Arbeitsdruck Nr. 43 - Der Paritätische NRW
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Qualität<br />
Zertifizierung in der Qualitätsgemeinschaft<br />
Zertifizierte Qualität<br />
<strong>Der</strong> Blick der Auditorin<br />
Helga Schröder arbeitet als Auditorin für die Deutsche Gesellschaft zur Zertifizierung von<br />
Managementsystemen (DQS), eine der 25 von der Bundesagentur zugelassenen fachkundigen<br />
Stellen für die Träger- und Maßnahmezulassung nach AZWV. Seit Mai hat sie Mitglieder der<br />
<strong>Paritätische</strong>n Qualitätsgemeinschaft Dienstleiter am Arbeitsmarkt (QG), auditiert und begutachtet.<br />
ad: Frau Schröder, Menschen die keine<br />
Qualitätsexperten sind, verstehen die Unterschiede<br />
zwischen den verschiedenen<br />
„Qualitätsmarken” kaum. Worauf zielt<br />
die AZWV ab? Welchen Vorteil sehen Sie<br />
für Organisationen, die sich gleichzeitig<br />
nach DIN ISO zertifizieren lassen?<br />
Helga Schröder: Die AZWV ist der Versuch,<br />
über die Sozialgesetzgebung die Qualität für<br />
öffentlich finanzierte Dienstleitungen sicherzustellen.<br />
Was ich auch für richtig halte.<br />
Die AZWV ist eine Rechtsverordnung die<br />
festlegt, dass Anbieter, welche Maßnahmen<br />
für Bildungsgutscheine der Arbeitsagentur<br />
umsetzen wollen, bestimmte Voraussetzungen<br />
erfüllen müssen. Dazu gehört auch<br />
die Forderung nach Qualitätssicherung und<br />
Qualitätsentwicklung. <strong>Der</strong> Anbieter kann die<br />
Anforderungen der AZWV rein bürokratisch<br />
erfüllen, hat dann aber noch kein Qualitätsmanagementsystem<br />
(QMS), das die dafür<br />
notwendigen Unternehmensziele festlegt und<br />
Prozesse steuert. Arbeitet ein Unternehmen<br />
aber auf Basis der DIN EN ISO 9001, ist die<br />
Qualitätsmanagementsystematik gewährleistet,<br />
die beispielsweise eine kontinuierliche<br />
Marktbeobachtung und die Ausrichtung auf<br />
den Kunden garantiert.<br />
ad: Die KollegInnen aus der QG haben<br />
berichtet, dass Ihnen die gelebte Qualität<br />
des Unternehmens bei Ihren Audits wichtig<br />
war. Wie sieht gelebte Qualität aus<br />
dem Blickwinkel der Auditorin aus?<br />
Helga Schröder: Gelebte Qualität bedeutet<br />
für mich die Fähigkeit, dass sich das eigene<br />
Unternehmen mit seinen Kunden weiterentwickelt.<br />
Im Fall der Arbeitsmarktdienstleister<br />
also mit den Kostenträgern aber auch<br />
mit den TeilnehmerInnen der Maßnahmen.<br />
Gerade bei interaktiven personenbezogenen<br />
Dienstleistungen sind die Kunden eine Art<br />
Partner, mit denen kooperiert werden muss,<br />
um den Erfolg der Arbeit zu gewährleisten,<br />
was besonders bei schwierigen TeilnehmerInnen<br />
eine Herausforderung darstellt.<br />
Gerade die DIN ISO fordert aber das Einholen<br />
von Kundenrückmeldungen. Neben der<br />
unmittelbaren Kommunikation sind auch<br />
die Fähigkeiten der MitarbeiterInnen in den<br />
Unternehmen gefordert, den TeilnehmerInnen<br />
gegenüber Erwartungen wie zu Beispiel nach<br />
Pünktlichkeit so darzustellen, dass diese sich<br />
nicht gemaßregelt, sondern abgeholt und gefördert<br />
fühlen.<br />
ad: Wenn das externe Audit ansteht,<br />
bricht oft bei MitarbeiterInnen in den<br />
Unternehmen das große Zittern aus. Wie<br />
gehen Sie damit um und wie verstehen<br />
Sie dabei ihre Rolle als Auditorin?<br />
Helga Schröder: Niemand muss vor der Begutachtung<br />
