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Heft 95 - Lernen & Lehren

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Schwerpunktthema: Messen und Diagnose als Gegenstand beruflicher Arbeits- und Lernprozesse<br />

sprechende Kenntnisse im Umgang<br />

mit ihr erfordert.<br />

Eine weitere wichtige Stellung beim<br />

CM nimmt die Steuerungs- und Elektrotechnik<br />

ein, da alle CM-Systeme<br />

elektrische Signale von Sensoren oder<br />

der Maschinensteuerung verarbeiten.<br />

Das bedeutet im Umkehrschluss, dass<br />

jede Fachkraft und jeder Ingenieur im<br />

Umgang mit solchen Systemen unweigerlich<br />

über grundlegende Kenntnisse<br />

in diesen Bereichen verfügen muss,<br />

denn viele Störungen und Probleme<br />

im täglichen Umgang mit der Technik<br />

sind elektrischer (Sensorausfälle, elektromagnetische<br />

Störungen etc.) oder<br />

steuerungstechnischer Natur (Busfehler,<br />

Speicherüberläufe etc.). Auch<br />

die Auslegung von komponentenintegrierter<br />

Messtechnik lässt sich ohne<br />

Kenntnisse der potenziellen elektromagnetischen<br />

Störquellen und Möglichkeiten<br />

zur Energieversorgung nur<br />

schwer bewerkstelligen.<br />

Die bis hier getätigten Ausführungen<br />

betreffen zweifelsfrei eher jene Berufsgruppen,<br />

die seit jeher ein hybrides<br />

Qualifikationsprofil aufweisen, also<br />

vornehmlich Ingenieure und Fachkräfte<br />

aus der Instandhaltung sowie<br />

dem Forschungsumfeld (z. B. Mechatroniker/-in<br />

und Techniker/-in). Doch<br />

auch im Bereich der metallverarbeitenden<br />

Ausbildungsberufe könnten<br />

in Zukunft Teilaspekte des Condition<br />

Monitorings eine zunehmend wichtigere<br />

Rolle spielen. Je einfacher die<br />

Überwachungssysteme mit der Zeit<br />

werden und umso mehr Funktionalität<br />

bei der Fehleridentifikation automatisiert<br />

werden kann, desto eher lassen<br />

sich die Systeme auch durch andere<br />

Berufsgruppen, z. B. Zerspanungstechniker/-in,<br />

bedienen.<br />

Erkennt ein CM-System während des<br />

Betriebs beispielsweise eine mangelnde<br />

Schmierung der Führungsbahnen,<br />

so kann der Maschinenbediener über<br />

eine Mitteilung auf der Steuerung<br />

über das Problem informiert werden.<br />

Mittels grafischer Anzeigen kann er<br />

darüber hinaus direkt auf die Lage<br />

der Schmierstellen und die benötigte<br />

Schmiermenge hingewiesen werden.<br />

Eine zeitaufwändige Benachrichtigung<br />

der Instandhaltung kann auf diese<br />

Weise eventuell vermieden werden.<br />

Allerdings müssen die Maschinenbediener<br />

hierfür über entsprechende<br />

Kenntnisse in der Maschinenwartung<br />

verfügen, und sie sollten sich über den<br />

Aufbau und die Funktion einzelner Maschinenkomponenten<br />

im Klaren sein.<br />

Auch die Auswertung einfacher Instandhaltungstests<br />

kann gegebenenfalls<br />

bereits durch die Maschinenbediener<br />

geleistet werden. Hierfür muss<br />

die Software die Messergebnisse<br />

schon soweit aufbereiten, dass eine<br />

relativ einfache Interpretation möglich<br />

ist. Dies kann zum Beispiel über Ampelfarben<br />

für den Allgemeinzustand<br />

wichtiger Komponenten oder durch<br />

selbsterklärende grafische Auswertungen<br />

standardisierter Tests erfolgen.<br />

Da eine eindeutige Beurteilung des<br />

Maschinenzustandes durch Software<br />

alleine in absehbarer Zeit aber nicht<br />

oder nur sehr schwer zu erreichen sein<br />

wird, muss die vorhandene Lücke in<br />

diesem Fall durch eine umfassende<br />

Aus- und Weiterbildung der Maschinenbediener<br />

geschlossen werden.<br />

Neben den nach wie vor benötigten<br />

Qualifikationen für den eigentlichen<br />

Produktivbetrieb erfordert die Einführung<br />

von CM-Systemen daher die<br />

Erweiterung des klassischen Tätigkeitsfeldes<br />

um notwendiges Grundlagenwissen<br />

der Instandhaltung. Hierzu<br />

gehört z. B. das Beherrschen von<br />

Fehlerdiagnosesystemen, die Kenntnis<br />

über mechanische Zusammenhänge<br />

innerhalb der Maschine, das<br />

Verständnis von Wirkung und Ursache<br />

eines Schadens und vieles mehr. Wie<br />

tiefgehend das Wissen in den einzelnen<br />

Bereichen sein muss, hängt im<br />

Wesentlichen davon ab, wie schnell<br />

entsprechende Systeme in die Praxis<br />

eingeführt werden, wie autonom<br />

die Systeme arbeiten und nicht zuletzt<br />

davon, ob eine Verlagerung der Instandhaltungsarbeiten<br />

hin zum Bediener<br />

aus betrieblicher Sicht überhaupt<br />

gewünscht ist.<br />

Anmerkung<br />

1 Teile der vorgestellten Forschungsergebnisse<br />

basieren auf Arbeiten des Verbundprojektes<br />

„Zuverlässige Produktionsanlage<br />

– ZuPro“ (www.zupro.de)<br />

sowie des EU-Projektes „NEXT – Next<br />

Generation Production Systems“ (IP<br />

011815) des sechsten Rahmenprogramms.<br />

Literatur<br />

BRECHER, C./KLEIN, W. (2006): Ansätze zur<br />

Schadensdiagnose an Linearführungssystemen.<br />

In: ZWF, <strong>Heft</strong> 7-8. S. 408–411.<br />

BRECHER, C./KLEIN, W. (2007): Auf dem Weg<br />

zur Condition-Monitoring fähigen Werkzeugmaschine<br />

– Ansätze am Beispiel eines<br />

Führungssystems. In: wt Werkstattstechnik<br />

online, Jahrgang 97, <strong>Heft</strong> 7/8.<br />

DIN 31051 (2003): Grundlagen der Instandhaltung.<br />

FLEISCHER, J./WEISMANN, U. U. A. (2006): Maschinenüberwachung<br />

unter Life-Cycle-<br />

Aspekten. In: wt Werkstattstechnik online,<br />

Jahrgang 96, <strong>Heft</strong> 7/8.<br />

HARRIS, T. A./KOTZALA, M. N. (2007): Rolling<br />

Element Analysis. 5. Auflage. Boca<br />

Raton.<br />

MAIER, V. (2006): Effizienter Condition Monitoring<br />

Prozess durch automatisierte<br />

E-Services. Beitrag zum Seminar „Zustandsüberwachung<br />

und -diagnose von<br />

Produktionsmaschinen“, 11./12. Oktober<br />

2006. WZL, Aachen.<br />

METZELE, M. (2008): Zustandsorientierte<br />

Instandhaltung von schnelllaufenden<br />

Werkzeugmaschinen-Hauptspindeln.<br />

Dissertation RWTH Aachen.<br />

SCHUH, G./KAMPKER, A. U. A. (2005): Intelligent<br />

Maintenance. Studie RWTH Aachen.<br />

122 lernen & lehren (l&l) (2009) <strong>95</strong>

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