Weg vom Kleinschrittigen - Literaturmachen
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BALLADEN
IMPRESSUM<br />
BALLADEN ist die aktuelle Dokumentation der Comicwerkstatt am<br />
Friedrich-Eugens-Gymnasium Stuttgart.<br />
Das Gesamtprojekt<br />
»Literatur machen - Unterricht im Dialog: Schreibprojekte im Deutschunterricht«<br />
wird <strong>vom</strong> Literaturhaus Stuttgart in Kooperation mit dem Landesinstitut für Schulentwicklung<br />
und den Seminareinrichtungen für Lehrerinnen und Lehrer in Baden-Württemberg durchgeführt.<br />
Gefördert durch die Robert Bosch Stiftung.<br />
Dozent: Stefan Dinter. Verantwortliche Lehrerin: Sandra Laib.<br />
Fotos in diesem Band von Stefan Dinter.<br />
Kontakt: Literaturhaus Stuttgart, Erwin Krottenthaler, Bosch-Areal,<br />
Breitscheidstraße 4, D-70174 Stuttgart. Tel. 0711/22021741. Fax 0711/22021748.<br />
info@literaturhaus-stuttgart.de. • www.literaturhaus-stuttgart.de<br />
Besonderer Dank an Veronika Mischitz für ihre künstlerische Mithilfe<br />
während des Reinzeichenwochenendes und an Tilman Rau für die redaktionelle Hilfe.<br />
Die Rechte für die einzelnen Beiträge liegen bei den Autorinnen und Autoren,<br />
für die Gesamtausgabe beim Literaturhaus Stuttgart. ©2010 Literaturhaus Stuttgart a.r.r.<br />
Besuchen Sie auch die Seite für junge Literatur des Literaturhauses Stuttgart<br />
www.literaturmachen.de.<br />
BALLADEN erscheint mit freundlicher Unterstützung der<br />
Robert Bosch Stiftung GmbH Stuttgart<br />
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Literatur machen - Unterricht im Dialog<br />
Die Comicwerkstatt am Friedrich-Eugens-Gymnasium, Stuttgart<br />
In der Comicwerkstatt des Projekts Unterricht im Dialog übertragen wir pro Schuljahr in einer<br />
achten Klasse je eine Literaturgattung, die dem Bildungsplan für diese Klasse entspricht, in das<br />
Medium Comic. Ziel ist, dass die Schüler dabei den Originaltext besser und nachhaltiger durchdringen<br />
als dies im herkömmlichen Unterricht möglich ist.<br />
Gleichzeitig sollen sie Comics als erzählerisches Medium begreifen und lernen, ihrem Alter<br />
entsprechend souverän damit umzugehen. Wir wollen, dass die Schüler aktiv und kreativ sind,<br />
dass sie in den Text eintauchen, dass sie ihn prüfen, reduzieren und verändern, dass sie dabei aber<br />
immer das Ganze im Blick behalten, um so zu einem wirklich profunden Verstehen der jeweiligen<br />
Literaturgattung zu kommen. In den letzten Schuljahren entstanden so eine Umsetzung<br />
von Friedrich Schillers »Wilhelm Tell«, eine Sammlung von Kurzgeschichten, und zwei Novellen<br />
von Theodor Storm und Gottfried Keller in Comicform; die dazugehörigen Publikationen sind<br />
beim Literaturhaus Stuttgart verfügbar. Dieses Jahr sollten Balladen aus verschiedenen Jahrhunderten<br />
umgesetzt werden.<br />
Die Schüler und Schülerinnen sollten dabei:<br />
- Geschichte, Struktur, Funktion und Wirkung der ‚Gattung‘ Comic kennen lernen<br />
- handlungs- und produktionsorientiert die Literaturgattung der Ballade erarbeiten<br />
- die jeweilige Handlung inhaltlich auf das Wesentliche reduzieren<br />
- elementare Kenntnisse über (Erzähl-)Perspektiven erlangen, wobei sie sich zeichnerischer und<br />
filmischer Mittel bedienen müssen, um den Text in Bilder umzuformen<br />
- Gattungsmerkmale und Besonderheiten der Ballade sichtbar machen und dadurch<br />
verinnerlichen<br />
- ein künstlerisch-ästhetisches Bewusstsein entwickeln<br />
- durch das Schaffen eines gemeinsamen Werks in ihrer Klassengemeinschaft gestärkt werden.<br />
Hierbei wird die Comiczeichnung als eine weitere Textsorte begriffen. Es gibt keinen Zeichenunterricht<br />
im herkömmlichen Sinne, mit Hilfestellung des Dozenten erarbeiten die Schüler ihre<br />
Comics aus ihren auf den Kurzgeschichten basierenden Drehbüchern selbstständig.<br />
In jeder unserer Publikationen werden wir versuchen, einen Teilaspekt unserer Arbeit an diesem<br />
Projekt genauer zu beleuchten. In den letzten Büchern berichteten wir darüber, warum wir den<br />
Comicunterricht eher im Deutschunterricht als im Fach Bildende Kunst verortet sehen, nach<br />
welchem Konzept wir versuchen, den Schülern und Schülerinnen die Transformation von Literaturgattungen<br />
in gezeichnete Seiten zu vermitteln, und wie wir in einem so gelagerten Projekt<br />
passende Noten vergeben können. Heute ein Gespräch über den Unterricht im Team.<br />
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<strong>Weg</strong> <strong>vom</strong><br />
<strong>Kleinschrittigen</strong><br />
Die Deutschlehrerin Sandra Laib und der Comiczeichner Stefan<br />
Dinter leiten seit 2006 die Comicwerkstatt am Friedrich-Eugens-<br />
Gymnasium Stuttgart im Rahmen des Projektes »Unterricht im<br />
Dialog«, je Schuljahr in einer achten Klasse. Unterrichtet wurde<br />
von Anfang an im Team, die Projektergebnisse wurden <strong>vom</strong><br />
Literaturhaus Stuttgart publiziert. Zum Schuljahr 2010/2011 ging<br />
Sandra Laib in die Elternzeit, das Projekt wird von Seiten des<br />
FEG von Anja Wittemer fortgeführt. Am 2.11.2010 trafen sich<br />
Sandra Laib und Stefan Dinter und sprachen über die vergangenen<br />
vier Jahre und ihre Erfahrungen mit dem Lehren im Team.<br />
SD: Als Comiczeichner arbeite ich normalerweise alleine. Deshalb hat mich die Aussicht, im Team zu<br />
unterrichten, anfangs verunsichert.Wie ging es dir damit? Du arbeitest als Lehrerin ja auch eher allein.<br />
SL: Ja, aber ab und zu war Team Teaching auch schon vorgekommen, deswegen hatte ich eine grobe Vorstellung<br />
davon, wie so etwas sein kann. Wenn es einen Projekttag gibt, oder einen Methodentag, dann macht<br />
man das auch im Unterricht. Da kennt man die Situation schon ein bisschen.<br />
SD: War es eine Belastung für dich, nun jemanden in den Unterricht zu bekommen, der kein Lehrer ist und<br />
dessen Herangehensweise an die Themen du nicht einschätzen konntest?<br />
SL: Auf jeden Fall war alles offen, es war nicht klar, was geschehen kann. Aber es war keine Belastung, im<br />
Gegenteil, man freut sich als Lehrer, wenn mal neuer Wind reinkommt. Es gehört Neugier dazu und Offenheit<br />
für das Neue, was da kommt. Das ist Voraussetzung, das muss sein. Anders würde es auch gar nicht<br />
gehen. Es gibt sicher Lehrer, die es nicht haben wollen, dass jemand anders mit ihnen im Unterricht steht.<br />
Weil sie sich dann in ihrer Arbeit beobachtet fühlen. Vielleicht, weil sie nicht beurteilt werden wollen.<br />
SD: Verständlich. Wenn jemand in mein Arbeitszimmer käme und meine Arbeit begutachtete, wäre mir das<br />
auch nicht recht.<br />
SL: Du hattest vorher schon in freien Workshops unterrichtet. Wie war es für dich in der Schule?<br />
SD: Auf einmal war ich Teil des regulären Deutschunterrichts, notenrelevant, fest im Stundenplan verankert,<br />
nicht als AG oder Workshop,– das warf Fragen auf: Einerseits nach der Verwertbarkeit von Methoden und<br />
Ergebnissen. Andererseits die Frage, ob ich jemanden überfordere. Die Lehrerin oder die Schüler. Oder<br />
mich selbst. Eine achte Klasse hatte ich ja noch nicht unterrichtet. Und du hast mir dann ja nach der zweiten<br />
Stunde auch relativ klar zu verstehen gegeben, dass ich die Schüler tatsächlich überfordere (lacht). Da fing<br />
mein Lernprozess an. Ich habe immer so meine Probleme mit Projekten, die von vornherein eine starke<br />
theoretische Komponente haben, weil ich mich eigentlich mehr als Praktiker sehe denn als Theoretiker.<br />
SL: Obwohl das, was du am Anfang unterrichtet hast, sehr theoretisch war. Das war ja sogar eher das Problem.<br />
Aber da sind wir jetzt beim Thema Stoffvermittlung. Die muss eben für Achtklässler runtergebrochen werden.<br />
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TITEL<br />
SD: Das musste ich lernen. Methodenwechsel zum Beispiel.<br />
SL: Methodenwechsel, genau. Und dass immer eine Ergebnissicherung stattfinden muss. Dass die Themen,<br />
die man bespricht und die bei den Gesprächen herauskommen, als Tafelanschrieb oder auf Folie gesichert<br />
werden. Dass man immer Sorge trägt, dass die Schüler einen Aufschrieb haben und etwas mitnehmen. Weil<br />
man nicht davon ausgehen kann, dass sie wie Studenten selbstständig entscheiden, was sie mitschreiben<br />
müssen und was nicht. Wobei diese freiere Situation des Unterrichtens, diese lockerere, offenere Unterrichtssituation<br />
durch das Tandem natürlich dazu führen kann, dass die Schüler eben das mitnehmen: selber<br />
zu entscheiden, was ihnen wichtig ist, was sie mitschreiben. Und das Skizzenbuch befördert das auch – sie<br />
haben ja am Anfang gesagt bekommen, dass sie da hineinschreiben, -kritzeln, -malen können, was sie<br />
wollen. Wenn man das immer wiederholt: »Wir schreiben nicht alles an, wir schreiben die wichtigsten Punkte<br />
an, die wir später auch sehen wollen, aber ihr dürft darüber hinaus eben auch selber mitschreiben«, und die Schüler<br />