bzw. dem Audittermin Angst haben.<br />
Ich versuche die Situation so zu gestalten,<br />
dass für die Beteiligten eine entspannte<br />
Atmosphäre entsteht. Dafür sind die Auditoren<br />
der DQS entsprechend geschult, sodass ein<br />
wertschöpfendes Audit im Rahmen von Dialogen<br />
entstehen kann. Bei der DQS gibt es<br />
außerdem nach dem ersten und zweiten Jahr<br />
eine „Förderbegutachtung”. Es geht dabei<br />
nicht um das Abarbeiten einer Checkliste mit<br />
Norm- oder AZWV-Anforderungen, sondern<br />
darum, dass das Werkzeug „Norm” optimal<br />
beim Erreichen der Organisationsziele nützt.<br />
Das gilt für das gesamte Audit einschließlich<br />
Abschlussgespräch, in dem die MitarbeiterInnen<br />
die konkreten Rückmeldungen zu Stärken<br />
und zu Verbesserungsbereichen ihrer Arbeit<br />
bekommen.<br />
ad: Wie sehen die beiden Bestandteile<br />
des Audits, Systemanalyse und Systembegutachtung,<br />
konkret aus?<br />
Helga Schröder: Bei der Systemanalyse<br />
werden die QM-Dokumente überprüft. Das<br />
QM-Handbuch wird unter dem Aspekt der<br />
Zertifizierungsfähigkeit an Hand der gesetzlichen<br />
Vorgaben und der Norm überprüft. Im<br />
Gegensatz zu anderen Zertifizierungsorganisationen<br />
prüft die DQS vor Ort im Unternehmen<br />
und lässt sich die Dokumente nicht nur<br />
Helga Schröder<br />
zuschicken. Das hat den großen Vorteil, dass<br />
wesentlich konkreter geprüft werden kann.<br />
Bei Unklarheiten kann nachgefragt werden<br />
und der oder die Qualitätsmanagementbeauftragte<br />
kann offene Fragen direkt beantworten.<br />
Sind die Antworten nicht ausreichend, kann<br />
ich als Auditorin konkrete Abstimmungen zu<br />
Korrekturen oder Verbesserung rechtzeitig<br />
vornehmen. Ggf. können notwendige Ergänzungen<br />
bis zur Systembegutachtung im Unternehmen<br />
umgesetzt werden.<br />
Die Systembegutachtung findet nach einem<br />
mit dem Unternehmen abgesprochen Zeitplan<br />
statt. Anhand von konkreten Projekten wird<br />
geklärt, wie eine Dienstleistung von Anfang<br />
bis Ende aussieht. Dazu werden die MitarbeiterInnen<br />
befragt, die in der Regel ihre eigene<br />
Arbeit gut darstellen können. Überprüft wird<br />
auch, ob die notwendigen Dokumente und<br />
Aufzeichnungen vorhanden sind. Dazu gehören<br />
auch die Bereiche Daten- und Arbeitsschutz<br />
als gesetzliche Verpflichtungen.<br />
ad: In der QG Dienstleister am Arbeitsmarkt<br />
haben sich Träger zur gemeinsamen<br />
Qualitätsentwicklung zusammengeschlossen.<br />
Worin liegen Ihrer Meinung<br />
nach die Vorteile für Organisationen, die<br />
sich gemeinsam auf eine Zertifizierung<br />
vorbereiten?<br />
Helga Schröder: Aus meiner Sicht ist eine<br />
Gruppe immer mehr als die Summe der Einzelnen.<br />
So kann ein fruchtbarer Austausch<br />
über Ziele, Leitbilder und Prozesse entstehen,<br />
oder darüber wie die Unternehmensbedürfnisse<br />
und die Norm in Einklang zu bringen sind.<br />
Beispielhafte Abläufe können entwickelt und<br />
übertragen werden. Probleme mit TeilnehmerInnen<br />
aber auch mit Auftraggebern können<br />
gemeinschaftlich behandelt und Lösungsansätze<br />
entwickelt werden. Außerdem besteht<br />
die Möglichkeit einer Gruppenzertifizierung<br />
von Unternehmen mit ähnlichen Systemen.<br />
Das ist kostengünstiger als eine Einzelzertifizierung.<br />
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