-C). Allgemein werden die unteren Niveaus, <strong>bei</strong> denen wenige<br />

offene Zustände der Kanäle auftreten, besonders gut angepaßt. Der Fehler macht sich<br />

hingegen in den Diagrammen mit mehreren offenen Kanalzuständen besonders bemerkbar, da<br />

hier weniger Daten zur Verfügung stehen und modellbedingte Abweichungen dort nicht sehr<br />

ins statistische Gewicht fallen. Da die Abweichung der Fitergebnisse <strong>bei</strong> den Meßdaten für<br />

den Zustand mit allen offenen Kanälen am größten ist, werden in Fig. 7.9 nur diese Zustände<br />

gezeigt. Das „richtige“ OOCCC-Modell konnte auch diese Histogramme gut<br />

anpassen (Fig.7.8C). Deshalb sind die weiteren <strong>Untersuchungen</strong> auf das Modell<br />

OOCCC beschränkt worden.<br />

Number of events<br />

6<br />

3<br />

Level 2 sublevel 0 jump up + down<br />

0<br />

10 100 1000 10000<br />

Time / µs<br />

Fig. 7.9A:<br />

Level 2 sublevel 0 jump up + down<br />

9<br />

Dwell- time histogram<br />

6<br />

Fit<br />

Number of events<br />

3<br />

50<br />

Dwell- time histogram<br />

Fit<br />

0<br />

10 100 1000 10000<br />

Time / µs<br />

Fig 7.9B:


Kapitel 7: Meßergebnisse<br />

Number of events<br />

6<br />

3<br />

Level 2 sublevel 0 jump up + down<br />

51<br />

Dwell- time histogram<br />

Fit<br />

0<br />

10 100 1000 10000<br />

Time / µs<br />

Fig 7.9C:<br />

Fig 7.9A-B-C: Vergleich der Target-Fits für das Modell (A) O ⇔ O ⇔ C ⇔ C, (B)<br />

C ⇔ O ⇔ C ⇔ O ⇔ C und (C) O ⇔ C ⇔ C ⇔ C.<br />

! O<br />

Es sind nur die Dwell-Time-Histogramme mit zwei Einzelkanälen dargestellt. Die Messungen wurden für<br />

reines Kalium <strong>bei</strong> Raumtemperatur und Vhold =-60 mV durchgeführt (Gleiche Daten wie in Fig. 7.7).<br />

Das OOCCC-Modell wurde auch für den Kalium-Kanal in der Roggen-<br />

Wurzel angenommen (White, 1996). Allerdings haben die Autoren keine Target-Fits<br />

durchgeführt. Die Anzahl der Offen- und Geschlossen-Zustände wurde aus dem<br />

Zeitkonstantenfit ermittelt, die Anordnung geraten (persönliche Mitteilung) und die<br />

Ratenkonstanten z. T. aus den Verhältnissen der Verweildauern in den Zuständen geschätzt.<br />

7.3.5 Analyse auf der Basis <strong>des</strong> Modells SOGCZ<br />

Hier<strong>bei</strong> bedeuten:<br />

O, S zwei Offenzustände<br />

C, G, Z drei Geschlossenzustände<br />

7.3.5.1 Änderung der Ratenkonstanten <strong>bei</strong> unterschiedlichen Temperaturen<br />

Nachdem sich erwiesen hatte, daß die Dwell-Time-Histogramme, die der Hinkley-<br />

Detektor ausgibt, mit dem OOCCC-Modell am besten angefittet wurden,<br />

diente es als Grundlage <strong>bei</strong> der Untersuchung der Rolle <strong>des</strong> <strong>schnellen</strong> <strong>Schaltens</strong> <strong>bei</strong>m AMFE.<br />

Bei der Auswertung wurden aber nur Datensätze verwendet, die nicht mehr als drei Kanäle<br />

enthielten. Dies liegt daran, daß das Day-Programm in Pascal geschrieben worden war (Kirst,<br />

1996) und daß auch nach Ausschöpfung aller Tricks die Arraygrößen <strong>bei</strong> 5-Zustandsmodellen<br />

mit mehr als 3 Kanälen die Kapazität dieser Sprache überschritten.<br />

In Figur 7.10 (K + ) und 7.11 (K + + Tl + ) sind die acht Ratenkonstanten aus dem Target-Fit<br />

aller Messungen zum AMFE dargestellt. Die schnellsten ermittelten Ratenkonstanten liegen<br />

<strong>bei</strong> ca. 15 000 s -1 . Dies entspricht einer Zeitkonstanten von 60 µs und liegt damit noch im<br />

Bereich der Dwell-Time-Histogramme, die <strong>bei</strong> 80 bis 120 µs anfangen. Wie oben erwähnt,<br />

werden aufgrund der missed-events Verfälschung die Datenpunkte auf dem ansteigenden Ast<br />

fortgelassen. Doch da die Bestimmung einer Zeitkonstanten eine Systemidentifikation ist, gilt<br />

für sie keine Einschränkung durch das Shannonsche Abtasttheorem: Man kann in


Kapitel 7: Meßergebnisse<br />

Abhängigkeit vom Signal/Rauschverhältnis durchaus Zeitkonstanten bestimmen, die schneller<br />

sind, als das Inverse der hochfrequente Grenze <strong>des</strong> Dwell-Time-Histogramms.<br />

Als erstes ist festzustellen, daß diese Ratenkonstanten kein inverses Verhalten zeigen,<br />

d.h. keine dieser Konstanten wächst mit der Temperatursenkung. Dies mag auf den ersten<br />

Blick nicht erwähnenswert sein, doch Zanello and Barrantes (1994) haben für Messungen in<br />

K + -Lösung inverses Verhalten <strong>bei</strong> den Ratenkonstanten gefunden. Inverses Verhalten wäre ein<br />

Hinweis auf ein falsches Modell oder nicht ausreichende Zeitauflösung. Letzteres lag <strong>bei</strong><br />

Zanello und Barrantes (1994) vor.<br />

a) Die Wahl eines falschen Modells enthält die implizierte "Umrechnung" <strong>des</strong> Richtigen<br />

in das Falsche. Die Ratenkonstanten <strong>des</strong> falschen Modells enthalten dann algebraische<br />

Kombinationen <strong>des</strong> richtigen Modells. So könnten z.B. solche Ratenkonstanten entstehen wie<br />

kfalsch=k1 - k2. Wenn nun <strong>bei</strong> der Temperaturreduzierung k2 stärker abnimmt als k1, wird kfalsch<br />

mit sinkender Temperatur größer.<br />

b) Bei einer geringeren <strong>Auflösung</strong> kann die größere Ratenkonstante auch ein inverses<br />

Verhalten zeigen. Es gibt folgende Erklärung: Bei unvollständiger <strong>Auflösung</strong> kommt es zu<br />

einer Reihe von missed-events, d.h. Ereignissen (offen oder geschlossen), die der Hinkley-<br />

Detektor nicht mehr auflösen kann. Wenn die kürzeren Ereignisse nicht erkennbar sind, kann<br />

dieses zu einer langsameren Ratenkonstanten führen. Wie Draber und Schultze (1994a)<br />

gezeigt haben, gibt es eine Inversion. Die Theorie liefert eine doppelte Lösung für die sich<br />

daraus ergebende Zeitkonstante, wo<strong>bei</strong> die eine Lösung sich in umgekehrter Richtung wie die<br />

wahre bewegt. Wird also eine Zeitkonstante <strong>bei</strong> der Temperatursenkung langsamer, kann die<br />

gemessene durch den missed-events-Effekt schneller werden.<br />

Bei einem inversen Verhalten sollte <strong>des</strong>halb eine missed-events-Korrektur (Draber und<br />

Schultze, 1994a) angewandt werden. Bei Draber und Schultze (1994a) wird im Gegensatz zur<br />

früheren Theorie (Crouzy und Sigworth, 1990) ein Gedächtnis (Filter) <strong>des</strong> Detektors<br />

mitberücksichtigt.<br />

Da <strong>bei</strong> der Untersuchung kein inverses Verhalten aufgetreten ist, spricht dieses für das<br />

gewählte Modell und eine ausreichende <strong>Auflösung</strong>. Daher wird auf die missed-events-<br />

Korrektur verzichtet. Sie ist im Falle der Mehr-Kanal-Mehr-Zustandsanalyse außerordentlich<br />

kompliziert und würde die Rechenzeiten so stark verlängern, daß die Auswertung unmöglich<br />

wird (Blunck et al., 1998).<br />

kos / Hz<br />

10000<br />

1000<br />

100<br />

[ A ]<br />

K tiefe Tem peratur<br />

K R aum tem peratur<br />

-80 -40 0 40 80<br />

U / m V<br />

52<br />

10000<br />

kso / Hz<br />

1000<br />

100<br />

[ B ]<br />

K tiefe Tem peratur<br />

K R aum tem peratur<br />

-80 -40 0 40 80<br />

U / m V


Kapitel 7: Meßergebnisse<br />

10000<br />

kog / Hz<br />

kgc / Hz<br />

1000<br />

100<br />

[ C ]<br />

K tiefe Tem peratur<br />

K R aum tem peratur<br />

-80 -40 0 40 80<br />

U / m V<br />

10000 [ E ]<br />

1000<br />

100<br />

K tiefe Tem peratur<br />

K Raum tem peratur<br />

-80 -40 0 40 80<br />

U / mV<br />

kcg / Hz<br />

kgo / Hz<br />

53<br />

10000<br />

10000<br />

1000<br />

1000<br />

100<br />

100<br />

[ D ]<br />

K tiefe Tem peratur<br />

K R aum tem peratur<br />

-80 -40 0 40 80<br />

U / m V<br />

[ F ]<br />

K tiefe Tem peratur<br />

K Raum tem peratur<br />

-80 -40 0 40 -80<br />

U / mV


Kapitel 7: Meßergebnisse<br />

kcz / Hz<br />

10000<br />

1000<br />

10 0<br />

[ G ]<br />

K tiefe Temperatur<br />

K Raumtemperatur<br />

-80 -40 0 40 80<br />

U / mV<br />

kzc / Hz<br />

10000<br />

54<br />

1000<br />

10 0<br />

[ H ]<br />

K tiefe Temperatur<br />

K Raumtemperatur<br />

-80 -40 0 40 80<br />

U / mV<br />

Fig 7.10A-B-C-D-E-F-G-H: Zeitkonstanten aus dem Target-Fit für den Kanal in Tl + -freier Lösung in<br />

Abhängigkeit von Vhold <strong>bei</strong> Raumtemperatur (22 °C) und tiefer Temperatur (7 °C).<br />

kos / Hz<br />

10000<br />

1000<br />

100<br />

[A]<br />

K+Tl tiefe Tem peratur<br />

K+Tl Raum tem peratur<br />

-100 -50 0 50 100<br />

U / m V<br />

10000<br />

kso / Hz<br />

1000<br />

100<br />

[B]<br />

K+Tl tiefe Tem peratur<br />

K+Tl Raum tem peratur<br />

-100 -50 0 50 100<br />

U / m V


Kapitel 7: Meßergebnisse<br />

10000<br />

kgo / Hz<br />

1000<br />

100<br />

10000<br />

kgc / Hz<br />

1000<br />

100<br />

[C]<br />

K+Tl tiefe Tem peratur<br />

K+Tl Raum tem peratur<br />

-100 -50 0 50 100<br />

U / m V<br />

[E]<br />

K+Tl tiefe Temperatur<br />

K+Tl Raumtemperatur<br />

-100 -50 0 50 100<br />

U / mV<br />

10000<br />

kog / Hz<br />

1000<br />

kcg / Hz<br />

55<br />

100<br />

10000<br />

1000<br />

100<br />

[D]<br />

K+Tl tiefe Tem peratur<br />

K+Tl Raum tem peratur<br />

-100 -50 0 50 100<br />

U / m V<br />

[F]<br />

K+Tl tiefe Temperatur<br />

K+Tl Raumtemperatur<br />

-100 -50 0 50 100<br />

U / mV


Kapitel 7: Meßergebnisse<br />

kcz / Hz<br />

10000<br />

1000<br />

100<br />

[G]<br />

K+Tl tiefe Temperatur<br />

K+Tl Raumtemperatur<br />

-100 -50 0 50 100<br />

U / mV<br />

kzc / Hz<br />

10000<br />

1000<br />

100<br />

56<br />

[H]<br />

K+Tl tiefe Temperatur<br />

K+Tl Raumtemperatur<br />

-100 -50 0 50 100<br />

U / mV<br />

Fig. 7.11A-B-C-D-E-F-G-H: Zeitkonstanten aus dem Target-Fit für den Kanal <strong>bei</strong> Anwesenheit von<br />

