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Grundlagen Gasmotoren Dr. DI Günther Herdin - Prof-ges.com

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Skriptum<br />

<strong>Grundlagen</strong> <strong>Gasmotoren</strong><br />

<strong>Dr</strong>. <strong>DI</strong> <strong>Günther</strong> <strong>Herdin</strong><br />

Koautor: <strong>DI</strong> Rüdiger <strong>Herdin</strong>


1. Inhaltsverzeichnis<br />

1. Inhaltsverzeichnis................................................................................................. 2<br />

2. Historischer Rückblick und Allgemeines .............................................................. 4<br />

3. Kraftstoffe ............................................................................................................. 5<br />

3.1. Klassifikation der Kohlenwasserstoffe ........................................................... 6<br />

3.1.1. Alkane (Grenzkohlenwasserstoffe, früher Paraffine)(2): CnH2n+2 ............ 6<br />

3.1.2. Alkene (früher Olefine)(3): CnH2n ............................................................ 7<br />

3.1.3. Cycloalkane (Cyclane, früher: Naphthene, Cycloparaffine)(4): CnH2n ..... 7<br />

3.1.4. Aromaten(5): ........................................................................................... 8<br />

3.1.5. Alkohole (Alkanole)(6): R-OH (R = Alkyl Rest) ........................................ 8<br />

3.2. Methanzahl .................................................................................................... 8<br />

3.2.1. Ermittlung der Methanzahl mehrerer Komponenten ............................... 9<br />

3.2.2. Laminare Flammen<strong>ges</strong>chwindigkeit ...................................................... 10<br />

3.2.3. Wobbeindex .......................................................................................... 11<br />

3.3. Klopfverhalten und Magergrenze................................................................. 12<br />

4. Gemischbildung ................................................................................................. 14<br />

4.1. Allgemeines ................................................................................................. 14<br />

4.2. Gasmischertypen ......................................................................................... 16<br />

4.3. Gasdruckregel- und Sicherheitseinrichtungen ............................................. 22<br />

5. Verbrennungsverfahren ..................................................................................... 23<br />

5.1. Zündungskonzepte ...................................................................................... 25<br />

6. Ladungswechsel und Aufladung ........................................................................ 30<br />

7. Zündung ............................................................................................................. 34<br />

7.1. Stand der Technik ....................................................................................... 34<br />

7.2. Potenziale und Zukunftsprojekte bei der Zündung ...................................... 37<br />

7.2.1. Laserzündung ....................................................................................... 37<br />

7.3. Coronazündung ........................................................................................... 39


8. Emissionen und Regelungskonzepte ................................................................. 41<br />

3<br />

8.1. Emissionen: ................................................................................................. 41<br />

8.2. Regelungskonzepte: .................................................................................... 42<br />

8.2.1. Lambda=1: ............................................................................................ 42<br />

8.2.2. Magermotor Regelung mit Magersonde ................................................ 42<br />

8.2.3. Brennraumtemperaturerfassung (TEM) ................................................ 42<br />

8.2.4. Leanox .................................................................................................. 43<br />

8.2.5. Ionenstromsensor ................................................................................. 44<br />

8.2.6. Zylinderdruckmessung .......................................................................... 44<br />

9. Abgasnachbehandlung ...................................................................................... 45<br />

9.1. 3-Wege Katalysator ..................................................................................... 45<br />

9.2. Oxidationskatalysator .................................................................................. 46<br />

9.3. SCR Technologie ........................................................................................ 46<br />

9.4. Thermische Nachoxidation .......................................................................... 47<br />

10. Motorbauteile .................................................................................................. 48<br />

10.1. Kolbentypen ............................................................................................. 48<br />

10.2. Brennraumgeometrie ................................................................................ 50<br />

10.3. Klopfsensor .............................................................................................. 52<br />

11. Literaturnachweis ............................................................................................ 53<br />

12. Abbildungsverzeichnis .................................................................................... 54


2. Historischer Rückblick und Allgemeines<br />

Die ersten Motoren mit Fremdzündung (Ottomotoren) waren <strong>Gasmotoren</strong>. Als<br />

Kraftstoff wurde ein aus Kohle oder Holz gewonnenes Gas (Generatorgas)<br />

ein<strong>ges</strong>etzt. Die erreichten Mitteldrücke und Wirkungsgrade waren im Vergleich zum<br />

heutigen Stand der Technik bescheiden. Erst später wurde durch die Motorfahrzeuge<br />

auf einen leichter zu speichernden, flüssigen Kraftstoff, der Weg zum "Benzinmotor"<br />

gefunden. Der <strong>Gasmotoren</strong> geriet daher nahezu in Ver<strong>ges</strong>senheit. Erst durch die<br />

Potentialausschöpfung der sogenannten Magergemischverbrennung konnte der<br />

Gasmotor gegenüber dem Dieselmotor, speziell in der Stromerzeugung, wieder<br />

aufholen. In der Abbildung 1 sind dazu die erreichten Wirkungsgrade den Leistungen<br />

der einzelnen Techniken gegenüber<strong>ges</strong>tellt. Der größte Vorteil des Gasmotors<br />

gegenüber dem Dieselmotor ist durch die ausgezeichneten Emissionen gegeben.<br />

Abbildung 1: Wirkungsgrade verschiedener Konzepte in Abhängigkeit der<br />

installierten Leistung(1)<br />

Lange Zeit beherrschten auch die Gasturbinen im Leistungssegment von 1-3 MW<br />

den Markt für Industrielle Energieerzeugung. Durch den immer wichtiger werdenden<br />

Aspekt des Wirkungsgrades, der über den Verbrauch und die Kraftstoffkosten mit<br />

den Betriebskosten der Anlage gekoppelt ist, ergaben sich in diesem<br />

Leistungssegment schnell klare Vorteile für den Gasmotor, vor allem dann, wenn die<br />

elektrische Leistung im Vordergrund stand.<br />

4<br />

efficiency [%]<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

gas turbine<br />

<strong>com</strong>bined cycle<br />

10<br />

gas engine<br />

0<br />

diesel engine<br />

0,1 1 10<br />

power [MW]<br />

100 1000


3. Kraftstoffe<br />

Die allgemeinen Definitionen für die Verbrennungsrechnung gelten wie bei flüssigen<br />

Kraftstoffen.<br />

Auszug aus der Nomenklatur:<br />

Ho oberer Heizwert [kJ/kg] ([kJ/m³])<br />

Hu unterer Heizwert [kJ/kg] ([kJ/m³])<br />

Dichte [kg/m³]<br />

Lmin Min. Luftbedarf zur vollständigen Verbrennung []<br />

v Verbrennungsluftverhältnis []<br />

Für gasförmige Kraftstoffe sind zusätzlich zu beachten:<br />

5<br />

Wobbe Index [J/m³]<br />

Dichte des Brenngases [kg/m³]<br />

D Dichte trockener Luft [kg/m³]<br />

w laminare Flammen<strong>ges</strong>chwindigkeit [m/s]<br />

u, o untere, obere Zündgrenze []<br />

MZ Methanzahl []<br />

Ta Selbstentzündungstemperatur [°C]<br />

<br />

Gemischheizwert [kJ/m³]


3.1. Klassifikation der Kohlenwasserstoffe<br />

Die Kohlenwasserstoffe lassen sich nach der Struktur ihrer Bindung ordnen.<br />

3.1.1. Alkane (Grenzkohlenwasserstoffe, früher Paraffine)(2): CnH2n+2<br />

Name Formel Kugelstabmodell<br />

Methan CH4<br />

Ethan C2H6<br />

Propan C3H8<br />

n-Butan C4H10<br />

... ... ...<br />

n-Oktan C8H18<br />

iso-Oktan C8H18<br />

Tabelle 1: Alkane<br />

Ab dem Butan muss zusätzlich auf die Art der C-Bindung geachtet werden. Neben<br />

den in Reihe angeordneten C-Atomen (Normal-Bindung) kann auch eine<br />

Verzweigung (Isomer-Bindung) auftreten. Diese Isomere haben die gleiche molare<br />

Masse, aber unterschiedliche physikalische Eigenschaften. Auf diese Gegebenheiten<br />

muss speziell bei der Verwertung von Chemieabfallgasen in <strong>Gasmotoren</strong> Rücksicht<br />

genommen werden. Stellvertretend für die unterschiedlichen physikalischen<br />

Eigenschaften der n/iso Verbindungen ist in der nachstehenden Tabelle die Situation<br />

bei Butan dar<strong>ges</strong>tellt.<br />

6


7<br />

C4H10<br />

u<br />

Gas in<br />

Luft<br />

[% Vol.]<br />

o<br />

Gas in<br />

Luft<br />

[% Vol.]<br />

Selbstentzündungs-<br />

temperatur<br />

[K]<br />

Molare<br />

Masse<br />

M<br />

[kg/kmol]<br />

Dichte<br />

[kg/m³]<br />

Siedepunkt<br />

@101,325<br />

iso-Butan 1,8 8,4 733 58,123 2,689 261,43<br />

n-Butan 1,9 8,5 678 58,123 2,701 272,65<br />

Tabelle 2: Unterschiede n/iso-Butan<br />

3.1.2. Alkene (früher Olefine)(3): CnH2n<br />

Name Formel Kugelstabmodell<br />

Ethen C2H4<br />

Propen C3H6<br />

n-Buten<br />

(cis/trans/iso)<br />

C4H8<br />

... ... ...<br />

Tabelle 3: Alkene<br />

3.1.3. Cycloalkane (Cyclane, früher: Naphthene, Cycloparaffine)(4): CnH2n<br />

Name Formel Kugelstabmodell<br />

Cyklopropan C3H6<br />

Cyklobutan C4H8<br />

Cyklopentan C5H10<br />

Cyklohexan C6H12<br />

... ... ...<br />

Tabelle 4: Cycloalkane<br />

kPa<br />

[K]


3.1.4. Aromaten(5):<br />

Name Formel Kugelstabmodell<br />

Benzen C6H6<br />

Toluen C7H8<br />

... ... ...<br />

Tabelle 5: Aromaten<br />

3.1.5. Alkohole (Alkanole)(6): R-OH (R = Alkyl Rest)<br />

Name Formel Kugelstabmodell<br />

Methanol CH3OH<br />

Ethanol (Äthanol) C2H5OH<br />

... ... ...<br />

Tabelle 6: Alkohole<br />

3.2. Methanzahl<br />

Die Methanzahl (MZ) wird definiert durch das volumetrische Mischungsverhältnis von<br />

Methan (MZ = 100) bzw. Wasserstoff (MZ=0) und gibt damit direkt Aufschluss über<br />

die Klopffestigkeit des Gases. Eine Zahl nahe 100 bedeutet eine hohe bzw. eine Zahl<br />

nahe 0 eine niedrige Klopffestigkeit. Ein Gemisch von 20 % H2 und 80 % CH4 hat<br />

demnach eine Methanzahl von 80. Sehr wichtig ist, dass diese Definition bei einem<br />

