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aaaah! - Literaturmachen

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KLASSE 8B, FRIEDRICH-EUGENS-GYMNASIUM 2007/08<br />

Moderne Erzähler<br />

Kurzgeschichten<br />

COMICS<br />

LITERATURHAUS STUTTGART<br />

3


Moderne Erzähler – Kurzgeschichten ist die aktuelle Dokumentation der Comicwerkstatt am<br />

Friedrich-Eugens-Gymnasium Stuttgart. Das Gesamtprojekt »Literatur machen -<br />

Unterricht im Dialog: Schreibprojekte im Deutschunterricht«<br />

wird vom Literaturhaus Stuttgart in Kooperation mit dem<br />

Landesinstitut für Schulentwicklung und den Seminareinrichtungen für<br />

Lehrerinnen und Lehrer in Baden-Württemberg durchgeführt.<br />

Gefördert durch die Robert Bosch Stiftung.<br />

Dozent: Stefan Dinter. Verantwortliche Lehrerin: Sandra Laib.<br />

Kontakt: Literaturhaus Stuttgart, Erwin Krottenthaler, Boschareal,<br />

Breitscheidstraße 4, D-70174 Stuttgart. Tel. 0711/22021741. Fax 0711/22021748.<br />

info@literaturhaus-stuttgart.de. • www.literaturhaus-stuttgart.de<br />

Alle Fotos in diesem Band von Yves Noir.<br />

Besonderer Dank an Manuel Clavel für seine künstlerische Mithilfe<br />

während des Reinzeichenwochenendes.<br />

Die Rechte für die einzelnen Beiträge liegen bei den Autorinnen und Autoren,<br />

für die Gesamtausgabe beim Literaturhaus Stuttgart. ©2007 Literaturhaus Stuttgart a.r.r.<br />

»An der Brücke« aus »Erzählungen« von Heinrich Böll.<br />

Hrsg. von Jochen Schubert, © 2006 by Kiepenheuer & Witsch, Köln.<br />

Genutzt mit freundlicher Genehmigung von Kiepenheuer & Witsch.<br />

Besuchen Sie auch die Seite für junge Literatur des Literaturhauses Stuttgart<br />

www.literaturmachen.de.<br />

Moderne Erzähler – Kurzgeschichten erscheint mit freundlicher Unterstützung der<br />

Robert Bosch Stiftung Gmbh Stuttgart<br />

4


Das Projekt: Konzept<br />

Literatur machen - Unterricht im Dialog<br />

Die Comicwerkstatt am Friedrich-Eugens-Gymnasium, Stuttgart<br />

In der Comicwerkstatt im Projekt Untericht im Dialog übertragen wir pro Schuljahr in einer<br />

achten Klasse je eine Literaturgattung, die dem Bildungsplan für diese Klasse entspricht,<br />

in das Medium Comic. Ziel ist es, dass die Schüler dabei den Originaltext besser und<br />

nachhaltiger durchdringen, als dies im herkömmlichen Unterricht möglich ist, und gleichzeitig<br />

Comics als erzählerisches Medium begreifen und lernen, altersgemäß souverän<br />

damit umzugehen. Wir wollen, dass die Schüler aktiv und kreativ sind, dass sie in den Text<br />

eintauchen, dass sie ihn prüfen, reduzieren, verändern, dass sie dabei aber immer das Ganze<br />

im Blick haben, um so zu einem wirklich profunden Verstehen der jeweiligen Literaturgattung<br />

zu kommen. Im letzten Schuljahr entstand so eine Umsetzung von Friedrich Schillers<br />

WILHELM TELL; die dazugehörige Publikation ist beim Literaturhaus Stuttgart verfügbar.<br />

Dieses Jahr sollten Kurzgeschichten verschiedener Autoren umgesetzt werden.<br />

Die Schüler und Schülerinnen sollten dabei:<br />

- Geschichte, Struktur, Funktion und Wirkung der ‚Gattung‘ Comic kennen lernen<br />

- handlungs- und produktionsorientiert die Literaturgattung Kurzgeschichte erarbeiten<br />

- die jeweilige Handlung inhaltlich auf das Wesentliche reduzieren<br />

- elementare Kenntnisse über (Erzähl-)Perspektiven erlangen, indem sie sich zeichnerischer<br />

wie filmischer Mittel bedienen müssen, um den Text in Bilder umzuformen<br />

5


Das Projekt: Konzept<br />

- Gattungsmerkmale und Besonderheiten der Kurzgeschichte sichtbar machen und dadurch<br />

verinnerlichen<br />

- ein künstlerisch-ästhetisches Bewusstsein entwickeln<br />

- durch das Schaffen eines gemeinsamen Werks in ihrer Klassengemeinschaft gestärkt<br />

werden.<br />

Hierbei wird die Comiczeichnung als eine weitere Sorte Text begriffen. Es gibt keinen<br />

Zeichenunterricht im herkömmlichen Sinne, die Schüler erarbeiten ihre Comics aus ihren<br />

auf den Kurzgeschichten basierenden Drehbüchern selbstständig - Hilfestellungen durch den<br />

Dozenten sind aber nicht ausgeschlossen.<br />

In jeder unserer Publikationen werden wir versuchen, einen Teilaspekt unserer Arbeit an<br />

diesem Projekt genauer zu beleuchten. Im letzten Buch berichteten wir darüber, warum wir<br />

den Comicunterricht eher im Deutschunterricht, als im Fach Bildende Kunst verortet sehen,<br />

und nach welchem Konzept wir versuchen, den Schülern und Schülerinnen die Transformation<br />

von Literaturgattungen in gezeichnete Seiten zu vermitteln. Heute wollen wir darüber<br />

berichten, wie wir in einem so gelagerten Projekt passende Noten vergeben können.<br />

6


Das Projekt: Noten<br />

Zuckerbrot und Peitsche auf dem Holzweg<br />

Die Comicwerkstatt am Friedrich-Eugens-Gymnasium, Stuttgart, 2007/08,<br />

geleitet von Sandra Laib und Stefan Dinter.<br />

Holzwege haben allgemein ein schlechtes Image. Wenn man auf dem Holzweg ist, bietet<br />

man eine falsche Lösung für ein gestelltes Problem an. Holzwege sind traditionell Wege,<br />

die in den Wald führen und als Sackgasse enden. Wenn ich den Holzweg abgeschritten habe,<br />

komme ich nicht an einem bestimmten Ort oder einer weiterführenden Straße an, sondern<br />

bestenfalls an einer Wendeplatte. Ich komme also aus dem Wald zurück, ohne gefunden zu<br />

haben, was ich suchte. Außer: einer Menge Holz.<br />

Kreative Arbeit funktioniert sehr ähnlich. Sie besteht aus vielen Versuchen, den richtigen<br />

