Herzliche Glückwünsche 2006 - Banater Berglanddeutsche
Herzliche Glückwünsche 2006 - Banater Berglanddeutsche
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Meine Leute waren Oravitzer Koaris und Ciclovarer Hammerschmiede.<br />
Dies ist aber nicht der einzige Grund, ich liebe diese<br />
Gegend und deshalb verliere ich keine Gelegenheit, während meiner<br />
Heimatbesuche hier vorbeizuschauen. So geschah es auch<br />
vor ein paar Wochen, als ich mit dem verregneten Jubiläumstreffen<br />
in Bad Mitterndorf einen Abstich ins Banat verband,<br />
mit Schwerpunkt sogar in Orawitz. Dieser ergab sich dadurch,<br />
dass ich Frau Dr. Lichtfuss begleiten durfte, für einen <strong>Banater</strong><br />
Generalisten wie mich die Gelegenheit zu den dortigen kulturellen<br />
Persönlichkeiten Kontakte zu knüpfen und bereits bestehende zu<br />
festigen.<br />
So fuhr ich also mit Anlauf in Innsbruck und Zwischenstop im<br />
genannten Steiermarker Tal, nach zwei trostlosen Tagen im<br />
Temesvarer Pseudosnobilum, voller Freude und Erwartung weiter<br />
in Richtung <strong>Banater</strong> Bergland. Schön war’s die mir so vertrauten<br />
Berge am Horizont von Gataia auftauchen zu sehen.<br />
Ich kam bei sonnigem<br />
Wetter etwas verspätet<br />
in Oravit¸a an. Es ist nicht<br />
meine Art mich zu verspäten,<br />
aber die Zeit<br />
schrumpft bekannter<br />
Weise die Räume und<br />
Entfernungen, es ist<br />
tatsächlich so, habe es<br />
jetzt erlebt. Ich stieg vor<br />
der Kirche aus dem Auto<br />
und stolperte fast über<br />
den Herrn Palade, der<br />
mir bei meinem letzten<br />
Besuch 2001, für ein<br />
Trinkgeld exklusives Material<br />
über die Ciclovarer<br />
Hammerwerke versprochen<br />
hatte. Einige Jahre<br />
lang habe ich enthusiastisch<br />
drauf gewartet:<br />
Kreuzfragment<br />
12<br />
außer einem bösen Blick<br />
schenkte ich ihm diesmal<br />
Nix. Denn da wartete<br />
bereits Frau Sonia Stetco auf mich, das war mir viel wichtiger.<br />
Zusammen gingen wir zum Pfarrer Fecheta, von dem ich mir<br />
Antworten über einige Fragen zur Ortsgeschichte erhoffte.<br />
Eine Stunde später kam ich aufgeklärt aus dem Pfarrheim raus<br />
und konnte mich endlich nach Ciclova aufmachen. Es war halt<br />
mein Wunsch, den Fußweg der alten Manierschule (für Nichtorawitzer:<br />
gemeint ist der Weg der Lastesel) zu nehmen.<br />
Fußmärsche über Tal und Hügel sind mir vertraut, ich habe bei<br />
den Sieben Häusern(1) gewohnt, kann also tüchtig ausschreiten.<br />
Ich legte also los, den Berg hoch, über den vorbildlich gepflegten<br />
deutschen Friedhof. „Peste coama“ sollte es fünf Minuten dauern,<br />
laut Auskunft des ortskundigen Herrn Palade! Man kommt<br />
jedenfalls hin, Zeit, Nerven und Technik schonend, wenn man die<br />
Alternative, die Landstraße (drum judetean) DJ 571 über Ciclova<br />
Română bedenkt. Also über die Vadarna „pre Ogas¸ in jos“ an<br />
einer um 1978 ausgeräumten Grubenhalde vorbei – die enthielt<br />
etwas Spezielles (wahrscheinlich Gold), wie ich als Hobbygeologe<br />
vermute – in Richtung Bierfabrik, die ich bereits von dort oben<br />
erkennen kann. Gottseidank oder leider nicht an ihrem typischen<br />