Lambda von 1 festgelegt wurde. Die Methanzahl von anderen Gasen wurde durch<br />

eine Arbeit von Cartellieri und Pfeifer an einem CFR Einzylindermotor<br />

versuchstechnisch erfasst. (7)<br />

Die nachstehende Tabelle zeigt die Methanzahlen, das Lmin und den Hu der<br />

wichtigsten Gase.<br />

8


Brennstoff Bezeichnung MZ Lmin<br />

9<br />

[Nm³L/Nm³]<br />

Hu<br />

[kWh/Nm³]<br />

H2 Wasserstoff 0 2,379 2,996<br />

CH4 Methan 100 9,537 9,971<br />

C2H4 Ethylen 15 14,39 16,521<br />

C2H6 Ethan 43,7 16,85 17,89<br />

C3H8 Propan 33 24,24 26,00<br />

C4H10 Butan 10 32,26 34,34<br />

CO Kohlenmonoxid 75 2,381 3,51<br />

Tabelle 7: Methanzahlen wichtiger Gase<br />

3.2.1. Ermittlung der Methanzahl mehrerer Komponenten<br />

Bei Gasgemischen von jeweils 3 Komponenten kann die Methanzahl durch<br />

sogenannte <strong>Dr</strong>eiecksdiagramme bestimmt werden. Das Lesen der Diagramme ist in<br />

Abbildung 2 dar<strong>ges</strong>tellt.<br />

Punkt P repräsentiert das<br />

Gemisch der<br />

prozentuellen Anteile<br />

a, b, c der Komponenten<br />

A, B, C<br />

Zweidimensionales<br />

Diagramm welches alle<br />

Gemische mit derselben<br />

Klopfgrenze auf der<br />

eingezeichneten Linie<br />

zeigt<br />

Abbildung 2: Aufbau eines <strong>Dr</strong>eiecksdiagrammes<br />

<strong>Dr</strong>eidimensionales<br />

Diagramm: Die<br />

Klopfgrenze jedes<br />

Gemisches wird auf der<br />

vertikalen Achse<br />

dar<strong>ges</strong>tellt


Die Abbildung 3 zeigt das <strong>Dr</strong>eiecksdiagramm möglicher Zusammensetzungen von<br />

Klärgas.<br />

10<br />

methan number lines<br />

test conditions:<br />

n=900 rpm , Ignition= 15°BTDC, =1<br />

CFR / RDH engine<br />

Abbildung 3: <strong>Dr</strong>eiecksdiagramm von Methan, CO2 und N2<br />

knocking resistance: KI=50 const, LWOT<br />

Seit der Verfügbarkeit des Computers werden am Markt Berechnungsprogramme<br />

verschiedener Softwarehersteller angeboten. In Europa wird hauptsächlich das von<br />

der AVL entwickelte Programm ein<strong>ges</strong>etzt. Sehr wichtig bei der Anwendung in<br />

Zusammenhang mit H2 ist, dass je nach dem Gehalt an Wasserstoff der<br />

Betriebspunkt zur "mageren" Seite verschoben werden kann und damit eine<br />

klopffreie Verbrennung stattfindet. Die Rechnung bezieht sich wie oben angeführt auf<br />

Lambda 1 und gibt somit ein nicht korrektes Klopfverhalten an.<br />

3.2.2. Laminare Flammen<strong>ges</strong>chwindigkeit<br />

Die laminare Flammen<strong>ges</strong>chwindigkeit gibt an, mit welcher Geschwindigkeit sich die<br />

Flamme bei laminaren Strömungsverhältnissen ausbreitet. Im Bereich der<br />

stöchiometrischen Verhältnisse ist die laminare Flammen<strong>ges</strong>chwindigkeit am<br />

größten, mit zunehmendem Abmagern des Gemisches wird die laminare<br />

Flammen<strong>ges</strong>chwindigkeit zunehmend langsamer. Ebenso ist dieser Effekt auch bei<br />

dem Anfetten des Gemisches festzustellen. Die verschiedenen Brenngase haben ein<br />

unterschiedliches Verhalten (siehe Abbildung 4).


Abbildung 4: Einfluss des Lambdas auf die laminare Flammen<strong>ges</strong>chwindigkeit<br />

verschiedener Gase<br />

3.2.3. Wobbeindex<br />

Der Wobbeindex ist der Quotient aus dem Brennwert oder Heizwert und der<br />

Quadratwurzel der relativen Dichte. Die relative Dichte ist der Quotient aus der<br />

Dichte des Brenngases und der Dichte trockener Luft unter gleichen <strong>Dr</strong>uck- und<br />

Temperaturbedingungen.<br />

Formel für den oberen Wobbeindex:<br />

Formel für den unteren Wobbeindex:<br />

Die Einheit des Wobbeindex ist J/m³ oder kWh/m³, analog der Einheit des Heiz- bzw.<br />

Brennwertes.<br />

11<br />

laminar flame speed [cm/s]<br />

120<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

0<br />

bio gas<br />

coke gas<br />

natural gas<br />

wood gas<br />

pyrolysis gas<br />

1 1,2 1,4 1,6 1,8 2<br />

AF-ratio Λ


Stoff Ws [MJ/m³] Wi [MJ/m³]<br />

Wasserstoff, H2 48,34 40,90<br />

Methan, CH4 53,45 48,17<br />

Propan, C3H8 81,18 74,74<br />

Verbund Erdgas Nord 51,55 46,54<br />

Russisches Erdgas 53,21 47,97<br />

Biogas (65 Vol% CH4) 28,44<br />

Tabelle 8: Wobbeindex verschiedener Brenngase<br />

Der Wobbeindex wird benötigt, um die Austauschbarkeit von Brenngasen zu<br />

beurteilen. Brenngase mit gleichem Wobbeindex ergeben bei gleichem Düsendruck<br />

die gleiche Wärmebelastung im Brenner. Die Brennerdüse muss in diesem Fall nicht<br />

ausgetauscht werden.<br />

Wenn zum Beispiel Erdgas durch ein Propan/Luft-Gemisch ersetzt werden soll, reicht<br />

es nicht aus, eine Mischung mit gleichem Heizwert zu erzeugen. Da dieses Gemisch<br />

eine andere Dichte hätte, würde durch den Brenner eine andere Menge strömen und<br />

sich dadurch ein anderer Energieumsatz ergeben. Durch das Einbeziehen der Dichte<br />

ergibt sich jedoch genau der Volumenstrom, der nötig ist um die gleiche<br />

Energiemenge durchzusetzen.<br />

Wichtig für die Anwendung bei <strong>Gasmotoren</strong> ist, dass der Wobbeindex in diesem<br />

Anwendungsbereich nicht relevant ist. Dieser hat seine wesentliche Anwendung bei<br />

ungeregelten und fix ein<strong>ges</strong>tellten Brennern.<br />

3.3. Klopfverhalten und Magergrenze<br />

Im Bereich der stöchiometrischen Verbrennungsführung wird die Leistung durch<br />

Klopfgrenzen beschränkt. Die maximal mögliche Leistung ist je nach dem<br />

verwendeten Kraftstoff (Methanzahl) unterschiedlich. Bei sehr mageren Bedingungen<br />

wird das Fenster für die möglichen Mitteldrücke zu höheren Werten verschoben. Es<br />

stellt sich dann auch die Magergrenze ein, diese Grenze wird durch das nicht mehr<br />

zündbare Brennstoff/Luftgemisch (zu großer Luftüberschuss) bestimmt. Die<br />

Abbildung 5 zeigt diese Effekte.<br />

12


Abbildung 5: Klopfgrenze und Magergrenze (Quelle: Wärtsilä)<br />

13


4. Gemischbildung<br />

4.1. Allgemeines<br />

Wie gemäß Tabelle 8 auf Seite 12 leicht nachvollzogen werden kann, ist die korrekte<br />

Einstellung des erforderlichen Kraftstoff/Luftverhältnisses bei den <strong>Gasmotoren</strong><br />

wesentlich schwieriger als bei den Motoren mit flüssigen Kraftstoffen<br />

(Heizwertunterschied ca. 5%). Die verschiedenen Heizwerte stellen vor allem beim<br />

"Zweigasbetrieb" hohe Anforderungen an die Gemischbildungseinheit. Den höchsten<br />

Heizwert (Hu) der in <strong>Gasmotoren</strong> genutzten Brennstoffe hat Butan mit 34,3 kWh/Nm 3 ,<br />

als niedrigstes Einzelgas wird Wasserstoff mit 2,99 kWh/ Nm 3 verwendet. Das sind<br />

Heizwertunterschiede bei Einzelkomponenten von mehr als Faktor 11. Eine weitere<br />

Verschärfung ist durch die Nutzung von Gasgemischen mit Inertgasen, wie CO2 und<br />

N2 gegeben. Die "schwächsten" von <strong>Gasmotoren</strong> verwertbaren Gasgemische haben<br />

bei ausreichendem H2–Anteil Heizwerte um 0,5 kWh/ Nm 3 , d.h. der Unterschied<br />

"Schwach- zu Starkgas" kann bis zu 1:60 betragen. Diese großen Unterschiede<br />

müssen noch mit den physikalischen Eigenschaften der Brennstoffe gepaart werden.<br />

Bei stöchiometrischer Verbrennung wird der Mindestluftbedarf bei vollständiger<br />

Verbrennung angegeben (Abbildung 6).<br />

Abbildung 6: Luftbedarf zur stöchiometrischen Verbrennung verschiedener Gase<br />

14<br />

35<br />

30<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

[m³ air/m³ gas]<br />

2,37<br />

4,77<br />

9,35<br />

24,2<br />

32,2<br />

H 2 landfill gas CH 4 C 3H 8 C 4H 10<br />

(50% CH 4)


Die Unterschiede zum Heizwert ergeben sich aus den differierenden C- und H2–<br />

Anteilen. Ein weiteres Kriterium der Brenngase ist durch die Zündgrenzen (Abbildung<br />

7) gegeben. Die Zündgrenzen geben an, innerhalb welcher unter- bzw.<br />

überstöchiometrischen Luftverhältnisse eine Zündung erfolgen kann. Wasserstoff hat<br />

die weitesten Zündgrenzen. Methan hat einen relativ kleinen Zündbereich. Für die<br />

Entflammungsbedingungen im Brennraum ist es daher wesentlich, die<br />

Gemischbildungsvorgänge genau zu verstehen und damit entsprechende<br />

Maßnahmen setzen zu können. Wird Wasserstoff als Brennstoff benutzt, sind die<br />

Anforderungen an die gemischbildende Einheit vergleichsweise bescheiden.<br />

Abbildung 7: Zündgrenzen verschiedener Gase<br />

Bei Erdgas sind die Anforderungen an die Homogenität vor allem beim extremen<br />

