Das Verhalten der Feldlerche - KOPS
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e) S per r ver haI te n <strong>der</strong> J u n gen. Die blinden Jungen sperren<br />
vorerst nur auf akustische Reize. Hohe Laute sind wirksamer als niedrige.<br />
Beim Sperren recken sie ungerichtet leicht pendelnd den Kopf hoch und reißen<br />
den sehr auffällig schwarz-gelb gemusterten Rachen auf. Im Laufe des 4. Lebenstages<br />
öffnen sie die Augen und schon etwa 1 Std. später löst praktisch<br />
jedes sich in Nestnähe bewegende Objekt Sperren aus. Zu dieser Zeit bringen<br />
sie auch den Sperrlaut, ein heiseres eh eh eh. Im Laufe des 5. Tages richtet sich<br />
<strong>der</strong> Rachen dem auslösenden Objekt entgegen. Gleichzeitig wird die optische<br />
Reaktion spezifischer, d. h. sie sperren zuletzt nur noch die Elterntiere an.<br />
Ahnlich verengt sich etwa in diesem Alter die anfangs unspezifische akustische<br />
Auslösbarkeit, so daß zuletzt nur noch <strong>der</strong> Fütterlaut <strong>der</strong> Alttiere wirksam<br />
ist. Auf Bodenerschütterungen reagieren sie nicht, auf Berührung <strong>der</strong> SchnabelwUlste<br />
o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>er Körperteile nur selten.<br />
Optische und akustische Reize sind summierbar, d. h. 2 einzeln heteromodale<br />
Reize heben einan<strong>der</strong> bei gleichzeitiger Darbietung über die Schwelle.<br />
\Veiterhin konnte ich reaktionsspezifische Anfangsreibung und Ermüdung feststellen,<br />
beide unabhängig davon, welcher von beiden Reizen benutzt wurde<br />
und in welcher Reihenfolge. Daneben konnte aber eine reizspezifische Ermüdung<br />
beobachtet werden; wenn ein oft genug wie<strong>der</strong>holter Reiz unbeantwortet<br />
blieb, war <strong>der</strong> an<strong>der</strong>e voll wirksam. Dies galt nicht nur für Reize verschiedener<br />
Modalität, also optische und akustische, son<strong>der</strong>n auch für verschiedene<br />
Reize <strong>der</strong>selben Modalität. Ein überdauern <strong>der</strong> Reaktionen nach<br />
Reizungsende wurde gelegentlich beobachtet, d. h. nach einer Reizversuchsreihe<br />
sperrten einzelne Junge noch ein- o<strong>der</strong> zweimal spontan (vgl. PRECHTL 1953).<br />
Hunger hatte neben Schwellenerniedrigung auch noch den Effekt <strong>der</strong><br />
<strong>Verhalten</strong>sregression: ältere Jungen begannen bei großem Hunger wie<strong>der</strong><br />
zu sperren wie in ihrer ersten Nesthockerzeit, dieses Rückschlagen war auch<br />
für kranke Junge typisch. Berührung <strong>der</strong> Zungenbasis löste schon bei gerade<br />
geschlüpften Jungen ein kräftiges Schlucken aus (DEwAR 1908). Während des<br />
Sperrens schien die Speichelsekretion stark erhöht zu sein. Junge, die das Nest<br />
verlassen hatten, zeigten beim Sperren gelegentlich ein synchrones Flügelschwirren.<br />
f) Ne s t r ein i gun g. Den Kot <strong>der</strong> Nestlinge verschIuckt <strong>der</strong> AItvogel<br />
o<strong>der</strong> trägt ihn fort, fast immer gleich nach dem Füttern. Sie lesen den<br />
Kot unmittelbar von <strong>der</strong> Kloakenmündung des Jungen auf, später vom Nestboden<br />
o<strong>der</strong> vom Nestrand, wohin ihn die älteren Jungen mit einer entsprechenden<br />
Bewegung ablegen. Zur Entleerung auffor<strong>der</strong>nde Handlungen <strong>der</strong><br />
Eltern konnte ich nicht beobachten.<br />
Sie fraßen den Kot an Ort und Stelle. Trugen sie ihn im Schnabel weg,<br />
meistens fliegend, so ließen sie ihn in 75 % <strong>der</strong> Fälle erst nach <strong>der</strong> Landung fallen,<br />
zeitweilig immer wie<strong>der</strong> an <strong>der</strong>selben Stelle, anschließend wetzten sie den<br />
Schnabel am Boden. Anfangs werden alle Kotballen gefressen, später, wenn sie<br />
fester überhä utet sind, immer weniger, denn um so leichter lassen sie sich weg tragen<br />
(Abb. 44). Beim schon erwähnten Austausch verschieden alter Jungen än<strong>der</strong>ten<br />
die Lerchen ihr Kotbeseitigungsverhalten im obigen Sinne voraussagbar. Die<br />
Kotbeseitigung schwankt nicht mit <strong>der</strong> Tageszeit (Abb. 45) und auch nicht mit<br />
zunehmendem Alter <strong>der</strong> Jungen (Abb. 46). Diese scheinen durch Vergrößerung<br />
<strong>der</strong> Ballen die Mehrfütterung abzufangen. Tatsächlich waren die Kotballen<br />
am Ende <strong>der</strong> Nesthockerzeit etwa 10- bis 15mal so groß wie die ersten.<br />
Der Anteil <strong>der</strong> Partner an <strong>der</strong> Kotbeseitigung ist ähnlich wie bei <strong>der</strong><br />
Fütterung und scheint ebenso zu schwanken (Abb.43). <strong>Das</strong> ist zu erwarten,<br />
denn je öfter einer füttert, um so mehr Kotballen findet er vor und beseitigt