Osteoporose 1_2009
Osteoporose 1_2009
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FOCUS SEKUNDÄRE OSTEOPOROSEN<br />
Hormonersatztherapie auf den Surrogatparameter<br />
Knochendichte und auf die<br />
Primärprophylaxe osteoporotischer Frakturen<br />
ist durch mehrere randomisierte<br />
Studien belegt, insbesondere mit der Women’s<br />
Health Initiative wurde der Nachweis<br />
einer Frakturrisikosenkung für Oberschenkelhals-<br />
und Wirbelkörperfrakturen<br />
erbracht. Wegen des negativen Nutzen-<br />
Risiko-Verhältnisses wird der Hormonersatz<br />
jedoch nicht zur <strong>Osteoporose</strong>therapie<br />
in der Menopause empfohlen. 3 Postmenopausale<br />
Frauen, die primär wegen<br />
vasomotorischer Symptome mit Östrogen<br />
(± Gestagen) substituiert werden, erhalten<br />
jedoch damit eine wirksame <strong>Osteoporose</strong>behandlung.<br />
Dabei ist die orale<br />
oder transdermale Anwendung von<br />
Östrogenen als gleichwertig anzusehen.<br />
Aromatasehemmer-Therapie: In der adjuvanten<br />
Behandlung des hormonrezeptorpositiven<br />
Mammakarzinoms werden bei<br />
postmenopausalen Frauen Aromatasehemmer<br />
eingesetzt. 4 Die so genannten<br />
„Aromatasehemmer der 3. Generation“<br />
(Anastrozol, Exementan, Letrozol) bewirken<br />
eine fast vollständige Suppression der<br />
endogenen Östrogenbildung (Ovar, Nebenniere)<br />
und führen über die Aktivierung<br />
der Knochenresorption zu einer Abnahme<br />
der Knochendichte und zu erhöhter Frakturgefährdung;<br />
bei Osteopenie/<strong>Osteoporose</strong><br />
und in Abhängigkeit weiterer Risikofaktoren<br />
ist bei diesen Patientinnen eine<br />
Tab. 2: Hypogonadismus beim Mann<br />
Primäre Hodeninsuffizienz<br />
(gonadale Dysfunktion):<br />
Anorchie<br />
Klinefelter-Syndrom<br />
Hodeninsuffizienz nach Beckenbestrahlung<br />
oder Chemotherapie<br />
Z. n. beidseitiger Orchidektomie<br />
ablative Hormontherapie beim Prostatakarzinom<br />
Sekundäre/tertiäre Hodeninsuffizienz<br />
(hypophysär-hypothalamische Dysfunktion):<br />
Hypophyseninsuffizienz (z. B. Kraniopharyngeom,<br />
Adenom, Z. n. Hypophysenoperation)<br />
Hyperprolaktinämie<br />
Kallmann-Syndrom<br />
Störung der hypothalamischen GnRH-Sekretion<br />
medikamentös bedingte hypothalamische Störungen<br />
34 SPECTRUM OSTEOPOROSE 1/10<br />
Nicht-korrigierte frakturfreie<br />
Überlebensrate (%)<br />
100<br />
90<br />
80<br />
70<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
-<br />
-<br />
-<br />
-<br />
-<br />
-<br />
-<br />
-<br />
-<br />
-<br />
-<br />
-<br />
1 2<br />
-<br />
Abb. 2: Frakturrisiko und ablative Hormontherapie bei Prostatakarzinom 4<br />
antiresorptive Therapie mit Bisphosphonaten<br />
indiziert. 4<br />
Hypogonadismus<br />
beim Mann<br />
keine Androgen-Deprivation (n = 32.931)<br />
-<br />
GnRH-Agonist,<br />
5–8 Dosen<br />
(n = 2.171)<br />
-<br />
Wie eingangs erwähnt, ist Testosteron<br />
beim Mann essenziell für die Erhaltung<br />
der Knochengesundheit, wobei ein wesentlicher<br />
Teil der Wirkung auf aus Tes -<br />
tosteron gebildetem Östrogen beruht.<br />
Tes tosteronmangel ist eine wichtige Ursache<br />
für die sekundäre <strong>Osteoporose</strong><br />
beim Mann (Hypogonadismus beim<br />
Mann – siehe Tab. 2). Beim hypogonaden<br />
Mann ist der Testosteronmangel assoziiert<br />
mit niedriger Knochendichte, Testosteronersatz<br />
führt zur Zunahme der Knochendichte.<br />
5 Niedrige Testosteron- als auch<br />
Östrogenspiegel beim Mann sind assoziiert<br />