das dadurch anfangen und machen, dann haben sie natürlich auch ein sehr gutes Lernziel erreicht. Eine<br />
Selbstständigkeit, die viele Ältere noch nicht haben. Das ist geht leichter, wenn ein Dozent von außen dabei<br />
ist. Weil es auch eine Freiwilligkeit hat. Ich muss es ja nicht machen – wenn es mich interessiert, schreibe ich<br />
mit, was er sagt, und wenn nicht, dann nicht.<br />
SD: Selbstständigkeit lernen.<br />
SL: Genau. Das ist ja der große Vorteil an dem Projekt.<br />
30 bleiben 30<br />
SD: Wenn wir, wie dieses Schuljahr, gemeinsam vor 30 Schülern unterrichten, hast du dann mit mir im<br />
Team das Gefühl, nur vor der Hälfte der Schüler zu stehen oder hast du das Gefühl, zu zweit vor 30 Schülern<br />
zu stehen?<br />
SL: Ich finde schon, dass das Team entlastend wirkt. Immer, auch wenn ich mit Kollegen zusammen unter-
<strong>Weg</strong> <strong>vom</strong> <strong>Kleinschrittigen</strong><br />
richte. Klar: wenn jemand es als belastend empfindet, überhaupt jemanden an seiner Seite zu haben, geht es<br />
natürlich nicht. Aber wenn man keine Skrupel hat, auch einmal supervidiert zu werden, ist es auf jeden Fall<br />
entlastend. Weil es immer angenehm ist, an bestimmten Punkten abgeben zu können. Wo man vielleicht<br />
gerade nicht mehr weiter weiß. Wo man den Faden verliert oder ein gutes Beispiel nicht findet. Es ist durch<br />
den anderen ein Regulativ da. Solange man selber agiert, hat der andere ja immer die beobachtende Position,<br />
und dann kann der zu gegebener Zeit eingreifen. Wenn er sich zum Beispiel denkt, dass es jetzt doch geschickt<br />
wäre, mal wieder einen Witz anzubringen (lacht). Und dafür ist man dann dankbar. Es setzt voraus,<br />
dass das Team funktioniert, dass man sich die Bälle zuwerfen kann.<br />
SD: Das fing ja im zweiten Jahr unserer Arbeit so richtig an, dass wir begonnen haben, uns die Bälle<br />
zuzuspielen. Dass ich keine Angst mehr hatte, irgend etwas auch nur in Richtung von Grammatik zu sagen.<br />
Und wo ich gemerkt habe, dass du Sachen, die ich im Jahr davor gesagt hatte, einfach aufgenommen und<br />
weiterverarbeitet hast und einwirfst. Das hat die Situation sehr stark entspannt. Denn wenn ich 30 Leute<br />
vor mir habe, denen ich etwas beibringen soll, dann habe ich erstmal… ja, Angst. Respekt vor der Situation.<br />
Und die wenigen Stunden, die ich allein unterrichtet habe, waren ja auch um einiges chaotischer, als wenn<br />
du dabei warst.<br />
SL: Ich glaube – um auf deine Frage zurückzukommen –, dass man schon das Gefühl hat, dass es weniger<br />
Schüler sind, die man vor sich hat. Die schiere Masse verringert sich dadurch, dass die Situation entlastet<br />
wird. Indirekt, sozusagen.<br />
SD: Ich muss sagen, da, wo die Klasse positiv agiert, bleiben es für mich 30 Leute. In dem Moment, wo sie<br />
mitziehen, merke ich, da ziehen 30 Leute mit. Das ist eine komplett andere Energie. Gut, alle 30 ziehen<br />
nie mit, sagen wir mal 22 – aber dann merke ich das auch und dann merke ich auch, dass ich sehr aufpassen<br />
muss, damit ich sie alle balanciert behandle. Dass ich darauf achte: »Oh, den hast du schon fünf mal<br />
drangenommen und der meldet sich immer und Person X meldet sich gerade zum ersten Mal, die muss ich<br />
jetzt drannehmen«. Wenn die Klasse diszipliniert werden muss, wenn da irgend etwas nebenrausläuft und<br />
man schauen muss, dass ein Schüler ruhig sein muss, dann sind es weniger Schüler, wenn man zu zweit ist.<br />
Weil ich weiß, dass ich mit dem, was ich gerade denke, weitermachen kann, an meinen Gedanken weiterreden<br />
kann vor all den Schülern, während du mit einem Blick oder einem Handzeichen jemandem da drüben<br />
gerade sagen kannst: »Kannst du bitte gerade mal ruhig sein«.<br />
SL: Das ist die klassische Form der Arbeitsteilung, die da zum Tragen kommt. Einer kann Gedanken entwickeln<br />
und weiterspinnen, und der andere, in diesem Fall der Lehrer, ist die Kontrollinstanz.<br />
SD: Wobei wir die Rollen da auch gewechselt haben.<br />
SL: Das stimmt, das wechselt auch. Insofern eine Luxussituation.<br />
SD: Ich denke schon. Mit dieser Menge an Schülern war das für mich im positiven mehr und im negativen<br />
weniger. Und das hat mir großen Spaß gemacht. Ganz abgesehen davon, dass ich sehr viel über das Unterrichten<br />
gelernt habe. Über Wissensvermittlung.<br />
SL: Stoffvermittlung.<br />
SD: Genau. Wie kriege ich das, was die Schüler mitnehmen sollen, so verpackt, dass sie es auch mitnehmen<br />
können? Das bleibt das Schwierigste an der ganzen Sache. Und so wie Schule strukturiert ist, mit diesen<br />
45-Minuten-Einheiten, finde ich es noch schwieriger. Weil ich auch weiß, dass kreative Arbeit – und dazu<br />
zähle ich auch Mathematik – einfach andere Zeiten braucht. Andere Rhythmen. Und es hat mir sehr gut<br />
gefallen, dass ich das bei dir im Unterricht auch machen konnte. Dass ich zum Beispiel festgestellt habe,<br />
dass die Schüler beim Thema Silver Age mehr Fragen zum Vietnamkrieg haben und wir einfach anfangen,<br />
darüber zu reden. In dem Fall darüber, wie Menschen mit Kriegen und Kriegsveteranen umgehen. Man<br />
kommt darüber in ein Gespräch, das an der Oberfläche erst einmal gar nichts mit unserem Projekt zu tun<br />
hat. Aber natürlich in der Tiefe schon, weil Literatur über Gefühle redet. Und wir werden darüber reden<br />
müssen. Es war schön, dass ich den Freiraum zu diesen Gesprächen hatte. Und ich weiß nicht, wie einfach<br />
das im normalen Unterricht ist.<br />
SL: Das kommt natürlich immer darauf an, wie das Lernziel für die jeweilige Einheit formuliert ist. Es kann<br />
durchaus auch das Ziel sein, über solche Dinge zu reden. Hintergründe zu erörtern. Aber das ist sicher auch<br />
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<strong>Weg</strong> <strong>vom</strong> <strong>Kleinschrittigen</strong><br />
ein Punkt, der euch Dozenten in der Arbeit mit uns Lehrern bewusst geworden ist – dass Lernziele überhaupt<br />
formuliert werden müssen. Sich vorher zu fragen: »Wo will ich am Ende der Stunde sein?« Was sollen<br />
die Schüler am Ende der Stunde können?<br />
SD: Exakt. Du musst natürlich sagen: »Am Ende müssen die das und das können.« Wenn ich einen freien<br />
Workshop mache, dann will ich nicht, dass sie am Ende etwas können, sondern dann will ich, dass sie mich<br />
am Ende überrascht haben. Und das Moment geht natürlich in der Schule verloren, weil es auch wirklich<br />
schwierig zu qualifizieren und zu quantifizieren ist. Weil du dann im Bereich einer pur subjektiven Note bist.<br />
Nach außen hin pur subjektiv – natürlich habe ich sehr objektive Maßstäbe, die ich anlege. Das ist für mich<br />
als Dozent in meinem Thema ein Verlust. Ich will jetzt nicht sagen, dass das besser ist oder schlechter, es ist<br />
nur einfach so.<br />
SL: Ja, das, was herauskommen soll, soll eigentlich keine großen Überraschungsmomente bieten. Es gibt<br />
einfach einen Erwartungshorizont von unserer Seite. In unserem Fall eine adäquate Umsetzung von<br />
bestimmten literarischen Inhalten. In Comicform. Der Schwerpunkt liegt da weniger auf einer freien Annäherung<br />
oder freien Umsetzung als vielmehr dieser auch wieder <strong>vom</strong> Deutschunterricht kommenden Frage<br />
»Wurde der Inhalt verstanden? Wurden alle Zeitebenen, Rahmen- und Binnenhandlung erkannt?« Solche Dinge.<br />
Erkannt und umgesetzt. Das sind dann die Kriterien. Und wenn dann darüber hinaus noch etwas kommt,<br />
was dich überrascht…<br />
SD: …ist das ein Bonus (Lachen)<br />
Übernahmen<br />
SD: Hast du das Gefühl, dass du in deinem Unterricht Teile meines Unterrichts, oder meiner Art zu unterrichten<br />
übernommen hast?<br />
SL: Von der inhaltlichen Ebene her wahrscheinlich weniger. Eher von der formalen, wenn man das so<br />
ausdrücken kann. Also nicht das Was, sondern das Wie. Diese Lockerheit – das klingt jetzt vielleicht negativ,<br />
aber ich meine das sehr positiv –, so unbelastet an die Schüler heranzugehen. Das hat mir immer gut gefallen.<br />
Natürlich weiß ich auch oft schon vorher sehr viel über die Schüler. Ich hatte sie ja auch meistens schon<br />
einige Wochen unterrichtet, bevor du in die jeweilige Klasse kamst. Da fand ich es immer sehr spannend zu<br />
sehen, wie dann Schüler, die ich vielleicht leistungsmäßig eher weiter unten eingeschätzt hatte, durch deine<br />
unbefangene Art mit ihnen umzugehen, ganz andere Dinge gebracht haben. Und dadurch auch in der Beurteilung<br />
am Ende ganz anders waren. Die Offenheit, vieles in den Schülern zu sehen, was eben nicht nur dem<br />
kanonisierten Bild entspricht, das ich so von Schülern habe. Ich erwarte halt als Deutschlehrer schon immer<br />
bestimmte Dinge. Und bin jetzt schon dahin gekommen zu versuchen, immer noch mehr dahinter zu sehen.<br />
Was steckt da noch drin? Wie viel Potential, wie viel Kreativität?<br />
SD: Das ist natürlich ein Luxus, den ich einfach habe. Im Gegensatz zu dir.<br />
SL: Und dann generell auch eine größere Lockerheit. Was zum Beispiel die Sprüche - oder Witze - anbelangt.<br />
