Tätigkeitsbegleitende Fortbildung für ... - Frühe Chancen
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nen mit seinen Bezugspersonen diese nun schon gut unterscheiden kann. Es reagiert personenspezifisch,<br />
indem es seine Signale bevorzugt einer oder mehreren bestimmten Personen<br />
zuwendet.<br />
Ab dem Alter von rund 6 Monaten zeigen Kleinkinder Basisemotionen wie Freude,<br />
Angst, Ärger und Kummer und äußern diese über ihre Mimik, aber auch über ihre<br />
Stimme oder Körperhaltung. So ermöglichen sie eine immer intensivere und differenziertere<br />
soziale Interaktion mit ihren Bezugspersonen. Nun werden auch schon immer<br />
häufiger Dinge der Umwelt, wie z.B. eine Rassel, mit einbezogen und schnell werden<br />
Beschäftigungsvorlieben erkennbar. In den nächsten Monaten verändern sich die Interaktionen<br />
wesentlich. Kleinkinder können immer besser einen gemeinsamen Aufmerksamkeitsfokus<br />
mit ihrem Interaktions-<br />
partner ausbilden, z. B. einen Ball gemeinsam<br />
beobachten. Das Kind schaut<br />
denselben Gegenstand an und verfolgt<br />
aufmerksam das Blickverhalten der Bezugsperson.<br />
Das Kind schafft es auch,<br />
die Aufmerksamkeit des anderen <strong>für</strong><br />
Gegenstände herzustellen, die es selbst<br />
interessieren. Das Prinzip der Wechselseitigkeit<br />
wird immer wichtiger. Dieses<br />
Prinzip bildet die Basis der grundlegenden<br />
Beziehungen zwischen Ich, Gegenstand<br />
(Objekt) und Du und der „geteilten<br />
Aufmerksamkeit“.<br />
In dieser Entwicklungsphase beginnen<br />
die Kinder verstärkt, die soziale Rückversicherung<br />
ihrer Bezugspersonen zu<br />
suchen. Die Kleinkinder orientieren sich<br />
jetzt bei Ängstlichkeit oder Unsicherheit<br />
am Gesichtsausdruck ihrer Bezugsperson.<br />
Dieses Verhalten zeigt, dass sie in<br />
der Lage sind, Gefühle in den Gesichtern<br />
ihrer Bezugspersonen zu „lesen“.<br />
So krabbelt z. B. ein Baby, dessen Mutter<br />
mit einem sorgenvollen Blick reagiert,<br />
nicht über einen Abgrund, der mit<br />
einer Glasplatte bedeckt ist, während<br />
ein Baby, dessen Mutter das Kind ermunternd<br />
anlächelt und ansieht, ohne zu<br />
zögern seinen Weg weiterkrabbelnd<br />
fortsetzt (vgl. Astington 2000, S. 49 6 ).<br />
Geteilte Aufmerksamkeit<br />
Gelingt es Kindern, sich gemeinsam mit<br />
einer anderen Person, einer Sache oder<br />
einem Gegenstand zu widmen und dabei<br />
gleichzeitig die Aufmerksamkeit auf die<br />
Person und die Sache zu richten, so<br />
spricht man von „geteilter Aufmerksamkeit“.<br />
Je früher ein Kind der geteilten<br />
Aufmerksamkeit fähig ist, desto schneller<br />
verläuft sein anschließender Spracherwerb<br />
(vgl. Carpenter/Nagell/Tomasello<br />
1998).<br />
Geteilte Aufmerksamkeit wird auf verschiedene<br />
Weise sichtbar:<br />
- Das Kind schaut zunehmend auf dieselben<br />
Gegenstände wie seine Mutter/<br />
sein Sozialpartner.<br />
- Das Kind verfolgt die Änderungen im<br />
Blickverhalten des/r Partner/s/in.<br />
- Es passt sich der Blickrichtung des/r<br />
Partner/s/in an.<br />
- Es ist in der Lage, die Aufmerksamkeit<br />
des/r Partner/s/in aktiv auf ein Objekt<br />
seines Interesses zu lenken.<br />
Ab einem Alter von ca. 8 Monaten tritt bei den Kindern auch das „Fremdeln“ auf, eine<br />
von innen bestimmte und besonders sensible Entwicklungsphase, die bei allen Kindern<br />
6 In dem Buch „Wie Kinder das Denken entdecken“ schreibt Astington über den Versuch mit der<br />
„optischen Klippe“:“dabei handelt es sich um eine Vorrichtung, die entwickelt wurde, um die<br />
Tiefenwahrnehmung bei Kleinkindern zu untersuchen. Der durchsichtige Glasschutz ist ganz<br />
eben, aber das Oberflächenmuster darunter stürzt plötzlich unterhalb des Glases in die Tiefe.<br />
In einem Alter, in dem die Babys krabbeln können, nehmen sie dieses Gefälle wahr und wo llen<br />
auf der ebenen Glasfläche darüber nicht so recht weiterkrabbeln. In einer solchen Situat ion<br />
kann ihr Verhalten vom Gesichtsausdruck der Mutter beeinflusst werden. Wenn sie aufmunternd<br />
lächelt, wird das Baby darin bestärkt, über das Glas zu krabbeln; wenn sie jedoch<br />
einen ängstlichen Gesichtsausdruck hat, wird es diese Fläche nicht überqueren.“ (Astington,<br />
J.W., 2000, S.49)<br />
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