Tl + in Abhängigkeit von Vhold <strong>bei</strong> Raumtemperatur (22 °C) und tiefer Temperatur (7 °C).<br />

Das Datenmaterial in Fig. 7.10 und Fig. 7.11 ist auf einen Blick schwer zu überschauen.<br />

Deshalb wird eine zusammengefaßte Darstellung gegeben. In den folgenden vier<br />

Kanalmodellen für Tl + -freie und Tl + -haltige Lösung sind die Mittelwerte der Ratenkonstanten<br />

kij aus den Messungen mit negativen Spannungen eingetragen.<br />

Der wichtigste Unterschied liegt <strong>bei</strong> kOG für K.22 (6000) gegenüber T.22 (7300) und <strong>bei</strong><br />

kGO für K.22 (9400) gegenüber T.22 (7000).<br />

S<br />

S<br />

S<br />

S<br />

k<br />

k<br />

k<br />

k<br />

k<br />

k<br />

k<br />

k<br />

SO<br />

OS<br />

SO<br />

OS<br />

= 8400<br />

k<br />

OG<br />

GC<br />

CZ<br />

⇔ O ⇔ G ⇔ C ⇔ Z [K.22]<br />

= 10000<br />

= 3400<br />

k<br />

k<br />

Go<br />

OG<br />

= 6000<br />

= 9400<br />

k<br />

k<br />

Cg<br />

GC<br />

= 5200<br />

= 2500<br />

k<br />

k<br />

ZC<br />

= 2200<br />

= 500<br />

⇔ O ⇔ G ⇔ C ⇔ Z [K.7]<br />

SO<br />

OS<br />

SO<br />

OS<br />

= 8300<br />

= 8400<br />

k<br />

GO<br />

k<br />

OG<br />

= 2800<br />

= 4100<br />

k<br />

k<br />

CG<br />

GC<br />

= 3500<br />

= 2300<br />

k<br />

k<br />

CZ<br />

ZC<br />

= 2100<br />

= 300<br />

⇔ O ⇔ G ⇔ C ⇔ Z [T.22]<br />

= 13000<br />

= 4500<br />

k<br />

k<br />

GO<br />

OG<br />

= 7300<br />

= 7000<br />

k<br />

k<br />

CG<br />

GC<br />

= 5700<br />

= 2500<br />

k<br />

k<br />

CZ<br />

ZC<br />

= 1700<br />

= 600<br />

⇔ O ⇔ G ⇔ C ⇔ Z [T.7]<br />

= 8100<br />

k<br />

GO<br />

= 2300<br />

= 6600<br />

k<br />

k<br />

CG<br />

= 5500<br />

= 2200<br />

k<br />

k<br />

CZ<br />

ZC<br />

= 1700<br />

= 500<br />

Fig. 7.12: Kanalmodelle mit eingetragenen Ratenkonstanten aus den Mittelwerten <strong>bei</strong> negativen Spannungen<br />

aus Fig. 7.10 und Fig. 7.11 für (K) Tl + -freie und (T) Tl + -haltige Lösungen. Die Indizes (22) bzw. (7) beschreiben<br />

die Zustände <strong>bei</strong> Raumtemperatur (22 °C) bzw. <strong>bei</strong> tiefer Temperatur (7 °C).


Kapitel 7: Meßergebnisse<br />

7.3.5.2 Änderung der Ratenkonstanten unter Einfluß von Tl +<br />

7.3.5.2.1 Mittelung im Burstbereich<br />

In den Vorläuferar<strong>bei</strong>ten (Draber et al., 1991; Draber und Hansen, 1994; Keunecke, 1995;<br />

Blunck, 1996) stand die Hypothese im Vordergrund, daß schnelles Schalten im Burstbereich<br />

eine scheinbare Reduzierung <strong>des</strong> Einzelkanalstromes erzeugt. Wie der Abschnitt 7.3.8 zeigt,<br />

ist die Situation hier anders, weil die Bestimmung der Einzelkanalströme und der<br />

Ratenkonstanten vom gleichen Datenmaterial ausgeht, daß der gleiche Filter durchlaufen hat.<br />

Doch um die Ergebnisse hier einmal im Lichte der Hypothese der Vorläufermodelle zu<br />

betrachten, soll so getan werden, als würde <strong>bei</strong> der Bestimmung <strong>des</strong> Einzelkanalstromes über<br />

die Burstbereiche gemittelt. Diese Rechnungen haben neben dem genannten historischen<br />

Grund auch eine praktische Aussage. Viele <strong>Patch</strong>er ar<strong>bei</strong>ten mit geringerer Zeitauflösung als<br />

die hier benutzte. Für diese <strong>Untersuchungen</strong> sind die folgenden Analysen von hoher Relevanz.<br />

Es müssen also Bereiche herausgesucht werden, <strong>bei</strong> denen die Mittelung über viele<br />

Schaltereignisse an einem zu niedrigeren geschätzten Einzelkanalstromwert führt. Fig. 7.1 und<br />

7.2 zeigen das Problem der Stromwertschätzung. Einzelne kurze Öffnungen können nicht für<br />

die Schätzung benutzt werden, wie z. B. die Werte <strong>bei</strong> mittleren Niveau <strong>bei</strong> 0.25 s in Fig. 7.2.<br />

Man braucht eine etwas längere „Wolke“, von ca. 1 bis 2 ms <strong>bei</strong> einem<br />

Signal/Rauschverhältnis von ca. 2 bis 3 um den Schwerpunkt für die Stromschätzung zu<br />

treffen. Diese Mittelzeit ist abhängig vom Signal/Rauschverhältnis der gemessenen Zeitreihe.<br />

Das Gleiche gilt für die Amplitudenhistogramme Fig. 7.3 Die Lage <strong>des</strong> Maximums ergibt sich<br />

aus der Betrachtung der Kurvenform der Verteilung. Auch dies ist ein Mittelungsprozeß.<br />

Zur Veranschaulichung der damit verbundenen Problematik gehen wir erst einmal davon<br />

aus, daß ein Mittelungsprozeß wie in Fig. 5.2 vorläge. Die Richtigkeit dieser Annahme wird<br />

im Licht der folgenden Ergebnisse dann noch einmal diskutiert.<br />

Die Frage ist jetzt, welche Einheit für den Mittelungsprozeß betrachtet wird. So ein<br />

Abschnitt <strong>schnellen</strong> <strong>Schaltens</strong>, wie er z. B. nach 0.25 s in Fig. 7.2 auf dem zweiten (untersten)<br />

Niveau auftritt, wird Burst genannt. Es ist <strong>des</strong>halb zu untersuchen, ob ein Teilbereich <strong>des</strong><br />

Modells isoliert werden kann, der für die Bursts verantwortlich ist. Bursts sind Perioden<br />

<strong>schnellen</strong> <strong>Schaltens</strong>, die von etwas längeren Geschlossen-Zuständen unterbrochen werden. Im<br />

Sinne <strong>des</strong> AMFEs ist dann zu untersuchen, ob eine Mittelung über die Offen- und<br />

Geschlossenzeiten im Burst die Reduzierung <strong>des</strong> scheinbaren Einzelkanalstroms <strong>bei</strong><br />

Anwesenheit von Tl + widerspiegelt.<br />

Eine Inspektion der Kanalmodelle in Fig. 7.12 zeigt folgen<strong>des</strong>: Die Ratenkonstanten <strong>des</strong><br />

Überganges zwischen den benachbarten Offen- und Geschlossenzuständen (O und G) sind<br />

sehr hoch. Sie sind für das sogenannte Flickern im Burst verantwortlich. Die Frage ist, was<br />

einen Burst beendet. Der Austausch O-S ist ebenfalls sehr schnell, so daß durch einen Sprung<br />

in S kein "Einfrieren" im Offenzustand das Flickern beenden würde.<br />

Die Übergangsrate kGC ist deutlich größer als die Übergangsrate kCG sowohl in Tl + -freier<br />

wie in Tl + -haltiger Lösung <strong>bei</strong> Raumtemperatur (siehe Fig. 7.12.A und 7.12.B). Die<br />

Ratenkonstante kCG ist für den unblockierten Kanal im Bereich 1000 bis 2500 Hz und kGC im<br />

Bereich 3500 bis 6500 Hz. Für den blockierten Kanal liegt die Ratenkonstante kCG zwischen<br />

1800 und 3600 Hz und kGC zwischen 3800 und 7800 Hz. Der Rücksprung von C nach G hat<br />

damit eine Ratenkonstante, die um den Faktor drei kleiner ist als die <strong>des</strong> Flickerns zwischen<br />

S, O und G und sie entspricht einer Zeitkonstante von ca. 3 ms, die zu den Lücken zwischen<br />

den Bursts paßt. Außerdem kann der Kanal mit gleicher Wahrscheinlichkeit in den Zustand Z<br />

springen. Wenn der Kanal sich im Zustand Z befindet, ist er damit aus den <strong>schnellen</strong><br />

57


Kapitel 7: Meßergebnisse<br />

Schaltvorgängen ganz heraus (auf dem obersten Niveau (Grundniveau) von 0.5 s in Fig. 7.2<br />

und die lange Stufe rechts in Fig. 6.4).<br />

Die Ratenkonstante <strong>des</strong> Überganges von G nach C bestimmt die Länge <strong>des</strong> Bursts, die<br />

Verweildauer in C oder Z die Pause zwischen den Bursts. Diese Verweildauer in C ist<br />

bestimmt durch die Übergänge von Zustand C nach Zustand Z oder G. Beide Übergänge sind<br />

deutlich langsamer als die <strong>schnellen</strong> Ratenkonstanten <strong>des</strong> Bursts. Deshalb wird für die<br />

Untersuchung <strong>des</strong> Bursts nur das Teilmodell SOG vom Gesamtmodell<br />

SOGCZ betrachtet.<br />

Die Spannungsabhängigkeit der Ratenkonstanten steht nicht im Interesse dieser Ar<strong>bei</strong>t.<br />

Dennoch ist <strong>bei</strong> verschiedenen Spannungen gemessen worden. Die Fig. 7.10 bis 7.11 zeigen,<br />

daß keine große Spannungsabhängigkeit im Bereich <strong>des</strong> AMFEs besteht. Durch die<br />

Messungen <strong>bei</strong> unterschiedlichen Spannungen steht jedoch ein größeres Datenmaterial für den<br />

