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physio-Journal I 1/2012

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<strong>physio</strong><br />

Aus der Praxis<br />

Fallbeispiel<br />

Radiusfraktur<br />

Udo Wolf<br />

Portrait eines Physiotherapeuten<br />

Zum Sammeln!<br />

Muskelanatomie<br />

Manuelle Fortbildung<br />

Wie wählt man den besten Anbieter aus?<br />

Braintuning<br />

Goodbye Gedächtnislücken –<br />

die Loci Methode<br />

<strong>Journal</strong>


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BILDATLAS DER<br />

MANUELLEN THERAPIE<br />

Grundlagen und Praxis<br />

nur<br />

Exklusiv erhältlich unter:<br />

www.dieFachwelt.de<br />

Von Udo Wolf<br />

Die 3. Aufl age, des ursprünglich als »Angewandte Manuelle<br />

Therapie« erschienenen Bildatlas, beinhaltet beide Einzelbände<br />

der 2. Aufl age und ein neues, 60-seitiges Grundlagenkapitel.<br />

Alle Grundtechniken der »Manuellen Therapie« werden für<br />

jede Körperregion zielorientiert in Wort und Bild dargestellt.<br />

Dem Anwender werden logische Untersuchungs- und Behandlungsabläufe<br />

aufgezeigt. Bebilderte Flussdiagramme erleichtern<br />

die Interpretation der Befunde und die Strukturierung<br />

der Behandlung. Die dadurch ermöglichte Auswahl geeigneter<br />

Techniken führt zu einer unmittelbaren Handlungskompetenz<br />

976 Seiten, 2.800 Abbildungen, Hardcover, Format: 22 x 25 cm,<br />

3., erweiterte Aufl age <strong>2012</strong>, Bestell-Nr.: 30102, € 39,80


Liebe angehende<br />

PysiotheraPeutinnen<br />

Liebe angehende<br />

PysiotheraPeuten<br />

ihr haltet gerade die erste ausgabe des brandneuen<br />

<strong>physio</strong>-<strong>Journal</strong>s in den händen. Ziel und Mission dieser<br />

Zeitschrift ist es, inhalte maßgeschneidert für angehende<br />

Physiotherapeutinnen und Physiotherapeuten<br />

aufzubereiten.<br />

Wie kommt man auf die idee eine solche Zeitschrift ins<br />

Leben zu rufen – könnte man sich fragen. Wie immer<br />

sind es Zufälle, die aus einem gedanken eine idee, ein<br />

Konzept und schließlich eine fertige Zeitschrift entstehen<br />

lassen. Ferner hatten wir noch das glück, jemanden<br />

zu finden, der unser Projekt auch finanziert. das<br />

<strong>physio</strong>-<strong>Journal</strong>, so wie ihr es in den händen haltet,<br />

kommt in einer auflage von 27.000 (!) exemplaren<br />

daher. Jede ausbildungseinrichtung erhält ein Kontingent<br />

an exemplaren zur Verteilung an euch. und das<br />

<strong>physio</strong>-<strong>Journal</strong> ist kostenlos.<br />

schon in unserer eigenen ausbildungszeit haben<br />

wir uns unabhängig voneinander eine Zeitschrift gewünscht,<br />

die unsere eigenen ausbildungsspezifischen<br />

interessen im blickpunkt hat. und jetzt haben wir<br />

selbst eine gemacht! Wir geben es zu: Zunächst waren<br />

wir skeptisch, ob das ganze überhaupt funktionieren<br />

kann. aber in vielen gesprächen mit unseren Kommilitoninnen<br />

und Kommilitonen bekamen wir positive<br />

rückmeldungen, anregungen und konkrete unterstützung.<br />

und jetzt sind wir stolz – stolz auf uns, dass wir<br />

es geschafft haben und stolz auf euch, dass ihr eine<br />

solche resonanz an uns zurückgegeben habt. ohne<br />

diese Mitarbeit wären das themenspektrum und die<br />

inhalte nämlich nicht zustande gekommen. daher ein<br />

riesiges dankeschön an alle ideengeberinnen und helferinnen.<br />

und überhaupt: Mitmachen ist auch für die<br />

zukünftigen ausgaben angesagt.<br />

Ps so sind wir zu erreichen: kruft@diefachwelt.de<br />

Fangen wir kurz damit an, was wir niCht wollen: Wir<br />

wollen keine Zeitschrift, die rein wissenschaftlich daherkommt.<br />

Was wir wollen ist ein guter Mix aus praxisbezogenen<br />

beiträgen, daher gibt es in jeder ausgabe<br />

ein therapiekonzept oder ein Verfahren, das ausführlich<br />

von experten beleuchtet und aufbereitet wird. ein<br />

weiterer wichtiger themenbereich ist das Fitmachen für<br />

Prüfungen. dazu gehört das Vorstellen von Lernhilfen<br />

und Lerntechniken. aber auch Portraits von Personen,<br />

die ihre berufserfahrungen und Werdegänge schildern,<br />

finden wir spannend. Zukünftig wollen wir auch einen<br />

»Fortbildungsfinder« aufbauen, der aktuelle Veranstaltungen<br />

und Fortbildungen gezielt auflistet.<br />

hier ist immer die rede von »wir«, daher wollen »wir«<br />

uns an dieser stelle kurz vorstellen. »Wir« sind anna<br />

heller und stephan Kruft. Zunächst haben wir die<br />

»klassische« ausbildung an der rudolf Klapp schule<br />

in Marburg hinter uns gebracht. dann haben wir uns<br />

quasi im bachelor-studiengang Physiotherapie an der<br />

uni Marburg wieder getroffen. diesen studiengang<br />

hat übrigens der Physiotherapeut udo Wolf (über ihn<br />

könnt ihr in dieser ausgabe ein Portrait lesen) ins Leben<br />

gerufen. Jetzt studieren wir also und machen diese<br />

Zeitschrift. Wie oben bereits erwähnt, würden wir uns<br />

über eure Meinungen, anregungen, aber auch über<br />

eure Mitarbeit freuen. also in diesem sinne wünschen<br />

wir euch eine schmerzfreie, reibungslose und effektive<br />

ausbildungszeit, die auch noch etwas Platz für eure<br />

privaten belange lässt.<br />

eure/r<br />

anna und stephan<br />

editoriaL<br />

<strong>physio</strong>-<strong>Journal</strong> 3


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ANATOMIE<br />

ARBEITSBUCH<br />

Die Anatomie aktiv erfahren.<br />

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Setpreis<br />

Von Roland Kreutzer<br />

Die vier Bände geben einen fundierten Überblick über die wichtigsten<br />

anatomischen Strukturen des Bewegungsapparates<br />

einschließlich seines Gefäß- und Nervensystems. Zur jeweiligen<br />

Struktur werden klare Handlungsaufträge gestellt. Ebenso Fragen<br />

zur Diagnostik, Funktionalität oder Pathologie, die im Lösungsteil<br />

kurz und prägnant zur Lernkontrolle beantwortet werden.<br />

Band 1: Kopf, HWS, Schulter, Oberarm; 98 Seiten,<br />

Band 2: Ellenbogen, Unteram, Hand, Finger; 70 Seiten,<br />

Band 3: Rumpf, Becken, Hüfte, Oberschenkel; 86 Seiten,<br />

Band 4: Knie, Unterschenkel, Fuß, Zehen; 98 Seiten<br />

Softcover, Format: 21 x 29,7 cm, 1. Aufl age 2010, Set (alle<br />

vier Bände) Bestell-Nr.: 30068, € 38,95


Impressum<br />

<strong>physio</strong>-JournaL<br />

Verlag<br />

die Fachwelt Verlags- und handelsgesellschaft mbh<br />

ifenpfad 2–4 · 12107 berlin<br />

Geschäftsführer<br />

benjamin bareiss<br />

Herausgeber/Redaktion<br />

anna heller, Marburg<br />

stephan Kruft, Marburg<br />

Wissenschaftlicher Beirat<br />

Verena gesing M.sc., dortmund<br />

dr. bernard C. Kolster, Marburg<br />

Prof. udo Wolf, bochum<br />

Franz van den berg, innsbruck<br />

Erscheinungsweise<br />

4 ausgaben/Jahr<br />

Layout/Producing<br />

Lydia Kühn, aix-en-Provence, Frankreich<br />

Druck<br />

aZ druck- und datentechnik, berlin<br />

Redaktionshinweise<br />

Wie jede Wissenschaft ist die Medizin/Physiotherapie<br />

ständigen entwicklungen unterworfen. Forschung und<br />

klinische erfahrung erweitern unsere erkenntnisse, insbesondere<br />

was behandlung und medikamentöse therapie<br />

anbelangt. soweit in diesem Werk eine dosierung<br />

oder eine applikation erwähnt wird, darf der Leser darauf<br />

vertrauen, dass autoren, herausgeber und Verlag große<br />

sorgfalt darauf verwandt haben, dass diese angabe dem<br />

Wissensstand bei Fertigstellung des Werkes entspricht. Für<br />

angaben über dosierungsanweisungen und applikationsformen<br />

kann vom Verlag jedoch keine gewähr übernommen<br />

werden. Jeder benutzer ist angehalten, durch sorgfältige<br />

Prüfung der beipackzettel der verwendeten Präparate<br />

und gegebenenfalls nach Konsultation eines spezialisten<br />

festzustellen, ob die dort gegebene empfehlung für dosierungen<br />

oder die beachtung von Kontraindikationen<br />

gegenüber der angabe in diesem heft abweicht. eine solche<br />

Prüfung ist besonders wichtig bei selten verwendeten<br />

Präparaten oder solchen, die neu auf den Markt gebracht<br />

worden sind. Jede dosierung oder applikation erfolgt auf<br />

eigene gefahr des benutzers. autoren und Verlag appellieren<br />

an jeden benutzer, ihm etwa auffallende ungenauigkeiten<br />

dem Verlag mitzuteilen.<br />

Urheber- und Verlagsrecht<br />

die Zeitschrift und alle in ihr enthaltenen einzelnen beiträge<br />

und abbildungen sind urheberrechtlich geschützt.<br />

Mit annahme des Manuskripts gehen das recht zur<br />

Veröffentlichung sowie die rechte zur Übersetzung, zur<br />

Vergabe von nachdruckrechten, zur elektronischen speicherung<br />

in datenbanken, zur herstellung von sonderdrucken,<br />

Fotokopien und Mikrokopien an den Verlag über.<br />

Jede Verwertung außerhalb der durch das urheberrechtsgesetz<br />

festgelegten grenzen ist ohne Zustimmung des<br />

Verlags unzulässig. in der unaufgeforderten Zusendung<br />

von beiträgen und informationen an den Verlag liegt das<br />

jederzeit widerrufliche einverständnis, die zugesandten<br />

beiträge bzw. informationen in datenbanken einzustellen,<br />

die vom Verlag oder von mit diesem kooperierenden<br />

dritten geführt werden. die rechte für die nutzung von<br />

artikeln für elektronische Pressespiegel erhalten sie über<br />

die PMg Presse-Monitor gmbh, tel. (0 30) 2 84 93-0 oder<br />

www.presse-monitor.de.<br />

Gebrauchsnamen<br />

die Wiedergabe von gebrauchsnamen, handelsnamen,<br />

Warenbezeichnungen und dgl. in dieser Zeitschrift berechtigt<br />

nicht zu der annahme, dass solche namen ohne Weiteres<br />

von Jedermann benutzt werden dürfen; oft handelt<br />

es sich um gesetzlich geschützte eingetragene Warenzeichen,<br />

auch wenn sie nicht als solche gekennzeichnet sind.<br />

© die Fachwelt Verlags- und handelsgesellschaft mbh<br />

ifenpfad 2–4 · 12107 berlin<br />

inhaLt<br />

editoriaL<br />

titeLtheMa<br />

WegWeiser durCh den FortbiLdungsdsChungeL:<br />

ManueLLe theraPie 6<br />

WorKshoP ManueLLe theraPie:<br />

distaLe radiusFraKtur 9<br />

ManueLLe theraPie aus<br />

WissensChaFtLiCher siCht 12<br />

inhaLt<br />

VorgesteLLt<br />

Leute: udo Wolf 15<br />

schule: hochschule für gesundheit in bochum 20<br />

blickwinkel: ergotherapie – Was macht der ergotherapeut 23<br />

Jugend bei Physiodeutschland 25<br />

braintuning<br />

Lerntechniken: die Loci Methode 28<br />

anatomie zum sammeln 29<br />

Mt befundbogen »hand« 30<br />

Prüfungsfragen 31<br />

FÜr den PraxisaLLtag<br />

tests und assessmentinstrumente 32<br />

diagnostik: röntgen 33<br />

der Weg in die selbstständigkeit 36<br />

KongressbeobaChter<br />

students meet students 37<br />

ebM-Kongress 38<br />

FrisCh eingetroFFen<br />

bildatlas Manuelle therapie 39<br />

MitMaChen & geWinnen<br />

Fallquiz – 1. Fall 40<br />

»aus alt mach neu« 41<br />

Mach mit! 42<br />

insider<br />

Pt-geflüster 43<br />

Comic 44<br />

VeranstaLtungen & terMine<br />

Veranstaltungskalender 45<br />

das erwartet euch in der nächsten ausgabe 46<br />

<strong>physio</strong>-<strong>Journal</strong> 5


titeLtheMa<br />

WegWeiser durCh den<br />

FortbiLdungsdsChungeL:<br />

ManueLLe theraPie Text: Susanne Klotz<br />

geschafft! endlich haltet ihr nach nervenaufreibenden Wochen euer abschlusszeugnis und die lang ersehnte berufsurkunde<br />

in den händen. aber damit steht ihr gleichzeitig vor einer enorm großen und unüberschaubaren anzahl von Fortbildungsangeboten<br />

und sogleich vor der Qual der Wahl.<br />

Früher oder später kommt dann auch die Frage nach einer Fortbildung in Manueller therapie auf. doch wie den Überblick<br />

bekommen über die zahlreichen Veranstalter? nach welchen Kriterien wählt man am besten den anbieter aus?<br />

um euch hierbei hilfestellung zu geben, habe ich mal den Versuch unternommen, den dschungel zu durchdringen.<br />

