pdf-Link (Ärzte Krone) - ÖGAI
pdf-Link (Ärzte Krone) - ÖGAI
pdf-Link (Ärzte Krone) - ÖGAI
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
ALLERGIE – STATE OF THE ART<br />
Allergischer Schock:<br />
Agieren und nicht nur reagieren!<br />
ALLERGISCHE REAKTIONEN können mitunter<br />
plötzlich und unerwartet auftreten und zu einer ernsten<br />
lebensbedrohlichen systemischen Reaktion führen.<br />
Bereits bei Verdacht ist sofortiges Handeln erforderlich<br />
– mit rascher Evaluation der Situation unter Berücksichtigung<br />
möglicher Differenzialdiagnosen.<br />
ALLERGISCHE REAKTIONEN gewinnen zunehmend an<br />
Bedeutung. Allergien zählen heute zu den häufigsten Erkrankungen,<br />
wobei Symptome und Schweregrad variieren. Unser Immunsystem<br />
ist normalerweise ein Schutzschild für unseren Organismus<br />
für die Erreger- und Fremdkörperabwehr. Bei allergischen<br />
Reaktionen kommt es zu einer Überreaktion auf „harmlose“ Substanzen<br />
(griechisch allos = anders; ergein = reagieren). Die<br />
häufigsten Auslöser sind: Lebensmittelbestandteile, Blütenpollen,<br />
Hausstaub, Tierhaare, Insektenstiche (Bienen- und Wespengift),<br />
auch Medikamente und Drogen, wie z.B. Antibiotika (Penicillin).<br />
Diese „Fehlreaktion“ kann verschiedene Formen und Ausmaße<br />
annehmen. Solche Reaktionen treten plötzlich und unerwartet auf.<br />
Sie können zu einer ernsten lebensbedrohlichen systemischen<br />
Reaktion (Anaphylaxie – griechisch: Schutzlosigkeit) führen.<br />
Bereits bei Verdacht ist sofortiges Handeln erforderlich – mit<br />
rascher Evaluation der Situation unter Berücksichtigung möglicher<br />
Differenzialdiagnosen. Sie kann alle Geschlechter und<br />
jedes Lebensalter betreffen. Mehrere Organsysteme können in die<br />
klinische Symptomatik involviert sein: Haut, Respirations- und<br />
Gastrointestinaltrakt und ebenso das kardiovaskuläre System (siehe<br />
Tabelle 1).<br />
DIAGNOSE<br />
Die Diagnose ergibt sich aus der Beobachtung der typischen klinischen<br />
Befunde im Zusammenhang mit einer möglichen Antigenexposition.<br />
Bei 25% der anapylaktischen Reaktionen lässt sich<br />
keine Ursache finden. Nicht jede Reaktion ist eine bedrohliche –<br />
nicht jedes Symptom ein anaphylaktisches. So müssen differenzialdiagnostisch<br />
auch andere mögliche Krankheitsursachen ausgeschlossen<br />
werden (siehe Tabelle 1)<br />
DIFFERENZIALDIAGNOSEN<br />
● Vaskulär bedingte Synkopen:<br />
Vasovagale Episoden: Vagus-Reizung führt zu Vasodilatation,<br />
Bradykardie und zu einem Abfall der Herzauswurfsleistung<br />
24 ÄRZTE KRONE | Allergie 10<br />
Redaktion: Dr. Hannelore Nöbauer<br />
● Orthostatische Synkopen<br />
● Akuter Asthmaanfall (Exazerbation)<br />
● Akutes Lungenödem<br />
● Lungenembolie<br />
● Spontanpneumothorax<br />
● Fremdkörperaspiration<br />
● Epiglottitis<br />
● Akute kardiale Ereignisse:<br />
supraventrikuläre Tachykardie, akuter Myokardinfarkt,<br />
akute Myokardischämie<br />
● Medikamentenüberdosierung<br />
● Arzneimittelunverträglichkeitsreaktionen<br />
● Histaminintoleranz<br />
● Hypoglykämie<br />
● Karzinoid<br />
● Hereditäres Angioödem<br />
Die wahre Inzidenz allergischer Reaktionen ist unbekannt, nicht<br />
selten steigern sie sich lawinenartig bis zum „allergischen Schock“<br />
und können zum Tod führen. Ausgelöst werden diese Reaktionen<br />
durch Mediatoren (Botenstoffe: Histamin, Leukotriene), die von<br />
speziellen Immunzellen (Mastzellen) freigesetzt werden.<br />
Der anaphylaktische (allergische) Schock betrifft das kardiovaskuläre<br />
System, geht mit Blutdruckabfall (mediatorenbedingte Vasodilatation)<br />
einher und führt zu Hypovolämie. Kutane, gastrointestinale<br />
und respiratorischer Symptome können vorhanden sein. Das<br />
respiratorische System ist häufig mitbetroffen. Hauptaugenmerk<br />
ist auf die mögliche Entwicklung eines Larynxödems zu richten,<br />
das sich durch Heiserkeit und Stridor ankündigen kann. Dieses ist<br />
die häufigste Todesursache bei anaphylaktischen Reaktionen. Es<br />
kann, ebenso wie die akute Schocksymptomatik, das einzige<br />
Symptom einer Allergie sein. Als Dilemma erweist sich dabei, dass<br />
auf der einen Seite eine potenziell lebensbedrohliche Erkrankung<br />
vorliegt und auf der anderen Seite eine therapeutische Option mit<br />
einer potenten Substanz (Adrenalin) zur Verfügung steht, die vorsichtig<br />
und rechtzeitig einzusetzen ist, die aber auch bei falscher<br />
© Sven Hoppe - Fotolia.com