Vergleich der Ratenkonstanten <strong>bei</strong> unterschiedlichen Temperaturen und für den blockierten<br />

und unblockierten Fall zur Verfügung.<br />

Für diesen Vergleich sind die Ratenkonstanten aus Fig. 7.10 und 7.11 noch einmal so<br />

zusammengestellt worden, daß K + - und K + + Tl + -Werte direkt miteinander verglichen werden<br />

können. Auf den ersten Blick werden keine großen Unterschiede zwischen den<br />

Ratenkonstanten in den unterschiedlichen Lösungen beobachtet. Der größte Unterschied wird<br />

<strong>bei</strong> der schnellsten Ratenkonstante kos gefunden. In Raumtemperatur und für negative<br />

Spannungen liegt die Ratenkonstante kos der K + /Tl + -Gemischlösung zwischen 11000 und<br />

15000 Hz. Bei reiner Kaliumlösung liegt sie zwischen 9000 und 11000 Hz. Bei einer<br />

Temperatur von 7 °C nimmt die Ratenkonstante kos der K + /Tl + -Gemischlösung zwischen 6500<br />

und 10000 Hz und der K + Lösung zwischen 6000 und 9500 Hz ab (Fig. 7.13.C-D). Somit<br />

unterscheiden sich die Ratenkonstanten <strong>bei</strong> der Temperatur von 7 °C nicht mehr voneinander.<br />

Dieser Unterschied der Ratenkonstanten der S - O Übergänge kann eigentlich nicht beobachtet<br />

werden, da es sich um einen Übergang zwischen zwei offenen Zuständen handelt. Er hat aber<br />

Auswirkung auf die Besetzungswahrscheinlichkeit der <strong>bei</strong>den offenen Zustände, worauf in<br />

Abschnitt 7.3.6.2 noch genauer eingegangen wird.<br />

Die interessanten Übergangsraten sind die zwischen dem offenen und geschlossenen<br />

Zustand (kOG, kGO). Bei der Betrachtung jeder dieser einzelnen Ratenkonstanten wird <strong>bei</strong><br />

Raumtemperatur ein Unterschied zwischen dem blockierten und unblockierten Kanal<br />

beobachtet, der im Mittelwert ca. 20 % ausmacht (Fig. 7.12). Dies wird noch deutlicher <strong>bei</strong><br />

der Betrachtung der Verhältnisse von kGO zu kOG (Fig. 7.14).<br />

10000<br />

kso / Hz<br />

1000<br />

10 0<br />

[A ]<br />

K +T l Raum tem p eratur<br />

K Raum tem p eratur<br />

-10 0 -5 0 0 5 0 10 0<br />

U / mV<br />

10000<br />

kso / Hz<br />

58<br />

1000<br />

10 0<br />

[B ]<br />

K +T l tiefe T em p eratur<br />

K tiefe T em p eratur<br />

-10 0 -5 0 0 5 0 10 0<br />

U / mV


Kapitel 7: Meßergebnisse<br />

10000<br />

kos / Hz<br />

1000<br />

100<br />

10000<br />

kog / Hz<br />

1000<br />

100<br />

[C]<br />

K+Tl Raumtemperatur<br />

K Raumtemperatur<br />

-100 -50 0 50 100<br />

U / mV<br />

[E]<br />

K+Tl Raumtemperatur<br />

K Raumtemperatur<br />

-100 -50 0 50 100<br />

U / mV<br />

10000<br />

kos / Hz<br />

59<br />

1000<br />

10000<br />

kog / Hz<br />

1000<br />

100<br />

100<br />

[D]<br />

K+Tl tiefe Temperatur<br />

K tiefe Temperatur<br />

-100 -50 0 50 100<br />

U / mV<br />

[F]<br />

K+Tl tiefe Temperatur<br />

K tiefe Temperatur<br />

-100 -50 0 50 100<br />

U / mV


Kapitel 7: Meßergebnisse<br />

10000<br />

kgo / Hz<br />

1000<br />

100<br />

10000<br />

kgc / Hz<br />

1000<br />

100<br />

[G]<br />

K+Tl Raumtemperatur<br />

K Raumtemperatur<br />

-100 -50 0 50 100<br />

U / mV<br />

[I]<br />

K+Tl Raumtemperatur<br />

K Raumtemperatur<br />

-100 -50 0 50 100<br />

U / mV<br />

10000<br />

kgo / Hz<br />

60<br />

1000<br />

100<br />

10000<br />

kgc / Hz<br />

1000<br />

[H]<br />

K+Tl tiefe Temperatur<br />

K tiefe Temperatur<br />

-100 -50 0 50 100<br />

100<br />

U / mV<br />

[J]<br />

K+Tl tiefe Temperatur<br />

K tiefe Temperatur<br />

-100 -50 0 50 100<br />

U / mV


Kapitel 7: Meßergebnisse<br />

10000<br />

kcg / Hz<br />

1000<br />

100<br />

10000<br />

kcz / Hz<br />

1000<br />

100<br />

[K]<br />

K+Tl Raumtemperatur<br />

K Raumtemperatur<br />

-100 -50 0 50 100<br />

U / mV<br />

[M]<br />

K+Tl Raumtemperatur<br />

K Raumtemperatur<br />

-100 -50 0 50 100<br />

U / mV<br />

kcg / Hz<br />

61<br />

10000<br />

1000<br />

100<br />

10000<br />

kcz / Hz<br />

1000<br />

100<br />

[L]<br />

K+Tl tiefe Temperatur<br />

K tiefe Temperatur<br />

-100 -50 0 50 100<br />

U / mV<br />

[N]<br />

K+Tl tiefe Temperatur<br />

K tiefe Temperatur<br />

-100 -50 0 50 100<br />

U / mV


Kapitel 7: Meßergebnisse<br />

10000<br />

kzc / Hz<br />

1000<br />

100<br />

[O]<br />

K+Tl Raumtemperatur<br />

K Raumtemperatur<br />

-100 -50 0 50 100<br />

U / mV<br />

10000<br />

kzc / Hz<br />

1000<br />

62<br />

100<br />

[P]<br />

K+Tl tiefe Temperatur<br />

K tiefe Temperatur<br />

-100 -50 0 50 100<br />

U / mV<br />

Fig. 7.13A-C-E-G-I-K-M-O: Vergleich der verschiedenen Ratenkonstanten aus dem Target-Fit für<br />

den blockierten und unblockierten Kanal in Abhängigkeit von Vhold <strong>bei</strong> Raumtemperatur. Daten von Fig. 7.10 und<br />

7.11 umsortiert.<br />

B-D-F-H-J-L-N-P: Vergleich der verschiedenen Ratenkonstanten aus dem Target-Fit für den<br />

blockierten und unblockierten Kanal in Abhängigkeit von Vhold <strong>bei</strong> 7 °C. Daten von Fig. 7.10 und 7.11<br />

umsortiert.<br />

Das Verhältnis von kGO zu kOG <strong>bei</strong> Raumtemperatur ist für den unblockierten<br />

Kanalzustand <strong>bei</strong> negativer Spannung stets größer. Das bedeutet, daß der unblockierte Kanal<br />

mehr im offenen Zustand verweilt als der blockierte. Für eine genauere Aussage muß<br />

allerdings noch das Verhalten von S in die Untersuchung mit einbezogen werden, da zwischen<br />

S und O ein schneller Austausch besteht. (Der Austausch zwischen G und C wird aus den im<br />

folgenden Abschnitt besprochenen Gründen abgetrennt.)<br />

Die in Fig. 7.14 dargestellten Verhältnisse können die gesuchte Ursache für die<br />

Reduktion <strong>des</strong> scheinbaren Einzelkanalstroms sein. Je kleiner das Verhältnis von kGO zu kOG<br />

wird, umso längerer werden die Geschlossenzeiten im Burst und um so kleiner erscheint der<br />

gemittelte Einzelkanalstrom.<br />

Für die Chance, den vollen Einzelkanalstrom zu detektieren, gilt folgen<strong>des</strong>: Je größer kOG<br />

wird (z. B. 5000 bis 10000 Hz), umso kürzer ist die mittlere Aufenthaltszeit im offenen<br />

Zustand (O + S) und umso kleiner die Wahrscheinlichkeit, daß der Ausgang <strong>des</strong><br />

Antialiasingfilters in dieser Zeit das volle Niveau erreicht. Die Mittelung zur<br />

Niveaubestimmung in Fig. 7.2 kann da<strong>bei</strong> zur Reduzierung <strong>des</strong> Stromniveaus führen<br />

(Abschnitt 5.1). Dies sieht man <strong>bei</strong> ca. 0.25 ms in Fig. 7.2. Bei einer Temperatur von 7 °C<br />

ändert sich das kGO / kOG Verhältnis besonders im blockierten Kanal. Das Verhältnis nimmt<br />

für den blockierten Kanal zu. Es heißt, daß die Rückreaktion abnimmt.<br />

Der Geschlossen-Zustand in C und Z sollte hingegen gut detektiert werden. Bei<br />

Ratenkonstanten zwischen 2000 und 6500 reicht die <strong>Auflösung</strong> <strong>des</strong> Meßsystems <strong>bei</strong> tres von<br />

40 µs aus.


Kapitel 7: Meßergebnisse<br />

Das Verhältnis von kOS zu kSO unterscheidet sich nicht viel von dem blockierten und<br />

unblockierten Kanal <strong>bei</strong> Raumtemperatur. Außerdem ist es ein Übergang zwischen zwei<br />

offenen Zuständen, der nicht beobachtet werden kann.<br />

Die Auswirkung <strong>des</strong> Verhältnisses der Übergangsraten vom Zustand O in den Zustand G<br />

auf die Dauer der Offenzeit <strong>des</strong> Kanals wird im folgenden genauer untersucht, indem die<br />

Besetzungswahrscheinlichkeiten der Zustände betrachtet werden (siehe Abschnitt 7.3.6).<br />

kos / kso<br />

kgo / kog<br />

6<br />

4<br />

2<br />

0<br />

6<br />

4<br />

2<br />

0<br />

K+Tl Raum tem peratur<br />

K R aum tem peratur<br />

[A]<br />

-100 -50 0 50 100<br />

U / m V<br />

K+Tl R aum tem peratur<br />

K R aum tem peratur<br />

[C]<br />

-100 -50 0 50 100<br />

U / m V<br />

kgo / kog<br />

63<br />

kos / kso<br />

6<br />

4<br />

2<br />

0<br />

6<br />

4<br />

2<br />

0<br />

K+Tl tiefe Tem peratur<br />

K tiefe Tem peratur<br />

[B]<br />

-100 -50 0 50 100<br />

U / m V<br />

K+Tl tiefe Tem peratur<br />

K tiefe Tem peratur<br />

[D]<br />

-100 -50 0 50 100<br />

U / m V<br />

Fig. 7.14A-B: Vergleich <strong>des</strong> Verhältnisses der Ratenkonstanten von kOS zu kSO aus dem Target-Fit für<br />

den blockierten und unblockierten Kanal in Abhängigkeit von Vhold <strong>bei</strong> Raumtemperatur und 7 °C.<br />

C-D: Vergleich <strong>des</strong> Verhältnisses der Ratenkonstanten von kGO zu kOG aus dem Target-Fit für den<br />

blockierten und unblockierten Kanal in Abhängigkeit von Vhold <strong>bei</strong> Raumtemperatur und 7 °C. Daten aus Fig.<br />

7.10 und 7.11.