Wichtige Formalitäten<br />

Teilnahmevoraussetzungen<br />

Zuerst mal einen ganz nüchternen blick auf<br />

die Vorgaben der Krankenkassen zur Weiterbildung<br />

in Manueller therapie. diese sind<br />

in den gemeinsamen rahmenempfehlungen<br />

der spitzenverbände der Krankenkassen<br />

und der heilmittelerbringern auf bundesebene<br />

geregelt. bezüglich der anforderungen<br />

an die Manuelle therapie nehmen wir<br />

uns die anlage 3 vom 17. Januar 2005 vor.<br />

hier werden die abrechungspositionen geregelt,<br />

die einer speziellen Fortbildung bedürfen.<br />

neben der Manuellen therapie sind<br />

das die Manuelle Lymphdrainage, gerätegestütze<br />

Krankengymnastik sowie Kg – Zns<br />

nach bobath, Vojta und PnF.<br />

schauen wir uns den abschnitt mit der<br />

Manuellen therapie näher an: die wichtigste<br />

Voraussetzung für die Weiterbildung habt<br />

ihr mit eurem abschluss der Physiotherapieausbildung<br />

schon in der tasche. das Weiterbildungscurriculum<br />

regelt darüber hinaus<br />

auch den genauen ablauf der Fortbildung.<br />

die Mindestdauer beträgt 260 unterrichts-<br />

6 <strong>physio</strong>-<strong>Journal</strong><br />

einheiten, aufgeteilt auf mindestens sechs<br />

Kurseinheiten. Zwischen den einzelnen Kurseinheiten<br />

sollte ein Mindestabstand von drei<br />

Monaten liegen. Aber Vorsicht: die abschlussprüfung<br />

kann frühestens nach zwei<br />

Jahren abgelegt werden.<br />

an dieser stelle möchte ich gerne schon<br />

mal ein großes ausrufezeichen setzen. die<br />

meisten organisationen bieten ein fortlaufendes<br />

Kurssystem an, sodass ihr theoretisch<br />

in einer Kursreihe bleiben könnt. diese<br />

reihen berücksichtigen im normalfall auch<br />

den Mindestabstand von drei Monaten.<br />

nun der stolperstein: die Prüfung dürft ihr<br />

keinesfalls vor ablauf der zwei Jahre antreten.<br />

Meldet euch im Zweifelsfall für eine<br />

spätere Prüfung an. ihr erspart euch damit<br />

eine Menge Ärger und vermeidet Probleme<br />

bei der anerkennung des Zertifikats.<br />

das andere Zeitlimit, das ihr beachten<br />

solltet, ist die höchstgrenze von vier Jahren.<br />

innerhalb dieser spanne müsst ihr<br />

die Fortbildung beendet<br />

und die Prüfung abgelegt<br />

haben.<br />

Zeitliche Rahmenbedingungen:<br />

Die Abschlussprüfung darf<br />

frühestens nach 2 und maximal nach<br />

4 Jahren ab Beginn der Fortbildung<br />

absolviert werden.<br />

Inhalt<br />

die rahmenempfehlungen legen auch den<br />

inhalt des unterrichts fest. der schwerpunkt<br />

sollte eindeutig auf der Vermittlung praktischer<br />

Kenntnisse und Fertigkeiten liegen.<br />

Wenn wir das ganze in Prozent ausdrücken<br />

möchten, dann schreiben die rahmenempfehlungen<br />

75 – 80 % für die praktische<br />

ausbildung und 20 – 25 % für den theorieteil<br />

vor.<br />

neben den grundlagen der Manuellen<br />

therapie, welche mindestens 20 unterrichtseinheiten<br />

à 45 Minuten umfassen, stehen<br />

die Manuelle therapie der extremitäten<br />

(mindestens 100 ue) und der Wirbelsäule<br />

(mindestens 140 ue) auf dem stundenplan.<br />

bitte beachtet, dass eine Fortbildungsveranstaltung<br />

nur in einzelnen Körperabschnitten<br />

nicht ausreichend für die anerkennung<br />

der abrechnungsposition in Manueller<br />

therapie ist. ebenso können<br />

Weiterbildungen in der osteopathie<br />

und eine isolierte<br />

Cyriax – Fortbildung nicht<br />

anerkannt werden.<br />

fotolia: Friedberg


Lernziele<br />

in den rahmenempfehlungen werden auch<br />

die Lernziele für die teilnehmer festgelegt,<br />

welche von den einzelnen Fortbildungsträ-<br />

gern in einem Weiterbildungscurriculum<br />

eingebunden werden müssen.<br />

Mein Tipp an Euch: Vergleicht die vorgeschriebenen<br />

Lernziele mit den Curricula,<br />

eine vertrauenswürdige Fortbildungsorganisation<br />

hat alle Ziele in ihrem Lehrplan eingebunden<br />

und stellt diesen auch zur einsicht<br />

zur Verfügung.<br />

Wenn ihr die Lernziele oder gleich die<br />

komplette rahmenempfehlung nachlesen<br />

wollt, die texte sind bei den Krankenkassen<br />

erhältlich, zum teil auch als service direkt im<br />

downloadbereich.<br />

Voraussetzungen für den<br />

Weiterbildungsträger<br />

nach den angaben zum ablauf der abschlussprüfung<br />

sowie Muster des Zertifikats<br />

und zur aufstellung der Kurseinheiten gelangen<br />

wir nun zu den abschnitten C bis<br />

F. hier findet ihr die Voraussetzungen für<br />

den Weiterbildungsträger. Werft ruhig einen<br />

blick darauf, bevor ihr die entscheidung<br />

für eine organisation trefft. und natürlich<br />

solltet ihr euch die anlage 2 der Vereinbarung<br />

zwischen den bundesverbänden und<br />

organisationen der Krankenkassen sowie<br />

der bundesarbeitsgemeinschaft der heilmittelverbände<br />

e. V. in der aktuellen Version<br />

besorgen. hier findet ihr die auflistung der<br />

Weiterbildungsorganisationen, die alle rahmenbedingungen<br />

erfüllen. das Papier lohnt<br />

ein genaues studium, denn hier bekommt<br />

ihr wertvolle hilfe bei eurer entscheidung.<br />

neben den Weiterbildungsträgern sind dort<br />

auch deren externe Weiterbildungsstätten<br />

sowie die ärztliche Leitung und die ärztlichen<br />

und <strong>physio</strong>therapeutischen Fachlehrer<br />

gelistet.<br />

soweit zu den rein formalen Vorgaben<br />

durch die rahmenempfehlungen. Wichtig<br />

ist nochmals zu betonen, dass nur Kurse<br />

in Manueller therapie anerkannt werden<br />

können, die bei in der anlage 2 gelisteten<br />

Fortbildungsorganisationen absolviert wurden.<br />

dennoch bleibt noch eine Menge an<br />

Weiterbildungsträgern, unter denen ihr<br />

wählen könnt. da wird uns also nichts anderes<br />

übrig bleiben, als das Feld weiter einzugrenzen.<br />

Weiterbildungskonzepte<br />

der Manuellen Therapie<br />

ein entscheidungskriterium könnte auch<br />

das Konzept sein, nach welchem die jeweiligen<br />

organisationen unterrichten. allerdings<br />

ist die Frage, ob ein Konzept besser<br />

oder schlechter ist zum einen nicht ganz so<br />

leicht zu beantworten, zum anderen haben<br />

einige Weiterbildungsträger die originalen<br />

Konzepte verändert. Daher hier das<br />

Wichtigste: die Konzepte des australiers<br />

Maitland sowie der beiden norweger Kaltenborn<br />

und evjenth werden durch die spitzenverbände<br />

der Krankenkassen anerkannt.<br />

Wie schon weiter oben erwähnt werden<br />

isolierte Fortbildungen nach Cyriax nicht anerkannt,<br />

ebenso wie eine alleinige Weiterbildung<br />

im Mulligan – Konzept.<br />

Auswahlkriterien<br />

Wie jetzt also auswählen, welches Konzept<br />

am besten für einen selbst ist? Wie fällt man<br />

die entscheidung für oder gegen eine Fortbildungsorganisation?<br />

Internet und Foren<br />

ich habe mich mal in die weite Welt des internets<br />

begeben. in Zeiten des internets gibt<br />

es ja für alles ein Forum, um sich auszutauschen.<br />

und natürlich auch für die Physiotherapie.<br />

hier könnt ihr in den einschlägigen<br />

Portalen einige threads zum thema Fortbildung<br />

finden.<br />

Weiterhin ist es immer ein guter tipp in eurem<br />

Kollegenkreis oder unter befreundeten<br />

Physiotherapeuten, die schon die Fortbil-<br />

titeLtheMa<br />

dung in Manueller therapie gemacht haben,<br />

zu fragen. so bekommt ihr nicht nur einen<br />

einblick in das jeweilige Konzept, sondern<br />

auch echte insiderinformationen.<br />

solltet ihr niemanden in eurem bekanntenkreis<br />

kennen, informiert euch über Manuelle<br />

therapie-stammtische. einige Fortbildungsträger<br />

oder auch die berufsverbände<br />

bieten einen stammtisch in verschiedenen<br />

städten an. hier bietet sich die Möglichkeit<br />

mit bereits fertig ausgebildeten Manualtherapeuten<br />

über ihre erfahrungen zu sprechen.<br />

Überlegt euch, was ihr gerne wissen<br />

möchtet.<br />

ihr könnt euch natürlich auch direkt an<br />

die Weiterbildungsträger wenden und eure<br />

Fragen dort stellen. bedenkt aber, dass ihr<br />

dort nur die »offizielle« antwort bekommt.<br />

erfahrungsberichte von teilnehmern erlauben<br />

oftmals einen realeren und besseren<br />

einblick hinter die Kulissen.<br />

so, nachdem ihr virtuell durch diverse<br />

Foren oder persönliche Konversation mit<br />

Kollegen die ein oder andere wertvolle information<br />

erhalten habt, überlegen wir uns<br />

gemeinsam, was noch ein entscheidungskriterium<br />

sein könnte.<br />

Qualifikation der Dozenten<br />

Wie ich schon weiter oben erwähnt hatte,<br />

werden in der anlage 2 der Vereinbarung<br />

zwischen den spitzenverbänden der Krankenkassen<br />

und den heilmittelerbringern die<br />

Fachlehrer der Weiterbildungsorganisationen<br />

gelistet. die solltet ihr euch mal unter<br />

die Lupe nehmen. auch in diesem Fall kann<br />

Was ist Euch bei der Weiterbildung wichtig?<br />

Folgendes könntet Ihr fragen:<br />

• Wie ist der Dozent aus fachlicher und didaktischer Sicht? Geht er auf<br />

die Fragen der Teilnehmer ein? Sind die Korrekturen hilfreich?<br />

• Zeigt der Dozent auch Varianten der Grifftechniken? Bei der Arbeit<br />

am Patienten werdet Ihr feststellen, dass nicht immer alles streng nach<br />

Lehrbuch zu behandeln geht, da werdet Ihr froh sein den ein oder<br />

anderen Kniff zu kennen.<br />

• Wie sind die Themen aufbereitet? Welche Medien und Methoden<br />

werden eingesetzt?<br />

• Wie viel Zeit wird für das eigene Üben eingeplant?<br />

• Kann man die Themen gut mit den bereitgestellten Lernhilfen nacharbeiten<br />

oder benötigt man noch zusätzliches Material?<br />

• Sind die Teilnehmergruppen wirklich so klein, wie auf der Homepage<br />

beschrieben?<br />

• Wie ist die Ausstattung des Raumes?<br />

• Wie ist die zeitliche Aufteilung der Kurstage?<br />

• Läuft die Organisation von Anmeldung, Umbuchung, Stornierung etc.<br />

reibungslos? Gibt es einen Ansprechpartner bei Problemen?<br />

<strong>physio</strong>-<strong>Journal</strong> 7


titeLtheMa<br />

das internet gute dienste leisten. informiert<br />

euch über die dozenten. Was für ausbildungen<br />

oder Qualifi kationen haben sie? Was<br />

machen sie berufl ich neben der tätigkeit<br />

als dozent? Welche Publikationen haben sie<br />

herausgebracht?<br />

Wenn ihr die Möglichkeit habt, bei einer<br />

Koryphäe auf dem gebiet der Manuellen<br />

therapie unterricht zu haben, nehmt die<br />

gelegenheit wahr, dabei könnt ihr viel lernen.<br />

außerdem haben die alten hasen auch<br />

immer gute tipps und tricks auf Lager, ganz<br />

abgesehen von den anekdoten aus einem<br />

langen berufsleben.<br />

Bezug zur Wissenschaft<br />

seit einigen Jahren hält auch die evidenz basierte<br />

Medizin einzug in die Manuelle therapie.<br />

gerade auf diesem gebiet wurde schon<br />

einiges an Forschung geleistet und viele<br />

techniken der untersuchung und behandlung<br />

sind durch studien belegt worden, aber<br />

wir sind noch weit entfernt davon zu sagen,<br />

dass ein Konzept inklusive aller Verfahren<br />

komplett evidenzbasiert ist. Lasst euch also<br />

von diesen falschen Versprechungen nicht<br />

verunsichern! es ist auf jeden Fall ein Qualitätsindikator,<br />

wenn Fortbildungsveranstalter<br />

ihre techniken wissenschaftlich überprüfen<br />

lassen, aber nach dem heutigen stand der<br />

Forschung gibt es noch kein Konzept, welches<br />

komplett alle techniken überprüft hat.<br />

Ein Rat von mir: achtet auf evidenz, aber<br />

fi xiert euch nicht komplett darauf.<br />

Anzahl der Unterrichtseinheiten<br />

Wenden wir uns jetzt mal den Websites und<br />

imagebroschüren der einzelnen Weiterbildungseinrichtungen<br />

zu: bei meinem streifzug<br />

durch die Welt der anbieter für Manuelle<br />

therapie Fortbildungen fi el mir sofort<br />

eines auf: das sind ganz schön viele!!<br />

aber keine Panik. ich habe euch ja bereits<br />

viele, hoffentlich gute ratschläge gegeben<br />

und so langsam lichtet sich das dunkel.<br />

und damit es endgültig hell wird, schauen<br />

wir uns die harten Fakten an:<br />

Vergleicht die einzelnen Kurssysteme<br />

miteinander. die Mindestanzahl von sechs<br />

Kursen hat jeder, aber es gibt eine beträchtliche<br />

spanne bis zu zehn Veranstaltungen<br />

(das ist zu mindest die Zahl, die ich bei meinen<br />

recherchen entdeckt habe, eventuell<br />

gibt es auch noch andere systeme mit mehr<br />

Kursen). dementsprechend sind die unterrichtseinheiten<br />

der einzelnen Kursteile un-<br />

8 <strong>physio</strong>-<strong>Journal</strong><br />

terschiedlich und damit auch der aufwand,<br />

den ihr mit Vor- und nachbereitung habt.<br />

denkt darüber nach, was für ein Lerntyp ihr<br />

seid: habt ihr lieber kleinere Lernportionen?<br />

oder möchtet ihr einen größeren berg, den<br />

ihr dann stück für stück nacharbeitet?<br />

Wenn ihr die unterschiedlichen Kurssysteme<br />

und deren unterrichtseinheiten zusammenzählt,<br />

werdet ihr feststellen, dass<br />

die gesamtstundenzahl je nach anbieter<br />

differiert. die Mindestanforderung von 260<br />

stunden wird natürlich bei den anerkannten<br />

Weiterbildungsträgern erreicht, dennoch<br />

klaffen auch hier die stundenzahlen weit<br />

auseinander. bei einigen anbietern kommt<br />

man auf über 320 unterrichtseinheiten. Leider<br />

ist es nicht einfach, eine generelle Wertung<br />

hierfür abzugeben. entscheidet für<br />

euch selbst, ob ihr lieber ein paar stunden<br />

mehr machen wollt. es gibt sowohl argumente<br />

dafür als auch dagegen. Zum einen<br />

könnten mehr stunden mehr Zeit zum Üben<br />

oder mehr techniken bedeuten, aber es<br />

heißt im umkehrschluss nicht, dass jemand<br />

mit weniger stunden ein schlechterer Manualtherapeut<br />

ist.<br />

da ihr hoffentlich nach dem abschluss<br />

alle schnell in Lohn und brot kommt, dürfte<br />

euch auch der aspekt der benötigten urlaubstage<br />

interessieren. glücklicherweise legen<br />

viele Veranstalter ihre Kurse auf die Wochenenden,<br />

aber es wird nicht ausbleiben,<br />

dass ihr auch an Wochentagen zur Fortbildung<br />

müsst. Je nach aufteilung sammeln<br />

sich einige tage im Jahr an, die ihr einplanen<br />

müsst. unter umständen könnte dies auch<br />

in eure entscheidung mit einfl ießen. An dieser<br />

Stelle noch ein kleiner Tipp: schaut<br />

in das bildungsurlaubsgesetz eures bundeslandes.<br />

einige bundesländer gewähren extra<br />

bildungsurlaub!<br />

Fortbildungskosten<br />

ein ganz wesentliches Kriterium haben wir<br />

bisher außer acht gelassen: die Kosten! bei<br />

meinem streifzug durch die internetauftritte<br />

der diversen anbieter habe ich Preisspannen<br />

von etwa 2.500,– euro bis hin zu 3.300,–<br />

euro und mehr entdeckt. Meine angaben erheben<br />

keinen anspruch auf Vollständigkeit,<br />

dennoch bekommt ihr einen guten eindruck<br />

welche »hausnummer« euch erwartet.<br />

Aber Vorsicht: das sind nur die Kosten<br />

für die Fortbildung an sich. hinzu kommen<br />

noch aufwendungen für die anreise und<br />

eventuell unterbringung. daher lohnt es sich<br />

auf jeden Fall, nahe dem Wohnort zu suchen,<br />

so entfallen schon mal die Übernachtungskosten,<br />

zumal viele anbieter mehrere<br />

Kursorte im Programm haben.<br />

berechnet bei euren Kalkulationen auch<br />

alle anderen anfallenden Kosten wie eventuell<br />

Verpfl egung (bei einigen Veranstaltern<br />

gibt es das rundum – sorglospaket oder Lernmaterialien<br />

(wenn nicht im Preis enthalten).<br />

etliche Fortbildungsreihen werden direkt<br />

von berufsverbänden oder in Kooperation<br />

mit diesen angeboten. oftmals gibt es durch<br />

Mitgliedschaft im jeweiligen berufsverband<br />

die Fortbildungen ermäßigt, teilweise werden<br />

rabatte bis zu 500,– euro gewährt. es<br />

lohnt sich also auf jeden Fall, die Mitgliedschaft<br />

in einem berufsverband in erwägung<br />

zu ziehen. Wobei ich an dieser stelle kurz<br />

bemerken darf, dass die Preisnachlässe bei<br />

Weiterbildungen nicht der einzige grund<br />

für einen eintritt in einen berufsverband sein<br />

sollten.<br />

ich hoffe euch bei der entscheidung behilfl<br />

ich sein zu können und wünsche euch<br />

viel spaß und erfolg bei der Fortbildung und<br />

natürlich bei der praktischen anwendung<br />

am Patienten!<br />

Abschließend möchte ich Euch nochmal die wichtigsten Punkte in einer<br />

Checkliste zusammenstellen, worauf Ihr bei der Auswahl einer Fortbildungsorganisation<br />

in Manueller Therapie achten solltet:<br />

• Anerkannter Weiterbildungsträger laut Rahmenempfehlungen<br />

(Anlage 3 vom 17.1.2005)<br />

• Dozenten<br />

• Zu Grunde liegendes Konzept<br />

• Aufteilung des Kurssystems, Anzahl der Kursteile<br />

• Direkte Kosten durch die Fortbildung<br />

• Indirekte Kosten durch Fahrt, Übernachtung, Verpfl egung, Lernmaterial etc.<br />

• Nähe zum Wohnort<br />

• Benötigte Urlaubstage<br />

• Erfahrungsberichte von Kollegen, Internetforen


Befund<br />

Anamnese<br />

Frau d., eine 72 jährige rentnerin kommt<br />

mit einem rezept über 6 behandlungen<br />

»Manuelle therapie« und der diagnose »distale<br />

radiusfraktur links« in die Praxis.<br />

die anamnese ergibt, dass sie vor 7 Wochen<br />

bei glatteis gestürzt und auf die dorsalextendierte<br />

hand gefallen ist. da die Fraktur<br />

stabil ist, bekommt sie direkt nach dem<br />

sturz für sechs Wochen einen unterarmgips.<br />

Funktioneller Befund<br />

in der bewegungsprüfung zeigt sie ein defi -<br />

zit in der passiven Volarfl exion von 30 °. das<br />

dorsalgleiten der ossa capitatum, lunatum<br />

und scaphoideum, sowie das Volargleiten<br />

der ossa trapezium und trapezoideum sind<br />

im seitenvergleich vermindert. die Widerstands-<br />

und sensibilitätstests sind ohne befunde.<br />

auch die inspektion und die Palpation<br />

zeigen keine auffälligkeiten.<br />

ihre alltäglichen tätigkeiten im haushalt<br />

kann sie zufriedenstellend ausführen, wobei<br />

sie aber bei arbeiten mit der linken hand<br />

eine gewisse grobmotorik beklagt.<br />

das soziale Leben ist nicht beeinfl usst.<br />

Distale Radiusfraktur<br />

Synonym: Colles-Fraktur,<br />

Radiusfraktur »loco typico«<br />

die distale radiusfraktur gehört zu den häufi<br />

gsten Frakturen überhaupt. in der regel<br />

kommt sie durch einen sturz auf die dorsalextendierte<br />

hand zustande. Wenn keine<br />

Verschieblichkeit der Frakturenden vorliegt,<br />

kann konservativ behandelt werden. dies<br />

bedeutet eine reposition und eine anschließende<br />

unterarmgipsschiene, die für 4–6<br />

Wochen getragen werden muss. Wichtig<br />

Ausmaß/<br />

Quantität<br />

Rechts Links<br />

Qualität/EG<br />

Ausmaß/<br />

Quantität<br />

Qualität/EG<br />

Aktive VF 70 ° – 40 ° –<br />

Passives<br />

Weiterbewegen in VF<br />

80 ° fest-elastisch 50 °<br />

Passive VF 80 ° fest-elastisch 50 °<br />

»ziehende«<br />

schmerzen,<br />

fest-elastisch<br />

»ziehende«<br />

schmerzen,<br />

fest-elastisch<br />

Traktion Carpus 3 fest-elastisch 1 fest-elastisch<br />

Dorsalgleiten Carpus 3 fest-elastisch 1 fest-elastisch<br />

Volargleiten Carpus 3 fest-elastisch 2 fest-elastisch<br />

Dorsalgleiten<br />

Ossa capitatum, lunatum,<br />

scaphoidem<br />

Volargleiten<br />

Ossa trapezium,<br />

trapezoideum<br />

titeLtheMa<br />

WorKshoP<br />

ManueLLe theraPie:<br />

distaLe<br />

Text: Stephan Kruft<br />

radiusFraKtur<br />

Dokumentation der<br />

Bewegungsprüfung<br />

Behandlungsplan<br />

Therapieziel:<br />

• bestmögliches Bewegungsausmaß der Volarflexion<br />

• bestmögliche Koordinationsfähigkeit der linken Hand<br />

im alltäglichen Leben<br />

dabei ist eine engmaschige röntgenkontrolle,<br />

um eine spätere dislokation sichtbar<br />

zu machen. ist eine konservative behandlung<br />

nicht möglich, wird eine winkelstabile<br />

radiusplatte, ein Kirschner-draht oder bei<br />

einer trümmerfraktur auch ein Fixateur<br />

externe eingebracht. Komplikationen sind<br />

posttraumatische arthrose, dislokation der<br />

Fragmente, Karpaltunnelsyndrom, ruptur<br />

der langen daumenstreckersehne und CrPs.<br />

3 fest-elastisch 1 fest-elastisch<br />

3 fest-elastisch 2 fest-elastisch<br />

Behandlung<br />

bei den meisten der hier beschriebenen<br />

techniken sitzt der Patient neben der bank.<br />

der betroffene arm ist auf dem Kopfteil abgelegt,<br />

wobei die hand frei überhängt. die<br />

Position kann natürlich individuell verändert<br />

werden. allerdings sollte man immer darauf<br />

achten, dass man selbst genug bewegungsspielraum<br />

hat und die gelenkebenen bei<br />

den jeweiligen techniken beachtet werden.<br />

Maßnahmen:<br />

• Schmerzreduktion<br />

• Mobilisation der Articulatio radiocarpalis<br />

• Mobilisation der Articulatio mediocarpalis<br />

• Koordinationstraining der linken Hand im Kontext alltäglicher Tätigkeiten<br />

<strong>physio</strong>-<strong>Journal</strong> 9


titeLtheMa<br />

Durchführung der Behandlung<br />

Aufwärmen und Schmerzlinderung<br />

Traktion aus der aktuellen Ruhestellung<br />

die traktion wird intermittierend aus der<br />

aktuellen ruhestellung in Verlängerung des<br />

unterarmes durchgeführt.<br />

10 <strong>physio</strong>-<strong>Journal</strong><br />

Komplikation bei distaler Radiusfraktur: sympathische Reflexdystrophie<br />

synonym: CrPs /complex regional pain syndrome, Morbus sudeck – gilt als die gefährlichste Komplikation der distalen radiusfraktur.<br />

sollten einem bei der behandlung durchblutungsstörungen, eine schwellung, hautveränderungen oder übermäßig starke schmerzen auffallen,<br />

müssen alle alarmglocken klingeln und der behandelnde arzt konsultiert werden, um ein CrPs auszuschließen.<br />

bei diesem Krankheitsbild ist es von absoluter Wichtigkeit, schnellstmöglich eine schmerztherapie und eine sympathikusblockade einzuleiten.<br />

Gleiten nach dorsal und volar<br />

Funktionsmassage M. extensor carpi radialis longus und brevis<br />

der therapeut stellt die hand des Patienten in dorsalextension und<br />

radialabduktion ein und legt seinen handballen auf die Muskelbäuche<br />

der beiden Muskeln. Während er eine Volarflexion und eine<br />

ulnarabduktion durchführt, schiebt er mit der anderen hand die<br />

Muskelbäuche unter druck nach proximal.<br />

aus der aktuellen ruhestellung intermittierend<br />

nach dorsal-distal und volar-proximal<br />

gleiten. beim gleiten muss man unbedingt<br />

die gelenkebene beachten.<br />

Gleiten nach ulnar und radial<br />

aus der aktuellen ruhestellung intermittie-<br />

rend nach radial-distal und ulnar-proximal<br />

gleiten. auch hier unbedingt die gelenkebene<br />

berücksichtigen.<br />

Funktionsmassage M. extensor carpi ulnaris<br />

Funktionsmassage ASTE Funktionsmassage ESTE Funktionsmassage ASTE<br />

Funktionsmassage ESTE<br />

der therapeut stellt die hand des Patienten in dorsalextension<br />

und ulnarabduktion ein und geht mit seinem handballen auf den<br />

Muskelbauch des extensors. Während einer Volarflexion und einer<br />

gleichzeitigen radialabduktion, schiebt er den Muskelbauch unter<br />

druck nach proximal.<br />

Mobilisation<br />

bei den hier beschriebenen techniken liegt der distale unterarm auf einem verkehrt herum liegenden Keil.<br />

die basis des Keils liegt nach distal, während die spitze nach proximal zeigt.<br />

Traktion aus der Endposition<br />

die hand wird endgradig in Volarflexion eingestellt<br />

und anschließend eine traktion in<br />

Verlängerung des unterarmes durchgeführt.<br />

Dorsalgleiten des Carpus<br />

in endgradig eingestellter Volarflexion,<br />

schiebt der therapeut den Carpus nach dorsal.<br />

der unterarm liegt dabei mit der dorsalseite<br />

auf dem Keil. Wenn durch diese techniken<br />

keine besserung erzielt wird, ist ein<br />

gezieltes gleiten der ossa carpalia indiziert.<br />

Gleiten Os capitatum nach dorsal<br />

der therapeut geht mit seinen daumen von<br />

volar auf das os capitatum. die proximale<br />

reihe des Carpus liegt mit der dorsalseite<br />

auf dem Keil. die andere hand liegt mit dem<br />

hypothenar auf dem daumen und drückt<br />

das Capitatum nach dorsal.


Gleiten Os lunatum nach dorsal<br />

Gleiten Os scaphoideum nach dorsal<br />

Gleiten Os trapezium und<br />

Os trapezoideum nach volar<br />

abb.: 000_81_8.tif<br />

die ausgangsstellung ist die gleiche wie Während die eine hand den radius fixiert, da das os trapezium und os trapezoideum<br />

beim gleiten des os capitatum. allerdings liegt die andere hand mit der radialen seite gegenüber dem os scaphoideum konkav<br />

liegt der daumen des therapeuten hier auf des Zeigefingergrundgelenks auf dem os sind, müssen sie bei einer Volarflexion nach<br />

dem os lunatum und drückt das os lunatum scaphoideum und schiebt ihn nach dorsal. volar gleiten. dementsprechend liegt der<br />

mit dem hyopthenar des therapeuten der<br />

anderen hand nach dorsal.<br />

Dehnung M. extensor digitorum<br />

Zusätzlich zu den Techniken aus der<br />

Manuellen Therapie bestehen noch<br />

viele weitere Therapieschwerpunkte<br />

und -techniken wie z. B. das Einüben<br />

unterarm mit der volaren seite auf dem Keil.<br />

dabei fixiert der therapeut das os scaphoideum<br />

mit der einen hand und bewegt mit<br />

der radialen seite des Zeigefingergrundge-<br />

der Finger- und Handkoordination,<br />

Verbesserung der Feinmotorik, und<br />

gegebenenfalls auch Koordinationstraining<br />

zum Abbau von Unsicherheilenks<br />

der anderen hand das os trapezium<br />

und das os trapezoideum nach volar.<br />

ten beim Laufen, die durch den Sturz<br />

aufgetreten sein können.<br />

Eigenübung<br />

Eigenmobilisation<br />

Dehnung ASTE Dehnung ESTE<br />

der Patient umfasst von dorsal kommend mit der schwimmfalte<br />

des Zeigefingers und des daumens der nicht betroffenen hand den<br />

bei flektiertem ellenbogen bewegt der therapeut die hand und die Carpus der betroffenen hand und bewegt mit der nicht betroffe-<br />

Finger des Patienten in Flexion sowie den unterarm in Pronation. nen hand die betroffene hand in Volarflexion. dabei zieht er mit<br />

in dieser stellung lässt er den Patienten den ellenbogen isometrisch<br />

in Flexion spannen und bewegt ihn anschießend passiv weiter in<br />

dem Zeigefinger und dem daumen den Carpus nach dorsal.<br />

extension. dieser Vorgang der anspannung und entspannung kann Eigendehnung des M. digitorum<br />

mehrmals wiederholt werden. Zum schluss der dehnung spannt der Patient führt bei flektiertem ellenbogen eine Volarflexion der<br />

der Patient die hand und die Finger in Flexion und den ellenbogen hand und Finger und eine anschließende extension im ellenbogen<br />

in extension an. durch eine Lateralflexion der hWs zur betroffenen aus. sobald ein dehngefühl entsteht, bleibt er in dieser stellung.<br />

seite und eine elevation des schultergürtels können neurale strukturen<br />

entlastet werden.<br />

Zum ende des dehnens spannt der Patient aktiv in die Volarflexion.<br />

Hintergrundwissen: Was passiert eigentlich bei Mobilisation?<br />

durch Mobilisationstechniken möchte man<br />

eine bewegung erweitern und bewegungsabläufe<br />

verbessern. um die techniken so effektiv<br />

wie möglich zu gestalten, ist es sinnvoll,<br />

sich nochmal ein wenig mit der Physiologie<br />

und der anatomie des bindegewebes zu beschäftigen.<br />

das bindegewebe, welches wir<br />

durch dehnung beeinflussen wollen, besteht<br />

aus Zellen (Fibroblasten, Fibrozyten, Chrondroblasten,<br />

Chondrozyten, osteoblasten,<br />

osteozyten, Mastzellen, Fettzellen und den<br />

beweglichen Zellen, wie den Makrophagen,<br />

Leukozyten, granulozyten und agranulozyten) und aus der Matrix.<br />

die Matrix wiederum besteht aus Fasern (kollagene und elastische<br />

Fasern), grundsubstanz (glykosaminoglykane, Proteoglykane) und<br />

Verbindungsproteine.<br />

die Kollagenfasern unterteilen sich, je nach aufbau und Zusammensetzung,<br />

in typ i – typ xiV und sind ähnlich wie beim Muskel<br />

die Muskelfasern in immer kleiner werdende einheiten gegliedert.<br />

titeLtheMa<br />

die größte einheit, die Kollagenfaser, bildet<br />

sich aus mehreren Kollagenfibrillen, die sich<br />

wiederum aus mehreren Kollagenmikrofibrillen<br />

zusammensetzt. eine Mikrofibrille besteht<br />

aus mehreren Kollagenmolekülen, welche<br />

sich aus jeweils drei alpha-Ketten bilden.<br />

die grundlage der alpha-Ketten sind lange<br />

eiweißketten, die über Crosslinks stabilisiert<br />

werden. sämtliche einheiten sind spiralig umeinander<br />

gedreht und weisen in entspannter<br />

Lage einen wellenförmigen Verlauf auf.<br />

bei der Mobilisation entsteht nun eine gewebedehnung,<br />

die dazu führt, dass der wellenförmige Verlauf und<br />

die Windung der Fibrillen gestrafft werden, sodass die Fasern um<br />

bis zu 5 % verlängert sind. Zusätzlich kommt es zur vermehrten<br />

Freisetzung von Kollagenasen, einem enzym, welches die Kollagenstruktur<br />

aufbricht und pathologische Crosslinks abbaut. so wird<br />

bewegung vermehrt freigegeben und man kann z.b. mit gleitbewegungen,<br />

den roll-gleitmechanismus eines gelenkes verbessern.<br />

<strong>physio</strong>-<strong>Journal</strong> 11


© Kitty<br />

titeLtheMa<br />

12 <strong>physio</strong>-<strong>Journal</strong><br />

WissensChaFtLiCher<br />

beitrag<br />

Was bedeutet Text: Verena Gesing<br />

der begriFF eVidenZ?<br />

Wenn man sich in der heutigen Zeit mit fachlicher Literatur in der Physiotherapie und in der Medizin befasst, erscheint immer<br />

häufi ger der Begriff Evidenz. Aber was bedeutet dieser letztendlich? Im englischsprachigen Raum wird der Begriff »evidence«<br />

mit »Beweis«, »Beleg« oder auch »Beweisführung« übersetzt. In der Wissenschaft wird der Begriff Evidenz ebenfalls in diesem<br />