Magerbetrieb sehr hoch. Die gemischbildende Einheit kann bei den <strong>Gasmotoren</strong> vor<br />

oder nach dem Verdichter der Aufladegruppe angeordnet sein. Die Anordnung auf<br />

der Saugseite (Abbildung 8) hat den Vorteil, dass nur ein sehr kleiner <strong>Dr</strong>uck<br />

anstehen muss, wie es z.B. bei Klär- oder Deponiegas (30-100 mbar) der Fall ist.<br />

15<br />

10<br />

1<br />

0,1<br />

AF-ratio []<br />

9,83<br />

0,14<br />

1,95<br />

0,59<br />

2,94<br />

0,14<br />

2,04<br />

0,33<br />

H 2 CH 4 CO C 3H 8


Abbildung 8: Gasmischer vor dem Verdichter (Saugseite)<br />

Abbildung 9: Gasmischer nach dem Verdichter (<strong>Dr</strong>uckseite)<br />

Ein weiterer Nutzen entsteht durch die Homogenisierung des Gemisches im<br />

Verdichter, so dass bei V-Motoren jede Reihe ein exakt gleiches Lambda erhält. Wird<br />

der Gasmischer auf der <strong>Dr</strong>uckseite (p2) angeordnet (Abbildung 9), ist ein<br />

entsprechend höherer Gasvordruck notwendig, der fallweise über einen eigenen<br />

Gasverdichter erzeugt werden muss, außerdem ist die Gefahr eines<br />

durchschlagenden fetten Strömungsfadens immer gegeben und es ist dann<br />

zweckmäßig, dem Gasmischer eine homogenisierende Einheit nachzuschalten.<br />

4.2. Gasmischertypen<br />

Bei Motoren mit geringen Emissionsanforderungen wird häufig der „variable<br />

restriction“ Gasmischer (Impco) verwendet. Das Funktionsprinzip ist in Abbildung 10<br />

dar<strong>ges</strong>tellt. Die Besonderheit dieses Typs ist das "gas metering valve", dessen<br />

äußere Form einen massenstromabhängigen Lambdaverlauf relativ einfach erreichen<br />

lässt. Wird eine andere Charakteristik gewünscht, so wird die Form des „gas<br />

metering valves“ dem erforderlichen Lambdabedarf angepasst. Eine weitere<br />

16


Eingriffsmöglichkeit ist durch die Festlegung der in der Vakuumkammer befindlichen<br />

Feder gegeben. Dieser Gasmischertyp kann auf der Saugseite oder der <strong>Dr</strong>uckseite<br />

ein<strong>ges</strong>etzt werden. Als wesentlicher Vorteil dieses Typs ist die einfache Mechanik zu<br />

nennen, da kein elektronisches Stellglied vorhanden ist. Der Nachteil ist jedoch eine<br />

entsprechend der Geometrie fixierte Einstellung und damit ein bestimmtes Lambda<br />

während des Einstellvorgan<strong>ges</strong>. Für Anforderungen, die nicht der TA-Luft<br />

entsprechen, wie z.B. US-2g NOx/hph reicht dieses einfache Konzept aus. Mit<br />

diesem Konzept ist kein Regeleingriff zur Kompensation variabler Heizwerte bzw.<br />

sich verändernden Umgebungsbedingungen (Ansaugtemperatur und Luftdruck)<br />

möglich.<br />

Abbildung 10: variable restriction carburator (IMPCO)<br />

Für moderne <strong>Gasmotoren</strong> mit hohen Mitteldrücken ist bei diesem Gasmischertyp der<br />

Trade-Off von Massendurchsatz und Widerstand am ungünstigsten.<br />

Ein weiteres, weit verbreitetes Gasmischkonzept, stellt der Venturimischer<br />

(Abbildung 11) dar. Das notwendige Lambda wird dabei durch Anpassung des<br />

Gasvordruckes an die Eintrittsquerschnitte ein<strong>ges</strong>tellt. Der Regelungseingriff erfolgt<br />

über ein <strong>Dr</strong>osselorgan (main adjustment screw) in der Gaszuführung. Von den<br />

verschiedenen Herstellern werden die unterschiedlichsten Möglichkeiten der<br />

Gaszuführung zum Düsenquerschnitt angeboten, am häufigsten erfolgt die<br />

Gaszuführung über einen außen liegenden Verteilerring. Der Vorteil dieses<br />

17


Mischertyps liegt in den relativ einfach zu optimierenden <strong>Dr</strong>uckverlusten, so dass<br />

dieser Mischertyp auch für hohe Mitteldrücke ein<strong>ges</strong>etzt werden kann.<br />

Abbildung 11: Venturi Mischer<br />

Das dritte verbreitete Grundkonzept ist der „Orifice“-Mischer, wo das Lambda über<br />

das Flächenverhältnis Luft zu Gasquerschnitt ein<strong>ges</strong>tellt wird (Abbildung 12). Die<br />

Grundidee ist bereits relativ alt (1925) und wurde von der Ruhrgas Mitte der 80er<br />

Jahre aufgegriffen und auf den heutigen Stand gebracht (Markenname: HOMIX)<br />

Abbildung 12: orifice carburetor (HOMIX)<br />

Für Magermotoren hat dieses Konzept den Vorteil, dass mit relativ geringem<br />

Aufwand das Flächenverhältnis Luft/Gas im Betrieb nach<strong>ges</strong>tellt werden kann. Dieser<br />

Gasmischertyp erfordert immer einen <strong>Dr</strong>uckregler (Nulldruckregler), der die<br />

18


<strong>Dr</strong>uckverhältnisse in der Gaszuführung dem <strong>Dr</strong>uck im Saugrohr vor dem Verdichter<br />

anpasst. Als neueste Entwicklung bei den Gasmischern ist das TecJet System zu<br />

nennen. Die Funktionsweise ist in Abbildung 13 (TecJet – erste Generation) gezeigt.<br />

Dieses Konzept hat den Vorteil, dass große Heizwertunterschiede und diverse<br />

Regeleingriffe in sehr kurzer Zeit (100 ms) ausgeregelt werden können. Das Konzept<br />

mit dem axial verschiebbaren Stellkolben wurde bei der Überarbeitung gegen eine<br />

sehr fein verstellbare <strong>Dr</strong>osselklappe ersetzt (Abbildung 14).<br />

Abbildung 13: Gasregeleinrichtung „TecJet“<br />

Abbildung 14: Neue Generation der Woodward TecJet Lösung<br />

19


Bei großen <strong>Gasmotoren</strong> gibt es auch die Möglichkeit die Gemischbildung unmittelbar<br />

vor dem Einlassventil (port injection) durchzuführen. Ab Zylinderhubräumen größer<br />

als 10 l wird dieses Konzept mit der Kombination einer <strong>ges</strong>pülten Vorkammer bei<br />

mehreren Gasmotorherstellern ein<strong>ges</strong>etzt (Abbildung 15). Das Einblaseventil kann<br />

mechanisch über den Ventiltrieb betätigt (gas admission valve) oder elektrisch<br />

<strong>ges</strong>teuert werden. Die Homogenität des Gas/Luftgemisches entspricht jedoch nicht<br />

der für die optimale Verbrennung gewünschten Qualität.<br />

20<br />

exhaust valve<br />

inlet valve<br />

gas injection valve<br />

Abbildung 15: Anordnung des Gaseinblaseventils vor dem Einlassventil<br />

Die Abbildung 16 zeigt moderne Einblaseventile für das Saugrohr der Fa. Woodward.<br />

Ein weiterer Anbieter dieser Technologie ist die Firma Heinzmann (Megasol), der<br />

Einblasevorgang erfolgt durch die elektronische Ansteuerung eines Plattenventiles<br />

während des Ansaugtaktes. Dieser Vorgang ist in Abbildung 17 im Fall einer<br />

„Sogav“ Anwendung gezeigt.


Abbildung 16: Gaseinblaseventile (Woodward – Sogav 43)<br />

Abbildung 17: Taktung Einblasevorgang<br />

Mit Hilfe der Vorkammerzündung wird dieser Mangel teilweise ausgeglichen. Für<br />

hohe Emissionsanforderungen erzwingt dieses Konzept eine Einzelzylinderregelung.<br />

Toleranzen der betroffenen Bauteile (Durchflussbeiwerte, Geometrien usw.)<br />

beeinflussen das Lambda und zur Gleichstellung ist ein vom Lambda abhängi<strong>ges</strong><br />

Signal (z.B. Brennraumtemperatur, Ionenstrom oder anderes) erforderlich. Dieses<br />

Konzept ist technisch zwar sehr elegant, jedoch kostenintensiv bzw. hat auch durch<br />

die große Teileanzahl ein hohes Ausfallrisiko. Neben dem Nachteil der auftretenden<br />

Inhomogenitäten benötigen alle auf der <strong>Dr</strong>uckseite gaszuführenden Verfahren einen<br />

ausreichenden Versorgungsdruck von 3 bis 6 bar, der speziell bei Biogasanlagen<br />

nicht vorhanden ist.<br />

21


4.3. Gasdruckregel- und Sicherheitseinrichtungen<br />

Um das in den Gasnetzen vorhandene <strong>Dr</strong>uckniveau an die bei dem Gasmotor<br />

verwendete Gemischbildung anzupassen ist eine sogenannte Gasregelstrecke<br />

erforderlich. Der grundsätzliche Aufbau, ist in Abbildung 18 gezeigt. Neben der<br />

Funktion der <strong>Dr</strong>uckanpassung sind in die Gasregelstrecke auch die<br />

vor<strong>ges</strong>chriebenen Sicherheitsfunktionen integriert.<br />

Abbildung 18: Typische Gasregelstrecke für <strong>Gasmotoren</strong><br />

22


5. Verbrennungsverfahren<br />

Wie in Abbildung 19 gezeigt, hat das Luftverhältnis auf die NOX–Entstehung einen<br />

signifikanten Einfluss. Um den heutigen Anforderungen der TA-Luft zu entsprechen,<br />

können verschiedene Wege ein<strong>ges</strong>chlagen werden. Weiters sind in Abbildung 19 die<br />

möglichen Konzeptgrenzen eingetragen. Der kleinste sinnvolle NOx–Wert bei der<br />

Anwendung der Magerverbrennung liegt bei 250 mg NOx/Nm 3 . Werte darunter<br />

können zwar kurzzeitig gefahren werden, sind jedoch in Serie derzeit nicht<br />

darstellbar. Der "Schwellwert" von 250 mg NOx/Nm 3 gilt auch für Biogase, wobei in<br />

diesem Fall auf eine hohe Konstanz des CH4 –Anteiles geachtet werden muss. Kann<br />

der CH4–Wert aus prozesstechnischen Gründen nicht konstant gehalten werden<br />

(z.B. bei Deponiegas ohne Zwischenpuffer), so liegt der mögliche Grenzwert bei<br />

ca. 350 – 400 mg NOx/Nm 3 (z.B. Grenzwert der Schweiz). Werte unter<br />

250 mg NOx/Nm 3 können praktisch nur mit dem Lambda=1-Konzept oder mit der<br />

Anwendung der SCR-Technik (selektive katalytische Reduktion) eingehalten werden.<br />

