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Arbeitsdruck Nr. 43 - Der Paritätische NRW

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Konkurrenz von anderen Firmen geschafft’<br />

und das fördert echte Berufszufriedenheit. Unsere<br />

Kunden merken häufig an, wie fröhlich<br />

und enthusiastisch unsere Mitarbeiter sind.<br />

Dies gibt dem Ganzen etwas Besonderes,<br />

eine weitere Dimension.”<br />

Defizitorientiert und stigmatisierend?<br />

Samhalls Auftrag ist es „sinnvolle und förderliche<br />

Jobs für Arbeitsunfähige zu schaffen”<br />

und dabei als kommerzieller Betrieb aufzutreten,<br />

der Produkte und Dienstleistungen<br />

anbietet. Wurde dieses erreicht? Was sagen<br />

externe Experten? <strong>Der</strong> Wissenschaftler<br />

Mikael Holmqvist behauptet, dass Samhall<br />

Erwerbsunfähigkeit erzeugt, indem es Menschen<br />

beibringt, eine bestimmte soziale Rolle<br />

zu übernehmen. Diese Rolle ist stigmatisiert:<br />

Personen werden dabei aufgrund ihrer Arbeitsunfähigkeit<br />

identifiziert, nicht aufgrund<br />

der Dinge, die sie eigentlich können.<br />

Sinn statt Gewinn<br />

Jan Rydh, der eine frühere Erhebung der<br />

Regierung durchführte, ist ebenfalls kritisch.<br />

„Menschen werden zu Samhall geschickt,<br />

wo der Focus darauf liegt, was diese Menschen<br />

nicht können, statt zu fragen: „Was<br />

möchtest Du aus Deinem Leben machen?”<br />

Samhall ist ein Betrieb, der kostendeckend<br />

oder gewinnbringend arbeiten muss. Dies hat<br />

Vorrang vor dem Aufwand zur Befriedigung<br />

der Bedürfnisse Einzelner.” Eine der vielen<br />

Anregungen in Jan Rydh's Erhebung „Inte<br />

bara Samhall” (Nicht nur Samhall), die 2003<br />

veröffentlicht wurde (www.regeringen.se/sb/<br />

d/108/a/1924), ist der Vorschlag, dass die<br />

Firma zunächst die Ziele, Bedürfnisse und<br />

Wünsche jedes einzelnen ihrer Mitarbeiter ermitteln<br />

und darauf ihre Aktivitäten abstimmen<br />

sollte. „In dieser Sache haben wir die gleiche<br />

arbeitsdruck 11/06<br />

Ansicht wie Jan Rydh, dass wir unsere Arbeit<br />

auf die Fähigkeiten und Fertigkeiten der Einzelnen<br />

abstimmen sollten” sagt Anna-Karin<br />

Hedlund.„Samhall hat in der Folge der Untersuchung<br />

die Kritik zur Kenntnis genommen<br />

und Fortschritte gemacht. Unser Erfolg dabei<br />

hängt zu einem großen Teil von unserer Kompetenz<br />

im Management ab. Die Mitarbeiter,<br />

die Arbeitsgruppen betreuen, wurden speziell<br />

ausgebildet sensibel mit individuellen Differenzen<br />

und Bedürfnissen umzugehen. Sie<br />

bieten Coaching und Unterstützung, wenn<br />

nötig und können Einzelnen andere Jobs<br />

geben, wenn sie dies wünschen.”<br />

Arbeit an der Basis<br />

<strong>Der</strong> Bildungsstand unter den Arbeitsunfähigen<br />

ist generell niedrig, obwohl es Ausnahmen<br />

gibt wie z.B. eine Gruppe von Lehrern<br />

in Härnösand. Das Durchschnittsalter<br />

bei Samhall ist hoch, Beschäftigte zwischen<br />

45 – 54 bilden die größte Gruppe. 46 Prozent<br />

der Mitarbeiter sind Frauen. Die Beschäftigten<br />

hier haben immer häufiger sowohl körperliche<br />