Sinne verwendet. Wir wollen damit zeigen, dass bestimmte Techniken, Therapien oder Untersuchungsmethoden wissenschaftlich<br />

bewiesen sind; sprich eine evidente Technik in der Manuellen Therapie wurde mit Hilfe von klinischen Studien auf ihre<br />

Wirksamkeit untersucht. Leider wird jedoch häufi g mit dem Begriff Evidenz allein ein Wirksamkeitsbeweis anhand von Studien<br />

in Zusammenhang gebracht. Evidenzbasierte Medizin ist allerdings mehr als nur einen Beweis für eine Behandlungsmethode<br />

mit Hilfe eines »Experiments« herbeizuführen. Dem ist nicht so. Sackett hat den Begriff der Evidenz geprägt und defi niert.<br />

» Die evidenzbasierte Medizin ist der gewissenhafte, vernünftige und detaillierte<br />

Gebrauch, der gegenwärtig besten externen, wissenschaftlichen Evidenz zum fällen<br />

von Entscheidungen über die individuelle Behandlung von Patienten. Die Praxis der<br />

evidenzbasierten Medizin erfordert die Integration individueller klinischer Expertise<br />

mit der bestverfügbaren externen Evidenz aus systematischer Forschung. «<br />

bei der oben dargestellten defi nition wird<br />

schnell klar, dass es sich hierbei nicht lediglich<br />

um das auswerten und integrieren von<br />

wissenschaftlichen studien in die praktische<br />

arbeit handelt, sondern, dass hierbei auch<br />

die klinische expertise, also die gewonnene<br />

erfahrung jedes einzelnen eine große rolle<br />

spielt. und letztendlich ist es nicht nur dies:<br />

sackett erwähnt auch, dass die Präferenzen<br />

des Patienten ebenfalls eine wichtige rolle<br />

spielen. denn es nützt nichts, eine aus eigener<br />

erfahrung und wissenschaftlicher sicht<br />

optimale therapie bereitzustellen, wenn der<br />

defi nition der evidenz (sackett et al., 1996)<br />

Patient von dieser gar nicht überzeugt ist<br />

oder ein solches therapieverfahren ablehnt.<br />

es sollte daher immer mit dem Patienten zusammen<br />

entschieden werden. natürlich ist<br />

der therapeut in diesem Falle der experte<br />

auf dem gebiet und kann den Patienten<br />

umfassend beraten und eventuell alternativvorschläge<br />

anbieten. therapeut und Patient<br />

sollten gemeinsam eine entscheidung<br />

über den Weiterverlauf der therapie fi nden;<br />

hierbei wird auch von »shared decision Making«<br />

gesprochen.<br />

Merke Evidenz heißt also nicht nur die Anwendung<br />

und Integration wissenschaftlicher Ergebnisse allein,<br />

sondern auch die Miteinbeziehung der eigenen klinischen<br />

Expertise. Hierbei sollten immer die individuellen<br />

Bedürfnisse des Patienten in der Entscheidungsfindung<br />

berücksichtigt werden.<br />

Evidenz in der<br />

Manuellen Therapie am<br />

Beispiel Nackenschmerz<br />

nachdem nun zuerst der zentrale begriff<br />

der evidenz geklärt wurde, können wir uns<br />

nun mit der evidenz in der Manuellen therapie<br />

befassen. gibt es in diesem bereich<br />

überhaupt evidenz? Versuchen wir also<br />

anhand eines kleinen praktischen beispiels<br />

darzustellen, was evidentes arbeiten in der<br />

Manuellen therapie bedeutet. Wir befassen<br />

uns mit Patienten, die an nackenschmerzen<br />

leiden. solche kommen täglich zuhauf in<br />

unsere Praxis. Mit der Zeit und der kritischen<br />

auseinandersetzung mit diesen Patienten ist<br />

uns aufgefallen, dass viele von ihnen eine<br />

Ventralisierung des Kopfes zeigen. die halswirbelsäule<br />

ist nach ventral translatiert, sodass<br />

der Kopf vor dem Körperschwerpunkt<br />

getragen wird. das ausmaß dieser Ventralisierung<br />

ist unterschiedlich, aber sie ist bei<br />

einem großteil der Patienten zu fi nden.


Ventralisierung des Kopfes Steilstellung der Halswirbelsäule<br />

Fragestellung<br />

Jetzt stellen wir uns die Frage: liegt es da-<br />

ran, dass die Patienten schmerzen haben<br />

und deshalb den Kopf in einer art schon-<br />

haltung weit ventral vor sich her tragen,<br />

um den schmerz zu neutralisieren? oder ist<br />

vielleicht gerade diese Kopfhaltung ursache<br />

des schmerzes? diese Fragestellung können<br />

wir leider nur bedingt in unserer Praxis beantworten.<br />

Literaturrecherche<br />

Wie kann das Problem nun angegangen und<br />

damit auch gelöst werden? hierzu könnten<br />

wir uns in bestimmten datenbanken umschauen.<br />

Vielleicht existieren studien, die<br />

sich mit diesem Problem befasst haben.<br />

Fall-Kontroll-Studie<br />

bei einer Fall-Kontroll-studie wird, wie der<br />

name schon sagt, ein Vergleich gezogen<br />

zwischen Probanden mit einer bestimmten<br />

erkrankung und Probanden ohne diese erkrankung.<br />

die Parameter, die hierbei verglichen<br />

werden, können unterschiedlich sein;<br />

in unserem Fall wurde die stellung von Kopf,<br />

hals- und brustwirbelsäule der beiden gruppen<br />

miteinander verglichen. hierbei findet<br />

lediglich eine Messung zu einem Zeitpunkt<br />

statt.<br />

Zufällig gibt es hier einige Fall-Kontrollstudien,<br />

die das thema Kopfhaltung und<br />

nackenschmerzen bearbeitet haben. aber<br />

was ist jetzt letztendlich eine Fall-Kontrollstudie?<br />

und können wir überhaupt mit diesem<br />

studientyp arbeiten oder bringt uns das<br />

überhaupt nichts?<br />

eine Fall-Kontroll-studie ist ein studientyp,<br />

der vorwiegend dazu verwendet wird,<br />

um einen Vergleich zwischen »Kranken«<br />

( = Fällen) und »gesunden« ( = Kontrollen)<br />

vorzunehmen. auch andere Vergleiche sind<br />

natürlich möglich; zum beispiel ein Vergleich<br />

zwischen Patienten, die einer bestimmten<br />

exposition (sport) ausgesetzt oder eben<br />

nicht ausgesetzt sind. dem sind keine grenzen<br />

gesetzt.<br />

in unserem Fall heißt das, dass wir uns<br />

die Patienten ansehen, die nackenschmerzen<br />

haben und Probanden ohne nackenschmerzen.<br />

bei diesen beiden gruppen vergleichen<br />

wir in unserem Fall die Position von<br />

Kopf und halswirbelsäule. hierbei kommt<br />

tatsächlich in einem großteil der studien heraus,<br />

dass Patienten mit nackenschmerzen<br />

ihren Kopf vermehrt ventral tragen (gesing,<br />

2010).<br />

Helfen uns diese Ergebnisse nun auch<br />

in der Praxis weiter?<br />

Leider nur zum teil. denn eine Fall-Kontrollstudie<br />

ist leider nur dazu gut, zu zeigen, dass<br />

bestimmte dinge parallel auftreten, also<br />

miteinander korrelieren. sie kann aber leider<br />

nicht zeigen, ob diese auch ursächlich miteinander<br />

zusammenhängen. das mag sich<br />

jetzt verwirrend anhören, deshalb ein kleines<br />

beispiel abseits unserer nackenschmerzpatienten.<br />

angenommen, wir möchten herausfinden,<br />

ob in München und hamburg<br />

die Zahl der geburten mit der Zahl der dort<br />

nistenden störche zusammenhängt. dann<br />

werten wir die Zahl der geburten in München<br />

und hamburg aus. Zusätzlich erheben<br />

wir die daten der dort nistenden störche.<br />

Wir finden heraus, dass in hamburg mehr<br />

Kinder zur Welt kommen als in München,<br />

und auch die anzahl der störche ist dort<br />

viel höher. heißt das nun, dass storche die<br />

Kinder bringen? Leider ein trugschluss, da<br />

beide Zahlenwerte unabhängig voneinander<br />

sind.<br />

das ist auch das Problem der ergebnisse<br />

der von uns gesichteten Fall-Kontrollstudien.<br />

Wir wissen jetzt, dass die Phäno-<br />

titeLtheMa<br />

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<strong>physio</strong>-<strong>Journal</strong> 13


titeLtheMa<br />

mene nackenschmerz und Ventralisierung<br />

des Kopfes parallel auftreten. ebenso wie<br />

die Phänomene »Kein nackenschmerz«<br />

und »Kopfhaltung über dem Körperschwer-<br />

punkt«. aber wie können wir jetzt heraus-<br />

finden, inwiefern diese beiden Phänomene<br />

zusammenhängen? denn wie schon oben<br />

erwähnt, kann es ja auch sein, dass zuerst<br />

der nackenschmerz aufgetreten ist und<br />

dann die schonhaltung auftrat, oder dass<br />

zuerst die haltungsabweichung vorlag und<br />

daraus erst der nackenschmerz entstand.<br />

Leider kann eine reine Fall-Kontroll-studie<br />

darüber keine aussage machen.<br />

Kohortenstudie<br />

bei diesem studientyp wird eine beobachtung<br />

über einen längeren Zeitraum durchgeführt.<br />

hierbei wird ein vorher festgelegtes<br />

Populationskollektiv, welches bestimmten<br />

expositionen ausgesetzt ist, beobachtet.<br />

Wichtig dabei ist, dass das zu untersuchende<br />

ergebnis (in unserem Fall die nackenschmerzen)<br />

noch nicht eingetreten ist. auch hier<br />

können unterschiedliche Parameter untersucht<br />

werden. in unserem Fall könnten die<br />

gleichen Parameter wie bei der Fall-Kontroll-studie<br />

genommen werden. es finden<br />

mehrere Messungen im Verlauf der Zeit<br />

statt.<br />

Wir bräuchten hier eine studie, die solche<br />

Patienten über einen längeren Zeitraum,<br />

am besten vor der entstehung von nackenschmerzen,<br />

untersucht. das heißt, wir würden<br />

uns in diesem Fall eine gruppe von Personen<br />

heraussuchen, die ein erhöhtes risiko<br />

haben, in ihrem Leben an nackenschmerzen<br />

zu erkranken – zum beispiel büroangestellte,<br />

die einen Computerarbeitsplatz innehaben.<br />

diese art der untersuchung wird auch Kohortenstudie<br />

genannt. Wichtig ist dabei,<br />

dass diese individuen noch nicht an nackenschmerzen<br />

leiden. diese Kohorte von individuen<br />

wird dann regelmäßig bezüglich ihrer<br />

Kopfhaltung untersucht. Wir gehen davon<br />

aus, dass ein teil dieser studienteilnehmer<br />

14 <strong>physio</strong>-<strong>Journal</strong><br />

nackenschmerzen entwickeln werden und<br />

ein teil nicht. durch solche daten bekommt<br />

man schon mal einen hinweis, inwiefern<br />

die haltung des nackens die entstehung<br />

von nackenschmerzen möglicherweise begünstigt.<br />

damit ist aber noch längst nicht<br />

bewiesen, dass eine veränderte Kopfhaltung<br />

nackenschmerzen verursacht! Leider sind<br />

noch keine Kohorten-studien durchgeführt<br />

worden, die uns hierüber auskunft geben<br />

könnten. das heißt, wir müssten weitere<br />

Überlegungen anstellen, um brauchbare ergebnisse<br />

generieren zu können.<br />

Zurück zur Behandlung<br />

die Literatur hat uns schon einmal bedingt<br />

geholfen, denn sie hat uns bestätigt, dass<br />

der unterschied, den wir wahrgenommen<br />

haben, auch wirklich vorhanden ist und das<br />

nicht nur bei den Patienten, die in unsere<br />

Praxis kommen. Leider konnte die Wissenschaft<br />

uns nicht mehr erkenntnisse bieten,<br />

sodass wir selber aktiv werden müssen. eine<br />

einfache alternative wäre, unseren Patienten<br />

ihre haltungsabweichung zu verdeutlichen<br />

und sie aufzufordern, diese aktiv zu<br />

korrigieren. nun könnten wir evaluieren, ob<br />

es durch diese haltungskorrektur zu einer<br />

symptomverbesserung, keiner Änderung,<br />

oder sogar zu einer Verschlimmerung der<br />

symptome kommt. in diesem Fall nennt man<br />

das studiendesign prospektive Interventionsstudie.<br />

dies ist die einzige Möglichkeit<br />

eine therapiewirksamkeit nachzuweisen.<br />

ein Ziel unserer beobachtung ist es also heraus<br />

zu finden wie effektiv haltungskorrektur<br />

bei Patienten mit nackenschmerzen in<br />

unserer Praxis ist. natürlich müssen bei einer<br />

solchen intervention unsererseits auch<br />

weitere Probleme bedacht werden. schließlich<br />

können wir gar nicht sichergehen, dass<br />

unsere Patienten diese haltungskorrektur<br />

auch regelmäßig selbstständig durchführen.<br />

Wenn wir die ergebnisse der Patienten aber<br />

vergleichen wollen, sollte die durchgeführte<br />

haltungskorrektur im umfang angeglichen<br />

sein. dieses Problem könnten wir lösen, indem<br />

wir unseren Patienten ein tagebuch<br />

an die hand geben, in dass sie täglich die<br />

anzahl und dauer der durchgeführten haltungskorrekturen<br />

eintragen müssen. Wir<br />

müssen natürlich eine Vorgabe festlegen,<br />

die jeder Patient erfüllen muss. Weiterhin<br />

wissen wir auch gar nicht, ob nicht vielleicht<br />

alleine durch die behandlung und aufmerksamkeit,<br />

die wir den Patienten zukommen<br />

lassen, schon alleine ein therapeutischer effekt<br />

zustande kommt. um dieses Problem<br />

zu lösen, wäre eine Vergleichsgruppe, die an<br />

derselben erkrankung leidet, die aber keine<br />

therapie erhält, optimal. das ist aber in unserer<br />

Praxis kaum durchführbar. deshalb<br />

können wir allerdings eine Vergleichsgruppe<br />

mit einem standardprogramm an passiven<br />

techniken behandeln. diese Patienten erhalten<br />

dann dieselbe Zuwendung und aufmerksamkeit<br />

wie unsere untersuchte Patientengruppe.<br />

nun können wir beobachten,<br />

wie sich die symptome der beiden gruppen<br />

nach mehreren anwendungen unterscheiden<br />

– oder auch nicht. allerdings haben wir<br />

immer noch keinen beweis erbracht, inwiefern<br />

eine un<strong>physio</strong>logische Kopfhaltung die<br />

entstehung von nackenschmerzen verursacht!<br />

Fazit<br />

Was haben wir abschließend jetzt aus<br />

der ganzen Geschichte für unsere Praxis<br />

gewonnen?<br />

Wir wissen, dass Patienten mit nackenschmerzen<br />

in der tat den Kopf vermehrt vor<br />

dem Körperschwerpunkt tragen. Leider wissen<br />

wir nicht mehr. aber daraus könnten wir<br />

in der tat therapieansätze formulieren und<br />

diese ausprobieren. Wir könnten unseren<br />

Patienten also ihre abweichende haltung<br />

bewusst machen und diese aktiv korrigieren<br />

lassen. dies sollte möglichst oft am tag<br />

geschehen, dazu könnte der Patient ein tagebuch<br />

zur dokumentation der Übung nutzen.<br />

Viel spaß beim ausprobieren!<br />

Evidenz.


In dieser Rubrik stellen wir euch interessante Menschen vor, die in ihrem Beruf viel<br />

mit Physiotherapeuten zu tun haben, oder die vor einigen Jahren, genauso wie<br />

ihr jetzt, ihre Ausbildung zum Physiotherapeuten gemacht haben und deren Werdegang<br />

sich lohnt zu erzählen. Außerdem berichten für euch Physioschüler und<br />

-studenten von ihrer Schule oder Hochschule. Auch ihr könntet eure Ausbildungsstelle<br />

ins Rampenlicht rücken, wenn ihr glaubt, dass eure Schule oder Hochschule<br />

jeder mal gehört haben sollte! Da wir immer mit vielen Disziplinen zusammenarbeiten<br />

darf natürlich bei »Vorgestellt« auch der Einblick in andere Berufsgruppen<br />

nicht fehlen! Freut euch also auf interessante Menschen der Physiotherapie, interdisziplinäre<br />

Einblicke und die bunte Welt der Physioschulen und Hochschulen.<br />

interVieW<br />

Leute: udo WoLF<br />

Text: Noemi Hagemann<br />

l Welche zusätzlichen Fächer haben Studierende der Hochschule für<br />

Gesundheit (HSG) Bochum im Vergleich zu Schülern von Berufsfachschulen?<br />

l das sind an unserer hochschule insbesondere die Lehrinhalte der fünf interprofessionellen<br />

Module, in denen studierende der Physiotherapie gemeinsam mit studierenden der Pflege,<br />

der hebammenkunde, der ergotherapie und der Logopädie die themenschwerpunkte »gesundheitsfachberufe<br />

als Professionen«, »Wissenschaftliches arbeiten«, »Professionelle Kommunikation<br />

und interaktion«, »evidenzbasierte Praxis und Forschung Partizipation« und »aktivität<br />

und Lebensqualität« vermittelt werden. aber auch in den fachspezifischen Modulen der<br />

Physiotherapie, deren inhaltliche ausgestaltung ja teilweise immer noch durch die alte ausbildungs-<br />

und Prüfungsverordnung reglementiert ist, wird eine andere sichtweise vermittelt.<br />

hier wird beispielsweise größter Wert auf die befähigung zum hypothesengeleiteten handeln<br />

gelegt<br />

l Welche neuen Herausforderungen reizen Sie dort als Dozent besonders?<br />

l das ist vor allem die Möglichkeit, studierende auf dem Weg zum ersten berufsqualifizierenden<br />

abschluss bereits mit akademischem rüstzeug auszustatten. die zehnjährige erfahrung<br />

mit Weiterbildungsstudiengängen hat ja gezeigt, dass insbesondere studierende, die schon<br />

länger im beruf tätig waren und die bereits zahlreiche Fortbildungen belegt hatten, doch<br />

enorme schwierigkeiten hatten, das erlernte Wissen und die angewendeten Fertigkeiten noch<br />

einmal nach wissenschaftlichen gesichtspunkten kritisch zu beleuchten und in einem erweiterten<br />

Kontext zu werten. dieser Lernprozess entsprach schon fast einer zweiten berufliche<br />

sozialisation und entfällt natürlich bei unseren studierenden, die ja direkt vom abitur zu uns<br />

kommen. natürlich reizt mich auch die aussicht, hier in naher Zukunft eine Qualifikation zu<br />

vermitteln, die Physiotherapeuten die Möglichkeit eröffnet, als gleichberechtigte Partner des<br />

arztes oder vielleicht sogar unabhängig von einer ärztlichen Verordnung, im sinne eines First<br />

Contact Practitioners, arbeiten zu können.<br />

l Was möchten Sie Berufseinsteiger mit auf den Weg geben, was ist Ihnen<br />

da besonders wichtig?<br />

l da hätte ich ihnen vor 10 Jahren eine andere antwort gegeben als heute. heute würde<br />

ich sagen: Vor allem wirkliche Professionalität. eine professionelle einstellung zum Patienten,<br />

zu sich selbst in der rolle als therapeut, zum eigenen berufsbild und zu den anderen berufsgruppen,<br />

mit denen die Physiotherapie zusammenarbeitet. außerdem die Fähigkeit, zunächst<br />

einmal neugierig zu sein und zuzuhören, dann professionell zu analysieren, vor dem klinischen<br />

und wissenschaftlichen hintergrund zu bewerten und in der anwendung am Patienten zu<br />

überprüfen und weiterzuentwickeln. und das ganz frei von den klassischen Konzepten der<br />

Physiotherapien. dazu kommt natürlich noch all das, was als Kompetenzen in den Modulhandbüchern<br />

gelistet ist.<br />

l Meinen Sie damit, dass man versuchen sollte von dem Konzeptdenken<br />

weg zu kommen?<br />

l Ja, eine wissenschaftliche neugier und empathische sachlichkeit zu entwickeln, anstatt etwas<br />

erlerntes prinzipiell erst einmal zu verteidigen. die verschiedenen Konzepte sollten meines<br />

erachtens anstelle der unterschiede und »alleinstellungsmerkmale« die gemeinsamkeiten su-<br />

VorgesteLLt<br />

Steckbrief<br />

Prof. Udo Wolf<br />

Hochschule für Gesundheit<br />

Bochum seit 2011<br />

Lehrgebiet<br />

Physiotherapie am<br />

Muskuloskelettalen<br />

System:<br />

Ambulante und Stationäre<br />

Versorgung<br />

Evidence Based Practice<br />

Arbeitsschwerpunkte<br />

Manuelle Therapie,<br />

Klinische Tests und<br />

Messverfahren<br />

Erkrankungen der<br />

Wirbelsäule,<br />

Chronischer Schmerz<br />

Clinical Pathways<br />

Schalldiagnostik (Ultra-<br />

schalltopometrie und<br />

Schallemissionsanalyse)<br />

Weitere Tätigkeiten<br />

Herausgeber<br />

»PhysioScience«,<br />

wissenschaftlicher<br />

Beirat<br />

»Manuelle Therapie« und<br />

»Physiotherapie«,<br />

verschiedene<br />

DFG-geförderte<br />

Forschungsprojekte,<br />

Mitglied<br />

VDI-Richtlinienkomission<br />

Schallemissionsanalyse<br />

<strong>physio</strong>-<strong>Journal</strong> 15


VorgesteLLt<br />

interVieW<br />

Leute: udo WoLF<br />

16 <strong>physio</strong>-<strong>Journal</strong><br />

l<br />

l<br />

chen. dann würden zwangsläufig auch die in deutschland noch üblichen eigen- und Konzeptnamen<br />

nach und nach verschwinden. denn solange bei Wirksamkeitsstudien immer wieder<br />

heraus kommt, dass keines der scheinbar so unterschiedlichen Konzepte den anderen wirklich<br />

überlegen ist, kann könnte man ja vermuten, dass den Konzepten doch ein gemeinsames Wirkungsprinzip<br />

zugrunde liegt, dass wir nur noch nicht kennen.<br />

l Gehen Sie im Fach »Manulle Therapie« nach evidenzbasierten Techniken<br />

oder nach Konzepten vor?<br />

l Zunächst werden da einmal die gängigen Konzepte dargestellt. Je nach dem klinischem<br />

Problem, das gerade behandelt wird, wird dann auf relevante ansätze aus verschiedenen Konzepten<br />

bezug genommen. so wird beispielsweise beim akuten rückenschmerz die biomechanische<br />

betrachtungsweise des Kaltenborn-evjenth-Konzeptes für die untersuchung und<br />

gelenkmobilisation herangezogen, bei der behandlung von bandscheibenproblemen »wiederholte<br />

extensionen« im sinne von McKenzie und bei hypermobilitäten das Konzept der<br />

lokalen stabilität. Für den praktischen unterricht in Manueller therapie wähle ich möglichst<br />

techniken aus, die exemplarisch den studierenden die relevanten Prinzipien der untersuchung<br />

und behandlung vermitteln können. diese wähle ich aus dem spektrum von »best practise«<br />

aus. insgesamt werden die therapeutischen grundlagen möglichst ausführlich behandelt.<br />

grundsätzlich steht aber immer die Frage im raum: darf man jetzt nichts mehr machen,<br />

was nicht evidenzbasiert ist? da muss ich klar »nein« sagen. dass für eine Maßnahme keine<br />

evidenz besteht, heißt das ja nichtzwangsläufig, dass die Wirksamkeit nicht existiert. die meisten<br />

ansätze sind schlichtweg nicht untersucht. sollte die Zuverlässigkeit eines tests oder die<br />