Zugang zu einem Problem zu finden, und aus fast so vielen verworfenen Wegen und Ansatzpunkten.<br />

All diese „fehlgeschlagenen“ Versuche bergen aber Teile der Lösung in sich – oder<br />

manchmal Teile der Lösung ganz anderer kreativer Probleme. Man lernt nicht nur aus seinen<br />

Fehlern, man bringt dabei noch eine Menge Holz aus dem Wald seiner kreativen Fähigkeiten<br />

mit. Das kann bedeuten, dass ich im größten Scheitern einer Arbeit meinen größten Lerneffekt<br />

gehabt habe und mich diese Erfahrung erst befähigt, mein Problem „richtig“ zu lösen.<br />

Versuchen Sie das mal zu benoten.<br />

Bei der Arbeit in freien Werkstätten gibt es keine Noten. Am Ende einer Werkstatt wird man<br />

im Gespräch feststellen, was an einem jeweiligen Projekt funktionierte, und was nicht. Die<br />

Werkstattteilnehmer müssen selber definieren, ob sie die selbstgestellte Aufgabe gut gelöst<br />

haben oder nicht. Tatsächlich ist das auch der größte Lerneffekt in solch einer Konstellation:<br />

die Souveränität erlangt zu haben, selbst zu wissen, wie gut man eine Arbeit gemacht hat.<br />

Am Ende eines Schuljahres muss eine Note für die geleistete Arbeit vergeben werden.<br />

Wenn ein Schüler unter Beweis stellt, dass er einen Sachverhalt verstanden hat, und dieses<br />

Verständnis jederzeit abrufen kann, bekommt er eine gute Note. Sollte der Schüler den<br />

Sachverhalt verstanden haben, kann dies aber nicht jederzeit beweisen, so bekommt er eine<br />

schlechte Note. Als Beweis gilt meist eine Klassenarbeit, ein Referat oder ein Test.<br />

In der Comicwerkstatt stehen wir als Lehrteam also vor dem Dilemma, einen kreativen<br />

Prozess, der davon lebt, dass die Schüler ihre eigenen Grenzen bei der Umsetzung eines<br />

literarischen Themas setzen, selbstbestimmt dramaturgische Entscheidungen vornehmen und<br />

souverän mit den ihnen zur Verfügung stehenden kreativen »Werkzeugen« umgehen sollen,<br />

kontrolliert und nachprüfbar zu benoten. Dies muss dazu noch recht vorsichtig und unauffällig<br />

geschehen, da die Schüler in der achten Klasse so sehr an die Notenvergabe gewöhnt<br />

sind, dass sie teilweise von vornherein nicht versuchen, frei an eine Arbeit heranzugehen,<br />

sondern lieber herausfinden wollen, was die »richtige« Lösung ist – deren formelhafte Wiederholung<br />

dann ja mit wenig Arbeitsaufwand den vollen (Noten-)Erfolg bringen sollte. Wir<br />

7


Das Projekt: Noten<br />

werden auf dieses Problem der Schülermotivation in einem späteren Band noch genauer zu<br />

sprechen kommen. Gleichzeitig muss aber den Schülern gegenüber auch eine große Transparenz<br />

über die Notenvergabe gewährt werden. Das Versprechen, dass eine freie, nachvollziehbar<br />

gefällte kreative Entscheidung des Schülers von Lehrer und Dozent auf jeden Fall<br />

respektiert wird, muss immer wieder betont (und eingehalten) werden. Gerade dieser Punkt<br />

der Selbst-Verteidigung ihrer Arbeit fällt vielen Schülern ungemein schwer. Eine Schülerin<br />

in diesem Schuljahr z.B. hörte nicht auf, sich immer und immer wieder beim Dozenten zu<br />

versichern, dass ihre in Absprache mit dem Lehrteam getroffene Entscheidung, ihren Comic<br />

nicht zu kolorieren, nicht zu einer Abwertung in der Note führen würde. Die Angst vor<br />

einer schlechten Note blockierte sie zeitweise komplett, andere, kreative Entscheidungen zu<br />

treffen. Eine denkbar schlechte Basis für freies Arbeiten.<br />

Andererseits fordern Schüler geradezu eine Note. Sie wollen verständlicherweise wissen,<br />

wo sie stehen (und ob sie in der Schule eine Klasse weiter kommen). Und es ist für sie<br />

sehr ungewohnt, in einer Einzelgesprächssituation mit dem Lehrteam die eigene Arbeit<br />

einzuschätzen und über die Einschätzung von Lehrer und Dozent herauszufinden, wie weit<br />

sie sind. Außerdem ist das Notensystem bei den meisten Schülern so in Fleisch und Blut<br />

übergegangen, dass sie ohne eine in Aussicht gestellte Note kaum an einer Problemstellung<br />

wie der unserer Werkstatt mitarbeiten würden. Die Note wird so gleichzeitig Zuckerbrot und<br />

Peitsche für die Schüler.<br />

8


Das Projekt: Noten<br />

Die Ergebnisse der Comicwerkstatt am FEG werden als Note einer Klassenarbeit in die Gesamtnote<br />

des Deutschunterrichts der 8b eingerechnet. Einige Teile der Comicumsetzung von<br />

Literatur lassen sich auch durchaus »konventionell« benoten: das Dialogdrehbuch etwa lässt<br />

sich gut auf Textverständnis und Rechtschreibung untersuchen. Ein anderer Teil hingegen<br />

darf im Deutschunterricht überhaupt keine Note bekommen: die zeichnerische Umsetzung.<br />

Wir haben daher in dieser Werkstatt versucht, der Benotung insofern entgegenzukommen,<br />

dass wir die Arbeit an der Umsetzung in Einheiten stückelten, die prüfbare Ergebnisse hervorbringen<br />

konnten. So kann die Unterrichtseinheit über die Geschichte und das Vokabular<br />

der Comics z.B. als Basis für einen Test dienen. Die Erstellung der Rollenbiografien und die<br />