Abbildung 19: NOX-Verlauf über Lambda und Konzeptgrenzen der NOX-<br />

Minderungsverfahren<br />

Für mit Schadstoffen (Cl, F, Si, H2S u.a.) beladene Biogase bleibt nur die Möglichkeit<br />

Magermotoren einzusetzen, da die genannten Elemente Katalysatorgifte darstellen<br />

und den Katalysator kurzfristig außer Funktion setzen. Die Anforderungen an den<br />

23


Gasmischer und die Meßsignale sind speziell bei stöchiometrischen<br />

Verbrennungsverfahren sehr groß. Im Falle der Lambda=1-Technik ist es für den 3-<br />

Wege Katalysator erforderlich, das Verbrennungsluftverhältnis im sogenannten<br />

Lambda-Fenster von 0,980 – 0,991 konstant zu halten. Bei einer allfälligen<br />

Kombination der Magertechnologie mit SCR ist bei gleichen Emissionen der<br />

Regelungsbereich auch bei den sogenannten "open loop"-Steuerungen um etwa den<br />

Faktor 15 günstiger. Für die Einhaltung des Lambdafensters ist unbedingt eine<br />

"closed loop"-Regelung mit einem Lambda-Sensor im Abgastrakt erforderlich.<br />

Neben dem konventionellen Lambda=1-Konzept ist auch eine Variante mit<br />

Abgasrückführung und Aufladung möglich. Dieses Konzept hat mehrere Vorteile. So<br />

wird einerseits durch die Abgasrückführung die Rohemission von NOX auf ungefähr<br />

die Hälfte reduziert bzw. andererseits die Bauteilbelastung wesentlich ab<strong>ges</strong>enkt, so<br />

dass über die Aufladung die Mitteldrücke angehoben werden können.<br />

Die Problemkreise der Lambda=1-Technik bestehen in den hohen Anforderungen an<br />

den 3-Wege-Katalysator, an die Zünd- und Gemischregeleinrichtung sowie an die<br />

Reife des Triebwerkes (Ölverbrauch). Der Katalysator muss die NOx-Emissionen zu<br />

99% umsetzen, um die Limits einzuhalten. Wurde z.B. durch den Ölverbrauch und<br />

den daraus entstehenden Ölaschen die Wirksamkeit des Katalysators reduziert oder<br />

ist durch einen Wartungsmangel an den Zündkerzen (Zündspulen) eine thermische<br />

Schädigung der Katalysatoroberfläche eingetreten, so tritt in Folge ein Vielfaches der<br />

NOx-Emission der Magermotoren auf. Bei Lambda=1-Motoren sind daher die<br />

Service- und Wartungskosten entsprechend höher anzusetzen.<br />

Im Wesentlichen konnten sich die Magermotoren speziell wegen der spezifischen<br />

Kosten und des besseren Wirkungsgrades weltweit gegenüber den Lambda=1<br />

Motoren durchsetzen. Die Abbildung 20 zeigt dazu den Vergleich der verschiedenen<br />

Wirkungsgrade.<br />

24


Abbildung 20: Wirkungsgradvergleich der verschiedenen Verbrennungskonzepte<br />

5.1. Zündungskonzepte<br />

Bei den fremdgezündeten Gasottomotoren werden zwei grundsätzlich verschiedene<br />

Zündungskonzepte unterschieden. Bei den schnelllaufenden Motoren (n=1500 min -1 )<br />

bis ca. 170 mm Bohrungsdurchmesser wird, bis auf wenige Ausnahmen, die in<br />

Abbildung 21 (links) dar<strong>ges</strong>tellte Direktzündung verwendet. Im Wesentlichen<br />

entspricht dieses Konzept auch den bei PKW-Otto-Motoren ein<strong>ges</strong>etzten<br />

Zündungskonzepten. Bei kleinerer <strong>Dr</strong>ehzahl (n=800-1200 min -1 ) und fetterer<br />

Verbrennung (auch Lamda=1) ist die Flammen<strong>ges</strong>chwindigkeit im Brennraum groß<br />

genug, um auch dieses Konzept bis zu einem Bohrungsdurchmesser von 250 mm<br />

einzusetzen. Für Magermotoren mit Bohrungsdurchmesser von 200 mm und größer<br />

sind zur Einhaltung der geforderten NOx-Werte der TA-Luft, sogenannte<br />

Vorkammerzündungskonzepte notwendig. In Abbildung 21 (rechts) ist dieses<br />

Konzept schematisch dar<strong>ges</strong>tellt. Es wird hier der Brennraum in zwei Kammern<br />

unterteilt und zwar<br />

25<br />

a) Hauptbrennraum<br />

b) Vorkammer


Die Aufteilung der Vorkammer ist im Gegensatz zu den PKW-Vorkammer-<br />

Dieselmotoren stark asymmetrisch (Hauptbrennraum größer als 95% des<br />

Gesamtbrennvolumens). Weiters wird das Konzept der <strong>ges</strong>pülten von der<br />

un<strong>ges</strong>pülten Vorkammer unterschieden.<br />

Abbildung 21: Verbrennungsverfahren Direktzündung/Vorkammerzündung<br />

Die <strong>ges</strong>pülte Vorkammer wird mit einer eigenen Gaszuführleitung, die im<br />

Allgemeinen die Vorkammer über ein selbsttäti<strong>ges</strong> Schnüffelventil anfettet, versorgt.<br />

Um die Zündung des Gemisches in der Vorkammer sicherzustellen, sollte das<br />

Lambda der Vorkammer im Lambda=1 nahen Bereich sein. Das Luftverhältnis des<br />

Hauptbrennraumes muss im Vergleich zu dem direktgezündeten Konzept wesentlich<br />

magerer sein, um gleiche NOX-Werte zu erreichen. Bei der un<strong>ges</strong>pülten Vorkammer<br />

wird die Zündkerze von einer Kammer umgeben, die mit relativ kleinen<br />

Schusskanälen (Übertrittsbohrungen) mit dem Hauptbrennraum verbunden ist. Bei<br />

gleichen NOX-Emissionen ist das Lambda etwa um 0,2 fetter als beim vorher<br />

genannten Konzept.<br />

Dieselzündstrahl /Diesel-Gasmotor<br />

Neben den über Zündkerzen (fremd) gezündeten Motoren kann die Zündung auch<br />

über einen Dieselkraftstoffstrahl eingeleitet werden. Dieses Konzept hat den Vorteil,<br />

dass bei Ausfall des Gases der Motor auch als Dieselmotor (vor allem für<br />

Notstromanwendungen wichtig) betrieben werden kann. Der Motor wird als<br />

Dieselmotor <strong>ges</strong>tartet, um dann in Folge dem Luftstrom Gas als primären<br />

26


Energieträger zuzumischen. Die Zündstrahlmenge beträgt bei Volllast ca. 5% bis<br />

10% (energetisch). Das Haupteinsatzgebiet dieses Motorentyps ist da, wo große<br />

Gasmengen mit geringen Heizwerten und schwerer Entflammbarkeit vorhanden sind.<br />

Als Beispiel sind hier Gase mit hohen Inertgasanteilen zu nennen. Diesel-<br />

<strong>Gasmotoren</strong> können die NOX-Grenzwerte nur mit SCR erreichen, da minimal NOX-<br />

Rohemissionen von 1500 bis 2000 mg NOX/Nm 3 erreicht werden können. Ein<br />

weiterer Nachteil ist durch die dem Dieselmotor ähnlichen Partikelemissionen<br />

gegeben. Der konventionelle Diesel-Gasmotor (Zündstrahlmotor) ist von den neuen<br />

Konzepten mit Pilotzündstrahl (0,5 bis 1% Diesel) zu unterscheiden. Die Abbildung<br />

22 zeigt hierzu das „AVL Glowplug“ Konzept wie es z.B. bei der Mitsubishi Mach 30<br />

Serie ein<strong>ges</strong>etzt wird.<br />

Abbildung 22: AVL Glow Plug Mikropilot Konzept<br />

Abbildung 23 zeigt das „HJ Schnell“-Konzept, bei dem mit elektronischer<br />

Einspritztechnik der Zeitpunkt und die Zündstrahlmenge angepasst werden kann.<br />

27


Abbildung 23: HJ Schnell Zündstrahl Motor<br />

MAN B&W PGI<br />

Ein neu auf dem <strong>Gasmotoren</strong>markt angebotenes Konzept (Abbildung 24) basiert auf<br />

der Zündungseinleitung des Gas/Luftgemisches in der Vorkammer mit Hilfe eines<br />

„Hotspots“. Als „Hotspot“ wird dabei ein Glühstift wie bei dem AVL Glow Plug<br />

ein<strong>ges</strong>etzt. An Stelle des Dieselkraftstoffes wir aber ein kleiner Teil (1 bis 3 %) des<br />

primär im Hauptbrennraum verwendeten Gases verwendet. Kurz vor dem<br />

gewünschten Zündbeginn wird über das Gaseinblaseventil in der Vorkammer der<br />

kleine Teilstrom an Gas mit <strong>Dr</strong>ücken im Bereich von 230 bar eingeblasen. Durch die<br />

Anfettung entzündet sich dann das Gas/Luftgemisch in der Vorkammer und der<br />

Hauptbrennraum wird danach über die sich ausbildenden Fackeln entzündet.<br />

Während des Startvorgan<strong>ges</strong> bzw. im Teillastbereich wird der Glühstift ein<strong>ges</strong>chaltet,<br />

wenn das System im Hochlastbereich arbeitet ist die Oberfläche des Glühstiftes<br />

ausreichend heiß um auch den folgenden Arbeitstakt zu zünden. Der wesentliche<br />

Vorteil des PGI Konzeptes ist, dass das für den Hochlastbereich kritische Element<br />

der Zündkerze entfällt. Zusätzlich werden durch die konzeptionell bedingte sehr<br />

magere Betriebsweise die NOX Emissionen sehr niedrig gehalten und Werte unter<br />

250 mg/nm³@ 5% O2 sind gut darstellbar.<br />

28


Abbildung 24: MAN B&W PGI<br />

29


6. Ladungswechsel und Aufladung<br />

Bei den Motoren wird grundsätzlich zwischen Saugmotoren (NA) und den<br />

aufgeladenen Motoren (TC) unterschieden. Saugmotoren wurden in der Zwischenzeit<br />

von den aufgeladenen Motoren nahezu vollständig verdrängt. Der Grund hierzu ist in<br />

den niedrigeren spezifischen Kosten bzw. im höheren Wirkungsgrad der TC Motoren<br />

begründet. In Abbildung 25 ist eine Gegenüberstellung betreffend des<br />

Wirkungsgrades eines praktisch leistungsgleichen Saugmotors mit einem gering<br />

aufgeladenen bzw. mit einem hoch aufgeladenen TC Motor gezeigt. Zwischen dem<br />

