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Heft 95 - Lernen & Lehren

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Praxisbeiträge<br />

ein. Die Vorgehensweise bei dieser<br />

praktischen Umsetzung entspricht<br />

der Struktur des Artikulationsschemas<br />

für die „Instandsetzungsaufgabe“,<br />

einer Variante des Ausbildungs- und<br />

Unterrichtsverfahrens „Instandhaltungsaufgabe“,<br />

das in acht Handlungsschritte<br />

unterteilt ist (PAHL 2005,<br />

S. 192 f.). Hierbei kann situationsbedingt<br />

entschieden werden, einzelne<br />

Phasen abzuändern beziehungsweise<br />

entfallen zu lassen. Dabei sollte aber<br />

sichergestellt sein, dass der Charakter<br />

der vollständigen Handlung weiterhin<br />

gewährleistet wird.<br />

Einstieg durch Instandsetzungsauftrag<br />

mit Problemstellung<br />

Als Einstieg bietet sich hier ein fiktiver<br />

Kundenauftrag an, der den didaktischen<br />

Ansprüchen aus der Neuordnung<br />

des Berufes entspricht und das<br />

Interesse der Schüler wecken soll.<br />

Exemplarisch könnte dieser Kundenauftrag<br />

wie folgt lauten:<br />

„Der Besitzer eines Einfamilienhauses<br />

mit einer durch ein erdgasbefeuertes<br />

Brennwertgerät betriebenen Heizungsanlage<br />

(s. Installationsschema<br />

in Abb. 1) beklagt, dass am Anfang<br />

der Heizperiode im Herbst seine Heizungsanlage<br />

keine Raumwärme abgibt.<br />

Die Erzeugung von Warmwasser<br />

funktioniert jedoch einwandfrei. Sie<br />

werden von Ihrem Chef gebeten, die<br />

Störung zu beheben.“<br />

Um den positiven Effekt dieses Kundenauftrags<br />

weiter zu verstärken, wäre<br />

es bei der Umsetzung wünschenswert,<br />

den Text nicht nur auf dem Papier der<br />

Klasse vorzulegen, sondern durch einen<br />

Schüler der Klasse vortragen zu<br />

lassen.<br />

Intuitive Phase<br />

Nachdem es keine Verständnisprobleme<br />

in Bezug auf den fiktiven Kundenauftrag<br />

gibt, erhalten die <strong>Lernen</strong>den<br />

die Möglichkeit, eine spontane, intuitive<br />

Fehlerfindung bzw. Fehlerbehebung<br />

an der Brennwertheizungsanlage vorzunehmen.<br />

Dabei werden die Schüler<br />

erfahrungsgemäß auf produktspezifische<br />

und fachliche Schwierigkeiten<br />

stoßen, durch die eine sofortige Fehlerbeseitigung<br />

für sie unmöglich wird.<br />

Durch die Vorkenntnisse der <strong>Lernen</strong>den<br />

aus vorangegangenen Lernfeldern<br />

und Erfahrungen kommen sie jedoch<br />

bei ihren Lösungsansätzen meist zu<br />

dem Schluss, dass das Brennwertgerät<br />

aufgrund der funktionierenden<br />

Warmwasserbereitung nicht schadhaft<br />

sein kann. In dieser Phase können sie<br />

häufig bereits das Vorrangumschaltventil<br />

für Warmwasserbetrieb oder<br />

die Regelung mit den dazugehörigen<br />

Fühlern und Stellgliedern als mögliche<br />

Fehlerursache benennen. Ist dies<br />

nicht der Fall, muss lenkend eingegriffen<br />

werden, damit die Inhalte für die<br />

<strong>Lernen</strong>den überschaubar bleiben.<br />

Vielfach kommen die Schüler selbstständig<br />

auf die Idee, dass sie Informationsmaterial<br />

in Form von Herstellerunterlagen<br />

o. Ä. benötigen, um einen<br />

detaillierten und fachlich begründeten<br />

Arbeitsplan zu erstellen und damit<br />

letztlich die Funktionsstörung zu beseitigen.<br />

Ist dies nicht der Fall, muss<br />

von der Lehrkraft durch entsprechende<br />

Fragen darauf hingewirkt werden.<br />

Klärung der in dem Auftrag<br />

enthaltenen Probleme und Ziele<br />

sowie Planung des Problemlösungsweges<br />

In der Phase soll zunächst geklärt werden,<br />

ob es Verständnisprobleme bei<br />