Weil ich merke, dass das die Situation ungeheuer auflockert. Das tut dem Ganzen wirklich gut. Viele<br />
Lehrer sind ja sowieso so. Es gibt diese Typen, die sind so richtige Marken – die setzen in jeder Stunde einen<br />
Spruch ab, der dann eigentlich im Jahrbuch stehen muss. Wenn man <strong>vom</strong> Typ her nicht so ist, dann kann<br />
man versuchen, Teile davon zu übernehmen. Einen wichtigen Punkt finde ich auch: weg <strong>vom</strong> <strong>Kleinschrittigen</strong>.<br />
Wir sind doch als Referendare und als Lehrer gewöhnt, einen genauen Verlaufsplan des Unterrichts zu<br />
machen, der tendenziell eher kleinschrittig ist. Und ich finde, in deiner Arbeitsweise, in deinem Vorgehen<br />
sieht man, dass da einfach ein größerer Kontext da ist. Vielleicht liegt es auch daran, dass deine Ziele einfach<br />
nicht explizit formuliert sind…<br />
SD: Ich weiß, wo ich am Ende <strong>vom</strong> Jahr hinkommen will, aber ich muss nicht am Ende jeder Stunde zwingend<br />
an einem bestimmten Punkt sein.<br />
SL: Genau.<br />
SD: Das ist lustig, denn ich habe von dir auch eine Menge Formen übernommen. Zum Beispiel, wie man<br />
eine große Klasse managt. Das sind ja Management-Skills heutzutage. Wie kriege ich 30 Leute dazu, wirk-
<strong>Weg</strong> <strong>vom</strong> <strong>Kleinschrittigen</strong><br />
lich da zu sein, wie steige ich ein, was mache ich in der Mitte, wie geh ich aus der Einheit raus? Dass man einen<br />
Wecker auf dem Tisch hat und du mich sieben Minuten vor Ende anguckst, mit diesem Blick, der sagt:<br />
»Kannst du jetzt bitte mit diesem Gedanken zu Ende kommen, weil wir denen noch etwas sagen müssen«. Und<br />
es war auch für meine freien Workshops sehr gut, festzustellen, dass ich inzwischen mit größeren Gruppen<br />
in kürzerer Zeit hinkomme. Das war für mich sehr wichtig zu lernen. Wo kitzle ich die Konzentration aus<br />
Leuten heraus? Womit? Das fand ich von Anfang an sehr interessant, denn wenn ich einen freien Workshop<br />
mache, gehe ich natürlich davon aus, dass die Anwesenden den machen wollen und oft schon dadurch<br />
motiviert sind, dass sie dafür Geld gezahlt haben. Aber diese Motivation für Schüler zu geben, die vielleicht<br />
komplett anders talentiert sind, oder einfach gerade kein Interesse haben, oder hormongeschüttelt sind, das<br />
war ein großer Lernschritt für mich.<br />
SL: Das ist auch die große Aufgabe, Motivation. Wie motiviere ich eine große, heterogene Gruppe?<br />
SD: Eine maximal heterogene Gruppe.<br />
SL: Es wäre interessant gewesen, die Schüler zu fragen, was für eine Vorstellung sie haben von dem, der da<br />
kommen wird. Man erzählt ihnen ja nur: »Da kommt einer, der macht Comics.« Aber man hätte fragen können:<br />
»Wie, glaubt ihr, wird der Unterricht von und mit ihm sein?« Ich denke, sie haben die Vorstellung – das<br />
können wir ja nur mutmaßen –, dass der Dozent grundsätzlich mal ein tollerer Typ ist als der Lehrer. Weil er<br />
frei arbeitet, weil er einen kreativen Job hat.<br />
SD: Ich glaube schlicht, weil er kein Lehrer ist.<br />
SL: Genau. Tendenziell ist es cooler, Comics zu machen. Ich weiß nicht, ob das bei den anderen Dozenten<br />
auch so ist… ob ein Lyriker von Schülern als cool betrachtet wird, oder jemand, der Reportagen schreibt<br />
oder Theaterstücke…<br />
SD: Spätestens, wenn Thomas [Richardt, Leiter der Drama-Werkstatt. Anm.d.Red.] reinkommt, ist denen<br />
jedenfalls klar: jetzt wird’s cooler. (Lachen) Oder zumindest anders. Aber das ist auch bei mir verzwickt. Ich<br />
habe neulich mit einem Journalisten gesprochen, der mich fragte, welche Comics die Kinder eigentlich lesen.<br />
Und ich ihm antworten musste, dass in der achten Klasse fast gar keine Comics gelesen werden. Das heißt,<br />
die Frage ist – zusätzlich zur Frage, was ein Comiczeichner eigentlich ist – ob sie überhaupt wissen, was ein<br />
Comic wirklich ist. Die Vorstellung von dem, was jemand tut, ist ja bestimmt davon, was man von dessen<br />
Tätigkeit kennt. Kranführer: ja, klar, diese Kräne, die sieht man überall. Einen Comic hast du vielleicht mal<br />
angesehen. Oder ein Gedicht geschrieben? Das stelle ich mir jetzt für José [F.A.Oliver, Leiter der Lyrik-<br />
Werkstatt. Anm.d.Red.] wirklich schwierig vor, <strong>vom</strong> Rollenverständnis her. Ist das so ein Vergeistigter? Ist<br />
ein Comiczeichner immer komisch? Ich bin auch komisch, aber das ist ja kein Pre-Set. Die Zusammenarbeit<br />
zwischen uns ist ja auch durch so etwas bedingt. Zuerst: wie siehst du mich? Was für ein Vorurteil hast<br />
du mir gegenüber? Dann: was haben die Schüler für ein Vorurteil mir gegenüber? Und: was habe ich für<br />
ein Vorurteil dir gegenüber? Das sind die Punkte, die das Dreieck bilden. Und dadurch ist am Anfang des<br />
Projekts meine Rolle für mich auch sehr unsicher geworden. Weil ich zu dem Zeitpunkt noch nicht genau<br />
wusste, welche Rolle ich da spielen werde. Weswegen mein »Plan« war, in die Klasse zu gehen, meinen Teil<br />
des Unterrichts so zu halten, wie ich ihn für richtig halte und dann schaue, was passiert. Was ich damals<br />
nicht in aller Tiefe mit dir besprochen habe.<br />
SL: Wir haben die Unterrichtsgestaltung schon besprochen, aber nicht genau, wie du das machen wirst. Ich<br />
denke schon, dass die Schüler davon ausgehen, dass du der Experte für das Kreative, das Künstlerische bist;<br />
und ich für sie die Expertin für den anderen Teil bin. Für den Text, Rechtschreibung, Grammatik. Und überhaupt<br />
auch die Expertin für den Schüler. Am Anfang war ich ja, wie wir vorhin gesagt haben, diejenige, die<br />
für Disziplin gesorgt hat. Und darauf schaut, dass alle alles aufschreiben, alles dabeihaben; ich bin diejenige,<br />
die Sanktionen erteilt, wenn zum Beispiel Hausaufgaben nicht gemacht wurden.<br />
SD: Da findet aber auch über die Dauer des Projekts ein Know-How-Transfer statt.<br />
SL: Ja, wie gesagt, das vermischt sich dann. Du bist später auch der Experte für die Schüler. In dem Sinne,<br />
dass du es, wie der Lehrer, verstehst sie zu leiten, zu motivieren, zu beurteilen – auch Druck auszuüben. Und<br />
ich bin mehr in dein Rollenbild hineingekommen, indem ich einfach mehr Lockerheit und Freiheit an den<br />
Tag lege.<br />
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TITEL<br />
SD: Ich hatte den Eindruck – und korrigiere mich, wenn ich da falsch liege –, dass du einige »dozentuale«<br />
Eigenschaften übernommen hast, ganz deutlich zum Beispiel, als wir die Lehrerfortbildung gemacht<br />
haben, als wir die Sprengelfortbildung gemacht haben, auch als wir mit den anderen Dozenten in Hausach<br />
das Projektwochenende hatten. Wo du insgesamt sehr anders vorgegangen bist als im Unterricht. Wo ich<br />
teils dachte: »Das könnten jetzt Sachen sein, die von mir kommen«. Wenn du zum Beispiel auch absichtlich<br />
versuchst, Leute aufs Glatteis zu führen, damit sie einbrechen und einen neuen Gedanken finden.<br />
SL: Das liegt sicherlich auch daran, dass es Erwachsene sind. Und vielleicht ist das auch oft ein Problem, dass<br />
Lehrer denken, sie müssten mit Schülern anders umgehen als mit Erwachsenen. Oder: mit kindlichen Schülern<br />
anders als mit erwachsenen Schülern. Ich glaube, es ist ein ganz großes Problem, dass wir Lehrer, wenn wir vor<br />
Erwachsenen unterrichten, denen wir etwas vermitteln sollen, das ganz anders machen als bei Schülern.<br />
SD: Ich versuche ja, meine Themen den Leuten in allen Altersstufen gleich beizubringen. Was auch daran liegt,<br />
dass ich die Themen über eine Authentizität meiner Person rüberbringen muss. Ich sage eben nicht: was ist<br />
die Theorie von Scott McCloud? Was ist die Theorie von Will Eisner? Sondern: was ist meine Theorie? Und<br />
was ist meine Praxis? Die einzigen, bei denen ich das anders mache, sind Grundschüler. Hauptsächlich von der<br />
Sprache her: ich spreche einfacher. Aber die Themen bleiben gleich. Nur spreche ich nicht so ausführlich über<br />
Drogen und Sex [Themen, die in »Geschichte der Comics: 60er Jahre« im Projekt vorkommen. Anm.d.Red.].<br />
Ich muss aber auch sagen, ich habe mich da schon ein bisschen geändert. Schließlich habe ich einen bestimmten<br />
Auftrag innerhalb des Konstrukts, in dem wir arbeiten. Innerhalb dieses Teams und innerhalb der Schule.<br />
Da kann ich dich nicht hängenlassen – ich kann meinen Teil des Unterrichts nicht so machen, dass du am<br />
Ende nicht sagen kannst, was dabei herausgekommen ist. Und da habe ich schon gemerkt, dass ich auf einige<br />
Schüler sehr viel stärker eingehen muss als auf andere, die vielleicht schon sehr viel mitnehmen. Und dann<br />
tatsächlich »erwachsener« behandelt werden müssen.<br />
SL: Aber wahrscheinlich ist gerade das etwas, was die Schüler sehr an der Person, die da von außen kommt,<br />
schätzen. Die Tatsache, dass du mit ihnen ebenso umgehst, wie du auch mit Erwachsenen umgehst. Das spüren<br />
sie. Sie sind damit teilweise überfordert, aber das ist ja kein Fehler.
