Weißbuch Alterssicherung: Alternativen zur Rente mit 67 - Arbeit ...
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punkten nicht rentabel ist. Das heißt nicht,<br />
dass sie immer ein Zuschussgeschäft sein<br />
muss, das bedeutet nur, dass es keine hohen<br />
Renditen gibt. Wir müssen ausloten, was wir<br />
an dieser Stelle tun können.<br />
Notwendig ist auch eine Art Bonus-Malus-Regelung,<br />
die <strong>Arbeit</strong>gebern bei der Einstellung<br />
älterer <strong>Arbeit</strong>nehmerInnen fi nanzielle Anreize<br />
gibt und sie andererseits zu Zahlungen verpfl<br />
ichtet, wenn sie langjährige Beschäftigte<br />
ohne zwingenden Grund entlassen.<br />
Es gibt aber auch <strong>Arbeit</strong>splätze, die die<br />
Gesundheit so belasten, dass Ältere dort<br />
kaum noch arbeiten können.<br />
Ja, das betrifft vor allem Tätigkeiten, die <strong>mit</strong><br />
hoher körperlicher Belastung verbunden sind.<br />
In vielen Branchen treten gesundheitliche<br />
Schäden schon sehr früh im Verlaufe des<br />
<strong>Arbeit</strong>slebens ein. Die Belastungen sind so<br />
hoch, dass viele Beschäftigte aus gesundheitlichen<br />
Gründen vorzeitig ausscheiden<br />
müssen. In Sachen Gesundheits- und <strong>Arbeit</strong>sschutz,<br />
in der menschenwürdigen Gestaltung<br />
von <strong>Arbeit</strong>sbedingungen gibt es deshalb noch<br />
eine Menge zu tun.<br />
Verbesserungen durchzusetzen ist allerdings<br />
schwer – angesichts der hohen <strong>Arbeit</strong>slosigkeit,<br />
wo jeder froh ist, überhaupt einen Job<br />
zu bekommen, zu welchen Preisen, Löhnen<br />
oder Bedingungen auch immer. Trotzdem<br />
müssen wir da ran, und dafür brauchen wir<br />
natürlich die Unterstützung der Politik. Wir<br />
brauchen Maßnahmen <strong>zur</strong> gesundheitlichen<br />
Prävention, <strong>zur</strong> Fortbildung, <strong>zur</strong> alternsgerechten<br />
<strong>Arbeit</strong>s- und <strong>Arbeit</strong>szeitgestaltung als<br />
Voraussetzung, da<strong>mit</strong> Menschen überhaupt<br />
länger in <strong>Arbeit</strong> bleiben können.<br />
Solche präventiven Maßnahmen wirken<br />
aber erst langfristig.<br />
Ja, sie sind dringend erforderlich, aber ihre<br />
Wirkung kommt vor allen den jüngeren<br />
Generationen zugute. Das ist ein weiterer<br />
Grund, weshalb wir die Pläne <strong>zur</strong> <strong>Rente</strong> <strong>mit</strong><br />
<strong>67</strong> ablehnen. Ab 2012 will die Bundesregierung<br />
das <strong>Rente</strong>neintrittsalter sukzessive<br />
anheben. Bis zum Start sind es gerade mal<br />
noch sechs Jahre! Gleichzeitig sehen wir auf<br />
dem <strong>Arbeit</strong>smarkt eine ganze Bugwelle von<br />
Menschen, die Ende 40, Anfang 50 sind und<br />
für die es bisher kaum Chancen gibt, wieder<br />
in den <strong>Arbeit</strong>smarkt integriert zu werden.<br />
Die Hartz-Gesetze haben hier völlig versagt<br />
und keine Impulse für die Integration von<br />
Langzeitarbeitslosen gebracht, im Gegenteil.<br />
Wie will man denn denjenigen erklären, die<br />
<strong>mit</strong> dieser Bugwelle von Langzeitarbeitslosigkeit<br />
in die <strong>Rente</strong> geschoben werden, dass sie<br />
noch bis zu zwei Jahre länger arbeitslos bleiben<br />
sollen, ohne dass sie eine Chance haben,<br />
von sich aus daran etwas zu verändern? Das<br />
ist sozialpolitisch und menschlich nicht zu<br />
verantworten. Und dagegen werden wir uns<br />
als Gewerkschaften <strong>zur</strong> Wehr setzen.<br />
