Osteoporose 1_2009
Osteoporose 1_2009
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FOCUS<br />
Ein primärer, sekundärer oder tertiärer Hypogonadismus kann Ursache für eine sekundäre <strong>Osteoporose</strong><br />
sein. Bei zahlreichen endokrinen Erkrankungen mit konsekutivem Hypogonadismus bei Frauen und<br />
Männern ist an das Vorliegen einer behandlungsbedürftigen <strong>Osteoporose</strong> zu denken.<br />
Rolle der Sexualhormone in der<br />
Pathogenese der <strong>Osteoporose</strong><br />
Sowohl Östrogen als auch Testosteron<br />
spielen eine zentrale Rolle im Knochenstoffwechsel.<br />
1 Östrogen bewirkt die Differenzierung<br />
von Osteoblasten aus Knochenmarksstromazellen<br />
und hemmt die<br />
Apoptose von Osteoblasten und Osteo -<br />
zyten. Östrogen steigert die Bildung osteoblastärer<br />
Wachstumsfaktoren (IGF-1,<br />
TGF-) und die Synthese von Prokollagen.<br />
Östrogen spielt auch eine essenzielle Rolle<br />
in der Regulation der Osteoklasten, es<br />
unterdrückt die RANKL-Bildung und stimuliert<br />
die OPG-Produktion und bewirkt<br />
damit eine hemmende Regulation der<br />
Osteoklastenbildung. Aus einem Östrogenabfall<br />
resultiert eine vermehrte Bildung<br />
und Aktivität von Osteoklasten.<br />
Auch verschiedene knochenresorbierende<br />
Zytokine stehen unter einem hemmenden<br />
Einfluss von Östrogen. Schließlich bewirkt<br />
Östrogen auch eine vermehrte Apoptose<br />
der Osteoklasten. Der Wegfall der Östrogene<br />
führt über diese Mechanismen zu<br />
einer sekundären <strong>Osteoporose</strong> und zur<br />
postmenopausalen <strong>Osteoporose</strong>.<br />
Testosteron spielt eine Rolle in der Knochenneubildung<br />
und hat einen leicht an-<br />
1,05 -<br />
1,00 -<br />
0,95 -<br />
0,90 -<br />
0,85 -<br />
0,80 -<br />
0,75 -<br />
0,70 -<br />
32 SPECTRUM OSTEOPOROSE 1/10<br />
SEKUNDÄRE OSTEOPOROSEN<br />
Endokrinologische Grunderkrankungen<br />
Hypogonadismus und <strong>Osteoporose</strong><br />
Bone Mineral Density (g/cm 2 )<br />
*<br />
*<br />
tiresorptiven Effekt. Beim Mann kommt<br />
es ab etwa dem 50. Lebensjahr – individuell<br />
sehr unterschiedlich – zu einem<br />
langsamen Abfall von Testosteron, vor allem<br />
des bioverfügbaren freien Testosterons.<br />
Das aus Testosteron über die Aromatase<br />
gebildete Östrogen spielt auch<br />
beim Mann eine dominierende Rolle in<br />
der Aufrechterhaltung der skelettalen Integrität.<br />
Der Anstieg der Knochenmineraldichte<br />
in jungen Jahren und der Abfall im<br />
Alter ist auch beim Mann enger mit dem<br />
Spiegel an bioverfügbarem Östrogen als<br />
mit dem Testosteronspiegel assoziiert.<br />
Hypogonadismus<br />
bei der Frau<br />
Prämenopausale Frauen mit Östrogenmangel<br />
haben eine signifikant niedrigere<br />
Knochendichte als Frauen mit normaler<br />
Ovarialfunktion 2 (siehe Abb. 1), in der Folge<br />
entwickelt sich eine sekundäre <strong>Osteoporose</strong>.<br />
Bei jeder Frau mit einem Östrogenmangel<br />
vor dem 51. Lebensjahr (Hypogonadismus<br />
bei der Frau – siehe Tab. 1)<br />
besteht daher die Indikation zu einer<br />
Östrogensubstitution zur Erhaltung der<br />
Knochengesundheit, falls keine Kontraindikation<br />
gegen eine Östrogengabe vorliegt,<br />
primäre Ovarialinsuffizienz (n = 353)<br />
konkurrente Kontrollen (n = 70)<br />
NHANES-Kontrollen (n = 353)<br />
Femurhals Hüfte gesamt LWS<br />
Popat V.B. et al., J Clin Endocrinol Metab <strong>2009</strong>; 94:2277-2283<br />
Abb. 1: Knochendichte bei jungen Frauen (Alter 18–42 Jahre) mit primärer Ovarialinsuffizienz<br />
(POI) im Vergleich zu einem Normalkollektiv 2<br />
*<br />
Univ.-Prof. Dr. Rudolf W. Gasser<br />
Universitätsklinik für Innere Medizin I,<br />
Medizinische Universität Innsbruck<br />
Rudolf.Gasser@i-med.ac.at<br />
bei vorhandenem Uterus ist eine Kombination<br />
mit einem Gestagen obligatorisch.<br />
Nach der Menopause ist der Östrogenmangel<br />
hauptverantwortlich für die Abnahme<br />
der Knochendichte und somit für<br />
die erhöhte Frakturinzidenz im Rahmen<br />
der postmenopausalen (primären) <strong>Osteoporose</strong>.<br />
Die positive Wirksamkeit eineru<br />
Tab. 1: Hypogonadismus bei der Frau<br />
Primäre Ovarialinsuffizienz<br />
(gonadale Dysfunktion):<br />
Gonadendysgenesie<br />
Turner-Syndrom<br />
Resistant-Ovary-Syndrom<br />
Ovarialinsuffizienz nach Beckenbestrahlung<br />
oder Chemotherapie<br />
Z. n. beidseitiger Ovarektomie<br />
Autoimmunendokrinopathie mit antiovariellen<br />
Antikörpern<br />
Aromatasehemmer-Therapie beim Mammakarzinom<br />
Sekundäre/tertiäre Ovarialinsuffizienz<br />
(hypophysär-hypothalamische Dysfunktion):<br />
Hypophyseninsuffizienz (z. B. Kraniopharyngeom,<br />
Adenom, Z. n. Hypophysenoperation)<br />
Hyperprolaktinämie<br />
funktionelle hypothalamische Störungen<br />
(z. B. Anorexia nervosa)<br />
medikamentös bedingte hypothalamische Störungen