<strong>Weg</strong> <strong>vom</strong> <strong>Kleinschrittigen</strong><br />
SD: Das ist etwas, das ich sehr wichtig finde, und wir haben es im Unterricht auch sehr oft gemacht: es ist<br />
für mich eine Frage von Respekt, Leute zu über-fordern. Dass ich sie nicht nur fordere, sondern möchte,<br />
dass ich sie noch mehr fordern kann. Also über-fordern als positiv zu sehen, als ein Zu-trauen. Den Schülern<br />
zu sagen: »Du kannst so hoch springen, du musst es einfach nur versuchen. Ich weiß, dass das in dir ist. Und ich will,<br />
dass du das jetzt versuchst.« Ich mag das durchaus auch gerne, wenn Leute so auf mich zukommen. Weil es<br />
eben eine Sorte von Respekt ist, wenn dir jemand zu verstehen gibt: »Ich glaube, du bist noch nicht an deinem<br />
Level von Inkompetenz angekommen«. Und ich finde, das hat im Unterricht auch gut funktioniert. Weil die<br />
Schüler dadurch von Anfang an für voll genommen werden und das merken.<br />
SL: Was die Schüler auch sehr schätzen, ist, dass sie sehen, dass vieles vernetzt ist. Das wird ja auch immer<br />
gefordert und wir versuchen es auch im Unterricht zu praktizieren: Bezüge herzustellen, zu zeigen, dass die<br />
Dinge miteinander zusammenhängen. Und bei dir geht das nochmal auf eine selbstverständlichere Art und<br />
Weise. Dass du zum Beispiel in einer Besprechung, in der es um die Umsetzung der Geschichte auf der<br />
Comicseite geht, zum Film übergehst und über Filmtechniken sprichst. Und sie da Zusammenhänge sehen,<br />
die ihnen vorher nicht klar waren. Oder wenn es darum geht, über geschichtliche Kontexte zu sprechen,<br />
dass sie dabei direkter sehen, wie sich ein geschichtliches Ereignis in der Literatur ausgewirkt hat, zum<br />
Beispiel die Situation nach dem Vietnamkrieg in den USA und die damit einhergehende Umgestaltung<br />
der Superheldencomics. Dieses Springen zwischen den Medien und Themen, das macht Spaß. Da werden<br />
die Schüler auch wieder gefordert und denken mit, können sich selber auch einbringen. Das gefällt ihnen<br />
gut und das passt auch wieder zu der Rolle, die sie dir zugeschrieben haben, nämlich, dass du generell eher<br />
springen darfst.<br />
Schwächen eingestehen<br />
SD: Passt das jetzt für dich? Passt das in die Schule? Du hast ja die Last gehabt, dass dir ein Drittel deines<br />
Unterrichts »geklaut« wurde, für einen Unterrichtsabschnitt, der eigentlich kein ganzes Drittel braucht. War<br />
es schwierig für dich, das Projekt in deinen Gesamtzeitablauf einzubauen?<br />
SL: Natürlich ist es schwierig. Bestimmte Themen, für die schlicht keine Zeit war, sind nicht behandelt<br />
worden. Als wir in diesem Schuljahr die Ballade durchgenommen haben, haben wir die Novelle überhaupt<br />
nicht gemacht. Oder das Thema Werbesprache.<br />
SD: Das hätte man hervorragend bei uns einflechten können.<br />
SL: Lyrik wurde auch nicht viel gemacht. Aber, was wir ja in den letzten Jahren immer wieder besprochen<br />
haben, es sind eben andere Kompetenzen, die durch diese intensive Comicumsetzung erlangt werden. Kompetenzen,<br />
die auch sehr wichtig sind.<br />
SD: Sind die Themen, die zu kurz kamen, dann welche, von denen du weißt, dass sie eben im nächsten<br />
Schuljahr durchgenommen werden? Dass man die verschiebt?<br />
SL: Ja. Man ist da ja auch flexibel, klar. Das habe ich mit dem Lehrer, der die Klasse übernommen hat,<br />
besprochen. Dass keine Novelle gelesen wurde, die Gedichtanalyse nicht explizit gemacht wurde. Da achtet<br />
er im Folgejahr mehr drauf. Dafür haben wir in diesem Schuljahr die Ballade etwas länger behandelt, als das<br />
normalerweise der Fall gewesen wäre. Und haben dadurch exemplarisch noch eine Menge anderer Dinge<br />
mitgenommen, die man sonst über andere Themen hätte machen müssen. Gerade solche Dinge wie Dramaturgie,<br />
Perspektivik, Erzählebenen – es sind so viele verschiedene Balladen gewesen, und bei jeder kann man<br />
andere Schwerpunkte setzen.<br />
SD: Es war dieses Mal ja eine Menge Geschichte dabei, und auch Recherche. Bei der »Johanna Sebus« von<br />
Goethe zum Beispiel, die jetzt nicht im Buch ist, aber die wir exemplarisch gemacht haben, haben die Schüler<br />
ja einiges zu recherchieren gehabt. Und dann auch ganz selbstverständlich einiges recherchiert.<br />
SL: Auch bei »Caesars Tod«. Sie haben aus ganz verschiedenen Epochen Balladen bearbeitet, von ganz verschiedenen<br />
Autoren, mit ganz verschiedenem Inhalt. Und das Thema Recherche als notwendige Voraussetzung,<br />
um sich mit dem Text befassen zu können, gelernt.<br />
SD: Ja, wir hatten die Bürgerrechtsbewegung in den USA im »William L. Moore«…<br />
10 11
11 10<br />
<strong>Weg</strong> <strong>vom</strong> <strong>Kleinschrittigen</strong><br />
SL: Bei der »Hanna Cash« haben wir über Brecht gesprochen, das war ja auch im Buch ein Thema, da gab es<br />
auch einiges an historischen Hintergründen. Und dann auch die Epochen, Expressionismus zum Beispiel bei<br />
Georg Kaiser. All diese Epochen mit ihren gattungstypischen Unterschieden anzusprechen, das ist natürlich<br />
auch ein Gewinn.<br />
SD: Was ich an solchen Projekten sehr gerne mag, und was mir an den Schülern auch immer sehr gut gefallen<br />
hat, ist, dass man merkt, dass sie mitkriegen, dass man voneinander lernen kann. Teilweise viel besser, als<br />
man von Lehrern lernen kann. Wir hatten ja mehrfach diesen Fall, dass auf einmal punktuell großes Wissen<br />
eines einzelnen Schülers oder einer Schülerin über ein bestimmtes Thema da war. Den zweiten Weltkrieg,<br />
oder den Vietnamkrieg zum Beispiel. Dass da Schüler, die vielleicht auch vorher gar nichts gesagt haben,<br />
sich genau da auskannten und in die Diskussion eingestiegen sind. Und dass die anderen eben mitgeschrieben<br />
haben und mitgemacht haben und das aufnehmen. Das mag ich sehr am projektorientierten Arbeiten,<br />
und es ist gut, dass man das im Team so gut unterstützen kann.<br />
SL: Wir leben dieses Prinzip durch das Team Teaching ja auch vor. Weil wir eher zugeben können, wenn wir<br />
zum Beispiel gerade nicht mehr weiter wissen. Wo dann der andere übernimmt und ergänzt. Oder man den<br />
anderen direkt fragt: »War das wirklich in dem Jahr oder habe ich das falsch abgespeichert?« und direkt bestätigt<br />
oder widerlegt wird. Das heißt, sie sehen an uns, dass man eben auch mit Nicht-Wissen umgehen kann.<br />
Wenn man es zugibt. Beziehungsweise wie man sich gegenseitig stützt und ergänzt. Dass man voneinander<br />
lernen kann.<br />
SD: Das ist ja jetzt etwas, das in meinem Vorurteil <strong>vom</strong> Rollenverständnis des Lehrers nicht vorkam:<br />
Schwäche zu zeigen.<br />
SL: Das geht sicher auch nicht mit allen Lehrern. Viele haben sicher schon stark verinnerlicht, das Wissen<br />
gepachtet zu haben. Und sich nie die Blöße geben zu dürfen, Nicht-Wissen zu zeigen. Gerade gegenüber<br />
Schülern. Aus so einer stark verinnerlichten Angst heraus dadurch dann inkompetent zu wirken.<br />
SD: Das ist im Team einfacher. Ich meine, du willst ja am Ende keinen Autoritätsverlust habe. Du willst ja<br />
einen Autoritätsgewinn, oder sagen wir Respektsgewinn dadurch haben, dass du dich so verhältst, wie man<br />
sich verhalten sollte – also eine Schwäche eingestehst. Aber ich kann mir auch gut vorstellen, dass das bei<br />
einigen Schülern gar nicht gut funktioniert und sie eine Schwäche deinerseits als Ansatzpunkt für ihren<br />
Meißel benutzen, um auf dich als Person – nicht als Respektsperson, sondern direkt als Person – einzuhämmern.<br />
SL: Es geht vor allem in einem so verschiedenartigen Team einfacher. Hat man zwei Lehrer, noch dazu<br />
zwei, die an der gleichen Schule unterrichten, dann kann es schon sein, dass die Schüler einen sehr genau<br />
beobachten. Und ganz genau schauen, wer sich mehr Fehler leistet, wer öfter zugeben muss, etwas nicht zu<br />