Kapitel 7: Meßergebnisse<br />

7.3.6 Betrachtung der Besetzungswahrscheinlichkeiten der einzelnen<br />

Zustände im blockierten und unblockierten Kanal<br />

7.3.6.1 Definition der Besetzungswahrscheinlichkeit<br />

Sei pi(t) der Besetzungszustand, der durch einen Vektor P(t) zusammengefaßt wird, und<br />

die Übergangsratenkonstanten seien als Matrix K mit den Elementen kij dargestellt. So ergibt<br />

sich aus dem Massenwirkungsgesetz für die Flüsse in und aus den Zuständen die folgende<br />

Differentialgleichung:<br />

dP(<br />

t)<br />

= P(<br />

t)<br />

⋅K<br />

dt<br />

64<br />

(7.8)<br />

Für die Berechnung der Steady-State-Verteilung pi(∞) im i-ten Zustand wird<br />

vorausgesetzt, daß die Änderung der Besetzungswahrscheinlichkeiten Null ist. Aus der<br />

Differentialgleichung (7.6) wird das folgende Bestimmungssystem mit dieser Voraussetzung<br />

erhalten:<br />

( ∞), p ( ∞),...<br />

) ⋅ K = 0<br />

p (7.9)<br />

1 ( 2<br />

Das Argument ∞ bedeutet stationäre Zustände. Außerdem gilt, daß die Summe über alle<br />

Besetzungswahrscheinlichkeiten gleich eins sein muß:<br />

∑<br />

i<br />

p ( ∞)<br />

= 1<br />

(7.10)<br />

i<br />

Mit Hilfe der Gleichungen (7.7 und 7.8) wird ein lineares Gleichungssystem erzeugt,<br />

welches für die Bestimmungen der Besetzungswahrscheinlichkeiten angewendet wird.<br />

7.3.6.2 Besetzungswahrscheinlichkeiten im reduzierten Modell<br />

Nach den Überlegungen <strong>des</strong> vorherigen Abschnitts 7.3.5.2 und, um die Auswirkungen<br />

<strong>des</strong> <strong>schnellen</strong> <strong>Schaltens</strong> auf die Reduzierung <strong>des</strong> Einzelkanalstroms zu untersuchen, wird ein<br />

Teilbereich <strong>des</strong> Modells isoliert (siehe Abschnitt 7.3.5.2.1). Für die Betrachtung der Bursts<br />

wird nur das reduzierte Markov-Modell SOG benutzt. Dies ist wie folgt begründet:<br />

Die Ratenkonstanten zwischen den Zuständen SOG sind sehr schnell, und ein Hinund<br />

Herspringen zwischen diesen Zuständen erzeugt das im Burst (Fig. 6.4) vorliegende<br />

schnelle Schalten. Springt das System jetzt von G nach C ist, wie in Abschnitt 7.3.5.2.1<br />

bereits erwähnt, der Burst beendet, denn der Rücksprung von C nach G ist langsamer und in<br />

der Zeitreihe <strong>des</strong> Stromes kann man die Lücke erkennen (siehe Fig. 7.2). Das Teilsystem<br />

SOG ist damit verlassen. Diese durch Lücken getrennten Bursts werden zur<br />

Einzelkanalstrombestimmung benutzt.<br />

Für das reduzierte 3-Zustandsmodell SOG werden dann die<br />

Besetzungswahrscheinlichkeiten der drei Zustände nach den Gleichungen 7.7 und 7.8 für den<br />

blockierten und unblockierten Kanal bestimmt und miteinander verglichen.


Kapitel 7: Meßergebnisse<br />

Bei einem Vergleich der Besetzungswahrscheinlichkeiten <strong>bei</strong> Raumtemperatur im<br />

negativen Spannungsbereich zwischen blockierten und unblockierten Kanälen (Fig. 7.15A, C,<br />

E) wird beobachtet, daß die Besetzungswahrscheinlichkeit im Zustand G für den blockierten<br />

Kanal und in den Zuständen O und S für den unblockierten Kanal größer ist. Relativ gesehen<br />

bedeutet dieses, daß die Gaps <strong>bei</strong> der Lösung mit Kalium und Thallium länger sind als <strong>bei</strong><br />

einer Kaliumlösung. Durch die relativ langen Gaps werden die gemittelten Ströme für den<br />

blockierten Zustand im Verhältnis zum unblockierten Zustand kleiner.<br />

Es wird außerdem beobachtet, daß die Besetzungswahrscheinlichkeit <strong>des</strong> G-Zustands in<br />

der gemischten Lösung <strong>bei</strong> tiefer Temperatur (Fig. 7.15F) im Verhältnis zur Raumtemperatur<br />

(Fig. 7.15E) abnimmt. Dadurch steigt der mittlere Strom <strong>des</strong> blockierten Zustands <strong>bei</strong><br />

sinkender Temperatur.<br />

Für die reine Kaliumlösung ändert sich das Verhältnis der Besetzung im G-Zustand durch<br />

Temperaturreduzierung (Fig. 7.15E, F) nicht sehr stark. Das heißt, daß der gemittelte Strom<br />

sich durch die Senkung der Temperatur <strong>bei</strong> reiner K + -Lösung nicht mehr ändert.<br />

Da sich die Besetzungswahrscheinlichkeiten <strong>des</strong> Zustan<strong>des</strong> S <strong>des</strong> blockierten und<br />

unblockierten Zustan<strong>des</strong> <strong>bei</strong> Raumtemperatur und tiefer Temperatur nicht sehr unterscheiden<br />

(Fig. 7.15A, B), ändert sich die Besetzung der O-Zustände (Fig. 7.15C, D) in die<br />

entgegengesetzte Richtung wie die der G-Zustände (Fig. 7.15E, F).<br />

Die bisherigen Ergebnisse weisen alle auf die Beteiligung <strong>des</strong> <strong>schnellen</strong> <strong>Schaltens</strong> an der<br />

Entstehung <strong>des</strong> AMFEs hin. Es soll versucht werden, diesen Effekt der Stromreduzierung mit<br />

Hilfe der Gleichung 7.3 aus den Besetzungswahrscheinlichkeiten <strong>des</strong> reduzierten<br />

Zustandsmodells zu erklären.<br />

p s<br />

0,6<br />

0,4<br />

[A]<br />

K+Tl Raum tem peratur<br />

K Raum tem peratur<br />

0,2<br />

-120 -80 -40<br />

U / mV<br />

65<br />

p s<br />

0,6<br />

0,4<br />

[B]<br />

K+Tl tiefer Tem peratur<br />

K tiefer Tem peratur<br />

0,2<br />

-120 -80 -40<br />

U / mV


Kapitel 7: Meßergebnisse<br />

p O<br />

G<br />

0,6 [C]<br />

0,4<br />

0,2<br />

K+Tl Raum tem peratur<br />

K Raum tem peratur<br />

-120 -80 -40<br />

U / mV<br />

p O<br />

66<br />

0,6 [D]<br />

0,4<br />

0,2<br />

K+Tl tiefer Tem peratur<br />

K tiefer Tem peratur<br />

-120 -80 -40<br />

0,4<br />

0,2<br />

U / mV<br />

0,6 0,6 [F]<br />

0,4<br />

0,2<br />

[E]<br />

K+Tl Raum tem peratur<br />

K Raum tem peratur<br />

-120 -80 -40<br />

U / mV<br />

p G<br />

K+Tl tiefer Tem peratur<br />

K tiefer Tem peratur<br />

-120 -80 -40<br />

U / mV<br />

Fig. 7.15.A-B-C-D-E-F: Betrachtung der Besetzungswahrscheinlichkeit in den Zuständen S , O und G<br />

für den blockierten und unblockierten Kanal <strong>bei</strong> Raumtemperatur (A, C, E) und 7 °C (B, D, F) im reduzierten<br />

Markov-Modell SOG.


Kapitel 7: Meßergebnisse<br />

7.3.7 Auswirkungen <strong>des</strong> <strong>schnellen</strong> <strong>Schaltens</strong> auf die Reduzierung <strong>des</strong><br />

Einzelkanalstroms<br />

Wie oben ausgeführt sind die Besetzungswahrscheinlichkeiten der Offen- und<br />

Geschlossen-Zustände <strong>des</strong> reduzierten Teilmodells SOG von Wichtigkeit für den<br />

gemittelten Strom (Abschnitt 7.3.6.2).<br />

Die Teilbehandlung der drei Zustände erfordert, daß die Summe der drei<br />

Aufenthaltswahrscheinlichkeiten auf 1 normiert wird (verweilt im Burst Teilsystem oder<br />

nicht). Die Offenwahrscheinlichkeit dieses reduzierten Zustandsmodells ist damit proportional<br />

zum Strom:<br />

* *<br />

∝pO( ∞)<br />

+ pS<br />

( ∞)<br />

i (7.11)<br />

So werden die Besetzungswahrscheinlichkeiten <strong>des</strong> reduzierten Markov-Modells, die im<br />

Abschnitt 7.3.6.2 bestimmt worden sind, entnommen, und daraus wird die<br />

Offenwahrscheinlichkeit im Burstbereich bestimmt. Mit Hilfe der Beziehung (7.11) wird eine<br />

dem Stromwert proportionale Größe erhalten. Es wird diese Größe für den blockierten und<br />

unblockierten Kanal <strong>bei</strong> Raumtemperatur und 7 °C verglichen. Weiterhin werden die<br />

ermittelten Werte aus der Beziehung 7.9 mit den gemessenen Stromwerten verglichen.<br />

K +<br />

K + + Tl +<br />

K +<br />

K + + Tl +<br />

T / °C itheo σ SEW imess σ SEW<br />

20 0.79 0.07 0.02 0.79 0.1 0.03<br />

20 0.7 0.18 0.05 0.6 0.14 0.03<br />

7 0.81 0.07 0.03 0.81 0.1 0.03<br />

7 0.85 0.05 0.02 0.75 0.08 0.03<br />

Tabelle 7.1: Vergleich der theoretischen (Gleichung 7.11) Stromwerte itheo mit den gemessenen imess<br />

Sigma ist die Schwankung <strong>des</strong> Meßwertes, SEW ist die Schwankung <strong>des</strong> Erwartungswertes = σ / n . Bei der<br />

Mittelung wurden die Daten von -60 mV, -80 mV und -100 mV zusammengefaßt, um die statistische Sicherheit<br />

zu erhöhen. In der Zeile imess sind die gemessenen Stromwerte für die direkte Abschätzung der kinetischen<br />

Effekte auf die jeweiligen itheor-Werte für K + normiert worden, um die nicht interessierende<br />

Temperaturabhängigkeit <strong>des</strong> wahren Einzelkanalstromes zu eliminieren.<br />

Die Ergebnisse in Tab. 7.1 zeigen den gewünschten Effekt in Aufzeichnungen, die über<br />

die Burstbereiche mitteln. Bei Raumtemperatur liegt der nach Gleichung 7.11 berechnete<br />

Strom für die K + / Tl + -Mischung um 10% unter dem in K + . Bei 7 °C ist der Strom der<br />

Mischung leicht größer als der im reinen K + . Während der Wert <strong>bei</strong> Raumtemperatur<br />

außerhalb <strong>des</strong> Fehlerbereichs liegt, liegt er <strong>bei</strong> 7 °C innerhalb.<br />

Bei den gemessenen Werten liegt der Strom für die K + / Tl + -Mischlösung um mehr als<br />

20% unter dem in K + -Lösung. Auch <strong>bei</strong> tieferer Temperatur ist der Strom in der K + / Tl + -<br />

Mischlösung auch unter dem der reinen K + -Lösung, allerdings ist dieser Unterschied um den<br />

Faktor 3 geschrumpft und kaum noch signifikant.<br />

Die Frage, die sich in Anbetracht der großen Streuung der Ratenkonstanten (Fig. 7.13)<br />

stellt, ist die nach der Signifikanz der Aussage. Die Streuungen σ sind im Verhältnis zum<br />

