Arbeitsdruck Nr. 43 - Der Paritätische NRW
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Kosten erfasst. Die Mindereinnahmen sind fast<br />
so groß wie die Ausgaben und ergeben sich<br />
aus geringeren Sozialbeiträgen und einem<br />
niedrigeren Steueraufkommen. Die Arbeitslosen<br />
führten 24 Mrd. Euro weniger ab an die<br />
Renten-, Kranken- und Pflegeversicherung sowie<br />
an die Bundesagentur für Arbeit, dem Fiskus<br />
entstanden Steuerausfälle (Einkommensteuer,<br />
indirekte Steuern) von 16 Mrd. Euro.<br />
Rechnet man die Arbeitslosen auf die Ausgaben<br />
und Mindereinnahmen um, so schlug<br />
der durchschnittliche registriert Arbeitslose im<br />
Jahre 2004 mit 19.600 Euro pro Jahr zu<br />
Buche. Dabei betrugen die Transferzahlungen<br />
ca. 10.600 Euro und die Mindereinnahmen<br />
ca. 9.000 Euro.<br />
Ein dritter Arbeitsmarkt?<br />
Wenn die Bundesagentur für Arbeit und die<br />
Politik über einen dritten Arbeitsmarkt nachdenken,<br />
so werden sie darin vom <strong>Paritätische</strong>n<br />
im Grundsatz unterstützt. Zwei grundlegende<br />
Ziele sind zu beachten:<br />
Erstens, Langzeitarbeitslose dürfen nicht in<br />
den dritten Arbeitsmarkt abgeschoben wer-<br />
Diskussion IV<br />
Mindestlohn statt<br />
Kombilohn?<br />
arbeitsdruck 11/06<br />
den. Ein dritter Arbeitsmarkt, mit dem sich die<br />
Bundesagentur durch Zahlungen von schwierigen<br />
Fällen befreien will (und der praktischerweise<br />
auch die Arbeitslosenstatistik entlastet),<br />
ist nichts weiter als sozialpolitischer<br />
Aktionismus und stigmatisiert die Betroffenen.<br />
Dagegen zeigen die Erfahrungen im <strong>Paritätische</strong>n,<br />
dass Menschen auch nach langen<br />
Jahren der Arbeitslosigkeit mit angepassten<br />
Hilfen eine Integration sogar in den ersten<br />
Arbeitsmarkt schaffen können. Nach jahrzehntelanger<br />
Massenarbeitslosigkeit braucht<br />
die Arbeitsmarktpolitik einen langen Atem.<br />
Zweitens, ist es unerlässlich, die Regelsätze<br />
für Hartz IV um 20 Prozent zu erhöhen. Nur<br />
so ist ein Mindestmaß an sozialer Teilhabe<br />
möglich. Ein dritter Arbeitsmarkt, bei dem<br />
das Einkommen nicht wesentlich über das<br />
bisherige Hartz IV-Niveau hinausgeht, würde<br />
die Betroffenen faktisch zu staatlich gewollten<br />
„working poor” degradieren.<br />
Nicht zu vergessen: die wahren Kosten eines<br />
Arbeitslosen betragen durchschnittlich<br />
fast 20.000 Euro. Kostenvergleichsrech-<br />
Schwerpunkt<br />
nungen haben ergeben, dass man anstelle<br />
von Arbeitsgelegenheiten („Ein-Euro-Jobs”)<br />
genauso gut versicherungspflichtige Beschäftigungsverhältnisse<br />
mit einem deutlich<br />
höheren Einkommensniveau als bei Hartz IV<br />
schaffen kann. <strong>Der</strong> gesamtgesellschaftliche<br />
Nutzen wäre erheblich.<br />
Dr. Rudolf Martens /<br />
Tina Hofmann<br />
Zu den AutorInnen<br />
Dr. Rudolf Martens,<br />
<strong>Paritätische</strong>r Wohlfahrtsverband –<br />
Gesamtverband (Berlin), zuständig<br />
für sozialwissenschaftliche Analysen,<br />
Statistik und Modellrechnungen<br />
E-Mail: eu@paritaet.org<br />
Tina Hofmann, Dipl. Verw. wiss.,<br />
<strong>Paritätische</strong>r Wohlfahrtsverband –<br />
Gesamtverband (Berlin), zuständig<br />
für Jugendsozialarbeit und<br />
Arbeitsmarktpolitik<br />
E-Mail: jugendsozialarbeit@paritaet-nrw.org<br />
In der Diskussion um einen „dritten Arbeitsmarkt” spielen die Instrumente Kombilohn und<br />
Mindestlohn eine wichtige Rolle. In den letzten Ausgaben des arbeitsdruck haben wir einen<br />
Kombilohn, der auf wenige Zielgruppen und den gemeinnützigen Bereich begrenzt bleibt,<br />
verbunden mit der Forderung nach einem Mindestlohn. Dr. Claus Schäfer vom gewerkschafts-<br />
Dr. Claus Schäfer<br />
nahen Institut WSI kommt mit Blick auf die Diskussion auf Bundesebene in der folgenden<br />
Analyse zu einem anderen Schluss: Mindestlohn ja – Kombilohn nein.<br />
Hinter den Instrumenten Kombilohn und<br />
Mindestlohn stehen völlig unterschiedliche<br />
Instrumentenwege und -begründungen. Vor<br />
allem aber können nicht beide Instrumente<br />
gleichermaßen der ökonomischen Wirklichkeit<br />
gerecht werden und ihre Versprechen<br />
einlösen. Dies sollen die folgenden Thesen<br />
verdeutlichen.<br />
Kombilohn und Mindestlohn – Ein Ziel<br />
Gemeinsam sind beiden Instrumenten gerade<br />
noch die Zielsetzungen bzw. Versprechen,<br />
die materielle Existenz des einzelnen<br />
Lohnempfängers zu sichern und insgesamt<br />
mehr Beschäftigung zu schaffen. Gemein-<br />
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