62 <strong>Holz</strong>welten <strong>Holz</strong>kunst Häuser im Kleinformat, Stühle auf Stelen, Nägel in Groß: Hans Panschar zimmert keine Dachstühle, sondern Kunst. Seine Inspirationen liefern der Alltag und ein bewegter Lebenslauf. mikado 6.2010 Captain’s Dinner (2009, Eichenholz, 44 x 22 cm)
<strong>Holz</strong>welten <strong>Holz</strong>kunst Hans Panschar macht Dinge, mit denen sich der Mensch umgibt, zu Kunst: Stühle, Stifte, Städte, die sich aus Booten erheben. Er hängt eine Häuserzeile an die Wand, setzt Stühle auf Stelen, lehnt riesige <strong>Holz</strong>nägel mit Köpfen an eine Mauer und formt ungewöhnliche Regale. Sein Arbeitsmaterial ist <strong>Holz</strong> und sein Lebensweg genauso spannend und vielgestaltig wie seine Skulpturen. Schon als Schüler jobbte Panschar auf einer Bootswerft am Ammersee und baute dort Tornados und Katamarane. Parallel lebte er das Leben eines Jugendlichen, der das Wasser liebt: Er ging zum Surfen, zum Segeln – und spielte schon damals mit dem Gedanken, den Beruf des Bootsbauers ergreifen. Doch dann entschied er sich, noch ein paar Jahre länger zur Schule zu gehen, und absolvierte die Fachoberschule für Gestaltung. „So kam die Kunst in mein Leben“, lächelt er heute und schiebt nach, dass er schon als Kind gut zeichnen konnte. Studieren wollte er dieses Fach allerdings Vier Häuser ▴ (2009, Eichenholz, vierteilig, Höhe 140 cm) nicht – oder zumindest nicht gleich. Stattdessen arbeitete er nach dem Fachabitur ein Jahr lang als Windsurflehrer in Italien – und beschloss dann, erst einmal zu reisen. Scheideweg Pukuri Junction Asien, Australien, Süd- und Nordamerika: Zwei Jahre lang sah er sich mit zwei Freunden die Welt an, arbeitete als <strong>Holz</strong>fäller für den einzigen Tannenbaumzüchter von Australien, schuftete auf einer Bootswerft in Auckland, zimmerte <strong>Holz</strong>hütten zusammen, war Nachtwächter und vieles mehr. Und dann, mitten auf der Pukuri Junction, einem Eldorado für Segler an einer einsamen Ecke Neuseelands, nachdem er vier Stunden darauf gewartet hatte, dass endlich ein Autofahrer vorbeikam, um ihn ein paar Kilometer mitzunehmen, stieg aus dem ersten Auto sein alter Freund Andi. Angesichts eines solchen Zufalls trafen beide die Entscheidung: „Wir bauen eines Tages zusammen ein Segelschiff.“ Das Vorhaben „Grafikstudium“ war damit passè. Es wäre eh zu langweilig gewesen, findet er heute. Wieder zu Hause in Deutschland, machte er erst einmal ein Praktikum in einer Schreinerei. Bald war ihm klar, dass es ihm nicht genügte, „eckige Kisten“ zu bauen. Nein, er wollte mit runden Formen arbeiten, komplizierte Verbindungen und Arbeitstechniken erlernen, verrückte Dinge realisieren. Er machte eine Lehre als Bootsbauer. Die ausbildende Werft brachte ihm von der Pike auf bei, <strong>Holz</strong> mit Kunststoff zu verbinden. Er lernte zu planen, zu sägen und zu hobeln. Er erlebte, wie aus einfachen Planken in vielen Arbeitsschritten Renntornados der olympischen Klasse werden. Mit Kunst hatte das zwar nichts zu tun, aber mit <strong>Holz</strong>. Dieses Material ließ ihn auch bei seinem nächsten Karriereschritt nicht los: Er baute das Boot, von dem Andi und er drei Jahre zuvor fabuliert hatten: ein 13 m langes Traumschiff aus rotem Zedernholz nach der Strip-Planking- www.mikado-online.de 63