Wirksamkeit einer technik natürlich klar widerlegt sein, so macht es keinen sinn, diese zu<br />

unterrichten. andererseits sieht aber oft auch, dass einzelne tests bei der Überprüfung ihrer<br />

güte durchfallen, während sie in Kombination mit anderen tests sehr gut sind. das ist natürlich<br />

ebenfalls zu berücksichtigen.<br />

l Worauf sollte man bei der Auswahl einer Manualtherapie-Ausbildung achten,<br />

bzw was würden Sie empfehlen?<br />

l ich glaube, dass die sinnvollen ausbildungen zunächst die großen Konzepte sind, die auch<br />

effektive techniken anderer Fachgruppen integriert haben, wie zum beispiel das Kaltenbornevjenth-<br />

und das Maitlandkonzept. in deutschland muss man sich die Curricula und die Qualifikation<br />

und berufserfahrung der Lehrer kritisch ansehen. und die anerkennung einer Weiterbildungsstätte<br />

durch die spitzenverbände ist leider überhaupt kein Qualitätskriterium. Von<br />

daher kann ich nur davon abraten, vorschnell den nächsten anbieter vor der eigenen haustüre<br />

zu wählen. ein unterrichtsbesuch vor der anmeldung ist bestimmt sinnvoll.<br />

Von der akademisierung verspreche ich mir im Übrigen auch, dass die Physiotherapeuten<br />

künftig nicht mehr eine Fortbildung nach den anderen belegen, sondern selbstständig<br />

lesen, bewerten und lernen. das fußt natürlich auf der erkenntnis, dass »techniken« alleine<br />

bei den meisten Patienten nicht ausschlaggebend für einen therapierfolg oder – Misserfolg<br />

sind.<br />

l Wäre es nicht das Beste, man würde nur evidenzbasierte Techniken wählen?<br />

l ich glaube nicht, dass man nur noch evidenzbasierte untersuchung und behandlungen anwenden<br />

sollte. das Pendel ist momentan wohl von einem extrem (erfahrungsmedizin) in das<br />

andere umgeschlagen (ebP). Von einer sicheren evidenz spricht man aber in der regel nur<br />

dann, wenn wissenschaftliche nachweise auf evidenzlevel 1 (systematische reviews) oder 2<br />

(randomisierte kontrollierte studien) vorliegen. aber was ist mit Level 3, 4 oder 5? spätestens<br />

bei Level 5 (der expertenmeinung) kommt die klinische erfahrung ja auch zum tragen. und was<br />

ist mit den techniken, die gar nicht untersucht wurden? ich denke, dass es ein irrweg ist, alles<br />

zu streichen, was nicht evidenzbasiert ist. außerdem ersetzt die wissenschaftliche evidenz nicht<br />

die klinische entscheidung, sie stellt dabei vielmehr eine hilfe dar. das wird auch in der Leitliniendiskussion<br />

immer wieder betont. ebenso wie die tatsache, dass es immer wieder Patienten<br />

gibt, bei denen man von den empfehlungen der Leitlinien abweichen muss. Man sollte sich sein<br />

großes diagnostisches und therapeutisches repertoire bewahren.<br />

und was könnte ein konservativ tätiger orthopädie noch tun, wenn man deren therapeutisches<br />

spektrum auf das evidenzbasierte reduzieren würde?<br />

l Welcher Aspekt gefällt Ihnen an der MT besonders, was macht Ihnen<br />

daran Spaß?<br />

l ich habe mich für die Manuelle therapie als junger Physiotherapeut entschieden und da<br />

ist man ja extrem technikverliebt. so war eine Weiterbildung in Manueller therapie natürlich<br />

naheliegend, die Lehrbefähigung irgendwann eine fast zwangsläufige Folge meines interesses.


die Manuelle therapie ist die optimale basis für das Verständnis des bewegungsapparates und<br />

die meisten techniken sind einer wissenschaftlichen Überprüfung gut zugänglich. Für mich war<br />

immer der erfolg bei der anwendung im medizinischen Kontext sehr motivierend. das macht<br />

einfach spaß. und ich bin jemand, der gerne hand anlegt. aber wenn sie ich partout auf einen<br />

aspekt festnageln wollen, dann sage ich die Logik.<br />

l Haben Sie in der Manualtherapeutischen Lehre auch eigene<br />

wissenschaftliche Ergebnisse berücksichtigt?<br />

l selbstverständlich. denn die Fragenstellungen aus der eigenen Praxis sind ja meist die initialzündung<br />

für eine studie. an der entwicklung des Curriculums, das man selbst vertritt, lässt sich<br />

dann auch der eigenen Werdegang ablesen. Wenn ich anfänglich beispielsweise die gütekriterien<br />

für die stabilitätstests im Kopfgelenksbereich untersucht habe so drehen sich heute meine<br />

Projekte eher im in bedeutung von Kognitionen und emotionen sowie die bewegungsqualität.<br />

das schlägt sich natürlich auch in meiner Lehre nieder.<br />

l Ihr Standardwerk »Bildatlas der Manuellen Therapie« ist jetzt in der<br />

dritten Aufl age erschienen. Was ist anders als in der ersten Aufl age?<br />

l Vor 12 Jahren hatte ich mich zunächst einmal gefragt, warum ich überhaupt ein Manuelle<br />

therapie-buch schreiben sollte. es gab ja bis dato schon so viele. Viele schüler und Kursteilnehmer<br />

konnten aber nach dem unterricht alleine anhand der beschreibungen in den auf dem<br />

Markt befi ndlichen büchern die techniken nicht selbstständig üben oder erkennen, wann diese<br />

zu verwenden waren. ich wollte daher ein buch schreiben, bei dem man auch nachschlagen<br />

kann, wann man was machen muss. beispielsweise bei welcher bewegungseinschränkungen<br />

welche Mobilisation indiziert ist oder welche Frage man mit welchem test beantworten kann.<br />

Ferner sollte die systematik der befunderhebung und der interpretation dargestellt werden.<br />

abgesehen von der untersuchung des iliosakralgelenkes und der halswirbelsäule bei ist der<br />

Praxisteil seit der ersten aufl age mehr oder weniger unverändert. allerdings wurde neueren<br />

wissenschaftlichen erkenntnissen und der durch die iCF erweiterten sichtweise auf erkrankungen<br />

des bewegungsapparats rechnung getragen und ein neuer 60-seitiger theorieteil<br />

eingefügt.<br />

l Mit welchem Argument würden Sie einen angehenden Physiotherapeuten<br />

davon überzeugen wollen, dass ein zusätzlicher akademischer Abschluss<br />

von Vorteil ist?<br />

l gar nicht. ich glaube wirklich nicht, das jeder Physiotherapie studieren sollte. Wir brauchen<br />

einen bestimmten anteil an Kollegen, die einen hochschulabschluss in unserem Fach haben<br />

und die backstage arbeiten, um die Praktiker an der Front zu unterstützen. diese art des herangehes<br />

ist aber nicht jedermanns sache. Jemand, der keine wissenschaftliche ausbildung hat,<br />

muss deswegen aber noch lange kein schlechter therapeut sein. im gegenteil, manchmal ist<br />

er sogar intuitiv besser als jemand, der akademisch ausgebildet ist, aber über wenig berufserfahrung<br />

verfügt. ich glaube, dass es die optimale Lösung wäre, wenn beide ausbildungswege<br />

erhalten blieben und die Vertreter dieser unterschiedlichen schwerpunkte eng zusammen arbeiteten.<br />

das wäre eine wirklich sinnvolle und hilfreiche ergänzung.<br />

l Welchen Tipp würden Sie einem Anfänger geben, um mit wissenschaftlichen<br />

Studien in Kontakt zu kommen?<br />

l ich würde jedem raten, regelmäßig einen <strong>Journal</strong> Club zu besuchen. da erfährt man die<br />

beste unterstützung und wird von erfahreneren Kollegen langsam dazu angeleitet, studien zu<br />

verstehen, kritisch zu bewerten und die Folgerungen für die Praxis abzuleiten. da es inzwischen<br />

so viele Physiotherapie-studiengänge gibt, ist zu hoffen, dass <strong>Journal</strong> Clubs in deutschland bald<br />

fl ächendeckend angeboten werden.<br />

l Wie kann man sich am einfachsten auf dem neusten Stand halten?<br />

l Man sollte regelmäßig eine Fachzeitschrift mit wissenschaftlichem anspruch lesen. die beiträge<br />

in solch einem <strong>Journal</strong> sollten durch ein Peer-review-Verfahren geprüft und ausgewählt<br />

werden. ideal wäre es sich ein internationales Fachblatt, wie beispielsweise die amerikanische<br />

»Physical therapy« zu lesen und dazu ein nationales.<br />

l Welche Fortbildung würden Sie Berufsanfängern empfehlen?<br />

l Jeder muss erst einmal wissen: in welche richtung möchte ich mich spezialisieren?? und<br />

dann sollte man in diesem bereich die basics belegen. in der neurologie wäre das beispielsweise<br />

bobath oder Vojta, am bewegungsapparat die Manuelle therapie.<br />

VorgesteLLt<br />

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<strong>physio</strong>-<strong>Journal</strong> 17


VorgesteLLt<br />

interVieW<br />

Leute: udo WoLF<br />

18 <strong>physio</strong>-<strong>Journal</strong><br />

l<br />

l<br />

l Halten Sie den Primärkontakt in Deutschland für realistisch und<br />

erstrebenswert?<br />

l heute würde ich sagen: ich bin dagegen. es ist aber absolut erstrebenswert. bevor ein<br />

Physiotherapeut die Verantwortung für eine behandlung ohne vorherige ärztliche diagnostik<br />

übernehmen kann, muss die hierfür erforderliche ausbildung sichergestellt werden. und diese<br />

Qualifikation ist sicherlich nicht alleine durch Weiterbildungsmaßnahmen zu erreichen.<br />

l Es besteht ja die Überlegung, ob man als Voraussetzung für den<br />

Primärkontakt eine zusätzliche Ausbildung anbietet, in der man lernt,<br />

Red und Yellow Flags zu erkennen.<br />

l ich habe selbst habe 15 Jahre eine spezialsprechstunde in einer orthopädischen universitätsklinik<br />

angeboten. Formal gesehen haben der orthopäde und ich zusammen gearbeitet, aber<br />

ich stand trotzdem alleine da. ich bin bestimmt nicht schlecht ausgebildet, aber ich bin gerade<br />

in dieser situation doch auch immer wieder an meine grenzen gestoßen. Von daher halte ich<br />

diese »light«-Version geradezu für gefährlich.<br />

l Als Studierende der Physiotherapie erlebe ich das in den Mediziner-<br />

Vorlesungen ähnlich. Ein Patient erzählt von Rückenschmerz als<br />

Erstsymptom- und dann ist es ein Blasenstein!<br />

l Ja, besonders das differantialdiagnostische Wissen in den angrenzenden klinischen Fächern<br />

fehlt dem auf den bewegungsapparat spezialisierten Physiotherapeuten in der regel doch<br />

sehr.<br />

l Welche Unterschiede bestehen hier noch in der Ausbildung in Deutschland<br />

und Ausland?<br />

l die klassische ausbildung an der berufsfachschule hat immer noch den großenVorteil, dass<br />

dort in der regel eine gute praktische ausbildung am Patienten stattfindet. der theoretisch gut<br />

ausgebildete hochschulabsolvent im ausland erwirbt sich seine praktische Kompetenz in der<br />

regel erst sukzessive nach seinem abschluss. auch hier sind die hochschulen, die grundständige<br />

studiengänge anbieten gefordert, die Vorteile beider Konzepte zu vereinen. die Kritiker<br />

der akademisierung sagen beispielsweise »die theoretiker von der hochschule« im gegensatz<br />

zu den Praktikern an der basis. das darf auf keinen Fall passieren.<br />

berufspolitisch gesehen haben Physiotherapeuten im ausland in den meisten Ländern ein<br />

ganz anderes standing und selbstbewusstsein. sie haben ihre eigenen berufskammern und<br />

sind somit autark. die <strong>physio</strong>therapeutsiche Forschung ist dort besser etabliert, sie können auf<br />

eine gute, weit evaluierte wissenschaftliche theoriebildung zurückgreifen. Wir können das nur<br />

teilweise adaptieren, da wir ganz andere rahmenbedingungen haben. aber wir haben in den<br />

letzten 10 Jahren enorm aufgeholt. Wir kommen!<br />

l Und wir kommen wir in Deutschland zum Primärkontakt?<br />

l Zwei Faktoren führen zum Primärkontakt: entweder die Kostensteigerung(denn Physiotherapie<br />

ohne vorherige ärztliche Maßnahmen ist viel günstiger) oder eine unzureichende medizinische<br />

Versorgung der bevölkerung aufgrund geringer einer bevölkerungsdichte oder eines<br />

Ärztemangel (hier kann der Physiotherapeut teile der grundversorgung abdecken) ich bin mir<br />

sicher, dass wir die sympathisanten eher auf der seite der Kostenträger finden. (lacht)<br />

Bildatlas der Manuellen Therapie<br />

grundlagen und Praxis<br />

Vielen Dank für das Gespräch!<br />

Udo Wolf<br />

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<strong>physio</strong>-<strong>Journal</strong> 19


VorgesteLLt<br />

sChuLe:<br />

hoChsChuLe FÜr gesundheit boChuM<br />

»Es macht Spaß ein Pionier zu sein«<br />

Die Hochschule für Gesundheit in Bochum bietet den ersten primärqualifzierenden Studiengang für Physiotherapie<br />

an einer staatlichen Hochschule an. Foto: hsg<br />

p ein ganz normaler tag an der hochschule<br />

für gesundheit im herzen des ruhrgebiets<br />

in bochum: die studierenden der Physio-<br />

therapie haben sich um eine behandlungs-<br />

bank versammelt. das thema heute: die<br />

halswirbelsäule – anamnese, diagnostik<br />

und therapie. Wie wird die untersuchung<br />

durchgeführt? Welche Fragen müssen im<br />

anamnesegespräch abgecheckt werden?<br />

Professor udo Wolf erläutert den studen-<br />

tinnen und studenten das Vorgehen, die<br />

eifrig mitschreiben. im anschluss dürfen die<br />

angehenden Physiotherapeuten selbst »die<br />

hand anlegen« und an ihren Kommilitonen<br />

die untersuchung ausprobieren.<br />

unter den studierenden ist Carolin bon-<br />

trup. sie studiert derzeit im vierten semester<br />

an der hochschule und gehört damit zu den<br />

»Pionieren«. die hochschule für gesundheit<br />

(hsg) bietet den ersten grundständigen stu-<br />

diengang für Physiotherapie an einer staat-<br />

lichen hochschule in deutschland an und<br />

Carolin gehört zum ersten Jahrgang. »ich<br />

glaube, dass Physiotherapie einen immer<br />

größeren stellenwert in der gesundheits-<br />

20 <strong>physio</strong>-<strong>Journal</strong><br />

versorgung einnehmen wird und therapiemaßnahmen<br />

zunehmend auf der grundlage<br />

von Forschung getroffen werden müssen.<br />

deshalb habe ich mich für den bachelor-studiengang<br />

entschieden«, so Carolin. seit vier<br />

semestern ist sie nun dabei und lernt alles<br />

rund um anatomie, Physiologie und Patho<strong>physio</strong>logie.<br />

aber nicht nur das. Zusätzlich<br />

lernt sie etwas über Kommunikation, das<br />

gesundheitswesen und sozialwissenschaftliche<br />

Fragestellungen.<br />

Mit ihrer Wahl ist Carolin sehr zufrieden.<br />

durch die geringe anzahl von studierenden,<br />

– es werden 51 studienanfänger zu<br />

jedem Wintersemester zugelassen – bleibt<br />

der studiengang klein. »das Klima an der<br />

hochschule ist sehr familiär. Wir haben ein<br />

gutes Verhältnis untereinander und mit den<br />

dozenten. Wir erhalten im studiengang<br />

viel unterstützung. ein ›offenes ohr‹ bei<br />

persönlichen anliegen oder Problemen ist<br />

selbstverständlich«, erzählt Carolin. durch<br />

regelmäßige gespräche mit den dozenten<br />

erhalten die studierenden einen einblick<br />

in ihre studienleistungen. gemeinsam mit<br />

Text: Anna Christina Nowak<br />

dem dozenten können erfahrungen, Probleme<br />

und die eigene entwicklung reflektiert<br />

werden.<br />

Carolin gefällt besonders die Möglichkeit<br />

der Mitgestaltung an der hochschule.<br />

studierende sind zum beispiel in den berufskommissionen<br />

vertreten, die über die anstellung<br />

von Professoren entscheiden. eine<br />

spezialbibliothek für gesundheitsfachberufe,<br />

die auf die Wünsche und bedürfnisse<br />

der studierenden eingeht gehört zur ausstattung.<br />

Viele institutionen, wie zum beispiel<br />

der allgemeine studierendenausschuss<br />

(asta) befinden sich derzeit noch im aufbau,<br />

sodass es viel raum für die gestaltung<br />

der hochschule gibt.<br />

die hochschule für gesundheit zeichnet<br />

sich besonders durch das interprofessionelle<br />

Lernen aus. denn fünf studiengänge studieren,<br />

arbeiten und lernen hier gemeinsam.<br />

dazu gehören neben den Physiotherapeuten,<br />

die Logopäden, die ergotherapeuten,<br />

die Pflegekräfte und die hebammen. »die<br />

grundlage für eine effektive Zusammenarbeit<br />

mehrerer berufsgruppen wird an der


hsg gelegt und durch verschiedene semi-<br />

nare und Vorlesungen zu themen wie Kom-<br />

munikation oder Forschung unterstützt«.<br />

dies beginnt schon in der ersten Woche. im<br />

rahmen von einführungsveranstaltungen<br />

können die studierenden die hochschule<br />

kennen lernen und erste Kontakte zu stu-<br />

dierenden anderer studiengänge knüpfen.<br />

»so bekommt man erste interdisziplinäre<br />

eindrücke«, beschreibt Carolin. in den re-<br />

gelmäßigen praktischen einsätzen, die die<br />

studierenden in Krankenhäusern, privaten<br />

Physiotherapie-Praxen und rehabilitati-<br />

onseinrichtungen leisten, sei es dadurch<br />

einfacher mit anderen berufsgruppen zu<br />

arbeiten. »dies kann letztendlich sehr gewinnbringend<br />

für den Patienten sein«. dennoch<br />

komme die interdisziplinäre Zusammenarbeit<br />

in der Klinik häufig noch zu kurz.<br />

rückblickend erinnert sich Carolin besonders<br />

an den ersten tag in ihrem neuen<br />

studiengang Physiotherapie. »es war sehr<br />

spannend, weil wir nicht so genau wussten,<br />

was auf uns zu kam«, erzählt Carolin.<br />

»der erste Körperkontakt war dann auch<br />

etwas ›schockierend‹, aber wir konnten so<br />

einen direkten bezug zum beruf herstellen.<br />

schließlich müssen sich die Patienten bei uns<br />

ja auch entkleiden«, lacht Carolin. Mittlerweile<br />

hat sich der alltag normalisiert, untersuchung<br />

und behandlung der Kommilitonen<br />

sind routine geworden.<br />

ein weiterer wichtiger aspekt der hochschule<br />

ist das Voranbringen von Wissenschaft<br />

und Forschung in den therapieberufen.<br />

die studierenden erlangen ein<br />

grundlegendes Verständnis für wissen-<br />

Foto: hsg<br />

VorgesteLLt<br />

schaftliche themenstellung. durch<br />

die durchführung von Pilot-studien<br />

oder das erstellen von Übersichtsarbeiten<br />

(reviews) können die angehenden<br />

Physiotherapeuten die praktische<br />

tätigkeit als Wissenschaftler<br />

erlernen. »ich glaube zukünftig wird<br />

es darauf hinauslaufen, dass das gesundheitssystem<br />

und die Patienten<br />

immer mehr die evidenzbasierung<br />

therapeutischer Maßnahmen einfordern.<br />

deshalb braucht es ein grundverständnis<br />

für Forschungsfragen,<br />

das ich an der hsg erlernt habe und<br />

zukünftig auch fokussieren möchte«,<br />

erklärt Carolin.<br />

im studiengang Physiotherapie<br />

wird eine enge Verzahnung zwischen<br />

theorie und Praxis angestrebt. neben<br />

den praktischen Übungen, Vorlesungen<br />

und seminaren führen<br />

die studierenden Praxiseinsätze in<br />

unterschiedlichen <strong>physio</strong>therapeutischen<br />

einrichtungen durch. »es ist<br />

gut, dass wir bereits in den ersten<br />

beiden semestern einen einblick in Foto: hsg<br />

die <strong>physio</strong>therapeutische Praxis erhalten.<br />

Wir sind fünf stunden pro Woche auch im ausland absolviert werden. in<br />

in den verschiedenen einrichtungen einge- diesem Jahr werden erstmals studierende<br />

setzt«, erläutert Carolin. gleichzeitig sol- in indonesien, england, Polen und in der<br />

len auch die Praxiseinrichtungen von den schweiz ein Praktikum ableisten. »so hat<br />

studierenden profitieren. so müssen zum man die Möglichkeit, über den tellerrand<br />

beispiel Leitlinien vorgestellt und diskutiert zu schauen und die Physiotherapie noch<br />

werden und therapeutische Maßnahmen einmal in einem anderen kulturellen Kon-<br />

auf grundlage evidenzbasierter Medizin text kennen zu lernen«, sagt Carolin, die<br />

präsentiert werden.<br />

selbst im siebten semester nach australien<br />

die fünfte praktische studienphase kann gehen möchte. gerade dort sei die Physiotherapie<br />

