Heft 95 - Lernen & Lehren
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Schwerpunktthema: Messen und Diagnose als Gegenstand beruflicher Arbeits- und Lernprozesse<br />
Eingangsgröße eines CM-Systems<br />
finden sowohl steuerungsinterne Signale<br />
(Motorstrom, Schleppfehler, Positionswerte,<br />
Geschwindigkeit, PLC-<br />
Informationen etc.) als auch Sensorsignale<br />
Verwendung. Diese werden<br />
anschließend mithilfe von zeitbasierten,<br />
frequenzbasierten oder zeit-frequenzbasierten<br />
Verfahren analysiert<br />
(vgl. METZELE 2008). Ermittelte Kenngrößen<br />
lassen sich anschließend als<br />
Trend verfolgen oder mittels einer<br />
Mehrgrößenauswertung miteinander<br />
kombinieren.<br />
Fehlausrichtungen und<br />
Montagefehler<br />
Eine häufige Schadensursache an<br />
Vorschubachsen stellen Fehlausrichtungen<br />
und andere Montagefehler von<br />
Kugelgewindetrieben (KGT) und Führungssystemen<br />
dar. Zur Untersuchung<br />
dieser Schäden wurde der dargestellte<br />
Prüfstand (Abb. 5, unten) verwendet<br />
und ein gezielter Achsversatz aufgebracht.<br />
Dies wurde durch einen radialen<br />
Versatz des Loslagers realisiert.<br />
Rechts sind die auf den Gutzustand<br />
bezogenen Anstiege in den Drehmomentsignalen<br />
dargestellt. Es ist deutlich<br />
zu erkennen, dass mit steigendem<br />
Versatz des Loslagers (Abb. 5, Pos. a)<br />
im mittleren Foto) das KGT-Drehmoment<br />
ansteigt.<br />
Diese Art von Schaden ist ein Beispiel<br />
für Defekte, die ohne großen mathematischen<br />
Aufwand mit zeitbasierten Verfahren<br />
nachweisbar sind. Zeitbasiert<br />
bedeutet in diesem Zusammenhang,<br />
dass lediglich der zeitliche Verlauf eines<br />
Sensorsignals der Auswertung<br />
zugrunde liegt. Zu den zeitbasierten<br />
Abb. 5: Fluchtungsfehler bei Kugelgewindetrieben<br />
Abb. 6: Messung von Überrollfrequenzen an Kugelgewindetrieben<br />
Verfahren zählen u. a. Mittelwertbildung,<br />
Effektivwertbildung und Grenzwertüberwachung.<br />
Des Weiteren wurde<br />
in diesem Fall mit der Auswertung<br />
des Motorstrom-Ist-Wertes, welcher<br />
dem Drehmoment des Elektromotors<br />
proportional ist, ein steuerungsinternes<br />
Signal für die Analyse verwendet.<br />
Dies hat den Vorteil, dass keine zusätzlichen<br />
Sensoren benötigt werden,<br />
setzt aber das Vorhandensein eines<br />
geeigneten Signals und die Möglichkeit<br />
voraus, dieses aus der Maschine<br />
herauszuführen.<br />
Defekte Umlenkstücke von<br />
KGT-Muttern<br />
Ein weiteres Schadensbild stellen defekte<br />
Umlenkstücke in KGT-Muttern<br />
dar. Analog zu Einlauffrequenzen bei<br />
Wälzlagern (vgl. HARRIS/KOTZALA 2007)<br />
und Linearführungen (vgl. BRECHER/<br />
KLEIN 2006) können die charakteristi-<br />
schen Frequenzen von KGT in Abhängigkeit<br />
von den geometrischen Abmaßen<br />
und der Drehfrequenz berechnet<br />
werden. Die berechneten Frequenzen<br />
einer KGT-Mutter und deren Harmonische<br />
sind deutlich im Spektrum zu<br />
erkennen (Abb. 6). Insbesondere die<br />
1. Harmonische des betrachteten KGT<br />
weist eine starke Erhöhung auf, die auf<br />
einen Schaden schließen lässt.<br />
Das oben gezeigte Beispiel ist exemplarisch<br />
für eine frequenzbasierte<br />
Analyse von Maschinenkomponenten.<br />
Hierbei wird das Zeitsignal über eine<br />
Fast-Fourier-Transformation (FFT) in<br />
seine einzelnen Frequenzkomponenten<br />
zerlegt. Dadurch treten Schwingungen,<br />
die im Zeitsignal mit allen anderen<br />
Schwingungen überlagert sind,<br />
sehr viel deutlicher hervor und können<br />
hinsichtlich ihrer Größe und genauen<br />
Lage im Frequenzband untersucht<br />
werden. Da die meisten Komponenten<br />
über charakteristische Frequenzen<br />
verfügen und sich diese im Falle eines<br />
Schadens verändern können, stellt die<br />
Grenzwertüberwachung diskreter Frequenzen<br />
eine Möglichkeit zur Schadensdetektierung<br />
dar. Einschränkend<br />
muss jedoch erwähnt werden, dass<br />
bei der Fouriertransformation die Zeit-<br />
und damit auch die Weginformation<br />
verloren geht. Daher kann ein Schaden<br />
zwar detektiert, nicht aber einer bestimmten<br />
Position zugeordnet werden.<br />
Mehrgrößenauswertung von<br />
Linearführungen<br />
Analog zur Mehrgrößenauswertung bei<br />
Linearführungen (vgl. BRECHER/KLEIN<br />
2007) ist dieser Ansatz auch zur Erkennung<br />
von Kugelgewindetriebsschäden<br />
120 lernen & lehren (l&l) (2009) <strong>95</strong>