wissen, wer die Situation öfter rettet, weil er mit Wissen punktet. Anders als bei dem Team, das wir bilden.<br />
Wo eben der eine aus einer ganz anderen Sphäre kommt. Sie wissen ja von vornherein, dass du der Experte<br />
für bestimmte Dinge bist, die mit dem Unterricht an unserer Schule nicht viel zu tun haben. Ich bin für das<br />
ganze Schulische zuständig. Dann ist es kein Gesichtsverlust, wenn ich zugebe, bestimmte Dinge nicht zu<br />
wissen.<br />
SD: Rückblickend gesehen: ich denke, dass wir uns beide in unserer Herangehensweise an den Unterricht<br />
verändert haben. Ich werde Ende dieses Schuljahres diesen Teil des Projekts beenden und aus der Schule<br />
rausgehen, und es vermissen, ich würde es liebend gerne weitermachen. Ich bin aber auch froh, dass ich<br />
rausgehe und immer noch kein Lehrer geworden bin.<br />
SL: Wieso solltest du auch ein Lehrer werden?<br />
SD: Das war durchaus eine Frage, die ich mir am Anfang des Projekts gestellt habe: wie verschult komme<br />
ich aus dem Projekt raus? Ich habe inzwischen einen komplett anderen Respekt vor Lehrern. Ich bin sehr<br />
froh, dass ich neue Sachen lernen und weiterverwerten konnte.<br />
SL: Ob man die dann umsetzt oder einsetzt, ist eine andere Frage. Aber du kennst bestimmte Methoden<br />
jetzt sehr genau.<br />
SD: Wenn ich heute in die Schule hineingehe, ist mein Rollenverständnis ein anderes als das, was ich hatte,<br />
als ich vor vier Jahren angefangen habe. Das auf jeden Fall. Wenn ich freie Workshops mache, ist das sicher
<strong>Weg</strong> <strong>vom</strong> <strong>Kleinschrittigen</strong><br />
nochmal eine andere Sache. Aber in der Schule ist es ganz klar anders. Und<br />
dabei gibt es immer noch Sachen an der Struktur von Schule, die mich absolut<br />
zum Schreien bringen.<br />
SL: Zum Beispiel?<br />
SD: Wie gesagt, diese 45-Minuten-Struktur, in der man keinen Gedanken<br />
zu Ende kriegt, der Fakt, dass projektorientiertes, fächerübergreifendes Unterrichten<br />
offensichtlich wahnsinnig schwierig ist, dass am Ende dann doch<br />
eher quantifiziert wird als qualifiziert – das sind so Sachen. Dann kommt natürlich<br />
noch dazu, dass ich mit dem Bildungsplan massive Probleme habe…<br />
(lacht) Am frustrierendsten ist sicher die Erfahrung, dass ein Apparat wie die<br />
Schule, wie sie besteht, wahrscheinlich gar nicht zu ändern ist. Oder nur in<br />
so winzig kleinen Schritten, dass du bei jedem Vorwärtskommen das Gefühl<br />
hast, dich hätte gerade rechts ein Gletscher überholt. Aber auch das hat eben<br />
mit meinem gesteigerten Respekt für Lehrer zu tun. Das ist ein Lerneffekt,<br />
mit dem ich nicht gerechnet hatte.<br />
SL: Der Einblick in eine Berufsgruppe…<br />
SD: …die durchaus stark vorurteilsbelastet ist.<br />
12 13
pFingsten traf das arme wesen<br />
in nürnberg anno 28 ein…<br />
Jasper Zehetgruber: Das Bänkellied <strong>vom</strong> Findelkind Kaspar Hauser (Anonym)<br />
13 12<br />
Könntet leute,<br />
ihr noch sagen, wer dieses kind,<br />
wer kaspar hauser war?<br />
…trug ‘nen brief, darin zu lesen, dass schwolische* er gerne wollte sein.<br />
*Verballhornung von chevaux-légers, leichte kavallerie
Jasper Zehetgruber: Das Bänkellied <strong>vom</strong> Findelkind Kaspar Hauser (Anonym)<br />
ach so viel man sich auch mühte…<br />
14 15<br />
…um den Findling, der so blass und stumm war…<br />
und was ist zwei mal fünfzig<br />
minus hundert?
…traurig blieb er im gemüte,<br />
wenn er auch durchaus nicht<br />
stumpf und dumm war.<br />
Jasper Zehetgruber: Das Bänkellied <strong>vom</strong> Findelkind Kaspar Hauser (Anonym)<br />
doch mit teufLischem gehirne macht’ man aus dem knaben fast ein tier.<br />
15 14<br />
Flüsternd sprach man, dass seine stirne<br />
bestimmet sei für einer krone zier…<br />
schafft ihn mir <strong>vom</strong> leib! wie ihr wünscht, euer majestät!
Jasper Zehetgruber: Das Bänkellied <strong>vom</strong> Findelkind Kaspar Hauser (Anonym)<br />
aber bitte ohne<br />
grosses aufsehen zu<br />
erregen!<br />
aber natürlich,<br />
euer majestät!<br />
später stach ein ungenannter kerl…<br />
16 17
Jasper Zehetgruber: Das Bänkellied <strong>vom</strong> Findelkind Kaspar Hauser (Anonym)<br />
er starb als ein unbekannter,<br />
sein blaues blut färbt dort<br />
die erde rot.<br />
17 16<br />
…in ansbach unsern kaspar tot.<br />
hat kein fürst ’ne trän vergossen, durch die<br />
vielleicht der menschheit werde klar…
Jasper Zehetgruber: Das Bänkellied <strong>vom</strong> Findelkind Kaspar Hauser (Anonym)<br />
…weshalb denn dieses blut geFlossen,<br />
und wer der junge wirklich war?<br />
…doch andere werden gold dafür geben…<br />
18 19<br />
fünfundzwanzig silbergroschen gern<br />
zahl ich dem, der mir den namen nennt…<br />
…dass keiner jenen kaspar kennt.
pFingsten traf Kaspar in nürnberg anno 28 ein…<br />
trug ‘nen brief, darauf zu lesen…<br />
Nico Brade: Das Bänkellied <strong>vom</strong> Findelkind Kaspar Hauser (Anonym)<br />
oh mein gott,<br />
wir müssen ihm<br />
helfen!<br />
19 18<br />
Könnt leute<br />
ihr noch sagen,<br />
wer kaspar<br />
hauser war?<br />
Schwolische wöllte<br />
ich gerne sein.<br />
Kaspar.
Nico Brade: Das Bänkellied <strong>vom</strong> Findelkind Kaspar Hauser (Anonym)<br />
ich nehme<br />
ihn mit zu<br />
mir.<br />
schlaf gut.<br />
schnarch!<br />
wie man sich um ihn auch mühte, er blieb blass und stumm.<br />
seufz…<br />
20 21<br />
iss doch,<br />
kaspar!<br />
so, jetzt<br />
sind wir<br />
da.
man wollte ihn<br />
zum könig krönen…<br />
tuschel…<br />
Nico Brade: Das Bänkellied <strong>vom</strong> Findelkind Kaspar Hauser (Anonym)<br />
los, töte<br />
kaspar aus<br />
nürnberg!<br />
und so stach ein unbekannter unsern kaspar tot.<br />
stirb! ahh…<br />
hilfeee…<br />
man machte<br />
ihn fast zum<br />
tier…<br />
21 20<br />
ja, mein könig!<br />
sein blut färbt dort die erde rot.
Nico Brade: Das Bänkellied <strong>vom</strong> Findelkind Kaspar Hauser (Anonym)<br />
doch er starb als unbekannter…<br />
widerlich!<br />
25 silbergroschen für<br />
den, der mir des mörders<br />
namen nennt!<br />
22 23<br />
hier, ich gebe<br />
euch einen haufen<br />
geld!<br />
doch andere würden mehr bezahlen,<br />
dass ihr kaspar nicht kennt
Könntet leute,<br />
ihr noch sagen, wer dieses kind,<br />
wer kaspar hauser war?<br />
trug ‘nen brief, darin zu lesen…<br />
zeig mal<br />
deinen brief!<br />
Paul Uerlings: Das Bänkellied <strong>vom</strong> Findelkind Kaspar Hauser (Anonym)<br />
Schwolische möcht ich<br />
gern sein.<br />
Kaspar.<br />
23 22<br />
pFingsten traf das arme wesen<br />
in nürnberg anno 28 ein…<br />
schwolische?
Paul Uerlings: Das Bänkellied <strong>vom</strong> Findelkind Kaspar Hauser (Anonym)<br />
Ach, so viel man<br />
sich auch mühte…<br />
willst du<br />
zu uns kommen?<br />
na, kaspar?<br />
traurig blieb er im gemüte…<br />
…um den Findling, der so<br />
blass und stumm war…<br />
nimm meine hand,<br />
wir gehen zu mir<br />
nach hause.<br />
24 25<br />
…<br />
sag mir<br />
die antwort,<br />
kaspar.
Flüsternd sprach man…<br />
habt ihr schon gehört - dieser<br />
kaspar soll für die krone<br />
bestimmt sein!<br />
macht man aus dem knaben fast ein tier.<br />
Paul Uerlings: Das Bänkellied <strong>vom</strong> Findelkind Kaspar Hauser (Anonym)<br />
25 24<br />
doch mit teuFlischem gehirne…
Paul Uerlings: Das Bänkellied <strong>vom</strong> Findelkind Kaspar Hauser (Anonym)<br />
später stach ein ungenannter kerl<br />
in ansbach unsern kaspar tot.<br />
weshalb denn dieses<br />
blut gefLossen? und wer<br />
der arme junge war?<br />
doch andre werden gold<br />
für geben, dass keiner jenen<br />
kaspar kennt.<br />
26 27<br />
er starb als ein unbekannter.<br />
fünfundzwanzig silbergroschen<br />
gern zahl ich dem, der mir den<br />
namen nennt.
hurraaaa!<br />
27 26<br />
Viet Anh Ha: Belsazar (Heinrich Heine)<br />
jehovah, ich bin<br />
ein besserer könig<br />
als du - hahaha!