besonders weit entwickelt. es gäbe<br />

zum beispiel schon den direktzugang zum<br />

Physiotherapeuten. Carolin erhofft sich, so<br />

viele erfahrungen für ihre eigene tätigkeit<br />

als therapeutin zu sammeln.<br />

im studienverlauf und während des<br />

Praktikums nimmt die reflexion eine wichtige<br />

rolle ein. so werden zum beispiel im<br />

rahmen von reflexionsseminaren Patienten<br />

vorgestellt und gemeinsam mit den studierenden<br />

das hypothesengeleitete Vorgehen<br />

geübt. »ich finde es gut, dass wir von erfahrenen<br />

Praktikern lernen und so unser eigener<br />

Lernprozess unterstützt wird«, erläutert<br />

Carolin.<br />

in knapp zwei Jahren beendet Carolin<br />

ihr studium mit dem abschluss bachelor of<br />

<strong>physio</strong>-<strong>Journal</strong> 21


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Seminare in der<br />

THEORG-Akademie<br />

Mit über 20 Jahren Erfahrung<br />

sind wir Ihr kompetenter<br />

Ansprechpartner<br />

rund um die Praxisorganisation.<br />

Also denken Sie an uns,<br />

wenn Sie eines Tages Ihre<br />

eigene Praxis haben.<br />

SGN 2.753.1<br />

science Physiotherapie und mit dem exa-<br />

men zur staatlich geprüften Physiothera-<br />

peutin. und was kommt dann? »ich interes-<br />

siere mich sehr für Leistungsdiagnostik und<br />

kardiorespiratorische Physiotherapie und<br />

möchte hier meinen schwerpunkt legen«,<br />

erläutert sie. gleichzeitig habe sie natürlich<br />

auch die Möglichkeit einen Master-abschluss<br />

zu erlangen. »gerne würde ich mich<br />

berufsbegleitend im bereich gesundheitsmanagement<br />

oder Medizinpädagogik weiter<br />

qualifizieren«, erklärt Carolin. auch die berufliche<br />

tätigkeit im ausland kommt für sie<br />

FAQ<br />

Für welche Studiengänge kann man<br />

sich an der hsg bewerben?<br />

• Physiotherapie<br />

• ergotherapie<br />

• Logopädie<br />

• hebammenkunde<br />

• Pflege (altenpflege, gesundheits- und<br />

Krankenpflege und gesundheits- und<br />

Kinderkrankenpflege)<br />

Voraussetzungen für die Bewerbung<br />

für den Studiengang Physiotherapie<br />

an der Hochschule für Gesundheit<br />

• allgemeine hochschulreife<br />

• Fachhochschulreife<br />

• abgeschlossenes studium oder<br />

internationaler (hochschul-) abschluss<br />

• Vierwöchiges Vorpraktikum, das vor<br />

beginn des semesters (bis zum 31.8.)<br />

absolviert sein muss<br />

• erstellung eines Portfolios im rahmen<br />

des Vorpraktikums<br />

• gesundheitszeugnis<br />

Bewerbungsverfahren und Fristen<br />

• start der bewerbung ist Mitte Mai.<br />

bewerben kann man sich online über<br />

die homepage der hochschule für<br />

gesundheit.<br />

• bewerbungsende am 15. Juli<br />

Studienbeginn<br />

• das Wintersemester beginnt am<br />

1. september jeden Jahres.<br />

• Zulassungen finden nur im Wintersemester<br />

statt.<br />

Studiendauer<br />

• das studium dauert 7 semester. nach<br />

sechs semestern legen die studierenden<br />

das staatsexamen ab.<br />

in Frage. sie hofft, dass eine anerkennung<br />

des bachelor-abschlusses einfacher ist.<br />

derzeit werden Master-studiengänge<br />

an der hochschule für gesundheit entwickelt.<br />

Wie es genau weiter geht, steht derzeit<br />

noch nicht fest. angedacht ist, für die<br />

ersten bachelor-absolventen einen Masterstudiengang<br />

anzubieten. dies wäre dann<br />

2014 der Fall.<br />

und könnte Carolin sich vorstellen, an<br />

der hochschule für gesundheit weiter zu<br />

studieren? »Ja, denn es macht spaß ein Pionier<br />

zu sein!«, erklärt sie augenzwinkernd.<br />

Studienabschluss<br />

• bachelor of science Physiotherapie nach<br />

sieben Fachsemestern<br />

Auswahlgrenzen<br />

• da im studiengang Physiotherapie<br />

nur 51 studienplätze vergeben werden,<br />

erfolgt die Zulassungsbeschränkung<br />

durch einen nC (numerus clausus).<br />

• dieser lag im Wintersemester<br />

2011/<strong>2012</strong> bei 1,9.<br />

• 20 Prozent der studienplätze werden<br />

nach Wartezeit vergeben.<br />

• die Wartezeit betrug 10 semester.<br />

• das sind lediglich erfahrungswerte.<br />

die nC-grenzen können sich in den<br />

kommenden semestern verändern.<br />

Kosten<br />

• es wird lediglich der sozialbeitrag in<br />

höhe von ca. 250 euro pro semester<br />

eingezogen. darin sind enthalten: die<br />

Kosten für das semesterticket für den<br />

bereich nordrhein-Westfalen, der beitrag<br />

für das akademische Förderungswerk<br />

und die beiträge für die studierendenschaft<br />

(asta)<br />

Master-Studiengänge<br />

derzeit werden noch keine Master-studiengänge<br />

angeboten. Für wünschenswert hält<br />

die hsg ein erstes Masterprogramm, wenn<br />

die ersten absolventen fertig sind, also im<br />

Jahr 2014.<br />

Weitere Informationen zum<br />

Bewerbungsverfahren, Auswahlgrenzen<br />

und Fristen unter<br />

http://www.hs-gesundheit.de/de/<br />

thema/studium/studieninteressierte/<br />

Weitere Informationen zur Hochschule<br />

unter: www.hs-gesundheit.de


LiCKWinKeL:<br />

ergotheraPie<br />

Was MaCht<br />

der ergotheraPeut?<br />

Text: Eva Schwarz / Mariola Barreda Perez<br />

p der Verband der deutschen ergotherapeuten<br />

definiert ergotherapie wie folgt: »ergothera-<br />

pie unterstützt und begleitet Menschen jeden<br />

alters, die in ihrer handlungsfähigkeit einge-<br />

schränkt oder von einschränkung bedroht sind.<br />

Ziel ist, sie bei der durchführung für sie be-<br />

deutungsvoller betätigungen in den bereichen<br />

Selbstversorgung, Produktivität und Frei-<br />

zeit in ihrer persönlichen Umwelt zu stärken.<br />

hierbei dienen spezifische aktivitäten, umwelt-<br />

anpassung und beratung dazu, dem Menschen<br />

handlungsfähigkeit im alltag, gesellschaftliche<br />

teilhabe und eine Verbesserung seiner Lebens-<br />

qualität zu ermöglichen (1).«<br />

Wie sieht der Ergotherapeut<br />

den Klienten an?<br />

genau dies lässt sich anhand des kanadischen<br />

Modells »Canadian Model of occupational performance<br />

and engagement« darstellen (Polatajko,<br />

h.J. et al, 2007). das kanadische Modell<br />

beschreibt den Zusammenhang zwischen folgenden<br />

drei Komponenten: die Person an sich<br />

mit der umwelt, in der sie lebt und den täglichen<br />

Betätigungen die ein Individuum im<br />

alltag ausführt (Jerosch-herold, C. & Marotzki,<br />

u. & stubner, b. & Weber, P., 2009, s. 156 f). der<br />

ergotherapeutische schwerpunkt liegt darin,<br />

Menschen dazu zu befähigen, für sie sinnvolle<br />

betätigungen wieder aufnehmen und selbst<br />

wieder aktiv am Leben partizipieren zu können<br />

(engage). auch im rahmen der international<br />

Classification of Functioning, disability and<br />

health (iCF) ist es wichtig zu erwähnen, dass<br />

die ergotherapie alle Kontextfaktoren (umweltfaktoren<br />

und personenbezogene Faktoren)<br />

berücksichtigt. die grafik soll verdeutlichen,<br />

welchen blick ergotherapeuten auf den individuellen<br />

Klienten haben.<br />

um die einzelnen Komponenten etwas anschaulicher<br />

zu machen, hier ein beispiel eines Klienten<br />

mit einer hemiparese nach einem schlaganfall:<br />

Komponente »Umwelt«<br />

der Klient hat beispielsweise das Ziel, den selbstständigen<br />

toilettengang im häuslichen umfeld<br />

durchführen zu können. als ergotherapeut ist<br />

es wichtig zu wissen, wie es im häuslichen badezimmer<br />

des Klienten überhaupt aussieht:<br />

• Wie hoch ist die toilette?<br />

• gibt es Möglichkeit, haltegriffe anzubringen?<br />

• Kann das badezimmer evtl. mit einem rollstuhl<br />

befahren werden? …<br />

im Klinikalltag oder auch in der Praxis wird<br />

daraufhin versucht, eine Übungssituation so<br />

darzustellen, dass diese der realistischen<br />

situation im häuslichen bereich<br />

entspricht und der Klient das<br />

gelernte in den alltag übertragen<br />

kann.<br />

Komponente »Betätigung«<br />

Welche betätigungen führt der<br />

Klient aus?<br />

• selbstversorgung: z. b. anziehen,<br />

Mobilität, Finanzen regeln<br />

• Produktivität: z. b. arbeit, zur<br />

schule gehen, den haushalt<br />

sauber machen<br />

• Freizeit: z. b. Lesen, sport;<br />

telefonieren<br />

dies sind für den Klienten bedeutungsvolle<br />

tätigkeiten. in der ergotherapie<br />

gilt es, wieder mehr<br />

selbstständigkeit zu ermöglichen.<br />

VorgesteLLt<br />

Komponente »Person«<br />

Welche Charakteristika sind für die Person bei<br />

der durchführung von alltagsaktivitäten förderlich<br />

und welche hemmend?<br />

• affektiv: soziale und emotionale anteile<br />

• kognitiv: intellekt, Konzentration und gedächtnis<br />

• physisch: sensorische und motorische anteile,<br />

die für die durchführung einer betätigung<br />

wichtig sind<br />

so kann der Klient z.b. während der therapie eine<br />

starke Motivation und eine hohe auffassungsgabe<br />

zeigen. diese förderlichen Faktoren können<br />

in der ergotherapie genutzt werden, um<br />

gemeinsam mit dem Klienten den transfer vom<br />

rollstuhl auf die toilette, oder auch den einsatz<br />

verschiedener hilfsmittel wie z.b. einem haltegriff<br />

oder einer manipulierten hose, zu beüben.<br />

<strong>physio</strong>-<strong>Journal</strong> 23<br />

© Köpenicker


VorgesteLLt<br />

Wie verläuft die ergotherapeutische<br />

Ausbildung?<br />

die ausbildung zum ergotherapeuten dauert<br />

drei Jahre und findet an staatlich genehmigten<br />

bzw. anerkannten schulen in Vollzeit statt. die<br />

Kosten der ausbildung sind davon abhängig,<br />

ob es sich um eine öffentliche schule handelt<br />

oder eine private trägerschaft vorliegt. Öffentliche<br />

schulen sind in der regel schulgeldfrei.<br />

allerdings sind 90 % der schulen privat und<br />

demnach gebührenpflichtig. die Kosten sind<br />

vom träger abhängig (dVe, 2011, s. 6).<br />

Laut dem deutschen Verband der ergotherapie<br />

(dVe) haben die ergotherapie-schulen<br />

über die gesetzlich vorgeschriebene ausbildungsvoraussetzung<br />

hinaus eigene aufnahmekriterien<br />

eingeführt. die ausbildung wird durch<br />

das berufsgesetz und die dazugehörigen ausbildungs-<br />

und Prüfungsordnung geregelt (dVe,<br />

2011, s. 3). der ausbildungsordnung nach sind<br />

die aufnahmebedingungen so geregelt, dass<br />

diejenige Person zugelassen werden kann, »die<br />

eine abgeschlossene realschulbildung, eine andere<br />

gleichwertige ausbildung oder eine nach<br />

hauptschulabschluss abgeschlossene berufsausbildung<br />

von mindestens zweijähriger dauer<br />

nachweist.« (dVe, 2011, s. 6).<br />

die dreijährige ausbildung umfasst dabei<br />

den theoretischen und praktischen unterricht<br />

von 2.700 stunden und die praktische ausbil-<br />

Unterrichtsfächer in der<br />

Ausbildung zum / zur<br />

Ergotherapeut/in<br />

biologie, funktionelle anatomie,<br />

Physiologie<br />

spezielle Krankheitslehre<br />

(einschließlich diagnostischer<br />

therapeutischer, präventiver und<br />

rehabilitativer Maßnahmen sowie<br />

psychosozialer aspekte)<br />

Psychologie und Pädagogik<br />

behindertenpädagogik<br />

Medizinsoziologie und gerontologie<br />

handwerkliche und gestalterische<br />

techniken mit verschiedenen<br />

Materialien<br />

spiele, hilfsmittel, schienen und<br />

technische Medien<br />

adaptierende Verfahren in der<br />

ergotherapie<br />

24 <strong>physio</strong>-<strong>Journal</strong><br />

Stunden-<br />

anzahl<br />

180<br />

dung von 1.700 stunden. die gewährleistung<br />

dessen steht unter der Verantwortung der<br />

entsprechenden schule für ergotherapie (ergotherapeuten-ausbildungs-<br />

und Prüfungsverordnung<br />

– ergthaPrV, 2011, s. 1). ebenso ist die<br />

schule durch § 1 absatz (1) des ergthaPrV in<br />

der Pflicht, die praktische ausbildung »im rahmen<br />

einer Vereinbarung mit Krankenhäusern<br />

oder anderen geeigneten einrichtungen sicherzustellen«<br />

(ergthaPrV, 2011, s. 1). dies ist ein<br />

wichtiges element, in der schüler erworbene<br />

Kenntnisse aus dem unterricht in unterschiedlichen<br />

einrichtungen (Klinik, Praxis, Wohnheime<br />

etc.) in der arbeit mit Klienten umsetzen (dVe,<br />

2011, s. 7).<br />

einzelne ausbildungsinhalte, die in der unten<br />

stehenden tabelle aufgeführt sind, geben<br />

auskunft über die unterschiedlichen schwerpunkte<br />

beider berufsgruppen. allein die gewichtung<br />

der psychologischen, pädagogischen<br />

und soziologischen unterrichtsfächer in der<br />

ausbildung bildet einen zentralen unterschied<br />

von Physio- und ergotherapie. so stellt z.b. der<br />

motorisch-funktionelle bereich nur einen kleinen<br />

teil der ergotherapeutischen arbeit dar.<br />

die fünf behandlungsverfahren in der ergotherapeutischen<br />

ausbildung (motorisch-funktionell,<br />

neuropsychologisch, neuro<strong>physio</strong>logisch,<br />

psychosozial und arbeitstherapeutisch)<br />

verdeutlichen nochmals die unterschiedlichen<br />

Unterrichtsfächer in der<br />

Ausbildung zum / zur<br />

Physiotherapeut/in<br />

anatomie<br />

Physiologie<br />

Stunden-<br />

anzahl<br />

240<br />

140<br />

280 spezielle Krankheitslehre 360<br />

210<br />

40<br />

70<br />

Psychologie,<br />

Pädagogik und soziologie<br />

500 bewegungserziehung 120<br />

200<br />

40<br />

grundlagen der ergotherapie 140<br />

Motorisch- funktionelle-, neuropsychologische-,<br />

neuro<strong>physio</strong>logische-,<br />

psychosoziale- und arbeitstherapeutische<br />

behandlungsverfahren<br />

jeweils<br />

100<br />

stunden<br />

angewandte Physik und biomechanik<br />

bewegungslehre<br />

Krankengymnastische<br />

behandlungstechniken<br />

Physiotherapeutische befund- und<br />

untersuchungstechniken<br />

Methodische anwendung der<br />

Physiotherapie in den medizinischen<br />

Fachgebieten<br />

60<br />

40<br />

60<br />

500<br />

100<br />

700<br />

schwerpunkte und geben gleichzeitig beispiele<br />

für mögliche einsatzfelder.<br />

Tätigkeitsbereiche<br />

• psychiatrische Kliniken, Tagesstätten<br />

• Werkstätten oder andere Einrichtungen<br />

für Menschen mit geistiger und<br />

körperlicher behinderung<br />

• Neurologische Rehakliniken oder<br />

einrichtungen, stroke unit<br />

• ergotherapeutische oder interdisziplinäre<br />

Praxen<br />

• Kliniken für Orthopädie, Rheumatologie<br />

und traumatologie<br />

• Alten- und Pflegeheime, geriatrische<br />

tagesstätten<br />

Studium<br />

seit 1998 können hochschuleinrichtungen bachelor<br />

und Masterstudiengänge einrichten. die<br />

ausbildungsbegleitende studienart kann an<br />

berufsfachschulen stattfinden. bei dieser Form<br />

verlaufen die fach- und hochschulische ausbildung<br />

zeitweilig parallel. interessenten können<br />

zum beispiel auch an grundständigenen studiengängen<br />

teilnehmen. dort findet die ausbildung<br />

komplett an einer hochschule statt. das<br />

bedeutet, dass dort die berufszulassung und der<br />

hochschulgrad erworben werden können. des<br />

Weiteren ist es möglich, die additive studienform<br />

zu wählen. diese richtet sich an Personen,<br />

die die ausbildung zum staatlich anerkannten<br />

ergotherapeuten bereits erworben haben, und<br />

werden in der regel teilzeit bzw. berufsbegleitend<br />

angeboten (dVe, 2011, s. 5). eine weitere<br />

Möglichkeit bietet die döpfer-akademie in ihren<br />

standorten regensburg, hamburg und Köln<br />

in Zusammenarbeit mit der hogeschool Zuyd in<br />

heerlen an. sowohl berufsfachschüler, als auch<br />

examinierte ergotherapeuten können durch<br />

die aufteilung des studiums (grundstudium in<br />

den Jeweiligen standorten und hauptstudium<br />

in heerlen) ihren international anerkannten bachelor<br />

erwerben (döpfer-schulen, 2009).<br />

Zahlen und Fakten<br />

Anzahl von Ergotherapeuten<br />

in Deutschland: ca. 35.000<br />

Anzahl Schulen: ca. 180<br />

Anzahl akademisierter<br />

Ergotherapeuten: ca. 2.000<br />

Größter Berufsverband: dVe mit<br />

12.000 Mitgliedern<br />

Welt-Ergotherapie-Tag: 27. oktober <strong>2012</strong>


Jugend bei PhysiodeutsChLand<br />

Liebe SchülerInnen,<br />

liebe Studierende,<br />

wir sind die Jugend im deutschen Verband<br />

für Physiotherapie (ZVK)! seit Juni dieses<br />

Jahres sind wir Physio-deutschland. Wir<br />

unterstreichen damit, dass wir der größte<br />

Physiotherapieverband in deutschland sind.<br />

aber noch mehr: Wir sind der einzige Verband,<br />

der eine stimmberechtigte Vertretung<br />

für schülerinnen und studierende in den<br />

gremien hat. Für die studierenden sind die<br />

studierendenratssprecherinnen und für die<br />

auszubildenden und berufseinsteiger die<br />

Juniorenratssprecherinnen zuständig. Wir<br />

sind eure ansprechpartner, wenn ihr Fragen<br />

oder Probleme rund um eure ausbildung,<br />

euer studium oder euren beruf habt. Wir<br />

sind alle selbst auszubildende, studierende<br />

oder berufseinsteigerinnen und kennen daher<br />

eure situation aus eigener erfahrung.<br />

Warum brauchen wir einen<br />

Berufsverband?<br />

unser berufsverband vertritt uns und unsere<br />

interessen als Physiotherapeutinnen im<br />

gesundheitswesen und gegenüber Politik<br />

und gesellschaft. damit unser Verband<br />

als gesprächspartner auf augenhöhe gilt,<br />

brauchen wir möglichst viele Physiotherapeutinnen,<br />

die Mitglied sind. nur dadurch<br />

werden wir als geschlossene und starke<br />

berufsgruppe wahrgenommen, deren anliegen<br />

ernst genommen werden. um dieses<br />

Ziel zu erreichen, braucht es aktive Physiotherapeutinnen,<br />

die berufspolitisch mitar-<br />

beiten und sich engagieren. aber auch die<br />

Mitgliedschaft an sich stärkt den Verband in<br />

repräsentativer und fi nanzieller hinsicht.<br />

Wie sieht die Juniorenarbeit im<br />

Verband aus?<br />

Wir organisieren viele aktionen, wie beispielsweise<br />

die LandesJuniorentreffen oder<br />

das überregionale treffen in bollmansruh.<br />

bei den treffen werden Workshops (z. b.<br />

Fortbildungs-urwald, arbeiten im ausland,<br />

sport<strong>physio</strong>therapie, hippotherapie) angeboten.<br />

dabei kannst du dich mit schülerinnen<br />

anderer schulen austauschen und über<br />

aktuelle berufspolitische themen diskutieren,<br />

wie zum beispiel »direktzugang« (siehe<br />

infokasten).<br />

Wie sieht die Studierendenarbeit<br />

im Verband aus?<br />

der studierendenrat arbeitet in teams mit<br />

verschiedenen schwerpunkten: »politische<br />

arbeit«, »Öffentlichkeitsarbeit«, »internationalisierung«<br />

etc. dadurch kann sich jeder<br />

entsprechend seines interesses beteiligen.<br />

Zudem organisieren wir regelmäßige studierendentreffen,<br />

wie das »students meet<br />

students« (sms), bei dem sich studierende<br />

treffen, vernetzen und miteinander diskutieren<br />

können. seit dem letzten Jahr ist der<br />

bundesstudierendenrat Mitglied in dem europäischen<br />

studierendenverband eCPts (european<br />

Confederation for Physical therapy<br />

students) und fährt in diesem rahmen zu<br />

treffen in europäische Länder, um den austausch<br />

der studierenden in europa zu stärken.<br />

VorgesteLLt<br />

BundesJuniorenRat, BundesStudierendenRat und ABBler (Mitglieder der<br />

Vorstände und Beiräte, welche für die Kommunikation zu den Junioren und<br />

Studenten zuständig sind) beim gemeinsamen Treffen im Herbst 2011 in Hannover<br />

in den nächsten ausgaben berichten wir<br />

hier z. b. von treffen und halten dich berufspolitisch<br />

auf dem Laufenden. Wir freuen<br />

uns auf nachrichten und eure teilnahme an<br />

einem der nächsten treffen!<br />

Carolin bontrup (bundesstudierendenrat)<br />

und alexandra hummel (bundesJuniorenrat)<br />

Infokasten<br />

Bist Du … SchülerIn?<br />

Dann wende Dich an: Timo Knapp<br />

(stvbjrs@<strong>physio</strong>-deutschland.de)<br />

Studierender?<br />

Dann wende Dich an: Carolin Bontrup<br />

(bstr@<strong>physio</strong>-deutschland.de)<br />

Mehr Infos:<br />

www.<strong>physio</strong>-deutschland.de Fachkreise<br />

Verbandsstruktur Bundes-<br />

JuniorenRat oder BundesStudierendenRat<br />

Direktzugang<br />

Direktzugang bedeutet, dass ein Patient<br />

auch ohne ärztliche Verordnung <strong>physio</strong>therapeutisch<br />

behandelt werden kann.<br />

Momentan ist das in Deutschland nur<br />

im präventiven Bereich möglich. Physiotherapeuten<br />

dürfen nur nach ärztlicher<br />

Diagnose und Verordnung behandeln,<br />

Der Arzt muss also die Erlaubnis für eine<br />

Behandlung erteilen und festlegen, welches<br />

Heilmittel zum Einsatz kommen soll.<br />

Der Deutsche Verband für Physiotherapie<br />

setzt sich dafür ein, dass Patienten<br />

auch direkt zum Physiotherapeuten gehen<br />

können und sich den »Umweg« über<br />

den Arzt sparen können. Dadurch würde<br />

die Versorgung der Patienten schneller,<br />

kostengünstiger und effektiver.<br />

<strong>physio</strong>-<strong>Journal</strong> 25


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fotolia: vladgrin<br />

braintuning<br />

Mit der Loci-Methode kannst du dir viele Begriffe in einer festen Reihenfolge gut merken<br />

Gedächtnislücken stopfen<br />

Kommt dir das bekannt vor? eine wichtige<br />

Prüfung oder ein referat stehen an. du hast<br />

alle fachlichen inhalte gut verstanden, zu-<br />

mindest hast du das gefühl – nur wie be-<br />

kommst du das jetzt alles auf deine Fest-<br />

platte? die Loci Methode ist eine mögliche<br />

Lösung deines Problems. das Wort kommt<br />

vom Lateinischen »Locus« und heißt »Platz«<br />

oder »ort«. diese Lerntechnik ist übrigens<br />

auch als routenmethode bekannt.<br />

Das Grundprinzip<br />

das grundprinzip der Loci Methode ist einfach.<br />

die begriffe werden mit einem ort<br />

verknüpft, den du gut kennst und der markante<br />

details enthält. das kann der Weg<br />

zur schule oder hochschule sein, dein Wg-<br />

Zimmer oder du legst die route am eigenen<br />

Körper. alternativ kannst du die begriffe<br />

auch in eine kleine geschichte einbauen.<br />

Wichtig ist nur, dass du die route immer<br />

in der gleichen reihenfolge abläufst.<br />

am Körper verläuft sie dann von oben nach<br />

unten, in deinem Zimmer drehst du dich<br />

im geiste immer rechts herum und den<br />

schulweg läufst du immer von zu hause zur<br />

schule – nie umgekehrt. nur so kannst du<br />

die zu lernenden begriffe auch an eine bestimmte<br />

reihenfolge knüpfen.<br />

Aktiviere all deine Sinne!<br />

am einfachsten lässt sich das Vorgehen an<br />

einkäufen erklären, die du machen möchtest.<br />

auf der Liste stehen: Zahnpasta, Kekse,<br />

tomaten und Äpfel.<br />

Der Phantasie freien Lauf lassen<br />

als erstes legst du eine Körperroute, die von<br />

oben nach unten verläuft: haare, gesicht,<br />

hals, brust, bauch, arme, hüfte, oberschenkel,<br />

Knie, Fuß.<br />

28 <strong>physio</strong>-<strong>Journal</strong><br />

LernteChniKen:<br />

die LoCi Methode<br />

auf dieser Körperroute kannst du nun beliebig<br />

deine Lebensmittel ablegen. Zum<br />

beispiel schmierst du dir die Zahnpasta in<br />

die haare, den Keks balancierst du auf der<br />

nase, du steckst dir eine tomate in die linke<br />

hosentasche und kickst den apfel mit dem<br />

rechten Fuß. hast du schon ein hübsches<br />

bild von dir im Kopf?<br />

dieses bild vergegenwärtigst du dir so<br />

gut wie möglich vor dem inneren auge.<br />

Versuche dich dabei auf alle deine sinne zu<br />

konzentrieren. Wie riecht die Zahnpasta in<br />

den haaren? Welche Kekssorte balancierst<br />

du? Knistert die Kekspackung auf der nase?<br />

Wie fühlt sich die tomate in deiner hosentasche<br />

an? ist der apfel, den du kickst, rot oder<br />

grün? Wenn du dich dann im supermarkt<br />

erinnern möchtest, welche Lebensmittel<br />

du einkaufen wolltest, gehst du einfach die<br />

route ab und hast dieses bild gespeichert.<br />

schon erledigst du deine einkäufe aus dem<br />

gedächtnis.<br />

Anwendung in der Physiotherapie<br />

beim nächsten beispiel lernst du die entzündungszeichen<br />

aus der allgemeinen Krankheitslehre<br />

auswendig. du stellst dir einen<br />

Patienten vor, der einen schweren hammer<br />

auf dem Kopf liegen hat, der soeben auf<br />

ihn herab gefallen ist. so denkst du sofort<br />

fotolia: julien tromeur<br />

Text: Constanze Block<br />

an das erste entzündungszeichen: schmerz.<br />

die rötung merkst du dir durch eine riesige<br />

rote Clownsnase deines Patienten. große<br />

elefantenohren, die im Wind wackeln, erinnern<br />

dich an eine schwellung. der Funktionsausfall<br />

wird durch einen strick deutlich,<br />

den dein Patient um die beine gebunden<br />

hat. außerdem steht dein Patient auf einem<br />

glühenden Kohlehaufen, der dich an die erwärmung<br />

erinnert.<br />

ein beispiel aus der anatomie ist das auswendiglernen<br />

von handwurzelknochen. du<br />

möchtest die proximale reihe von radial<br />

nach ulnar lernen. dafür assoziierst du die<br />

handwurzelknochen mit objekten und<br />

baust dir daraus eine kleine geschichte.<br />

das Kahnbein steht für ein schiff, das<br />

Mondbein für den Mond, das dreiecksbein<br />

für ein großes dreieck und das erbsenbein<br />

für viele kleine erbsen. deine geschichte<br />

könnte so aussehen: »Peter fährt mit seinem<br />

schiff auf dem Mond herum. der horizont<br />

ist dort dreieckig. als reiseproviant hat er<br />

viele kleine erbsen an bord.«<br />

Für wen oder was ist die Technik<br />

nicht geeignet?<br />

Merke: Zahlen lernst du besser mit einer<br />

anderen Technik!<br />

die Loci Methode hat auch ihre grenzen. sie<br />

eignet sich zum beispiel nicht, wenn du Zahlen<br />

auswendig lernen möchtest. außerdem<br />

ist die anzahl der begriffe, die du auf deiner<br />

route ablegen kannst, begrenzt. du solltest<br />

nämlich nie zwei gegenstände an derselben<br />

stelle ablegen. um mit der Loci Methode erfolg<br />

zu haben, brauchst du auch sicherlich<br />

eine gesunde Portion blühender Fantasie.<br />

denn nur so werden dir deine routen gut in<br />

erinnerung bleiben.


