Ausgabe 02/2010 - Der Landesseniorenrat Baden-Württemberg eV
Ausgabe 02/2010 - Der Landesseniorenrat Baden-Württemberg eV
Ausgabe 02/2010 - Der Landesseniorenrat Baden-Württemberg eV
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Titel<br />
willigen stärken.“ Im Ratgeber sind<br />
BELA-Einrichtungen für Nutzer<br />
besonders gekennzeichnet. BELA<br />
als Orientierungs- und Qualitätsmerkmal<br />
etablieren – eine mögliche<br />
Zukunftsperspektive: Für den<br />
<strong>Landesseniorenrat</strong> wird damit ein<br />
wichtiges Motiv für die Beteiligung<br />
bei BELA III eingelöst.<br />
„Nette Nachbarn“ werden sich in Zukunft<br />
in Göppingen um Menschen<br />
mit Demenz kümmern. BELA–Pfl egeheime<br />
bieten gemeinsam mit dem<br />
Landkreis eine kostenlose Qualifi zierungsreihe<br />
zum Umgang mit Menschen<br />
an, die an Demenz erkrankt<br />
sind. Sie soll helfen, die Krankheit<br />
zu verstehen, Unsicherheit abzubauen<br />
und Interesse an der ehrenamtlichen<br />
Begleitung Demenzkranker in<br />
Pfl egeheimen wecken. Mit über 100<br />
Interessierten kamen die Veranstalter<br />
am 20. Januar bei der Infoveranstaltung<br />
ins Schwitzen. „Auf gute<br />
Nachbarschaft“ wird gemeinsam von<br />
der Wilhelmshilfe e.V., dem Samariterstift<br />
Geislingen, dem Pfl egestift<br />
Ebersbach/Fils, dem DRK-Seniorenzentrum<br />
Hattenhofen, dem Altenzentrum<br />
St. Elisabeth in Eislingen<br />
und der Vinzenz-von-Paul gGmbH<br />
zusammen mit der Altenhilfe-Fachberatung<br />
des Landkreises Göppingen<br />
getragen.<br />
Ein Dankeschön für Freiwillige<br />
aus BELA-Einrichtungen landesweit<br />
wird es am 8. Dezember <strong>2010</strong><br />
geben. <strong>Der</strong> Verband <strong>Württemberg</strong>ischer<br />
Busunternehmer (WBO)<br />
sponsert eine Busfahrt mit Vergnügungen<br />
zum Weihnachtsmarkt im<br />
Europapark Rust. Für das BELA III-<br />
Netzwerk kommt diese Aktion zur<br />
rechten Zeit. Sie dokumentiert, wie<br />
neue Partnerschaften entstehen.<br />
Man muss sichtbar und bekannt<br />
sein mit Zielen und Absichten. Sie<br />
beweist, was eine Mitgliedschaft im<br />
Netzwerk bringt. Trägerübergreifend,<br />
landesweit und doch regional<br />
verankert, ist man attraktiv als Aktionspartner.<br />
Beim WBO haben solche Aktionen<br />
bereits Tradition. Bisher standen<br />
Kinder und Jugendliche aus Einrichtungen<br />
im Mittelpunkt. Zum ersten<br />
Mal sind nun Freiwillige aus stationären<br />
Einrichtungen Gäste. BELA<br />
III als landesweit ausgerichtetes<br />
Netzwerk erwies sich als geeigneter<br />
Partner.<br />
Mit BELA III haben Pfl egeeinrichtungen<br />
Freiwilligen etwas zu bieten.<br />
Lebensqualität von Bewohnerinnen<br />
und Bewohnern betrachten die Mitglieder<br />
als anregenden Ausgangspunkt<br />
für die Zusammenarbeit.<br />
Darin möchten sie vielseitiger und<br />
interessanter werden.<br />
Mit BELA III setzen Pfl egeeinrichtungen<br />
auf organisierten und fortlaufenden<br />
Erfahrungsaustausch. Sie<br />
zählen auf Wissenstransfer und Ko-<br />
Land stellt Ende <strong>2010</strong> Pfl egeheimförderung ein<br />
LSR befürchtet höhere<br />
Pfl egekosten<br />
