aaaah! - Literaturmachen
aaaah! - Literaturmachen
aaaah! - Literaturmachen
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
KLASSE 8B, FRIEDRICH-EUGENS-GYMNASIUM 2007/08<br />
Moderne Erzähler<br />
Kurzgeschichten<br />
COMICS<br />
LITERATURHAUS STUTTGART<br />
3
Moderne Erzähler – Kurzgeschichten ist die aktuelle Dokumentation der Comicwerkstatt am<br />
Friedrich-Eugens-Gymnasium Stuttgart. Das Gesamtprojekt »Literatur machen -<br />
Unterricht im Dialog: Schreibprojekte im Deutschunterricht«<br />
wird vom Literaturhaus Stuttgart in Kooperation mit dem<br />
Landesinstitut für Schulentwicklung und den Seminareinrichtungen für<br />
Lehrerinnen und Lehrer in Baden-Württemberg durchgeführt.<br />
Gefördert durch die Robert Bosch Stiftung.<br />
Dozent: Stefan Dinter. Verantwortliche Lehrerin: Sandra Laib.<br />
Kontakt: Literaturhaus Stuttgart, Erwin Krottenthaler, Boschareal,<br />
Breitscheidstraße 4, D-70174 Stuttgart. Tel. 0711/22021741. Fax 0711/22021748.<br />
info@literaturhaus-stuttgart.de. • www.literaturhaus-stuttgart.de<br />
Alle Fotos in diesem Band von Yves Noir.<br />
Besonderer Dank an Manuel Clavel für seine künstlerische Mithilfe<br />
während des Reinzeichenwochenendes.<br />
Die Rechte für die einzelnen Beiträge liegen bei den Autorinnen und Autoren,<br />
für die Gesamtausgabe beim Literaturhaus Stuttgart. ©2007 Literaturhaus Stuttgart a.r.r.<br />
»An der Brücke« aus »Erzählungen« von Heinrich Böll.<br />
Hrsg. von Jochen Schubert, © 2006 by Kiepenheuer & Witsch, Köln.<br />
Genutzt mit freundlicher Genehmigung von Kiepenheuer & Witsch.<br />
Besuchen Sie auch die Seite für junge Literatur des Literaturhauses Stuttgart<br />
www.literaturmachen.de.<br />
Moderne Erzähler – Kurzgeschichten erscheint mit freundlicher Unterstützung der<br />
Robert Bosch Stiftung Gmbh Stuttgart<br />
4
Das Projekt: Konzept<br />
Literatur machen - Unterricht im Dialog<br />
Die Comicwerkstatt am Friedrich-Eugens-Gymnasium, Stuttgart<br />
In der Comicwerkstatt im Projekt Untericht im Dialog übertragen wir pro Schuljahr in einer<br />
achten Klasse je eine Literaturgattung, die dem Bildungsplan für diese Klasse entspricht,<br />
in das Medium Comic. Ziel ist es, dass die Schüler dabei den Originaltext besser und<br />
nachhaltiger durchdringen, als dies im herkömmlichen Unterricht möglich ist, und gleichzeitig<br />
Comics als erzählerisches Medium begreifen und lernen, altersgemäß souverän<br />
damit umzugehen. Wir wollen, dass die Schüler aktiv und kreativ sind, dass sie in den Text<br />
eintauchen, dass sie ihn prüfen, reduzieren, verändern, dass sie dabei aber immer das Ganze<br />
im Blick haben, um so zu einem wirklich profunden Verstehen der jeweiligen Literaturgattung<br />
zu kommen. Im letzten Schuljahr entstand so eine Umsetzung von Friedrich Schillers<br />
WILHELM TELL; die dazugehörige Publikation ist beim Literaturhaus Stuttgart verfügbar.<br />
Dieses Jahr sollten Kurzgeschichten verschiedener Autoren umgesetzt werden.<br />
Die Schüler und Schülerinnen sollten dabei:<br />
- Geschichte, Struktur, Funktion und Wirkung der ‚Gattung‘ Comic kennen lernen<br />
- handlungs- und produktionsorientiert die Literaturgattung Kurzgeschichte erarbeiten<br />
- die jeweilige Handlung inhaltlich auf das Wesentliche reduzieren<br />
- elementare Kenntnisse über (Erzähl-)Perspektiven erlangen, indem sie sich zeichnerischer<br />
wie filmischer Mittel bedienen müssen, um den Text in Bilder umzuformen<br />
5
Das Projekt: Konzept<br />
- Gattungsmerkmale und Besonderheiten der Kurzgeschichte sichtbar machen und dadurch<br />
verinnerlichen<br />
- ein künstlerisch-ästhetisches Bewusstsein entwickeln<br />
- durch das Schaffen eines gemeinsamen Werks in ihrer Klassengemeinschaft gestärkt<br />
werden.<br />
Hierbei wird die Comiczeichnung als eine weitere Sorte Text begriffen. Es gibt keinen<br />
Zeichenunterricht im herkömmlichen Sinne, die Schüler erarbeiten ihre Comics aus ihren<br />
auf den Kurzgeschichten basierenden Drehbüchern selbstständig - Hilfestellungen durch den<br />
Dozenten sind aber nicht ausgeschlossen.<br />
In jeder unserer Publikationen werden wir versuchen, einen Teilaspekt unserer Arbeit an<br />
diesem Projekt genauer zu beleuchten. Im letzten Buch berichteten wir darüber, warum wir<br />
den Comicunterricht eher im Deutschunterricht, als im Fach Bildende Kunst verortet sehen,<br />
und nach welchem Konzept wir versuchen, den Schülern und Schülerinnen die Transformation<br />
von Literaturgattungen in gezeichnete Seiten zu vermitteln. Heute wollen wir darüber<br />
berichten, wie wir in einem so gelagerten Projekt passende Noten vergeben können.<br />
6
Das Projekt: Noten<br />
Zuckerbrot und Peitsche auf dem Holzweg<br />
Die Comicwerkstatt am Friedrich-Eugens-Gymnasium, Stuttgart, 2007/08,<br />
geleitet von Sandra Laib und Stefan Dinter.<br />
Holzwege haben allgemein ein schlechtes Image. Wenn man auf dem Holzweg ist, bietet<br />
man eine falsche Lösung für ein gestelltes Problem an. Holzwege sind traditionell Wege,<br />
die in den Wald führen und als Sackgasse enden. Wenn ich den Holzweg abgeschritten habe,<br />
komme ich nicht an einem bestimmten Ort oder einer weiterführenden Straße an, sondern<br />
bestenfalls an einer Wendeplatte. Ich komme also aus dem Wald zurück, ohne gefunden zu<br />
haben, was ich suchte. Außer: einer Menge Holz.<br />
Kreative Arbeit funktioniert sehr ähnlich. Sie besteht aus vielen Versuchen, den richtigen<br />
Zugang zu einem Problem zu finden, und aus fast so vielen verworfenen Wegen und Ansatzpunkten.<br />