.<br />

anatoMie ZuM saMMeLn<br />

Muskulatur von ventral<br />

<strong>physio</strong>-<strong>Journal</strong><br />

braintuning<br />

in der nächsten ausgabe:


.<br />

braintuning<br />

Mt beFundbogen »hand«<br />

Inspektion<br />

Palpation<br />

Aktive DE<br />

Passives Weiterbewegen in DE<br />

Passive DE<br />

Aktive VF<br />

Passives Weiterbewegen in VF<br />

Passive VF<br />

Aktive RA<br />

Passives<br />

Weiterbewegen in RA<br />

Passive RA<br />

Aktive UA<br />

Passives Weiterbewegen in UA<br />

Passive UA<br />

Traktion Carpus<br />

Dorsalgleiten Carpus<br />

Volargleiten Carpus<br />

Radialgleiten Carpus<br />

Ulnargleiten Carpus<br />

R DE<br />

R PF<br />

R RA<br />

R UA<br />

R = Widerstandstests<br />

DE = Dorsalextension<br />

30 <strong>physio</strong>-<strong>Journal</strong><br />

Name:<br />

Datum:<br />

Rechts Links<br />

Ausmaß/Quantität Qualität/EG Ausmaß/Quantität Qualität/EG<br />

VF = Volarflexion<br />

UA = Ulnarabduktion<br />

Kraft Schmerzen Kraft Schmerzen<br />

RA = Radialabduktion<br />

EG = Endgefühl


?<br />

PrÜFungsFragen<br />

egal wo man seine ausbildung macht oder studiert, um eine<br />

sache kommt man nicht herum: Prüfungen. sei es das große<br />

abschlussexamen, die Zwischenprüfung oder auch Klausuren<br />

zum ende des semesters, es gilt eine Menge Lernstoff zu bewältigen.<br />

gut ist es dann, wenn man weiß, worauf der do-<br />

1. Nenne die <strong>physio</strong>logischen Bildungreize von<br />

Muskular, Knochen, Knorpel und Ligamenten!<br />

..............................................................................................<br />

..............................................................................................<br />

..............................................................................................<br />

..............................................................................................<br />

..............................................................................................<br />

2. Welche Ziele möchte man mit einer<br />

Gelenkversteifung erreichen?<br />

..............................................................................................<br />

..............................................................................................<br />

..............................................................................................<br />

..............................................................................................<br />

3. Welche Aussage über Fehlbildungen trifft zu?<br />

l a. Fehlbildungen können in jedem Lebensalter auftreten<br />

l b. Fehlbildungen entwickeln sich aus Fehlanlagen nach<br />

der geburt<br />

l c. Fehlbildungen entwickeln sich vor der geburt<br />

l d. es müssen immer mehrere organe betroffen sein<br />

4. Was gehört zu den klinischen Zeichen der Arthrose?<br />

l a. erguss<br />

l b. deformität<br />

l c. schmorl‘sche Knötchen im PiP<br />

l d. bewegungseinschränkung<br />

l e. Leukozytose im blutbild<br />

5. Nennen Sie fünf Kriterien, die man von einem<br />

12 Monate alten Säugling erwarten kann!<br />

..............................................................................................<br />

..............................................................................................<br />

..............................................................................................<br />

..............................................................................................<br />

..............................................................................................<br />

6. Welches typische Symptom lässt schon bei Neugeborenen<br />

vermuten, dass das Kind unter dem Katzenschreisymptom<br />

leidet?<br />

..............................................................................................<br />

7. Welche Komplikationen können bei einem vorzeitigen<br />

Blasensprung entstehen?<br />

..............................................................................................<br />

..............................................................................................<br />

..............................................................................................<br />

..............................................................................................<br />

braintuning<br />

zent in der Prüfung Wert legt, oder was andere Prüfer bereits<br />

abgefragt haben. damit du einen einblick bekommst, welche<br />

themen relevant sein könnten, stellen wir in jeder ausgabe einen<br />

Pool an Prüfungsfragen zusammen, die schon einmal in<br />

Klausuren aufgetaucht sind.<br />

8. In der Gynäkologie werden Tumore anhand der FIGO-<br />

Klassifikation eingeteilt. Beschreiben Sie die vier Stadien!<br />

..............................................................................................<br />

..............................................................................................<br />

..............................................................................................<br />

..............................................................................................<br />

9. Nennen Sie vier Funktionen des Beckenbodens!<br />

..............................................................................................<br />

..............................................................................................<br />

..............................................................................................<br />

..............................................................................................<br />

10. Definieren Sie Hangabtriebskraft!<br />

..............................................................................................<br />

..............................................................................................<br />

11. Warum wechselt der M. adductor longus bei 70° Hüftbeugung<br />

seine Funktion vom Hüftbeuger zum Hüftstrecker?<br />

..............................................................................................<br />

..............................................................................................<br />

..............................................................................................<br />

12. Wodurch kann es zur Entstehung einer Koronaren Herzkrankheit<br />

kommen? Nennen Sie vier Ursachen!<br />

..............................................................................................<br />

..............................................................................................<br />

..............................................................................................<br />

..............................................................................................<br />

13. Was ist eine Fistel?<br />

l a. Mit Flüssigkeit gefüllter hohlraum<br />

l b. Präformierte höhle mit eiter<br />

l c. Veränderung von Funktionsgewebe<br />

l d. Keine der aufgeführten antworten ist richtig<br />

Damit der Pool an Fragen und Aufgaben immer weiter wachsen kann,<br />

brauchen wir Dich! Schicke uns Fragen, die dir in Klausuren gestellt wurden,<br />

die du deinen Vorgängern aus der Nase ziehen konntest oder die im<br />

Dunstkreis geheimer Ordner in deiner Schule kursieren.<br />

Übrigens: Viele dieser Fragen stammen aus<br />

den heller-skripten, einer reihe, die kurz und<br />

bündig die wesentlichen themen der einzelnen<br />

Prüfungsfächer zusammenfasst und dich<br />

anhand von Fragen und antworten optimal<br />

auf das examen vorbereitet.<br />

die antworten zu den Fragen auf dieser<br />

seite kannst du dort und auch in der<br />

nächsten ausgabe nachlesen.<br />

Mehr Infos unter www.hellerskripte.de<br />

<strong>physio</strong>-<strong>Journal</strong> 31


FÜr den PraxisaLLtag<br />

Ausgangsstellung ULNT 1<br />

gerade in der heutigen Zeit, in der wir immer<br />

mehr nach evidenzbasierter Physiotherapie<br />

und reflektiertem therapeutischen handeln<br />

streben, sind assessments und tests<br />

wichtige bestandteile unserer behandlung<br />

und sollen in dieser rubrik näher erläutert<br />

werden. ein assessment dient zur erfassung<br />

und beurteilung des ist-Zustands und hilft<br />

bei der therapieplanung und zur Verlaufskontrolle.<br />

in jeder ausgabe wird an dieser<br />

stelle ein assessment-instrument vorgestellt<br />

und dessen handhabung beschrieben.<br />

Upper Limb Neurodynamic<br />

Test (ULNT)<br />

Was ist das?<br />

der uLnt hat im Vergleich zu anderen tests<br />

eine relativ lange historie vorzuweisen: ursprünglich<br />

zur beurteilung des Plexus brachialis<br />

(siehe abbildung Plexus brachialis)<br />

entwickelt (b. elvey, 1980), gibt es nunmehr<br />

vier Varianten des uLnt, welche die erhöhte<br />

Mechanosensitivität der peripheren nerven<br />

der oberen extremität (n. radialis, n. ulnaris,<br />

n. Medianus) darstellen sollen. der hier<br />

beschriebene uLnt 1 beurteilt vorrangig<br />

den n. Medianus.<br />

Wie geht das?<br />

um assessments sinnvoll in die therapie<br />

zu integrieren und gut reproduzieren zu<br />

können ist eine standardisierte ausführung<br />

(siehe Merke!) essentiell. daher bietet sich<br />

für den uLnt 1 die rückenlage (rL), möglichst<br />

ohne Kopfunterstützung, an. der therapeut<br />

steht bei testung des linken armes<br />

auf achselhöhe des Patienten und fixiert mit<br />

seiner linken hand die schulter von cranial.<br />

der ellenbogen des 90°-110° abduzierten<br />

und außenrotierten Patientenarmes ruht<br />

32 <strong>physio</strong>-<strong>Journal</strong><br />

tests und<br />

assessMentinstruMente<br />

Text: Silke Wolf<br />

Endstellung ULNT 1<br />

auf dem linken oberschenkel des testers.<br />

bei dorsalextendiertem handgelenk und<br />

extendierten Fingern wird das ellenbogengelenk<br />

zunächst in supination und dann<br />

langsam in extension bewegt (rechte hand<br />

des testers).<br />

hinweis: dem Patienten sollten alle<br />

schritte nacheinander erklärt werden. auch<br />

die langsame und exakte ausführung der<br />

einzelnen bewegungen ist zu beachten.<br />

treten bei dem test neurogene sensorische<br />

empfindungen auf, so kann der n. Medianus<br />

aus der ausgangsstellung sehr gut mobilisiert<br />

werden.<br />

Wozu macht man das?<br />

Wenn der uLnt positiv ausfällt (Kribbeln,<br />

taubheitsgefühle, …), kann dies ein hinweis<br />

darauf sein, dass der nerv auf seinem Weg<br />

durch verschiedene anatomische engen irritiert<br />

wird. diese muskulären, ligamentären<br />

oder knöchernen strukturen sind zum beispiel<br />

die Foramina intervertebralia, die scalenuslücke<br />

oder die Loge de guyon. der test<br />

kann also auf eine Protrusion bzw. einen<br />

Prolaps der bandscheiben, einen muskulä-<br />

Merke!<br />

Standardisierung: um den behandlungsverlauf<br />

gut dokumentieren zu können<br />

und Veränderungen sichtbar zu machen,<br />

ist es wichtig, möglichst einfache und vor<br />

allem einheitliche durchführungs- und<br />

datenerhebungsstrategien bei der anwendung<br />

der assessments zu wählen.<br />

dies schafft eine gute Vergleichbarkeit<br />

der erhobenen Messwerte und trägt,<br />

auch bei therapeutenwechsel, zum<br />

präzisen arbeiten und befunden bei.<br />

ren hypertonus der Mm. scaleni oder auch<br />

auf einen hochstand der 1. rippe hinweisen.<br />

die aktuelle Forschung zeigt allerdings, dass<br />

der uLnt nicht für die befundung aller dieser<br />

engstellen das geeignete Mittel ist. Für<br />

beispielsweise das Karpaltunnelsyndrom besitzt<br />

der test nur eine sehr geringe diagnostische<br />

evidenz (Vanti et al., <strong>2012</strong>).<br />

demgegenüber bietet der uLnt aber<br />

gute Möglichkeiten, die Wirksamkeit einer<br />

behandlung im therapieverlauf zu dokumentieren:<br />

so kann beispielsweise das ausmaß<br />

der ellenbogen – extension vor und<br />

nach einer intervention nach der neutralnull-Methode<br />

beurteilt werden. das ergebnis<br />

gibt dann auskunft über eventuelle therapieerfolge.<br />

der uLnt ist ein einfach durchführbarer,<br />

sehr zuverlässiger test, der auch bei unterschiedlichen<br />

untersuchern die selben ergebnisse<br />

bringt (inter-rater reliabilität). alles in<br />

allem ein guter neurodynamischer test für<br />

die obere extremität, der gut reproduzierbar<br />

und ohne den einsatz von hilfsmitteln<br />

durchführbar ist.<br />

Anatomie: Der Plexus brachialis<br />

das »armgeflecht«, welches aus den ventralen<br />

anteilen der spinalnerven C5 bis<br />

th 1 gebildet wird, ist teil des peripheren<br />

nervensystems und stellt die innervation<br />

der oberen extremität und der vorderen<br />

brustwand sicher. nach der bildung der drei<br />

hauptstämme (truncus superior, medius,<br />

inferior) verzweigen sich die nervenfasern<br />

weiter zu drei strängen (Fasciculi), welche<br />

dann unter anderem die nervi radialis, ulnaris,<br />

Medianus, Musculocutaneus und axillaris<br />

hervorbringen.