Germgeruch. Auch die Glasscherben nehmen zu, unter den vielen<br />
braunen auch grüne, die früher so berüchtigten öligen<br />
Bierflaschen. Die Häuserreihe im Vadarna-Tal existiert nicht mehr,<br />
der Ort schrumpft und schrumpft seit ziemlich genau 138 Jahren,<br />
Jugend gibt es keine mehr da, auch kaum noch Alte.<br />
Vor dem marodierenden Fabrikgebäude, bei der alten Pestsäule<br />
machte ich Rast, wie anno dazumal die Gläubigen, die an der<br />
Fronleichnamsprozession teilnahmen. Sie konnten damals noch<br />
den Feiertag im so treffend bezeichneten Vatikanischen Garten<br />
(der Biergarten) nebenan zünftig honorieren.<br />
Altes und Neues aus Montan-Ciclova<br />
ein Reisebericht von Walter Woth<br />
Auf der Straße begegnete<br />
ich einem müßigen Dorfbewohner,<br />
der sich freute,<br />
mit mir ins Gespräch zu<br />
kommen. Ein pensionierter<br />
Bergmann, der früher in<br />
den Urangruben von<br />
Ciudanovit¸a gearbeitet<br />
hatte, seine rote Gesichtshaut<br />
sei der Beweis der<br />
Bestrahlung. Wie ich später<br />
von einem kundigen<br />
Geologen erfuhr, dienten<br />
die Gruben(2) in Ciclova<br />
als Arbeitsbeschaffung für<br />
die erschöpften Bergleute<br />
aus den Urangruben.<br />
Dieser Mann erzählte mir<br />
von der nach Baia Mare<br />
weggeschafften Halde und<br />
den noch existierenden<br />
Pestsäule mit Fabrikgebäude<br />
Erbstollen im Berg. Da<br />
kommt auch das ca. 27°C<br />
warme Wasser des leider aufgegebenen Thermalbades her.<br />
Erbittert erzählte er mir auch vom Ende der Bierfabrikation(3) in<br />
Ciclova: die hoch- und neuwertigen Brauereianlagen wurden<br />
1996 schneller Hand abgebaut und nach Turnu-Severin gebracht.<br />
Später fand ich mittels Internet heraus, dass im Donauort 1996<br />
tatsächlich eine private Brauerei neu eröffnet worden war.<br />
Weiteres erfuhr ich so nebenbei: angeblich lagern heute noch im<br />
M.G. Fischer-Keller mehrere zehntausend Liter Bier, unüberwindbares<br />
Hindernis (!?) einer Investition in Champignion-Anbau und<br />
Arbeitsplätzen. Noch schlimmer, im Bericht der „International<br />
Comission for the protection of the Danube river“ kann man über<br />
die große Naturbedrohung durch die fünf Biertanks und deren<br />
Inhalt lesen. Na prosit, so sind bestimmt auch alle Fische in der<br />
Bârzava unterhalb vom Horvath-Biergarten (spätere Grădina de<br />
vară) in Res¸it¸a verendet. Wegen dem Ciclovarer Bier!<br />
Der ehemalige Biergarten, die Platanen kommen aus Kanada<br />
Diese Ciclovarer Bierfabrik und ihre leicht kohlensäurehaltigen<br />
Wasserquellen aus dem Simonsberg haben viele Neider und<br />
Feinde gehabt. Auch heute wird noch über die erste Schließung<br />
durch Temesvarer Hand gemunkelt: tschechische Ingenieure<br />
suchten angeblich vergebens nach neuen Wasserquellen vor Ort,<br />
geschmiert seien sie gewesen! In die Krise geraten, wurde die<br />
Fabrik aufgekauft, sofort stillgelegt und die Geräte nach Temesvar<br />
verlegt, so wiederholt sich die Geschichte, s. Turnu-Severin. Das<br />
Schöne ist nur, dass dieselben Investoren 1975 die „Bere Ciclova<br />
Montană“, aus Kapazitätsknappheit in Temesvar, neu anlaufen