Heft 95 - Lernen & Lehren
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Praxisbeiträge<br />
ursache ausgemacht werden müsste.<br />
Um den Verdacht bei erfolgreicher<br />
Fehlersuche zu bestätigen, müssten<br />
die Schüler das defekte Bauteil ausbauen<br />
und eine Widerstandsmessung<br />
durchführen (s. Abb. 3).<br />
Abb. 3: Schüler beim Messen der<br />
Widerstände von Temperaturfühlern<br />
Das Messergebnis kann dann mit der<br />
Herstellertabelle verglichen werden,<br />
die Aufschluss über die bei verschiedenen<br />
Temperaturen zu erreichenden<br />
Widerstandswerte gibt. Alternativ<br />
wäre in der beruflichen Praxis auch die<br />
Durchführung einer Vergleichsmessung<br />
mit einem neuen Temperaturfühler<br />
denkbar, jedoch ist ein Abgleich mit<br />
den Herstellerangaben die genauere<br />
und zu fordernde Herangehensweise.<br />
Um letztlich die Funktionsstörung zu<br />
beseitigen, müssten die <strong>Lernen</strong>den<br />
dann den Austausch des defekten<br />
Fühlers und eine Funktionsprüfung<br />
der Brennwertheizungsanlage vornehmen.<br />
Kontrolle, Funktionsprüfung und<br />
Abnahme<br />
Ist der Defekt behoben und die Instandsetzung<br />
somit abgeschlossen,<br />
folgt eine Überprüfung der Funktionen<br />
aller Bauteile in dem Brennwertheizgerät<br />
und der Einstellungen des<br />
Regelgeräts, um weitere Fehler beziehungsweiseFehlprogrammierungen<br />
ausschließen zu können. Dieser<br />
Kontrollvorgang stellt in der Praxis sicher,<br />
dass kein Fehler übersehen wird<br />
und somit der Kunde nicht erneut den<br />
Kundendienst des SHK-Betriebes anfordern<br />
muss.<br />
Der fiktive Kunde kann in jener Phase<br />
erneut ein Schüler oder auch idealerweise<br />
die Lehrkraft selbst sein, da so<br />
gleichzeitig die Leistungen der <strong>Lernen</strong>den<br />
bei der Instandsetzungstätigkeit<br />
und die Fähigkeiten im Umgang<br />
mit der Regelung begutachtet werden<br />
können. Falls es dann zu unüberwindbaren<br />
Problemen kommt, kann die<br />
Lehrkraft mit entsprechenden Fragen<br />
lenkend eingreifen.<br />
Falls den Schülern das Regelgerät des<br />
Herstellers unbekannt ist, müssen sie<br />
sich meist den Zugang zu den Herstellerunterlagen<br />
verschaffen, die im<br />
Regelfall dem Kunden bei der Installation<br />
des Wärmeerzeugers übergeben<br />
wurden. Dort gibt es bei namhaften<br />
Herstellern vielfach den Menüpunkt<br />
„Parameter“, über den sich alle Bauteile<br />
einzeln ansteuern und somit<br />
voneinander unabhängig überprüfen<br />
lassen. Können hierbei weitere Fehlfunktionen<br />
ausgeschlossen werden,<br />
folgt eine Überprüfung der Einstellungen<br />
des Regelgeräts. Diese sollte<br />
aus dem Automatik-Modus gestartet<br />
werden, damit das Heizgerät während<br />
der Überprüfung bereits Wärme<br />
an das Heizsystem abgeben kann.<br />
Hierfür sind bei Bedarf ebenfalls die<br />
Herstellerunterlagen eine gute Informationsquelle<br />
für Fachkräfte, da jedes<br />
Regelgerät seine Besonderheiten hinsichtlich<br />
der Bedienung hat.<br />
Neben der obligatorischen Überprüfung<br />