Viet Anh Ha: Belsazar (Heinrich Heine)<br />
jehovah, ich<br />
künde dir ewigen hohn,<br />
ich bin der könig<br />
von babylon!<br />
28 29
ich habe einen<br />
fehler begangen, nun<br />
bekomme ich wohl<br />
ärger!<br />
29 28<br />
Viet Anh Ha: Belsazar (Heinrich Heine)<br />
er hat wohl wirklich<br />
zu viel wein getrunken.<br />
für seinen überheblichen<br />
mut muss er nun<br />
bezahlen!
Viet Anh Ha: Belsazar (Heinrich Heine)<br />
30 31
Mitten in der nacht,<br />
alles ist still…<br />
doch…<br />
hol mir die<br />
krone jehovahs<br />
und seinen<br />
becher!<br />
jawohl,<br />
herr!<br />
31 30<br />
Tilman Hiller: Belsazar (Heinrich Heine)<br />
unser könig<br />
lebe hoch!<br />
ich bin könig<br />
belsazar! ich bin der könig<br />
von babylon und der<br />
götter!<br />
juhu!
Tilman Hiller: Belsazar (Heinrich Heine)<br />
hier,<br />
herr!<br />
32 33<br />
haha!<br />
haha!<br />
haha!<br />
jehova!<br />
dir künde<br />
ich auf ewig<br />
hohn - ich bin<br />
der könig von<br />
babylon!
draussen im garten.<br />
ja!<br />
schnell<br />
raus<br />
hier!<br />
wir müssen ihn<br />
umbringen, bevor er noch<br />
mehr unglück über uns<br />
bringt!<br />
33 32<br />
Tilman Hiller: Belsazar (Heinrich Heine)<br />
der könig betet.<br />
hol mir<br />
meine magier!<br />
bitte<br />
verzeiht mir,<br />
ich hab das<br />
nicht gewollt,<br />
das war<br />
der<br />
wein.<br />
ich weiss nicht,<br />
was das bedeutet.<br />
es tut mir leid,<br />
herr.
Tilman Hiller: Belsazar (Heinrich Heine)<br />
wieder draussen…<br />
ich<br />
gehe zu<br />
bett.<br />
ok, wir<br />
töten ihn,<br />
wenn er<br />
schläft.<br />
OK!<br />
amen.<br />
34 35
35 34<br />
Arne Pauschinger: Belsazar (Heinrich Heine)
Arne Pauschinger: Belsazar (Heinrich Heine)<br />
36 37
37 36<br />
Arne Pauschinger: Belsazar (Heinrich Heine)
Arne Pauschinger: Belsazar (Heinrich Heine)<br />
38 39
om, 14.03.42 n. chr.<br />
ein volk.<br />
ein caesar.<br />
39 38<br />
Raoul Sebastian Nita: Caesars Tod (Georg Kaiser)
Raoul Sebastian Nita: Caesars Tod (Georg Kaiser)<br />
doch er schlägt die<br />
warnung in den wind.<br />
40 41<br />
hüte<br />
vor des<br />
märzen<br />
iden<br />
dich!
41 40<br />
Raoul Sebastian Nita: Caesars Tod (Georg Kaiser)<br />
ich bin euer<br />
cäsar, ihr habt mir<br />
zu gehorchen!<br />
ach ja?
Raoul Sebastian Nita: Caesars Tod (Georg Kaiser)<br />
aaaaah!<br />
42 43<br />
halt!
tyrann!<br />
43 42<br />
Raoul Sebastian Nita: Caesars Tod (Georg Kaiser)<br />
was?
Raoul Sebastian Nita: Caesars Tod (Georg Kaiser)<br />
et tu, brute?<br />
44 45
CAESARS TOD<br />
als sie cäsar einst tyrannisch reizte,<br />
kochte es vor siedeglut.<br />
rom hiess eine stadt und alle römer<br />
hatten in den adern heisses blut.<br />
45 44<br />
hüte<br />
vor des<br />
märzen<br />
iden<br />
dich!<br />
Pablo Mayer: Caesars Tod (Georg Kaiser)<br />
nicht die warnung<br />
konnte cäsar<br />
hindern:
Pablo Mayer: Caesars Tod (Georg Kaiser)<br />
er verfolgte seine frechen ziele<br />
und sah schon als herrn<br />
der römer sich.<br />
und den weisen rat der senatoren<br />
schmähte er gemein und höhnisch…<br />
da kam stolzes römerblut in wallen,<br />
selbst der freund bleibt keinem cäsar treu,<br />
wenn ihn dieser nur für seine zwecke<br />
kalt missbraucht und sagt es ohne scheu.<br />
46 47<br />
immer schlimmer schlug ihn verblendung,<br />
nur sein wort galt noch im kapitol.<br />
kohl!
…und beredeten mit eifer sich.<br />
47 46<br />
Pablo Mayer: Caesars Tod (Georg Kaiser)<br />
heimlich trafen nachts sich die verschwörer…
Pablo Mayer: Caesars Tod (Georg Kaiser)<br />
und genau am tag des märzes iden<br />
stach ihm brutus den verdienten stich.<br />
cäsar wollte mit dem schwert regieren,<br />
und ein messer hat ihn selbst gefällt.<br />
48 49<br />
et tu,<br />
brute!<br />
cäsar sank von seinem sitz und stierte<br />
seinen mörder an als ob’s nicht wahr.<br />
rief er auf lateinisch, wie es dort<br />
die landessprache war.<br />
lasse keiner sich <strong>vom</strong> wahn verführen,<br />
dass er mehr als jeder and’re gelt:
Bereits erschienen:<br />
49 48<br />
Niko Mang: Caesars Tod (Georg Kaiser)
Niko Mang: Caesars Tod (Georg Kaiser)<br />
rom war eine stadt…<br />
…und alle römer hatten in ihren adern heisses blut.<br />
…kochte es sofort in siedeglut.<br />
CAESARS TOD<br />
50 51<br />
als sie cäsar einst tyrannsich reizte…<br />
hüte vor<br />
des märzen iden<br />
dich!
doch cäsar schlägt die warnung in den wind.<br />
nur sein wort galt noch im capitol.<br />
du hast<br />
mich nur<br />
benutzt!<br />
51 50<br />
Niko Mang: Caesars Tod (Georg Kaiser)<br />
ich werde<br />
herr der<br />
römer<br />
sein!
Niko Mang: Caesars Tod (Georg Kaiser)<br />
lasse keiner sich<br />
<strong>vom</strong> wahn verführen,<br />
dass er mehr als<br />
jeder and’re gelt.<br />
52 53<br />
et tu, brute?
wir<br />
nehmen<br />
den da!<br />
setzen sie sich<br />
schon mal – möchten<br />
sie noch was?<br />
vier<br />
kaffee! mit<br />
sahne!<br />
mampf!<br />
zuckerwatte<br />
53 52<br />
Marc Aurel Zeeb: Vorfall im Café (Georg Britting)<br />
und den<br />
auch noch!<br />
schmatz!<br />
mjam!<br />
schaut mal!
Marc Aurel Zeeb: Vorfall im Café (Georg Britting)<br />
ja, ich<br />
komme!<br />
54 55<br />
willst du<br />
mit mir kommen?<br />
oh komm, meine<br />
kaffeemaschine<br />
singt süsse<br />
lieder!
noch<br />
etwas?<br />
ja, bitte<br />
vier kaffee<br />
mit sahne<br />
und<br />
zucker!<br />
55 54<br />
Filip Primorac: Vorfall im Café (Georg Britting)<br />
ich hab voll<br />
hunger! wir<br />
nehmen den<br />
kuchen!<br />
ich auch!<br />
und wir<br />
nehmen<br />
den da!<br />
was wollen sie<br />
bestellen?<br />
wir<br />
nehmen<br />
die zwei<br />
torten!<br />
lecker,<br />
oder?
Filip Primorac: Vorfall im Café (Georg Britting)<br />
mädels,<br />
schaut mal<br />
da hin!<br />
willst du mit mir<br />
kommen? oh, komm mit<br />
mir, meine Kaffeemaschine<br />
singt<br />
süsse lieder!<br />
56 57<br />
ja,<br />
gerne!<br />
was schauen<br />
die so?
und diesen!<br />
57 56<br />
Suad Halilovic: Vorfall im Café (Georg Britting)<br />
wir nehmen<br />
diesen kuchen!<br />
ihre<br />
bestellung<br />
bitte…<br />
die zwei<br />
torten bitte!<br />
noch was?<br />
ja! vier<br />
kaffee mit<br />
sahne!
Suad Halilovic: Vorfall im Café (Georg Britting)<br />
ich<br />
habe<br />
mich<br />
getraut!<br />
was schauen<br />
die so?<br />
soll ich doch<br />
lieber umdrehen und<br />
rausgehen?<br />
58 59<br />
willst du mit mir<br />
kommen? oh, komm<br />
mitmir, meine Kaffeemaschine<br />
singt<br />
süsse<br />
lieder!<br />
lecker, oder<br />
mädels?<br />
oh ja,<br />
ja gern!
1921, irgendwo in amerika.<br />
schaut mal<br />
die!hau ab!<br />
hahaha!<br />
das war die hanna cash, mein kind,<br />
die kam mit dem wind und ging mit dem wind…<br />
Jakob Sander: Ballade von der Hanna Cash (Bertolt Brecht)<br />
59 58<br />
sie war wie eine katze in die<br />
grosse stadt geschwemmt…<br />
geh in deine bar! #*%$§!!<br />
…die die gentlemen eingeseift.<br />
und sie wusch die gläser <strong>vom</strong> absinth, doch nie sich selber rein,<br />
doch muss die hanna cash, mein kind, auch rein gewesen sein.
