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Heft 95 - Lernen & Lehren

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Schwerpunktthema: Messen und Diagnose als Gegenstand beruflicher Arbeits- und Lernprozesse<br />

für die nachfolgende Präparation erforderlich.<br />

Das Einbetten der Proben<br />

in Kunststoff ist die gebräuchlichste<br />

Methode, wobei zwischen Kalteinbetten<br />

und Warmeinbetten unterschieden<br />

wird, je nachdem, ob beim Einbettvorgang<br />

eine Wärmezufuhr für den Ablauf<br />

der Polymerisation nötig ist oder nicht.<br />

Für Kunststoffproben ist nur ein Kalteinbetten<br />

möglich, da die Probe beim<br />

Warmeinbetten verändert oder sogar<br />

zerstört werden kann.<br />

Das Einbettmittel ist üblicherweise ein<br />

Zweikomponentenpolymer, bestehend<br />

aus Basis und Härter. Beide Substanzen<br />

werden angerührt und über die<br />

in einer Einbettform liegende Probe<br />

gegossen. Das flüssige Einbettmittel<br />

reagiert unter Vernetzung zu einer festen<br />

Masse.<br />

Schleifen und Polieren: Die Fläche,<br />

die später im Mikroskop betrachtet<br />

werden soll, muss durch sorgfältiges<br />

Schleifen und Polieren so vorbereitet<br />

werden, dass eine kratzerfreie, verformungsarme<br />

und gut reflektierende<br />

Oberfläche entsteht.<br />

Beim Schleifen und Polieren wird das<br />

Material aufgrund der Schneidwirkung<br />

von Schleif- und Poliermittel in Form<br />

von Spänen aus der Oberfläche herausgeschnitten<br />

und abgetragen.<br />

Geschliffen und poliert wird von Stufe<br />

zu Stufe mit abnehmender Korngröße.<br />

Begonnen wird mit dem Nassschleifen<br />

auf SiC-Papier der Körnung<br />

Nr. Schicht Schichtdicke [µm]<br />

1<br />

hellbraune, strukturierte<br />

Schicht<br />

140<br />

2 weiße Schicht 160<br />

3 grünliche Schicht 30<br />

4 dunkle Schicht 15<br />

5 helle Schicht 15<br />

6 grauer Decklack 80<br />

Abb. 4: Analysierte Lackschichten<br />

Abb. 5: Lackaufbau im Querschliff (oben = Decklack)<br />

320/500/800/1000/1200, anschließend<br />

Vorpolieren mit Diamantsuspension<br />

mit den Körnungen 6 µm, 3 µm, 1<br />

µm auf Kunstseide oder Baumwolltuch<br />

mit alkoholischem Schmiermittel. Zum<br />

Schluss erfolgt das Feinpolieren mit<br />

Tonerdesuspension auf einem Woll-<br />

oder Samttuch. Sorgfältiges Reinigen<br />

zwischen den einzelnen Schleif- und<br />

Polierstufen ist notwendig, um ein Mitschleppen<br />

von gröberen Schneidkörnern<br />

und Abrieb zu vermeiden.<br />

Zum Trocknen werden zunächst die<br />

schwer verdampfenden Flüssigkeiten<br />

(z. B. Wasser, Öl) mit Spiritus von der<br />

Probe abgespült. Die Verwendung eines<br />

bei der Metallpräparation üblichen<br />

heißen Luftstroms (Föhn) ist bei Kunststoffproben<br />

zu vermeiden (thermischer<br />

Einfluss!).<br />

Restschicht des<br />

ursprünglichen<br />

Lackaufbaus<br />

Füller, deutlich zu<br />

dick appliziert<br />

chromathaltige<br />

Grundierung, zu<br />

dick appliziert<br />

Antistatiklack zu<br />

dünn<br />

chromatfreie<br />

Grundierung,<br />

richtige Dicke<br />

Decklack, geringfügig<br />

zu dick<br />

Lichtmikroskopische<br />

Untersuchung<br />

Der Querschliff der Lackproben wurde<br />

mit einem im Metallographielabor<br />

üblichen Auflichtmikroskop (Metallmikroskop)<br />

betrachtet. Heutzutage<br />

sind diese Mikroskope elektronisch<br />

gesteuert und mit digitalen Aufnahmemöglichkeiten<br />

verbunden. Die so<br />

gewonnenen Bilder können sofort am<br />

Computer weiterverarbeitet und in die<br />

Berichte eingebunden werden. Mit der<br />

Umstellung von der herkömmlichen<br />

Dunkelkammertechnik für die Bildentwicklung<br />

hin zur kompletten elektronischen<br />

Datenverarbeitung war eine<br />

enorme Effektivitätssteigerung im Labor<br />

verbunden.<br />

Die mikroskopische Untersuchung<br />

erfolgte zunächst bei kleiner Vergrößerung,<br />

die einen guten Überblick gestattet.<br />

Nach Bedarf wurden stufenweise<br />

höher vergrößernde Objektive<br />

verwendet. Im Metallmikroskop sind<br />

Vergrößerungen bis maximal 1000fach<br />

möglich.<br />

Im Querschliff sind sechs Schichten<br />

mit einer Gesamtschichtdicke von ca.<br />

440 µm zu erkennen (Abb. 4, Abb. 5)<br />

– dies ist für ein Flugzeuglacksystem<br />

deutlich zu dick. Um die einzelnen<br />

Schichten zuordnen zu können, waren<br />

noch weitere Untersuchungen – Elementanalyse<br />

mittels Rasterelektronenmikroskop<br />

und Infrarot-Spektroskopie<br />

(Abb. 6) – erforderlich, die hier nur am<br />

Rande erwähnt werden sollen, da eine<br />

Beschreibung im Detail den Rahmen<br />

sprengen würde.<br />

110 lernen & lehren (l&l) (2009) <strong>95</strong>

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