von Uhrzeit und Datum gilt es,<br />
die Heizzeiten für die Heizkreise und<br />
die Warmwasserbereitung sowie die<br />
Betriebszeiten der Zirkulationspumpe<br />
zu überprüfen und gegebenenfalls<br />
an die Kundenwünsche anzugleichen.<br />
Erweiternd kann noch die Einstellung<br />
der Heizkurve in Anlehnung an das<br />
Heizungssystem und die jeweiligen<br />
Wünsche der Hausbewohner angepasst<br />
werden.<br />
Um einen störungsfreien und energiesparenden<br />
Betrieb zu gewährleisten,<br />
sollten jene Arbeitsschritte auf<br />
jeden Fall durchgeführt werden. Eine<br />
sehr häufige Fehlerursache geht nämlich<br />
aus falschen oder gar fehlenden<br />
Grundeinstellungen hervor und kann<br />
durch diese Maßnahmen umgangen<br />
werden.<br />
Den Abschluss bilden dann die Verabschiedung<br />
vom fiktiven Kunden mit einem<br />
kurzen Tätigkeitsbericht und die<br />
Kontrolle, ob an den Heizkörpern bereits<br />
eine Temperaturänderung spürbar<br />
ist. Entsprechend dem jeweiligen<br />
Aufbau der Brennwertheizungsanlage<br />
müsste im Heizkreis eine Temperaturerhöhung<br />
spürbar sein.<br />
Auswertung<br />
Nach Abschluss der Endkontrolle und<br />
Übergabe an den Kunden ist der fiktive<br />
Kundenauftrag vollständig erfüllt. In<br />
der Phase haben die <strong>Lernen</strong>den noch<br />
einmal die Gelegenheit, ihr Handeln zu<br />
reflektieren und Verbesserungen sowie<br />
Korrekturen in Bezug auf ihr Vorgehen<br />
oder ihre Arbeitsergebnisse vorzunehmen<br />
bzw. zu benennen. Dieses ist für<br />
alle Bereiche möglich, sei es an der Art<br />
der Gruppen-/Partnerarbeit, dem Ablaufplan,<br />
der Arbeitsorganisation oder<br />
der Dokumentation.<br />
Den Abschluss kann eine Diskussionsrunde<br />
bilden, in der die <strong>Lernen</strong>den<br />
über die Verwendbarkeit ihrer Arbeitsergebnisse<br />
und -struktur sprechen.<br />
Sie sollten zu der Erkenntnis kommen,<br />
dass sich diese Struktur auch in anderen<br />
Bereichen anwenden lässt und<br />
nicht ausschließlich auf den behandelten<br />
fiktiven Kundenauftrag zugeschnitten<br />
ist. Falls ihnen der Transfer<br />
nicht gelingt, muss er von der Lehrkraft<br />
dahingehend unterstützt werden.<br />
Der erstellte Ablaufplan lässt sich als<br />
Leitfaden auch in der betrieblichen<br />
Praxis der <strong>Lernen</strong>den nutzen und unterstreicht<br />
die enge Verknüpfung der<br />
Aufgabenstellung mit der Praxis.<br />
Schlussbemerkung<br />
Entsprechend den Anforderungen zur<br />
Neuordnung der Berufe in der SHK-<br />
Branche sind die Lernsituationen<br />
innerhalb eines Lernfeldes „aus der<br />
betrieblichen Praxis abgeleitete Arbeitsaufträge,<br />
die einem Kundenauftrag<br />
entsprechen sollten“ (BIBB 2004,<br />
S. 2).<br />
In dem hier beschriebenen Unterrichtsvorhaben<br />
wurde diese Forderung<br />
erfüllt. Zusätzlich wird den <strong>Lernen</strong>den<br />
mit dem Ablaufplan eine Strukturhilfe<br />
an die Hand gegeben, durch die sie<br />
sich eigenständig komplexe Sachverhalte,<br />
insbesondere vor dem Hinter-<br />
134 lernen & lehren (l&l) (2009) <strong>95</strong>