Ehrlicher zweiter <strong>Arbeit</strong>smarkt<br />
Im Rahmen der „Initiative 50 plus“ will<br />
<strong>Arbeit</strong>sminister Franz Müntefering <strong>mit</strong><br />
staatlich fi nanzierten Kombilöhnen rund<br />
100 000 ältere <strong>Arbeit</strong>slose wieder in einen<br />
Job bringen. Für den DGB ist das nicht der<br />
richtige Weg. Schließlich verfügt die Bundesagentur<br />
für <strong>Arbeit</strong> bereits jetzt über ähnliche<br />
Instrumente. Sie wurden aber nur wenig in<br />
Anspruch genommen. Der DGB hält es für<br />
unrealistisch, dass angesichts der derzeitigen<br />
<strong>Arbeit</strong>smarktsituation zeitlich befristete Hilfen<br />
<strong>zur</strong> Wiedereingliederung von älteren oder<br />
gesundheitlich angeschlagenen <strong>Arbeit</strong>slosen<br />
in den <strong>Arbeit</strong>smarkt führen. Statt dessen<br />
fordert der DGB einen „ehrlichen zweiten<br />
<strong>Arbeit</strong>smarkt“. Der Staat soll sozialversicherte<br />
Beschäftigung über mehrere Jahre fördern:<br />
Wer sein Leben lang gearbeitet hat, aber<br />
immer nur wenig verdient hat und entsprechend<br />
nur geringe Versicherungsbeiträge<br />
leisten konnte, muss sich aufgrund<br />
des sinkenden <strong>Rente</strong>nniveaus auf Armut<br />
im <strong>Rente</strong>nalter einstellen. Das ist weder<br />
ökonomisch noch gesellschaftspolitisch<br />
akzeptabel. Wenn Altersarmut zunimmt und<br />
mehr RentnerInnen zusätzlich von Fürsorge-<br />
Leistungen des Staates abhängig werden,<br />
sinkt die Akzeptanz der gesetzlichen <strong>Rente</strong>nversicherung<br />
– und das nicht nur bei den<br />
direkt Betroffenen, sondern auch bei denen,<br />
die Leistungen oberhalb der Grundsicherung<br />
erhalten, die aber <strong>mit</strong> den Folgen der<br />
<strong>Rente</strong> muss vor Armut schützen<br />
66 <strong>67</strong><br />
insbesondere im gemeinnützigen Bereich und<br />
vor allem für ältere Langzeitarbeitslose und<br />
gesundheitlich Angeschlagene, bei denen<br />
eine Rückkehr in den ersten <strong>Arbeit</strong>smarkt<br />
unwahrscheinlich ist.<br />
Nach Berechnungen des DGB ist staatlich<br />
geförderte, sozialversicherungspfl ichtige<br />
Beschäftigung für die öffentliche Hand<br />
insgesamt kaum teurer als Ein-Euro-Jobs. So<br />
verursacht ein allein stehender Ein-Euro-Jobber<br />
Gesamtkosten von 1419 Euro im Monat<br />
(inklusive <strong>Arbeit</strong>slosengeld II). Eine geförderte<br />
sozialversicherungspfl ichtige Beschäftigung<br />
ist <strong>mit</strong> 1543 Euro nur unwesentlich<br />
teurer – bietet aber eine bessere Absicherung<br />
und größere Perspektiven.<br />
zunehmenden Altersarmut um sie herum<br />
konfrontiert sind. Wird das Eintrittsalter<br />
<strong>zur</strong> gesetzlichen <strong>Rente</strong> auf <strong>67</strong> erhöht, rückt<br />
das Ziel einer existenzsichernden <strong>Rente</strong><br />
weiter in die Ferne. Die Anhebung wird vor<br />
allem die Menschen treffen, die ohnehin<br />
schon niedrige <strong>Rente</strong>n erhalten; im Klartext:<br />
gering qualifi zierte Menschen <strong>mit</strong> geringen<br />
Einkommen. Für sie wird es erheblich<br />
schwerer sein als für die gut Qualifi zierten,<br />
bis zum Alter von <strong>67</strong> Jahren zu arbeiten,<br />
sodass viele von ihnen <strong>mit</strong> Abschlägen bei<br />
der <strong>Rente</strong> in den Ruhestand gehen müssen.<br />
Die <strong>Rente</strong> <strong>mit</strong> <strong>67</strong> hat insofern eine soziale<br />
Schlagseite.