All diese „fehlgeschlagenen“ Versuche bergen aber Teile der Lösung in sich – oder<br />
manchmal Teile der Lösung ganz anderer kreativer Probleme. Man lernt nicht nur aus seinen<br />
Fehlern, man bringt dabei noch eine Menge Holz aus dem Wald seiner kreativen Fähigkeiten<br />
mit. Das kann bedeuten, dass ich im größten Scheitern einer Arbeit meinen größten Lerneffekt<br />
gehabt habe und mich diese Erfahrung erst befähigt, mein Problem „richtig“ zu lösen.<br />
Versuchen Sie das mal zu benoten.<br />
Bei der Arbeit in freien Werkstätten gibt es keine Noten. Am Ende einer Werkstatt wird man<br />
im Gespräch feststellen, was an einem jeweiligen Projekt funktionierte, und was nicht. Die<br />
Werkstattteilnehmer müssen selber definieren, ob sie die selbstgestellte Aufgabe gut gelöst<br />
haben oder nicht. Tatsächlich ist das auch der größte Lerneffekt in solch einer Konstellation:<br />
die Souveränität erlangt zu haben, selbst zu wissen, wie gut man eine Arbeit gemacht hat.<br />
Am Ende eines Schuljahres muss eine Note für die geleistete Arbeit vergeben werden.<br />
Wenn ein Schüler unter Beweis stellt, dass er einen Sachverhalt verstanden hat, und dieses<br />
Verständnis jederzeit abrufen kann, bekommt er eine gute Note. Sollte der Schüler den<br />
Sachverhalt verstanden haben, kann dies aber nicht jederzeit beweisen, so bekommt er eine<br />
schlechte Note. Als Beweis gilt meist eine Klassenarbeit, ein Referat oder ein Test.<br />
In der Comicwerkstatt stehen wir als Lehrteam also vor dem Dilemma, einen kreativen<br />
Prozess, der davon lebt, dass die Schüler ihre eigenen Grenzen bei der Umsetzung eines<br />
literarischen Themas setzen, selbstbestimmt dramaturgische Entscheidungen vornehmen und<br />
souverän mit den ihnen zur Verfügung stehenden kreativen »Werkzeugen« umgehen sollen,<br />
kontrolliert und nachprüfbar zu benoten. Dies muss dazu noch recht vorsichtig und unauffällig<br />
geschehen, da die Schüler in der achten Klasse so sehr an die Notenvergabe gewöhnt<br />
sind, dass sie teilweise von vornherein nicht versuchen, frei an eine Arbeit heranzugehen,<br />
sondern lieber herausfinden wollen, was die »richtige« Lösung ist – deren formelhafte Wiederholung<br />
dann ja mit wenig Arbeitsaufwand den vollen (Noten-)Erfolg bringen sollte. Wir<br />
7
Das Projekt: Noten<br />
werden auf dieses Problem der Schülermotivation in einem späteren Band noch genauer zu<br />
sprechen kommen. Gleichzeitig muss aber den Schülern gegenüber auch eine große Transparenz<br />
über die Notenvergabe gewährt werden. Das Versprechen, dass eine freie, nachvollziehbar<br />
gefällte kreative Entscheidung des Schülers von Lehrer und Dozent auf jeden Fall<br />
respektiert wird, muss immer wieder betont (und eingehalten) werden. Gerade dieser Punkt<br />
der Selbst-Verteidigung ihrer Arbeit fällt vielen Schülern ungemein schwer. Eine Schülerin<br />
in diesem Schuljahr z.B. hörte nicht auf, sich immer und immer wieder beim Dozenten zu<br />
versichern, dass ihre in Absprache mit dem Lehrteam getroffene Entscheidung, ihren Comic<br />
nicht zu kolorieren, nicht zu einer Abwertung in der Note führen würde. Die Angst vor<br />
einer schlechten Note blockierte sie zeitweise komplett, andere, kreative Entscheidungen zu<br />
treffen. Eine denkbar schlechte Basis für freies Arbeiten.<br />
Andererseits fordern Schüler geradezu eine Note. Sie wollen verständlicherweise wissen,<br />
wo sie stehen (und ob sie in der Schule eine Klasse weiter kommen). Und es ist für sie<br />
sehr ungewohnt, in einer Einzelgesprächssituation mit dem Lehrteam die eigene Arbeit<br />
einzuschätzen und über die Einschätzung von Lehrer und Dozent herauszufinden, wie weit<br />
sie sind. Außerdem ist das Notensystem bei den meisten Schülern so in Fleisch und Blut<br />
übergegangen, dass sie ohne eine in Aussicht gestellte Note kaum an einer Problemstellung<br />
wie der unserer Werkstatt mitarbeiten würden. Die Note wird so gleichzeitig Zuckerbrot und<br />
Peitsche für die Schüler.<br />
8
Das Projekt: Noten<br />
Die Ergebnisse der Comicwerkstatt am FEG werden als Note einer Klassenarbeit in die Gesamtnote<br />
des Deutschunterrichts der 8b eingerechnet. Einige Teile der Comicumsetzung von<br />
Literatur lassen sich auch durchaus »konventionell« benoten: das Dialogdrehbuch etwa lässt<br />
sich gut auf Textverständnis und Rechtschreibung untersuchen. Ein anderer Teil hingegen<br />
darf im Deutschunterricht überhaupt keine Note bekommen: die zeichnerische Umsetzung.<br />
Wir haben daher in dieser Werkstatt versucht, der Benotung insofern entgegenzukommen,<br />
dass wir die Arbeit an der Umsetzung in Einheiten stückelten, die prüfbare Ergebnisse hervorbringen<br />
konnten. So kann die Unterrichtseinheit über die Geschichte und das Vokabular<br />
der Comics z.B. als Basis für einen Test dienen. Die Erstellung der Rollenbiografien und die<br />
Charakterisierungen der Hauptfiguren, das Schreiben des Plots und des Dialogdrehbuchs<br />
sind originäre Teile des Deutschunterrichts.<br />
Außerdem haben wir versucht, den Arbeitsablauf der Schüler so nachvollziehbar wie möglich<br />
dokumentiert zu bekommen. Hierzu erhielt jeder Schüler ein Portfolio und ein Skizzenbuch.<br />
Arbeitsblätter und -ergebnisse werden im Portfolio gesammelt, während des Unterrichts<br />
Mitgeschriebenes, Entwürfe und Ideen im Skizzenbuch. Diese Dokumentation machte<br />
die Wege der Schüler vergleichbar, und erleichterte die Notengebung damit ungemein.<br />
Unsere Endnote teilt sich in drei Unternoten auf. Als erstes wird eine Note für die Vollständigkeit<br />