<strong>Der</strong> Verzicht auf die Pfl egeheimförderung<br />
wird die Kosten einer<br />
stationären Pfl ege erhöhen. Denn<br />
dann müssen die Heime ihre Investitionskosten<br />
bei Neubau und<br />
Umbau voll über den Pfl egesatz fi -<br />
nanzieren. Die deshalb in Zukunft<br />
weiter steigenden Pfl egesätze zwingen<br />
einen zunehmenden Teil der<br />
Pfl egebedürftigen dazu, Sozialhilfe<br />
in Anspruch zu nehmen. <strong>Der</strong> Grund<br />
operation in zentralen Fragen der<br />
Freiwilligenarbeit – von der Konzeptentwicklung<br />
bis zur Qualifi zierung.<br />
Mit BELA III gelingen Pfl egeeinrichtungen<br />
Schritt für Schritt neue Partnerschaften<br />
und sie beteiligen sich<br />
gemeinsam am gesellschaftlichen<br />
Dialog.<br />
Seniorenräte haben durch ihr Engagement<br />
bereits einige Einrichtungen<br />
als Mitglieder gewonnen.<br />
Seit kurzem steht auf der BELA-<br />
Homepage<br />
www.bela3.de eine Liste aller<br />
BELA III-Mitglieder zum Download<br />
zu Verfügung.<br />
Iren Steiner<br />
dafür: Die teilweise derzeit schon<br />
bei über 3 000 Euro pro Monat liegenden<br />
Pfl egekosten werden weiter<br />
steigen. Das kann vom größten Teil<br />
der derzeitigen Selbstzahler „nicht<br />
geschultert“ werden. So werden<br />
noch mehr Menschen, wenn sie alt<br />
und pfl egebedürftig sind, zu Taschengeldempfängern<br />
gemacht.<br />
<strong>Der</strong> LSR hat bereits in der Vergangenheit<br />
gegen die Abschaffung der<br />
Pfl egeheimförderung durch das<br />
Land protestiert. fai<br />
Hausärztliche Versorgung älterer Menschen aus<br />
gerontologischer und pfl egewissenschaftlicher Sicht<br />
Von Prof. Dr. Hermann Brandenburg<br />
<strong>Der</strong> Beitrag beschäftigt sich<br />
mit Fragen der hausärztlichen<br />
Versorgung alter Menschen.<br />
Im ersten Schritt werden einige<br />
allgemeine Erkenntnisse zu<br />
Altern, Prävention und Multimorbidität<br />
angesprochen. Zwar ist die<br />
überwiegende Mehrheit der alten<br />
Menschen gesund und weder hilfe-<br />
noch pfl egebedürftig. Allerdings<br />
nehmen die Herausforderungen an<br />
eine gute medizinische, pfl egerische<br />
und soziale Versorgung zu. Dies<br />
nicht zuletzt deswegen, weil durch<br />
den demographischen Wandel mit<br />
einer Zunahme von pfl egebedürftigen<br />
alten Menschen zu rechnen ist.<br />
In einem zweiten Schritt wird dann<br />
auf die medizinische Versorgung im<br />
Pfl egeheim Bezug genommen. Dies<br />
ist vor allem damit begründet, weil<br />
in diesem Bereich ein erhebliches<br />
Verbesserungspotential besteht. Die<br />
geäußerte Kritik betrifft u.a. das Defi<br />
zit an fachärztlicher Begleitung der<br />
Heimbewohnerinnen und Heimbewohner.<br />
Zu thematisieren ist aber<br />
auch die mangelnde Kooperation der<br />
Berufsgruppen vor allem zwischen<br />
Ärzten und Pfl egenden oder die noch<br />
zu geringe Anwendung eines geriatrischen<br />
Assessments zur Identifi -<br />
zierung von Potentialen einer selbstständigen<br />
Lebensführung – auch<br />
im Heim! Schließlich muss auch die<br />
stärkere Einbindung der Ärzte in<br />
konzeptionelle Entscheidungen in<br />
den Heimen verbessert werden.<br />