Charakterisierungen der Hauptfiguren, das Schreiben des Plots und des Dialogdrehbuchs<br />

sind originäre Teile des Deutschunterrichts.<br />

Außerdem haben wir versucht, den Arbeitsablauf der Schüler so nachvollziehbar wie möglich<br />

dokumentiert zu bekommen. Hierzu erhielt jeder Schüler ein Portfolio und ein Skizzenbuch.<br />

Arbeitsblätter und -ergebnisse werden im Portfolio gesammelt, während des Unterrichts<br />

Mitgeschriebenes, Entwürfe und Ideen im Skizzenbuch. Diese Dokumentation machte<br />

die Wege der Schüler vergleichbar, und erleichterte die Notengebung damit ungemein.<br />

Unsere Endnote teilt sich in drei Unternoten auf. Als erstes wird eine Note für die Vollständigkeit<br />

der Dokumentation vergeben. Wurde mitgeschrieben? Sind Plot, Rollenbiografien,<br />

9


Das Projekt: Noten<br />

Charakterskizzen und Dialogdrehbuch vorhanden? Existiert ein Scribble Script? Etc. Die<br />

zweite Note wird für die Richtigkeit von Plot und Dialogdrehbuch, sowie das Textverständnis<br />

des Schülers vergeben. Die dritte Note wird für die Dramaturgie vergeben: hat der Schüler<br />

eine funktionierende Dramaturgie erstellt? Sind die dramaturgischen Entscheidungen<br />

(Kürzungen, Cuts, »Kameraeinstellungen« im Script etc.), die er im Laufe der Entwicklung<br />

der Umsetzung getroffen hat, nachvollziehbar? Ist er auf Holzwege gegangen, kam aber<br />

mit Holz zurück? Jede dieser Noten zählt zu einem Drittel in der Gesamtnote. Ist ein Test<br />

geschrieben worden, dann wird dieser zu einem bestimmten Prozentsatz mit in die Endnote<br />

gerechnet. Den Schülern werden alle drei Noten mitgeteilt, dazu bekommen sie noch eine<br />

vierte, nicht gewertete Note: die zeichnerische. Hier wird ihnen vom Dozenten mitgeteilt,<br />

welche Note sie für ihr zeichnerisches Können von ihm bekommen hätten, wenn es denn<br />

eine Note dafür gäbe.<br />

Wir kommen um die Notenvergabe, wie oben schon angemerkt, nicht herum. Wichtiger bei<br />

unserer Arbeit in der Comicwerkstatt am FEG ist es uns aber, die Schüler auf den Weg zu<br />

bringen, sich selbst einschätzen zu können. Souverän mit ihren Möglichkeiten umzugehen<br />

und den Druck der kreativen Freiheit aushalten zu können. Scheitern nicht nur als Nachteil,<br />

sondern auch als Möglichkeit zu begreifen. Dafür können wir keine Noten vergeben. Aber<br />

die gibt es im Leben dafür ja auch nicht.<br />

Auf den nächsten Seiten können Sie die Comicumsetzungen von 15 Kurzgeschichten durch<br />

die Schüler der Klasse 8b des FEG im Schuljahr 2007/08 lesen. Alle haben eine Note bekommen,<br />

alle eher eine gute. Verdientermaßen.<br />

10


Die Geschichten<br />

…und wie wir dahin kamen.<br />

Das Projekt: Ablauf<br />

»Kurzgeschichten erzählen - schlaglichtartig - oft nur eine einzelne ungewöhnliche Situation<br />

aus dem Alltag eines oder mehrerer Menschen. Sie haben einen geringen Umfang, meist<br />

einen plötzlichen Erzählanfang und einen abrupten, offenen Schluss. Die Handlung ist geradlinig;<br />

Raum, Zeit, Personen sind sparsam ausgestattet. Kurzgeschichten greifen Themen<br />

auf, die oft mehrere Deutungen zulassen.«<br />

So ungefähr lautet die Definition der literarischen Gattung ‚Kurzgeschichte‘, wie sie<br />

sich nach der gemeinsamen Lektüre von insgesamt fünfzehn Kurzgeschichten ergeben hat.<br />

Dazu gehören »klassische«, die Nachkriegszeit illustrierende Kurzgeschichten von Borchert,<br />

Böll oder Malecha ebenso wie Beispiele moderner Kurzprosa von Wohmann, da Cesco<br />

oder Boie.<br />

Das Lesen der kurzen Geschichten im Unterricht ist ein Genuss, dem sich Lehrende wie<br />

Lernende hingeben konnten und der natürlich in erster Linie durch die »Handlichkeit«<br />

der Texte, durch ihre »kleine Form« möglich war.<br />

Nachdem alle Texte von allen gelesen beziehungsweise gehört worden waren, wurden zwei<br />

herausgegriffen, an denen exemplarisch gezeigt werden sollte, wie zum einen die für den<br />

Deutschunterricht klassische Textanalyse aussehen kann - so geschehen mit Ilse Aichingers<br />

Fenstertheater - und wie zum anderen aus einer Kurzgeschichte ein Comic werden kann<br />

- dazu wurde Wolfgang Borcherts Nachts schlafen die Ratten doch ausgewählt. Diese<br />

Kurzgeschichte sollte von der Klasse geschrieben und vom Dozenten gezeichnet werden<br />

(sie finden sie am Ende dieses Bandes). Hierzu mussten die Schüler sich in langen und oft<br />

mühsamen Plenumsdiskussionen darauf einigen, was sie dem Comiczeichner denn nun »in<br />

die Feder diktieren« wollten; das heißt, sie beschäftigten sich automatisch, »wie von selbst«<br />

mit der Struktur, den Erzählebenen, dem Figurenarsenal, der Motivik des Borchert-Textes.<br />

Den eigentlichen Kern des Projekts bildete dann natürlich die Einzelleistung eines jeden<br />

Schülers, die darin bestand, aus einer (per Los zugeteilten) Kurzgeschichte eine Comic-<br />

Adaption zu machen, also über das kreative Medium den oben beschriebenen analytischen<br />

Zugang zu erhalten. Da jeweils zwei Schüler dieselbe Geschichte erhielten, war es möglich,<br />

im Team zu interpretieren und zu analysieren, zu schreiben und zu zeichnen; die meisten<br />