der Dokumentation vergeben. Wurde mitgeschrieben? Sind Plot, Rollenbiografien,<br />
9
Das Projekt: Noten<br />
Charakterskizzen und Dialogdrehbuch vorhanden? Existiert ein Scribble Script? Etc. Die<br />
zweite Note wird für die Richtigkeit von Plot und Dialogdrehbuch, sowie das Textverständnis<br />
des Schülers vergeben. Die dritte Note wird für die Dramaturgie vergeben: hat der Schüler<br />
eine funktionierende Dramaturgie erstellt? Sind die dramaturgischen Entscheidungen<br />
(Kürzungen, Cuts, »Kameraeinstellungen« im Script etc.), die er im Laufe der Entwicklung<br />
der Umsetzung getroffen hat, nachvollziehbar? Ist er auf Holzwege gegangen, kam aber<br />
mit Holz zurück? Jede dieser Noten zählt zu einem Drittel in der Gesamtnote. Ist ein Test<br />
geschrieben worden, dann wird dieser zu einem bestimmten Prozentsatz mit in die Endnote<br />
gerechnet. Den Schülern werden alle drei Noten mitgeteilt, dazu bekommen sie noch eine<br />
vierte, nicht gewertete Note: die zeichnerische. Hier wird ihnen vom Dozenten mitgeteilt,<br />
welche Note sie für ihr zeichnerisches Können von ihm bekommen hätten, wenn es denn<br />
eine Note dafür gäbe.<br />
Wir kommen um die Notenvergabe, wie oben schon angemerkt, nicht herum. Wichtiger bei<br />
unserer Arbeit in der Comicwerkstatt am FEG ist es uns aber, die Schüler auf den Weg zu<br />
bringen, sich selbst einschätzen zu können. Souverän mit ihren Möglichkeiten umzugehen<br />
und den Druck der kreativen Freiheit aushalten zu können. Scheitern nicht nur als Nachteil,<br />
sondern auch als Möglichkeit zu begreifen. Dafür können wir keine Noten vergeben. Aber<br />
die gibt es im Leben dafür ja auch nicht.<br />
Auf den nächsten Seiten können Sie die Comicumsetzungen von 15 Kurzgeschichten durch<br />
die Schüler der Klasse 8b des FEG im Schuljahr 2007/08 lesen. Alle haben eine Note bekommen,<br />
alle eher eine gute. Verdientermaßen.<br />
10
Die Geschichten<br />
…und wie wir dahin kamen.<br />
Das Projekt: Ablauf<br />
»Kurzgeschichten erzählen - schlaglichtartig - oft nur eine einzelne ungewöhnliche Situation<br />
aus dem Alltag eines oder mehrerer Menschen. Sie haben einen geringen Umfang, meist<br />
einen plötzlichen Erzählanfang und einen abrupten, offenen Schluss. Die Handlung ist geradlinig;<br />
Raum, Zeit, Personen sind sparsam ausgestattet. Kurzgeschichten greifen Themen<br />
auf, die oft mehrere Deutungen zulassen.«<br />
So ungefähr lautet die Definition der literarischen Gattung ‚Kurzgeschichte‘, wie sie<br />
sich nach der gemeinsamen Lektüre von insgesamt fünfzehn Kurzgeschichten ergeben hat.<br />
Dazu gehören »klassische«, die Nachkriegszeit illustrierende Kurzgeschichten von Borchert,<br />
Böll oder Malecha ebenso wie Beispiele moderner Kurzprosa von Wohmann, da Cesco<br />
oder Boie.<br />
Das Lesen der kurzen Geschichten im Unterricht ist ein Genuss, dem sich Lehrende wie<br />
Lernende hingeben konnten und der natürlich in erster Linie durch die »Handlichkeit«<br />
der Texte, durch ihre »kleine Form« möglich war.<br />
Nachdem alle Texte von allen gelesen beziehungsweise gehört worden waren, wurden zwei<br />
herausgegriffen, an denen exemplarisch gezeigt werden sollte, wie zum einen die für den<br />
Deutschunterricht klassische Textanalyse aussehen kann - so geschehen mit Ilse Aichingers<br />
Fenstertheater - und wie zum anderen aus einer Kurzgeschichte ein Comic werden kann<br />
- dazu wurde Wolfgang Borcherts Nachts schlafen die Ratten doch ausgewählt. Diese<br />
Kurzgeschichte sollte von der Klasse geschrieben und vom Dozenten gezeichnet werden<br />
(sie finden sie am Ende dieses Bandes). Hierzu mussten die Schüler sich in langen und oft<br />
mühsamen Plenumsdiskussionen darauf einigen, was sie dem Comiczeichner denn nun »in<br />
die Feder diktieren« wollten; das heißt, sie beschäftigten sich automatisch, »wie von selbst«<br />
mit der Struktur, den Erzählebenen, dem Figurenarsenal, der Motivik des Borchert-Textes.<br />
Den eigentlichen Kern des Projekts bildete dann natürlich die Einzelleistung eines jeden<br />
Schülers, die darin bestand, aus einer (per Los zugeteilten) Kurzgeschichte eine Comic-<br />
Adaption zu machen, also über das kreative Medium den oben beschriebenen analytischen<br />
Zugang zu erhalten. Da jeweils zwei Schüler dieselbe Geschichte erhielten, war es möglich,<br />
im Team zu interpretieren und zu analysieren, zu schreiben und zu zeichnen; die meisten<br />
Schüler gingen allerdings allein ans Werk.<br />
Im Anschluss zeigen wir Ihnen beispielhaft an der Arbeit von Lilli Woldeab zur Umsetzung<br />
von Heinrich Bölls Geschichte Auf der Brücke den Weg, den die Schüler beschritten, um<br />
die Kurzgeschichten zu transformieren. So oder so ähnlich haben die meisten von ihnen<br />
gearbeitet: von der Rollenbiografie über erste Charakterskizzen zum Dialogbuch, und<br />
von da über erste Seitenlayouts (»Scribble Script«) zur fertigen Seite.<br />
11
Lilli Woldeab: Heinrich Böll - An der Brücke<br />
Heinrich Böll: An der Brücke (1950)<br />
Die haben mir meine Beine geflickt und haben mir einen Posten gegeben, wo ich sitzen<br />
kann: ich zähle dieLeute, die über die neue Brücke gehen. Es macht ihnen ja Spaß, sich<br />
ihre Tüchtigkeit mit Zahlen zu belegen, sie berauschen sich an diesem sinnlosen Nichts aus<br />
ein paar Ziffern, und den ganzen Tag, den ganzen Tag geht mein stummer Mund wie ein<br />
Uhrwerk, indem ich Nummer auf Nummer häufe, um ihnen abends den Triumph einer Zahl<br />
zu schenken.<br />