dem Kundenauftrag gibt und ob eine<br />

Instandsetzung des Gerätes überhaupt<br />

möglich erscheint.<br />

Sind diese Punkte geklärt, muss den<br />

<strong>Lernen</strong>den bewusst werden, dass zur<br />

Fehlerbeseitigung nicht nur die Funktionsweise<br />

des Brennwertgeräts (Lernfeld<br />

9), sondern auch die der witterungsgeführten<br />

Regelung sowie die<br />

wechselseitige Beeinflussung beider<br />

Systeme verstanden sein muss, um<br />

erfolgreich und strukturiert an die Fehlerbeseitigung<br />

heranzugehen.<br />

Gelingt es den Schülern nicht, eigenständig<br />

die notwendigen Probleme<br />

zu erkennen, muss die Lehrkraft im<br />

fragend-entwickelnden Unterrichtsgespräch<br />

darauf hinarbeiten.<br />

Der zu entwickelnde Problemlösungsweg<br />

müsste dann auf jeden Fall die<br />

Punkte Informationsbeschaffung, Erstellung<br />

eines Arbeitsplans, Durchführung<br />

der Instandsetzung, Funktionsüberprüfung<br />

mit Übergabe an den<br />

Kunden und eine Auswertung der<br />

Instandsetzung beinhalten. Um den<br />

<strong>Lernen</strong>den ein strukturiertes Vorgehen<br />

zu ermöglichen, wäre ein Plakat mit<br />

diesen Punkten eine Möglichkeit, um<br />

ständig einen Überblick über die Folge<br />

der zu bearbeitenden Punkte zu<br />

haben.<br />

Sammeln von Informationen<br />

Den Schülern sollte aus Lernfeld 9 die<br />

Funktion einer Brennwertheizungsanlage<br />

bekannt sein, weshalb deren<br />

Funktion nicht erneut explizit berücksichtigt<br />

wird. Im Einzelfall muss aber<br />

eventuell der Wissensstand aufgefrischt<br />

werden.<br />

Von besonderer Bedeutung ist, dass<br />

sich die <strong>Lernen</strong>den Informationen zu<br />

den Bauteilen und Funktionen der witterungsgeführten<br />

Regelung beschaffen.<br />

Als hilfreich hat es sich erwiesen,<br />

dass sie zunächst den Regler und alle<br />

für diesen Heizkreis (s. Abb. 1) erforderlichen<br />

Fühler, Mess- und Steuerleitungen<br />

fachgerecht benennen sowie<br />

in das Installationsschema einzeichnen.<br />

Als Hilfestellung können hierbei<br />

Fachbücher, Herstellerunterlagen und<br />

eventuell vorhandene Brennwertgeräte<br />

genutzt werden, die als Anschauungsobjekt<br />

dienen. Letzteres hängt<br />

jedoch von der Ausstattung der jeweiligen<br />

Berufsschule ab.<br />

Anhand des Auftrages bekommen die<br />

Schüler eine Vorstellung davon, welche<br />

Bauteile den Regelkreis beeinflussen<br />

und als mögliche Fehlerursache in<br />

Betracht zu ziehen sind. Dieses bildet<br />

die Grundlage für die erfolgreiche Störungsanalyse<br />

der angehenden Fachkräfte.<br />

Erstellen eines Arbeits- bzw.<br />

Instandsetzungsplans<br />

Anhand der von den <strong>Lernen</strong>den gewonnenen<br />

Informationen soll nun ein<br />

Instandsetzungsplan erstellt werden,<br />

in den sie die bisher angestellten<br />

Überlegungen mit den neu dazu gewonnenen<br />

Erkenntnissen einfließen<br />

lassen. Da der Regelungsvorgang aber<br />

komplex ist, bereitet er den <strong>Lernen</strong>den<br />

durch die verschiedenen Abhängigkeiten<br />

der Bauteile untereinander häufig<br />

Probleme. Hilfreich kann für die Auszubildenden<br />

ein Arbeitsschritt sein, der<br />

über die technische Beschreibung von<br />

Funktionsweise und wechselseitigen<br />

Abhängigkeiten der verschiedenen<br />

Bauteile hinaus geht. Dies ist bei der<br />

grafischen Darstellung eines Ablaufplans<br />

der Fall, bei dessen Erstellung<br />

den <strong>Lernen</strong>den eine strukturierte Vorgehensweise<br />

beim problemlösenden<br />

132 lernen & lehren (l&l) (2009) <strong>95</strong>

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