Jakob Sander: Ballade von der Hanna Cash (Bertolt Brecht)<br />
eines abends…<br />
und sie kam eines nachts<br />
in die seemannsbar…<br />
…und gingen vereint durch’s leben.<br />
60 61<br />
und wenn der wüste kerl den grind sich kratzte und<br />
blinzelte, dann spürte die hanna cash, mein kind,<br />
den blick bis in die zeh.<br />
und sie kamen sich näher<br />
zwischen wild und Fisch…<br />
wie sollen wir unsere<br />
kinder nennen?<br />
ob schneewind pfeift, ob regen rinnt,<br />
es bleibt die hanna cash, mein kind,<br />
bei ihrem lieben mann.
er geht krumm!<br />
1. Jahr<br />
alltägliches<br />
er ist ein<br />
schurke!<br />
Jakob Sander: Ballade von der Hanna Cash (Bertolt Brecht)<br />
2. Jahr<br />
61 60<br />
was ist dabei,<br />
er ist mein<br />
mann!<br />
ruhe!<br />
da war kein dach wo die wiege war,<br />
und die schläge schlugen die eltern.<br />
3. Jahr<br />
solang man geht in schnee und wind, bis dass man nicht mehr kann,<br />
so lang ging die hanna cash, mein kind, nun mal mit ihrem mann.<br />
und war jeder tag, wie alle sind, und gab’s kein<br />
sonnenlicht; es hatte die hanna cash, mein kind,<br />
die sonn stets im gesicht.<br />
er stahl wohl die Fische und salz stahl sie,<br />
so war’s, das leben ist schwer.
Jakob Sander: Ballade von der Hanna Cash (Bertolt Brecht)<br />
vater unser<br />
im himmel, geheiligt<br />
werde…<br />
und wenn sie die Fische kochte, sieh, da sagten<br />
die kinder auf seinem knie den katechismus auf<br />
gott mach’s ihr einmal wett!<br />
62 63
1921 irgendwo…<br />
ihh, wie<br />
eklig!<br />
Lorenz Sutter: Ballade von der Hanna Cash (Bertolt Brecht)<br />
sie war wie eine katze in die grosse stadt geschwemmt…<br />
das war die hanna cash, die kam mit dem wind und ging mit dem wind.<br />
eure<br />
zylinder sehen<br />
hässlich aus!<br />
die die gentlemen eingeseift.<br />
63 62<br />
geh weg!<br />
sie wusch die gläser <strong>vom</strong> absinth, jedoch nicht sich selbst rein.<br />
ja genau!<br />
geh weg!
Lorenz Sutter: Ballade von der Hanna Cash (Bertolt Brecht)<br />
eines abends…<br />
seemannsbar<br />
mann, ist<br />
die cool!<br />
und sie kamen sich näher zwischen wild und Fisch…<br />
wie nennen<br />
wir unsere<br />
kinder?<br />
…und gingen vereint durch’s leben.<br />
kind 1<br />
und<br />
kind 2.<br />
ob regen rinnt, ob schneewind pfeift, es bleibt die hanna cash bei ihrem mann.<br />
64 65<br />
mann, ist<br />
der cool!
dein<br />
mann geht<br />
fremd!<br />
glaub<br />
ich net.<br />
Lorenz Sutter: Ballade von der Hanna Cash (Bertolt Brecht)<br />
65 64<br />
dein<br />
mann ist<br />
ein dieb.<br />
und die schläge schlugen die eltern.<br />
jahr 1 jahr 2<br />
ist mir<br />
egal.<br />
jahr 3
Lorenz Sutter: Ballade von der Hanna Cash (Bertolt Brecht)<br />
hanna<br />
cash<br />
und war jeder tag, wie alle sind.<br />
er stahl wohl das salz und Fisch stahl sie.<br />
und wenn sie kochte sagten die kinder den katechismus her.<br />
messer<br />
jack<br />
66 67<br />
kind<br />
eins<br />
kind<br />
zwei<br />
kind<br />
drei
amerika 1921<br />
ha!<br />
ha!<br />
sie wusch die gläser <strong>vom</strong> absinth,<br />
doch nie sich selber rein.<br />
Julian Bucher: Ballade von der Hanna Cash (Bertolt Brecht)<br />
Ballade von der Hanna Cash<br />
schau mal,<br />
die da!<br />
das war die hanna cash mein kind…<br />
eines abends…<br />
67 66<br />
wasser!<br />
und sie war wie eine katze<br />
in die grosse stadt<br />
geschwemmt.<br />
ach halt doch die<br />
klappe und geh in<br />
die bar, hanna!<br />
…die die gentlemen eingeseift.<br />
dann spürt die hanna cash, mein kind,<br />
den blick bis in die zehen.
Julian Bucher: Ballade von der Hanna Cash (Bertolt Brecht)<br />
realität?<br />
doch irgendwann folgte die heirat.<br />
dein mann<br />
ist ein schurke und<br />
er geht fremd!<br />
und wenn er hinkt und wenn er spinnt und wenn ihr schläge gibt,<br />
es fragt die hanna cash, mein kind, doch nur…<br />
hausbau.<br />
reich<br />
68 69<br />
nein, der traum zerplatzte!<br />
geburt<br />
kein dach war da wo die wiege war…<br />
und gingen vereint durch’s leben!<br />
was ist<br />
dabei?<br />
…ob sie ihn liebt.<br />
scheiss<br />
familie cash<br />
$§&#!!
Julian Bucher: Ballade von der Hanna Cash (Bertolt Brecht)<br />
winter frühling sommer<br />
alltägliches.<br />
so lange man geht in schnee und wind, bis das man nicht mehr kann.<br />
und war jeder tag wie alle sind,<br />
und gab’s kein sonnenlicht…<br />
salz<br />
69 68<br />
…es hatte die hanna cash, mein kind,<br />
die sonne stets im gesicht.<br />
Fisch
Julian Bucher: Ballade von der Hanna Cash (Bertolt Brecht)<br />
bei familie cash…<br />
vater unser<br />
im himmel…<br />
durch fünfzig jahre in nacht und wind,<br />
sie schliefen in einem bett,<br />
das war die hanna cash, mein kind,<br />
gott mach’s ihr einmal wett.<br />
70 71<br />
im himmel.<br />
essen<br />
ist<br />
fertig!<br />
hanna,<br />
bring den müll<br />
runter!<br />
ja,<br />
gott.<br />
ende
Yunus Düser: Die Ballade von dem Briefträger William L. Moore aus Baltimore (Wolf Biermann)<br />
um ehrlich zu sein,<br />
hasse ich meine arbeit.<br />
ich will nicht länger<br />
briefträger sein.<br />
ich geh nach<br />
süden auf tour.<br />
was<br />
willst du dann<br />
machen?<br />
auf wiedersehen.<br />
und mach dir keine<br />
sorgen um mich.<br />
viel<br />
glücK!<br />
71 70<br />
danke!<br />
tss…
Yunus Düser: Die Ballade von dem Briefträger William L. Moore aus Baltimore (Wolf Biermann)<br />
au! meine<br />
füsse tun weh!<br />
guck dich mal an! du<br />
bist weiss und protestierst<br />
für nigger. ich würde lieber<br />
aufpassen.<br />
was geht dich das an?<br />
pass du lieber auf!<br />
72 73<br />
warte mal! du da<br />
mit dem schild!<br />
wuff! wuff!
Yunus Düser: Die Ballade von dem Briefträger William L. Moore aus Baltimore (Wolf Biermann)<br />
geh, kleiner, du<br />
bist frei.<br />
sie sind mutig. so eine reise<br />
würde ich nicht machen.<br />
73 72
Yunus Düser: Die Ballade von dem Briefträger William L. Moore aus Baltimore (Wolf Biermann)<br />
74 75<br />
oh! oh!
Aleksandra Bojovic: Die Ballade von dem Briefträger William L. Moore aus Baltimore (Wolf Biermann)<br />
sonntag<br />
dienstag<br />
montag<br />
mittwoch<br />
75 74<br />
ich will nicht länger<br />
briefträger sein!<br />
ich geh.
Aleksandra Bojovic: Die Ballade von dem Briefträger William L. Moore aus Baltimore (Wolf Biermann)<br />
donnerstag<br />
76 77<br />
was<br />
interessieren<br />
dich die<br />
schwarzen?
Aleksandra Bojovic: Die Ballade von dem Briefträger William L. Moore aus Baltimore (Wolf Biermann)<br />
freitag<br />
sonntag<br />
77 76<br />
ich denk<br />
genau so wie<br />
sie!
Aleksandra Bojovic: Die Ballade von dem Briefträger William L. Moore aus Baltimore (Wolf Biermann)<br />
78 79
John Hagen: Die Ballade von dem Briefträger William L. Moore aus Baltimore (Wolf Biermann)<br />
79 78
John Hagen: Die Ballade von dem Briefträger William L. Moore aus Baltimore (Wolf Biermann)<br />
80 81
John Hagen: Die Ballade von dem Briefträger William L. Moore aus Baltimore (Wolf Biermann)<br />
81 80
John Hagen: Die Ballade von dem Briefträger William L. Moore aus Baltimore (Wolf Biermann)<br />
82 83
wann gibt<br />
es essen?<br />
kann net<br />
mehr, muss<br />
weg!<br />
Elisa Diamuangana: Tonio Schiavo (Franz Josef Degenhardt)<br />
83 82<br />
nach<br />
deutschland!
Elisa Diamuangana: Tonio Schiavo (Franz Josef Degenhardt)<br />
84 85<br />
bieeer!<br />
hahaha!<br />
so viel geld!<br />
danke, tonio!<br />
haha!<br />
haha! hicks!<br />
jo, itakersau,<br />
was geht?
oh gott!<br />
wie ich dieses<br />
wort hasse!<br />
das hast<br />
du davon!<br />
Elisa Diamuangana: Tonio Schiavo (Franz Josef Degenhardt)<br />
aah!<br />
85 84<br />
hilfeee!