Ihre Gesichter strahlen, wenn ich ihnen das Ergebnis meiner Schicht mitteile, je höher die<br />
Zahl, um so mehr strahlen sie, und sie haben Grund, sich befriedigt ins Bett zu legen, denn<br />
viele Tausende gehen täglich über ihre neue Brücke...<br />
Aber ihre Statistik stimmt nicht. Es tut mir leid, aber sie stimmt nicht. Ich bin ein unzuverlässiger<br />
Mensch, obwohl ich es verstehe, den Eindruck von Biederkeit zu erwecken.<br />
Insgeheim macht es mir Freude, manchmal einen zu unterschlagen und dann wieder, wenn<br />
ich Mitleid empfinde, ihnen ein paar zu schenken. Ihr Glück liegt in meiner Hand. Wenn ich<br />
wütend bin, wenn ich nichts zu rauchen habe, gebe ich nur den Durchschnitt an, manchmal<br />
unter dem Durchschnitt, und wenn mein Herz aufschlägt, wenn ich froh bin, lasse ich meine<br />
Großzügigkeit in einer fünfstelligen Zahl verströmen. Sie sind ja so glücklich! Sie reißen<br />
mir förmlich das Ergebnis jedesmal aus der Hand, und ihre Augen leuchten auf, und sie<br />
klopfen mir auf die Schulter. Sie ahnen ja nichts! Und dann fangen sie an zu multiplizieren,<br />
zu dividieren, zu prozentualisieren, ich weiß nicht was. Sie rechnen aus, wieviel heute jede<br />
Minute über die Brücke gehen und wieviel in zehn Jahren über die Brücke gegangen sein<br />
werden. Sie lieben das zweite Futur, das zweite Futur ist ihre Spezialität - und doch, es tut<br />
mir leid, daß alles nicht stimmt...<br />
Wenn meine kleine Geliebte über die Brücke kommt - und sie kommt zweimal am Tage<br />
-, dann bleibt mein Herz einfach stehen. Das unermüdliche Ticken meines Herzens setzt<br />
einfach aus, bis sie in die Allee eingebogen und verschwunden ist. Und alle, die in dieser<br />
Zeit passieren, verschweige ich ihnen. Diese zwei Minuten gehören mir, mir ganz allein, und<br />
ich lasse sie mir nicht nehmen. Und auch wenn sie abends wieder zurückkommt aus ihrer<br />
Eisdiele, wenn sie auf der anderen Seite des Gehsteiges meinen stummen Mund passiert,<br />
der zählen, zählen muß, dann setzt mein Herz wieder aus, und ich fange erst wieder an zu<br />
zählen, wenn sie nicht mehr zu sehen ist. Und alle, die das Glück haben, in diesen Minuten<br />
vor meinen blinden Augen zu defilieren, gehen nicht in die Ewigkeit der Statistik ein:<br />
Schattenmänner und Schattenfrauen, nichtige Wesen, die im zweiten Futur der Statistik nicht<br />
mitmarschieren werden...<br />
Es ist klar, daß ich sie liebe. Aber sie weiß nichts davon, und ich möchte auch nicht, daß sie<br />
es erfährt. Sie soll nicht ahnen, auf welche ungeheure Weise sie alle Berechnungen über den<br />
Haufen wirft, und ahnungslos und unschuldig soll sie mit ihren langen braunen Haaren und<br />
den zarten Füßen in ihre Eisdiele marschieren, und sie soll viel Trinkgeld bekommen. Ich<br />
liebe sie. Es ist ganz klar, daß ich sie liebe.<br />
Neulich haben sie mich kontrolliert. Der Kumpel, der auf der anderen Seite sitzt und die Autos<br />
zählen muß, hat mich früh genug gewarnt, und ich habe höllisch aufgepaßt. Ich habe gezählt<br />
wie verrückt, ein Kilometerzähler kann nicht besser zählen. Der Oberstatistiker selbst<br />
hat sich drüben auf die andere Seite gestellt und hat später das Ergebnis einer Stunde mit<br />
meinem Stundenplan verglichen. Ich hatte nur einen weniger als er. Meine kleine Geliebte<br />
war vorbeigekommen, und niemals im Leben werde ich dieses hübsche Kind ins zweite<br />
12
Lilli Woldeab: Heinrich Böll - An der Brücke<br />
Futur transponieren lassen, diese meine kleine Geliebte soll nicht multipliziert und dividiert<br />
und in ein prozentuales Nichts verwandelt werden. Mein Herz hat mir geblutet, daß ich<br />
zählen mußte, ohne ihr nachsehen zu können, und dem Kumpel drüben, der die Autos zählen<br />
muß, bin ich sehr dankbar gewesen. Es ging ja glatt um meine Existenz.<br />
Der Oberstatistiker hat mir auf die Schulter geklopft und hat gesagt, daß ich gut bin, zuverlässig<br />
und treu. »Eins in der Stunde verzählt«, hat er gesagt, »macht nicht viel. Wir zählen<br />
sowieso einen gewissen prozentualen Verschleiß hinzu. Ich werde beantragen, daß Sie zu<br />
den Pferdewagen versetzt werden.«<br />
Pferdewagen ist natürlich die Masche. Pferdewagen ist ein Lenz wie nie zuvor. Pferdewagen<br />
gibt es höchstens fünfundzwanzig am Tage, und alle halbe Stunde einmal in seinem Gehirn<br />
die nächste Nummer fallen zu lassen, das ist ein Lenz!<br />
Pferdewagen wäre herrlich. Zwischen vier und acht dürfen überhaupt keine Pferdewagen<br />
über die Brücke, und ich könnte spazierengehen oder in die Eisdiele, könnte sie mir lange<br />
anschauen oder sie vielleicht ein Stück nach Hause bringen, meine kleine ungezählte Geliebte...<br />
13
Seitenskizzen / Charakterskizzen<br />
Lilli Woldeab: Heinrich Böll - An der Brücke<br />
14
Dialogdrehbuch (erste Seite)<br />
Lilli Woldeab: Heinrich Böll - An der Brücke<br />
15
Scribble erste Seite<br />
Lilli Woldeab: Heinrich Böll - An der Brücke<br />
16
Meine Beine sind gefLickt. Sie haben<br />
mir einen job gegeben, den ich im sitzen<br />
ausüben kann. ich zähle die menschen, die<br />
über die brücke gehen.<br />
Lilli Woldeab: Heinrich Böll - An der Brücke<br />
hohe statistik. höhere<br />
statistik.<br />
täglich<br />
gehen tausende<br />
über die brücke.<br />
17<br />
es tut mir leid, aber die<br />
statistik stimmt nicht. ich bin<br />
unzuverlässig, denn…<br />
wenn ich wütend bin… wenn ich glücklich bin… wir rechnen, wie viele<br />
in 10 jahren über die<br />
brücke gegangen<br />
sein werden.<br />
sie<br />
lieben das<br />
2. futur.