Saugmotor und dem hoch aufgeladenen Gasmotor beträgt der Unterschied 3 %. Die<br />

Hubräume der Motoren betragen 35,9 l, 24 l sowie 16 l.<br />

0.4<br />

0.35<br />

0.3<br />

0.25<br />

efficiency<br />

J 208 GS C 01 (displ. = 16l)<br />

500 mg NOx/Nm³<br />

lean engine (displ. = 20l)<br />

500 mg NOx/Nm³<br />

stoichiometric engine (displ. = 30l)<br />

40 60 80 100<br />

load [%]<br />

Abbildung 25: Vergleich des Wirkungsgrades von verschiedenen Konzepten<br />

Die Aufladung ermöglicht neben der größeren Leistungsdichte auch noch zusätzliche<br />

Potenziale den Wirkungsgrad zu steigern. Bei kleinen Turboladern haben sich primär<br />

die Radialturbine/Radialverdichter (automotive Standard) durch<strong>ges</strong>etzt. Bei größeren<br />

<strong>Gasmotoren</strong> (


der Turbine soll bestmöglich mit dem Bedarf des Verdichters übereinstimmen. Um<br />

gute Wirkungsgrade der Aufladegruppe zu erreichen ist weiter die Lage der<br />

Schlucklinie in dem Bereich der Wirkungsgradoptima des Verdichterkennfeldes zu<br />

legen.<br />

Die Abbildung 26 zeigt als Beispiel ein Verdichterkennfeld mit eingezeichneter<br />

Schlucklinie. Das <strong>Dr</strong>uckverhältnis (p2/p0) bzw. der Volumsstrom (v‘) sind die<br />

wesentlichen Parameter. Gut zu sehen ist der Verlauf der Schlucklinie nahe dem<br />

Zentrum im Bereich der höchsten Verdichterwirkungsgrade. Die linke Begrenzung<br />

des Kennfeldes wird als Pumpgrenze (surging line) bezeichnet. Der Kennfeldbereich<br />

links dieser Linie ist nicht „fahrbar“, da die Strömung am Laufrad abreißt und das in<br />

der Branche bekannte Verdichterpumen auftritt.<br />

31<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

<strong>com</strong>p. pressure ratio<br />

746<br />

850<br />

533<br />

[1/sec]1066<br />

640<br />

960<br />

1 2 3<br />

intake volume flow [m 3 /s]<br />

Abbildung 26: Kennfeld eines Verdichters (ABB TPS 57)<br />

Die Lage der Schlucklinie im Verdichterkennfeld hängt bei gleicher Motoreinstellung<br />

auch von den Umgebungsbedingungen (Temperatur und <strong>Dr</strong>uck) ab und kann sich<br />

dadurch auch verschieben. Im reellen Betrieb können daher Unterschiede zur<br />

theoretischen Auslegung auftreten, die sich dann auch im Wirkungsgrad des Motors<br />

erkennen lassen. Kritisch kann eine zu kalte Ansaugluft werden (hohe Masse), die<br />

Lage der Schlucklinie verschiebt sich dann in Richtung der Pumpgrenze. Bei<br />

größeren Seehöhen bzw. geringen Luftdichten verschiebt sich die Schlucklinie nach<br />

oben und das „Laufzeug“ des Turboladers kann in den Bereich der Überdrehzahl


gelangen. Dabei ist Vorsicht geboten, da sich die Verdichterschaufeln durch<br />

Überlastung „auflösen“ können.<br />

Für den Versuchsingenieur kann eine Turboladerauslegung betreffend der Qualität in<br />

einem Volllastpunkt mit einem Blick beurteilt werden. Es ist dabei das so genannte<br />

Spülluftgefälle die Kenngröße die entsprechend aussagefähig ist. In Abbildung 27 ist<br />

der Vergleich eines typischen Automotiveturboladers mit einem „high-tech“<br />

Turbolader (ABB RR Serie) gezeigt. Der qualitativ hochwertige Turbolader bringt in<br />

weiten Bereichen ein positives Spülluftgefälle, d.h. der Ladedruck ist immer größer<br />

als der Gegendruck vor der Turbine. Im gezeigten Anwendungsfall hat der<br />

„automotive“ Turbolader einen Wirkungsgradnachteil von ca. 3 % Punkten zur Folge<br />

(Volllastpunkt).<br />

Abbildung 27: Spülluftgefälle verschiedener Turbolader<br />

Bei <strong>Gasmotoren</strong> ist im Vergleich zu Dieselmotoren die Ventilüberschneidung relativ<br />

klein. Diese ist erforderlich um das Durchspülen vom Frischgasgemisch zu<br />

vermeiden und den Anteil an unverbrannten Kohlenwasserstoffen möglichst zu<br />

minimieren. Bei <strong>Gasmotoren</strong> mit zentraler Gemischbildung (vor dem Turbolader) wird<br />

die Ventilüberschneidung auf unter 20 °KW ausgelegt, bei Motoren mit „port<br />

injection“ kann die Ventilüberschneidung durch ein spätes Starten des<br />

Einblasevorgan<strong>ges</strong> auch größer sein.<br />

32


Steuerzeiten nach „Miller“<br />

Bei modernen <strong>Gasmotoren</strong> wird der Ladungswechsel nicht nach der maximal<br />

möglichen Zylinderfüllung optimiert, sondern auch auf die Bedingungen des<br />

Kraftstoffes (Klopfneigung) Rücksicht genommen. Das wird erreicht indem das<br />

Einlassventil deutlich vor (EIC – early inlet valve closing) oder weit nach dem unteren<br />

Totpunkt (LIC – late inlet valve closing) <strong>ges</strong>chlossen wird. Damit kommt es zum<br />

Effekt der inneren Ladungskühlung und bei der Einleitung der Zündung ist das<br />

Temperaturniveau im Brennraum geringer und die Klopfneigung nimmt ab (Abbildung<br />

28). Durch diesen Lösungsansatz können thermodynamisch günstigere (höhere)<br />

Verdichtungsverhältnisse dar<strong>ges</strong>tellt werden.<br />

Abbildung 28: Steuerzeiten nach „Miller/Atkinson“<br />

33


7. Zündung<br />

7.1. Stand der Technik<br />

Im Allgemeinen erfolgt die Zündung des Gas/Luftgemisches wie bei den PKW<br />

Ottomotoren mit Hilfe einer Zündkerze. Bis Anfang der Neunzigerjahre wurde ein<br />

mechanischer, von der Nockenwelle getriebener Zündgenerator verwendet (z.B.<br />

Altronic). Mit dieser Technologie sind erforderliche Eingriffe in die Anpassung des<br />

Zündzeitpunktes (wegen klopfender Verbrennung) praktisch nicht möglich. Neue<br />

<strong>Gasmotoren</strong> haben nahezu zu 100% eine elektronische Zündung<br />

(Kondensatorzündung). Es wird dabei ein Kondensator aufgeladen und zum<br />

gewünschten Zeitpunkt mit Hilfe eines Thyristors entladen. Der Entladungsvorgang<br />

erfolgt über die Primärwicklung (wenig Windungen) der Zündspule mit niedriger<br />

Spannung, jedoch hohem Strom. An der Sekundärseite der Spule (hohe<br />

Windungszahl) wird eine hohe Spannung bei niedrigem Strom induziert, die dann in<br />

Folge zum Zündfunken an der Zündkerze führt. Wichtig ist die Unterscheidung der<br />

zur Funkenbildung erforderlichen Spannung (Zündspannungsbedarf) bzw. der<br />

maximal möglichen Zündspannung (Zündspannungsangebot). Prinzipiell soll die<br />

Zündspannung zur Minderung des Verschleißes der Elektroden so niedrig wie<br />

erforderlich ein<strong>ges</strong>tellt werden. Die Höhe der Zündspannung ergibt sich primär aus<br />

dem Spaltmaß von Mittel- und Massenelektrode bzw. der während des Funkens<br />

vorherrschenden Dichte im Brennraum. Abbildung 29 zeigt dazu die<br />

Zusammenhänge des Zündspannungsbedarfes über dem Mitteldruck bei TA-Luft<br />

Anforderungen (500 mgNOx/Nm³). Zusätzlich ist der Verlauf bei ½ TA-Luft (höhere<br />

Ladungsdichte – magere Verbrennung) in Abbildung 29 eingezeichnet.<br />

34


35<br />

30<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

spark voltage [kV]<br />

250 mg NO x/Nm 3<br />

500 mg NO x/Nm 3<br />

0 1 2 3<br />

BMEP [MPa]<br />

Abbildung 29: Abhängigkeit des Zündspannungsbedarfes von dem Mitteldruck bzw.<br />

vom NOX Niveau<br />

Um die für Stationärmotoren erforderliche Lebensdauer der hoch belasteten<br />

Zündkerzen zu erreichen, werden von einigen Zündkerzenherstellern mit<br />

Edelmetallen armierte Elektroden angeboten. Als im Markt gängige Typen sind z.B.<br />

die Champion RB 77 WPC bzw. Denso 3-1 bekannt. Einige Motorhersteller wie z.B.<br />

GE Jenbacher setzen auf Eigenentwicklungen. Als typische Edelmetalle an den<br />

Elektroden werden Pt, Ir und Rh verwendet. Die Abbildung 30 zeigt so genannte<br />

Schirmkerzen (links) bzw. auch Standard G Type Zündkerzen (rechts).<br />

Abbildung 30: Fotos Zündkerzen (links - Schirmkerzen für hoch turbulente<br />

Verbrennungsführung/rechts - Standardtypen)


Multitorch<br />

Ein im <strong>Gasmotoren</strong>markt zunehmend erfolgreiches Konzept bietet die Fa. Multitorch<br />

(Sinnheim) an. Es handelt sich hier um eine Zündkerze mit Vorkammer [7]<br />

(Abbildung 31, Abbildung 32), wobei die Mittelelektrode [6] aus Edelmetall und relativ<br />

dünn mit der Ausnutzung des Spitzeneffektes ausgebildet ist. Dadurch wird die<br />

Zündspannung ab<strong>ges</strong>enkt und die Lebensdauer der Zündkerze verbessert. Durch die<br />

sich im Hauptbrennraum ausbildenden Fackeln [8] können relativ magere Gemische<br />

sicher und schnell entzündet werden. Für die Wirkungsgradverbesserung ist die<br />