Unterschied zwischen den itheo-Werten groß. Doch <strong>bei</strong> der Zuverlässigkeit eines Mittelwertes<br />

interessiert die Schwankung <strong>des</strong> Erwartungswertes (SEW in Tab. 7.1). Betrachtet man den<br />

SEW in Tab. 7.1, so sieht man, daß sich die Fehlerbereiche <strong>bei</strong> Raumtemperatur nicht mehr<br />

67


Kapitel 7: Meßergebnisse<br />

überlappen. Bei 7°C gibt es eine leichte Überlappung der <strong>bei</strong>den Fehlerbereiche <strong>des</strong> SEWs.<br />

Die Signifikanz dieser Aussage wird im folgenden Abschnitt diskutiert.<br />

7.3.8 Die Anwendbarkeit <strong>des</strong> Mittelungsmodells<br />

Die obige Berechnung zu dem in Fig. 5.2 dargestellten Mittelungseffekt geschah<br />

hauptsächlich aus historischen Gründen. Als Leitfaden stand am Anfang dieser Ar<strong>bei</strong>t der<br />

Erfolg von Draber und Hansen (1994), den Cs + -Block auf solch einen Mittelungseffekt<br />

zurückzuführen. Deshalb war untersucht worden, welche Ergebnisse sich unter den<br />

Voraussetzungen der Draberschen <strong>Untersuchungen</strong> ergeben hätten. Dieses Konzept wäre<br />

übertragbar, wenn die Strombestimmung mit 5 kHz Filterung und die kinetische Analyse <strong>bei</strong><br />

100 kHz durchgeführt worden wäre. Doch das ist hier nicht der Fall. Die Analysen fanden am<br />

gleichen, mit hoher Abtastrate aufgenommenen Datensatz statt.<br />

Was hier vorliegen könnte, sei an Fig. 7.16 illustriert: Hier sind drei Fälle dargestellt.<br />

Links und rechts die <strong>bei</strong>den Extremfälle von guter und sehr schlechter zeitlicher <strong>Auflösung</strong>,<br />

die auch in Fig. 5.2 dargestellt sind. In der Mitte ist der Fall zu sehen, der jetzt für die<br />

Interpretation der Daten der vorliegenden Ar<strong>bei</strong>t benutzt werden soll. Das Schalten liegt an<br />

der Grenze <strong>des</strong> <strong>Auflösung</strong>svermögens der kinetischen Analyse. Man erkennt, daß der<br />

Hinkley-Detektor das schnelle Schalten noch gut erkennen könnte (wie in Fig. 7.2), doch die<br />

vollen Stromniveaus würden nicht erreicht.<br />

Fig. 7.16: Effekt <strong>des</strong> Tiefpassses <strong>bei</strong>m <strong>schnellen</strong> Schalten (Blunck, 1996). Die gegebene Punkte sind die<br />

Abtastpunkte. Langsames Schalten (links), Schaltgeschwindigkeit an der <strong>Auflösung</strong>sgrenze (Mitte), Mittelung<br />

über sehr schnelles Schalten (rechts). Zur Veranschaulichung sind die Öffnungszeiten jeweils gleich lang<br />

gezeichnet. Eigentlich ist eine statistische Verteilung wie in Fig. 5.2 anzunehmen.<br />

Die Stromreduzierung im mittleren Abschnitt von Fig. 7.16 hat eine andere Ursache als<br />

die Mittelung über Offen- und Geschlossenzeiten wie <strong>bei</strong> Draber und Hansen (1994). Hier<br />

liegt sie daran, daß zu viele Datenpunkte auf der Flanke der Filterantwort genommen werden,<br />

bevor das volle Stromniveau erreicht wird.<br />

Um zu überprüfen, ob so ein Effekt vorliegt, wird aus den gemittelten Daten T22 von Fig.<br />

7.12 ein Amplitudenhistogramm hergestellt. Dazu werden die Ratenkonstanten in das<br />

Simulationsprogramm von Rießner eingegeben und mit einem Signal/Rauschverhältnis von 4<br />

verrauscht. Das Besselfilter ist wie im aktuellen Versuch auf 25 kHz eingestellt.<br />

Diese simulierten Zeitreihen entsprechen den gemessenen. Der Unterschied ist, daß der<br />

Einzelkanalstrom (6 pA) als bekannt in die Simulation hineingesteckt wird. Jetzt ist zu<br />

68


Kapitel 7: Meßergebnisse<br />

überprüfen, welch ein Einzelkanalstrom aus den simulierten Daten zurückgewonnen werden<br />

kann.<br />

Diese Rekonstruktion ist für 3 Modelle durchgeführt worden, und zwar für das volle<br />

Modell und für die Teilmodelle SOGC und SOG, um zu sehen, welcher<br />

Teil <strong>des</strong> Modells gegebenenfalls für einen Effekt auf den Einzelkanalstrom zuständig ist.<br />

Fig. 7.17A: Amplitudenhistogramm aus simulierten Daten mit 10 6 Abtastpunkten und einer Abtastrate<br />

von 100 kHz, 4-poliges Besselfilter von 25 kHz. Signal/Rauschverhältnis 4. Die zur Simulation <strong>des</strong><br />

SOGCZ-Modells benutzten Ratenkonstanten sind die Mittelwerte T22 aus Fig. 7.12 (N:<br />

Häufigkeit).<br />

Fig. 7.17A geht vom vollen Modell aus. Das Amplitudenhistogramm zeigt keine<br />

Abweichung vom nominellen Strom von 6 pA. Dies liegt am hohen Anteil der langen<br />

Verweildauern im geschlossenen Zustand, die das Nullniveau festhalten.<br />

Fig. 7.17B: Amplitudenhistogramm aus simulierten Daten mit 10 6 Abtastpunkten und einer Abtastrate<br />

von 100 kHz, 4-poliges Besselfilter von 25 kHz. Signal/Rauschverhältnis 4. Die zur Simulation <strong>des</strong><br />

SOGC-Modells benutzten Ratenkonstanten sind die Mittelwerte T22 aus Fig. 7.12 (N: Häufigkeit).<br />

In Fig. 7.17B ist das 4-Zustandsmodell gezeigt. Hier ergab sich aus dem Fit <strong>des</strong><br />

Amplitudenhistogramms mit einer Summe von Gaußhügeln ein Einzelkanalstrom von 5.94<br />

69


Kapitel 7: Meßergebnisse<br />

pA. Da man diesen Unterschied gegenüber 6.00 pA nicht sehen würde, ist nicht der 5.94 pA<br />

Fit gezeigt, sondern der Fit, der sich ergeben würde, wenn die Abstände 6 pA geblieben<br />

wären. Man sieht jetzt die kleinen Abweichung auf den Flanken.<br />

Fig. 7.17C: Amplitudenhistogramm aus simulierten Daten mit 10 6 Abtastpunkten und einer Abtastrate<br />

von 100 kHz, 4-poliges Besselfilter von 25 kHz. Signal/Rauschverhältnis 4. Die zur Simulation <strong>des</strong><br />

SOG-Modells benutzten Ratenkonstanten sind die Mittelwerte T22 aus Fig. 7.12 (N: Häufigkeit).<br />

Fig. 7.18: Die Zeitreihe aus den simulierten Daten von Fig.7.17C.<br />

In Fig. 7.17C ist das C-Zustandsmodell gezeigt. Hier ergab sich aus dem Fit <strong>des</strong><br />

Amplitudenhistogramms mit einer Summe von Gaußhügeln ein Einzelkanalstrom von 5.88<br />

pA. Da man diesen Unterschied gegenüber 6.00 pA nicht sehen würde, ist wie in Fig. 7.17B<br />

nicht der 5.88 pA-Fit gezeigt, sondern der Fit, der sich ergeben würde, wenn die Abstände<br />

6.00 pA geblieben wären. Die kleinen Abweichungen auf den Flanken sind etwas größer als in<br />

Fig. 7.17B.<br />

Die Ergebnisse aus Fig. 7.17 sind überraschend. Es ist keine nennenswerte<br />

Verschiebung <strong>des</strong> Einzelkanalstroms aufgetreten. Fig. 7.18 gibt diesen Befund noch einmal<br />

anschaulich an der Zeitreihe wieder. Die 6.00 pA-Niveaus liegen genau dort, wo man sie in<br />

einer echten Auswertung auch hinlegen würde.<br />

70


Kapitel 7: Meßergebnisse<br />

Obiges Ergebnis ist unerwartet. Auf der Grundlage der vorliegenden Daten ist also<br />

auszuschließen, daß schnelles Schalten den AMFE auf dem Einzelkanal vortäuscht. Die Frage<br />

ist die nach der Zuverlässigkeit.<br />

1. Wenn schnellere unentdeckte Ratenkonstanten vorliegen würden, müßte man einen<br />

Hinweis auf ihre Existenz in den Amplitudenhistogrammen sehen. Aber die<br />

Amplitudenhistogramme der echten Zeitreihen (Fig. 7.3) ließen sich sehr gut durch<br />

Gaußhügel fitten. Es trat keine Schiefe auf, die durch schnelles Schalten erzeugt würde.<br />

Die Gaußverteilungen werden dann zu Beta-Verteilungen (FitzHugh, 1983; Yellen, 1984).<br />

2. Es könnte noch möglich sein, daß die Ratenkonstanten zu niedrig geschätzt wurden, weil<br />

die Dwell-Time-Analyse ohne missed-events-Korrektur durchgeführt wurde. Doch gerade<br />

die K + + Tl + -Daten <strong>bei</strong> 20°C (Tab. 7.2) weichen im <strong>schnellen</strong> Bereich kaum von den mit<br />

dem HMM-Fit bestimmten ab, der weniger empfindlich gegenüber missed-events ist. Im<br />

Falle <strong>schnellen</strong> <strong>Schaltens</strong> müßten die Amplitudenverteilungen pro Niveau aus einer<br />

Zerlegung von Beta-Verteilungen erhalten werden. Doch da hier keine Beta-Verteilungen<br />

vorliegen, erfüllt die im Programm implementierte Gaußzerlegung diese Aufgabe<br />

zufriedenstellend.<br />

3. Die Ratenkonstanten zeigen, wie schon oben erwähnt, kein inverses Verhalten (Zanello<br />

und Barrantes, 1994) wie es <strong>bei</strong> Messungen, in denen die Ratenkonstanten zu dicht an der<br />

<strong>Auflösung</strong>sgrenze liegen, vorkommt (Draber und Schultze, 1994a).<br />

Nachdem die Amplitudenhistogramme in Fig. 7.17 die Hypothese der Reduzierung <strong>des</strong><br />

scheinbaren Einzelkanalstroms durch schnelles Schalten widerlegt haben, ist zu fragen, was<br />

die Stromreduzierung in Tab. 7.1 bedeutet: Autoren, die mit langsameren<br />

Aufzeichnungsanlagen ar<strong>bei</strong>ten, würden über die Burstbereiche mitteln und die in Tab. 7.1<br />

berechnete Reduzierung <strong>des</strong> Einzelkanalstromes zusätzlich zu den hier <strong>bei</strong> <strong>schnellen</strong><br />

Abtastraten gefundenen messen.<br />

7.3.9 Untersuchung der Offenwahrscheinlichkeiten<br />

Durch den Hinkley-Detektor werden nicht nur die Dwell-Time-Histogramme erhalten,<br />

sondern auch die Mehrkanal-Offenwahrscheinlichkeiten. Sie entstehen aus der Summe der<br />

Zeiten, in denen eine feste Anzahl von Kanälen gleichzeitig offen ist, und durch Division<br />

durch die Gesamtzeit der analysierten Aufzeichnung.<br />

Da die Wahrscheinlichkeitsverteilung der Anzahl der offenen Kanäle <strong>bei</strong> einem<br />