Lilli Woldeab: Heinrich Böll - An der Brücke<br />
morgens… abends…<br />
Meine geliebte auf dem weg<br />
zur arbeit in der eisdiele.<br />
hallo kumpel, ich<br />
zähle hinten die autos.<br />
ein oberstatistiker<br />
kommt. gib acht!<br />
oh,<br />
vielen<br />
dank!<br />
ich wurde zu den pferdewagen<br />
befördert. bis um acht uhr<br />
fahren keine vorbei. jetzt kann<br />
ich meine geliebte beobachten.<br />
meine geliebte auf dem<br />
weg nach hause.<br />
ich zähle wie<br />
verrückt.<br />
18<br />
ich werde meine geliebte nicht<br />
mitzählen. diese 2 minuten lang<br />
bin ich untätig.<br />
eine stunde später.<br />
ich bin der oberstatistiker<br />
und du hast sehr<br />
gut gezählt. nur einer<br />
weniger als ich, aber<br />
das ist nicht<br />
schlimm.<br />
ich habe<br />
meine<br />
geliebte<br />
nicht mitgezählt.
Dina Fischer: Herbert Malecha - Die Probe<br />
Hat es ihnen<br />
was gemacht?<br />
Angefahren auf der Strasse<br />
liegen, eine gaffende Menge und<br />
dann die Polizei...<br />
Wovor habe ich denn<br />
überhaupt Angst?<br />
nein, nein!<br />
Schon gut.<br />
Danke.<br />
...das hätte gerade<br />
noch gefehlt.<br />
19<br />
Gut, dass das<br />
Bild so schlecht<br />
war.<br />
Geschafft.
Dina Fischer: Herbert Malecha - Die Probe<br />
20<br />
Cognac doppelt.<br />
schwindel!<br />
Sie entschuldigen.<br />
ihren Ausweis bitte.
kurz darauf…<br />
hans?<br />
immer ruhig bleiben.<br />
geschafft.<br />
Dina Fischer: Herbert Malecha - Die Probe<br />
Danke,<br />
Herr<br />
Wolters.<br />
tut mir<br />
leid.<br />
Das hat man gerne, so<br />
kontrolliert werden wie en<br />
Verbrecher.<br />
ich habe<br />
die Probe<br />
bestanden.<br />
21<br />
Man sieht manchmal<br />
jemandem ähnlich.<br />
Oh nein!<br />
Erwischt!
Wie ist ihr werter name?<br />
was hab ich nur gesagt?!<br />
Dina Fischer: Herbert Malecha - Die Probe<br />
plötzlich…<br />
der da!<br />
22<br />
was?<br />
Redluff.<br />
Jens Redluff.<br />
ich darf ihnen herzlich<br />
gratulieren. Sie sind der<br />
100.000 Besucher.<br />
nein!
Thomas Baumbach: Herbert Malecha - Die Probe<br />
23
Thomas Baumbach: Herbert Malecha - Die Probe<br />
24
Eser Gürsu & Massimo Casale: Günter Weisenborn - Zwei Männer<br />
25
Eser Gürsu & Massimo Casale: Günter Weisenborn - Zwei Männer<br />
Herr! Der<br />
Parana! Der Strom<br />
kommt! Schnell! Auf<br />
das Dach!<br />
26<br />
Oh nein!<br />
Das Dach Fliegt<br />
gleich Talwärts!
Eser Gürsu & Massimo Casale: Günter Weisenborn - Zwei Männer<br />
Lass uns meine letzte<br />
Zigarette teilen!<br />
Das Dach wird<br />
uns Beide nicht mehr<br />
lange tragen.<br />
Danke Herr!<br />
HIIIL-<br />
FEEE!!!<br />
27<br />
Was für ein<br />
Ausmass!<br />
Mein Herr ist<br />
sehr nett zu mir.<br />
Ich werde vom Dach<br />
springen!<br />
Wohin wir nur<br />
gelangen?
Eser Gürsu & Massimo Casale: Günter Weisenborn - Zwei Männer<br />
Was machst du?<br />
Was hast<br />
du dir dabei<br />
gedacht? Ich<br />
wollte<br />
ihnen doch<br />
nur helfen!<br />
Seht!!!<br />
Land!!!<br />
Danke<br />
Gott!<br />
Morgen<br />
gehen wir zurück<br />
und fangen neu<br />
an.<br />
28<br />
Bueno!<br />
Ich hab’ dich!<br />
Danke<br />
mein Herr!<br />
Endlich<br />
auf dem<br />
Trockenen!