diagnostiK:<br />

rÖntgen<br />

In diesem Artikel möchte ich Euch die Röntgendiagnostik ein<br />

wenig verständlicher machen. Der erste Teil soll Euch die wichtigsten<br />

Grundlagen näher bringen, die nötig sind, um das Röntgenverfahren<br />

zu verstehen. Der zweite Teil wird dann praktischer,<br />

hier werden an Beispielen typische Röntgenbefunde<br />

besprochen, die Euch in der täglichen Arbeit begegnen werden.<br />

Allgemeine Grundlagen<br />

in der Medizin wird eine ganze reihe von untersuchungen<br />

mit röntgenstrahlen durchgeführt. neben dem klassischen<br />

röntgen, welches hier besprochen wird, gibt es noch spezielle<br />

Verfahren, wie die Computertomografie und die angiografie.<br />

Je nachdem, welche struktur untersucht werden soll, ist der<br />

einsatz von Kontrastmitteln sinnvoll.<br />

um das Prinzip der röntgenaufnahme zu verstehen, wer-<br />

den wir nicht um ein bisschen Physik herum kommen. aber<br />

keine sorge, auch wenn die letzte Physikstunde schon länger<br />

zurückliegt, es wird verständlich bleiben.<br />

am 8. november 1895 wurden die röntgenstrahlen eher<br />

zufällig durch Wilhelm Conrad röntgen entdeckt. diese völlig<br />

neue strahlung, von röntgen selber als x-strahlung bezeich-<br />

net, löste einen sturm der begeisterung aus. Von da an wurde<br />

(fast) alles geröntgt, nicht nur zu medizinischen Zwecken. auf<br />

Partys wurden zur unterhaltung röntgenkästen aufgestellt.<br />

Von schädlichen nebenwirkungen wusste man damals noch<br />

nichts.<br />

Erzeugung von Röntgenstrahlen<br />

Atommodell nach Bohr<br />

Wie kann nun röntgenstrahlung erzeugt werden? damals wie<br />

heute ist das Prinzip ähnlich. benötigt wird zum einen eine ent-<br />

ladungsröhre, einfach gesagt ist das eine luftleere röhre, in der<br />

sich ein Minuspol (Kathode) und ein Pluspol (anode) befinden.<br />

Zum anderen brauchen wir noch eine stromquelle, man kann<br />

auch sagen, wir legen eine spannung an die entladungsröhre.<br />

Fließt nun strom durch unseren Kreislauf, werden elektronen<br />

(negativ geladene teilchen) aus dem Minuspol herausgelöst.<br />

diese werden beschleunigt und wandern aufgrund der an-<br />

ziehungskraft zum Pluspol. die elektronen besitzen energie,<br />

welche beim auftreffen auf die anode hauptsächlich in Form<br />

von Wärme und zu einem geringen teil als röntgenstrahlung<br />

frei wird. die anode ist somit der entstehungsort der strahlen,<br />

FÜr den PraxisaLLtag<br />

der gemeinsame treffpunkt der elektronen wird als Fokus oder<br />

brennpunkt bezeichnet. grundsätzlich kann die entstandene<br />

strahlung in bremsstrahlung und charakteristische strahlung<br />

unterschieden werden.<br />

Bremsstrahlung<br />

Wie bremsstrahlung entsteht, ist schnell erklärt: die beschleunigten<br />

elektronen treffen auf elektrische Felder der atome<br />

(grundbausteine von Materie) im bereich des Pluspols. die<br />

unterschiedlichen Ladungen der teilchen (negativ geladene<br />

elektronen treffen auf positive Protonen im atomkern) stoßen<br />

sich ab und bremsen dadurch die elektronen. dabei geben die<br />

elektronen energie in Form von Lichtteilchen (Photonen) ab.<br />

Charakteristische Strahlung<br />

etwas kniffliger ist die charakteristische strahlung. hierzu nehmen<br />

wir uns das atommodell von bohr zur hilfe: ein atom<br />

besteht aus einem positiv geladenen Kern und negativ geladenen<br />

elektronen, die auf mehreren schalen um den Kern<br />

angeordnet sind. die unterschiedlichen schalen entsprechen<br />

unterschiedlichen energieniveaus, wobei die energie von innen<br />

nach außen zunimmt. aufgefüllt werden die schalen immer<br />

von innen nach außen. treffen nun die negativ geladenen<br />

elektronen auf das atom, können dabei elektronen aus den<br />

schalen gelöst werden. diesen Vorgang nennt man ionisation.<br />

die entstandene Lücke wird mit elektronen aus einer höheren<br />

schale aufgefüllt. das elektron wandert also auf ein niedrigeres<br />

energieniveau und gibt dabei energie in Form von strahlung<br />

ab.<br />

Anwendung in der Medizin<br />

Text: Susanne Klotz<br />

das soll es auch schon fast gewesen sein an trockener theorie.<br />

nur noch ein paar Worte zur Wirkung von röntgenstrahlung in<br />

Materie, also auch im menschlichen Körper. es gibt eine ganze<br />

reihe von effekten, für unsere Zwecke reicht aber die Kennt-<br />

<strong>physio</strong>-<strong>Journal</strong> 33


FÜr den PraxisaLLtag<br />

nis von drei Wechselwirkungen aus: röntgenstrahlen können<br />

absorbiert und in Wärme umgewandelt, gestreut werden und<br />

dabei richtung und energie verändern oder es passiert nichts<br />

und sie durchwandern den Körper ohne effekt.<br />

Mit diesen grundlagen sollte es möglich sein, zu verstehen,<br />

wie nun ein röntgenbild erzeugt wird. im grunde funktioniert<br />

das röntgengerät wie ein Fotoapparat. hier wird (in<br />

der Ära vor der digitalkamera) ein lichtempfindlicher Film für<br />

kurze Zeit belichtet. nach der entwicklung erhält man ein negativ,<br />

also ein bild mit umgekehrten Farben bzw. graustufen.<br />

um nun ein Positiv mit den den Farben des originalmotivs zu<br />

erhalten, muss noch ein abzug erstellt werden. das röntgen<br />

funktioniert nach dem gleichen Prinzip, der unterschied besteht<br />

in den verschiedenen strahlungsspektren, die benutzt<br />

werden. außerdem wird beim röntgen kein Positiv hergestellt,<br />

das fertige röntgenbild ist also ein negativ. das ist auch der<br />

grund, warum Materialien, die viel röntgenstrahlung schlucken,<br />

als helle objekte abgebildet werden. Würden wir einen<br />

abzug vom röntgennegativ machen, wären diese Materialien<br />

in dunklen tönen abgebildet. Übrigens wird, wie bei der Fotografie<br />

auch, der röntgenfilm zunehmend durch elektronische<br />

speichermedien ersetzt.<br />

das »schlucken« oder besser gesagt das absorbieren von<br />

röntgenstrahlen ist für die einzelnen gewebe im Körper unterschiedlich<br />

und hängt von deren dichte ab. gewebe mit einer<br />

hohen dichte wie Knochen und Zähne lassen nur wenig<br />

bis keine strahlung durch, daher bleibt der röntgenfilm hinter<br />

dem Patienten weiß. strahlendurchlässige gewebe wie z. b. die<br />

Lunge hingegen absorbieren kaum, sodass die strahlung auf<br />

den röntgenfilm auftrifft und diesen schwarz färbt. da auch<br />

Weichteile strahlendurchlässig sind, erscheinen diese für gewöhnlich<br />

ebenfalls dunkel auf dem röntgenbild und sind daher<br />

schlecht zu beurteilen.<br />

Röntgenröhren<br />

Wann ist ein Röntgenbild erforderlich?<br />

eine typische indikation besteht natürlich bei dem Verdacht<br />

auf knöcherne Verletzungen. da die röntgenstrahlen sehr gut<br />

zur darstellung von Knochengewebe geeignet sind, können<br />

auch gut brüche erkannt werden: der bruchspalt wird hier als<br />

34 <strong>physio</strong>-<strong>Journal</strong><br />

Memo<br />

Harte Gewebe (Knochen, Zähne, aber auch<br />

Verkalkungen wie z. B. Fersensporn): hohe dichte,<br />

strahlenundurchlässig, erscheinen im röntgenbild weiß<br />

Weiche Gewebe (Muskeln, Bindegewebe, Fett, Haut):<br />

geringere dichte, daher strahlendurchlässig und schlecht im<br />

röntgenbild erkennbar<br />

Flüssigkeiten: erscheinen als weißliche Verschattungen,<br />

z. b. Pleuraerguß<br />

Luft: erscheint schwarz (daher wird die gesunde Lunge<br />

dunkel dargestellt)<br />

dunkle Linie im ansonsten hellen Knochen sichtbar. Weiterhin<br />

kann das röntgenverfahren z. b. zum Kariesnachweis, bei<br />

der Mammografie oder der darstellung von inneren organen<br />

genutzt werden. Mammakarzinome (tumoren in der brust)<br />

verkalken beispielsweise. der verkalkte tumore absorbiert die<br />

röntgenstrahlung, sodass das Mammakarzinom im röntgenbild<br />

als weißer Fleck sichtbar wird. allerdings ist bei organen<br />

die Verwendung von Kontrastmittel sinnvoll. durch die hohe<br />

(röntgen-)dichte des Kontrastmittels werden keine strahlen<br />

durchgelassen und der röntgenfilm bleibt weiß. dadurch können<br />

z. b. störungen im Magen-darm-bereich auffällig werden.<br />

Beurteilung von Röntgenbildern<br />

bevor ihr nun ein röntgenbild betrachtet, solltet ihr euch erst<br />

mal einen Überblick über die aufnahme verschaffen. dazu gehören<br />

neben der korrekten identifizierung der abgebildeten<br />

struktur auch die bestimmung der Körperhälfte und die benutzte<br />

röntgenebene. Mit röntgenebene wird der Weg, den<br />

die strahlen durch den Körper nehmen, beschrieben. Für die<br />

vollständige darstellung von strukturen werden mehrere dimensionen<br />

oder ebenen benötigt, da ein einzelnes röntgenbild<br />

eindimensional ist. hier eine Übersicht über die gebräuchlichsten<br />

Projektionen:<br />

a.p. (anterior – posterior)<br />

p.a. (posterior – anterior)<br />

Oral<br />

d.v. (dorso – volar)<br />

Von der Körpervorderseite<br />

nach hinten<br />

Von der Körperrückseite<br />

nach vorne<br />

Aufnahme durch den<br />

geöffneten Mund<br />

Vom Handrücken zur<br />

Handinnenfläche<br />

d.pl. (dorso – plantar) Vom Fußrücken zur Fußsohle<br />

Axial<br />

Aufnahme entlang der Längsachse<br />

des Körpers oder Körperteils


Physiotherapeutische Relevanz<br />

und schon kann es losgehen! anhand von ausgewählten bei-<br />

spielen sollen einige charakteristische röntgenbefunde, die für<br />

eure tägliche arbeit relevant sind, dargestellt werden.<br />

Arthrose<br />

den anfang macht ein häufiges syndrom, die arthrose. die<br />

röntgenologischen Veränderungen sollen anhand der Coxar-<br />

throse erläutert werden, sind aber übertragbar auf andere<br />

betroffene gelenke. hier seht ihr das bild eines linken hüftgelenks<br />

im a.p.-strahlengang und im axialen strahlengang. Zu<br />

erkennen sind die typischen abnutzungserscheinungen:<br />

1) Verschmälerung des gelenkspaltes<br />

2) subchondrale sklerosierung<br />

3) bildung von randwülsten am Pfannenrand<br />

4) geröllzysten sowohl im hüftkopf als auch in der hüftpfanne<br />

Osteoporose<br />

Kommen wir zur osteoporose, eine erkrankung mit abnahme<br />

des mineralischen und organischen Knochenanteils. aufgrund<br />

der abnahme der Knochenbestandteile kann es im röntgenbild<br />

zu folgenden Veränderungen kommen:<br />

1) gläserne Knochenfeinstruktur, abnahme der Knochenbälkchen<br />

2) höhenabnahme der Wirbelkörper<br />

3) einbruch der grund- und deckplatten der Wirbelkörper<br />

und dadurch Keil- oder Fischwirbelbildung<br />

Fraktur<br />

natürlich darf in unserer betrachtung ein röntgenbild einer<br />

Fraktur nicht fehlen. ich habe mich für einen Mehrfachbruch<br />

des linken oberarmkopfes entschieden. auf der röntgenaufnahme<br />

im a.p.-strahlengang seht ihr zwei frische Frakturspalte.<br />

die eine Linie verläuft eher horizontal vom medialen rand des<br />

oberarmkopfes zur Mitte hin, die zweite Linie steht annähernd<br />

senkrecht dazu und verläuft von zentral nach distal und leicht<br />

lateral. Wie weiter oben im text bei den allgemeinen Prinzipien<br />

beschrieben, sind solche bruchlinien durch einen dunklen<br />

riss im ansonsten hellen Knochengewebe zu erkennen. beim<br />

röntgenbild der gleichen schulter drei Monate später, diesmal<br />

im axialen strahlengang, könnt ihr noch den Verlauf der Frakturlinie<br />

erkennen: durch die Kallusbildung findet sich an dieser<br />

stelle vermehrt Knochengewebe, was im röntgenbild heller<br />

erscheint. Weiterhin wird eine leichte einstauchung des oberarmkopfes<br />

deutlich (stufenbildung am medialen rand).<br />

FÜr den PraxisaLLtag<br />

a.p. Strahlengang Hüftgelenk<br />

a.p.-Strahlengang,<br />

frische Frakturspalte<br />

Osteoporose<br />

axialer Strahlengang,<br />

Kallusbildung drei Monate später<br />

<strong>physio</strong>-<strong>Journal</strong> 35


FÜr den PraxisaLLtag<br />

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36 <strong>physio</strong>-<strong>Journal</strong><br />

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Existenzgründung zusammengefasst.<br />

Wer umgangssprachlich sein »eigener herr« sein<br />

möchte und den traum von einer eigenen Praxis<br />

hat, muss ein paar grundlegende dinge wissen.<br />

beginnen wir daher mit der defi nition des berufes:<br />

Physiotherapeuten zählen zu den Freien<br />

berufen. Laut einkommensteuergesetz ist diese<br />

freiberufl iche tätigkeit defi niert als »selbstständig<br />

ausgeübte wissenschaftliche, künstlerische,<br />

schriftstellerische, unterrichtende oder erzieherische<br />

tätigkeit.« Freiberufl er beziehen einkünfte<br />

aus einer selbstständigen tätigkeit und unterliegen<br />

somit nicht der gewerbeordnung und<br />

damit der gewerbesteuer. existenzgründer, die<br />

sich als Freiberufl er selbstständig machen, melden<br />

ihre tätigkeit beim Finanzamt an. sie müssen<br />

kein gewerbe anmelden.<br />

Zulassungen bei den Kassen sind unter Zulassungsbedingungen<br />

und empfehlungen des<br />

gKV-spitzenverbandes geregelt. das gesetz<br />

über die berufe in der Physiotherapie ist im<br />

MPhg (Masseur- und Physiotherapeutengesetz)<br />

festgelegt.<br />

Interessant wird es bei den<br />

gängigsten Rechtsformen für eine<br />

Praxis, die wie folgt defi niert sind:<br />

Einzelunternehmen Freiberufl ich tätige mit<br />

einem einzelunternehmen werden wie Kleingewerbetreibende<br />

nicht in das handelsregister<br />

eintragen.<br />

Gesellschaft des bürgerlichen Rechts<br />

(GbR) grundlage dieser rechtsform ist das<br />

bürgerliche gesetzbuch (bgb) §§ 705 bis 740.<br />

auch bei dieser Form bleibt die gewerbesteuerbefreiung<br />

für die freien berufe erhalten. alle<br />

Mitunternehmer müssen die Merkmale eines<br />

freien berufes erfüllen. der einzelne gesellschafter<br />

haftet zunächst für alle schulden der gbr<br />

auch mit seinem Privatvermögen.<br />

Partnergesellschaft (PG) durch die Partnerschaftsgesellschaft<br />

kommen Freiberufl er in<br />

den genuss wichtiger Vorteile klassischer gesellschaftsformen<br />

(geringerer gründungsaufwand<br />

und haftungsbeschränkung bei gleich-<br />

zeitigem erhalt von buchführungs- und steuerprivilegien)<br />

– ohne im gegenzug deren nachteile<br />

in Kauf nehmen zu müssen. im unterschied zu<br />

den klassischen Personengesellschaften (ohg<br />

und bgb-gesellschaft) lässt sich die haftung<br />

gegenüber Kunden, Klienten oder Patienten auf<br />

das Privatvermögen eines oder mehrerer »handelnder«<br />

Partner beschränken. die Kernbestimmung<br />

zur beschränkten haftung gegenüber<br />

dritten fi ndet sich im Paragraf 8 abs. 2 Partgg.<br />

Praxisgemeinschaft die einfachste Form der<br />

Kooperation ist die Praxisgemeinschaft. hierbei<br />

werden lediglich die Praxisräume und einrichtungen<br />

gemeinsam angemietet und genutzt.<br />

Achtung: Zusätzliche geschäftsbereiche können<br />

einen gewerblichen umsatz darstellen und<br />

somit kann für die gesamte unternehmung eine<br />

gewerbesteuerpfl icht entstehen. Eine Beratung<br />

hierzu durch einen Steuerberater ist<br />

durchaus sinnvoll.<br />

Ein wichtiger Aspekt ist die<br />

Kapitalbedarfplanung<br />

denn das benötigte eigen- und Fremdkapital sowie<br />

benötigte betriebsmittel müssen detailliert<br />

erfasst werden, dies sind zum beispiel<br />

• allgemeine Gründungskosten<br />

• Betriebsausgaben wie fixe und variable<br />

Kosten<br />

• einzuplanende Privatentnahmen<br />

• zu finanzierende Außenstände<br />

• ausreichende Liquiditätsreserven.<br />

dem Finanzamt ist die selbstständige tätigkeit<br />

mitzuteilen. Für die Zuteilung der steuernummer<br />

und Fragen der gewinnerwartung. entsprechend<br />

wird auch die einkommensteuervorauszahlung<br />

festgesetzt. die einkommensteuer<br />

wird auf grundlage des ermittelten steuerlichen<br />

gewinns des unternehmens festgestellt. dabei<br />

ist nie die freiberufl iche Praxis steuerpfl ichtig,<br />

sondern immer der inhaber. bei der gbr oder<br />

Partnergesellschaft in abhängigkeit des zugewiesenen<br />

gewinnanteils.<br />

Aufgepasst: Finanzierungshilfen und gründungszuschüsse<br />

sind hier möglich.<br />

Die RZH Rechenzentrum für Heilberufe GmbH<br />

gehört zur ARZ Haan Unternehmensgruppe, die<br />

Abrechnungs- und Mehrwertleistungen für mehr<br />

als 30 Berufsgruppen anbietet. Zum abrechnungsstärksten<br />

Bereich der RZH zählen sämtliche Heilmittelerbringer,<br />

wobei Physiotherapeuten und<br />

Krankengymnasten die größte Gruppe bilden.<br />

RZH rechnete in 2011 mit rund 290 Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeitern für 6.800 Kunden rund 6,2<br />

Mio. Verordnungen ab. Das Abrechnungsvolumen<br />

betrug rund 1,23 Mrd. EURO.<br />

RZH Rechenzentrum für Heilberufe GmbH<br />

Am Schornacker 32<br />

46485 Wesel<br />

Tel. 02 81 / 9 88 53 65 (Kerstin Langefeld)<br />

www.rzh.de


Da man leider nicht immer und überall dabei sein kann, su-<br />

chen wir für Euch zu jedem wichtigen Kongress oder jeder<br />

wichtigen Veranstaltung in der Physiowelt einen Kongressbeobachter!<br />

Der- oder diejenige fasst für euch die wichtigsten<br />

Infos zusammen, sodass euch nichts durch die Lappen geht!<br />

Auch ihr könnt gerne eure Eindrücke schreiben und an die<br />

Redaktion mailen, wenn ihr auf einem für die Physiotherapie<br />

spannenden Event gewesen seid!<br />

Zum dritten Mal in Folge veranstaltete der<br />

bundesstudierendenrat (bstr) des ZVK/<br />

Physio deutschland am 21./22. april <strong>2012</strong><br />

ein treffen für Physiotherapiestudierende,<br />

das dieses Jahr an der hochschule für gesundheit<br />

in bochum stattgefunden hat.<br />

im rahmen der zweitägigen Veranstaltung<br />

hatten die rund 60 teilnehmer aus ganz<br />

deutschland, belgien, den niederlanden<br />

und surinam die Möglichkeit verschiedene<br />

Workshops, Vorträge und Podiumsdiskussionen<br />

zu besuchen, sowie sich auf dem<br />

»Weltcafé« untereinander auszutauschen.<br />

»Für das ›Weltcafé‹ hätte noch länger Zeit<br />

bleiben können!«, meldete einer der teilnehmer<br />

dem Veranstaltungsteam zurück.<br />

der bedarf, sich mit anderen Physiotherapiestudierenden<br />

zu speziell akademischen Fragen<br />

(z. b. »Worüber schreibt ihr eure bachelorarbeit?«)<br />

auszutauschen, ist groß, sodass<br />

das angebot gern wahrgenommen wurde.<br />

»Was hat der Patient von meinem akademischen<br />

Abschluss?«- Zu dieser und<br />

weiteren spannenden, sehr aktuellen<br />

Fragen, die viele angehende Absolventen<br />

beschäftigen, nahmen die Referenten<br />

Cordula Braun und Verena Gesing<br />

Stellung.<br />

die gastgeber präsentierten innerhalb eines<br />

Vortrags durch Prof. dr. Christian grüneberg<br />

die struktur und bisherige erfahrungen des<br />

ersten primärqualifizierenden studiengangs<br />

für Physiotherapie in deutschland. Viel Zuspruch<br />

gewann auch die Podiumsdiskussion<br />

zum thema »direktzugang: Zwei seiten<br />

KongressbeobaChter<br />

students Meet students<br />

einer Medaille« – die aus sicht von berufserfahrenen<br />

(heiko dahl und achim rössler)<br />

und teilnehmern des Modellversuchs von<br />

big und iFK (Christoph biele) beleuchtet<br />

wurde, nachdem ute Mattfeld (stellvertretende<br />

Vorsitzende des ZVK e.V. / Physio<br />

deutschland) in die politische situation eingeführt<br />

hatte.<br />

innerhalb der Workshops kamen die teilnehmer<br />

auf ihre Kosten. die themen<br />

reichten über eine weite spannbreite. Von<br />

ultraschall, studiums- und Praktikumsmöglichkeiten,<br />

Physiotherapeuten in Leitungspositionen<br />

sowie über das Faszien- und<br />

torsionsmodul und strategien bei der Fortbildungsplanung.<br />

die teilnehmer hatten die gelegenheit während<br />

der durchgängig ausgestellten Posterpräsentation<br />

ein wissenschaftliches Projekt<br />

oder die studiengangsstuktur der eigenen<br />

hochschule vorzustellen- und nebenher hatten<br />

sie auch die Chance mit ihrem beitrag<br />

einen Fortbildungsgutschein über 150 euro<br />

zu gewinnen.<br />

den sportlichen abschluss des ersten tages<br />

bildete ein Flash-Mob-Programm in der<br />

bochumer innenstadt- nicht nur zur Überraschung<br />

der Zuschauer, sondern auch der<br />

teilnehmer- damit der studiengang Physiotherapie<br />

auch über die grenze des uni-hörsaals<br />

bekannter wird!<br />

Mit dem ende des sMs geht die Planung<br />

für das kommende treffen in die nächste<br />

runde. die studiengangskoordinatorin der<br />

hochschule Kiel, ronja behrend, lud herzlich<br />

in den norden ein.<br />

Weltcafé<br />

Podiumsdiskussion<br />

Text: Noemi Hagemann<br />

<strong>physio</strong>-<strong>Journal</strong> 37


KongressbeobaChter<br />

Text: Susanne Klotz<br />

ebM-Kongress<br />

Jahrestagung des Deutschen<br />

Netzwerks Evidenzbasierte Medizin<br />

Hauptthema<br />

»Komplexe interventionen – entwicklung<br />

durch austausch« lautete das thema der<br />

13. Jahrestagung des deutschen netzwerks<br />

für evidenzbasierte Medizin. diese<br />

fand vom 15. – 17. März <strong>2012</strong> in hamburg<br />

statt. der einladung in die überaus reizvolle<br />

hansestadt folgten annähernd 500 teilnehmer,<br />

was den Veranstaltern einen neuen<br />

besucherrekord bescherte. das thema evidenzbasierte<br />

Medizin (ebM) ist lange kein<br />

bereich mehr nur für Ärzte, die gruppe<br />

der Mediziner machte nur ein Viertel der<br />

anmeldungen aus. in etwa genauso stark<br />

waren die health Care Professionals, wozu<br />

auch Physiotherapeuten zählen, sowie der<br />

bereich Public health vertreten, daneben<br />

soziologen, Medizin-/Pfl egepädagogen und<br />

<strong>Journal</strong>isten.<br />

neben dem hauptthema widmete sich<br />

der Kongress auch dem bereich der Patientenbeteiligung<br />

sowie der edukation in ebM.<br />

durch die Vielzahl von Veranstaltungen<br />

konnte jeder teilnehmer sich ein individuelles<br />

Programm zusammenstellen, um sich je<br />

nach Vorliebe und diskutierfreudigkeit eher<br />

Vorträge anzuhören oder Workshops aktiv<br />

mitzugestalten.<br />

Programm<br />

der donnerstag stand unter dem schwerpunkt<br />

Patientenvertretung. im rahmen der<br />

Veranstaltung wurden die Positionen der<br />

abhängigen und unabhängigen Patientenvertretung<br />

erläutert sowie über die Möglichkeiten<br />

des Patienten zur beteiligung im<br />

entscheidungsprozess diskutiert. am nachmittag<br />

bestand die Möglichkeit, einen trainingskurs<br />

zum thema ebM zu besuchen. den<br />

Verantwortlichen gelang es, bei der themenwahl<br />

die unterschiedlichen berufsgruppen<br />

sowie die heterogene Vorbildung auf<br />

dem gebiet der ebM zu berücksichtigen.<br />

38 <strong>physio</strong>-<strong>Journal</strong><br />

am Freitag wurde das hauptthema<br />

»komplexe interventionen«<br />

aufgegriffen, aber auch<br />

diejenigen, die andere interessen<br />

hatten, kamen mit den Vorträgen<br />

zum thema Leitlinien und Patienteninformation<br />

auf ihre Kosten.<br />

nach der Vorstellung der Poster<br />

und der Verleihung des davidsackett-Preises<br />

am nachmittag<br />

konnten die ersten warmen Frühlingsstrahlen<br />

in hamburg genossen<br />

werden. der abend hatte<br />

noch ein richtiges highlight zu<br />

bieten: tanz und essen auf dem<br />

Windjammer rickmer rickmers mit unvergleichlichem<br />

blick über den hamburger<br />

hafen.<br />

der letzte tag bot neben Vorträgen zum<br />

thema edukation in ebM auch wieder die<br />

Möglichkeit die bereiche Versorgung und<br />

Komplexe interventionen zu vertiefen. nach<br />

dem Mittag wurden die teilnehmer dann<br />

mit der einladung zur nächsten Jahrestagung<br />

nach berlin 2013 verabschiedet und<br />

damit ein wirklich interessanter und abwechslungsreicher<br />

Kongress beendet.<br />

Persönlicher Eindruck<br />

Für mich als Physiotherapeutin bot der Kongress<br />

die Möglichkeit auch mal über den<br />

tellerrand zu schauen, fernab von den rein<br />

<strong>physio</strong>therapeutischen tagungen. die evidenzbasierte<br />

Medizin oder, in unserem Fall,<br />

evidenzbasierte Physiotherapie hat schon<br />

seit einigen Jahren einzug in die Praxis gehalten.<br />

War die defi nition sacketts bezüglich<br />

der ebM als die »… integration individueller<br />

klinischer expertise mit der bestmöglichen<br />

externen evidenz …« (sackett et al. 1996)<br />

bisher nur ein theoretisches Konstrukt,<br />

konnte man hier die umsetzung von kon-<br />

Vorträge im Hörsaal, Foto: DNEbM e.V.<br />

Postervorstellung, Foto: DNEbM e.V.<br />

kreten Projekten in Vorträgen und Posterpräsentationen<br />

erleben. neben <strong>physio</strong>therapeutischen<br />

Konzepten wurden Projekte aus<br />

den unterschiedlichen sektoren im gesundheitswesen<br />

vorgestellt. darüber hinaus boten<br />

die zahlreichen Pausen gelegenheit, ins<br />

gespräch mit anderen Professionen zu kommen<br />

und Kontakte zu knüpfen. Zusätzlich zu<br />

den erfolgreichen beispielen aus der Praxis,<br />

die auch anregung für eigene Konzeptionen<br />

boten, gab es auch Workshops rund um das<br />

thema ebM. speziell für die gesundheitsberufe<br />

gab es einen trainingskurs »evidenzbasierte<br />

Praxis für gesundheitsberufe – eine<br />

einführung«, welcher zum größten teil von<br />

Physiotherapeuten besucht wurde. hier<br />

wurden nochmal die grundlagen der ebM<br />

nach sackett und einige basics zum umgang<br />

mit klinischen studien vermittelt. da immer<br />

mehr die Forderungen nach evidenzbasiertem<br />

arbeiten auch in der Physiotherapie<br />

lautwerden, bot der Kongress sowohl teilnehmern<br />

mit als auch ohne Vorkenntnisse<br />

in diesem bereich eine gute Möglichkeit sich<br />

einen Überblick zu dem thema zu verschaffen<br />

und zu erfahren, was ebM nun konkret<br />

bedeutet.


Bücher, Lehr-Videos, CD-Roms, Lernkarten – heutzutage gibt es eine große Fülle an<br />

Informationsquellen. Aber woher weiß man eigentlich, welche sich zu kaufen lohnen?<br />

Auf genau diese Frage findet ihr hier eine Antwort.<br />

In dieser Kolumne werden wir in jeder Ausgabe Bücher und Medien vorstellen, auf<br />