Schüler gingen allerdings allein ans Werk.<br />

Im Anschluss zeigen wir Ihnen beispielhaft an der Arbeit von Lilli Woldeab zur Umsetzung<br />

von Heinrich Bölls Geschichte Auf der Brücke den Weg, den die Schüler beschritten, um<br />

die Kurzgeschichten zu transformieren. So oder so ähnlich haben die meisten von ihnen<br />

gearbeitet: von der Rollenbiografie über erste Charakterskizzen zum Dialogbuch, und<br />

von da über erste Seitenlayouts (»Scribble Script«) zur fertigen Seite.<br />

11


Lilli Woldeab: Heinrich Böll - An der Brücke<br />

Heinrich Böll: An der Brücke (1950)<br />

Die haben mir meine Beine geflickt und haben mir einen Posten gegeben, wo ich sitzen<br />

kann: ich zähle dieLeute, die über die neue Brücke gehen. Es macht ihnen ja Spaß, sich<br />

ihre Tüchtigkeit mit Zahlen zu belegen, sie berauschen sich an diesem sinnlosen Nichts aus<br />

ein paar Ziffern, und den ganzen Tag, den ganzen Tag geht mein stummer Mund wie ein<br />

Uhrwerk, indem ich Nummer auf Nummer häufe, um ihnen abends den Triumph einer Zahl<br />

zu schenken.<br />

Ihre Gesichter strahlen, wenn ich ihnen das Ergebnis meiner Schicht mitteile, je höher die<br />

Zahl, um so mehr strahlen sie, und sie haben Grund, sich befriedigt ins Bett zu legen, denn<br />

viele Tausende gehen täglich über ihre neue Brücke...<br />

Aber ihre Statistik stimmt nicht. Es tut mir leid, aber sie stimmt nicht. Ich bin ein unzuverlässiger<br />

Mensch, obwohl ich es verstehe, den Eindruck von Biederkeit zu erwecken.<br />

Insgeheim macht es mir Freude, manchmal einen zu unterschlagen und dann wieder, wenn<br />

ich Mitleid empfinde, ihnen ein paar zu schenken. Ihr Glück liegt in meiner Hand. Wenn ich<br />

wütend bin, wenn ich nichts zu rauchen habe, gebe ich nur den Durchschnitt an, manchmal<br />

unter dem Durchschnitt, und wenn mein Herz aufschlägt, wenn ich froh bin, lasse ich meine<br />

Großzügigkeit in einer fünfstelligen Zahl verströmen. Sie sind ja so glücklich! Sie reißen<br />

mir förmlich das Ergebnis jedesmal aus der Hand, und ihre Augen leuchten auf, und sie<br />

klopfen mir auf die Schulter. Sie ahnen ja nichts! Und dann fangen sie an zu multiplizieren,<br />

zu dividieren, zu prozentualisieren, ich weiß nicht was. Sie rechnen aus, wieviel heute jede<br />

Minute über die Brücke gehen und wieviel in zehn Jahren über die Brücke gegangen sein<br />

werden. Sie lieben das zweite Futur, das zweite Futur ist ihre Spezialität - und doch, es tut<br />

mir leid, daß alles nicht stimmt...<br />

Wenn meine kleine Geliebte über die Brücke kommt - und sie kommt zweimal am Tage<br />

-, dann bleibt mein Herz einfach stehen. Das unermüdliche Ticken meines Herzens setzt<br />

einfach aus, bis sie in die Allee eingebogen und verschwunden ist. Und alle, die in dieser<br />

Zeit passieren, verschweige ich ihnen. Diese zwei Minuten gehören mir, mir ganz allein, und<br />

ich lasse sie mir nicht nehmen. Und auch wenn sie abends wieder zurückkommt aus ihrer<br />

Eisdiele, wenn sie auf der anderen Seite des Gehsteiges meinen stummen Mund passiert,<br />

der zählen, zählen muß, dann setzt mein Herz wieder aus, und ich fange erst wieder an zu<br />

zählen, wenn sie nicht mehr zu sehen ist. Und alle, die das Glück haben, in diesen Minuten<br />

vor meinen blinden Augen zu defilieren, gehen nicht in die Ewigkeit der Statistik ein:<br />

Schattenmänner und Schattenfrauen, nichtige Wesen, die im zweiten Futur der Statistik nicht<br />

mitmarschieren werden...<br />

Es ist klar, daß ich sie liebe. Aber sie weiß nichts davon, und ich möchte auch nicht, daß sie<br />

es erfährt. Sie soll nicht ahnen, auf welche ungeheure Weise sie alle Berechnungen über den<br />

Haufen wirft, und ahnungslos und unschuldig soll sie mit ihren langen braunen Haaren und<br />

den zarten Füßen in ihre Eisdiele marschieren, und sie soll viel Trinkgeld bekommen. Ich<br />

liebe sie. Es ist ganz klar, daß ich sie liebe.<br />

Neulich haben sie mich kontrolliert. Der Kumpel, der auf der anderen Seite sitzt und die Autos<br />

zählen muß, hat mich früh genug gewarnt, und ich habe höllisch aufgepaßt. Ich habe gezählt<br />

wie verrückt, ein Kilometerzähler kann nicht besser zählen. Der Oberstatistiker selbst<br />

hat sich drüben auf die andere Seite gestellt und hat später das Ergebnis einer Stunde mit<br />

meinem Stundenplan verglichen. Ich hatte nur einen weniger als er. Meine kleine Geliebte<br />

war vorbeigekommen, und niemals im Leben werde ich dieses hübsche Kind ins zweite<br />

12


Lilli Woldeab: Heinrich Böll - An der Brücke<br />

Futur transponieren lassen, diese meine kleine Geliebte soll nicht multipliziert und dividiert<br />

und in ein prozentuales Nichts verwandelt werden. Mein Herz hat mir geblutet, daß ich<br />

zählen mußte, ohne ihr nachsehen zu können, und dem Kumpel drüben, der die Autos zählen<br />

muß, bin ich sehr dankbar gewesen. Es ging ja glatt um meine Existenz.<br />

Der Oberstatistiker hat mir auf die Schulter geklopft und hat gesagt, daß ich gut bin, zuverlässig<br />

und treu. »Eins in der Stunde verzählt«, hat er gesagt, »macht nicht viel. Wir zählen<br />

sowieso einen gewissen prozentualen Verschleiß hinzu. Ich werde beantragen, daß Sie zu<br />

den Pferdewagen versetzt werden.«<br />

Pferdewagen ist natürlich die Masche. Pferdewagen ist ein Lenz wie nie zuvor. Pferdewagen<br />

gibt es höchstens fünfundzwanzig am Tage, und alle halbe Stunde einmal in seinem Gehirn<br />

die nächste Nummer fallen zu lassen, das ist ein Lenz!<br />

Pferdewagen wäre herrlich. Zwischen vier und acht dürfen überhaupt keine Pferdewagen<br />

