Tätigkeitsbegleitende Fortbildung für ... - Frühe Chancen
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Dem Kind wird es immer wichtiger, Handlungen selbst auszuführen und Situationen<br />
eigenständig zu bewältigen. Dies hat sehr weitreichende Konsequenzen <strong>für</strong> die sozialen<br />
und emotionalen Kompetenzen: In dieser Zeit, die auch Autonomie- oder Trotzphase<br />
genannt wird, kommt es häufig schnell zu Konflikten zwischen dem Kind und den<br />
Anderen, sowohl mit Erwachsenen, wie auch mit anderen Kindern, die ebenfalls ihren<br />
„eigenen Willen“ durchsetzen wollen. Die Frustrationstoleranz der Kinder scheint relativ<br />
niedrig zu sein (vgl. Hess. Sozialministerium 2010, S. 26).<br />
Übung: Pro und Kontra-Diskussion „Umgang mit dem trotzenden<br />
Kind“<br />
Die Fortbildnerin bittet die Teilnehmer/innen, sich eine Situation vorzustellen<br />
oder in Erinnerung zu rufen, in der ein Kind aktiv trotzt, z.B. durch auf den Boden<br />
Werfen, lautes Schreien oder durch Rückzug. In einer anschließenden Pro-Kontra-<br />
Diskussion geht es darum, die Aussage „Bei einem trotzenden Kind muss man warten bis<br />
der „Anfall“ vorbei ist und das Kind ganz in Ruhe lassen“ von zwei unterschiedlichen Seiten<br />
zu betrachten und Argumente gegenüberzustellen, welche <strong>für</strong> bzw. gegen diese Aussage<br />
sprechen.<br />
Um eine Pro-Position-Gruppe und Kontra-Position-Gruppe zu bilden, werden die Teilnehmer/innen<br />
in zwei Gruppen geteilt, bzw. die Teilnehmer/innen können sich einer/ihrer Position<br />
selbst zuordnen.<br />
Arbeitsform: Zwei Gruppen im Plenum<br />
Ziel: Die Teilnehmer/innen lernen die Sichtweisen und Argumente der anderen kennen und<br />
setzen sich damit auseinander. Sie begründen und reflektieren den eigenen Standpunkt.<br />
Die Trotz- oder Autonomiephase ist eine wichtige und große Entwicklungsaufgabe <strong>für</strong><br />
das Kind, die mit einer beginnenden Lösung von seinen engsten Bezugspersonen verbunden<br />
ist. Das starke Streben nach Autonomie kann sich beispielsweise darin äußern,<br />
dass sich das Kind, augenscheinlich von einem Moment auf den anderen, den Anforderungen<br />
der Mutter widersetzt. Die Weiterentwicklung dieser Situation kann <strong>für</strong> das Kind<br />
in völliger Verzweiflung, Hilflosigkeit oder Enttäuschung enden. Hat sich das Kind gerade<br />
noch in Harmonie mit der Mutter bereitwillig angezogen, so kann es wenig später<br />
völlig außer sich geraten, weil die Erdbeeren unter den Jogurt gerührt wurden und<br />
nicht, wie sonst, oben drauf liegen. In seinem Streben nach Autonomie und Selbständigkeit<br />
stellt das Kind fest, dass sich seine Gefühle und sein Wille von denen anderer<br />
Menschen unterscheiden können. Gleichzeitig beginnen die Kinder in diesem Alter immer<br />
stärker, die Verantwortung <strong>für</strong> ihre Entscheidungen zu übernehmen, den eigenen<br />
Verhaltens- und Handlungsspielraum zu erkennen, die eigenen Perspektiven von denen<br />
anderer zu unterscheiden und eine soziale Orientierung zu gewinnen. Sie lernen,<br />
dass es sich lohnen kann, <strong>für</strong> den eigenen Willen und die eigenen Ideen zu streiten und<br />
dass das Gelingen einen Gewinn an Selbstsicherheit bringt. Sie lernen auch, dass<br />
Konflikte zum Alltag gehören und gelöst werden können. Außerdem erfahren sie, dass<br />
gemeinsam bewältigte Konflikte Beziehungen vertiefen können (vgl. Bertelsmann Stiftung<br />
2008, S.30f). Dazu gehört, dass sie im Laufe der nächsten Jahre ihre Fähigkeiten<br />
immer weiterentwickeln, psychische Zustände von Anderen zu erkennen, zu interpretieren<br />
und Schlussfolgerungen daraus zu ziehen, z.B. von folgenden Fragen ausgehend:<br />
„Was kann ich mir Erwachsenen gegenüber, aber auch anderen Kindern/meinen Kameraden<br />
gegenüber herausnehmen, ohne bestraft zu werden?“, „Wo muss ich mich bremsen,<br />
wo muss ich mich zurücknehmen, weil sonst niemand mehr etwas mit mir zu tun<br />
haben möchte?“.<br />
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