die das Wort »empfehlenswert« zutrifft.<br />

biLdatLas der<br />

ManueLLen theraPie<br />

Manche Dinge sind für einen Therapeuten<br />

im Beruf, als auch in der Ausbildung<br />

unersätzlich. Dazu gehören zum Beispiel<br />

der Winkelmesser, ein Maßband,<br />

etwas zum Schreiben und ein Buch, zum<br />

schnellen Nachschlagen von Behandlungstechniken.<br />

Genau solch ein Nachschlagewerk<br />

ist der Bildatlas »Manuelle<br />

Therapie« von Udo Wolf.<br />

Inhalt<br />

Text: Stephan Kruft<br />

in über 900 seiten werden dem Leser die<br />

grundtechniken der Manuellen therapie<br />

vermittelt und nahe gebracht. dabei ist<br />

das buch so aufgebaut, dass man jederzeit<br />

schnell techniken nachschlagen kann, ohne<br />

vorab eine lange einführung lesen zu müssen.<br />

seit <strong>2012</strong> ist das Werk bereits in der<br />

dritten auflage vorhanden, wobei sich die<br />

aktuelle auflage von den beiden andern dadurch<br />

unterscheidet, dass sich in dieser ausgabe<br />

die derzeit neuesten erkenntnisse aus<br />

der aktuellen Wissenschaft wiederfinden.<br />

Grundlagen<br />

der bildatlas beginnt mit dem grundlagen-<br />

Kapitel, in dem ausführlich und leicht verständlich<br />

die nötigen basics erklärt werden.<br />

dazu gehören zum beispiel die beschreibung<br />

der osteo- und arthrokinematik, eine<br />

einführung in die gelenkstellungen und die<br />

Quantität und Qualität von bewegungen.<br />

aber auch die Physiologie von bewegungsbahnung<br />

und -steuerung, sowie der schmerzentstehung<br />

und bewegungseinschränkung<br />

wird eingehend erläutert. ein besonderer<br />

schwerpunkt liegt auf der struktur der befunderhebung.<br />

anhand zahlreicher bilder<br />

und graphiken werden untersuchungstechniken<br />

beschrieben und dem Leser praktische<br />

hilfen angeboten, um die eigene be-<br />

fundtechniken weiter auszubauen. so findet<br />

man z. b. einen beispielhaften befundbogen,<br />

oder eine Liste mit den wichtigsten<br />

Laborwerten, die für eine manualtherapeutische<br />

behandlung interessant sind. damit<br />

der Leser sicher entscheiden kann, welche<br />

tests und untersuchungen eine hohe aussage<br />

für die behandlung und das ergebnis<br />

haben, werden auch die grundzüge<br />

des wissenschaftlichen arbeitens, wie die<br />

Überprüfung von gütekriterien und die bewertung<br />

von studien erklärt. so erhält man<br />

ein adäquates hintergrundwissen, um der<br />

Forderung nach evidenzbasierter Medizin<br />

und deren anwendung gerecht zu werden.<br />

Untersuchungstechniken<br />

im anschluss an die grundlagen findet man,<br />

geordnet nach Körperregionen, untersuchungstechniken<br />

und die entsprechenden<br />

manuellen behandlungen. die tests sind so<br />

aufgebaut, dass neben den bewegungsprüfungen<br />

immer auch Zusatz- und Provokationstests<br />

für die einzelnen gelenke erklärt<br />

und auf bildern dargestellt werden. Zusätzlich<br />

ist eine entsprechende interpretation<br />

der tests, sowie Palpationstechniken und<br />

die biomechanik des gelenkes am anfang<br />

FrisCh eingetroFFen<br />

jedes Kapitels abgedruckt. anatomische<br />

Zeichnungen und bilder helfen, Muskelverläufe<br />

und knöcherne referenzpunkte zu<br />

wiederholen und sich zu vergegenwärtigen.<br />

Zu jedem gelenk bekommt der Leser ein<br />

untersuchungsschema mit bildern, welches<br />

eine gute hilfestellung bietet, um schnell<br />

und strukturiert die betroffenen bereiche<br />

und gelenke lokalisieren zu können. im anschluss<br />

an die manualtherapeutischen tests<br />

werden die jeweiligen behandlungstechniken<br />

erläutert. Jede technik wird dabei in ihrer<br />

ausgangs- und endstellung beschrieben<br />

und graphisch dargestellt. die beschreibung<br />

ist kurz und präzise, enthält aber alle wichtigen<br />

details, die für eine adäquate grifftechnik<br />

nötig sind. durch entsprechende<br />

Markierungen in den bildern werden die bewegungsabläufe<br />

der techniken visualisiert,<br />

sodass jeder einzelne schritt, wie z. b. eine<br />

traktion oder Fixation, gut nachvollziehbar<br />

wird. ein weiters hilfreiches Merkmal ist, dass<br />

jede behandlungs-, als auch untersuchungstechnik<br />

am rand entsprechende hinweise<br />

beinhaltet, was bei der jeweiligen anwendung<br />

zu beachten ist und wie man entsprechende<br />

auffälligkeiten bewerten kann.<br />

Bonuspunkt<br />

als besonderes schmankerl gibt es in jedem<br />

Werk sechs anatomieposter, die die Muskeln<br />

der oberen und unteren extremität, sowie<br />

des rumpfes mit ursprung und ansatz<br />

und in ihrer Funktion abbilden. besonders<br />

an viel benutzten orten, wie z. b. in der Küche<br />

sind sie eine super Möglichkeit, die anatomie<br />

quasi im Vorbeigehen zu lernen und<br />

zu rekapitulieren.<br />

durch die Kombination aus beschreibungen<br />

und bildern, gepaart mit wissenschaftlichen<br />

und inhaltlichen hintergrundinformationen<br />

bietet der »bildatlas der Manuellen<br />

therapie« für den erfahrenen Manualtherapeuten,<br />

als auch für den berufsanfänger<br />

eine optimale auswahl an praxisnahen<br />

techniken, die man sich durch die vielen<br />

bilder schnell in erinnerung rufen und aneignen<br />

kann.<br />

Probeseiten, Inhaltsverzeichnis<br />

und Bestellung exklusiv online<br />

unter: www.dieFachwelt.de<br />

<strong>physio</strong>-<strong>Journal</strong> 39


MitMaChen & geWinnen<br />

FaLLQuiZ<br />

Hier kann wieder abgesahnt werden!<br />

In jeder Ausgabe werden wir einen Fall mit Röntgen-<br />

und MRT-Bildern schildern, ohne die Diagnose zu<br />

benennen. Eure Aufgabe ist es, anhand der Fakten die<br />

Diagnose herauszufinden und sie uns zu schicken.<br />

40 <strong>physio</strong>-<strong>Journal</strong><br />

Rechts Links<br />

Ausmaß/Quantität Qualität/EG Ausmaß/Quantität Qualität/EG<br />

Aktive Abduktion 160 ° fest-elastisch 90 ° fest-elastisch<br />

Passives Weiterbewegen in<br />

Abduktion<br />

170 ° fest-elastisch 110°<br />

Passive Abduktion 170 ° fest-elastisch 110 °<br />

schmerzen am ende<br />

d. bew., fest-elastisch<br />

schmerzen am ende<br />

d. bew., fest-elastisch<br />

Aktive Außenrotation 60 ° fest-elastisch 35 ° fest-elastisch<br />

Passives Weiterbewegen in<br />

Außenrotation<br />

70 ° fest-elastisch 45° fest-elastisch<br />

Passive Außenrotation 70 ° fest-elastisch 45 ° fest-elastisch<br />

Aktive IR 50 ° fest-elastisch 40° fest-elastisch<br />

Passives Weiterbewegen in IR 55 ° fest-elastisch 45 ° fest-elastisch<br />

Passive IR 55 ° fest-elastisch 45 ° fest-elastisch<br />

Gleiten posterior 3 fest-elastisch 2 fest-elastisch<br />

Gleiten anterior 3 fest-elastisch 1 fest-elastisch<br />

Gleiten caudal 3 fest-elastisch 1 fest-elastisch<br />

R Abduktoren<br />

1. Fall<br />

ein 70-jähriger, männlicher Patient hat, nachdem er vor fünf Monaten<br />

auf seinen linken ausgestreckten arm gefallen ist, eine bewegungseinschränkung<br />

im schultergelenk in die abduktion, sowie<br />

in die innen- und außenrotation. den schürzen- und den nackengriff<br />

kann er nur unvollständig ausführen. neurologische ausfälle<br />

Keine schmerzen<br />

Kraft konstant stark<br />

nach seinem sturz hatte der Patient starke schmerzen in der linken<br />

schulter und im linken oberarm, woraufhin er geröntgt und für vier<br />

Wochen mit einem gilchrist-Verband und antiphlogistika versorgt<br />

wurde. aufgrund der stabilen Lage der Frakturfragmente und dem<br />

günstigen heilungsverlauf wurde auf eine operation verzichtet.<br />

Klassifiziert wird diese art von Fraktur nach neer. dabei richtet sich<br />

die einteilung nach der anzahl der Fragmente und dem grad der<br />

dislokation.<br />

Physiotherapeutisch wird der Patient mit schultermobilitätstechniken<br />

und Weichteiltechniken behandelt. Zudem wird die aufrechte<br />

Körperhaltung eingeübt und die scapula- und schultergelenksstabilisatoren<br />

trainiert, um den scapulathorakalen rhythmus und die<br />

schulterstabilität zu verbessern.<br />

Nun die Frage: Wie lautet die Diagnose des Patienten?<br />

Eure Antwort sendet bitte bis zum 15.01.2013 an: kruft@diefachwelt.de<br />

Aus allen eingegangenen,<br />

richtigen Antworten<br />

verlosen wir fünf Sets<br />

»Lernkarten Muskulatur«.<br />

Die Lösung und Gewinner werden in der dritten Ausgabe bekannt gegeben.<br />

bestehen weder zum Zeitpunkt der untersuchung noch direkt nach<br />

dem unfall. allerdings hatte er ein ausgeprägtes hämatom am<br />

oberarm und am seitlichen thorax. die abduktion gegen Widerstand<br />

ist noch schmerzhaft und der impingement-test nach hawkins<br />

positiv.<br />

schmerzen<br />

Kraft schwächer als in den rechten abduktoren<br />

Das Röntgenbild zeigt die Schulter einige Monate nach dem Sturz.


»aus aLt MaCht neu«<br />

In vielen Lebensbereichen sieht man, dass sich Trends alle 20 bis 30 Jahre wiederholen,<br />

das beste Beispiel dafür ist wahrscheinlich die Mode. Es hat sicherlich mehrere<br />

Gründe, warum alte Ideen immer wieder aufl eben und sich letztendlich bewähren.<br />

in der Physiotherapiewelt lernt man auch immer noch traditionelle, alt bewährte behandlungstechniken<br />

wie Kneipp’sche güsse, Pezziballgymnastik, schlingentisch, brunkow stemmführung,<br />

klassisches taping, Manuelle therapie, klassische Massage, bindegewebsmassage<br />

u. v. m. kennen! Zu beobachten ist aber auch, dass sich zahlreiche »moderne« Methoden<br />

auf dem Markt verbreiten wie s. e. t. (sling exercise therapy), spiraldynamik, Myofascialtriggerpoint-release,<br />

kinesiologisches taping usw. es gibt so viele alte therapiegeräte wie<br />

z. b. den Kegel, den gymnastikball, den therapiekreisel, das deuserband, den gehbarren,<br />

das Wackelbrett, die Medizin-, gymnastik- und Pezzibälle, das sprungseil, die sandsäcke, die<br />

igelbälle etc. die man schon fast zugunsten von Laufband, nordic walking, Fitnessgeräten,<br />

dynamometern, ultraschall- und biofeedbackgeräten vergessen hätte.<br />

Aus diesem Grund lautet unser Motto: »back to the roots«! Wir wollen mit euch<br />

eine kleine Zeitreise in die Vergangenheit machen!<br />

Eure Kreativität ist gefragt<br />

eure aufgabe ist es, als kleine gruppe oder<br />

Klasse anhand von einem »altertümlichen«<br />

gerät ein therapiekonzept für bestimmte<br />

Krankheitsbilder zu entwickeln.<br />

dieses kleine Konzept sollte folgende Merkmale<br />

erfüllen:<br />

die Übungen müssen steigerungsfähig<br />

sein und an den Patienten individuell angepasst<br />

werden können (verschiedene schwierigkeits-,<br />

intensitätsstufen).<br />

die Übungen müssen auf ein bestimmtes<br />

Krankheitsbild oder an eine bestimmte<br />

gruppe von erkrankungen zugeschnitten<br />

sein, z. b. Wirbelsäulengymnastik bei chronischen<br />

rückenschmerzen, gangschule für<br />

hemiparesepatienten, ausdauertraining für<br />

CoPd oder herzkreislauferkrankungen, Förderung<br />

der sensomotorischen entwicklung<br />

von säuglingen und Kleinkindern, sturzprophylaxe<br />

…<br />

das Konzept muss praktisch durchgeführt<br />

werden und anhand von Fotos belegt sein.<br />

die ausgewählten techniken sollten an<br />

Mitschülern, -studenten, gymnastikgruppe<br />

evaluiert werden, d.h. ihr solltet Parameter<br />

auswählen, die ihr vor und nach der therapieeinheit<br />

messen könnt. bei CoPd würde<br />

sich die Vitalkapazität eignen, bei chroni-<br />

schen rückenschmerzen könntet ihr die<br />

schmerzen anhand der Vas (Visual analogue<br />

scale) messen oder bei ausdauertraining<br />

könnte man ruhe-, belastungs- und<br />

erholungspuls vergleichen.<br />

euer neues/altes therapiekonzept solltet<br />

ihr uns in bild und schrift mit evaluation einsenden.<br />

Voraussetzungen für<br />

die Teilnahme<br />

ihr seid mindestens 5 Physiotherapieschüler,<br />

-studenten oder euer Physiotherapieexamen<br />

ist noch nicht älter als 1 Jahr.<br />

ihr könnt euch max. drei therapiegeräte<br />

auswählen.<br />

die von euch gewählten therapiegeräte<br />

muss es schon vor 100 Jahren in der Physiooder<br />

ergotherapie gegeben haben.<br />

Mit dem von euch gewählten therapiegerät<br />

muss ein kleines therapiekonzept entstehen,<br />

die Kriterien stehen oben.<br />

das Konzept muss praktisch durchgeführt<br />

werden und anhand von Fotos belegt sein.<br />

die evaluationsdaten müssen an die redaktion<br />

gesendet werden.<br />

die Maßnahmen sollten einen neuheitscharakter<br />

haben, d.h. nicht einfach alte<br />

Übungen abschreiben und übernehmen!<br />

MitMaChen & geWinnen<br />

<strong>physio</strong>-<strong>Journal</strong> 41<br />

fotolia: shootingankauf<br />

Mitmachen lohnt sich, denn es<br />

gibt tolle Preise zu gewinnen:<br />

1. Platz<br />

2. Platz<br />

3. Platz<br />

4.– 6. Platz<br />

7.–10. Platz<br />

Wir werden die drei besten ideen in<br />

der dritten ausgabe des Physiojournals<br />

veröffentlichen! in dieser ausgabe<br />

werden alle gewinner bekanntgegeben.<br />

eure ideen schickt ihr bitte an:<br />

kruft@diefachwelt.de<br />

Einsendeschluss: 15.01.2013<br />

Bildatlas<br />

Senso-Taping ®<br />

(Kopf, hWs, bWs,<br />

oberer rumpf)<br />

Das Muskelbuch<br />

Tapematerial<br />

(2 rollen tape,<br />

1 schere)<br />

Ein Hellerskript<br />

nach Wahl<br />

Lernposter-Set<br />

Anatomie


MitMaChen & geWinnen<br />

42 <strong>physio</strong>-<strong>Journal</strong><br />

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kruft@diefachwelt.de<br />

kruft@diefachwelt.de<br />

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Pt-geFLÜster<br />

insider<br />

Kennt ihr das auch? Einige wissen schon am ersten Tag der Ausbildung, was sie nach den drei Jahren Vollzeitpauken<br />

machen wollen! Wenn man allerdings ehrlich ist, ist man oft noch ziemlich ratlos, was man aus der Vielzahl<br />

an Möglichkeiten auswählen kann! Hier haben ein paar Kommilitonen von euch ihr Statement abgegeben:<br />

Marius Henseler, Freiburg<br />

nach meiner ausbildung möchte ich so schnell, wie es<br />

mir finanziell möglich ist in die usa, um dort eine ausbildung/Weiterbildung<br />

zum osteopathen zu machen.<br />

ich möchte dazu in die usa, da ich gehört habe, dass<br />

dort die ausbildung umfassender sein soll und ich zusätzlich<br />

mehr eindrücke im ausland sammeln kann. danach möchte ich<br />

vorerst als angestellter praktizieren und später möglichst eine eigene Praxis<br />

eröffnen, aber davon träumt ja jeder!<br />

Maike Happel,<br />

Marburg<br />

Wenn meine ausbildung<br />

zu ende geht<br />

und ich mein examen<br />

erfolgreich bestanden<br />

habe, möchte ich zunächst einmal ins ausland<br />

gehen. hierfür versuche ich entweder<br />

ein Praktikum in die richtung gesundheitsförderung<br />

in neuseeland oder einem anderen<br />

wunderbaren Land zu erhalten oder<br />

bewerbe mich auf einem Kreuzfahrtschiff<br />

als Physiotherapeutin. nach einem darauffolgenden<br />

eventuellen studium würde ich<br />

zunächst gerne die Lymphdrainage-Fortbildung<br />

und später neben der arbeit in der<br />

Praxis auch eine Fortbildung in der Manuellen<br />

therapie machen.<br />

Bastian Grumbrecht,<br />

Braunschweig<br />

ich habe als Jugendlicher<br />

angefangen mich<br />

für sport(-medizin)<br />

zu interessieren und<br />

habe dann ziemlich<br />

schnell eingesehen, dass die ausbildung<br />

zum Physiotherapeuten mir diesbezüglich<br />

sehr viele optionen eröffnet: sportwissenschaften<br />

studieren (sport<strong>physio</strong>),<br />

Medizin studieren (sportarzt), ein studium<br />

der Physiotherapie, oder vielleicht sogar der<br />

osteopathie stehen mir nach dem examen<br />

frei.<br />

Was genau es dann wird, steht zwar noch<br />

nicht fest, allerdings wird es auf jeden Fall<br />

ein studium sein, das auf der ausbildung<br />

aufbaut. Langfristig würde ich gerne irgendwann<br />

meine eigene Praxis aufmachen.<br />

Julia Reinmann<br />

nach abschluss meiner ausbildung würde<br />

ich gerne für einige Monate ins ausland<br />

gehen um dort als Physiotherapeutin zu arbeiten.<br />

um mich weiterzubilden und eine<br />

abwechslungsreiche behandlung anbieten<br />

zu können, möchte ich nach der Zeit im ausland<br />

verschiedene Fortbildungen besuchen, wie zum beispiel manuelle<br />

Lymphdrainage. in den nächsten Jahren könnte ich mir auch noch,<br />

neben meiner arbeit in einer rehabilitationsklinik oder einer privaten<br />

Praxis, eine ausbildung zur osteopathin vorstellen.<br />

Luisa Kienle, Freiburg<br />

Meine Pläne für die Zeit nach der<br />

ausbildung sind noch nicht sehr konkret.<br />

Zu erst heißt es mal das examen<br />

schaffen. ich könnte mir sehr gut<br />

vorstellen, meinen schwerpunkt auf<br />

die arbeit mit Menschen mit behinderung<br />

zu setzen, seien es nun Kinder<br />

oder erwachsene. sicher ist auch<br />

der bereich des behindertensports<br />

sehr interessant und erfüllend. auf<br />

die idee kam ich durch meine eltern,<br />

die beide in einer sozialpädiatrischen<br />

anstalt arbeiten (Physiotherapeutin<br />

und Psychologe). durch verschiedene<br />

hospitationstage konnte ich auch<br />

schon einen kleinen einblick in diesen<br />

bereich erlangen.<br />

da ich selber begeisterte reiterin bin,<br />

würde ich mich sehr freuen, wenn<br />

sich diese Leidenschaft auch in den<br />

beruf der Physiotherapeutin einflechten<br />

ließe. sei es durch hippotherapie<br />

oder die direkte Physiotherapie am<br />

Pferd. beides sicher bereiche, in denen<br />

ich mir eine arbeit als Physiotherapeutin<br />

sehr gut vorstellen kann.<br />

Magdalena Tabitha Schmidt,<br />

Bad Kreuznach<br />

ich möchte mich nach der ausbildung<br />

im Präventivbereich<br />

fortbilden, das heißt, zunächst<br />

habe ich die absicht, eine rückenschule<br />

zu leiten. dabei möchte ich Menschen<br />

jeden alters anregen, sich durch bewegung fit<br />

zu halten. denn darin sehe ich einen wichtigen<br />

beitrag zur Kostenreduzierung im gesundheitsbereich.<br />

später werde ich mich in PnF, MLd, Mt<br />

fortbilden.<br />

<strong>physio</strong>-<strong>Journal</strong> 43


insider<br />

44 <strong>physio</strong>-<strong>Journal</strong><br />

CoMiC<br />

die autoren dieser ausgabe:<br />

susanne Klotz<br />

Hi (Name)!<br />

Schwieriger Fall?<br />

Mariola barreda Perez<br />

Verena gesing<br />

Constanze block<br />

Ja (Name)!<br />

HWS, Schulterschmerzen …<br />

unscharfe Symptomatik<br />

noemi hagemann<br />

silke Wolf<br />

auf unserer homepage www.dieFachwelt.de gibt es mehr infos zu den autoren.<br />

H I L F E !!<br />

Wir suchen Namen für<br />

unsere Comic-Helden!!<br />

Vorschläge bitte an:<br />

kruft@diefachwelt.de<br />

anna Christina nowak<br />

anna heller<br />

Bestimmt Knoten<br />

in der autochtonen<br />

Rückenmuskulatur …<br />

eva schwarz<br />

stephan Kruft


VeranstaLtungen & terMine<br />

Datum<br />

November<br />

Veranstaltung Ort Internet<br />

08.11. – 09.11.<strong>2012</strong><br />

3rd european Congress on Physiotherapy education<br />

»advancing the Professional Profile«<br />

Wien www.congress<strong>2012</strong>.<strong>physio</strong>austria.at<br />

09.11. – 11.11.<strong>2012</strong> intersana internationale gesundheitsmesse augsburg www.intersana.de<br />

13.11. – 14.11.<strong>2012</strong> Workshop grade von studien zu Leitlinien Krems (a) www.cochrane.at/de/workshops<br />

14.11. – 17.11.<strong>2012</strong> Medica – Weltforum der Medizin düsseldorf www.medica.de<br />

16.11. – 17.11.<strong>2012</strong><br />

47. Österreichische gesellschaft für unfallchirurgie –<br />

Fortbildungsseminar: Wirbelsäule<br />

Wien<br />

22.11. – 24.11.<strong>2012</strong><br />

22. Jahrestagung der deutschen gesellschaft<br />

für neurorehabilitation e V.<br />

Fürth<br />

23.11. – 24.11.<strong>2012</strong><br />

Dezember<br />

14. update orthopädie und unfallchirurgie – die schulter neuss<br />

05.12. – 07.12.<strong>2012</strong><br />

12. Kongress der deutschen interdisziplinären Vereinigung<br />

für intensiv- und notfallmedizin<br />

hamburg www.divi<strong>2012</strong>.de<br />

06.12. – 08.12.<strong>2012</strong> 7. deutscher Wirbelsäulenkongress stuttgart www.dwg-kongress.de<br />

07.12. – 08.12.<strong>2012</strong><br />

Januar<br />

20. internationales symposium für Fußchirurgie München<br />

25.01. – 27.01.2013<br />

Februar<br />

Medizin – Fit für die Praxis stuttgart www.medizin-stuttgart.de<br />

13.02. – 15.02.2013 symposium intensivmedizin + intensivpflege 2013 bremen www.intensivmed.de<br />

28.02. – 02.03.2013<br />

März<br />

8. osnabrücker Kongress bewegte Kindheit osnabrück www.bewegtekindheit.de<br />

01.03. – 02.03.2013 5. orthopädie – unfallchirurgie – update – seminar Köln www.ortho-trauma-update.com<br />

02.03. – 05.03.2013<br />

04.03. – 08.03.2013<br />

08.03. – 09.03.2013<br />

11.03. – 12.03.2013<br />

14.03. – 16.03.2013<br />

92. Jahrestagung der deutschen Physiologischen<br />

gesellschaft<br />

Workshop evidence – based nursing / evidence – based<br />

Practice<br />

19. Jahrestagung der deutschen assoziation für<br />

Fuß und sprunggelenk e. V.<br />

Jahrestagung der deutschen gesellschaft für<br />

gesundheitsökonomie<br />

14. Jahrestagung des deutschen netzwerks<br />

evidenzbasierte Medizin<br />

heidelberg<br />

halle / saale<br />

stuttgart www.fusskongress.de<br />

essen<br />

berlin www.ebm-kongress.de<br />

21.03. – 23.03.2013<br />

April<br />

therapie Leipzig – Fachmesse und Kongress für therapie,<br />

Med. rehabilitation und Prävention<br />

Leipzig www.therapie-leipzig.de<br />

25.04. – 27.04.2013 rehab – rehabilitation, Pflege, integration Karlsruhe www.rehab-messe.de<br />

30.04. – 03.05.2013<br />

Juni<br />

dgCh München – Kongress der deutschen gesellschaft<br />

für Chirurgie<br />

München<br />

05.06. – 07.06.2013<br />

September<br />

hauptstadtkongress Medizin und gesundheit berlin www.hauptstadtkongress.de<br />

12.09. – 15.09.2013<br />

109. Jahrestagung der deutschen gesellschaft für Kinderund<br />

Jugendmedizin e. V.<br />

düsseldorf<br />

13.09. – 14.09.2013 dnebM – akademie 2013 Wittenberg<br />

21.09. – 26.09.2013 World Congress of neurology Wien www.kenes.com/wcn2013<br />

24.09. – 26.09.2013 Pflege + homecare Leipzig Leipzig www.pflege-homecare.de<br />

25.09. – 28.09.2013<br />

rehacare – internat. Fachmesse und Kongress<br />

rehabilitation – Pflege – Prävention – integration<br />

düsseldorf www.rehacare.de<br />

<strong>physio</strong>-<strong>Journal</strong> 45


das erWartet euCh<br />

in der 2. ausgabe<br />

46 <strong>physio</strong>-<strong>Journal</strong><br />

titeLtheMa:<br />

ManueLLe theraPie der unteren extreMitÄt<br />

Artikel: evidenzbasierte Mt<br />

Inhalt: einführung in die grundlagen der Wissenschaft anhand<br />

der behandlung des »Patellofemoralen schmerzes«<br />

Autor: Verena gesing (M.sc.)<br />

Artikel: Fallbeispiel »Pathologien der unteren extremität«<br />

Inhalt: die behandlung einer tibia-Fibular-Fraktur anhand von grafiken<br />

Autor: Johanna rapp<br />

Artikel: das Mulligan-Konzept<br />

Inhalt: erläuterung des Mulligan-Konzepts<br />

Autor: dr. Claus beyerlein<br />

Artikel: interview »dr. Martina dietl-Fried«<br />

Inhalt: Fragen zu ihrer arbeit als ärztliche Leiterin des Mt-Fortbildungsinstituts »iaoM« und<br />

ihre tätigkeit als Fachärztin für Physikalische und rehabilitative Medizin<br />

Autor: noemi hagemann<br />

Artikel: brainturbo – goodbye gedächtnislücken »Zahlensymbole«<br />

Inhalt: beschreibung und anwendungshilfen für das Lernen mit Zahlensymbolen<br />

Autor: Constanze block<br />

Artikel: blickwechsel »hebamme«<br />

Inhalt: Vorstellung des berufsbilds »hebamme«<br />

Autor: dorothea Kruft<br />

Artikel: eine hochschule stellt sich vor<br />

Inhalt: Vorstellung und beschreibung der hogeschool van arnhem en nijmegen<br />

Autor: benjamin Kretscher<br />

Weiteres: befundbogen »untere extremität«<br />

Muskelplakat<br />

Prüfungsfragen<br />

Veranstaltungskalender<br />

Konkressberichte …


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