über die Brücke, und ich könnte spazierengehen oder in die Eisdiele, könnte sie mir lange<br />

anschauen oder sie vielleicht ein Stück nach Hause bringen, meine kleine ungezählte Geliebte...<br />

13


Seitenskizzen / Charakterskizzen<br />

Lilli Woldeab: Heinrich Böll - An der Brücke<br />

14


Dialogdrehbuch (erste Seite)<br />

Lilli Woldeab: Heinrich Böll - An der Brücke<br />

15


Scribble erste Seite<br />

Lilli Woldeab: Heinrich Böll - An der Brücke<br />

16


Meine Beine sind gefLickt. Sie haben<br />

mir einen job gegeben, den ich im sitzen<br />

ausüben kann. ich zähle die menschen, die<br />

über die brücke gehen.<br />

Lilli Woldeab: Heinrich Böll - An der Brücke<br />

hohe statistik. höhere<br />

statistik.<br />

täglich<br />

gehen tausende<br />

über die brücke.<br />

17<br />

es tut mir leid, aber die<br />

statistik stimmt nicht. ich bin<br />

unzuverlässig, denn…<br />

wenn ich wütend bin… wenn ich glücklich bin… wir rechnen, wie viele<br />

in 10 jahren über die<br />

brücke gegangen<br />

sein werden.<br />

sie<br />

lieben das<br />

2. futur.


Lilli Woldeab: Heinrich Böll - An der Brücke<br />

morgens… abends…<br />

Meine geliebte auf dem weg<br />

zur arbeit in der eisdiele.<br />

hallo kumpel, ich<br />

zähle hinten die autos.<br />

ein oberstatistiker<br />

kommt. gib acht!<br />

oh,<br />

vielen<br />

dank!<br />

ich wurde zu den pferdewagen<br />

befördert. bis um acht uhr<br />

fahren keine vorbei. jetzt kann<br />

ich meine geliebte beobachten.<br />

meine geliebte auf dem<br />

weg nach hause.<br />

ich zähle wie<br />

verrückt.<br />

18<br />

ich werde meine geliebte nicht<br />

mitzählen. diese 2 minuten lang<br />

bin ich untätig.<br />

eine stunde später.<br />

ich bin der oberstatistiker<br />

und du hast sehr<br />

gut gezählt. nur einer<br />

weniger als ich, aber<br />

das ist nicht<br />

schlimm.<br />

ich habe<br />

meine<br />

geliebte<br />

nicht mitgezählt.


Dina Fischer: Herbert Malecha - Die Probe<br />

Hat es ihnen<br />

was gemacht?<br />

Angefahren auf der Strasse<br />

liegen, eine gaffende Menge und<br />

dann die Polizei...<br />

Wovor habe ich denn<br />

überhaupt Angst?<br />

nein, nein!<br />

Schon gut.<br />

Danke.<br />

...das hätte gerade<br />

noch gefehlt.<br />

19<br />

Gut, dass das<br />

Bild so schlecht<br />

war.<br />

Geschafft.


Dina Fischer: Herbert Malecha - Die Probe<br />

20<br />

Cognac doppelt.<br />

schwindel!<br />

Sie entschuldigen.<br />

ihren Ausweis bitte.


kurz darauf…<br />

hans?<br />

immer ruhig bleiben.<br />

geschafft.<br />

Dina Fischer: Herbert Malecha - Die Probe<br />

Danke,<br />

Herr<br />

Wolters.<br />

tut mir<br />

leid.<br />

Das hat man gerne, so<br />

kontrolliert werden wie en<br />

Verbrecher.<br />

ich habe<br />

die Probe<br />

bestanden.<br />

21<br />

Man sieht manchmal<br />

jemandem ähnlich.<br />

Oh nein!<br />

Erwischt!


Wie ist ihr werter name?<br />

was hab ich nur gesagt?!<br />

Dina Fischer: Herbert Malecha - Die Probe<br />

plötzlich…<br />

der da!<br />

22<br />

was?<br />

Redluff.<br />

Jens Redluff.<br />

ich darf ihnen herzlich<br />

gratulieren. Sie sind der<br />

100.000 Besucher.<br />

nein!


Thomas Baumbach: Herbert Malecha - Die Probe<br />

23


Thomas Baumbach: Herbert Malecha - Die Probe<br />

24


Eser Gürsu & Massimo Casale: Günter Weisenborn - Zwei Männer<br />

25


Eser Gürsu & Massimo Casale: Günter Weisenborn - Zwei Männer<br />

Herr! Der<br />

Parana! Der Strom<br />

kommt! Schnell! Auf<br />

das Dach!<br />

26<br />

Oh nein!<br />

Das Dach Fliegt<br />

gleich Talwärts!


Eser Gürsu & Massimo Casale: Günter Weisenborn - Zwei Männer<br />

Lass uns meine letzte<br />

Zigarette teilen!<br />

Das Dach wird<br />

uns Beide nicht mehr<br />

lange tragen.<br />

Danke Herr!<br />

HIIIL-<br />

FEEE!!!<br />

27<br />

Was für ein<br />

Ausmass!<br />

Mein Herr ist<br />

sehr nett zu mir.<br />

Ich werde vom Dach<br />

springen!<br />

Wohin wir nur<br />

gelangen?


Eser Gürsu & Massimo Casale: Günter Weisenborn - Zwei Männer<br />

Was machst du?<br />

Was hast<br />

du dir dabei<br />

gedacht? Ich<br />

wollte<br />

ihnen doch<br />

nur helfen!<br />

Seht!!!<br />

Land!!!<br />

Danke<br />

Gott!<br />

Morgen<br />

gehen wir zurück<br />

und fangen neu<br />

an.<br />

28<br />

Bueno!<br />

Ich hab’ dich!<br />

Danke<br />

mein Herr!<br />

Endlich<br />

auf dem<br />

Trockenen!