Mehrkanal-<strong>Patch</strong> über die Binomialverteilung (Glasbey und Martin, 1988)<br />

⎛N<br />

⎞<br />

N−k<br />

k<br />

p(<br />

k)<br />

= ⎜ ⎟(<br />

1−<br />

popen)<br />

popen<br />

(7.12)<br />

⎝k<br />

⎠<br />

mit der Offenwahrscheinlichkeit <strong>des</strong> Einzelkanals popen zusammenhängt, ergibt sich hier eine<br />

zweite Möglichkeit (neben der kinetischen Analyse), die popen zu berechnen.<br />

Hier<strong>bei</strong> ist N die Anzahl der Kanäle, k die Anzahl der offenen Kanäle, popen die<br />

Wahrscheinlichkeit, daß ein Kanal offen ist, und p(k) die Wahrscheinlichkeit, daß k-Kanäle<br />

offen sind. Diese Gleichung wird dann mit Hilfe <strong>des</strong> Simplex-Algorithmus (Nedler und Mead,<br />

1965; Caceci und Cacheris, 1984) nach popen aufgelöst.<br />

71


Kapitel 7: Meßergebnisse<br />

O fenwahrscheinlichkeit<br />

0,5 K+Tl -80 mV<br />

K -80 mV<br />

0,4<br />

0,3<br />

0,2<br />

0,1<br />

0,0<br />

5 10 15 20<br />

72<br />

T / °C<br />

Fig. 7.19: Temperaturabhängigkeit der Offenwahrscheinlichkeit für den blockierten und unblockierten<br />

Kanalzustand <strong>bei</strong> Vhold =-80 mV berechnet aus dem Hinkley-Detektor.<br />

Die Offenwahrscheinlichkeit <strong>bei</strong> einer Haltespannung von -80 mV ist <strong>bei</strong><br />

Raumtemperatur für den blockierten und unblockierten Kanalzustand gleich. Dies stimmt mit<br />

den Messungen von Draber (1990) überein. Bei Draber (1990) wurde nur mit einer Abtastrate<br />

von 5 kHz und einer Filterfrequenz von 1 kHz gemessen. Trotz der Erhöhung der Abtastrate<br />

hat sich <strong>bei</strong> Raumtemperatur der Wert für die Offenwahrscheinlichkeit für <strong>bei</strong>de<br />

Kanalzustände nicht geändert.<br />

Bei einer Reduzierung der Temperatur wird die Offenwahrscheinlichkeit für den<br />

blockierten Kanalzustand größer als für den unblockierten.<br />

Die Offenwahrscheinlichkeit in reiner Kaliumlösung <strong>bei</strong> Raumtemperatur (20 °C) von<br />

popen=0.25 reduziert sich <strong>bei</strong> einer Temperatur von 7 °C auf popen=0.165. Im Gegensatz dazu<br />

erhöht sich in der gemischten Lösung aus Kalium und Thallium die Offenwahrscheinlichkeit<br />

<strong>bei</strong> Raumtemperatur von popen=0.25 auf popen=0.3 <strong>bei</strong> Reduzierung der Temperatur. Die<br />

Zunahme der Offenwahrscheinlichkeit in der gemischten Lösung kann so erklärt werden, daß<br />

die <strong>Auflösung</strong> im Offenzustand <strong>des</strong> Kanals <strong>bei</strong> Raumtemperatur nicht ausreicht. Bei den<br />

langsameren Schaltprozessen <strong>bei</strong> tieferer Temperatur reicht die <strong>Auflösung</strong> aus, und die<br />

Offenwahrscheinlichkeit nimmt zu. Es muß erwähnt werden, daß die Streuung ziemlich groß<br />

und <strong>des</strong>halb die Aussagekraft der Ergebnisse eingeschränkt ist.<br />

Die Ergebnisse für die reine Kaliumlösung stimmen nicht mit den Meßergebnissen von<br />

Zanello und Barrantes (1994) überein. Bei diesen <strong>Untersuchungen</strong> nimmt die<br />

Offenwahrscheinlichkeit mit abnehmender Temperatur im Gegensatz zu oberen Messung für<br />

den unblockierten Kanalzustand zu. Deshalb werden die Werte kontrolliert.<br />

Die Offenwahrscheinlichkeiten können auch aus den Besetzungswahrscheinlichkeiten der<br />

Zustände O und S aus dem Zustandsmodell SOGCZ bestimmt werden, indem


Kapitel 7: Meßergebnisse<br />

die Besetzungswahrscheinlichkeiten der <strong>bei</strong>den Zustände (Fig. 7.20) addiert werden (Fig.<br />

7.21). Die Besetzungswahrscheinlichkeiten, die für die Bestimmung der<br />

Offenwahrscheinlichkeiten verwendet wurden, erhält man aus den Ratenkonstanten der<br />

Übergänge (Gleichung 7.7).<br />

Besetzungswahrscheinlichkeit von S<br />

Besetzungswahrscheinlichkeit von O<br />

0,4<br />

0,3<br />

0,2<br />

0,1<br />

0,0<br />

0,4<br />

0,3<br />

0,2<br />

0,1<br />

0,0<br />

[A]<br />

K+Tl Raum tem peratur<br />

K Raum tem peratur<br />

-80 -40 0 40 80<br />

U / mV<br />

[C]<br />

K+Tl Raum tem peratur<br />

K Raum tem peratur<br />

-80 -40 0 40 80<br />

U / mV<br />

Besetzungswahrscheinlichkeit von S<br />

73<br />

Besetzungswahrscheinlichkeit von O<br />

0,4<br />

0,3<br />

0,2<br />

0,1<br />

[B]<br />

K+Tl tiefe Tem peratur<br />

K tiefe Tem peratur<br />

0,0<br />

-120 -80 -40 0 40 80 120<br />

0,4<br />

0,3<br />

0,2<br />

0,1<br />

U / mV<br />

[D]<br />

K+Tl tiefe Tem peratur<br />

K tiefe Tem peratur<br />

0,0<br />

-120 -80 -40 0 40 80 120<br />

U / mV


Kapitel 7: Meßergebnisse<br />

Besetzungswahrscheinlichkeit von G<br />

0,4<br />

0,3<br />

0,2<br />

0,1<br />

0,0<br />

[E]<br />

K+Tl Raum tem peratur<br />

K Raum tem peratur<br />

-80 -40 0 40 80<br />

U / mV<br />

Besetzungswahrscheinlichkeit von G<br />

74<br />

0,4<br />

0,3<br />

0,2<br />

0,1<br />

0,0<br />

[F]<br />

K+Tl tiefe Tem peratur<br />

K tiefe Tem peratur<br />

-80 -40 0 40 80<br />

U / mV<br />

Fig. 7.20.A-B-C-D-E-F: Betrachtung der Besetzungswahrscheinlichkeit in den Zuständen S , O und G<br />

für den blockierten und unblockierten Kanal <strong>bei</strong> Raumtemperatur (A, C, E) und 7 °C (B, D, F) aus dem<br />

SOGCZ-Modell.<br />

O fenwahrscheinlichkeit<br />

0,5<br />

0,4<br />

0,3<br />

0,2<br />

0,1<br />

0,0<br />

K -80 mV<br />

K+Tl -80 mV<br />

6 8 10 12 14 16 18 20 22<br />

T / °C<br />

Fig. 7.21: Bestimmung der Offenwahrscheinlichkeit mit Hilfe der Werte aus der<br />

Besetzungswahrscheinlichkeit der Zustände O und S.


Kapitel 7: Meßergebnisse<br />

Außer <strong>bei</strong> dem Wert von Kalium <strong>bei</strong> Raumtemperatur zeigt Fig. 7.21, daß die<br />

Offenwahrscheinlichkeiten aus den <strong>bei</strong>den unabhängigen Methoden übereinstimmen. Das<br />

bedeutet, daß die Genauigkeit der bestimmten Ratenkonstanten recht gut ist.<br />

7.3.10 Kontrolle der Ratenkonstanten der Zeitreihe aus dem Target-Fit mit<br />

der Methode <strong>des</strong> direkten Fits der Zeitreihe mit einem Hidden-Markov-<br />

Modell (HMM-Fit)<br />

Eine weitere Kontrolle für die Ratenkonstanten aus dem Targetfit ist die Analyse der<br />

Zeitreihen mit dem direkten Fit (HMM-Fit) (siehe Abschnitt 7.3.1). Wegen <strong>des</strong> hohen<br />

Zeitbedarfs dieses Fitverfahrens wurden nur vier Zeitreihen für die Analyse entnommen. Es ist<br />

zu bemerken, daß dies willkürlich herausgegriffene Einzelmessungen sind, die aufgrund der<br />

höhen Streuung nicht mit den Werten in Fig. 7.12 verglichen werden dürfen. Es kommt nur<br />

auf den Vergleich Dwell-Time-Fit und direkten Zeitreihenfit an. Es werden Zeitreihen mit<br />

höchstens zwei Stromniveaus ausgewählt. Bei höherer Anzahl <strong>des</strong> Stromniveaus dauerte der<br />

Fit einer Zeitreihe mehr als 3 Tage. Die Werte aus dem direkten Fit werden mit den<br />

Ratenkonstanten aus dem Targetfit verglichen (Tabelle 7.2).<br />

K+Tl 20 °C -60mV K+Tl 7 °C -80 mV K 20 °C -80 mV K 7 °C -80 mV<br />

Targetfit HMM-Fit Targetfit HMM-Fit Targetfit HMM-Fit Targetfit HMM-Fit<br />

kSO / Hz 7700 6600 1100 720 9800 6200 4500 4900<br />

kOS / Hz 18500 19000 8000 7200 17500 14000 7500 7700<br />

kOG / Hz 7100 11000 4800 17000 10200 16800 2300 2400<br />

kGO / Hz 11500 15000 5300 7700 14500 24000 4300 4300<br />

kGC / Hz 6200 10500 5500 7000 5200 5600 4200 3000<br />

kCG / Hz 1500 1500 4300 600 7600 1500 3000 1000<br />

kCZ / Hz 10 280 1100 2000 3150 4200 2200 2600<br />

kZC / Hz 10 10 160 10 100 10 250 10<br />

Tabelle 7.2: Vergleich der Ratenkonstanten aus dem Targetfit und dem direkten Fit mit einem Hidden-<br />

Markov-Modell im blockierten und unblockierten Zustand und <strong>bei</strong> unterschiedlicher Temperatur (20°C oder<br />

7°C).<br />

Die meisten Ratenkonstanten aus dem HMM-Fit liegen in derselben Größenordnung wie<br />

<strong>bei</strong> dem Targetfit. Besonders für die Ratenkonstanten <strong>bei</strong> tiefer Temperatur und im<br />

unblockierten Zustand ist die Übereinstimmung erstaunlich hoch. Aber selbst <strong>bei</strong><br />

Raumtemperatur im blockierten Zustand liegen die <strong>schnellen</strong> Ratenkonstanten aus dem<br />

HMM-Fit in derselben Größenordnung wie <strong>bei</strong> dem Targetfit. Dies zeigt, daß die Annahme,<br />

daß die <strong>schnellen</strong> Ratenkonstanten aus dem „Schwanz“ der Verteilung bestimmt werden<br />

können, zutreffen kann (siehe Abschnitt 7.3.7). Einer der <strong>schnellen</strong> Ratenkonstanten, <strong>bei</strong> der<br />

es eine große Abweichung zwischen den <strong>bei</strong>den Fitergebnissen gibt, ist kOG in der K + / Tl + -<br />

