Das Verhalten der Feldlerche - KOPS
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Die Partner griffen nicht unbedingt jeden Eindringling an, son<strong>der</strong>n bevorzugten<br />
das eigene Geschlecht. Binnen 21 Std. griff ein d 54mal männliche<br />
21mal weibliche Eindringlinge an (X 2 , p < 0,001). Sein S? griff in 30 Std. 8mal<br />
männliche, 17mal weibliche Lerchen an (KoLMOGOROF-SMIRNOW, p < 0,05).<br />
Für das d mag die Selektivität geringer, für das S? größer sein als die Zahlen<br />
wi<strong>der</strong>spiegeln, da S?S? weniger häufig in fremde Reviere eindringen als<br />
d d. Es wurde lei<strong>der</strong> versäumt, letzteres quantitativ zu erfassen.<br />
Wenn die S?S? Auseinan<strong>der</strong>setzungen mit Eindringlingen hatten, so sprangen<br />
häufig ihre d d für sie ein; das umgekehrte kam nur selten vor, außer<br />
wenn die d d fremde S?S? anbalzten: dann griffen die eigenen S?S? aufs heftigste<br />
an.<br />
<strong>Verhalten</strong> gegenüber Artfremden<br />
Es lassen sich zwei Gruppen von Artfremden unterscheiden: Lebensraumkonkurrenten<br />
und Feinde.<br />
a) Leb e n s rau m k 0 n kur ren t engegenüber zeigten sie dieselben<br />
agonistischen <strong>Verhalten</strong>sweisen wie gegen Artgleiche.<br />
Im Beobachtungsgebiet brüteten auch Steinschmätzer und Wiesenpieper:<br />
ihre Reviere überlappten völlig die <strong>der</strong> <strong>Feldlerche</strong>n. Die Wiesenpieper<br />
wurden häufig von den Lerchen angegriffen und flüchteten regelmäßig ohne<br />
Wi<strong>der</strong>stand. Oft aber wurden sie lange Zeit nicht beachtet. Jedenfalls mieden<br />
die Pieper we<strong>der</strong> die Lerchen noch <strong>der</strong>en Reviere; auch wenn sie gerade<br />
wie<strong>der</strong>holt verjagt worden waren, schienen sie eher die Gesellschaft <strong>der</strong> Lerchen<br />
zu suchen. Die weit stärkeren Steinschmätzer wurden seltener angegriffen,<br />
vielmehr griffen diese die <strong>Feldlerche</strong>n an, aber auch hier war friedliche<br />
Koexistenz die Regel.<br />
Die Funktion dieses agonistischen <strong>Verhalten</strong>s ist unbekannt. Die Motivation<br />
dürfte die gleiche wie bei den agonistischen Reaktionen vor Artgenossen<br />
sein: die artfremden Vögel stellen eine unvollständige Reizsituation<br />
dar, auf die nur dann reagiert wird, wenn an<strong>der</strong>e angriffsför<strong>der</strong>nde Faktoren<br />
stark sind. Manche <strong>der</strong> Angriffe auf Wiesenpieper gehen sicher auf "redirection"<br />
(MOYNIHAN 1955) zurück, d. h. <strong>Feldlerche</strong>n, die bei Revierkämpfen abgewiesen<br />
worden waren, griffen dann häufig die schwächeren Wiesenpieper<br />
an.<br />
An<strong>der</strong>e Vögel wie Hänflinge, Stare, Möven und Limicolen blieben unbeachtet.<br />
b) F ein d e. Bei Erscheinen einiger dieser zeigten die <strong>Feldlerche</strong>n beson<strong>der</strong>e<br />
<strong>Verhalten</strong>sweisen. Wenn ein Merlin, Wan<strong>der</strong>-, Baum-, (LIEBE 1893)<br />
o<strong>der</strong> auch ein Turmfalk das Gebiet überflog, so drückten sich umherlauf ende<br />
<strong>Feldlerche</strong>n flach auf den Boden und erstarrten bewegungslos, während sie den<br />
Raubvogel monokular fixierten, o<strong>der</strong> sie gingen langsam in Deckung und<br />
duckten sich dann. Einige wenige, die das Erscheinen des Raubvogels erst spät<br />
bemerkten, "froren" in abflugbereiter Haltung ein.<br />
Einige Male vernahm ich einen leisen Warnruf. Nach Verschwinden des<br />
Raubvogels "tauten" alle langsam wie<strong>der</strong> auf. Vorbeifliegende Möwen genügten<br />
hierbei, um sie wie<strong>der</strong> erstarren zu lassen (Schwellenerniedrigung). Ein<br />
S?, auf das <strong>der</strong> Merlin stieß, stob mit einem schrillen Angstschrei davon. Am<br />
wenigsten ängstigend wirkte <strong>der</strong> Turmfalke. Flugsingende d d unterbrachen<br />
ihren Gesang nicht, son<strong>der</strong>n schienen nur höher zu steigen. Ahnliches berichtet<br />
LIEBE (1893), <strong>der</strong> ergänzt, daß an<strong>der</strong>weitig herumfliegende Lerchen sich zu<br />
Boden stürzen und dort in Deckung gehen. TINBERGEN (mündl.) sah ein flugsingendes<br />
d mehrere Male einem stoßenden Merlin durch kurze Sturzflüge