Ingrid Siluk-Reichenbach & Jakob Steinmann:<br />
Wolfgang Borchert - Das Brot<br />
29
Ingrid Siluk-Reichenbach & Jakob Steinmann:<br />
Wolfgang Borchert - Das Brot<br />
30
Sarah Kress: Georg Britting - Mord im Altwasser<br />
31
Sarah Kress: Georg Britting - Mord im Altwasser<br />
32
Tobias Jetter: Georg Britting - Mord im Altwasser<br />
33
Tobias Jetter: Georg Britting - Mord im Altwasser<br />
34
Tobias Jetter: Georg Britting - Mord im Altwasser<br />
35
Tobias Jetter: Georg Britting - Mord im Altwasser<br />
36
Marijana Rovcanin: Federica da Cesco - Spaghetti für zwei<br />
37
Marijana Rovcanin: Federica da Cesco - Spaghetti für zwei<br />
38
Marijana Rovcanin: Federica da Cesco - Spaghetti für zwei<br />
39
Marijana Rovcanin: Federica da Cesco - Spaghetti für zwei<br />
40
Natascha Krüger: Federica da Cesco - Spaghetti für zwei<br />
Wieso isst der<br />
meine Suppe?<br />
41<br />
Mist, ich hab den Löffel<br />
vergessen!<br />
Nach einigem Überlegen beschliesst Heinz sich<br />
zu dem Jungen zu setzen...
Natascha Krüger: Federica da Cesco - Spaghetti für zwei<br />
Vielleicht hat er<br />
kein Geld?!<br />
Verdammt, ich hab<br />
noch Hunger!<br />
42<br />
Haut der tatsächlich ab?<br />
Der soll wenigstens die<br />
halbe Suppe bezahlen!<br />
Denkt der, ich bezahle ihm auch<br />
noch den zweiten Gang?
Natascha Krüger: Federica da Cesco - Spaghetti für zwei<br />
Er fordert mich tatsächlich auf, die<br />
Spaghetti mit ihm zu teilen. na gut,<br />
dann sind wir quitt!<br />
Bloss weg hier, bevor er<br />
mich zur Kasse bittet!<br />
Aber nein, sicherlich nicht.<br />
Oder doch?<br />
43<br />
Verrückt!<br />
Eigentlich nett von ihm.<br />
Einen Vorwurf kann ich ihm jetzt<br />
auch nicht mehr machen...
Natascha Krüger: Federica da Cesco - Spaghetti für zwei<br />
Ähh...<br />
Entschuldigen Sie bitte.<br />
Ich...Ähm...<br />
44<br />
Ich heiße Marcel. Ich esse<br />
jeden Tag hier. Sehe ich dich morgen um<br />
die gleiche Zeit wieder?
Katharina Hermann: Max Bolliger - Sonntag<br />
46
Katharina Hermann: Max Bolliger - Sonntag<br />
47
Katharina Hermann: Max Bolliger - Sonntag<br />
48
Banafsheh Hosseinzadeh: Stig Dagermann - Ein Kind töten<br />
49
Banafsheh Hosseinzadeh: Stig Dagermann - Ein Kind töten<br />
50
sonntagmorgen…<br />
sie werden<br />
einen schönen tag<br />
haben.<br />
Ruben Ensslin: Stig Dagermann - Ein Kind töten<br />
heute<br />
wollen wir<br />
eine rundfahrt<br />
mit dem boot<br />
machen.<br />
juhu!<br />
wir wollen bis ans meer<br />
fahren, dort ein boot leihen<br />
und weit hinausfahren.<br />
51
Ruben Ensslin: Stig Dagermann - Ein Kind töten<br />
52<br />
lauf rüber<br />
zu larssons mein<br />
kind, und frag<br />
nach zucker!<br />
beeil dich, das<br />
boot wartet.<br />
hmm,<br />
wir haben<br />
keinen<br />
zucker.
Ruben Ensslin: Stig Dagermann - Ein Kind töten<br />
ich mach die augen erst wieder<br />
auf, wenn wir am meer sind.<br />
danke<br />
für den<br />
zucker.<br />
53<br />
ah!<br />
das leben<br />
ist schön.
Ruben Ensslin: Stig Dagermann - Ein Kind töten<br />
mein<br />
kind!<br />
54<br />
oh<br />
nein!<br />
oh<br />
gott!<br />
mama, ist<br />
sie tot?
Vanessa Roach: Marie Luise Kaschnitz - Popp und Mingel<br />
Du Scheisshündchen,<br />
du Dreckshündchen.<br />
Ich hab eine eigene Familie, von der Meine<br />
Eltern und der Doktor nichts wissen<br />
müssen. Als ich mal beim Doktor war...<br />
Soso, mit<br />
deinen Autos<br />
hast du gespielt.<br />
55<br />
WAU<br />
WAU!<br />
Schade,<br />
dass Mama nicht<br />
krank ist. Sie<br />
hat gesagt sie<br />
sei lieber im<br />
Büro als<br />
daheim.<br />
Meine Familie besteht aus Popp,<br />
einem alten Fußball, Mingel, einer<br />
Puppe ohne Beine, Harry, einer<br />
alten SchachFigur und Luzia, einem<br />
eingeschrumpften Luftballon.<br />
GRRR
Vanessa Roach: Marie Luise Kaschnitz - Popp und Mingel<br />
Meine ganze Familie ist im Spezialschrank,<br />
wenn ich nach Hause komme,<br />
hol’ ich sie raus und setze sie auf<br />
ihre Plätze.<br />
Lass sie!<br />
Jetzt musst du<br />
aber von dem guten<br />
Bärenschinken<br />
probieren.<br />
Du wirst immer<br />
dünner und verlierst<br />
deine Farbe.<br />
Da ist sie!<br />
Meine Familie bricht in fröhliches<br />
Gelächter aus...<br />
Da ist<br />
ja auch unser<br />
Jüngster.<br />
Da ist die<br />
Rakete.<br />
Wenn wir<br />
unsere Kinder nicht<br />
hätten.<br />
56<br />
Komm<br />
zu mir<br />
Söhnchen.<br />
HUST<br />
Wie war es<br />
heute auf der<br />
Prärie?<br />
Ach wo.<br />
Ich habe<br />
so viele<br />
Mustangs<br />
gefangen.<br />
Ist es<br />
draussen nicht<br />
nebelig? Habt ihr<br />
euch auch nicht<br />
erkältet?<br />
HUST<br />
Doch an diesem Tag war meine Familie<br />
nicht da...<br />
Wo<br />
ist meine<br />
Familie?
