Weißbuch Alterssicherung: Alternativen zur Rente mit 67 - Arbeit ...
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Perspektiven<br />
„Mit einem Minijob-Wunder ist niemandem geholfen“<br />
Annelie Buntenbach, im<br />
geschäftsführenden DGB-<br />
Bundesvorstand für Sozialpolitik<br />
zuständig, über die<br />
sozialen Folgen der <strong>Rente</strong><br />
<strong>mit</strong> <strong>67</strong> und Vorschläge der<br />
Gewerkschaften, um die <strong>Alterssicherung</strong><br />
zukunftssicher<br />
zu machen.<br />
Das System der <strong>Alterssicherung</strong><br />
muss reformiert werden.<br />
Darin sind sich alle einig. Doch über<br />
das Wie gibt es höchst unterschiedliche<br />
Vorstellungen. Was steht für die Gewerkschaften<br />
im Vordergrund?<br />
Wir müssen die Sozialversicherung auf eine<br />
breitere Grundlage stellen. Die Erwerbsbiografi<br />
en haben sich verändert. Eine Chance<br />
auf durchgängige Beschäftigung haben die<br />
meisten <strong>Arbeit</strong>nehmerinnen und <strong>Arbeit</strong>nehmer<br />
heute nicht mehr. Der so genannte<br />
Eckrentner, bei dem die Berechnung der<br />
Altersrente auf 45 Versicherungsjahren <strong>mit</strong><br />
durchschnittlichem Verdienst beruht, ist ein<br />
Auslaufmodell. Inzwischen sind Phasen der<br />
Erwerbslosigkeit für viele Menschen <strong>zur</strong><br />
Normalität geworden. Gleichzeitig haben<br />
sich eine Reihe neuer ungesicherter Formen<br />
von Erwerbsarbeit entwickelt. Das führt dazu,<br />
dass sozialversicherungspfl ichtige Beschäftigung<br />
immer mehr <strong>zur</strong>ückgeht. Die <strong>Arbeit</strong>geber<br />
versuchen, ihre Beteiligung am sozialen<br />
Schutz einzusparen, indem Beschäftigte in<br />
60 61<br />
die Scheinselbstständigkeit<br />
gedrängt oder sozialversicherte<br />
<strong>Arbeit</strong>sverhältnisse in weitgehend<br />
ungesicherte Minijobs<br />
umgewandelt werden. Die<br />
Weichen dafür hat die Politik<br />
gestellt – gegen unsere<br />
Warnungen und Proteste. Da<br />
muss umgesteuert werden. Mit<br />
einem Minijob-Wunder, das in<br />
Kauf nimmt, dass die <strong>Arbeit</strong>nehmerInnen<br />
ihren sozialen<br />
Schutz verlieren und die Sozialversicherungen<br />
ausbluten, ist niemandem geholfen. Statt<br />
dessen müssen alle Beschäftigungsverhältnisse<br />
wieder in die Sozialversicherung.<br />
Was schlägt der DGB vor, um wieder<br />
mehr Beschäftigungsverhältnisse unter<br />
den Schutz der Sozialversicherung zu<br />
stellen?<br />
Da gibt es verschiedene Mittel und Wege.<br />
Ganz wichtig ist es, den Sparmöglichkeiten<br />
auf <strong>Arbeit</strong>geberseite, den verschiedenen<br />
Optionen, sozialversicherungspfl ichtige<br />
Beschäftigungsverhältnisse durch prekäre<br />
Beschäftigung zu ersetzen, und all den<br />
entsprechenden Fehlanreizen einen Riegel<br />
vorzuschieben. Der Schutz durch die Sozialversicherung<br />
muss wieder der gesellschaftliche<br />
Normalfall sein. Dazu gehört<br />
beispielsweise, dass auch Selbstständige und<br />
Freiberufl er in die <strong>Rente</strong>nversicherung <strong>mit</strong><br />
einbezogen werden. Die DGB-Position ist