Ingrid Siluk-Reichenbach & Jakob Steinmann:<br />

Wolfgang Borchert - Das Brot<br />

29


Ingrid Siluk-Reichenbach & Jakob Steinmann:<br />

Wolfgang Borchert - Das Brot<br />

30


Sarah Kress: Georg Britting - Mord im Altwasser<br />

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Sarah Kress: Georg Britting - Mord im Altwasser<br />

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Tobias Jetter: Georg Britting - Mord im Altwasser<br />

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Tobias Jetter: Georg Britting - Mord im Altwasser<br />

34


Tobias Jetter: Georg Britting - Mord im Altwasser<br />

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Tobias Jetter: Georg Britting - Mord im Altwasser<br />

36


Marijana Rovcanin: Federica da Cesco - Spaghetti für zwei<br />

37


Marijana Rovcanin: Federica da Cesco - Spaghetti für zwei<br />

38


Marijana Rovcanin: Federica da Cesco - Spaghetti für zwei<br />

39


Marijana Rovcanin: Federica da Cesco - Spaghetti für zwei<br />

40


Natascha Krüger: Federica da Cesco - Spaghetti für zwei<br />

Wieso isst der<br />

meine Suppe?<br />

41<br />

Mist, ich hab den Löffel<br />

vergessen!<br />

Nach einigem Überlegen beschliesst Heinz sich<br />

zu dem Jungen zu setzen...


Natascha Krüger: Federica da Cesco - Spaghetti für zwei<br />

Vielleicht hat er<br />

kein Geld?!<br />

Verdammt, ich hab<br />

noch Hunger!<br />

42<br />

Haut der tatsächlich ab?<br />

Der soll wenigstens die<br />

halbe Suppe bezahlen!<br />

Denkt der, ich bezahle ihm auch<br />

noch den zweiten Gang?


Natascha Krüger: Federica da Cesco - Spaghetti für zwei<br />

Er fordert mich tatsächlich auf, die<br />

Spaghetti mit ihm zu teilen. na gut,<br />

dann sind wir quitt!<br />

Bloss weg hier, bevor er<br />

mich zur Kasse bittet!<br />

Aber nein, sicherlich nicht.<br />

Oder doch?<br />

43<br />

Verrückt!<br />

Eigentlich nett von ihm.<br />

Einen Vorwurf kann ich ihm jetzt<br />

auch nicht mehr machen...


Natascha Krüger: Federica da Cesco - Spaghetti für zwei<br />

Ähh...<br />

Entschuldigen Sie bitte.<br />

Ich...Ähm...<br />

44<br />

Ich heiße Marcel. Ich esse<br />

jeden Tag hier. Sehe ich dich morgen um<br />

die gleiche Zeit wieder?


Katharina Hermann: Max Bolliger - Sonntag<br />

46


Katharina Hermann: Max Bolliger - Sonntag<br />

47


Katharina Hermann: Max Bolliger - Sonntag<br />

48


Banafsheh Hosseinzadeh: Stig Dagermann - Ein Kind töten<br />

49


Banafsheh Hosseinzadeh: Stig Dagermann - Ein Kind töten<br />

50


sonntagmorgen…<br />

sie werden<br />

einen schönen tag<br />

haben.<br />

Ruben Ensslin: Stig Dagermann - Ein Kind töten<br />

heute<br />

wollen wir<br />

eine rundfahrt<br />

mit dem boot<br />

machen.<br />

juhu!<br />

wir wollen bis ans meer<br />

fahren, dort ein boot leihen<br />

und weit hinausfahren.<br />

51


Ruben Ensslin: Stig Dagermann - Ein Kind töten<br />

52<br />

lauf rüber<br />

zu larssons mein<br />

kind, und frag<br />

nach zucker!<br />

beeil dich, das<br />

boot wartet.<br />

hmm,<br />

wir haben<br />

keinen<br />

zucker.


Ruben Ensslin: Stig Dagermann - Ein Kind töten<br />

ich mach die augen erst wieder<br />

auf, wenn wir am meer sind.<br />

danke<br />

für den<br />

zucker.<br />

53<br />

ah!<br />

das leben<br />

ist schön.


Ruben Ensslin: Stig Dagermann - Ein Kind töten<br />

mein<br />

kind!<br />

54<br />

oh<br />

nein!<br />

oh<br />

gott!<br />

mama, ist<br />

sie tot?


Vanessa Roach: Marie Luise Kaschnitz - Popp und Mingel<br />

Du Scheisshündchen,<br />

du Dreckshündchen.<br />

Ich hab eine eigene Familie, von der Meine<br />

Eltern und der Doktor nichts wissen<br />

müssen. Als ich mal beim Doktor war...<br />

Soso, mit<br />

deinen Autos<br />

hast du gespielt.<br />

55<br />

WAU<br />

WAU!<br />

Schade,<br />

dass Mama nicht<br />

krank ist. Sie<br />

hat gesagt sie<br />

sei lieber im<br />

Büro als<br />

daheim.<br />

Meine Familie besteht aus Popp,<br />

einem alten Fußball, Mingel, einer<br />

Puppe ohne Beine, Harry, einer<br />

alten SchachFigur und Luzia, einem<br />

eingeschrumpften Luftballon.<br />

GRRR


Vanessa Roach: Marie Luise Kaschnitz - Popp und Mingel<br />

Meine ganze Familie ist im Spezialschrank,<br />

wenn ich nach Hause komme,<br />

hol’ ich sie raus und setze sie auf<br />

ihre Plätze.<br />

Lass sie!<br />

Jetzt musst du<br />

aber von dem guten<br />

Bärenschinken<br />

probieren.<br />

Du wirst immer<br />

dünner und verlierst<br />

deine Farbe.<br />

Da ist sie!<br />

Meine Familie bricht in fröhliches<br />

Gelächter aus...<br />

Da ist<br />

ja auch unser<br />

Jüngster.<br />

Da ist die<br />

Rakete.<br />

Wenn wir<br />

unsere Kinder nicht<br />

hätten.<br />

56<br />

Komm<br />

zu mir<br />

Söhnchen.<br />

HUST<br />

Wie war es<br />

heute auf der<br />

Prärie?<br />

Ach wo.<br />

Ich habe<br />

so viele<br />

Mustangs<br />

gefangen.<br />

Ist es<br />

draussen nicht<br />

nebelig? Habt ihr<br />

euch auch nicht<br />

erkältet?<br />

HUST<br />

Doch an diesem Tag war meine Familie<br />

nicht da...<br />

Wo<br />

ist meine<br />

Familie?