Vanessa Roach: Marie Luise Kaschnitz - Popp und Mingel<br />
Das ist doch<br />
verrückt. ich<br />
könnte doch auch<br />
andere Gegenstände<br />
Popp und Mingel<br />
nennen und eine neue<br />
Familie gründen.<br />
Obwohl die<br />
Sachen, die sie<br />
machen blöd<br />
sind. Scheiben<br />
einschlagen<br />
und Autoreifen<br />
zerstechen.<br />
nur zum Spass.<br />
57<br />
ich<br />
könnte<br />
ins Kino<br />
gehen.<br />
Vielleicht Finde<br />
ich nach der Zeit<br />
Spass daran.<br />
Und wenn die<br />
Jungs mich fragen<br />
würden, in ihre<br />
Gruppe zu kommen,<br />
würde ich nicht<br />
nein sagen.<br />
ich könnte doch<br />
den Herd anzünden.
Vanessa Roach: Marie Luise Kaschnitz - Popp und Mingel<br />
Toll, vielleicht kann ich ja<br />
mit dem Feuer reden.<br />
Danach hat die ganze Fragerei begonnen...<br />
PFEiF<br />
ich muss<br />
erwachsen<br />
werden.<br />
PFEiF<br />
58<br />
ich<br />
bin da,<br />
Sohn!<br />
Oh, nein.<br />
ich komme!<br />
Was ist<br />
denn hier<br />
los?
Kolja Forstbauer: Marie Luise Kaschnitz - Popp und Mingel<br />
Das ist meine Familie...<br />
Andere Kinder würden<br />
rausgehen oder so...<br />
Mein Vater Popp…<br />
Mein Bruder Harry…<br />
Tschüss!<br />
Bis nachher!<br />
59<br />
ich habe aber auch eine eigene Familie...<br />
Meine Mutter<br />
Mingel…<br />
Meine Schwester<br />
Luzia…
Wir verstehen uns<br />
gut...<br />
Kolja Forstbauer: Marie Luise Kaschnitz - Popp und Mingel<br />
doch an einem Tag war<br />
alles anders...<br />
im Mülleimer waren sie auch<br />
nicht...<br />
60<br />
und unternehmen viel...<br />
meine Familie war<br />
verschwunden...<br />
so alleine habe ich mich<br />
noch nie gefühlt...<br />
Start in<br />
T minus 10<br />
Sekunden!
Kolja Forstbauer: Marie Luise Kaschnitz - Popp und Mingel<br />
und dann war da der Herd...<br />
doch die tanzenden, warmen Flammen geFielen mir...<br />
61<br />
viele fragten mich noch oft, ob ich denn<br />
nicht wüsste, dass Feuer gefährlich sei...<br />
alles Fing Feuer... doch zum Glück kam mein Vater...
Kolja Forstbauer: Marie Luise Kaschnitz - Popp und Mingel<br />
und holte mich da raus...<br />
62<br />
An diesem Tag merkte ich, dass<br />
ich erwachsen werden musste...<br />
und so gehe ich nun raus zu den<br />
anderen Kindern. spiele…<br />
ich<br />
komme!<br />
oder gehe<br />
ins Kino mit<br />
ihnen...<br />
ende
Warum<br />
nisten die unter<br />
meinem Bett?<br />
Patricia Roth: Reiner Kunze - Fünfzehn<br />
Weil sie<br />
da nicht<br />
gestört<br />
werden.<br />
Ihre laute Musik,<br />
ihre Unordnung … Wie<br />
bringe ich sie nur zum<br />
Aufräumen?<br />
Sie ekelt<br />
sich doch<br />
vor Spinnen.<br />
63<br />
Unter<br />
deinem Bett<br />
waren Spinnennester!<br />
Aufräumen? - nein danke!<br />
ich hab da ne bessere idee...
Abends…<br />
Patricia Roth: Reiner Kunze - Fünfzehn<br />
Mal schauen,<br />
ob sie endlich<br />
aufgeräumt<br />
hat?!<br />
So, jetzt können<br />
die Spinnen wenigstens nicht<br />
in meine Schuhe!<br />
64<br />
na toll!!!
das ist sie.<br />
hm, sie ist<br />
gerade nicht da - ich<br />
räume besser mal auf!<br />
Felix Messner: Reiner Kunze - Fünfzehn<br />
meine frau bekommt<br />
wieder ihre herzkrämpfe, wenn sie<br />
diese unordnung da drin sieht.<br />
und ausgerechnet ich bin ihr vater.<br />
65<br />
mal überlegen: sie hasst<br />
spinnen - vielleicht bringe ich<br />
sie so zum aufräumen!<br />
jetzt<br />
geht das schon<br />
wieder los!
später…<br />
am abend…<br />
Felix Messner: Reiner Kunze - Fünfzehn<br />
du, unter deinem<br />
bett waren zwei riesige<br />
spinnennester.<br />
<strong>aaaah</strong>!<br />
die stell ich jetzt immer dahin,<br />
da kommen keine spinnen ran!<br />
66
Eduard Weisser & Max Beck: Gabriele Wohmann - Ein netter Kerl<br />
nachdem der Vater und<br />
Ritas Freund zum Bahnhof<br />
gegangen sind ...<br />
ich denke<br />
schon, dass er<br />
gesund ist.<br />
Du hast<br />
nicht zu viel<br />
versprochen<br />
Rita !<br />
Er ist<br />
weich<br />
wie ein<br />
Molch.<br />
Alles schweigt.<br />
Er ist<br />
furchtbar fett,<br />
er sollte eine<br />
Diät machen .<br />
Ist er<br />
überhaupt<br />
gesund ?<br />
Der Vater kommt wieder , setzt<br />
sich und berichtet was er erlebt<br />
hat .<br />
Er hatte ja solche<br />
Angst , dass er seinen<br />
Zug noch bekommt , und<br />
ausserdem lebt er ja noch<br />
bei seiner Mutter !!!<br />
67<br />
Alle lachen.<br />
Jetzt lasst<br />
uns doch über<br />
was anderes<br />
reden…<br />
Er hat<br />
aber auch<br />
was liebes.<br />
JA ! UnD ?<br />
sie ist krank !