Mischlösung <strong>bei</strong> 7 °C. Das Ergebnis aus dem HMM-Fit (kOG = 17000) ist drei- bis viermal so<br />

groß wie das Ergebnis aus dem Targetfit (kOG = 4800). Das zeigt eigentlich, daß selbst <strong>bei</strong><br />

tiefer Temperatur schnelle Ratenkonstanten existieren.<br />

Allerdings werden die größten Abweichungen <strong>bei</strong> den langsamen Ratenkonstanten<br />

beobachtet. Durch missed-events ändern sich die langsamen Ratenkonstanten am deutlichsten<br />

(Blunck et al., 1998). Diese stehen aber nicht im Vordergrund <strong>des</strong> Interesses dieser Ar<strong>bei</strong>t und<br />

75


Kapitel 7: Meßergebnisse<br />

das vorliegende Detektormaterial reicht auch nicht zur statistischen Sicherheit. Somit wird der<br />

Effekt nicht weiter untersucht.<br />

76


8 Fazit und Ausblick<br />

Dies ist die vierte Ar<strong>bei</strong>t, in der sich die Kieler Ar<strong>bei</strong>tsgruppe mit dem Thema <strong>des</strong><br />

anomalen Molfraktionseffekts (aus K + - und Tl + -Mischung) beschäftigt. Das Ziel aller<br />

Ar<strong>bei</strong>ten war es, zu entscheiden, ob dem AMFE ein Permeations- oder Gatingmechanismus<br />

zugrunde liegt (Kapitel 4). Während der Nachweis der entscheidenden Rolle <strong>des</strong> Gatings <strong>bei</strong>m<br />

Block durch Cs + (Draber und Hansen, 1994a) und Na + (Blunck, 1996) gelang, konnte eine<br />

Entscheidung <strong>bei</strong>m AMFE in den drei Vorgängerar<strong>bei</strong>ten noch nicht erreicht werden.<br />

Nun ist eine Bilanz zu ziehen, wie der Stand am Ende dieser Ar<strong>bei</strong>t ist. Ein Hinweis, daß<br />

der anomale Molfraktionseffekt durch schnelles Schalten verursacht wird, ergab sich aus den<br />

Strom-Spannungskurven <strong>bei</strong> tiefer Temperatur. Die Konvergenz der <strong>bei</strong>den Strom-<br />

Spannungskurven <strong>bei</strong> 7 °C unterstützt diese Hypothese.<br />

Das Endziel ist jedoch der direkte Nachweis <strong>des</strong> <strong>schnellen</strong> <strong>Schaltens</strong> in kinetischen<br />

<strong>Untersuchungen</strong>. Im Gegensatz zu den Vorgängerar<strong>bei</strong>ten stand jetzt das neue Programm von<br />

Blunck (1996) und Kirst (1997) zur Auswertung von Mehrkanal-Dwell-Time-Histogrammen<br />

zur Verfügung.<br />

Die <strong>Untersuchungen</strong> auf der Grundlage <strong>des</strong> Markov-Modells SOGCZ<br />

erbrachte dann die Überraschung. Stellt man sich zuerst einmal dumm, indem man vergißt,<br />

daß die Niveaubestimmung von der gleichen zeitlichen <strong>Auflösung</strong> wie die Bestimmung der<br />

Ratenkonstanten ausgeht, so ergeben die gemessenen Ratenkonstanten <strong>bei</strong> Raumtemperatur in<br />

Tl + -haltiger Lösung tatsächlich durch Mittelung über die Burstbereiche eine scheinbare<br />

Stromreduzierung. Sie beträgt zwar nur 10% statt der gemessenen 25%, aber in Anbetracht<br />

der Fehler konnte man erst einmal zufrieden sein.<br />

Doch diese Betrachtung hat nur Bedeutung für Wissenschaftler, die mit niedrigeren<br />

Abtastraten ar<strong>bei</strong>ten. Ihnen könnte man aufgrund der Analyse hier sagen: 10% Eurer<br />

gemessenen Stromreduzierung geht auf Kosten der Mittelung über schnelles Schalten.<br />

Für die hier durchgeführte Analyse ist der in Abschnitt 7.3.8 beschrittene Weg der einzig<br />

richtige. Man nimmt die Ratenkonstanten <strong>bei</strong> Tl + -Anwesenheit <strong>bei</strong> Raumtemperatur, steckt sie<br />

in das Simulationsprogramm, überlagert die Zeitreihe mit dem angemessenen Rauschen und<br />

filtert sie mit einem 4-poligen Besseltiefpaß wie im Versuch. Da wird untersucht, ob die<br />

Analyse den <strong>bei</strong> der Simulation benutzten Einzelkanalstrom von 6 pA wiedergibt. Selbst <strong>bei</strong><br />

Beschränkung auf das kleine Burstmodell (SOG) verändert das schnelle Schalten den<br />

aus den Amplitudenhistogrammen gefundenen Strom nur auf 5.88 pA. Dieser Effekt von 2%<br />

liegt im Streubereich der Auswertung realer Daten. Er ist zu vernachlässigen gegenüber den<br />

25%, die als Stromreduzierung <strong>bei</strong>m AMFE gemessen werden.<br />

Dieses Ergebnis ist ein Meilenstein in der Geschichte <strong>des</strong> AMFEs im Kieler Labor. Die<br />

Suche nach schnellem Schalten begann mit der Diplomar<strong>bei</strong>t von Draber (1990), führte zu<br />

gewaltigen Verbesserungen der Aufzeichnungsanlagen (Albertsen, 1992) und zur<br />

Entwicklung neuer effektiver Auswertealgorithmen (Schultze und Draber, 1993; Draber und<br />

Schultze, 1994a; Albertsen und Hansen, 1994; Blunck, 1996; Kirst, 1997) und nun ist auf<br />

einen Schlag alles vor<strong>bei</strong>: Kein schnelles Schalten als Ursache.


Kapitel 8: Fazit und Ausblick<br />

Die Frage ist, wie sicher obiges Ergebnis ist. Man könnte natürlich einwenden, es gäbe<br />

noch ein schnelles Schalten, das hier nicht entdeckt worden ist. Die Transferrate <strong>des</strong> Kanals<br />

<strong>bei</strong> 6 pA ist 10 8 Ionen/s. Die <strong>schnellen</strong> Ratenkonstanten liegen <strong>bei</strong> 15 000 Hz. In diesem<br />

Bereich mit einem Faktor 6000 kann sich noch einiges verbergen. Doch zur Zeit besteht keine<br />

Hoffnung, etwas zu finden. Die Amplitudenverteilung der gemessenen Daten (Fig. 7.3) läßt<br />

sich gut mit Gaußhügeln nähern. Prozesse mit Zeitkonstanten, die um den Faktor 10 höher<br />

liegen, würden bereits sehr deutliche Abweichungen erzeugen und zu Beta-Verteilungen<br />

führen. Also muß ein hypothetisches Schalten schnellere Zeitkonstanten als ca. 5 µs,<br />

wahrscheinlich sogar 1 µs besitzen.<br />

Dieser Bereich ist aber nur durch einen Technologiesprung zu erreichen, der sich im<br />

Moment nicht abzeichnet. Somit wird das Ergebnis dieser Ar<strong>bei</strong>t für die nächste Zeit die letzte<br />

Aussage zum <strong>schnellen</strong> Schalten <strong>bei</strong>m AMFE sein.<br />

In der Zukunft wird man sich also wieder stärker den Permeationsmodellen zuwenden.<br />

Hierfür ist wichtig, daß die symmetrischen Effekte auf die Strom-Spannungskurven, die von<br />

Draber et al. (1991) und Keunecke (1995) gemessen wurden, hier nicht auftraten. Die<br />

Symmetrie der Wirkung <strong>des</strong> AMFEs auf die Strom-Spannungskurven im positiven und<br />

negativen Spannungsbereich war das Hauptargument, das Permeationsmodell von Hille-<br />

Schwarz (1978) und Wu (1991,1992) auszuschließen und nach Gating-Modellen zu suchen.<br />

Albertsen (1994) und diese Ar<strong>bei</strong>t fanden nur einen einseitigen Effekt.<br />

Es ist nicht einsichtig, warum es zu diesen unterschiedlichen Ergebnissen kam.<br />

Insbesondere die Messungen von Keunecke (1995) und die Messungen dieser Ar<strong>bei</strong>t fanden<br />

unter fast identischen Bedingungen statt. Die erkennbaren Unterschiede waren wie folgt:<br />

Höhere Osmolarität in den Messungen hier (250 mM KNO3) im Gegensatz zu 150 mM KNO3<br />

<strong>bei</strong> Keunecke (1995). Doch erste Messungen in dieser Ar<strong>bei</strong>t mit 150 mM zeigten auch<br />

keinen symmetrischen AMFE. Der einzige Unterschied ist, daß Keunecke einen<br />

Lösungsaustausch durchführte und in der Kammer die Lösung wechselte, während hier für<br />

je<strong>des</strong> Mischungsverhältnis ein neuer <strong>Patch</strong> genommen wurde. Doch wie das den Unterschied<br />

erklären sollte, ist unverständlich.<br />

Diese Symmetriefrage hat nicht nur Bedeutung für eine mögliche Erklärung mit den oben<br />

genannten Permeationsmodellen, sondern auch für die Art der Bindungsstelle. Die hier<br />

gefundene Erklärung, daß die symmetrische Wirkung nur auftritt, wenn die Lösungen<br />

symmetrisch sind, paßt gut zur Vorstellung, daß der Strom das Tl + -Ion in den Kanal zieht und<br />

dort die wirksame Bindungsstelle trifft. Außerdem hatte sich <strong>bei</strong> anderen Ionenblocks (Na +<br />

Blunck, 1996; Cs + , Draber, 1994) gezeigt, daß die Wirkung einseitig war.<br />

Für die symmetrischen Wirkungen nahmen Draber et al. (1991) an, daß die<br />

Bindungsstelle an der Außenmembran sitzt und das einmal gebundene Ion den Fluß in <strong>bei</strong>de<br />

Richtungen beeinflußt. Keunecke (1995) benutzte inside-out-patches und Tl + -Lösung. Dann<br />

hätte die Bindungsstelle auf der cytosolischen Außenseite <strong>des</strong> Kanals liegen müssen, um den<br />

symmetrischen Effekt zu erklären.<br />

Aufgrund der vorliegenden Ergebnisse fallen Argumente gegen das Modell von Wu<br />

(1991, 1992) und Hille-Schwarz (1978) fort. Die Modelle müßten überar<strong>bei</strong>tet werden, um<br />

einige kleinere Widersprüche aufzulösen. Ein neuer Ansatz ist das Modell von Möller (1998),<br />

der in seiner Diplomar<strong>bei</strong>t eine Kombination aus Hille-Schwarz und dem enzymkinetischem<br />

Modell (Hansen et al., 1981) vorgeschlagen hat. Es ist aber noch nicht auf den AMFE<br />

angewandt worden.<br />

Es zeichnet sich also ab, daß die Reihe von AMFE-Ar<strong>bei</strong>ten so bald nicht zu Ende ist.<br />

Hier<strong>bei</strong> ist auch zu klären, warum die Strom-Spannungskurven mit und ohne Tl + <strong>bei</strong> 7°C<br />

konvergieren. Dies könnte auch den entsprechenden Befund von Blunck (1996) <strong>bei</strong>m Na + -<br />

Block in anderem Licht erscheinen lassen.<br />

78


9 Zusammenfassung<br />

In dieser Ar<strong>bei</strong>t wurde der anomale Molfraktionseffekt (AMFE) <strong>bei</strong>m Kaliumkanal von<br />

