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PH Publico 1 - Pädagogische Hochschule Burgenland

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entierungen (vgl. auch Bohl 2002, Hascher<br />

2005): Im Lernen-ohne-Lehren-Modell werden<br />

auf dem Hintergrund der Heterogenität<br />

der Lernenden jene Schüler nicht genügend<br />

gefördert, denen es an den entsprechenden<br />

Lernvoraussetzungen fehlt und die daher<br />

vermehrt der pädagogischen Stützung bedürfen.<br />

Im Lehren-ohne-Lernen-Modell fehlt es<br />

generell an Lernförderung, da Lernen hier<br />

konkret nicht vorkommt. Um diese beiden<br />

antinomischen Modelle überwinden zu können,<br />

hat es in den letzen Jahrzehnten vermehrt<br />

Vorschläge gegeben (mastery learning<br />

- vgl. etwa Engler & Straka 1978, anchored<br />

instruction -- Bransford, Sherwood & Hasselbring,<br />

Kinzer & Williams 1990, Cognition<br />

and Technology Group at Vanderbilt 1990,<br />

cognitive apprenticeship - Collins, Brown &<br />

Newman 1989, Rogoff 1990, situated learning<br />

- Billett 1996, Schliemann 1998, Lave<br />

1988, Klauer 2001), die sich einordnen lassen<br />

in den Ansatz des gemäßigten Konstruktivismus.<br />

Im Folgenden soll eine besondere<br />

Alternative diskutiert werden, die versucht,<br />

eine in den oben diskutierten Modellen zum<br />

Ausdruck kommende Antinomie von Lernen<br />

und Lehren zu Gunsten einer Einheit beider<br />

Gegensätze konkret herzustellen.<br />

2.2. Neue Lernkultur und Unterrichtspraxis<br />

Jene Bedingungen, welche die Aneignung und<br />

Entwicklung der Lerntätigkeit durch Lernende<br />

wesentlich möglich machen, sind wichtige<br />

Kennzeichen bzw. Merkmale guten Unterrichts.<br />

Diese sind zwar inzwischen recht gut<br />

empirisch gesichert und in der Literatur dokumentiert<br />

(Meyer, H. 2003, 2004, Helmke<br />

2003, Weinert & Helmke 1997, Tulodziecki,<br />

Herzig & Blömeke 2004), nur wie dieses Wissen<br />

praktisch nutzbar ist, wie Unterricht gut<br />

gemacht werden kann (Planung, Gestaltung,<br />

Auswertung), das wissen wir nicht (Meyer,<br />

M.A. 2005, Oelkers 2004).<br />

Diese Diskrepanz zwischen Theorie und<br />

Praxis ist ein wenigstens 200 Jahre bekanntes<br />

Problem der Erziehungswissenschaft und<br />

lässt sich auch heute immer wieder beobachten.<br />

Wir haben beispielsweise in einer Reihe von<br />

Untersuchungen (Giest 2002) Lehrer und<br />

Studenten nach ihren Vorstellungen zum<br />

Grundkonzept des Unterrichts und zu Aspekten<br />

seiner Planung, Durchführung und<br />

Auswertung befragt und haben die Befragungsergebnisse<br />

mit dem realen Unterricht<br />

verglichen (Hospitationsprotokolle, Videoanalysen).<br />

Die Daten stützen folgende Aussagen: In den<br />

Augen von Lehrkräften und Studierenden<br />

(es gibt zwischen beiden Stichproben diesbezüglich<br />

keine signifikanten Unterschiede) ist<br />

guter Unterricht geöffneter, handlungsorientierter<br />

Unterricht, Lehrer und Kinder bestimmen<br />

bzw. verhandeln in ihm seine Ziele und<br />

Inhalt auf dem Hintergrund des Lehrplanes,<br />

selbstständiges Lernen der Schüler wird hoch<br />

bewertet, Methodenvielfalt als eines seiner<br />

wesentlichen Kennzeichen betrachtet.<br />

Die Auswertung der Unterrichtsbeobachtungen<br />

(mit Schwerpunkt auf Aspekte<br />

‚handlungsorientierten Unterrichts’, wobei<br />

insbesondere beobachtet wurde, wie die<br />

Handlungsregulation innerhalb der Lerntätigkeit<br />

lehrerseitig beeinflusst und schülerseitig<br />

ausgebildet war) ergab jedoch ein anderes<br />

Bild:<br />

Die Lernzielbildung erfolgt vor allem im<br />

Unterrichtsgespräch, durch die Lehrkraft geführt<br />

oder sie selbst nannte das Stundenziel.<br />

Eine eigenständige Handlungsplanung der<br />

Kinder fehlte, entsprechende Orientierungen<br />

erfolgten, wenn überhaupt, im Unterrichtsgespräch<br />

durch die Lehrkraft.<br />

Bei der Lernhandlungsausführung waren<br />

Versuch-und-Irrtum und Nachmachen von<br />

der Lehrkraft vorgemachter Handlungen<br />

gleich verteilt.<br />

Lehrer-Schüler- und Schüler-Schüler-Kooperation<br />

fanden kaum statt.<br />

29<br />

4. Was bedeutet Neue Lernkultur für den Unterricht?

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