Multitorch-Zündkerze eine effektive Maßnahme, da sonst betreffend der<br />

Verbrennungsausauslegung (z.B. größere Ladungsbewegung) keine weiteren<br />

Maßnahmen getroffen werden müssen. Als Einschränkung eines Einsatzes ist aber<br />

der Einbauwinkel (max. Abweichung von der Senkrechten von 10°) zu<br />

berücksichtigen, da sonst eine der Fackeln auf ein Segments des Muldenrandes<br />

brennt und dort Überhitzungen mit folgender Selbstentzündung (pre- oder<br />

autoignition) entsteht. Die Folge ist dann ein Totalausfall der Zylindereinheit bzw. des<br />

ganzen Motors.<br />

Abbildung 31: Multitorch Schnitt<br />

Abbildung 32: Multitorch Detail<br />

36


7.2. Potenziale und Zukunftsprojekte bei der Zündung<br />

7.2.1. Laserzündung<br />

Die Erzeugung des Zündplasmas über einen fokussierten Laserstrahl ist eine<br />

Möglichkeit die das Hauptproblem des Anstie<strong>ges</strong> des Zündspannungsbedarfes<br />

entfallen lässt. In Abbildung 33 ist der Verlauf der minimal erforderlichen Zündenergie<br />

gezeigt. Für <strong>Gasmotoren</strong> bedeutet diese Charakteristik, dass höhere <strong>Dr</strong>ücke im<br />

Brennraum zu einem kleineren Energiebedarf führen. Damit können<br />

thermodynamisch günstigere Verdichtungsverhältnisse auch bei hohen Mitteldrücken<br />

gewählt werden. Durch moderne Lasersysteme auf Basis von Diodenlasern kann<br />

auch eine kostenoptimale Darstellung erwartet werden. Veröffentlichte Konzeptbilder<br />

der AVL bzw. von GE Jenbacher sind in Abbildung 34 gezeigt.<br />

Abbildung 33: Zündenergiebedarf bei der Laserzündung<br />

37


Abbildung 34: Technologieansätze zur Darstellung der Laserzündung<br />

Grundsätzlich wird bei der Laserzündung der „Funke“ durch eine Fokussierung des<br />

gepulsten Laserstrahles erzeugt. Die Leistungen im Zentrum des Plasmablitzes sind<br />

dabei im 2-stelligen MW Bereich. Abbildung 35 zeigt hierzu den gemessenen Verlauf<br />

über dem Querschnitt. Im Fall der Messungen von GE Jenbacher betragen die<br />

Leistungen zwischen 16 und 20 MW. Die zeitliche Dauer sollte deutlich weniger als 5<br />

nS betragen, um kostengünstig dar<strong>ges</strong>tellt zu werden.<br />

Abbildung 35: Leistungsverlauf im Fokus des Laserpulses<br />

38


Einer der wesentlichen Vorteile der Laserzündung ist eine sehr magere<br />

Betriebsweise des Gasmotors. Im Fall von direkter Entzündung des Gasgemisches<br />

(kleinere Zylinderbohrungen – unter 160 mm) kann das Lambda um ca. 0,3 Einheiten<br />

(bei Betrieb mit Erdgas) zur mageren Betriebsweise verschoben werden. Für die NOX<br />

Emissionen bedeutet das eine Absenkung von minimal 80 ppm auf weniger als 30<br />

ppm. Bei der Ausnützung der minimal möglichen NOX Emissionen müssen aber<br />

Maßnahmen getroffen werden die Verbrennung zu beschleunigen. Wird keine<br />

Maßnahme (Turbulenzgraderhöhung) durchgeführt gibt es wegen der sehr<br />

langsamen Verbrennung Wirkungsgradeinbußen. Durch die sehr magere<br />

Betriebsweise wird auch die Klopfgrenze später erreicht, d.h. mit der Laserzündung<br />

sind auch sehr hohe Mitteldrücke (über 28 bar) darstellbar. Diese Ergebnisse wurden<br />

auch im parallel zu den GE Jenbacher Forschungen durchgeführten Untersuchungen<br />

des US-ALIS Programmes bestätigt (Abbildung 36).<br />

Abbildung 36: Erweiterung der Zündgrenzen bei Laserzündung (US ALIS Programm)<br />

7.3. Coronazündung<br />

Eine neue (alte) Möglichkeit eröffnet sich bei dem heutigen<br />

Technologiemöglichkeiten durch die kalte Coronazündung. Im für <strong>Gasmotoren</strong><br />

unteren Mitteldruckbereich kann etwa das gleiche Lambda wie bei der Laserzündung<br />

gefahren werden. D.h. minimale NOX Emissionen im Bereich von 20 ppm sind gut<br />

darstellbar. Das Problem dieses Konzeptes ist aber bei hohen Mitteldrücken (hohe<br />

Dichte im Brennraum) ein „elektrisches“. Mit zunehmender Dichte bildet sich die<br />

39


Corona erst bei hohen Spannungen aus (über 75 kV). Zusätzlich ist der energetische<br />

Aufwand mit etwa dem 10 bis 30 fachen gegenüber konventionellen C<strong>DI</strong> (capacitor<br />

discharge ignition) beachtlich. Eine C<strong>DI</strong> oder eventuell eine HF<br />

Hochleistungszündung benötigt einen energetischen Einsatz von 160 bis 500 mJ.<br />

Optisch betrachtet ist der Effekt der Coronazündung allenfalls sehenswert – siehe<br />

Abbildung 37.<br />

Abbildung 37: Sich ausbildende Corona im Fall ECCOS<br />

40


8. Emissionen und Regelungskonzepte<br />

8.1. Emissionen:<br />

In Europa orientieren sich die Emissionslimits im Wesentlichen an der deutschen TA-<br />

Luft. Die Emissionslimits regulieren neben den NOX, CO und den NMHC (nicht<br />

Methan-Kohlenwasserstoffe), auch die Partikelemissionen und die C-Verbindungen,<br />

geordnet nach C1, C2, C3, .... sowie auch z.B. Dioxine und Furane. Als Besonderheit<br />

ist zu erwähnen, dass die Grenzwerte nicht wie bei den Motorherstellern üblich auf<br />

die spezifische Arbeit des Motors bezogen werden (z.B. gNOX/kWh) sondern auf den<br />

Volumendurchsatz in g/Nm³ bei einem definierten O2 Gehalt von 5% im Abgas.<br />

Dieses Regulativ kommt von den Emissionen der Feuerungsanlagen und der<br />

Wirkungsgrad bei der Stromproduktion geht nicht ein. Es gibt jedoch einzelne Länder<br />

wie z.B. Dänemark, die den Wirkungsgrad in ihre Limits eingebaut haben.<br />

Derzeit gelten folgende, für Motoren wichtige Limits (nicht vollständig):<br />

Emissionskomponente Limit<br />

NOx 500 mg/Nm³<br />

CO 650 mg/Nm³<br />

NMHC 150 mg/Nm³<br />

Partikel 20 mg/Nm³<br />

Formaldehyd 60 mg/Nm³<br />

Dioxine 10 ng/Nm³<br />

Tabelle 9: Grenzwerte TA-Luft<br />

Im Vergleich zu den Dieselmotoren haben die <strong>Gasmotoren</strong> speziell bei den NOX-<br />

Emissionen durch die mögliche magere Verbrennung entsprechende Vorteile.<br />

Während bei den spezifischen NOX-Emissionen des Dieselmotors nach EURO 3 mit<br />

5g/kWh bereits sehr viele Detailoptimierungen durchgeführt werden müssen, hat der<br />

Gasmotor im Erdgasbetrieb mit 0,7g/kWh je nach Verbrennungskonzept größeres<br />

Potential. Speziell bei Kraftstoffen mit höheren Anteilen an H2 ist die Abmagerbarkeit<br />

auf 0,1 mgNOX/Nm³ möglich. Gleiche Werte sind ebenso mit Lambda = 1 Motoren<br />

kurzfristig darstellbar, wobei bereits im Kapitel 3 auf die Probleme dieses Konzeptes<br />

eingegangen wurde.<br />

41


8.2. Regelungskonzepte:<br />

8.2.1. Lambda=1:<br />

Wie bei den Fahrzeugottomotoren ist es auch bei den <strong>Gasmotoren</strong> möglich, das<br />

Gas/Luftgemisch stöchiometrisch einzustellen. Die Regelung erfolgt in gleicher<br />

Weise mit Hilfe einer Lambda-Sonde im Abgasstrom. Um dem 3-Wege-Katalysator<br />

die Möglichkeit der Reduktion der NOX-Emissionen zu geben, muss die Verbrennung<br />

leicht unterstöchiometrisch bei ca. 0,997 erfolgen. Der einzustellende Arbeitsbereich<br />

des Kraftstoff/Luftverhältnisses wird als Lambdafenster bezeichnet. Die Grenzen des<br />

„Fensters“ werden durch den Anstieg der CO bzw. der NOX-Emissionen vorgegeben.<br />

Im Laufe der Betriebsdauer wird dieser Regelbereich durch Alterungserscheinungen<br />

des Katalysators immer kleiner. Aus thermischen Gründen werden die Lambda=1-<br />

Motoren meist als Saugmotoren ausgeführt (pe = ca. 8 bar), als spezielle Bauart ist<br />

die Version mit Abgasrückführung und Aufladung zu nennen. Mit der<br />

Abgasrückführung werden die Bauteiltemperaturen und die Rohemissionen an NOX<br />

<strong>ges</strong>enkt.<br />

8.2.2. Magermotor Regelung mit Magersonde<br />

In ähnlicher Weise wie bei den Lambda=1-Motoren ist eine Verwendung eines<br />

speziellen Typs einer Lambdasonde, die bei einem Wert von oberhalb 1,6 ein<br />

auswertbares Signal liefert, möglich. Für Stationärmotoren, die Betriebsdauern von<br />

8.000 Bh per anno haben, ist dieses Konzept relativ kostspielig, da die Lebensdauer<br />

der Sonde beschränkt ist und speziell bei Biogasanwendungen diverse Schadstoffe<br />

(Cl, Si u.a.) die Funktion der Lambdasonde in kurzer Zeit negativ beeinflussen.<br />

8.2.3. Brennraumtemperaturerfassung (TEM)<br />

Von der Firma MWM wird ein Konzept ein<strong>ges</strong>etzt, mit dem auf Basis einer Messung<br />

einer repräsentativen Temperatur Brennraumvolumenelementes (siehe Abbildung<br />

38) auf das Lambda rück<strong>ges</strong>chlossen werden kann. Es handelt sich dabei<br />

keineswegs um die tatsächlich in dem Volumenelement vorherrschende Temperatur<br />

sondern um einen sich aus dem Arbeitsspiel ergebenden Mittelwert. Es wird der sich<br />

(z.B. bei Volllast) der ergebende Mittelwert der einzelnen Zylinder einer gemessenen<br />

NOX-Emission zugeordnet und im Magermotorregler (TEM) ab<strong>ges</strong>peichert. Bei<br />

gleichen gemessenen Mitteltemperaturen wird davon ausgegangen, dass die<br />

gleichen NOX-Emissionen von dem Motor emittiert werden. Als nachteilig ist eine<br />

42


über der Laufzeit ansteigende NOX-Emission zu nennen, da die Temperaturmessung<br />

durch Ablagerungen an Ölaschen oder mit dem Kraftstoff mitgeführten Elementen<br />