mit einem erhöhten Frakturrisiko. Bei<br />
Männern mit einer symptomatischen Wirbelfraktur<br />
besteht bei ca. 20 % ein Hypogonadismus,<br />
bei Männern mit einer Hüftfraktur<br />
bei ca. 50 %. 6 Eine klinisch relevante<br />
Ursache für den schweren<br />
Hypogonadismus beim Mann ist die Androgen-Ablationstherapie<br />
des Prostatakarzinoms,<br />
entweder durch eine Orchidektomie<br />
oder durch eine medikamentös<br />
induzierte nahezu komplette Absenkung<br />
der zirkulierenden Testosteronspiegel. 4<br />
Unter einer GnRH-Agonisten-Therapie<br />
wurde eine dosisabhängig erhöhte Frakturinzidenz<br />
nachgewiesen 4 (Abb. 2). Die<br />
indi viduell unterschiedliche Abnahme<br />
von Testosteron im Alter ist mitverantwortlich<br />
für die altersassoziierte <strong>Osteoporose</strong><br />
des Mannes.<br />
Spezifische Therapie der <strong>Osteoporose</strong><br />
des Mannes: Sowohl Bisphosphonate<br />
als auch Parathormon erhöhen beim hypogonaden<br />
Mann die Knochendichte.<br />
-<br />
-<br />
GnRH-Agonist, 1–4 Dosen (n = 3.763)<br />
GnRH-Agonist,<br />
> 9 Dosen<br />
(n = 5.061)<br />
-<br />
3 4 5 6 7 8 9 10<br />
Jahre seit der Diagnose<br />
Nach: Shahinian V.B. et al., N Engl J Med 2005; 352:154<br />
-<br />
Orchidektomie<br />
(n = 3.399)<br />
-<br />
-<br />
Bisphosphonate können effizient den<br />
Knochendichteverlust einer Androgen-<br />
Ablationstherapie beim Prostatakarzinom<br />
verhindern. Eine Testosteronersatztherapie<br />
führt zu einer Verbesserung der Knochendichte<br />
beim manifesten Hypogonadismus,<br />
ob dadurch auch das Frakturrisiko<br />
sinkt, ist durch Studien nicht<br />
eindeutig belegt. Bei Männern mit symptomatischem<br />
Hypogonadismus (Tab. 2)<br />
besteht die Indikation zum Testosteronersatz,<br />
falls dafür keine Kontraindikation<br />
besteht. Damit erfolgt auch eine Behandlung<br />
der <strong>Osteoporose</strong>. Bei älteren Männern<br />
mit niedrigem Testosteronspiegel<br />
ohne Hypogonadismus-Syndrom wird eine<br />
Bisphosphonat- oder Parathormontherapie<br />
der <strong>Osteoporose</strong> empfohlen. 5<br />
ZUSAMMENFASSUNG: Die Sexualhormone<br />
(Östrogene und Androgene) spielen<br />
eine zentrale Rolle in der Knochengesundheit,<br />
ein Mangel an Sexualhormonen führt<br />
zu einer sekundären <strong>Osteoporose</strong>. Ein Hypogonadismus<br />
bei der prämenopausalen<br />
Frau sollte, wenn keine Kontraindikation<br />
besteht, durch Hormonersatz behandelt<br />
werden, auch zur Prävention und Therapie<br />
der <strong>Osteoporose</strong>. Ebenso ist beim<br />
Mann ein symptomatischer Hypogonadismus<br />
(Hypogonadismus-Syndrom) durch<br />
Testosteronersatz zu behandeln, wenn<br />
keine Kontraindikation besteht, auch im<br />
Sinne der Knochengesundheit. Alternativ<br />
kann die sekundäre <strong>Osteoporose</strong> bei Hypogonadismus<br />
auch mit einer Bisphos -<br />
phonat- oder Parathormontherapie behandelt<br />
werden. ■<br />
1 Drake M.T. et al.: Primer on the Metabolic Bone Diseases and Disorders of<br />
Mineral Metabolism, 7th Edition. ASBMR 2008, p. 208<br />
2 Popat V.B. et al., J Clin End Metab <strong>2009</strong>; 94:2277<br />
3 Rossouw J.E. et al., JAMA 2002; 288:321<br />
4 Meier C., J Mineralstoffwechsel 2010; 17(Suppl. 1):21<br />
5 Orwoll E.S.: Primer on the Metabolic Bone Diseases and Disorders of Mineral<br />
Metabolism, 7th Edition. ASBMR 2008, p. 286<br />
6 Tuck S.R. et al., Front Horm Res <strong>2009</strong>; 37:123