als auch geistige Behinderungen. „Es<br />

passiert dass Mitarbeiter wieder ganz von<br />

vorne anfangen müssen, wenn sie krank oder<br />

im Urlaub waren” sagt Anna-Karin Hedlund.<br />

„Zum Beispiel müssen sie sich wieder daran<br />

gewöhnen, morgens aufzustehen und den<br />

Bus zu Samhall zu erreichen; für einige Menschen<br />

ist das schwierig. In solchen Fällen<br />

können die Betreuer zu ihnen nach Hause<br />

kommen und helfen. Wenn sich jemand<br />

besonders schwach fühlt, können wir die<br />

Besetzung verdoppeln. Dies macht uns als<br />

Betrieb einzigartig.”<br />

Vermittlungsziel 5%<br />

Doch viele Personen bleiben bei Samhall<br />

hängen, meint Jan Rydh. Die meisten von<br />

Schwerpunkt<br />

ihnen brauchen viel zu lange, um auf den<br />

regulären Arbeitsmarkt zurückzukehren,<br />

wenn sie es überhaupt schaffen. Daher<br />

würde er die Einführung eines öffentlichen<br />

Programms für geschützte Beschäftigung<br />

(das ASA Programm) begrüßen, in dem<br />

neben Samhall viele andere Arbeitgeber<br />

geschützte Beschäftigung mit staatlicher Hilfe<br />

anbieten könnten. Dies würde es Samhall<br />

auch ermöglichen sich zu verkleinern und<br />

sich auf die Menschen zu konzentrieren,<br />

die wirklich dort sein müssen. So könnten<br />

diese dort wo nötig mehr Führung, berufliche<br />

Ausbildung und Bildung bekommen.<br />

„Als die Erhebung 2003 veröffentlicht wurde,<br />

waren alle Parteien voll des Lobes, aber danach<br />

ist nicht viel passiert” sagt Jan Rydh.<br />

„Die ganze Sache ist anscheinend in einer<br />

Diskussion über den Haushalt untergegangen.”<br />

Anna-Karin Hedlund bestätigt, dass<br />

die Eingliederungsquote der Mitarbeiter zu<br />

niedrig ist, dass viele Menschen nach wie vor<br />

zu lange dort bleiben. In den vergangenen<br />

Jahren hat Samhall versucht mehr Frauen in<br />

den regulären Arbeitsmarkt einzugliedern als<br />

früher, jedoch ohne nennenswerten Erfolg.<br />

Dennoch erreicht Samhall das von der vorherigen<br />

Regierung gesetzte Ziel, fünf Prozent der<br />

Beschäftigten in den regulären Arbeitsmarkt<br />

einzugliedern. Dies sind ca. 1.000 Leute<br />

pro Jahr. „Wenn aber die neue Regierung<br />

ein höheres Ziel setzt, sollten wir in der Lage<br />

sein, dieses ebenfalls zu erreichen. In einigen<br />

Arbeitsabläufen, z.B. in unseren Zeitarbeitsagenturen,<br />

erreichen wir bereits Zahlen von<br />

8 oder 9 Prozent. Wir sind offen gegenüber<br />

großen Veränderungen und auch Wettbewerb”<br />

sagt Anna-Karin Hedlund. Die neue<br />

Regierung wird nun die Frage beantworten,<br />

was in dieser Hinsicht geschehen wird.<br />

Marie Eriksson<br />

Wir danken Wendy <strong>Der</strong>wanz für die<br />

Übersetzung aus dem Englischen<br />

Zur Autorin<br />

Marie Eriksson arbeitet als Journalistin<br />

im „paraply projektet” in Stockholm,<br />

einem Projekt zur Bekämpfung von<br />

Ungleichheit und Diskriminierung<br />

im Arbeitsleben im Rahmen der<br />

EU-Gemeinschaftsinitiative Equal<br />

info@europaforum.se<br />

www.paraplyprojektet.se<br />

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