(z.B. Si) beeinträchtigt wird. Dieser Effekt beruht auf der Isolationswirkung des<br />

Bela<strong>ges</strong> am Temperaturmesselement, da eine niedrigere Brennraumtemperatur<br />

vorgetäuscht wird und der Regler auf diesen Vorgang durch das Anfetten des<br />

Gemisches reagiert. Als vorteilhaft ist zu nennen, dass bei sehr klopfnahem Betrieb<br />

(guter Wärmeübergang zur Brennraumsonde) der Motorregler von sich aus in<br />

Richtung mager verstellt und den Motor damit automatisch schont.<br />

Abbildung 38: Temperaturmessung beim TEM-Konzept (Deutz)<br />

8.2.4. Leanox<br />

Das von der Fa. GE Jenbacher verwendete und patentierte Konzept beruht auf den<br />

physikalischen Größen <strong>Dr</strong>uck und Temperatur nach der <strong>Dr</strong>osselklappe. Die beiden<br />

Größen entsprechen bei einer vorgegebenen Motoreinstellung einer energetischen<br />

Energiezufuhr zum Motor. Über die mit Hilfe eines NOX-Messgerätes<br />

einzumessenden „LEANOX Gerade“ wird diese Energiezufuhr mit der gewonnenen<br />

Leistung des Motors korreliert. Es ergibt sich dann ein eindeutiger physikalischer<br />

Zusammenhang zwischen dem Lambda und der NOX-Emission. Der Vorteil dieses<br />

Konzeptes ist die Unempfindlichkeit gegenüber Ablagerungen und diversen<br />

Veränderungen über der Laufzeit des Motors. Sinkt z.B. der Heizwert des Gases ab,<br />

43


so bemerkt der Regler ein „Abmagern – Abweichung von der LEANOX Geraden“ und<br />

es wird das Signal "Anfetten" ausgegeben.<br />

8.2.5. Ionenstromsensor<br />

Die zeitlich aufgelöste Erfassung zwischen dem Durchbruch des Funkens und dem<br />

Signal des Ionenstroms an einer in einem bestimmten Abstand befindlichen<br />

Ionenstromsonde kann ebenfalls als NOX relevantes Signal ausgewertet werden. Das<br />

Grundprinzip beruht auf der Erfassung der Geschwindigkeit der Flammenfront von<br />

der Zündkerze zu einer in büchsenbundnähe angeordneten Ionenstromsonde. Die<br />

Geschwindigkeit der Flamme wird bei der „Einmessung“ einer NOX-Emission<br />

zugeordnet. Bei sehr magerer Verbrennungsführung ist das von der<br />

Ionenstromsonde relativ unscharf, sodass die NOX-Regelung an Präzision verliert.<br />

Bei dem Stand der Technik kann dieses Konzept bis zu ca. einem Lambda von 1,4<br />

ein<strong>ges</strong>etzt werden (dies reicht aber zur Eihaltung der TA-Luft nicht aus).<br />

8.2.6. Zylinderdruckmessung<br />

Eine sehr elegante Möglichkeit ist durch die zylinderselektive <strong>Dr</strong>uckmessung und der<br />

danach durchzuführende thermodynamische Auswertung gegeben. Dieser Weg hat<br />

den Vorteil, dass alle relevanten Kenngrößen (pi, Zündzeitpunkt,<br />

Zylinderdruckmaxima, Brenndauer u.a.) sowie auch Klopferscheinungen für die<br />

Regelung und Überwachung verwendet werden können. Bei großen<br />

Schiffsdieselmotoren wird dieses (derzeit noch sehr kostspielige) Konzept bereits<br />

ein<strong>ges</strong>etzt, neue Sensoren und moderne Rechner lassen die Umsetzung dieser<br />

Technologie auch im <strong>Gasmotoren</strong>bereich möglich erscheinen.<br />

44


9. Abgasnachbehandlung<br />

Wie bekannt verursacht die Verbrennung (Oxidation) neben Energie auch<br />

Abfallprodukte. Unter diesen finden sich neben unschädlichen (inerten) Produkten<br />

auch schädliche bzw. sogar toxische.<br />

Dass die Verbrennung kein einfacher Vorgang ist, zeigt die Abbildung 39. Dieses<br />

Schema ist jedoch stark vereinfacht, denn es sind laut heutigen wissenschaftlichen<br />

Erkenntnissen mehr als 100 Teilreaktionen bekannt.<br />

Abbildung 39: Mögliche Reaktionspfade der Methanverbrennung (stark vereinfacht)<br />

(Quelle: J. Warnatz (Ber. Bundsen<strong>ges</strong>. Phys. Chem. 87, 1008 (1983))<br />

9.1. 3-Wege Katalysator<br />

Die Technologie des 3-Wegekatalysators wurde bereits im Kapitel 5 (Seite 23)<br />

erklärt. Es werden über Oxidation und Reduktion schädliche Komponenten aus dem<br />

Abgas entfernt.<br />

2 CO + O2 2 CO2<br />

2 C2H6 + 7 O2 4 CO2 + 6 H2O<br />

2 NO + 2 CO N2 + 2 CO2<br />

Die Bedeutung dieser Technik geht für die <strong>Gasmotoren</strong> aus Gründen der<br />

Wirtschaftlichkeit stark zurück.<br />

45


9.2. Oxidationskatalysator<br />

Gemäß den Limits der TA-Luft müssen die CO Emissionen der <strong>Gasmotoren</strong> auf unter<br />

650 mg/Nm³ gebracht werden. Die Rohemission von wirkungsgradoptimierten<br />

<strong>Gasmotoren</strong> liegt gemäß dem Stand der Technik bei ca. 800 bis 1100 mg CO. Primär<br />

wird das CO durch nicht vollständige Reaktionen bei der Verbrennung verursacht. Im<br />

Fall des Formaldehyds liegt ein Zwischenprodukt bei der Oxidation des Methans vor.<br />

Beide Emissionskomponenten sowie auch höhere Kohlenwasserstoffe können bei<br />

ausreichender Dimensionierung (Raum<strong>ges</strong>chwindigkeit und Edelmetallgehalt) des<br />

Oxidationskatalysators stark reduziert werden.<br />

9.3. SCR Technologie<br />

Die Technologie der selektiven NOX Reduktion (Abbildung 40) kommt aus dem<br />

Kraftwerksbereich und diese hält zunehmend auch bei den kleineren Einheiten<br />

(<strong>Gasmotoren</strong>anlagen im MW Bereich) bzw. auch bei den Nutzfahrzeugen (adblue<br />

(VDA)) Einzug. Aus Gründen der Toxizität des Ammoniaks bzw. der leichten<br />

Brennbarkeit wird bei den kleineren Einheiten praktisch durchgehend Harnstoff in<br />

wässriger Lösung als Reduktand ein<strong>ges</strong>etzt. Bei der thermischen Pyrolyse im<br />

Abgasstrom entstehen dann wieder das NH3 bzw. auch andere Reagenzien.<br />

46<br />

06. August 2007<br />

SCR (selective NO X Reduction)<br />

exhaust clean gas<br />

(NH 2) 2 CO+H 2O<br />

urea injection<br />

SCR-/DENOX<br />

catalyst<br />

Abbildung 40: Schema SCR Katalysator<br />

oxy - catalyst<br />

Es gibt bei dem Einsatz der SCR Technologie zwei verschiedene<br />

Regel/Steuerkonzepte, diese sind:<br />

a. Open Loop (ohne aktive NOX Messung) mit der Eindüsung von<br />

Reduktionsmittelmengen, die gemäß den Erfordernissen aus einem Kennfeld


47<br />

rückgerechnet wurden. Mit diesem Konzept sind 1/5 des TA-Luft Grenzwertes<br />

an NOX erreichbar.<br />

b. Closed Loop Konzept mit „on line“ NOX Messung und exakter Nachjustierung<br />

der für minimale NOX Emissionen erforderlichen Mengen. Diese Technik wird<br />

z.B. bei Glashausanwendungen ein<strong>ges</strong>etzt. Minimale NOX Werte von 5 ppm<br />

sind hier möglich.<br />

9.4. Thermische Nachoxidation<br />

Im Fall von Gasen (z.B. Deponiegas) die Katalysatorgifte enthalten ist die<br />

Verwendung von Oxidationskatalysatoren nicht möglich, da diese die Wirkung in<br />

kurzer Zeit außer Kraft setzen. Für diese Anwendungen ist bei optimierten<br />

<strong>Gasmotoren</strong> eine thermische Nachoxidation zur Reduktion der teil- bzw.<br />

unverbrannten Komponenten erforderlich. Da sich je nach Verbrennungskonzept<br />

ausreichend O2 im Abgasstrom befindet, muss das Abgas auf die erforderliche<br />

Oxidationstemperatur (> 760°C) gebracht werden. Um den energetischen Aufwand<br />

zu reduzieren sind rekuperative oder regenerative Wärmetauscher einsetzbar. Bei<br />

den Deponiegasanwendungen hat sich derzeit das System CL.AIR von Jenbacher<br />

durch<strong>ges</strong>etzt (Abbildung 41).<br />

Abbildung 41: Schema Cl.Air System (GE Jenbacher)


10. Motorbauteile<br />

10.1. Kolbentypen<br />

Bei der Motorbaugruppe gibt es drei verschiedene ausgeführte Kolbenkonzepte die<br />

abhängig vom Hubraum pro Zylinder eine bestimmte spezifische Leistung<br />

ermöglichen. Abbildung 42 zeigt den Stand der Technik (Kolbenschmidt). Auch bei<br />

den von Mahle gelieferten Kolben sind die gleichen spezifischen Belastungen<br />

erlaubt. Die Erfahrung lehrt (z.B. GE Jenbacher/MWM) dass für lange Lebensdauern<br />

ab ca. 16 kW/l ein Kühlkanalkolben ein<strong>ges</strong>etzt werden sollte. Das ist im speziellen<br />

bei hohen Verdichtungsverhältnissen zur Erreichung von guten Wirkungsgraden bzw.<br />

schneller Verbrennung wichtig. Außerdem ist auf die Pressungen in der<br />

Kolbenbolzennabe zu achten. Bei alten Kolbendesigns ist der Kolbenbolzen meist zu<br />

schwach (zu kleiner Durchmesser), hier hilft eine in den Kolben ein<strong>ges</strong>etzte<br />

Bronzebüchse. Die Kolbenausführung in Abbildung 43 (Kühlkanalkolben) zeigt eine<br />

Verstärkung durch die erwähnte Büchse. Bei richtiger Dimensionierung beugt diese<br />

Büchse dann Spaltbrüchen vor.<br />

Abbildung 42: Anwendungsgrenzen von Kolbenbauarten (Quelle: Kolbenschmidt)<br />

48


Der Kühlkanalkolben hat zusätzlich den Vorteil, dass die Nut des Toprings (bevorzugt<br />

