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8 Ungarn-Jahrbuch 23 (1997)<br />

Namen ihrer historischen »Vorgänger« auf von ihnen okkupiertem Gebiet<br />

zu verleihen, in der antiken und mittelalterlichen Geschichtsschreibung<br />

gang und gäbe war, und zwar sowohl in Byzanz als auch im westlichen Europa.<br />

So schrieb man »Skythen« und meinte Hunnen, benutzte »Hunnen«<br />

wiederum als Synonym für die Awaren, später auch für die Ungarn. <strong>38</strong> Mit<br />

der archaisierenden Anwendung des awarischen Völkernamens für die<br />

Ungarn durch die erwähnten drei Quellen ist also keinerlei Stütze für die<br />

Theorie einer onogurischen »Rückwanderung« zu gewinnen. Ein wichtiges<br />

Gegenargument bringt zudem Thomas von Bogyay, der darauf verweist,<br />

daß nicht nur historische und archäologische Zeugnisse für eine solche<br />

West-Ost-Wanderung gänzlich fehlen; »hinzu kommt, daß die [kulturellsprachlichen]<br />

türkischen Elemente beim landnehmenden Ungartum entschieden<br />

nach dem westtürkisch-chazarischen Osten, und nicht nach dem<br />

awarischen Karpatenraum weisen.« 39<br />

Es scheint also dringend geraten, die turko-bulgarischen Onoguren<br />

nicht aus dem Westen nach Südrußland rückwandern zu lassen, und auch<br />

die manchmal vertretene These einer zeitweiligen Herrschaft der Onoguren<br />

in Kiew vor jener der Rus' ab 860/882 mit Skepsis zu betrachten (eher<br />

wäre hier schon an eine Handelsstation zu denken). 40 Vielmehr sollte man<br />

die Onogur-Bulgaren des 8./9. Jahrhunderts in einer anderen Region suchen,<br />

nämlich im Kernraum des ehemaligen »Großbulgarischen Reiches«.<br />

Hier, an der »Maeotis«, dem Asowschen Meer, lokalisiert der im 8. Jahrhundert<br />

schreibende, aber bis zu 200 Jahre ältere Vorlagen verarbeitende<br />

anonyme Geograph von Ravenna eine »patria Onogoria«. 41 Ein um die Mitte<br />

des 8. Jahrhunderts entstandenes byzantinisches Bistümerverzeichnis<br />

kennt dort ein Bistum »o Ovoyotipcov« im Verband der Kirchenprovinz<br />

»Gothia«. 42 In dieser Gegend überlebte also, wenn überhaupt, wenigstens<br />

bis ins 8. Jahrhundert eine Stammesgruppe unter dem Namen der Onoguren,<br />

während das Ethnonym anderswo nach dem 7. Jahrhundert nicht<br />

mehr erscheint. Ob es mit dem der Ungarn in seinen überlieferten lateinischen,<br />

byzantinischen und slawischen Formen zusammenhängt, wird noch<br />

zu untersuchen sein.<br />

<strong>38</strong><br />

Dazu Schünemann 1925, 299 ff.; Sinor 1958, 533; Györffy 1985,231-232, und 1988, 621-622;<br />

Carile 1988; Róna-Tas 1988,118,128; Kristó 1996,78 ff.<br />

39<br />

Bogyay 1972,224-225.<br />

40<br />

Zu diesen Problemen Vernadsky 1957,26 ff.; Soloviev 1960; Boba 1967,47 ff.; Toynbee 1973,<br />

418; Senga 1974; Bartha 1975,21 ff.; Golden 1975,280-281.<br />

41<br />

Ravenn. Anon. (IV. 2) 45; vgl. dazu Schnetz 1926; Erdélyi 1974/75,118.<br />

42 Moravcsik 1930,64,81, und 1970,43.

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