Vanessa Roach: Marie Luise Kaschnitz - Popp und Mingel<br />

Das ist doch<br />

verrückt. ich<br />

könnte doch auch<br />

andere Gegenstände<br />

Popp und Mingel<br />

nennen und eine neue<br />

Familie gründen.<br />

Obwohl die<br />

Sachen, die sie<br />

machen blöd<br />

sind. Scheiben<br />

einschlagen<br />

und Autoreifen<br />

zerstechen.<br />

nur zum Spass.<br />

57<br />

ich<br />

könnte<br />

ins Kino<br />

gehen.<br />

Vielleicht Finde<br />

ich nach der Zeit<br />

Spass daran.<br />

Und wenn die<br />

Jungs mich fragen<br />

würden, in ihre<br />

Gruppe zu kommen,<br />

würde ich nicht<br />

nein sagen.<br />

ich könnte doch<br />

den Herd anzünden.


Vanessa Roach: Marie Luise Kaschnitz - Popp und Mingel<br />

Toll, vielleicht kann ich ja<br />

mit dem Feuer reden.<br />

Danach hat die ganze Fragerei begonnen...<br />

PFEiF<br />

ich muss<br />

erwachsen<br />

werden.<br />

PFEiF<br />

58<br />

ich<br />

bin da,<br />

Sohn!<br />

Oh, nein.<br />

ich komme!<br />

Was ist<br />

denn hier<br />

los?


Kolja Forstbauer: Marie Luise Kaschnitz - Popp und Mingel<br />

Das ist meine Familie...<br />

Andere Kinder würden<br />

rausgehen oder so...<br />

Mein Vater Popp…<br />

Mein Bruder Harry…<br />

Tschüss!<br />

Bis nachher!<br />

59<br />

ich habe aber auch eine eigene Familie...<br />

Meine Mutter<br />

Mingel…<br />

Meine Schwester<br />

Luzia…


Wir verstehen uns<br />

gut...<br />

Kolja Forstbauer: Marie Luise Kaschnitz - Popp und Mingel<br />

doch an einem Tag war<br />

alles anders...<br />

im Mülleimer waren sie auch<br />

nicht...<br />

60<br />

und unternehmen viel...<br />

meine Familie war<br />

verschwunden...<br />

so alleine habe ich mich<br />

noch nie gefühlt...<br />

Start in<br />

T minus 10<br />

Sekunden!


Kolja Forstbauer: Marie Luise Kaschnitz - Popp und Mingel<br />

und dann war da der Herd...<br />

doch die tanzenden, warmen Flammen geFielen mir...<br />

61<br />

viele fragten mich noch oft, ob ich denn<br />

nicht wüsste, dass Feuer gefährlich sei...<br />

alles Fing Feuer... doch zum Glück kam mein Vater...


Kolja Forstbauer: Marie Luise Kaschnitz - Popp und Mingel<br />

und holte mich da raus...<br />

62<br />

An diesem Tag merkte ich, dass<br />

ich erwachsen werden musste...<br />

und so gehe ich nun raus zu den<br />

anderen Kindern. spiele…<br />

ich<br />

komme!<br />

oder gehe<br />

ins Kino mit<br />

ihnen...<br />

ende


Warum<br />

nisten die unter<br />

meinem Bett?<br />

Patricia Roth: Reiner Kunze - Fünfzehn<br />

Weil sie<br />

da nicht<br />

gestört<br />

werden.<br />

Ihre laute Musik,<br />

ihre Unordnung … Wie<br />

bringe ich sie nur zum<br />

Aufräumen?<br />

Sie ekelt<br />

sich doch<br />

vor Spinnen.<br />

63<br />

Unter<br />

deinem Bett<br />

waren Spinnennester!<br />

Aufräumen? - nein danke!<br />

ich hab da ne bessere idee...


Abends…<br />

Patricia Roth: Reiner Kunze - Fünfzehn<br />

Mal schauen,<br />

ob sie endlich<br />

aufgeräumt<br />

hat?!<br />

So, jetzt können<br />

die Spinnen wenigstens nicht<br />

in meine Schuhe!<br />

64<br />

na toll!!!


das ist sie.<br />

hm, sie ist<br />

gerade nicht da - ich<br />

räume besser mal auf!<br />

Felix Messner: Reiner Kunze - Fünfzehn<br />

meine frau bekommt<br />

wieder ihre herzkrämpfe, wenn sie<br />

diese unordnung da drin sieht.<br />

und ausgerechnet ich bin ihr vater.<br />

65<br />

mal überlegen: sie hasst<br />

spinnen - vielleicht bringe ich<br />

sie so zum aufräumen!<br />

jetzt<br />

geht das schon<br />

wieder los!


später…<br />

am abend…<br />

Felix Messner: Reiner Kunze - Fünfzehn<br />

du, unter deinem<br />

bett waren zwei riesige<br />

spinnennester.<br />

<strong>aaaah</strong>!<br />

die stell ich jetzt immer dahin,<br />

da kommen keine spinnen ran!<br />

66


Eduard Weisser & Max Beck: Gabriele Wohmann - Ein netter Kerl<br />

nachdem der Vater und<br />

Ritas Freund zum Bahnhof<br />

gegangen sind ...<br />

ich denke<br />

schon, dass er<br />

gesund ist.<br />

Du hast<br />

nicht zu viel<br />

versprochen<br />

Rita !<br />

Er ist<br />

weich<br />

wie ein<br />

Molch.<br />

Alles schweigt.<br />

Er ist<br />

furchtbar fett,<br />

er sollte eine<br />

Diät machen .<br />

Ist er<br />

überhaupt<br />

gesund ?<br />

Der Vater kommt wieder , setzt<br />

sich und berichtet was er erlebt<br />

hat .<br />

Er hatte ja solche<br />

Angst , dass er seinen<br />

Zug noch bekommt , und<br />

ausserdem lebt er ja noch<br />

bei seiner Mutter !!!<br />

67<br />

Alle lachen.<br />

Jetzt lasst<br />

uns doch über<br />

was anderes<br />

reden…<br />

Er hat<br />

aber auch<br />

was liebes.<br />

JA ! UnD ?<br />

sie ist krank !