Eduard Weisser & Max Beck: Gabriele Wohmann - Ein netter Kerl<br />
er ist eine<br />
grosse, fette<br />
qualle!<br />
er ist<br />
freundlich!<br />
ich könnte<br />
ihn mir gut als<br />
familienmitglied<br />
vorstellen!<br />
68<br />
ich hab<br />
mich mit ihm<br />
verlobt.<br />
ja, ich<br />
auch!<br />
ich mir<br />
auch!
Carolin Hellmann & Jelena Rovcanin:<br />
Theodor Weißenborn: Die Mutprobe<br />
69
Carolin Hellmann & Jelena Rovcanin:<br />
Theodor Weißenborn: Die Mutprobe<br />
70
Carolin Hellmann & Jelena Rovcanin:<br />
Theodor Weißenborn: Die Mutprobe<br />
71
Carolin Hellmann & Jelena Rovcanin:<br />
Theodor Weißenborn: Die Mutprobe<br />
72
Luisa Niedt: Ilse Aichinger - Fenstertheater<br />
Wenige Sekunden später...<br />
Er verschwindet kurz im nebenzimmer und<br />
kehrt zurück<br />
73<br />
Meint er mich?<br />
…
Kurz darauf...<br />
Kurz nach dem Telefonat…<br />
Luisa Niedt: Ilse Aichinger - Fenstertheater<br />
74<br />
die frau tritt mit den polizisten ein…<br />
Die schauen<br />
alle ziemlich<br />
verwirrt!
Klasse 8b & Stefan Dinter:<br />
Wolfgang Borchert - Nachts schlafen die Ratten doch<br />
ich muss hier<br />
aufpassen.<br />
so, dafür hast<br />
du wohl den grossen<br />
stock da?<br />
jetzt<br />
haben sie<br />
mich!<br />
worauf passt<br />
du denn auf?<br />
75<br />
kann<br />
ich nicht<br />
sagen<br />
…<br />
du<br />
schläfst hier<br />
wohl, was?<br />
dann<br />
kann ich dir<br />
natürlich auch<br />
nicht sagen,<br />
was ich hier<br />
in dem korb<br />
hab.<br />
nein.
pah, ich kann<br />
mir denken, was<br />
da drin ist!<br />
immerzu?<br />
nachts<br />
auch?<br />
Klasse 8b & Stefan Dinter:<br />
Wolfgang Borchert - Nachts schlafen die Ratten doch<br />
kaninchenfutter.<br />
siebenundzwanzig?<br />
nachts<br />
auch.<br />
du kannst sie sehen.<br />
viele sind noch ganz<br />
jung. willst du?<br />
immerzu.<br />
immer.<br />
76<br />
Donnerwetter, ja!<br />
bist ja ein Fixer kerl.<br />
wie alt bist du denn?<br />
neun.<br />
ich<br />
kann doch<br />
nicht…<br />
aber gehst<br />
du denn gar nicht<br />
nach hause?<br />
dann<br />
weisst du ja<br />
auch, wieviel<br />
drei mal neun<br />
ist?<br />
ich muss doch<br />
aufpassen…<br />
genauso<br />
viel kaninchen<br />
hab ich.<br />
du<br />
musst doch<br />
essen.
ich hab<br />
noch ein halbes<br />
brot.<br />
den<br />
ratten?<br />
Klasse 8b & Stefan Dinter:<br />
Wolfgang Borchert - Nachts schlafen die Ratten doch<br />
schade. die kaninchen hättest<br />
du ruhig mal ansehen können. vor<br />
allem die jungen. vielleicht hättest<br />
du dir eins ausgesucht.<br />
aber du<br />
kannst ja<br />
nicht weg.<br />
ja, die essen doch<br />
von toten menschen…<br />
da leben sie doch von,<br />
sagt unser lehrer.<br />
unser haus kriegte eine bombe.<br />
mit einmal war das licht weg<br />
im keller.<br />
nein.<br />
nein.<br />
nein.<br />
und du<br />
passt nun auf<br />
die ratten<br />
auf?<br />
und er<br />
auch.<br />
77<br />
naja.<br />
auf<br />
die doch<br />
nicht.<br />
wenn du<br />
hierbleiben musst…<br />
schade…<br />
wir haben noch nach<br />
ihm gerufen. er war<br />
viel kleiner als ich.<br />
wenn du mich<br />
nicht verrätst…<br />
mein bruder,<br />
der liegt nämlich<br />
da unten.<br />
erst<br />
vier.<br />
es ist<br />
wegen den<br />
ratten.<br />
er ist doch<br />
viel kleiner<br />
als ich.
hat euer lehrer euch<br />
denn nicht gesagt, dass die<br />
ratten nachts schlafen?<br />
Klasse 8b & Stefan Dinter:<br />
Wolfgang Borchert - Nachts schlafen die Ratten doch<br />
nein.<br />
das hat<br />
er nicht<br />
gesagt.<br />
weisst du was? jetzt füttere ich<br />
schnell meine kaninchen, und wenn es<br />
dunkel wird, hole ich dich ab.<br />
vielleicht kann<br />
ich eins mitbringen.<br />
ein kleines.<br />
was<br />
meinst<br />
du?<br />
natürlich! euer lehrer soll<br />
einpacken, wenn er das nicht<br />
mal weiss.<br />
wenn<br />
ich eins kriegen<br />
kann?<br />
na, wenn dein lehrer<br />
das nicht mal weiss…<br />
nachts schlafen die ratten<br />
doch. nachts kannst du<br />
ruhig nach hause gehen.<br />
ich will mal versuchen. wart<br />
hier so lange. ich gehe dann<br />
mit dir nach hause, weisst<br />
du? muss deinem vater doch<br />
sagen, wie so ein kaninchenstall<br />
gebaut wird. denn das<br />
müsst ihr ja wissen.<br />
lauter kleine kaninchen.<br />
weisse, graue, weissgraue.<br />
78<br />
nachts schlafen<br />
sie immer. wenn es<br />
dunkel wird<br />
schon.<br />
ja, ich warte! muss ja noch<br />
aufpassen, bis es dunkel<br />
wird. ich warte bestimmt.<br />
wir haben auch<br />
noch bretter zu hause.<br />
kistenbretter.<br />
lauter kleine<br />
betten sind das. alles<br />
kleine betten.<br />
ich weiss nicht… wenn sie<br />
wirklich nachts schlafen…