Doppeltrapezring) (Abbildung 43) gut gekühlt wird und somit ein langfristiger Lauf bei<br />

hohen Lasten ohne einer Verkokung sicher<strong>ges</strong>tellt werden kann. Dem gegenüber<br />

steht der konventionelle Vollschaftkolben wie in Abbildung 44 abgebildet.<br />

Abbildung 43: Vollschaftkolben mit Kühlkanal, Ringträger, Bronze Büchse und<br />

Jet/Ölkühlung (Quelle: Mahle)<br />

Abbildung 44: Konventioneller Vollschaftkolben (Quelle: KS)<br />

49


Bei sehr hohen Motorlasten und optimierten Reibungsverhalten werden Stahlkolben<br />

ein<strong>ges</strong>etzt. Die Abbildung 45 zeigt einen Monothermkolben dieser Bauart.<br />

Abbildung 45: Monothermkolben aus Stahl (Mahle)<br />

10.2. Brennraumgeometrie<br />

Die Brennraumgeometrie ist entscheidend für einen guten Wirkungsgrad,<br />

konventionelle Konzepte haben nur eine einfache Topfmulde. Die Abbildung 46 zeigt<br />

hier die Brennraummulde der MAN 08 Baureihe als Beispiel. Durch eine tiefere und<br />

im Durchmesser kleinere Mulde kann der Squish vergrößert werden und damit das<br />

Turbulenzniveau angehoben werden. Das ist eine Voraussetzung für gute<br />

Wirkungsgrade. Es gibt unzählige geometrische Möglichkeiten dieses Ziel zu<br />

erreichen, jedoch ist darauf zu achten, dass die Strömungs<strong>ges</strong>chwindigkeit im<br />

Bereich der Zündkerze gewisse Werte nicht überschreitet, da es ansonsten zum<br />

"Ausblasen" des Funkens kommt. Bei GE Jenbacher wird dieser Lösungsansatz<br />

durch den „Herzbrennraum“ um<strong>ges</strong>etzt (Abbildung 47).<br />

50


Abbildung 46: Topfmulde MAN Baureihe 08<br />

Abbildung 47: "Herzmulde" GEJ Baureihe 2&3, hochturbulent<br />

Die Abbildung 48 zeigt den Vergleich der Brennraumgeometrien der 2G Agenitor<br />

Baureihe 306 (links) mit der Originalausführung der MAN Baureihe 2876 (rechts),<br />

auch hier wurde bereits der Turbulenzgrad durch kreuzförmige Einfräsung<br />

angehoben und der Wirkungsgrad gegenüber der alten MAN Version verbessert, der<br />

Squishanteil ist aber noch nicht ausreichend um das Wirkungsgradniveau der GE<br />

Jenbacher Motoren zu erreichen. Im Fall der 2G Agenitor Baureihe werden inklusive<br />

der Wirkung des höheren Verdichtungsverhältnisses mehr als 2 % bessere<br />

Wirkungsgrade gegenüber den MAN Basismotoren erreicht.<br />

51


Abbildung 48: Brennraumgeometrie (links Agenitor 206/rechts MAN 2876 standard)<br />

10.3. Klopfsensor<br />

Bei hohen Motorlasten und wirkungsgradoptimalem Betrieb eines Gasmotors ist in<br />

jedem Fall eine Überwachung durch eine Klopfauswertung zu empfehlen. Die<br />

Abbildung 49 zeigt einen häufig ein<strong>ges</strong>etzten Sensor (Bosch).<br />

Abbildung 49: Klopfsensor der Fa. Bosch<br />

52


11. Literaturnachweis<br />

1. Diesel and Gasturbine Catalog . 2007.<br />

2. wikipedia alkane. [Online] 13. 07 2011. [Zitat vom: 13. 07 2011.]<br />

http://de.wikipedia.org/wiki/Alkane.<br />

3. Wikipedia Alkene. [Online] 2011. [Zitat vom: 13. 07 2011.]<br />

http://de.wikipedia.org/wiki/Alkene.<br />

4. Wikipedia Cycloalkane. [Online] 2011. [Zitat vom: 13. 07 2011.]<br />

http://de.wikipedia.org/wiki/Cycloalkane.<br />

5. Wikipedia Aromaten. [Online] 2011. [Zitat vom: 13. 07 2011.]<br />

http://de.wikipedia.org/wiki/Aromaten.<br />

6. Wikipedia Alkohole. [Online] 2011. [Zitat vom: 13. 07 2011.]<br />

http://de.wikipedia.org/wiki/Alkohole.<br />

7. Mollenhauer, Klaus. Handbuch Dieselmotoren. Berlin : Springer, 2007.<br />

9783540721642.<br />

53


12. Abbildungsverzeichnis<br />

Abbildung 1: Wirkungsgrade verschiedener Konzepte in Abhängigkeit der<br />

installierten Leistung(1)............................................................................................... 4<br />

Abbildung 2: Aufbau eines <strong>Dr</strong>eiecksdiagrammes ....................................................... 9<br />

Abbildung 3: <strong>Dr</strong>eiecksdiagramm von Methan, CO2 und N2 ....................................... 10<br />

Abbildung 4: Einfluss des Lambdas auf die laminare Flammen<strong>ges</strong>chwindigkeit<br />

verschiedener Gase ................................................................................................. 11<br />

Abbildung 5: Klopfgrenze und Magergrenze (Quelle: Wärtsilä) ................................ 13<br />

Abbildung 6: Luftbedarf zur stöchiometrischen Verbrennung verschiedener Gase .. 14<br />

Abbildung 7: Zündgrenzen verschiedener Gase ....................................................... 15<br />

Abbildung 8: Gasmischer vor dem Verdichter (Saugseite) ....................................... 16<br />

Abbildung 9: Gasmischer nach dem Verdichter (<strong>Dr</strong>uckseite) ................................... 16<br />

Abbildung 10: variable restriction carburator (IMPCO) ............................................. 17<br />

Abbildung 11: Venturi Mischer .................................................................................. 18<br />

Abbildung 12: orifice carburetor (HOMIX) ................................................................. 18<br />

Abbildung 13: Gasregeleinrichtung „TecJet“ ............................................................. 19<br />

Abbildung 14: Neue Generation der Woodward TecJet Lösung ............................... 19<br />

Abbildung 15: Anordnung des Gaseinblaseventils vor dem Einlassventil ................. 20<br />

Abbildung 16: Gaseinblaseventile (Woodward – Sogav 43) ..................................... 21<br />

Abbildung 17: Taktung Einblasevorgang .................................................................. 21<br />

Abbildung 18: Typische Gasregelstrecke für <strong>Gasmotoren</strong>........................................ 22<br />

Abbildung 19: NOX-Verlauf über Lambda und Konzeptgrenzen der NOX-<br />

Minderungsverfahren ................................................................................................ 23<br />

Abbildung 20: Wirkungsgradvergleich der verschiedenen Verbrennungskonzepte .. 25<br />

Abbildung 21: Verbrennungsverfahren Direktzündung/Vorkammerzündung ............ 26<br />

Abbildung 22: AVL Glow Plug Mikropilot Konzept .................................................... 27<br />

Abbildung 23: HJ Schnell Zündstrahl Motor .............................................................. 28<br />

Abbildung 24: MAN B&W PGI .................................................................................. 29<br />

Abbildung 25: Vergleich des Wirkungsgrades von verschiedenen Konzepten ......... 30<br />

Abbildung 26: Kennfeld eines Verdichters (ABB TPS 57) ........................................ 31<br />

Abbildung 27: Spülluftgefälle verschiedener Turbolader .......................................... 32<br />

Abbildung 28: Steuerzeiten nach „Miller/Atkinson“ ................................................... 33<br />

54


Abbildung 29: Abhängigkeit des Zündspannungsbedarfes von dem Mitteldruck bzw.<br />

vom NOX Niveau ....................................................................................................... 35<br />

Abbildung 30: Fotos Zündkerzen (links - Schirmkerzen für hoch turbulente<br />

Verbrennungsführung/rechts - Standardtypen) ......................................................... 35<br />

Abbildung 31: Multitorch Schnitt ............................................................................... 36<br />

Abbildung 32: Multitorch Detail ................................................................................. 36<br />

Abbildung 33: Zündenergiebedarf bei der Laserzündung ......................................... 37<br />

Abbildung 34: Technologieansätze zur Darstellung der Laserzündung .................... 38<br />

Abbildung 35: Leistungsverlauf im Fokus des Laserpulses ...................................... 38<br />

Abbildung 36: Erweiterung der Zündgrenzen bei Laserzündung (US ALIS Programm)<br />

................................................................................................................................. 39<br />

Abbildung 37: Sich ausbildende Corona im Fall ECCOS ......................................... 40<br />

Abbildung 38: Temperaturmessung beim TEM-Konzept (Deutz) ............................. 43<br />

Abbildung 39: Mögliche Reaktionspfade der Methanverbrennung (stark vereinfacht)<br />

(Quelle: J. Warnatz (Ber. Bundsen<strong>ges</strong>. Phys. Chem. 87, 1008 (1983)) ................... 45<br />

Abbildung 40: Schema SCR Katalysator .................................................................. 46<br />

Abbildung 41: Schema Cl.Air System (GE Jenbacher) ............................................. 47<br />

Abbildung 42: Anwendungsgrenzen von Kolbenbauarten (Quelle: Kolbenschmidt) . 48<br />

Abbildung 43: Vollschaftkolben mit Kühlkanal, Ringträger, Bronze Büchse und<br />

Jet/Ölkühlung (Quelle: Mahle) .................................................................................. 49<br />

Abbildung 44: Konventioneller Vollschaftkolben (Quelle: KS) ................................... 49<br />

Abbildung 45: Monothermkolben aus Stahl (Mahle) ................................................. 50<br />

Abbildung 46: Topfmulde MAN Baureihe 08 ............................................................. 51<br />

Abbildung 47: "Herzmulde" GEJ Baureihe 2&3, hochturbulent ................................. 51<br />

Abbildung 48: Brennraumgeometrie (links Agenitor 206/rechts MAN 2876 standard)<br />

................................................................................................................................. 52<br />

Abbildung 49: Klopfsensor der Fa. Bosch................................................................. 52<br />

55


Tabelle 1: Alkane ........................................................................................................ 6<br />

Tabelle 2: Unterschiede n/iso-Butan ........................................................................... 7<br />

Tabelle 3: Alkene ........................................................................................................ 7<br />

Tabelle 4: Cycloalkane ............................................................................................... 7<br />

Tabelle 5: Aromaten ................................................................................................... 8<br />

Tabelle 6: Alkohole ..................................................................................................... 8<br />

Tabelle 7: Methanzahlen wichtiger Gase .................................................................... 9<br />

Tabelle 8: Wobbeindex verschiedener Brenngase ................................................... 12<br />

Tabelle 9: Grenzwerte TA-Luft .................................................................................. 41<br />

56

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