Eduard Weisser & Max Beck: Gabriele Wohmann - Ein netter Kerl<br />

er ist eine<br />

grosse, fette<br />

qualle!<br />

er ist<br />

freundlich!<br />

ich könnte<br />

ihn mir gut als<br />

familienmitglied<br />

vorstellen!<br />

68<br />

ich hab<br />

mich mit ihm<br />

verlobt.<br />

ja, ich<br />

auch!<br />

ich mir<br />

auch!


Carolin Hellmann & Jelena Rovcanin:<br />

Theodor Weißenborn: Die Mutprobe<br />

69


Carolin Hellmann & Jelena Rovcanin:<br />

Theodor Weißenborn: Die Mutprobe<br />

70


Carolin Hellmann & Jelena Rovcanin:<br />

Theodor Weißenborn: Die Mutprobe<br />

71


Carolin Hellmann & Jelena Rovcanin:<br />

Theodor Weißenborn: Die Mutprobe<br />

72


Luisa Niedt: Ilse Aichinger - Fenstertheater<br />

Wenige Sekunden später...<br />

Er verschwindet kurz im nebenzimmer und<br />

kehrt zurück<br />

73<br />

Meint er mich?<br />


Kurz darauf...<br />

Kurz nach dem Telefonat…<br />

Luisa Niedt: Ilse Aichinger - Fenstertheater<br />

74<br />

die frau tritt mit den polizisten ein…<br />

Die schauen<br />

alle ziemlich<br />

verwirrt!


Klasse 8b & Stefan Dinter:<br />

Wolfgang Borchert - Nachts schlafen die Ratten doch<br />

ich muss hier<br />

aufpassen.<br />

so, dafür hast<br />

du wohl den grossen<br />

stock da?<br />

jetzt<br />

haben sie<br />

mich!<br />

worauf passt<br />

du denn auf?<br />

75<br />

kann<br />

ich nicht<br />

sagen<br />

…<br />

du<br />

schläfst hier<br />

wohl, was?<br />

dann<br />

kann ich dir<br />

natürlich auch<br />

nicht sagen,<br />

was ich hier<br />

in dem korb<br />

hab.<br />

nein.


pah, ich kann<br />

mir denken, was<br />

da drin ist!<br />

immerzu?<br />

nachts<br />

auch?<br />

Klasse 8b & Stefan Dinter:<br />

Wolfgang Borchert - Nachts schlafen die Ratten doch<br />

kaninchenfutter.<br />

siebenundzwanzig?<br />

nachts<br />

auch.<br />

du kannst sie sehen.<br />

viele sind noch ganz<br />

jung. willst du?<br />

immerzu.<br />

immer.<br />

76<br />

Donnerwetter, ja!<br />

bist ja ein Fixer kerl.<br />

wie alt bist du denn?<br />

neun.<br />

ich<br />

kann doch<br />

nicht…<br />

aber gehst<br />

du denn gar nicht<br />

nach hause?<br />

dann<br />

weisst du ja<br />

auch, wieviel<br />

drei mal neun<br />

ist?<br />

ich muss doch<br />

aufpassen…<br />

genauso<br />

viel kaninchen<br />

hab ich.<br />

du<br />

musst doch<br />

essen.


ich hab<br />

noch ein halbes<br />

brot.<br />

den<br />

ratten?<br />

Klasse 8b & Stefan Dinter:<br />

Wolfgang Borchert - Nachts schlafen die Ratten doch<br />

schade. die kaninchen hättest<br />

du ruhig mal ansehen können. vor<br />

allem die jungen. vielleicht hättest<br />

du dir eins ausgesucht.<br />

aber du<br />

kannst ja<br />

nicht weg.<br />

ja, die essen doch<br />

von toten menschen…<br />

da leben sie doch von,<br />

sagt unser lehrer.<br />

unser haus kriegte eine bombe.<br />

mit einmal war das licht weg<br />

im keller.<br />

nein.<br />

nein.<br />

nein.<br />

und du<br />

passt nun auf<br />

die ratten<br />

auf?<br />

und er<br />

auch.<br />

77<br />

naja.<br />

auf<br />

die doch<br />

nicht.<br />

wenn du<br />

hierbleiben musst…<br />

schade…<br />

wir haben noch nach<br />

ihm gerufen. er war<br />

viel kleiner als ich.<br />

wenn du mich<br />

nicht verrätst…<br />

mein bruder,<br />

der liegt nämlich<br />

da unten.<br />

erst<br />

vier.<br />

es ist<br />

wegen den<br />

ratten.<br />

er ist doch<br />

viel kleiner<br />

als ich.


hat euer lehrer euch<br />

denn nicht gesagt, dass die<br />

ratten nachts schlafen?<br />

Klasse 8b & Stefan Dinter:<br />

Wolfgang Borchert - Nachts schlafen die Ratten doch<br />

nein.<br />

das hat<br />

er nicht<br />

gesagt.<br />

weisst du was? jetzt füttere ich<br />

schnell meine kaninchen, und wenn es<br />

dunkel wird, hole ich dich ab.<br />

vielleicht kann<br />

ich eins mitbringen.<br />

ein kleines.<br />

was<br />

meinst<br />

du?<br />

natürlich! euer lehrer soll<br />

einpacken, wenn er das nicht<br />

mal weiss.<br />

wenn<br />

ich eins kriegen<br />

kann?<br />

na, wenn dein lehrer<br />

das nicht mal weiss…<br />

nachts schlafen die ratten<br />

doch. nachts kannst du<br />

ruhig nach hause gehen.<br />

ich will mal versuchen. wart<br />

hier so lange. ich gehe dann<br />

mit dir nach hause, weisst<br />

du? muss deinem vater doch<br />

sagen, wie so ein kaninchenstall<br />

gebaut wird. denn das<br />

müsst ihr ja wissen.<br />

lauter kleine kaninchen.<br />

weisse, graue, weissgraue.<br />

78<br />

nachts schlafen<br />

sie immer. wenn es<br />

dunkel wird<br />

schon.<br />

ja, ich warte! muss ja noch<br />

aufpassen, bis es dunkel<br />

wird. ich warte bestimmt.<br />

wir haben auch<br />

noch bretter zu hause.<br />

kistenbretter.<br />

lauter kleine<br />

betten sind das. alles<br />

kleine betten.<br />

ich weiss nicht… wenn sie<br />

wirklich nachts schlafen…

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