Elisa Diamuangana: Tonio Schiavo (Franz Josef Degenhardt)<br />
86 87
Dominik Domjanic: Tonio Schiavo (Franz Josef Degenhardt)<br />
87 86
Dominik Domjanic: Tonio Schiavo (Franz Josef Degenhardt)<br />
88 89
Stefanie Srp: Tonio Schiavo (Franz Josef Degenhardt)<br />
89 88
Stefanie Srp: Tonio Schiavo (Franz Josef Degenhardt)<br />
90 91
Stefanie Srp: Tonio Schiavo (Franz Josef Degenhardt)<br />
91 90
Stefanie Srp: Tonio Schiavo (Franz Josef Degenhardt)<br />
92 93
tschüss, nürnberg!<br />
was ist denn<br />
hier los?<br />
93 92<br />
Kerim Sevdi: Kaspar (Reinhard Mey)
Kerim Sevdi: Kaspar (Reinhard Mey)<br />
was wollen<br />
die denn von<br />
mir?<br />
komm, ich<br />
nehme dich zu<br />
mir!<br />
du bist<br />
ein tier!<br />
hier, nimm diesen<br />
krug von mir!<br />
heisse<br />
kaspar.<br />
geh<br />
weg!<br />
nach<br />
hause.<br />
94 95<br />
komm mit<br />
zur kirche!<br />
hmm…
ab heute ist das<br />
hier dein zuhause.<br />
jetzt<br />
lernen wir das<br />
abc.<br />
schön!<br />
95 94<br />
schmeckt<br />
es, kaspar?<br />
Kerim Sevdi: Kaspar (Reinhard Mey)<br />
pFlüg weiter.<br />
winter.<br />
ja.<br />
okay.<br />
kommt zu<br />
tisch!
Kerim Sevdi: Kaspar (Reinhard Mey)<br />
wo bleibt<br />
kaspar?<br />
96 97<br />
warum haben sie<br />
ihn ermordet? was<br />
wollten sie von ihm?<br />
er war mein<br />
bester freund!
so ein<br />
tier!<br />
schaut euch den an!<br />
so jagt<br />
ihn doch fort!<br />
97 96<br />
Onur Ergen: Kaspar (Reinhard Mey)<br />
er wohnt<br />
jetzt bei uns.
Onur Ergen: Kaspar (Reinhard Mey)<br />
dann…<br />
manieren…<br />
hallo<br />
papa!<br />
98 99<br />
schule…<br />
A<br />
A<br />
hallo kaspar!
…auf dem<br />
feld.<br />
wo ist<br />
kaspar?<br />
ich<br />
geh ihn<br />
suchen!<br />
99 98<br />
die beiden<br />
arbeiten…<br />
Onur Ergen: Kaspar (Reinhard Mey)<br />
jungs,<br />
essen!<br />
kaaaspar!<br />
kaaaspar!
Onur Ergen: Kaspar (Reinhard Mey)<br />
aaaaaaaaaah!<br />
100 101
101 100<br />
Maximilian Brinkema: Kaspar (Reinhard Mey)
Maximilian Brinkema: Kaspar (Reinhard Mey)<br />
102 103
103 102<br />
Maximilian Brinkema: Kaspar (Reinhard Mey)
Maximilian Brinkema: Kaspar (Reinhard Mey)<br />
104 105
chicago, 1969…<br />
das letzte was ich brauchen<br />
kann ist ein weiteres kind, das<br />
ich füttern muss…<br />
und die welt dreht<br />
sich weiter…<br />
105 104<br />
Rebecca Krauss: In the ghetto (Mac Davis)<br />
es wird ein kleiner<br />
junge geboren…
Rebecca Krauss: In the ghetto (Mac Davis)<br />
der junge spielt auf der strasse…<br />
und er lernt,<br />
wie man stiehlt…<br />
…und wie man… …kämpft!<br />
…und die welt<br />
dreht sich weiter…<br />
106 107<br />
schatz, wir wurden<br />
bestohlen!
er kauft sich eine waffe…<br />
WAFFENHANDEL<br />
…und er stiehlt ein auto…<br />
bye,<br />
schmutziges<br />
zuhause!<br />
107 106<br />
Rebecca Krauss: In the ghetto (Mac Davis)<br />
das ist die beste<br />
waffe, die ich habe!<br />
…doch er kommt<br />
nicht weit.<br />
ihr bekommt<br />
mich nicht!<br />
na wartet!<br />
in einer nacht reisst sich<br />
der junge mann los…<br />
CHICAGO<br />
halten sie<br />
sofort an! hier<br />
spricht die<br />
polizei!
Rebecca Krauss: In the ghetto (Mac Davis)<br />
und seine mutter weint…<br />
und die welt dreht sich weiter…<br />
108 109
109 108<br />
Duy Khuong Vu: In the ghetto (Mac Davis)
Duy Khuong Vu: In the ghetto (Mac Davis)<br />
110 111
111 110<br />
Duy Khuong Vu: In the ghetto (Mac Davis)
Duy Khuong Vu: In the ghetto (Mac Davis)<br />
112 113
im Ghetto !<br />
Chicago um 1965...<br />
People don’t you<br />
understand, the child<br />
needs a helping hand!<br />
why doesn’t<br />
anyone help these<br />
poor people?<br />
113 112<br />
Karim Hassan: In the ghetto (Mac Davis)<br />
Eine Frau bekommt ein Kind...<br />
hoffnungslos…
Karim Hassan: In the ghetto (Mac Davis)<br />
15 Jahre später...<br />
und er lernt, zu stehlen… und er lernt, zu kämpfen…<br />
where<br />
is my<br />
money?<br />
114 115
Er geht weg... und kauft sich eine Waffe.<br />
er will ein auto klauen.<br />
Get out<br />
of the car!<br />
…doch er kommt nicht weit.<br />
115 114<br />
Karim Hassan: In the ghetto (Mac Davis)<br />
Ahhhh noo!<br />
please don’t<br />
shoot!<br />
oh shit.<br />
awesome!
Karim Hassan: In the ghetto (Mac Davis)<br />
Lady, i’m sorry<br />
but i have to<br />
tell you that<br />
your son is<br />
dead.<br />
stop<br />
running!<br />
POLiCE!<br />
ein Polizist erzählt<br />
was passiert ist.<br />
Oh nooooo!<br />
116 117<br />
und ein kind wird geboren…<br />
another mouth<br />
to feed!
im sommer…<br />
im winter<br />
wow!<br />
wer ist<br />
das ?<br />
117 116<br />
Arta Mahmutaj: Nur einen Kuss (Farin Urlaub)<br />
ich<br />
liebe<br />
dich!
Arta Mahmutaj: Nur einen Kuss (Farin Urlaub)<br />
ein paar wochen später…<br />
bitte<br />
verlass<br />
mich<br />
nicht!<br />
118 119<br />
ich komme<br />
wieder, das<br />
verspreche<br />
ich dir.<br />
sie wartet… …und wartet… …und wartet auf ihn!<br />
…bis sie schliesslich vor<br />
liebeskummer stirbt!<br />
ihr ex liebte<br />
sie noch immer!<br />
ich werde<br />
ihren mörder<br />
Finden!
er reist durch das ganze land<br />
um ihren mörder zu Finden.<br />
…und möchte seine<br />
grosse liebe rächen!<br />
ich lade<br />
dich ein, neuer<br />
freund!<br />
später…<br />
ich habe<br />
eine überraschung<br />
für dich!<br />
119 118<br />
Arta Mahmutaj: Nur einen Kuss (Farin Urlaub)<br />
lass<br />
uns darauf<br />
anstossen!<br />
schliesslich Findet er ihn…<br />
was<br />
mache<br />
ich<br />
hier?<br />
sie trinken viel…<br />
…und immer mehr!
Arta Mahmutaj: Nur einen Kuss (Farin Urlaub)<br />
ich räche<br />
meine grosse<br />
liebe, die tot<br />
ist…<br />
du gabst ihr<br />
ein versprechen, das du<br />
nicht hieltest…<br />
…wegen<br />
dir!<br />
…nun töte ich<br />
dich dafür und hol<br />
mein herz zurück!<br />
120 121<br />
aaah?<br />
stopp!
herbst.<br />
Pffschhh<br />
121 120<br />
Oliver Jackson: Nur einen Kuss (Farin Urlaub)<br />
ankommend:<br />
nürnberg 13:02
Oliver Jackson: Nur einen Kuss (Farin Urlaub)<br />
mein name ist nadine,<br />
und deiner?<br />
er<br />
schläft.<br />
frühling.<br />
ist der toll…<br />
ich heisse christoph.<br />
gut, dann<br />
los! gehen<br />
wir!<br />
krach!<br />
kann ich<br />
dir irgendwie<br />
helfen?<br />
nein…<br />
christoph<br />
kommt<br />
doch<br />
bald…<br />
122 123<br />
winter.<br />
sie ist<br />
fort…<br />
ist sie etwa…<br />
ach was, sie<br />
kommt wieder!<br />
doch<br />
er<br />
kam<br />
nicht<br />
…<br />
ich muss für<br />
eine weile weg.<br />
ich komm bald<br />
zurück.
im biergarten…<br />
diese jahrelange<br />
suche nach<br />
christoph…<br />
hmm… vielleicht…<br />
wir sollten einen trinken gehen,<br />
dann kommt’s dir vielleicht wieder.<br />
hast du nicht<br />
lust, ein paar frauen<br />
aufzureissen?<br />
in sowas bin ich<br />
wirklich gut!<br />
zeit zu<br />
gehen…<br />
123 122<br />
Oliver Jackson: Nur einen Kuss (Farin Urlaub)<br />
dito.<br />
…hat sich<br />
doch rentiert!<br />
kennen<br />
wir uns? du<br />
kommst mir<br />
bekannt<br />
vor…<br />
klar,<br />
wenn du<br />
zahlst,<br />
hehe!<br />
sicher.<br />
boaah,<br />
bin ich voll!<br />
ahh!
Oliver Jackson: Nur einen Kuss (Farin Urlaub)<br />
vollmond.<br />
klapp<br />
zing!<br />
doch geliebt hab<br />
ich nie mehr, nie mehr,<br />
niemals mehr.<br />
124 125<br />
erinnerst du dich?<br />
es ist nicht lange<br />
her…
125 124<br />
Mehmet Kurucu: Nur einen Kuss (Farin Urlaub)<br />
wenn du mich nicht<br />
küsst, bleibst du den<br />
ganzen winter alleine.
Mehmet Kurucu: Nur einen Kuss (Farin Urlaub)<br />
ich glaube<br />
trotzdem an die<br />
liebe!<br />
ich glaube<br />
trotzdem an die<br />
liebe!<br />
126 127<br />
gehen<br />
wir tee<br />
trinken?<br />
ja.<br />
ich geh<br />
weg!<br />
dachte sie<br />
an ihn, als<br />
sie starb?
127 126<br />
Mehmet Kurucu: Nur einen Kuss (Farin Urlaub)<br />
glaubst<br />
du an die<br />
liebe?<br />
aaaah!<br />
aber geliebt<br />
hab ich nie mehr!
128