Tonoplasten der Grünalge Chara corallina mit Hilfe der <strong>Patch</strong>-<strong>Clamp</strong>-Technik untersucht.<br />

Unter dem AMFE versteht man, daß <strong>bei</strong> einer konstanten Gesamtkonzentration die<br />

Leitfähigkeit der Mischlösung (K + - und Tl + -Ionen) kleiner ist als die der reinen Lösung. Die<br />

Aufgabe bestand darin, zu untersuchen, ob der anomale Molfraktionseffekt durch die nicht<br />

ausreichende <strong>Auflösung</strong> <strong>des</strong> Meßsystems entsteht, d.h., ob das schnelle Schalten im Anti-<br />

Aliasingfilter summiert wird und für die scheinbare Reduktion <strong>des</strong> Stromes verantwortlich ist.<br />

Deshalb wird mit Abtastraten von 100 kHz und mit einem Anti-Aliasingfilter von 25 kHz<br />

gear<strong>bei</strong>tet. Dazu wurden Strom-Spannungskurven in Abwesenheit und Gegenwart von 20 mM<br />

TlNO3 (<strong>bei</strong> 250 bzw. 230 mM KNO3) gemessen. Es wird <strong>bei</strong> dem blockierten Zustand trotz<br />

der hohen Abtastraten eine Reduktion der Leitfähigkeit um 25 % beobachtet.<br />

Es wurden Messungen <strong>bei</strong> niedriger Temperatur (7°C) durchgeführt, um die<br />

Reaktionsgeschwindigkeit der Schaltvorgänge zu reduzieren. Die Abkühlung erfolgte durch<br />

die direkte Kühlung <strong>des</strong> Objekttisches. Bei tiefer Temperatur (7 °C) konvergieren die <strong>bei</strong>den<br />

Ströme <strong>des</strong> blockierten und unblockierten Zustands. Dieser Effekt wurde <strong>bei</strong> <strong>Untersuchungen</strong><br />

<strong>des</strong> Na + -Blockes als ein wichtiger Hinweis auf die Beteiligung <strong>schnellen</strong> <strong>Schaltens</strong> an der<br />

Einzelkanalstromreduzierung gewertet.<br />

Um dies zu überprüfen, wurden die Daten mit einem Hinkley-Detektor höherer Ordnung<br />

analysiert, um mit Hilfe von Dwell-Time-Histogrammen das kinetische Verhalten <strong>des</strong> Kanals<br />

zu studieren. Der Detektor ist in der Lage, eine zeitliche <strong>Auflösung</strong> bis zu 40 µs für eine<br />

Sprungdetektion zu erreichen.<br />

Für eine stochastische Betrachtung der Schaltvorgänge der Kanäle wird ein Markov-<br />

Modell benutzt. Die Wahrscheinlichkeitsverteilung für die Verweildauern auf einem Niveau<br />

wird durch ein System von linearen Differentialgleichungen erster Ordnung beschrieben. Die<br />

Gleichung läßt sich durch eine Summe von Exponentialfunktionen lösen.<br />

Der neue Target-Fit aus Vorgängerar<strong>bei</strong>ten von Blunck (1996) und Kirst (1997)<br />

ermöglicht, durch Fitten der Dwell-Time-Histogramme die Ratenkonstanten <strong>des</strong><br />

zugrundeliegenden Markov-Modells <strong>des</strong> Kanals zu ermitteln.<br />

Die Wahl <strong>des</strong> geeigneten Markov-Modells ist der erste Schritt der Analyse. Die Analyse<br />

der Dwell-Time-Histogramme ergab, daß zwei Offenzustände und drei Geschlossenzustände<br />

für den Target-Fit benötigt werden. Durch den Vergleich unterschiedlicher 5-Zustandsmodelle<br />

wurde das beste Fitergebnis durch das SOGCZ-Modell (C, G und Z<br />

geschlossen, O und S offen) erreicht. Die Pascal-bedingte Beschränkung <strong>des</strong> Adreßraumes<br />

ließ den Fit mit dem vorliegenden Programm von Aufzeichnungen bis zu drei Kanälen zu.<br />

Als nächstes wurden die Übergangsratenkonstanten kij in diesem Modell <strong>bei</strong><br />

unterschiedlichen Temperaturen miteinander verglichen. Bei den Ratenkonstanten wurde kein<br />

inverses Verhalten beobachtet. Inverses Verhalten bedeutet, daß keine der Ratenkonstanten<br />

sich mit sinkender Temperatur steigert, was ein Hinweis auf ein falsches Modell oder eine<br />

nicht ausreichende Zeitauflösung wäre. Bei einem inversen Verhalten wäre es notwendig


Kapitel 9: Zusammenfassung<br />

gewesen, das gewählte Modell in Frage zu stellen oder eine missed-events-Korrektur<br />

einzuführen, da die <strong>Auflösung</strong> wahrscheinlich nicht ausreicht. Der größte Unterschied <strong>bei</strong><br />

Aufzeichnungen mit und ohne Thallium zeigte sich im Übergang OG und bestan darin,<br />

daß der G-Zustand <strong>bei</strong> Anwesenheit von Tl + länger wurde.<br />

Die so ermittelten Ratenkonstanten wurden benutzt, um Zeitreihen zu simulieren. Zu den<br />

mit dem SOGCZ-Modell simulierten Zeitreihen wurde Rauschen mit SNR =<br />

4 addiert. Die Gewichtung mit einem 4-poligen Besselfilter (25 kHz) und die Abtastung mit<br />

100 kHz vervollkommnete die Korrespondenz zu den echten Zeitreihen. Der<br />

Einzelkanalstrom wurde <strong>bei</strong> der Simulation entsprechend den Messungen an Chara mit 6 pA<br />

festgesetzt.<br />

Amplitudenhistogramme der simulierten Zeitreihen dienten dem Studium der Wirkung<br />

<strong>des</strong> <strong>Schaltens</strong> auf den gemessenen Einzelkanalstrom. Es ergab sich kein sichtbarer Effekt <strong>bei</strong><br />

der Simulation <strong>des</strong> vollständigen Modells. Die Beschränkung auf den Burstbereich durch<br />

Selektion <strong>des</strong> Teilmodells SOG mit den Ratenkonstanten der Tl + -Messungen <strong>bei</strong><br />

Raumtemperatur erbrachte eine Reduzierung <strong>des</strong> gemessenen Einzelkanalstroms auf 5.88 pA.<br />

Dieser Effekt von 2% wäre in der Analyse realer Daten nicht detektierbar.<br />

Das Ergebnis der Analyse ist damit eindeutig: Die Reduktion <strong>des</strong> Einzelkanalstromes im<br />

Bereich <strong>des</strong> AMFE ist nicht auf schnelles Schalten zurückzuführen. Es wird diskutiert, ob es<br />

noch unentdecktes schnelles Schalten geben könnte. Da die Amplitudenverteilungen der<br />

echten Daten keine signifikanten Abweichungen von Gaußverteilungen zeigen, ist zu<br />

schließen, daß solch ein hypothetisches schnelles Schalten weit über 200 kHz liegen müßte<br />

und mit der heutigen Technologie nicht zu verwirklichen ist.<br />

Bevor dieser endgültige Schluß dargestellt wird, beschäftigte sich die Ar<strong>bei</strong>t mit der<br />

Frage, ob <strong>bei</strong> <strong>Untersuchungen</strong> mit geringerer Zeitauflösung als der hier benutzten eine<br />

Stromreduzierung durch schnelles Schalten auftreten könnte. Dazu wird wieder das für Bursts<br />

verantwortliche SOG Teilmodell betrachtet. Die Mittelung über die Offen- und<br />

Geschlossenzeiten in einem solchen Burst ergibt tatsächlich eine 10-prozentige<br />

Stromreduzierung <strong>bei</strong> Anwesenheit von Tl + <strong>bei</strong> Raumtemperatur. Das bedeutet, daß<br />

Messungen mit langsameren Aufzeichnungsanlagen einen scheinbaren AMFE messen<br />

würden, der um 10% höher liegt als der in diesen Messungen auftretende.<br />

Als Kontrolle für die Dwell-Time-Analyse wurde mit Hilfe der Mehrkanal-<br />

Offenwahrscheinlichkeit <strong>des</strong> Hinkley-Detektors die Offenwahrscheinlichkeit eines Kanals<br />

über eine Binomialverteilung berechnet. Die Ergebnisse <strong>bei</strong> Raumtemperatur stimmen mit den<br />

Ergebnissen von Draber et al. (1991) trotz der großen Streuung überein. Trotz der besseren<br />

<strong>Auflösung</strong> verglichen mit der von Draber et al. (1991) tritt keine Veränderung der<br />

Offenwahrscheinlichkeit <strong>bei</strong> Raumtemperatur für den blockierten und unblockierten Zustand<br />

auf. Die Offenwahrscheinlichkeit steigt mit Abnahme der Temperatur.<br />

Die Offenwahrscheinlichkeit eines Kanals kann auch durch die Addition der<br />

Besetzungswahrscheinlichkeiten von Zustand S und O bestimmt werden, die sich aus der<br />

kinetischen Analyse (Dwell-Time-Fit) ergeben. Da die Besetzungswahrscheinlichkeiten aus<br />

den Ratenkonstanten bestimmt werden, wird sie auch als Kontrolle für die Ratenkonstanten<br />

verwendet. Weil die Werte aus den <strong>bei</strong>den unabhängigen Methoden größenordnungsmäßig<br />

übereinstimmen, ist dies ein Hinweis für die recht gute Bestimmung der Ratenkonstanten.<br />

Außerdem wurde <strong>bei</strong> einigen Messungen ein direkter Zeitreihenfit mit dem Hidden-<br />

Markov-Modell (SOGCZ) durchgeführt. Die Ergebnisse der <strong>schnellen</strong><br />

Ratenkonstanten stimmen hier erstaunlich gut mit dem Target-Fit überein.<br />

80


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85


Danksagung<br />

Herrn Prof. Dr. Ulf-Peter Hansen danke ich für das interessante Thema und die unermüdliche<br />

und geduldige Betreuung. Ihm bin ich für den freundschaftlichen Umgang und die kritischen<br />

Ratschlägen zum Dank verpflichtet.<br />

Maike Keuneke danke ich für die Einführung in die <strong>Patch</strong>-<strong>Clamp</strong>-Technik, für viele klärende<br />

Gespräche, erfrischende Hinweise, ihre Unterstützung und Hilfestellung.<br />

Thilo Rießner danke ich für die Lösungen aus den vielen Computerproblemen und die<br />

kompetente Diskussionsbereitschaft <strong>bei</strong> den vielen theoretischen Problemen. Er hat mir<br />

außerdem einige seiner Programme zur Verfügung gestellt.<br />

Mein Dank gilt auch den Mitgliedern der Ar<strong>bei</strong>tsgruppe für Biophysik, die durch kritische<br />

Diskussionen wesentlich zum Gelingen dieser Ar<strong>bei</strong>t <strong>bei</strong>getragen haben.<br />

Einen ganz herzlichen Dank an alle, die <strong>bei</strong> der Korrektur der Ar<strong>bei</strong>t mitgewirkt haben.<br />

Ganz besonders bedanke ich mich <strong>bei</strong> meinen Eltern, die mir das Studium ermöglichten und<br />

mich jederzeit tatkräftig unterstützten.<br />

86


Erklärung<br />

Hiermit versichere ich an Ei<strong>des</strong> statt, daß ich die vorliegende Diplomar<strong>bei</strong>t selbständig und<br />

nur mit Hilfe meiner akademischen Lehrer sowie der angegebenen Literatur angefertigt habe.<br />

87<br />

Kiel, den ..........................<br />

Afshin Farokhi

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