Vier Bemerkungen zur Gesundheit<br />
/ Krankheit im Alter:<br />
1. Altern ist keine Krankheit, sondern<br />
ein natürlicher Prozess. Ziel<br />
der gerontologisch-geriatrischen<br />
Interventionen ist nicht die Veränderung<br />
des Alterns an sich,<br />
sondern ausschließlich die Verbesserung<br />
der gesundheitlichen,<br />
sozialen und psychischen Bedingungen<br />
des Alterns. Es geht also<br />
um ein gelingendes Altern, nicht<br />
um die Verlängerung des Lebens<br />
als Selbstzweck.<br />
2. <strong>Der</strong> Gesundheitszustand der alten<br />
Menschen hat sich insgesamt verbessert.<br />
Ursachen dafür sind beispielsweise<br />
ein Trend zu stärkerem<br />
Körper- und Präventionsbewusstsein,<br />
eine bessere Ernährung oder<br />
Lebensstilveränderungen.<br />
3. Die positiven Wirkungen der Prävention<br />
auch im Alter sind durch<br />
viele Studien belegt. Nur zwei Beispiele<br />
seien genannt. Es wurde<br />
gezeigt, dass das Gehen über 3,5<br />
Kilometer und mehr pro Tag die<br />
Lebenserwartung von älteren gesunden<br />
Männern um fünf Jahre<br />
erhöhen konnte. Oder: Mit mindestens<br />
drei Stunden Walking<br />
in der Woche konnte das Herzinfarktrisiko<br />
von 40- bis 65-jährigen<br />
Frauen gegenüber inaktiven<br />
Frauen um 30 Prozent verringert<br />
werden.<br />
4. Im hohen Alter kann Mehrfacherkrankung<br />
(Multimorbidität) zur<br />
Einschränkung bzw. zum Verlust<br />
der Selbständigkeit führen. Es wird<br />
davon ausgegangen, dass jeder<br />
Dritte über 70-jährige Bundesbürger<br />
an fünf mittelgradig schweren<br />
und fast jeder vierte an fünf gleichzeitig<br />
behandelten Erkrankungen<br />
leidet. Bei einer Befragung von<br />
Personen ab einem Alter von 40<br />
Jahren sagen 24 Prozent der über<br />
70-Jährigen, dass sie an fünf und<br />
mehr Erkrankungen leiden, während<br />
lediglich sieben Prozent keine<br />
Erkrankung angaben.<br />
Medizinische Versorgung<br />
in Pfl egeheimen<br />
Bezogen auf die hausärztliche Versorgung<br />
möchte ich mich auf die<br />
medizinische Versorgung im Pfl egeheim<br />
konzentrieren. Und dies aus<br />
zwei Gründen. Erstens überblicke<br />
ich den Bereich am ehesten, da ich<br />
selbst als Altenpfl eger in Heimen<br />
gepfl egt habe. Zweitens befasse ich<br />
mich seit Jahren mit der Frage, wie<br />
die Lebenssituation von Heimbewohner<br />
verbessert werden kann.<br />
Auf drei Problembereiche möchte<br />
ich hinweisen:<br />
1. Es besteht nachgewiesenermaßen<br />
ein Mangel an fachärztlicher Betreuung:<br />
• In fast jedem vierten Pfl egeheim<br />
fand keine psychiatrische Betreuung<br />
statt.<br />
• Bei mehr als der Hälfte von untersuchten<br />
782 Heimen wurde festgestellt,<br />
dass diese nie von einem Orthopäden<br />
besucht worden sind.<br />
• Etwa ein Drittel der untersuchten<br />
782 Heime wurde nie von einem<br />
Frauenarzt, HNO-Arzt, Augen-<br />
oder Zahnarzt besucht.<br />
Zu betonen ist, dass sich die Kritik<br />
primär an Fachärzte richtet. Die<br />
hausärztliche Versorgung erscheint<br />
dagegen insoweit sachgerecht, als zumindest<br />
annähernd in jedem Quartal<br />
16 2/<strong>2010</strong> 2/<strong>2010</strong> 17